DE10024366C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Schichtcharakterisierung - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur SchichtcharakterisierungInfo
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Abstract
Es wird ein Verfahren zur Charakterisierung der Massenbelegung einer Probe (9) auf einem mit einer metallischen Beschichtung versehenen, schwingfähigen Substrat (10) beschrieben, wobei einerseits eine elektrische Anregung von Hochfrequenzschwingungen des Substrats (10) und eine Messung der massenbelegungsabhängigen Resonanzfrequenz des Substrats (10) erfolgen und aus der Resonanzfrequenz die akustische Dicke der Probe (9) ermittelt wird, und andererseits an der mit der Probe (9) belegten metallischen Beschichtung die Koppelbedingung der Anregung von optischen Resonazen durch eine Reflektivitäts- und/oder eine Streulichtmessung bestimmt und aus der Koppelbedingung die optische Dicke der Probe (9) ermittelt wird. Es werden auch eine Vorrichtung und ein Schwingquarz zur Umsetzung des Verfahrens beschrieben.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Charakterisierung
einer Massenbelegung auf einem Substrat, insbesondere zur
Messung von Schichtdicken, Flächendichten, Massenbelegungen
oder davon abgeleiteten Großen oder von viskoelastischen Ei
genschaften, wie z. B. ein Schermodul oder eine Viskosität,
mit einer Schwingquarz-Mikrowaage, eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens und einen Schwingquarz für eine
Schwingquarz-Mikrowaage.
Die Verwendung von Schwingquarz-Mikrowaagen zur Messung von
Schichtdicken oder Massenbelegungen ist allgemein bekannt (DE 299 21 039 U1).
Der Sensor einer solchen Mikrowaage besteht aus
einem piezoelektrischen Schwingquarz-Kristall in Form eines
Plättchens mit beidseitig aufgedampften, metallischen Elekt
rodenschichten. Durch Beaufschlagung der Elektrodenschichten
mit einer elektrischen Wechselspannung wird der Kristall zu
einer Dicken-Scherschwingung angeregt, die typischerweise im
MHz-Bereich eine akustische Resonanzfrequenz besitzt. Bei der
Resonanzfrequenz besitzen die Amplitude und die Wechselstrom-
Leitfähigkeit ein scharfes Maximum. Dieses wird zur Messung
der Resonanzfrequenz auf elektrischem Wege genutzt. Befindet
sich auf der Oberfläche des Schwingquarzes eine dünne
Schicht, so erhöht diese die mitschwingende Masse. Mit zuneh
mender Masse des einen Resonator bildenden Schwingquarzes er
niedrigt sich dessen Resonanzfrequenz. Aus der Messung der
Resonanzfrequenzverschiebung bei Schichtaufbringung kann die
auf dem Schwingquarz abgeschiedene Masse bzw. die Schichtdi
cke sehr genau bestimmt werden.
Schwingquarz-Mikrowaagen werden typischerweise zur Dickenmes-
Sung bei Dampfabscheidungsvorgängen verwendet, können aber
auch zur Messung in flüssigen Medien eingesetzt werden. Dabei
ergibt sich das folgende Problem. Wenn das aus dem flüssigen
Medium auf den Schwingquarz als Adsorbat abgeschiedene Mate
rial im flüssigen Medium (Lösungsmittel) gequollen ist oder
eine rauhe Oberfläche besitzt, so besteht die apparente Mas
se, die die Resonanzfrequenz des Schwingquarzes bildet, zum
Teil aus der Masse des Adsorbats und zum anderen Teil aus der
Masse des quellenden, in die Schicht eingelagerten Lösungs
mittels. Mit dem Adsorbat werden bei der Schwingung des
Schwingquarzes auch Teile des Lösungsmittels mitbewegt. Da
die Massenanteile nicht ohne Zusatzannahmen trennbar sind,
ist die Messung der Adsorbatbelegung im flüssigen Medium feh
lerbehaftet. Die mit einer Schwingquarz-Mikrowaage im flüssi
gen Medium gemessene Schichtdicke oder Massenbelegung wird
auch als "akustische Dicke" bezeichnet.
Es ist auch allgemein bekannt, Schichtdicken optisch, z. B.
durch Absorptions- oder Brechungsindex-Messungen, zu erfas
sen. Die optische Dickenmessung an Adsorbaten im flüssigen
Medium sind weniger durch das genannte Problem der Adsorbat
quellung betroffen. Das gequollene Adsorbat besitzt in der
Regel einen entsprechend verringerten Brechungsindex, wodurch
die Zunahme an Schichtdicke durch Quellung ungefähr kompen
siert wird. Das Produkt aus Brechungsindex-Inkrement und geo
metrischer Dicke bzw. das Integral des Brechungsindex-
Inkrements über die Schichtdicke wird als "optische Dicke"
bezeichnet.
Aus der Publikation von W. Knoll in "MRS Bulletin", Juli
1991, Seite 29 ff., sind Verfahren zur optischen Charakteri
sierung organischer dünner Schichten und Grenzflächen mit evaneszenten
Wellen bekannt. Bei der Totalreflektion von Licht
an der Grenzfläche zwischen einem optisch dichteren Medium zu
einem optisch dünneren Medium, das untersucht werden soll,
treten evaneszente Wellen in das optisch dünnere Medium ein.
Die Wechselwirkung der evaneszenten Wellen mit dem zu unter
suchenden Medium liefert eine Aussage über dessen Absorpti
onseigenschaften.
Von besonderem Interesse ist die Kombination der Messung eva
neszenter Wellen mit der Anregung von Oberflächenplasmonen-
Resonanzen (auch als "Surface Plasmon Resonances", SPR, oder
Plasmonen bezeichnet). An der Grenzfläche zwischen einer Me
tallschicht und einem Dielektrikum kommt es unter bestimmten
Resonanzbedingungen zu einer an die Grenzfläche gebundenen
optischen Feldverstärkung, dem Oberflächenplasmon. Oberflä
chenplasmonen sind optische Resonanzen mit einem bestimmten
Wellenvektor kx. Bei Aufbringen von dünnen Schichten auf eine
Metalloberfläche verschiebt sich der Wellenvektor kx sehr
empfindlich mit der Dicke der aufgebrachten Schicht. Aus dem
Wellenvektor kx kann man mit einer Submonolagen-Genauigkeit
die Schichtdicke ermitteln.
