DE10008373C2 - Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung der IonenkanalaktivitätInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Verfahren und eine Vorrichtung zur
Bestimmung der Aktivität von Ionenkanälen in Zellen.
Ionenkanäle sind transmembranöse, ionenselektive Pro
teine, die auf nahezu allen Arten von Zellen, wie z. B. Ner
venzellen, Muskelzellen, endokrinen Zellen, Gliazellen,
Epithel- und Endothelzellen, vorliegen. Diese Proteine die
nen der Aufrechterhaltung der physiologischen Ionenkon
zentrationen in den Zellen und der Weiterleitung von Signa
len zwischen den Zellen, indem sie im geöffneten Zustand
die Durchleitung von niedermolekularen Ionen ermöglichen
und im geschlossenen Zustand deren Durchleitung verhin
dern.
Das Öffnen oder das Schließen der Ionenkanäle erfolgt
durch vorbestimmte Reize, denen die betreffenden Zellen
oder Moleküle, die die Ionenkanäle bilden, ausgesetzt sind.
Danach können zwei Hauptgruppen der Ionenkanäle unter
schieden werden:
- A) Ligandenaktivierte Ionenkanäle sind Ionenkanäle, bei denen durch die Bindung einer vorzugsweise kör pereigenen Wirksubstanz, eines sogenannten Ligan den, an den Ionenkanal, das Öffnen des Ionenkanals ausgelöst wird. Dazu gehören auch die second-messen ger-gesteuerten Ionenkanäle. Hierbei bindet ein Ligand an einen transmembranösen Rezeptor an, wobei als Folge dieser Anbindung eine intrazelluläre Enzymkas kade aktiviert wird, die zu einer enzymatischen Modi fikation des Ionenkanals führt, wodurch sich der Ionen kanal öffnet.
- B) Spannungsgesteuerte Ionenkanäle werden durch ei nen Spannungsreiz zum Öffnen veranlaßt. Derartige Ionenkanäle sind u. a. an Nervenzellen zu finden.
Häufig sind Ionenkanäle Angriffspunkte für Pharmaka,
Toxine, Insektizide oder Anthelminthika. Bei der Erfor
schung der Wirkung von z. B. pharmazeutischen Wirksub
stanzen ist es notwendig, den Einfluß dieser Wirksubstanzen
auf Ionenkanäle zu untersuchen. Derartige Untersuchungen
sind sehr aufwendig, da meist eine große Anzahl von Wirk
substanzen oder deren Derivate zu untersuchen ist.
Zusammenfassend ist festzustellen, daß sowohl bei den
ligandengesteuerten als auch bei den spannungsgesteuerten
Ionenkanälen die Änderungen des Öffnungs- und Schließ
verhaltens bei der Zugabe einer Wirksubstanz, z. B. eines
Pharmazeutikums, ermittelt werden sollen.
Um die Ionenkanalaktivitäten zu messen, sind ganz spe
zielle, darauf abgestimmte Vorrichtungen und Verfahren
entwickelt worden.
Bei der sogenannten Path-Clamp-Methode, die u. a. in
den Dokumenten DE 197 44 649, WO 9919729,
WO 9613721 und in JP 4338240 beschrieben ist, werden
sehr dünne Elektroden auf die zu untersuchenden Zellen
aufgesetzt, und es wird der Widerstand gegenüber einer Um
gebungslösung gemessen, wobei sich Widerstände im Me
gaohm- bis Gigaohmbereich ausbilden. Diese Technik ist
kompliziert und insbesondere für eine Automatisierung we
nig geeignet.
Eine weitere Untersuchungsmethode der Ionenkanalakti
vität ist die Fluoreszenzmethode, bei der die Zellen mit io
nenselektiven, fluoreszierenden Farbstoffen beladen wer
den. Diese Farbstoffe ändern ihr Fluoreszenzverhalten,
wenn sich nach der Öffnung der Ionenkanäle die intrazellu
läre Ionenkonzentration infolge des Ionenflusses durch die
Ionenkanäle ändert. Mittels photometrischer Messungen des
Fluoreszenzunterschieds ist die Ionenkanalaktivität be
stimmbar. Beispiele für dieses Verfahren können aus der
PCT/US 92/11090, WO 9858074, US 4748129,
WO 9313423, WO 0002045 und aus der US 5932417 ent
nommen werden.
