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Hintergrund und Zusammenfassung
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Herkömmliche
Sammelbeutel zur Harnaufnahme werden üblicherweise über dem
Knie am Oberschenkel des Patienten festgeschnallt (vergl. die
US 3 897 785 A ,
Barto), so dass der Harn unter dem Eigengewicht in den Beutel abfließt. Für einen ambulanten
Patienten ist diese Anordnung oft unzweckmäßig und unbequem, da der Beutel
mit zunehmender Füllung
dazu neigt, am Bein herabzurutschen, sofern dies nicht durch weitere
Maßnahmen verhindert
wird. Weiterhin können
solche Beinbeutel mit zunehmender Füllung durch die Kleidung hindurch
wahrnehmbar werden und sie sind oft umständlich zu entleeren.
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Die
US 4 449 971 A (Cawood)
lehrt, dass ein Ausströmen
des Harns unter dem Eigengewicht zum Füllen eines Sammelbeutels nicht
erforderlich ist. Der Eigentonus des Blasen-Detrusormuskels und der
auf der Blase eines katheterisierten Ambulanzpatienten lastende
Intraperitonaldruck bewirken einen Harnabfluss aus der Blase bis
zu einer Höhe
von 10 cm oder mehr über
der distalen Katheterspitze. Daher kann bei einer sehr wirksamen
Harn-Drainage der Harnbeutel an ein Taillenband oder einen Gürtel gehängt auf
dem Unterleib des Patienten anstelle der Innenseite des Oberschenkels
getragen werden.
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Der
in der
US 4 449 971
A angegebene Beutel hat ein kurzes, mit einem Ventil versehenes
Ablassröhrchen,
das vom Beutel abwärts
absteht, wenn dessen Inhalt abgelassen werden soll, und im unbenutzten
Zustand auffaltbar und in eine Tasche am Beutel steckbar ist. Während ein
solches Ablaßröhrchen befriedigend
bei einem ambulanten Patienten funktioniert, der in der Lage ist,
mit dem Harnsammelbeutel aufrecht vor einer Toilettenschüssel zu
stehen und dann das Ablaßventil
zu betätigen,
so daß der
Inhalt des Beutels unter Schwerkraft in die Schüssel strömt, ist ein solches Verfahren
jedoch schwierig – wenn
nicht unmöglich – bei Patienten,
die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Ein solcher Patient muß entweder
versuchen, zu stehen – ein
Manöver,
das mit erheblichen Risiken verbunden sein kann – oder er muß den Beutel
vom Taillengürtel
lösen (oder
den Taillengürtel
aufschnallen), so daß der Beutel über die
Toilettenschüssel
gehalten und entleert werden kann.
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Ein
Hauptziel der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, einen
Urinsammelbeutel von dem Typ bereitzustellen, wie er in der
US 4,449,971 A offenbart
ist, und der darüberhinaus
ein heraus- und zurückziehbares
Ablaßröhrchen aufweist,
das es erlaubt, daß der
Inhalt eines solchen Beutels selbst von einem Patienten, der auf
einen Rollstuhl angewiesen ist, in eine Toilettenschüssel entleert
werden kann, ohne daß der
Beutel dabei vorher durch den Patienten entfernt werden muß. Die Verbesserung
besteht insbesondere darin, daß das
flexible Plastikablaßröhrchen die
Form einer flachen langen Spirale, vorzugsweise mit ovalem Umriß, hat und
darüberhinaus mit
der mit einem Ventil versehenen Ablaßöffnung des Urinsammelbeutels
verbunden ist oder verbunden werden kann. Das Ablaßröhrchen kann
dauerhaft oder in einer bevorzugten Ausführungsform entfernbar an der Öffnung befestigt
sein. Das Röhrchen besteht
aus einem weichen flexiblen thermoplastischen Material und ist wärmegeformt,
so daß es
auf eine solche Weise vorgespannt ist, daß es seine flache aufgerollte
Form annimmt, wenn keine Kräfte darauf
ausgeübt
werden. In seinem aufgerollten Zustand liegt das Ablaßröhrchen flach
an der Vorderseite des Beutels und wird in dieser Position durch
ein Halteband gehalten, das quer über die Vorderseite des Beutels
verläuft.