Da der Wellenvektor kx des Plasmons größer als der Wellenvek
tor des Lichts gleicher Frequenz im angrenzenden Dielektrikum
ist, werden Oberflächenplasmonen bei Einstrahlung von Licht
auf glatte Metalloberflächen nur unter bestimmten Bedingungen
angeregt. Es wird beispielsweise die sog. Kretschmann-Konfi
guration verwendet, bei der eine Metallschicht mit geringer
Dicke (semitransparent) auf der langen Außenseite eines Pris
mas mit der Grundfläche eines gleichschenkligen Dreiecks und
auf der Metallschicht die zu untersuchende Schicht aufge
bracht werden. Die Beleuchtung mit Totalreflektion und Erzeu
gung evaneszenter Wellen erfolgt von einer kurzen Prismenseite
her. Durch die Einstrahlung über das Prisma wird der Wel
lenvektor erhöht und bei einem bestimmten Einstrahlwinkel,
dem sog. Koppelwinkel, kommt es zur Anregung des Plasmons.
Der Koppelwinkel wird anhand des zugehörigen Minimums der
winkelabhängigen Reflektivität der Metallschicht mit der zu
untersuchenden Schicht gemessen.
Bei Anregung unter optischen Resonanzbedingungen können an
Stelle von Plasmonen analog auch Wellenleitermoden (WM) ange
regt werden. Eine solche Resonanz kann mit einer dielektri
schen Multischichtstruktur erzielt werden, bei der ein op
tisch dichteres Medium entweder von zwei optisch dünneren Me
dien oder von einem optisch dünneren Medium und einer Metall
schicht begrenzt wird.
Zur Ermittlung der Schichtdicke einer Probe werden mit den
evaneszenten Wellen in der Probe Oberflächenplasmonen (im
Folgenden: OP) erzeugt. Der zur OP-Erzeugung erforderliche
Einfalls- oder Koppelwinkel ist von der Schichtdicke abhän
gig. Dies wird beispielsweise von I. Pockrand in "Surf.
Sci.", Band 72, 1978, Seite 577 ff. erläutert. Die Schichtdi
ckenbestimmung erfolgt durch Ermittlung des jeweiligen Kop
pelwinkels zur OP-Erzeugung.
Die Umsetzung der Messprinzipien unter Verwendung evaneszen
ter Wellen, insbesondere der OP-Spektroskopie in Kretschmann-
Konfiguration, ist bisher an spezielle Laborbedingungen ge
bunden. Die Kretschmann-Konfiguration ist an trockenen
Schichten unter Raumluftbedingungen relativ einfach reali
sierbar. Zur Untersuchung von Schichten in flüssigen Medien
müssen spezielle Küvettenaufbauten verwendet werden, die e
benfalls von W. Knoll in der genannten Publikation beschrie
ben werden. Es besteht aber ein Interesse an einer möglichst
universell einsetzbaren, nicht an spezielle Gefäßgeometrien
gebundenen Messtechniken zur Bestimmung der optischen Dicke
schichtförmiger Proben.
Aus der Publikation B. Fischer et al. in "J. Appl. Phys."
Band 75, 1994, Seite 1577 ff., sind Untersuchungen zur Dis
persion von Oberflächenplasmonen in verschiedenförmigen Git
tern in Silberschichten bekannt. Es wurde eine Beziehung zwi
schen dem Gitterprofil und der OP-Dispersion gefunden. Die
Erzeugung von Gittern zur Anregung von Oberflächenplasmonen
wird auch von X. Mai et al in "Appl. Opt.", Band 24, 1985,
Seite 315 ff. beschrieben.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren
zur Dicken- und/oder Massenbestimmung an schichtförmigen Pro
ben, insbesondere in flüssigen Medien, anzugeben. Das Verfah
ren soll insbesondere einen erweiterten Anwendungsbereich be
sitzen und mit herkömmlichen Dickenmesstechniken kompatibel
sein. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, Vorrichtungen
zur Umsetzung des Verfahrens anzugeben.
Diese Aufgaben werden mit einem Verfahren und Vorrichtungen
mit den Merkmalen gemäß den Patentansprüchen 1, 14 bzw. 19
gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendungen der
Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, eine schichtförmige Probe
auf einem schwingfähigen Substrat zu vermessen, das zur Be
stimmung sowohl der akustischen als auch der optischen Dicke
ausgelegt ist. Das Substrat ist eine piezoelektrische Schei
be, die elektrisch mit mindestens einem Elektrodenpaar zu
Hochfrequenzschwingungen anregbar ist und eine belegungsab
hängige Resonanzfrequenz besitzt. Das Substrat trägt ferner
auf mindestens einer Oberfläche eine metallische Beschichtung
mit einem Gitter, das bei Lichtbestrahlung unter einer vorbe
stimmten Koppelbedingung (z. B. Koppelwinkel oder eine Kop
pelwellenlänge) zur Ausbildung einer optischen Resonanz aus
gelegt ist. Der Koppelwinkel wird durch den Winkel zwischen
der Bestrahlungsrichtung und der Gitterebene und/oder den
Winkel zwischen der Einfallsebene der Bestrahlung und der
Gitterrichtung gebildet. Wenn mit der Lichtbestrahlung die
optische Koppelbedingung zur Erzeugung der optischen Resonanz
erfüllt ist, so werden Oberflächenplasmonen (OP) oder Wellen
leitermoden (WM) erzeugt. Bei Belegung des Substrats bzw. der
metallischen Beschichtung mit der schichtförmigen Probe än
dern sich sowohl die mechanische Resonanzfrequenz als auch
die Koppelbedingung der optischen Resonanz. Dies ermöglicht,
an einer Probe simultan oder auch aufeinanderfolgend die a
kustische und die optische Dicke und ggf. davon abgeleitete
Größen zu ermitteln. Für Anwendungen in der Sensorik besitzt
die metallische Beschichtung vorzugsweise einen bindungsakti
ven Überzug. Das Gitter ist beispielsweise ein
Korrugationsgitter.