Obwohl die Fluoreszenzmethode bereits ausgereift und
auch für automatische Messungen geeignet ist, bestehen je
doch auch Nachteile. Durch die Zugabe von fluoreszieren
den Substanzen kann die Aktivität der Ionenkanäle unvor
hersehbar beeinflußt werden, wobei manche Farbstoffe auf
die betreffenden Zeilen sogar eine toxische Wirkung haben
können. Daher müssen für bestimmte Zellarten bzw. für jede
Art von Ionenkanälen spezielle Farbstoffe häufig erst ent
wickelt werden.
Es ist demzufolge die Aufgabe der Erfindung, die Bestim
mung der Ionenkanalaktivität zu verbessern, wobei insbe
sondere außer den Wirkstoffen keine zusätzlichen Substan
zen beigefügt werden sollen. Weiterhin soll die Bestimmung
einfach und kostengünstig sowie prinzipiell für eine Auto
matisierung geeignet sein.
Diese Aufgabe wird mittels der Verfahren nach den An
sprüchen 1 bis 3 und mittels Vorrichtungen nach den An
sprüchen 4 und 5 gelöst.
Es wird ein Verfahren zur Bestimmung der
Ionenkanalaktivität an ligandenaktivierbaren Zellen bereit
gestellt, wobei das Verfahren nachfolgende Schritte auf
weist:
- a) Anordnen einer ersten Menge von zu untersuchen
den Zellen auf einer Trägerelektrode.
Dem Fachmann ist klar, daß die Zellen mit der Träger elektrode in elektrischem Kontakt sein müssen. Weiter hin ist aus dem Stand der Technik bekannt, daß es ver schiedene Möglichkeiten gibt, Zellen auf einer Träger oberfläche aufwachsen zu lassen. Der Fachmann kann daher auf Grund seines Fachwissens für einen speziel len Zelltyp ein geeignetes Material und ein geeignetes Verfahren zum Aufwachsen auswählen, wobei das Aufwachsen nur eine der Möglichkeiten zum Anord nen von Zellen auf einer Trägeroberfläche ist. - b) Anordnen einer Trägergegenelektrode in Gegen überlage der Zellen. Die Zellen und die Elektroden sind in einer Meßkammer angeordnet, die mit einer leitfähi gen Flüssigkeit auf ein Niveau gefüllt ist, bei dem die Zellen und die Elektroden von der Flüssigkeit benetzt sind.
- c) Einleiten eines Liganden auf die Zellen, d. h., die Ionenkanäle dieser Zeilen werden einer Substanz aus gesetzt, die ihrer natürlichen Funktion entspricht.
- d) Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen zwischen den Elektroden, bevor sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E1 zu erhalten. Die Art und Höhe der Spannung sind von der Meßanordnung abhängig. Vorzugsweise wird eine Wechselspannung angelegt, um Polarisierungseffekte an der Meßanordnung zu ver meiden.
- e) Austauschen der ersten Menge der zu untersuchen den Zellen gegen eine zweite Menge der zu untersu chenden Zellen. Dieser Schritt ist erforderlich, da sich die meisten Ionenkanäle bei Anwesenheit des Ligan den nicht erneut aktivieren lassen, d. h. die meisten Io nenkanäle schließen sich nach einer vorbestimmten Zeit und bleiben geschlossen. In seltenen Fällen blei ben die Ionenkanäle geöffnet.
- f) Einleiten des Liganden und einer Wirksubstanz auf die Zellen der zweiten Menge, d. h., es wird Arbeits schritt c wiederholt, jedoch wird zusätzlich eine Wirk substanz beigegeben.
- g) Bestimmen des Öffnungsverhaltens der Ionenka näle durch Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen zwischen den Elektroden, bevor sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E2 zu erhalten, d. h., es wird der Arbeitsschritt d wiederholt, wobei das Meßergebnis E2 durch die Wirksubstanz beeinflußt ist.
- h) Vergleichen des Meßergebnisses E1 mit dem Meß ergebnis E2, wobei der Einfluß der Wirksubstanz auf die Ionenkanalaktivität ermittelt wird. Dieser Vergleich wird in den Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Nach Anspruch 2 wird ein zu Anspruch 1 alternatives
Verfahren bereitgestellt, wobei die Zellen für beide Messun
gen verwendet werden. Dazu ist es erforderlich, die Flüssig
keit in der Meßzelle nach dem Schritt d auszutauschen und
durch eine Flüssigkeit, die keinen Ligand enthält, zu erset
zen, d. h., die Meßzelle wird gespült. Die weiteren Schritte
f, g und h verlaufen dann entsprechend nach Anspruch 1.