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Ein
anderer Vorzug der vorliegenden Konstruktion besteht darin, daß sie auch
von Patienten verwendet werden kann, die in der Nacht viel Harn lassen.
Das lange Ablaßröhrchen kann
abgerollt und in ein am Bett befindliches Gefäß geleitet werden, wodurch
der Patient auch während
der Nacht einen Unterleibsbeutel tragen kann, ohne daß ein Risiko von
Verunreinigungen besteht, das auftreten würde, wenn der Unterleibsbeutel
und sein Katheter entfernt und durch eine andere Ablaßeinrichtung
für die
Nacht ersetzt werden müßten. In
gleicher Weise erlaubt es das lange Ablaßröhrchen, daß ein Patient sogar während eines
chirurgischen Eingriffs einen Unterleibsbeutel tragen kann, da das
Ablassen des Harns aus dem Beutel eine Überwachung des Harnflusses durch
einen Anästhesisten
ermöglicht.
Nach Beendigung der Operation kann das Ablaßröhrchen vom am Bett befindlichen
Gefäß entfernt,
in seinen aufgewickelten Zustand zurückversetzt und unter das Halteband
des Unterleibsbeutels geschoben werden, wodurch der Unterleibsbeutel
wieder die ursprünglichen Bedingungen
zur ambulanten Verwendung hat.
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Andere
Merkmale, Ziele und Vorteile der Erfindung werden deutlich aus der
Beschreibung in den Zeichnungen.
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Zeichnungen
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1 ist
eine Vorderansicht eines Unterleibsbeutels, der mit dem langen Ablaßröhrchen nach
dieser Erfindung ausgestattet ist.
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2 ist
eine vergrößerte vertikale
Querschnittsansicht entlang der Linie 2-2 aus 1.
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3 ist
eine Vorderansicht ähnlich
derjenigen in 1, zeigt aber das Ablaßröhrchen in
teilweise abgewickeltem Zustand.
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4 ist
eine diagrammartige Ansicht und zeigt, wie das aufgerollte Ablaßröhrchen über den Rand
einer Toilette gehängt
werden kann.
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Detaillierte Beschreibung
der bevorzugten Ausführungsform
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Unter
Bezugnahme auf die Zeichnungen bezeichnet Bezugszeichen
10 im
allgemeinen eine Harnsammelvorrichtung mit einem Unterleibsbeutel
11,
einem Gürtel
12 zum
Tragen des Beutels um die Taille des Benutzers und einen Katheter
13 zum
Befördern
des Harns aus der Blase zum Sammelbeutel. Im Gebrauch wird der Beutel
auf die Weise getragen, wie es in der
US 4,449,971 A (die hiermit durch Bezugnahme
eingeführt
wird) gezeigt und beschrieben ist.
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Der
Beutel 11 ist im wesentlichen flach, wenn er leer ist,
und ist so dimensioniert, daß er
sich über den
Unterleib oder den Bauch eines Patienten erstreckt. Die Vorder-
und Rückwände 11a und 11b des Beutels
sind entlang ihrer Ober-, Seiten- und Unterkanten 14, 15 bzw. 16 miteinander
verbunden. Die Oberkante 14 ist im allgemeinen gerade und
erstreckt sich horizontal, wenn der Beutel getragen wird. Die Wände des
Beutels können
aus irgendeinem geeigneten thermoplastischen Film hergestellt sein,
der widerstandsfähig,
flexibel und flüssigkeits-/gasundurchlässig ist.
Wie in den Zeichnungen angedeutet, sind die Kanten 14–16 vorzugsweise miteinander
heißversiegelt.
Die Bodenkante 16 ist im allgemeinen V-förmig im
Umriß,
wobei ihre Seitenabschnitte abwärts
in Richtung der vertikalen Mittellinie des Beutels abfallen.