Die Erfindung wird vorzugsweise mit einer Schwingquarz-
Mikrowaage mit modifiziertem Schwingquarz realisiert. Dies
besitzt den Vorteil einer vollständigen Kompatibilität der
erfindungsgemäßen Messtechnik mit bisherigen Einsatzbereichen
herkömmlicher Schwingquarz-Mikrowaagen, insbesondere bei der
Messung von Adsorbatschichten in flüssigen Medien. Mindestens
eine Oberfläche des Schwingquarzes, eine darauf gebildete me
tallische Elektrodenschicht und/oder eine strukturierte Zwi
schenschicht besitzen die Form des gewünschten Korrugations
gitters. Der Resonator der Schwingquarz-Mikrowaage wird als
Target eines Oberflächenplasmonen- oder Wellenleitermoden-
Spektrometers (OP- oder WM-Spektrometer) verwendet, das mit
einer Auswertungs- oder Recheneinrichtung zur Ermittlung der
optischen Dichte aus dem Koppelwinkel ausgestattet ist.
Gegenstand der Erfindung ist auch das piezoelektrische Sub
strat, das zur Schwingungsanregung mit schichtförmigen Elekt
roden und zur OP- oder WM-Anregung mit mindestens einem Kor
rugationsgitter versehen ist.
Die Erfindung besitzt die folgenden Vorteile. Es wird erstma
lig ein Verfahren zur simultanen akustischen und optischen
Dickenbestimmung angegeben, das an schichtförmigen Proben un
ter beliebigen Bedingungen angewendet werden kann. Die
schichtförmigen Proben können geschlossene oder nichtge
schlossene Schichten oder Schichten mit rauhen Oberflächen
umfassen. Es können geringste Massenbelegungen oder Adsorbate
bis hin zu Sub-Monolagen (mittlere Dicke: 1 Å) vermessen wer
den. Die Dickenbestimmung kann in situ erfolgen. Es wird die
Echtzeitbeobachtung von Schichtabscheidungs- oder Quellvor
gängen, strukturellen Umwandlungen in der Probe oder spezifi
schen Adsorptionsvorgängen an einem Substrat ermöglicht.
Ein besonderer Vorteil der Erfindung ist mit der Ermittlung
von Größen gegeben, die von den akustischen und optischen Di
cken abgeleitet sind. Hierzu zählt insbesondere der Quellgrad
einer im flüssigen Medium gebildeten Schicht. Durch die Mes
sung der akustischen und der optischen Dicke an ein und der
selben Probe kann aus dem Dickenverhältnis indirekt auf den
Lösungsmittelgehalt in der Probe oder den Quellgrad des Ad
sorbats rückgeschlossen werden.
Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden aus den beige
fügten Zeichnungen ersichtlich. Es zeigen:
Fig. 1 eine vergrößerte Perspektivdarstellung eines
erfindungsgemäßen Substrats zur Dickenmessung,
Fig. 2 eine schematische Schnittansicht der Substrat
oberfläche gemäß Fig. 1 im Bereich des Korru
gationsgitters,
Fig. 3 eine Übersichtsdarstellung des erfindungsgemä
ßen Verfahrens zur Messung des Quellgrades ei
ner Probe, und
Fig. 4 Kurvendarstellungen zur Illustration der Ad
sorption von Streptavidin an bindungsaktiven
Monoschichten auf einem erfindungsgemäßen Sub
strat.
Die Erfindung wird im Folgenden unter Bezug auf eine Vorrich
tung beschrieben, deren Komponenten Schwingquarz-Mikrowaage
und OP-Spektrometer jeweils an sich bekannt sind. Auf Einzel
heiten dieser Komponenten wird, soweit sie von den herkömmli
chen Techniken bekannt sind, hier nicht eingegangen. Die Er
findung ist nicht auf die illustrierte Ausführungsform be
schränkt. Die simultane Messung von optischer und akustischer
Dicke ist auch in abgewandelten Messanordnungen möglich, die
ein piezoelektrisches schwingfähiges Substrat enthalten, das
zur OP- oder WM-Anregung ausgelegt ist.
Fig. 1 zeigt in schematischer Perspektivansicht vergrößert
ein Substrat 10, das eine schwingfähige Scheibe oder Platte 1
mit einer oberen Elektrode 2 und einer unteren Elektrode 3
(verdeckt) aufweist, die jeweils über elektrische Anschluss
leitungen 4, 5 mit einem Hochfrequenzgenerator und einer
Steuer- und Auswertungseinheit (nicht dargestellt) verbunden
sind. Die Steuer- und Auswertungseinheit enthält insbesondere
einen Impedanzanalysator (siehe Fig. 3).
Die Platte 1 besteht bspw. aus Quarz mit einer Dicke von ca.
150 µm bis 400 µm. Die Elektroden 2, 3 bilden vorzugsweise
geschlossene Schichten aus anwendungsabhängig gewählten Edel
metallen (z. B. Gold, Silber oder dgl.). Die einander gegenü
berliegende Elektrodenschichten sind vorzugsweise geschlosse
ne Kreisflächen, können aber auch streifen- oder kreisflä
chenförmige Unterbrechungen aufweisen. Die Elektrodendicke
wird anwendungsabhängig und je nach den zur Schwingungserzeu
gung erforderlichen Leistungsparametern gewählt und liegt
bspw. im Bereich von 20 nm bis 200 nm. Auf der oberen Elekt
rode 2 ist eine Probe 9 als Adsorbatschicht eingezeichnet.
Alternativ zum Aufbau einer Platte mit beidseitig angeordne
ten Elektrodenschichten ist auch ein Schwingquarzaufbau mit
einseitig angebrachten, interdigitierten fingerförmigen E
lektrodenanordnungen verwendbar. Bei derartigen, an sich be
kannten Schwingquarzen (sog. "SAW-Anordnungen") wird mit den
Elektrodenanordnungen eine akustische Oberflächenwelle auf
nur einer Seite der piezoelektrischen Platte erzeugt. Die De
tektion der optischen Resonanzen erfolgt in der oben be
schriebenen Weise an einer anderen Stelle des Substrats (auf
der selben Seite).