Nach Anspruch 3 wird ein Verfahren zur Bestimmung der
Ionenkanalaktivität an spannungsaktivierbaren Zellen bzw.
Ionenkanälen bereitgestellt. Obwohl dieses Verfahren einige
gemeinsame Merkmale mit dem Verfahren nach Anspruch 1
aufweist, handelt es sich um eine eigenständige Erfindung,
da die zu untersuchenden Zellen völlig andere Eigenschaf
ten aufweisen. Spannungsaktivierbare Ionenkanäle öffnen
sich beim Anlegen eines Spannungsimpulses. Das Verfah
ren weist die Schritte a und b des Verfahrens nach Anspruch
1 auf. In einem Verfahrensschritt c werden die Ionenkanäle
durch einen Spannungsimpuls aktiviert, d. h. geöffnet. Nach
einer vorbestimmten Zeitdauer schließen sich die Ionenka
näle wieder.
In einem Verfahrensschritt d wird der elektrische Wider
stand oder die Leitfähigkeit des geöffneten Ionenkanals be
stimmt. Nachdem sich der Ionenkanal wieder geschlossen
hat, wird in dem Verfahrensschritt e die Wirksubstanz auf
die Zellen geleitet, und es wird erneut ein Spannungsimpuls
angelegt. Die Ionenkanäle öffnen sich wieder, jedoch unter
scheiden sich das Öffnungsverhalten, wie z. B. die Öff
nungsdauer und die Öffnungsgeschwindigkeit, sowie der
Widerstand oder die Leitfähigkeit in dieser Phase von der
Phase ohne Wirksubstanzzugabe.
In einem Verfahrensschritt f erfolgt das Bestimmen des
Öffnungsverhaltens der Ionenkanäle durch Messen des elek
trischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Ionenka
näle.
Nach Anspruch 4 wird eine Vorrichtung zur Bestimmung
der Ionenkanalaktivität an ligandenaktivierbaren Ionenka
nälen mit nachfolgenden Merkmalen bereitgestellt: In einer
Meßkammer ist eine flächige Trägerelektrode vorgesehen,
auf der die zu untersuchenden Zellen angeordnet sind. Von
der Trägerelektrode ist eine Trägergegenelektrode beabstan
det angeordnet. Die Meßkammer ist mit einer Flüssigkeit
gefüllt, die eine vorbestimmte Leitfähigkeit und vorbe
stimmte Eigenschaften bezüglich der Ionenkanalaktivität
aufweist. Weiterhin ist eine Dosiervorrichtung zum Einbrin
gen von Liganden und zu untersuchenden Wirksubstanzen
vorgesehen. An die Elektroden ist eine Leitfähigkeitsmeß
vorrichtung angeschlossen.
Nach Anspruch 5 wird eine Vorrichtung zur Bestimmung
der Ionenkanalaktivität an spannungsaktivierbaren Ionenka
nälen bereitgestellt, deren Aufbau dem nach Anspruch 4
entspricht. Zusätzlich ist eine Spannungsimpulserzeugungs
vorrichtung vorgesehen, die einen vorbestimmten Span
nungsimpuls zur Aktivierung der Ionenkanäle bereitstellt.
Nach Anspruch 6 ist eine Umschalteinheit vorgesehen,
die beim Anlegen des Spannungsimpulses an die Träger
elektrode und an die Trägergegenelektrode die Leitfähig
keitsmeßvorrichtung abschaltet, wodurch die Meßgenauig
keit erhöht wird. Dadurch wird verhindert, daß die Leitfä
higkeitsmeßvorrichtung durch den Spannungsimpuls weit
außerhalb ihres Meßbereiches angesteuert wird.
Nach Anspruch 7 sind eine Zusatzelektrode, die von der
Trägerelektrode beabstandet angeordnet ist, und eine Zu
satzgegenelektrode vorgesehen, die von der Trägergegen
elektrode beabstandet angeordnet ist, wobei zwischen der
Zusatzelektrode und der Zusatzgegenelektrode eine vorbe
stimmte Spannung anliegt.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausfüh
rungsbeispielen in Verbindung mit schematischen Zeich
nungen näher erläutert.
Fig. 1 zeigt eine Schnittdarstellung der Erfindung in einer
prinzipiellen Ausführungsform.