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Der
Beutel kann wahlweise ein weiches flexibles Rückenstück (nicht gezeigt) umfassen,
das aus einem flockigen oder nicht gewebten Textilerzeugnis bestehen
kann. Falls es vorgesehen ist, dient ein solches Rückenstück als Komfortschicht, damit
der Beutel nicht an der Haut des Patienten klebt, und wird vorzugsweise
an der Rückwand
11b durch
dieselbe Heißversiegelung
entlang der Kanten
14–
16 befestigt
sein. Der Gürtel
12 kann
an der Rückwand
11b durch
irgendwelche geeigneten Mittel gesichert sein. Ist eine hintere
Komfortschicht vorgesehen, können
sich die Bandabschnitte
12a des Gürtels auswärts durch die vertikalen Schlitze
(nicht gezeigt) in der hinteren Komfortschicht erstrecken. In diesem
Fall ist ein direktes Befestigen des Gürtels an der Rückwand
11b nicht
nötig,
da die hintere Komfortschicht dann dazu dient, Gürtel und Beutel zusammenzuhalten.
Eine solche Komfortschicht ist in der
US 6 045 542 A bzw.
DE 199 5628.6 A1 offenbart, die
hier durch Bezugnahme eingeführt
wird.
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Ein
Einlaßröhrchen 20 aus
Polyvinylchlorid oder aus einem anderen geeigneten thermoplastischen
Material ist mit der oberen Vorderwand 11a des Beutels
heißversiegelt
und mit dem Inneren des Beutels über
ein geeignetes Einwegventil 21 verbunden. Wie in 1 gezeigt,
ist der Außenabschnitt
des Einlaßröhrchens
betriebsmäßig mit
dem proximalen Ende 13a des Katheters 13 verbunden.
Die Verbindung kann dauerhaft sein, obwohl hier eine entfernbare
Verbindung bevorzugt wird.
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Das
Einwegventil
21 kann aus einem Paar von flexiblen thermoplastischen
Streifen bestehen, die entlang ihrer Kanten heißversiegelt sind, wodurch ein
Durchgang definiert wird, der an seinem einen Ende mit dem Einlaßröhrchen
20 verbunden
und an seinem anderen Ende nur dann geöffnet ist, wenn der Flüssigkeitsdruck
innerhalb des Durchgangs die Streifen auseinandertreibt, wodurch
das Ganze als ein Anti-Rücklauf-Klappenventil
arbeitet, wie es detaillierter in der
US 4,449,971 A offenbart ist.
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Eine
mit dem Ventil 26 verbundene röhrenförmige Ablaßöffnung 25 ist mit
den unteren Kanten des Beutels heißversiegelt und steht mit dem
Inneren des Beutels in Verbindung. Das in den Fig. gezeigte Ventil
besteht aus zwei Elementen 26a und 26b, die miteinander
verschraubt sind. Das Öffnen
und Schließen
des Ventils erfolgt dadurch, daß einfach das
Drehelement 26b in die eine oder andere Richtung in Bezug
auf Ebene 26a gedreht wird. Da ein solches Ventil beider
Verwendung in Sammelvorrichtungen wohlbekannt ist, erübrigt sich
eine detaillierte Beschreibung von dessen Aufbau und Betrieb.
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Die
röhrenförmige Ablaßöffnung
25 ist
entlang der vertikalen Mittellinie des Beutels angeordnet, wie in
1 und
2 gezeigt.
Ein flexibles sich selbst zurückziehendes
Ablaßröhrchen
27 ist
an seinem proximalen Ende mit einer mit Ventil versehenen Ablaßöffnungsanordnung
25,
26 versehen.
Die Verbindung kann dauerhaft sein, ist hier aber vorzugsweise entfernbar,
indem das proximale Ende
27a über das Auslaßende des
Ventilelementes
26b geschoben wird, da es eine solche Entfernungsmöglichkeit
erlaubt, daß der
Beutel
11 auf die Weise verwendet werden kann, wie es in
der
US 4,449,971 A beschrieben
ist, wenn die Verwendung eines langen selbstzurückziehenden Ablaßröhrchens
als unbequem oder nicht notwendig angesehen wird.
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Das
Ablaßröhrchen 27 ist
aus einem weichen flexiblen thermoplastischen Material geformt, das
in eine flache zusammengerollte Form wärmegeformt werden kann und
auf diese Weise aufgrund seines Formerinnerungsvermögens vorgespannt
wird, so daß es
diese Form beibehält
oder sich in sie zurückzuzieht.
