Verfahren zum gleichzeitigen Färben oder Bedrucken von Textilfasergemischen mit kationischen und anionischen Farbstoffen
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum gleichzeitigen Färben oder Bedrucken von Textilfasergemisehen, bei denen mindestens eine Faserart mit kationischen Farbstoffen und mindestens eine andere Faserart mit anionischen Farbstoffen gefärbt werden kann, in einem einzigen, sowohl kationischen als auch anionischen Farbstoff enthaltenden Bad, das hierfür geeignete Färbebad sowie die nach dem erfindungsgemässen Verfahren gefärbten oder bedruckten Textilfasergemische.
Aus Fasergemischen bestehendes Textilmaterial, besonders Gewebe, ist sehr gefragt. Dies stellt den Färber vor das Problem, Farbstoffe auszuwählen, die das gesamte Textilmaterial oder Gewebe im erwünschten Farbton anfärben und die Affinität zu den eingesetzten Faserarten besitzen. Oft bedingt dies bei der Auswahl der Farbstoffe einen Kompromiss hinsichtlich der Echtheitseigenschaften, Stabilität und anderer Eigenschaften, da der ideale Farbstoff für die eine Faserart für die andere vollkommen ungeeignet sein kann.
Typische Beispiele von Fasergemischen, bei denen solche Schwierigkeiten auftreten, sind Mischungen aus Polyacrylnitril- und synthetischen Polyamidfasern oder aus Polyacrylnitril- und Baumwollfasern.
Kationische Farbstoffe setzt man vorteilhafterweise zum Färben von saure Gruppen aufweisendem Fasermaterial, wie Polyacrylnitrilfasern oder sauer modifizierten Polyamidfasern, ein, während sich anionische Farbstoffe besonders für Baumwolle sowie natürliche und synthetische Polyamidfasern eignen.
Bisher musste für das Färben von Fasergemischen entweder auf andere Farbstofftypen zurückgegriffen werden, oder das Fasergemisch musste in zwei oder mehr getrennten Färbeprozessen gefärbt werden. So wurde z.B. aus einem ersten Färbebad der kationische Farbstoff aufgezogen, das gefärbte Material gedämpft, gespült und getrocknet, dann in ein zweites, anionischen Farbstoff enthaltendes Färbebad gegeben und der Färbevorgang wiederholt. Dieses Vorgehen ist sehr zeitraubend und kostspielig und erschwert ausserdem, wegen der grossen Zahl variabler Faktoren, das Reproduzieren sowohl von einfarbigen Färbungen (Ton-in-Ton) als auch von Kontrasteffekten im gleichen Farbton oder in mehreren Farbtönen in beträchtlichem Masse.
Aus der französischen Patentschrift Nr. 1 363 189 ist ein Verfahren zum einbadigen Färben von Fasermischungen, färbbar mit kationischen und anionischen Farbstoffen, bekannt, wobei das Färbebad u. a. ein Reaktionsprodukt eines anionischen sulfatierten Äthylenoxydadduktes mit einem Fettalkohol und einen nichtionogenen Polyäthylenoleyläther enthalten kann. Das Färbegut wird in der Färbelösung bei etwa 70 bis 105 C gefärbt, und danach wird die Färbung fixiert und geseift. Die Verwendung dieses Hilfsmittelgemisches ergibt jedoch farbschwächere und wenig kräftige Ausfärbungen.
Weiter ist aus der amerikanischen Patentschrift Nr. 2 764 566 ein Verfahren bekannt zum Färben von Polyacrylnitril-Wolle-Fasergemischen mit kationischen und sauren Farbstoffen in Gegenwart von nichtionogenen Tensiden, die unter anderem Polyoxyalkylenderivate von Fettalkoholen darstellen. Nach diesem Verfahren erhaltene Färbungen zeigen jedoch einen Grauschleier.