Für bevorzugte Anwendungen der Erfindung in der biologischen
und der chemischen Sensorik ist vorgesehen, daß mindestens
eine Elektrode, insbesondere die Elektrode mit dem Korruga
tionsgitter, mit einer bindungsaktiven Substanz beschichtet
ist. Bspw. sind zur Sensorik von DNA-Fragmenten als bindungs
aktive Substanz die jeweils komplementären DNA-Stränge oder
zur Sensorik von Antikörpern die jeweiligen Antigene vorgese
hen. Wird ein derart präpariertes Substrat mit einer zu untersuchenden
Lösung in Verbindung gebracht, so binden spezi
fische Analyten aus der Lösung an die bindungsaktive Substanz
und damit an die Elektrode an. Es entsteht die Adsor
batschicht (z. B. Probe 9), deren Eigenschaften untersucht
werden sollen.
Auf der in Fig. 1 oberen Seite der Platte 1 ist eine Struk
turierung in Form eines Gitters 6 vorgesehen, dessen Einzel
heiten in Fig. 2 illustriert sind. Das Gitter 6 (Korrugati
onsgitter) ist ein eindimensionales Liniengitter. Alternativ
könnte auch ein Gitter mit zweidimensionalem Raster vorgese
hen sein. Bei Beugung von einfallendem Licht (z. B. Laser
strahl 7) am Gitter 6 kann in der Oberfläche der metallischen
Elektrodenschicht ein OP oder eine WM angeregt werden, falls
der Einfallswinkel Θ des Lichts dem Koppelwinkel der opti
schen Resonanz entspricht. Das einfallende Licht 7 wird auf
der gitterförmigen Oberfläche der oberen Elektrode 2 reflek
tiert. Die Menge des reflektierten Lichts 8 wird insbesondere
durch die OP- oder WM-Anregung beeinflusst. Wenn der Beleuch
tungswinkel oder Einfallswinkel Θ dem Koppelwinkel ent
spricht, wird dem Licht durch die optische Resonanz Energie
entzogen, so daß weniger Licht reflektiert wird. Die Einstel
lung des Koppelwinkels äußert sich insbesondere durch ein
scharfes Minimum der Reflektivität. Außerdem findet man bei
Erfüllung der Koppelbedingung in der Regel ein stark erhöhtes
Streulicht an der Probenoberfläche. Des Weiteren ist der Kop
pelwinkel bei Vorliegen dielektrischer Deckschichten 9 (Pro
be) auf der oberen Elektrode 2 empfindlich von der Schichtdi
cke abhängig. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, simultan zur
akustischen Dickenmessung eine optische Dickenmessung durch
Variation des Einfallswinkels Θ, Feststellung des Koppelwin
kels entsprechend dem Reflektivitätsminimum oder dem Streulichtmaximum
und Ableitung der Schichtdicke aus dem Koppel
winkel durchzuführen.
Alternativ zur Variation des Einfallwinkels kann zur Einstel
lung der Koppelbedingung auch eine Variation der Wellenlänge
des Anregungslichtes 7 und/oder eine Variation der Orientie
rung der Einfallsebene des Anregungslichtes relativ zur Git
terausrichtung vorgesehen sein. Für die Wellenlängenvariation
wird beispielsweise bei festem Einfallswinkel breitbandig
(z. B. mit einer Weißlichtlampe) eingestrahlt und das reflek
tierte Licht spektral analysiert. Die Erfüllung der Koppelbe
dingung äußert sich in einem Reflektivitätsminimum der Wel
lenlängenabhängigkeit des reflektierten Lichtes. Aus der Wel
lenlänge minimaler Reflektivität kann entsprechend die opti
sche Dicke der Probe ermittelt werden. Die Wellenlängenvaria
tion kann auch bei Verwendung einer Laserbestrahlung durch
Maßnahmen zur Frequenzverschiebung erfolgen.
Die Ermittlung der Schichtdicke aus dem aktuellen Koppelwin
kel (Einfallswinkel oder Orientierung der Einfallsebene rela
tiv zum Gitter) erfolgt vorzugsweise nach dem Verfahren, das
von W. Knoll in "Annu. Rev. Phys. Chem.", Band 49, 1998, Sei
te 569 ff. beschrieben ist. Diese Publikation wird hiermit
vollständig durch Bezugnahme in die vorliegende Beschreibung
aufgenommen.
Am Substrat 10 können abweichend von der Darstellung in Fig.
1 auch eine Beleuchtung durch das Substrat (siehe unten) oder
die Bereitstellung von mehreren Gittern vorgesehen sein. Die
Gitter können auf den gegenüberliegenden Oberflächen des Sub
strats oder auch auf einer Oberfläche gemeinsam vorgesehen
sein und sich jeweils durch Gitterparameter unterscheiden.
Die Bereitstellung von mehreren Gittern mit verschiedenen
Gitterparametern ist insbesondere bei der Messung in Küvetten
von Vorteil, die eine Bestrahlung des Substrats nur in be
stimmten Winkelbereichen erlauben. Bei Meßanordnungen mit be
schränkter Bestrahlungszugänglichkeit ist es von Vorteil,
mehrere Gitter mit verschiedenen Gitterkonstanten auf einem
Substrat aufzubringen, so daß für jede beliebige Probe stets
eines der Gitter zu einem Koppelwinkel in dem zugänglichen
Beleuchtungsbereich führt.
Die Bestrahlung des Gitters 6 erfolgt vorzugsweise derart,
daß die Projektion der Beleuchtungsrichtung 7 bzw. die Ein
fallsebene des Anregungslichtes auf die Platte 1 im Wesentli
chen senkrecht zu den Linien des Gitters 6 ausgerichtet ist.
Zur Erfassung der Koppelbedingung wird dann der Einfallswin
kel relativ zur Oberflächennormalen variiert.
Alternativ kann das Gitter aber auch gegenüber der Projektion
der Beleuchtungsrichtung verdreht sein. Zur Ermittlung der
Koppelbedingung ist es insbesondere möglich, bei festem Ein
fallswinkel die Platte 1 mit der Probe 9 in der Ebene der
Platte 1 zu drehen, bis das Reflektivitätsminimum bzw. das
Streulichtmaximum detektiert wird. Dies hat den Vorteil, daß
die Detektoreinrichtung zur Erfassung des reflektierten oder
gestreuten Lichtes ortsfest angebracht werden kann. Bei Dre
hung der Platte muß die Detektoreinrichtung nicht mitbewegt
werden. Der Meßaufbau benötigt nur eine Drehachse.
Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt zur
Ermittlung der Koppelbedingung eine Reflektivitätsmessung un
ter gekreuzten Polarisatoren. Die Platte 1 mit der Probe 9
wird mit linear polarisiertem Licht beleuchtet. Es ist bei
spielsweise eine Polarisation parallel zur Einfallsebene (p-
Licht) vorgesehen. Die Detektoreinrichtung ist mit einem Analysator
ausgestattet, der senkrecht zur Polarisationsrichtung
des Beleuchtungslichtes ausgerichtet ist. Der Analysator
steht beispielsweise senkrecht zur Einfallsebene. Unter
Normalbeleuchtung des Gitters gelangt kein Licht zur Detek
toreinrichtung. Bei Beleuchtung eines gegenüber der Einfalls
ebene verdrehten Gitters führt die Anregung von Plasmonen je
doch zur Erzeugung von elliptisch polarisiertem Licht, das
durch den Analysator detektiert werden kann. Die Einstellung
der Koppelbedingung äußert sich in einem Maximum des Detek
torsignals. Diese Verfahrensweise besitzt den Vorteil einer
untergrundfreien Signalerfassung.
Fig. 2 illustriert einen vergrößerten Ausschnitt der Ober
fläche des Substrats 10 senkrecht zur Ausrichtung des Gitters
6. Jede Linie des Gitters 6 gemäß Fig. 1 bildet in Fig. 2
eine Furche 61. Die Furchen 61 sind durch Stege 62 voneinan
der getrennt. Die Modulationshöhe h des Gitters 6, d. h. die
Tiefe der Furchen 61, wird anwendungsabhängig im Bereich von
5 nm bis 40 nm, z. B. bei 10 nm, gewählt. Die Gitterkonstante
d, d. h. der Linien- oder Furchenabstand, entspricht in etwa
der Wellenlänge des verwendeten Anregungslichts und liegt
bspw. im Bereich von 500 nm bis 600 nm. Die Breite der Fur
chen 61 beträgt bspw. 300 nm. Alternativ zu dem in Fig. 2 ge
zeigten Rechteckgitter sind auch andere periodische Gitter
formen (z. B. Sinusgitter) realisierbar.
Die in Fig. 2 illustrierte Struktur aus Furchen 61 und Ste
gen 62 wird im Grundmaterial (z. B. Quarz) der Platte 1 aus
gebildet. Das Gitter 6 wird bspw. durch Ionenätzen erzeugt,
wie im folgenden erläutert wird.
Zur Ausbildung der Struktur in der Platte 1 wird beispiels
weise ein RIBE-Verfahren ("Projective Ion Beam Etching") verwendet.
Nach Aufbringung eines Photoresists mit einer Dicke
von rund 120 nm auf das mit einer Cr-Haftschicht versehene
Grundmaterial erfolgt eine Belichtung des Photoresists mit
gekreuzten He:Cd-Laserstrahlen zur Erzeugung eines Interfe
renzmusters. Die Musterstruktur wird auf das Grundmaterial
durch Ionenätzen übertragen. Es wird beispielsweise eine
Rechteckstruktur mit einer Tiefe von 40 nm erzeugt.
Andere Strukturierungstechniken, die an sich aus der Halblei
tertechnologie bekannt sind, können alternativ verwendet wer
den. Nach Ausbildung des Gitters 6 wird die Elektrodenschicht
2 (z. B. aus Gold) aufgebracht. Dies erfolgt in an sich be
kannter Weise vorzugsweise durch Aufdampfen.
Alternativ ist es auch möglich, die Gitterstruktur nicht in
der Platte, sondern durch eine strukturierte Zwischenschicht
zwischen der Plattenoberfläche und der Elektrodenschicht aus
zubilden. Die Zwischenschicht mit der Gitterstruktur besteht
beispielsweise aus einem belichteten und entwickelten Photo
lack oder einem gestempelten Polymerfilm. Die Elektroden
schicht wird durch Aufdampfen auf die Zwischenschicht gebil
det. Mit diesem Verfahren wird vorteilhafterweise das
Ionenätzen vermieden.
Unter besonderen Versuchsbedingungen, z. B. bei Messung an
stark streuenden Adsorbatschichten oder bei Messung von
Schichten in trüben Medien, kann eine abgewandelte Beleuch
tungsgeometrie verwendet werden, die in Fig. 1 gestrichelt
eingezeichnet ist. Die Beleuchtung erfolgt entsprechend dem
Lichtweg 7' von der Unterseite des Substrats 10 her. Die Re
flektivität wird entsprechend auch auf der Unterseite gemes
sen. Die untere Elektrode 3 besitzt bei dieser Ausführungs
form eine schlitzförmige Ausnehmung oder sie besteht aus einem
transparenten Material (z. B. ITO), so daß das Anregungs
licht von der Rückseite auf die gitterförmig strukturierte
obere Elektrode 2 fällt. Auch bei der rückseitigen Bestrah
lung kann an der Grenzfläche zwischen oberer Elektrode 2 und
Probenschicht 9 eine OP- oder WM-Anregung erfolgen.
Erfindungsgemäß können auch andere Gitterformen vorgesehen
sein, wie sie bspw. in der o. g. Publikation von B. Fischer
et al. beschrieben sind. Das Gitter kann alternativ auch ein
Brechungsindex- oder ein Absorptionsgitter sein. Ein solches
wird beispielsweise holographisch durch Bestrahlen eines mit
einem Farbstoff dotierten Films mit gekreuzten Laserstrahlen
erzeugt. Der Film besteht beispielsweise aus mit Azobenzol-
Farbstoffen dotiertem Polymethylmethacrylat (PMMA) und be
sitzt eine Dicke von 500 nm. Bei diesem Aufbau ist der Film
der Träger einer Wellenleitermode (WM). Es ist auch die ho
lographische Erzeugung eines Brechungsindexgitters in einer
Silberschicht durch Bestrahlung mit UV-Licht möglich.