Polyvinylchlorid wird als besonders effektiv angesehen, vorzugsweise
von einem Härteprüfgrad auf
der Shore A Skala von ungefähr
65 bis 80, andere thermoplastische Materialien mit ähnlichen
Eigenschaften können
aber auch verwendet werden. Es hat sich ergeben, daß ein PVC-Röhrchen mit
einem Innendurchmesser von 0,6 cm (1/4 inches) und einer Länge von
75–90
cm (30–36
inches), das zu einer flachen Spirale – vorzugsweise mit ovaler Form,
wie in 1 gezeigt – zusammengerollt
und dann für
ungefähr
15 Minuten bei einer Temperatur von 392–437°C (200–225°F) erhitzt wurde, beim Abkühlen wieder
die Grundeinstellung ("set") einnimmt und auch
in diese aufgewickelte Anordnung zurückkehrt, wenn es ausgedehnt
und dann wieder losgelassen wird. Somit kann das Ablaßröhrchen leicht zum
Entleeren des Beutels 11 auseinandergezogen werden, wie
in 3 und 4 gezeigt, wobei das Formerinnerungsvermögen dazu
führt oder
zumindest dazu beiträgt,
daß das
Röhrchen
in die zusammengerollte Konfiguration aus 1 und 2 zurückkehrt,
wenn die Ausdehnungkräfte
nicht mehr wirken. In diesem flachen zusammengerollten Zustand,
in dem die Hauptachse der Ellipse vertikal verläuft, wenn der Beutel wie in 1 getragen
wird, kann das zusammengerollte Röhrchen nach oben gegen die
Vorderseite 11a des Beutels 11 gefaltet werden.
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Am
Beutel ist eine Haltevorrichtung vorgesehen, um das zusammengerollte
Röhrchen 27 in
seinem zurückgezogenen
Zustand zu halten. In der gezeigten Darstellung hat die Halteeinrichtung
die Form eines flexiblen Bandes 30. Das längliche
Band verläuft
quer (horizontal) und umfaßt
einen mittleren Abschnitt 30a und Endabschnitte 30b.
Kreisförmige Heißversiegelungen 31 verbinden
nicht nur die Endabschnitte 30b mit der Vorderseite des
Beutels, sondern sichern auch die Vorder- und Rückwände 11a und 11b an
zwei seitlich angeordneten Befestigungsbereichen. Es ist zu erkennen,
daß die
beiden Flecke oder Bereiche der Verbindung in gleichen Abständen auf
gegenüberliegenden
Seiten der vertikalen Mittellinie des Beutels angeordnet sind und
daß sich
jede Heißversiegelung 31 ungefähr in der
Mitte zwischen dieser Mittellinie und einer Seitenkante 15 befindet.
Das Band 30 ist so angeordnet, daß sich das Ventil und die Mitte
der flachen Spirale ungefähr in
derselben Höhe
befinden wie das Band und leicht zwischen die Vorderseite 11a und
den Mittelabschnitt 30a des Bandes gesteckt werden können, wenn
das Ablaßröhrchen 27 aufgerollt
und nach oben in die abgehobene Position gefaltet ist.
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Wie
in 3 gezeigt, nimmt das wärmegeformte Ablaßröhrchen 27 seinen
zusammengerollten Zustand ein, auch wenn sein distales Ende 27b während eines Entleerungsvorganges
nach außen
vom Beutel weggezogen wird. Diese Tendenz, im zusammengerollten
Zustand zu verbleiben, hat sich als nützlich erwiesen, wenn es darum
geht, einen Benutzer zeitweilig dabei zu unterstützen, das distale Ende an einer
Toilettenschüssel
zur Vorbereitung der Entleerung zu befestigen. 4 zeigt,
wie die Windungen am distalen Ende 27b des Ablaßröhrchens 27 über die
Kante 32 der Schüssel
einer herkömmlichen Spültoilette 33 von
einem in einem Rollstuhl sitzenden Patienten (nicht gezeigt) gewickelt
oder gehängt werden
können,
wodurch es dem Patienten ermöglicht
wird, beide Hände
zum Betätigen
des Ventiles zu benetzen.