Ferner ist aus der schweizerischen Patentschrift Nr. 384 534 ein Verfahren bekannt zum Färben und Bedrukken von Textilfasergemischen aus beispielsweise Polyacrylnitril- und Polyamidmaterial mit anionischen und kationischen Farbstoffen in Gegenwart eines anionaktiven Hilfsmittels, eines kationaktiven Komplexbildners und von Thioharnstoff und/oder einem seiner N-Alkylderivate. Man erhält jedoch unstabile Färbeflotten und als Resultate ein schlechteres Aufziehen der Farbstoffe, was zu helleren Färbungen führt.
Einbadige Färbeverfahren mit basischen und sauren Farbstoffen in Gegenwart von besonderen Hilfsmitteln für Polyacrylnitril enthaltende Fasermischungen (Cellulosefasern oder Wolle oder Polyamidfasern) sind auch beschrieben in der Zeitschrift für die gesamte Textilindustrie 66, 676-678 (1964) und 67, 180-187 (1965), Ziff. 4.3.4. und 5.3. Es handelt sich hier jedoch um Ausziehverfahren bei Kochtemperatur.
Nach dem erfindungsgemässen Verfahren werden auf Fasergemischen, bei denen üblicherweise die eine Faserart mit einem kationischen und die andere Faserart mit einem anionischen Farbstoff gefärbt werden, nicht nur sehr wertvolle Ton-in-Ton-Färbungen, sondern auch wirkungsvolle Farbton-Kontrasteffekte erzielt. Besonders ansprechende Farbmuster werden nach dem erfindungsgemässen Verfahren auf aus Fasergemischen bestehenden Teppichen erhalten, die bisher auf eine so einfache Art und Weise nicht erreicht werden konnten.
Das erfindungsgemässe Verfahren zum gleichzeitigen Färben oder Bedrucken von Textilfasergemischen mit kationischen und anionischen Farbstoffen ist dadurch gekennzeichnet, dass man das Fasergemisch mit einer wässrigen Lösung bei Zimmertemperatur kontinuierlich imprägniert oder bedruckt, die mindestens einen kationischen und mindestens einen anionischen Farbstoff, genügend Säure zwecks Aufrechterhaltung eines pH-Wertes der Lösung zwischen 3 und 7 sowie 0,5 bis 10%, bezogen auf das Gewicht der Lösung, eines Hilfsmittelgemisches, bestehend aus 5 bis 75 Gewichtsprozent Kokosfettsäurediäthanolamid und 95 bis 25 Gewichtsprozent des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol mit 20 Mol Äthylenoxyd, enthält, das imprägnierte oder bedruckte Textilfasergemisch während 5 bis 30 Minuten dämpft und anschliessend spült und trocknet.
Vorzugsweise arbeitet man beim erfindungsgemässen Verfahren bei einem pH zwischen 3,5 und 4,5.
Das Dämpfen, Spülen und Trocknen des imprägnierten oder bedruckten Fasergemisches erfolgen auf an sich bekannte Weise.
Die von jedem Farbstofftyp einzusetzende Menge an Farbstoff hängt vom gewünschten Farbton und dem verwendeten Fasergemisch ab. Das Bestimmen der geeigneten Farbstoffmenge liegt im Bereich des fachmännischen Könnens.
Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält die wässrige Lösung 1,5 Gewichtsprozent eines Hilfsmittelgemisches, bestehend aus 10 Gewichtsteilen Kokosölfettsäurediäthanolamid und 90 Gewichtsteilen des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol mit 20 Mol Äthylenoxyd. Sowohl das Amid als auch das Kondensationsprodukt sind an sich bekannt und können nach bekannten Verfahren hergestellt werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren sowie das hiefür verwendbare Hilfsmittelgemisch eignen sich sowohl für das Färben nach dem Imprägnierverfahren als auch für das Bedrukken oder für Kombinationen der genannten Verfahren.