Fig. 3 illustriert eine Ausführungsform der Erfindung, die
zur Bestimmung des Quellgrades einer Probe (Adsorbatschicht
9) mit einer Reflektivitätsmessung ausgelegt ist. Das Sub
strat 10 mit der Platte 1, den oberen und unteren Elektroden
2, 3 und dem Gitter 6 sind in schematischer Schnittansicht
dargestellt. Die Elektroden 2, 3 sind mit einem Impedanzana
lysator 20 verbunden. Einzelheiten der Anbringung des Sub
strates 10 in einer Halterung in einem Probenraum sind an
sich von Schwingquarz-Mikrowaagen bekannt und daher in Fig.
3 nicht dargestellt. Die Schritte zur Justierung des Substra
tes 10 relativ zur Beleuchtungsrichtung werden anwendungsab
hängig gewählt. Die Justierung erfolgt unter Bezug auf eine
Markierung auf der Substratoberfläche (siehe unten) oder
durch eine optische Messung (zum Beispiel unter Verwendung
gekreuzter Polarisatoren, siehe oben).
Das Anregungslicht 7 wird mit einer verschwenkbaren Licht
quelle 30 auf das Substrat 10 gerichtet. Die Lichtquelle 30
ist vorzugsweise eine monochromatische Lichtquelle (z. B.
Weißlichtquelle mit spektral-selektivem Element oder Laser).
Die Lichtquelle 30 ist bei einer ersten Ausführungsform der
Erfindung relativ zum Substrat 10 verschwenkbar angeordnet.
Es wird vorzugsweise eine goniometrische Drehteller- oder
Dreharm-Anordnung verwendet, in deren Drehpunkt die Oberflä
che des Substrats 10 positioniert ist. Bei alternativen Aus
führungsformen ist die Lichtquelle relativ zum Substrat 10
fixiert. Die Reflektivität wird an der Probe mit festem Ein
fallswinkel und fester Wellenlänge gemessen. Falls die Re
flektivitätskurve aus Vergleichsmessungen (Referenzwerte)
quantitativ bekannt ist, kann aus dem gemessenen Reflektivi
tätswert der Koppelwinkel ermittelt werden. Die fixierte An
ordnung wird auch bei Ermittlung der Koppelbedingung unter
Wellenlängenvariation oder Drehung des Substrats 10 reali
siert. Die Probe wird breitbandig mit einer Lampe beleuchtet
und die Wellenlänge, die zur Kopplung und OP-Anregung führt,
wird durch Spektralanalyse des reflektierten oder gestreuten
Lichtes ermittelt. Die Bestimmung der Einfalls- bzw. Beobach
tungswinkel bei der optischen Messung basiert auf der Ein
stellung der Dreharm-Anordnung, ggf. unter Berücksichtigung
des Brechungsgesetzes bei Messung in flüssigen Medien.
Das reflektierte Licht 8 wird mit einer Detektoreinrichtung
40 aufgenommen. Die Detektoreinrichtung 40 ist bei der Aus
führungsform mit verschwenkbarer Lichtquelle 30 ebenfalls re
lativ zum Substrat 10 in der gleichen Ebene wie die Licht
quelle 30 verschwenkbar angeordnet. Es wird vorzugsweise eine
weitere Schwenkeinrichtung (z. B. Drehtellereinrichtung) ver
wendet, die mit der Schwenkeinrichtung der Lichtquelle 30 zu
sammenwirkt, so daß bei Verschwenken der Lichtquelle 30 um
einen Winkel ΔΘ die Detektoreinrichtung 40 um einen Winkel
2ΔΘ geschwenkt wird. Damit wird sichergestellt, daß der Ein
fallswinkel Θ mit dem Detektionswinkel Θ' übereinstimmt. Bei
den anderen Ausführungsformen kann auch mit feststehender
Sektoreinrichtung gemessen werden. Ggf. ist eine Schwenkein
richtung zur Verdrehung des Substrats in der Probenebene vor
gesehen.
Die Detektoreinrichtung 40 ist ein optisches Reflektometer.
Falls als Lichtquelle 30 eine Weißlichtquelle verwendet wird,
ist die Detektoreinrichtung 40 zusätzlich mit einem Spektro
meterteil zur spektral-selektiven Erfassung des reflektierten
Lichtes ausgestattet.
Mit dem Impedanzanalysator 20 wird die Frequenzabhängigkeit
der Impedanz des Resonators aus Elektroden und Platte aufge
nommen. Es werden die Resonanzfrequenz fres und ggf. weitere
Parameter der Frequenzabhängigkeit aufgenommen. Aus der Reso
nanzfrequenz wird die mit dem Substrat 10 mitbewegte Masse
(akustische Dicke) des Adsorbats 9 ermittelt. Bei einer al
ternativen Ausführungsform ist der Schwingquarz Teil einer
Oszillatorschaltung, die auf der Resonanzfrequenz des
Schwingquarzes schwingt. Der Ausgang der Oszillatorschaltung
wird einem Frequenzzähler zugeführt. Aus dem aktuellen Zähl
ergebnis wird wiederum die akustische Dicke des Adsorbats
(Probe 9) gemessen.
An der identischen Probe 9 wird simultan zur Frequenzmessung
oder in unmittelbarer zeitlicher Nachbarschaft die Reflekti
vität R in Abhängigkeit vom Einfallswinkel Θ aufgenommen und
der Koppelwinkel Θc ermittelt. Aus diesem wird mit einer
(nicht dargestellten) eine Auswertungseinrichtung (Rechenein
richtung) die optische Dicke der Probe 9 berechnet. Aus den
Werten der mitbewegten Masse bzw. akustischen Dicke und der
optischen Dicke wird durch Quotientenbildung der Quellgrad
der Probe 9 berechnet.
Bei der Auswertung der Frequenzabhängigkeit der Leitfähigkeit
G kann auch die Messung der Resonanzbreite und/oder der ver
schiedenen Obertöne der Resonanzfrequenz vorgesehen sein. Die
Messung dieser Parameter ist an sich bekannt (siehe D. Jo
hannsmann in "Macromol. Chem. Phys." Band 200, 1999, Seite
501 ff.) und dient der Gewinnung zusätzlicher Informationen
über die Viskoelastizität und den Quellgrad des Adsorbats.
Die genannte Publikation von D. Johannsmann wird hiermit
vollständig in die vorliegende Beschreibung einbezogen.