Fig. 2 zeigt ein Meßdiagramm eines ligandenaktivierba
ren Ionenkanals.
Fig. 3 zeigt ein Meßdiagramm eines spannungsaktivier
baren Ionenkanals.
Fig. 4, 5 zeigen das Prinzip einer Automatisierungslö
sung.
Die Fig. 1 zeigt eine Meßkammer 1 mit einer flüssigkeits
dichten Kammerwandung. In der Meßkammer 1 ist eine
flache Trägerelektrode 2 angeordnet. Auf dieser Trägerelek
trode 2 ist eine Membran mit den zu untersuchenden Zellen
3 aufgebracht. Dem Fachmann ist geläufig, unter welchen
Bedingungen Zellen auf einer Unterlage auszusähen und im
Brutschrank zu behandeln sind, damit sich die Zellen ver
mehren und den sogenannten Zellrasen ausbilden, so daß
möglichst die gesamte Oberfläche der Membran bedeckt ist.
Über der Trägerelektrode 2 ist in einem Abstand von 3-
5 mm eine ring- oder gitterförmige Trägergegenelektrode 4
angeordnet, wobei diese beiden Elektroden 2, 4 an eine
Spannungsmeßvorrichtung angeschlossen sind. Unterhalb
der Trägerelektrode 2 ist eine Zusatzelektrode 5 angeordnet,
und oberhalb der Trägergegenelektrode 4 ist eine zugehö
rige Zusatzgegenelektrode 6 angeordnet, wobei die beiden
Elektroden 5, 6 an eine Wechselspannungsquelle ange
schlossen sind. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird
eine Wechselspannung von 10 mV und einer Frequenz von
10 kHz verwendet.
Die Meßkammer ist mit einer physiologischen Salzlösung
7 bis zu einem Niveau gefüllt, bei dem alle Elektroden von
der Salzlösung benetzt werden. Die Salzlösung 7 soll die na
türliche Umgebung der lebenden Zellen in ihrem Organis
mus ersetzen. Daher wird die Zusammensetzung der Salzlö
sung durch die Art der zu untersuchenden Zellen bestimmt,
ob z. B. Zellen eines Säugetiers oder eines Insekts vorlie
gen.
Durch eine Bohrung im oberen Bereich der Meßkammer
1 ist eine Glaskapillare 8 eingeführt, durch die die Liganden
und die zu untersuchenden Wirksubstanzen eingetragen
werden. Bei der vorliegenden Ausführungsform wird zum
Eintragen der Wirksubstanzen Druckluft benutzt. Da das
Verfahren und die Technik zum Dosieren von Substanzen
dem Fachmann hinreichend bekannt sind, wird darauf nicht
näher eingegangen.
Nachfolgend sollen anhand von Fig. 2a, b, c die Funktion
und die Wirkung einer Wirksubstanz bei ligandenaktivierten
Ionenkanälen erläutert werden.
Die Fig. 2a zeigt ein Meßdiagramm eines ligandenakti
vierbaren Ionenkanals, bei dem der zeitliche Verlauf der Ka
nalaktivität dargestellt ist.
Im Zeitabschnitt a ist der Ionenkanal geschlossen und
weist eine Grundleitfähigkeit auf. Durch die Zugabe eines
Liganden L zu einem Zeitpunkt b wird der Ionenkanal akti
viert, so daß nach einer kurzen Totzeit die Leitfähigkeit,
d. h. das Durchlaßvermögen für Ionen, ansteigt. Nach einigen
Sekunden (Bereich c) schließt sich der Ionenkanal von
selbst, so daß der mit dem Bezugszeichen P gekennzeich
nete Peak entsteht. Zu einem Zeitpunkt d ist die Leitfähig
keit näherungsweise auf ihren ursprünglichen Wert zurück
gegangen. Wie bereits erwähnt, gehört es zu den spezifi
schen Eigenschaften der meisten Ionenkanäle, daß durch
eine erneute Zugabe eines Liganden keine erneute Öffnung
der Kanäle bewirkt werden kann. Dieser Umstand erklärt
sich daraus, daß der zum Zeitpunkt b eingetragene Ligand L
noch an den Ionenkanälen anliegt und eine erneute Aktivie
rung des Kanals verhindert.