Obwohl sich das erfindungsgemässe Verfahren besonders für das Färben oder Bedrucken von Textilfasergemischen aus Polyacrylnitril- und Baumwollfasern oder aus Polyacrylnitrilund Nylonfasern eignet, ist es keineswegs auf solche Gemische beschränkt. Beliebiges Textilmaterial, das aus einem Gemisch aus mindestens einer mit kationischen Farbstoffen anfärbbaren und mindestens einer mit anionischen Farbstoffen anfärbbaren Faserart besteht, kann mit dem erfindungsgemässen Verfahren gefärbt oder bedruckt werden.
Unter dem Ausdruck Textilfasermaterial sind beliebige, aus Fasergemischen bestehende Textilmaterialien natürlicher oder synthetischer Herkunft zu verstehen. Die Textilfasergemische können in beliebiger Form vorliegen, z. B. als getuftetes Material, Gewebe, Wirkware, Flocke, gezwirntes oder geflochtenes Garn usw.
Vorzugsweise verwendet man als erfindungsgemäss zu färbendes oder zu bedruckendes Textilfasergemisch einen aus Polyacrylnitril- und Nylonfasern oder aus Polyacrylnitril- und Baumwollfasern bestehenden Teppich.
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung. Die darin genannten Farbstoffe können je nach dem gewünschten Farbton bzw. dem zu erzielenden Farbmuster durch beliebige andere kationische oder anionische Farbstoffe ersetzt werden. In den Beispielen sind Teile Gewichtsteile, falls nichts anderes angegeben ist. C.I. bedeutet Colour Index, 2. Ausgabe, 1956, herausgegeben durch
The Society of Dyers and Colourists, Bradford, England, und
The American Association of Textile Chemists and Colorists,
Lowell, Mass., USA.
Beispiel 1
2,25 Teile des kationischen Farbstoffes C.I. Nr. 48 015 (rot) werden mit 2 Teilen 56 %iger Essigsäure versetzt, wor auf das erhaltene Gemisch in 38 Teilen warmem Wasser (60 bis 70 C) gelöst wird. Zur Lösung gibt man 10 Teile einer
5 %igen (Gewichtsprozent) wässrigen Lösung eines gereinig ten natürlichen Gummiäthers ( Polygum 260 der Firma
Polymer Industries, Inc., Springdale, Connecticut, USA), welche 0,75 Teile Kokosfettsäure-diäthanolamid und 1 Teil des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol mit
20 Mol Äthylenoxyd enthält. Die Flotte wird unter Rühren gut vermischt und auf Raumtemperatur abgekühlt.
1,125 Teile des anionischen Farbstoffes C.I. Nr. 61 585 (Acid Blue 80) werden in 10 Teilen Harnstoff dispergiert und mit 31 Teilen Wasser gekocht. Diese zweite Lösung lässt man abkühlen und gibt sie dann unter intensivem Rühren zur ersten Lösung.
Ein getufteter Teppich, bestehend aus 70% Polyacryl nitril- und 30% Nylonfasern, wird mit der erhaltenen Färbe flotte imprägniert, auf eine Flottenaufnahme von 65 % abge quetscht, während 15 Minuten gedämpft, in einer Wasch anlage bei 60 C gespült und anschliessend in einem Trom meltrockner bei 130 C getrocknet. Der erhaltene gefärbte
Teppich weist ein ansprechendes, unregelmässiges Tweed
Farbmuster in den Farben rot und blau auf.