Eine weitere Abwandlung des erfindungsgemäßen Substrats be
steht in der Bereitstellung mindestens eines zweiten Elektro
denpaares auf der gleichen Platte, die auch das Elektroden
paar mit dem Gitter trägt. Dies erlaubt die Bereitstellung
einer inneren Referenz, die im Gebrauchsmuster DE-GM 299 21 039
beschrieben ist. Dieses Gebrauchsmuster wird hier
mit vollständig in die vorliegende Beschreibung einbezogen.
Die Elektroden des zweiten Elektrodenpaares sind so beschich
tet, daß die zu analysierende Substanz nicht spezifisch an
bindet. Eine Frequenzverschiebung des Referenzelektrodenpaa
res kann daher nur von unspezifischen Adsorptionen, Tempera
tureffekten oder Viskositätseffekten hervorgerufen werden.
Diese Störeffekte können bei der Erfassung der akustischen
Dicke der Probe abgezogen werden. Bei der Bereitstellung ei
ner inneren Referenz können beide Resonatoren elektronisch
mit einem Zwei-Kanal-Impedanzanalysator separat angesprochen
werden. Es kann alternativ auch vorgesehen sein, daß die E
lektroden so dicht beieinander angebracht sind, daß sie mit
einander koppeln. Über die frequenzabhängige Transmission des
gekoppelten Systems können dann beide Resonanzen auf einem
Kanal vermessen werden.
Gemäß einer weiteren Abwandlung der Erfindung kann ein
Schwingquarz auf seiner Oberfläche, die die gitterförmige
Strukturierung trägt, mit einer Markierung versehen sein, mit
der die Ausrichtung des Gitters visuell sichtbar gemacht
wird die Markierung wird zum Beispiel durch eine streifen
förmige Ausgangsschicht gebildet.
Neben allen herkömmlichen Aufgabenstellungen zur Dickenmes
sung oder Massenmessung adsorbierter, schichtförmiger Proben
besteht eine bevorzugte Anwendung der Erfindung im Bereich
der chemischen und biologischen Sensorik. Mit dem erfindungs
gemäßen Verfahren wird bspw. die Konzentration eines Analyten
über seine spezifische Absorption an entsprechend präparier
ten Festkörperoberflächen (präparierte Elektroden) gemessen.
Es bestehen Anwendungen in der Gas-Sensorik und in der Flüs
sigkeits-Sensorik.
Eine weitere Anwendung der Erfindung besteht in der Charakte
risierung einer Schichtbildung durch eine Reflektivitäts- o
der Streulichtmessung unter konstantem Einfallswinkel. Bei
Erreichen des Reflektivitätsminimums oder Streulichtmaximum
wird die Bildung eines entsprechenden Dickenwertes erfaßt,
woraufhin anwendungsabhängig bestimmte Maßnahmen (z. B. Wech
sel der Umgebungslösung, Zufuhr weiterer Substanzen) ergrif
fen werden können.
Fig. 4 illustriert beispielhaft die Charakterisierung der
Adsorption von Streptavidin an Monoschichten aus Alkylthio
len, die mit Biotin behandelt sind. Die Monoschichten sind
als spezifische Bindungsschichten auf der strukturierten E
lektrode eines erfindungsgemäßen Schwingquarzes gebildet. So
bald eine Pufferlösung, die den Schwingquarz umgibt, durch
eine Streptavidinlösung (10-6 M) ersetzt wird (Zeitpunkt 0),
steigt mit zunehmender Adsorption der Koppelwinkel der Plas
monenanregung (oberstes Teilbild), wobei sich die normierte
Resonanzfrequenzverschiebung (δf/f) simultan verändert (mitt
leres Teilbild). Das unterste Teilbild von Fig. 4 zeigt die
aus den Koppelwinkeln bzw. Resonanzfrequenzverschiebungen be
rechneten, sich im Zeitverlauf ändernden Werte der optischen
Dicke (do) bzw. der akustischen Dicke (da). Es zeigt sich,
daß die akustische Dicke kleiner als die optische Dicke ist,
was mit an der Oberflächenrauhigkeit erklärt wird. Die akus
tische Dicke steigt nach ungefähr 30 Minuten nicht weiter.
Dies entspricht dem Erreichen einer Adsorbatdicke von rund 4 nm
entsprechend dem Durchmesser des Streptavidinmoleküls.
Nach vollständiger Bedeckung der bindungsspezifischen Monola
gen erfolgt keine weitere Adsorption. Andererseits steigt die
optische Dicke weiter, was durch eine Verdichtung der Adsor
batschicht während des Adsorptionsprozesses erklärt wird.
Dieses Beispiel zeigt die hervorragende Eignung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens zur Charakterisierung eines Adsorpti
onsvorganges an einem Biosensor.
Claims (23)
1. Verfahren zur Charakterisierung der Massenbelegung einer
Probe (9) auf einem mit einer metallischen Beschichtung ver
sehenen, schwingfähigen Substrat (10), wobei eine elektrische
Anregung von Hochfrequenzschwingungen des Substrates (10) und
eine Messung der massenbelegungsabhängigen Resonanzfrequenz
des Substrats (10) erfolgen und aus der Resonanzfrequenz die
akustische Dicke der Probe (9) ermittelt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
an der mit der Probe (9) belegten metallischen Beschichtung
die Erfüllung einer Koppelbedingung zur Anregung von opti
schen Resonanzen durch eine Reflektivitäts- und/oder eine
Streulichtmessung bestimmt und aus der Koppelbedingung die
optische Dicke der Probe (9) ermittelt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem zur Reflektivitäts-
und/oder Streulichtmessung eine Bestrahlung der Probe (9) un
ter Variation der Richtung und/oder Wellenlänge der Bestrah
lung erfolgt und für die Auswertung der Koppelbedingung der
Koppelwinkel (Θc) und/oder die Koppelwellenlänge zur Anregung
von Oberflächenplasmonen oder Wellenleitermoden in der metal
lischen Beschichtung ermittelt werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 2, bei dem zur Ermittlung des
Koppelwinkels (Θc) ein simultanes Verschwenken einer Licht
quelle (30) zur Bestrahlung des Substrats (10) und einer De
tektoreinrichtung (40) zur Messung des am Substrat (10) re
flektierten oder gestreuten Lichtes (8) erfolgen.