In Fig. 2b wird eine erste Auswirkung einer Wirksubstanz
auf die Ionenkanalaktivität eines Ionenkanals nach Fig. 2a
gezeigt. Zum Zeitpunkt b wird der Ionenkanal mit einer Mi
schung aus dem Liganden L und einer ersten Wirksubstanz
WS1a beaufschlagt. Die Wirksubstanz WS1a erhöht die Io
nenkanalaktivität. Der Peak P1a zeigt, daß eine Wirksub
stanz WS1a vorrangig die Leitfähigkeit erhöht, die Zeitdauer
der Öffnung des Ionenkanals jedoch nur unwesentlich be
einflußt. Der Peak P1b zeigt, daß eine Wirksubstanz WS1b
vorrangig die Zeitdauer der Öffnung des Ionenkanals ver
längert, die Leitfähigkeit jedoch nur unwesentlich beein
flußt.
In Fig. 2c wird eine zweite Auswirkung einer Wirksub
stanz auf die Ionenkanalaktivität eines Ionenkanals nach
Fig. 2a gezeigt. Zum Zeitpunkt b wird der Ionenkanal mit
einer Mischung aus dem Liganden L und einer zweiten
Wirksubstanz WS2a beaufschlagt. Die Wirksubstanz WS2a
blockiert die Ionenkanalaktivität. Der Peak P2a zeigt, daß
eine Wirksubstanz WS2a vorrangig die Leitfähigkeit verrin
gert, die Zeitdauer der Öffnung des Ionenkanals jedoch nur
unwesentlich beeinflußt. Der Peak P2b zeigt, daß eine Wirk
substanz WS2b vorrangig die Zeitdauer der Öffnung des Io
nenkanals verkürzt, die Leitfähigkeit jedoch nur unwesent
lich beeinflußt.
Nachfolgend sollen anhand von Fig. 3a, b, c die Funktion
und die Wirkung einer Wirksubstanz bei spannungsaktivier
ten Ionenkanälen erläutert werden.
Die Fig. 3a zeigt ein Meßdiagramm eines spannungsakti
vierbaren Ionenkanals, bei dem der zeitliche Verlauf der Io
nenkanalaktivität dargestellt ist. Im Zeitabschnitt a ist der
Ionenkanal geschlossen und weist eine Grundleitfähigkeit
auf. Durch Aufbringen eines Spannungsimpulses UImp in ei
nem Zeitpunkt b wird der Ionenkanal aktiviert, so daß nach
einer kurzen Totzeit die Leitfähigkeit für Ionen ansteigt.
Nach einigen Sekunden schließt sich der Ionenkanal von
selbst, so daß der mit dem Bezugszeichen P gekennzeich
nete Peak entsteht. Im Punkt d ist die Leitfähigkeit nähe
rungsweise auf ihren ursprünglichen Wert (Grundleitfähig
keit) zurückgegangen. Durch ein erneutes Aufbringen des
Spannungsimpulses UImp zu einem Zeitpunkt e ist der Io
nenkanal erneut aktivierbar.
In Fig. 3b wird die Auswirkung einer ersten Wirksubstanz
auf die Ionenkanalaktivität eines Ionenkanals nach Fig. 3a
gezeigt. Zum Zeitpunkt e wird der Ionenkanal mit einer er
sten Wirksubstanz WS1a beaufschlagt, die die Ionenkanalak
tivität erhöht. Der Peak P1a zeigt, daß eine Wirksubstanz
WS1a vorrangig die Zeitdauer der Öffnung des Ionenkanals
verlängert, die Leitfähigkeit jedoch nur unwesentlich beein
flußt. Der Peak P1b zeigt, daß eine Wirksubstanz WS1b vor
rangig die Leitfähigkeit erhöht, die Zeitdauer der Öffnung
des Ionenkanals jedoch nur unwesentlich beeinflußt.
In Fig. 3c wird die Auswirkung einer zweiten Wirksub
stanz WS2 auf die Ionenkanalaktivität eines Ionenkanals
nach Fig. 3a gezeigt. Zum Zeitpunkt e wird der Ionenkanal
mit der zweiten Wirksubstanz WS2a beaufschlagt, die die Io
nenkanalaktivität blockiert. Der Peak P2a zeigt, daß eine
Wirksubstanz WS2a vorrangig die Leitfähigkeit des Ionen
kanals verringert, die Zeitdauer der Öffnung des Ionenka
nals jedoch nur unwesentlich beeinflußt. Der Peak P2b zeigt,
daß eine Wirksubstanz WS2b vorrangig die Zeitdauer der
Öffnung des Ionenkanals verkürzt, die Leitfähigkeit jedoch
nur unwesentlich beeinflußt.