Beispiel 2
Gemäss der in Beispiel 1 beschriebenen Arbeitsweise wird unter Verwendung von 2 Teilen des kationischen Farb stoffes C.I. Nr. 51 175 (blau) und 2 Teilen des anionischen
Farbstoffes C.I. 29 025 (Direct Yellow 50) eine Färbeflotte zubereitet, wobei man die Gummiätherlösung zuvor mit
12 Teilen einer Lösung, bestehend aus 25 Teilen Wasser, 7,5 Teilen Kokosfettsäurediäthanolamid und 67,5 Teilen des
Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol, mit 20 Mol Äthylenoxyd, versetzt. Ein getufteter Teppich aus 50% Poly acrylnitril- und 50% Baumwollfasern wird mit der obigen
Färbeflotte foulardiert, wie üblich abgequetscht, gedämpft, gespült und getrocknet. Man erhält eine ansprechende blau gelb gemusterte Färbung mit sehr guter Waschechtheit.
Beispiel 3
Gemäss der in Beispiel 1 beschriebenen Arbeitsweise wird unter Verwendung von 0,75 Teilen des kationischen
Farbstoffes C.I. Nr. 48 015 (rot), 0,75 Teilen des kationi schen Farbstoffes C.I. Nr. 48 055 (gelb) und 1,5 Teilen des anionischen Farbstoffes C.I. Nr. 22 950 (blau-schwarz) eine Färbeflotte zubereitet, wobei man die Gummiätherlösung zuvor mit 1 Teil einer Lösung, bestehend aus 25 Teilen Wasser, 7,5 Teilen Kokosfettsäurediäthanolamid und 67,5 Teilen des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol, mit 20 Mol Äthylenoxyd versetzt.
Ein aus einem Strang Polyacrylnitrilfasern und einem Strang Baumwollfasern gezwirntes Garn wird nach den An gaben des Beispiels 1 mit dieser Färbeflotte imprägniert und gefärbt. Die erhaltene Färbung bleibt auch nach wiederholtem Waschen bemerkenswert echt.
Beispiel 4
In ähnlicher Weise wie in Beispiel 1 beschrieben, wird aus 1,5 Teilen des kationischen Farbstoffes C.I. Nr. 48 035 (orange), 1,5 Teilen des anionischen Farbstoffes C.I.
Nr. 22 590 (blau-schwarz), 5 Teilen einer Lösung, bestehend aus 25 Teilen Wasser, 7,5 Teilen Kokosfettsäure-diäthanol amid und 67,5 Teilen des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol, mit 20 Mol Äthylenoxyd, eine Färbeflotte zubereitet.
Eine aus 60% Polyacrylnitril- und 40% Nylonfasern bestehende Wirkware wird mit dieser Färbeflotte foulardiert, gedämpft, gespült und getrocknet. Man erhält eine Färbung mit einem wirkungsvollen Kontrasteffekt orange/schwarz und sehr guten Echtheitseigenschaften.
Beispiel 5
Das Verfahren gemäss Beispiel 1 wird wiederholt, jedoch unter Verwendung von 1,31 Teilen Kokosfettsäure-diäthanolamid und 0,44 Teilen des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol mit 20 Mol Äthylenoxyd. Es werden ähnlich zufriedenstellende Ergebnisse wie im Beispiel 1 erzielt.
PATENTANSPRUCH 1
Verfahren zum gleichzeitigen Färben oder Bedrucken von Textilfasergemischen mit kationischen und anionischen Farbstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass man das Fasergemisch mit einer wässrigen Lösung bei Zimmertemperatur kontinuierlich imprägniert oder bedruckt, welche mindestens einen kationischen und mindestens einen anionischen Farbstoff, genügend Säure zwecks Aufrechterhaltung eines pH-Wertes der Lösung zwischen 3 und 7, sowie 0,5 bis 10%, bezogen auf das Gewicht der Lösung, eines Hilfsmittelgemisches, bestehend aus 5 bis 75 Gewichtsprozent Kokosfettsäurediäthanolamid und 95 bis 25 Gewichtsprozent des Kondensationsproduktes aus 1 Mol Oleylalkohol mit 20 Mol Äthylenoxyd, enthält, das imprägnierte oder bedruckte Textilfasergemisch während 5 bis 30 Minuten dämpft und anschliessend spült und trocknet.