4. Verfahren gemäß Anspruch 2, bei dem zur Ermittlung des
Koppelwinkels (Θc) ein Verdrehen des Substrats (10) relativ
zu einer feststehenden Lichtquelle (30) zur Bestrahlung des
Substrats (10) und einer feststehenden Detektoreinrichtung
(40) zur Messung des am Substrat (10) reflektierten oder ge
streuten Lichtes (8) erfolgt.
5. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem zur Reflektivitäts-
und/oder Streulichtmessung eine Bestrahlung der Probe (9) mit
einer bestimmten Bestrahlungsrichtung erfolgt und bei erfüll
ter Koppelbedingung aus der gemessenen Reflektivität und/oder
Streulichtintensität und Referenzwerten der Koppelwinkel (Θc)
zur Anregung von Oberflächenplasmonen oder Wellenleitermoden
in der metallischen Beschichtung ermittelt wird.
6. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem als Substrat (10) ein Schwingquarz einer Schwingquarz-
Mikrowaage verwendet wird, der auf mindestens einer Oberflä
che im Bereich einer Elektrode (2) in Form eines Gitters (6)
strukturiert ist, und die Reflektivitäts- oder Streulichtmes
sung an der Elektrode (2) im Bereich des Gitters (6) erfolgt.
7. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem das Substrat in einem flüssigen Medium angeordnet ist,
und die Probe (9) eine aus dem flüssigen Medium auf dem Sub
strat (10) gebildete Adsorbatschicht ist.
8. Verfahren gemäß Anspruch 7, bei dem aus den Werten der
akustischen Dicke und der optischen Dicke der Quellgrad der
Adsorbatschicht ermittelt wird.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 oder 8, bei dem eine
Adsorptionsmessung zur Erfassung der Adsorption einer im
flüssigen Medium gelösten Substanz am Substrat (10) erfolgt.
10. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem die akustische Dicke und die optische Dicke gleichzeitig
gemessen werden.
11. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem die Bestrahlung des Substrats (10) von der Rückseite er
folgt, die der Probe (9) gegenüberliegt.
12. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem weitere Schwingungseigenschaften des Substrats (10) zur
Ermittlung von viskoelastischen Eigenschaften der Probe (9)
bestimmt werden.
13. Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem am Substrat (10) eine massenbelegungsunabhängige Refe
renzfrequenzmessung vorgesehen ist.
14. Vorrichtung zur Charakterisierung der Massenbelegung ei
ner Probe (9) auf einem mit einer metallischen Beschichtung
versehenen, schwingfähigen Substrat (10), mit einer Schwing
quarz-Mikrowaage, die zur Messung der akustischen Dicke der
Probe (9) eingerichtet ist,
gekennzeichnet durch
eine Beleuchtungseinrichtung zur Bestrahlung der mit der Pro be (9) belegten metallischen Beschichtung,
eine Detektoreinrichtung (30, 40) zur Reflektivitäts- und/oder Streulichtmessung an der mit der Probe (9) belegten metallischen Beschichtung und zur Erfassung einer erfüllten Koppelbedingung zur Anregung von optischen Resonanzen in der metallischen Beschichtung, und
eine Auswertungseinrichtung zur Ermittlung der optischen Di cke der Probe (9) aus der Koppelbedingung.
eine Beleuchtungseinrichtung zur Bestrahlung der mit der Pro be (9) belegten metallischen Beschichtung,
eine Detektoreinrichtung (30, 40) zur Reflektivitäts- und/oder Streulichtmessung an der mit der Probe (9) belegten metallischen Beschichtung und zur Erfassung einer erfüllten Koppelbedingung zur Anregung von optischen Resonanzen in der metallischen Beschichtung, und
eine Auswertungseinrichtung zur Ermittlung der optischen Di cke der Probe (9) aus der Koppelbedingung.
15. Vorrichtung gemäß Anspruch 14, bei dem das Substrat (10)
einen Aufbau mit einer Platte (1) aus einem piezoelektrischen
Material und mindestens einem Elektrodenpaar mit schichtför
migen Elektroden (2, 3) umfasst, wobei die Platte (1)
und/oder eine der Elektroden (2) mindestens auf einer Seite
ein Korrugationsgitter (6) zur Erzeugung von Oberflächenplas
monen oder Wellenleitermoden in der Oberfläche von der Elekt
rode (2) aufweist.
16. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 14 oder 15, bei
dem das Korrugationsgitter (6) ein eindimensionales Linien
gitter ist.
17. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 14 bis 16, bei dem
das Korrugationsgitter (6) durch eine Strukturierung der
Platte (1), eine Strukturierung der Elektrode (2) oder eine
strukturierte Zwischenschicht zwischen der Platte (1) und der
Elektrode (2) gebildet wird.
18. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 14 bis 17, bei dem
ein weiteres Elektrodenpaar zur Bereitstellung einer inneren
Referenz auf der Platte (1) vorgesehen ist.
19. Schwingquarz für eine Schwingquarz-Mikrowaage, der einen
Aufbau aus einer Platte (1) und mindestens einem Elektroden
paar mit schichtförmigen Elektroden (2, 3) umfasst,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Platte (1) und/oder eine der Elektroden (2) auf mindes
tens einer Seite eine Strukturierung derart aufweist, daß bei
Bestrahlung der Elektrode (2) auf der strukturierten Seite in
der Oberfläche der Elektrode (2) Oberflächenplasmonen oder
Welleleitermoden anregbar sind.
20. Schwingquarz gemäß Anspruch 19, bei dem die Strukturie
rung durch ein eindimensionales Korrugationsgitter gebildet
wird.
21. Schwingquarz gemäß Anspruch 19 oder 20, bei dem mindes
tens ein weiteres Elektrodenpaar als innere Referenz vorgese
hen ist.
22. Schwingquarz gemäß einem der Ansprüche 19 bis 21, bei
dem die Elektrode (2) auf der strukturierten Seite der Platte
(1) eine bindungsaktive Beschichtung trägt.
23. Verwendung eines Verfahrens oder einer Vorrichtung gemäß
einem der vorhergehenden Ansprüche zur biologischen oder che
mischen Sensorik von Substanzen in flüssigen Medien.
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---|---|---|---|
DE10024366A DE10024366C1 (de) | 2000-05-17 | 2000-05-17 | Verfahren und Vorrichtung zur Schichtcharakterisierung |
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