Die Fig. 4 zeigt eine schematische Darstellung einer Au
tomatisierungslösung für die Erfindung. Meßkammern 1a-n
sind auf einer Platte zusammengefaßt. Derartige Platten sind
als sogenannte Mikrotiterplatten im Laboreinsatz weit ver
breitet. Die Mikrotiterplatten finden vor allem Einsatz in der
automatisierten Laboranalysentechnik. Es ist ebenfalls be
kannt, derartige Mikrotiterplatten mit elektrischen An
schlüssen zu versehen, so daß ein modularer Aufbau aus ei
ner Vielzahl von Meßzellen nach Fig. 1 erzeugt werden
kann.
Die Fig. 5 zeigt einen schematischen Aufbau einer Meß
zelle nach Fig. 1. Es ist zu erkennen, daß ein Meßkopf mit
den Elektroden und der Eintragvorrichtung in der nach oben
offenen Meßzelle in Richtung des Doppelpfeiles ein- und
ausfahrbar ist.
Somit ist für den Fachmann erkennbar, daß die vorlie
gende Erfindung, im Gegensatz zu der Patch-Clamp-Tech
nik, gut automatisierbar ist, wobei bekannte Technologien
und Vorrichtungen Anwendung finden können.
Claims (7)
1. Verfahren zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität von ligandenakti
vierbaren Ionenkanälen von Zellen, wobei das Verfahren nachfolgende
Schritte aufweist:
- a) Anordnen einer ersten Menge von zu untersuchenden Zellen (3) auf ei ner Trägerelektrode (2),
- b) Anordnen einer Trägergegenelektrode (4) in Gegenüberlage der Zellen (3), wobei die Zellen (3) und die Elektroden in einer Meßkammer (1) ange ordnet sind, die mit einer leitfähigen Flüssigkeit gefüllt ist, so daß die Zel len (3) und die Elektroden von der Flüssigkeit benetzt sind,
- c) Einleiten eines Liganden auf die Zellen (3),
- d) Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen an den Elektroden, bis sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E1 zu erhalten,
- e) Austauschen der ersten Menge der zu untersuchenden Zellen (3) gegen eine zweite Menge der zu untersuchenden Zellen (3),
- f) Einleiten des Liganden und einer Wirksubstanz auf die zweite Menge der zu untersuchenden Zellen (3),
- g) Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen an den Elektroden, bis sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E2 zu erhalten,
- h) Vergleichen der Meßergebnisse E1 und E2 hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs der Ionenkanalaktivität, wodurch der Einfluß der Wirksubstanz ermittelt wird.
2. Verfahren zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität von ligandenakti
vierbaren Ionenkanälen von Zellen, wobei das Verfahren nachfolgende
Schritte aufweist:
- a) Anordnen einer Menge von zu untersuchenden Zellen (3) auf einer Trä gerelektrode (2),
- b) Anordnen einer Trägergegenelektrode (4) in Gegenüberlage der Zellen (3), wobei die Zellen (3) und die Elektroden in einer Meßkammer (1) ange ordnet sind, die mit einer leitfähigen Flüssigkeit gefüllt ist, so daß die Zel len (3) und die Elektroden von der Flüssigkeit benetzt sind,
- c) Einleiten eines Liganden auf die Zellen (3),
- d) Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen an den Elektroden, bis sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E1 zu erhalten,
- e) Austauschen der Flüssigkeit der Meßzelle durch ligandenfreie, leitfähige Flüssigkeit,
- f) Einleiten des Liganden und einer Wirksubstanz auf die Zellen (3),
- g) Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen an den Elektroden, bis sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E2 zu erhalten,
- h) Vergleichen der Meßergebnisse E1 und E2 hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs der Ionenkanalaktivität, wodurch der Einfluß der Wirksubstanz ermittelt wird.
3. Verfahren zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität an spannungsakti
vierbaren Ionenkanälen von Zellen, wobei das Verfahren nachfolgende
Schritte aufweist:
- a) Anordnen der zu untersuchenden Zellen (3) auf einer Trägerelektrode
- b) Anordnen einer Trägergegenelektrode (4) in Gegenüberlage der Zellen (3), wobei die Zellen (3) und die Elektroden in einer Meßkammer (1) ange ordnet sind, die mit einer leitfähigen Flüssigkeit gefüllt ist, so daß die Zel len (3) und die Elektroden von der Flüssigkeit benetzt sind,
- c) Anlegen eines vorbestimmten Spannungsimpulses an die Elektroden, so daß ein Öffnen der Ionenkanäle bewirkt wird,
- d) Messen des elektrischen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen an den Elektroden, bis sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßergebnis E1 zu erhalten,
- e) Einleiten einer Wirksubstanz auf die Zellen,
- f) Aufbringen eines erneuten Spannungsimpulses und Messen des elektri schen Widerstandes oder der Leitfähigkeit der Zellen zwischen den Elek troden, bis sich die Ionenkanäle wieder geschlossen haben, um ein Meßer gebnis E2 zu erhalten,
- g) Vergleichen der Meßergebnisse E1 und E2 hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs der Ionenkanalaktivität, wodurch der Einfluß der Wirksubstanz ermittelt wird.
4. Vorrichtung zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität an ligandenakti
vierbaren Ionenkanälen von Zellen, wobei die Vorrichtung nachfolgende
Merkmale aufweist:
- - eine Meßkammer (1),
- - eine flächige Trägerelektrode (2), auf der die zu untersuchenden Zellen (3) angeordnet sind,
- - eine Trägergegenelektrode (4), die von der Trägerelektrode (2) beabstan det angeordnet ist,
- - eine Flüssigkeitsfüllung (7) mit einer vorbestimmten Leitfähigkeit und mit vorbestimmten Eigenschaften bezüglich der Ionenkanalaktivität,
- - eine Dosiervorrichtung (8) zum Einbringen einer zu untersuchenden Wirk substanz, wobei die Elektroden durch die Flüssigkeitsfüllung (7) benetzt sind, und
- - eine Widerstands- oder Leitfähigkeitsmeßvorrichtung (9), die an die Trä gerelektrode (2) und an die Trägergegenelektrode (4) angeschlossen ist.
5. Vorrichtung zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität an spannungsakti
vierbaren Ionenkanälen von Zellen, wobei die Vorrichtung nachfolgende
Merkmale aufweist:
- - eine flüssigkeitsdichte Meßkammer (1),
- - eine flächige Trägerelektrode (2), auf der die zu untersuchenden Zellen (3) angeordnet sind,
- - eine Trägergegenelektrode (4), die von der Trägerelektrode (2) beabstan det angeordnet ist,
- - eine Flüssigkeitsfüllung (7) mit einer vorbestimmten Leitfähigkeit und mit vorbestimmten Eigenschaften bezüglich der Ionenkanalaktivität und
- - eine Dosiervorrichtung (8) zum Einbringen einer zu untersuchenden Wirk substanz, wobei die Elektroden durch die Flüssigkeitsfüllung (7) benetzt sind,
- - eine Spannungsimpulserzeugungsvorrichtung zum Erzeugen einer zur Ak tivierung der Ionenkanäle erforderlichen Spannung und
- - eine Widerstandsmeßvorrichtung (9), die an die Trägerelektrode (2) und an die Trägergegenelektrode (4) angeschlossen ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß eine Umschalteinheit vorgesehen ist, die
beim Anlegen eines Spannungsimpulses an die Träger
elektrode (2) und an die Trägergegenelektrode (4) die
Widerstandsmeßvorrichtung (9) abschaltet.
7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß
eine Zusatzelektrode (5) vorgesehen ist, die von der Trägerelektrode (2) beabstandet angeordnet ist, und
eine Zusatzgegenelektrode (6) vorgesehen ist, die von der Trägergegenelektrode (4) beabstandet angeordnet ist, wobei zwischen der Zusatzelek trode (5) und der Zusatzgegenelektrode (6) eine vorbestimmte Spannung anliegt.
eine Zusatzelektrode (5) vorgesehen ist, die von der Trägerelektrode (2) beabstandet angeordnet ist, und
eine Zusatzgegenelektrode (6) vorgesehen ist, die von der Trägergegenelektrode (4) beabstandet angeordnet ist, wobei zwischen der Zusatzelek trode (5) und der Zusatzgegenelektrode (6) eine vorbestimmte Spannung anliegt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10008373A DE10008373C2 (de) | 2000-02-23 | 2000-02-23 | Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung der Ionenkanalaktivität |
Applications Claiming Priority (1)
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