Verfahren zur Herstellung eines mit keimfähigem körnigem Samengut versehenen Substrates
Zum Anbau von Kresse wird Kressesamen üblicherweise breitwürfig oder in Reihen in Treibbeeten oder in Saatschalen ausgesät. Zum Abernten werden die Keimlinge geschnitten, und es lässt sich praktisch nicht vermeiden, dass das Pflanzengut mit Erde verunreinigt ist.
Es wurde auch schon vorgeschlagen, Kressesamen in Treibkästen aus Kunststoff in einer losen Substratschicht, z.B. aus Cellulose, verteilt zum Keimen zu bringen. Dieses Verfahren ist aber zu aufwendig und behebt die Nachteile des üblichen Verfahrens nur in unvollkommenem Masse. Zwar ist die Verschmutzung durch die Substratschicht nicht so störend und ist die Frischhaltefähigkeit etwas verbessert, aber der grosse Raumbedarf, der überdurchschnittlich hohe Arbeitsaufwand und die Kosten von Substratschicht und Treibkästen stehen in keinem Verhältnis zu dem allenfalls erzielbaren Vorteil.
Ziel der vorliegenden Erfindung ist eine Verbesserung in der Technik der Kultivierung von schnellkeimendem Samengut, wie Kresse, Weizenkörner, Senfsamen, Sojabohnen und dergleichen, das bereits im Keimlingszustand handelsfähig ist.
Es wurde gefunden, dass derartiges Samengut mit Vorteil auf der Oberfläche von zusammenhängenden, d. h. auch in mit Wasser gesättigtem Zustand praktisch selbsttragenden Substratschichten zum Auskeimen gebracht werden kann, wenn das Samengut haftend mit der Substratschicht verbunden wird und die Wasseraufnahmefähigkeit bzw. Wasserrückhaltefähigkeit der Schicht bestimmte Mindestwerte aufweist.
Als Samengut kommt für das erfindungsgemässe Verfahren insbesondere Kresse, aber auch Sojabohnen, Weizenkörner, Senfsamen, Schnittlauch und ähnliche Samenarten in Frage. Die Keimfähigkeit des Samengutes ist an sich vorgegeben, d. h. von der Qualität des bezogenen Materials abhängig. Die Keimfähigkeit, auch Keimfähigkeitsfaktor genannt, kann in üblicher Weise durch Keimungsproben bestimmt werden. Samengut der in Frage stehenden Art ist körnig, wobei die geometrische Form der einzelnen Samenkörner ganz unterschiedlich sein kann, z.B. kommaförmig im Falle der Gartenkresse, kugelförmig wie im Fall von Sojabohnen oder aber nadelförmig bzw. hörnchenförmig. Für das erfindungsgemässe Verfahren muss das Trockenvolumen des Samengutes und die Dicke einer Schicht aus dem verwendeten Samengut bestimmt bzw. abgeschätzt werden. Das Trockenvolumen kann in üblicher Weise und z.
B. über die Schüttdichte bzw. Absolutdichte des Samengutes ermittelt werden. Die Dicke der Schicht wird ermittelt indem man das in Frage stehende Samengut gleichmässig und dicht auf einer glatten Oberfläche verteilt und rüttelt, bis diese praktisch vollständig mit einer dichten, einfachen Schicht aus Samenkörnern bedeckt ist. Die Dicke der Samenschicht ergibt sich somit nicht aus der grössten Abmessung der Samenkörner, sondern aus ihrer durchschnittlichen Höhe bei normaler dichtgepackter Ablage auf einer Plattenoberfläche.
Bei der zweckmässigsten Ausführungsform des nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellten Produktes ist das Samengut auf die Oberfläche der Substratschicht aufgebracht und weder in dieser eingebettet noch von dem Schichtmaterial wesentlich abgedeckt.
Für die Handhabung und Verwendung des Produktes ist überdies eine möglichst gute haftende Verbindung zwischen dem Samengut und der Oberfläche der Substratschicht anzustreben, und zwar mindestens so, dass die auf der Oberseite mit Samengut versehene Substratschicht umgekehrt werden kann, ohne dass das Samengut von der Substratschicht abfällt, wobei die Festigkeit bzw. Art der Haftung, aber nicht die Keimfähigkeit des Samens beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund wird als Haftmittel vorzugsweise ein hydrophiles quellbares Material verwendet, insbesondere Pflanzenschleim. Allgemein können natürliche Schleimbildner, wie Stärke oder Arabischgummi, oder aber synthetische hydrophile Polymere, wie Polyvinylalkohol, verwendet werden.
Bei der bevorzugten Verwendung von Kresse, insbesondere Gartenkresse, kann der vom Samengut bei Behandlung mit Wasser selbst erzeugte Schleim zur Haftung des Samengutes auf der Substratschicht verwendet werden.
Wenn das Samengut keinen oder zu wenig Schleim absondert, kann zusätzlich Schleimbildner der oben angegebenen Art verwendet werden.
Für das erfindungsgemässe Verfahren sind die Eigenschaften der Substratschicht wesentlich. Diese muss zusammenhängend sein und diese Eigenschaft auch im nassen Zustand beibehalten. Zweckmässigerweise sollte die Substratschicht eine gewisse Nassreissfrestigkeit und Nassbiegefestigkeit aufweisen und ausserdem eine genügend lockere Struktur in nassem Zustand bieten, um das Eindringen der Wurzeln aus dem Samengut in die Substratschicht beim Ankeimen zu ermöglichen.
Praktisch bewährt hat sich Schichtmaterial, das in nassem Zustand und gemessen an einem Probestreifen von 2 mm Dicke und 10 mm Breite eine Reissfestigkeit von mindestens 100 g (Länge des Probestückes 10 cm) und eine Biegefestigkeit von mindestens 5, vorzugsweise mindestens 10 g aufweist, wenn ein Probestreifen der angegebenen Art im nassen Zustand zwischen zwei im Abstand von 5 cm angeordneten Abstützungsstellen in der Mitte zwischen den Abstützungsstellen mit dem angegebenen Gewicht belastet wird.
Die angegebenen Mindestwerte sind dann nicht mehr gegeben, wenn der nasse Teststreifen unter der angegebenen Belastung bricht, und zwar innerhalb eines Zeitraumes von 30 min.
Die Substratschicht muss hydrophil und saugfähig sein. In der Regel ist die Substratschicht quellfähig und wird im allgemeinen mindestens das gleiche Volumen Wasser aufsaugen können, das dem scheinbaren Volumen der trockenen Substratschicht entspricht. Vorzugsweise nimmt die Substratschicht ein Mehrfaches ihres Trockenvolumens an Wasser auf.
Die Substratschicht besteht mindestens zum Teil aus organischem Material. Besonders zweckmässig und bevorzugt ist Torf, weil dieses Material sich ohne besondere Schwierigkeiten zu pappeähnlichen Schichten mit den oben angegebenen Nassfestigkeitswerten verarbeiten lässt und überdies eine bemerkenswerte biologische Aktivität aufweist. Diese biologische Aktivität zeigt sich z. B. darin, dass wässrige Wasserstoffsuperoxydlösungen bei Zugabe von Torf eine markante Sauerstoffentwicklung zeigen. Dies ist wahrscheinlich durch Spurenelemente und/oder Enzyme im Torf bedingt. Zur Herstellung von geeigneten Substratschichten aus Torf kann gewöhnlicher Torf im Holländer vermahlen und mit Bindemittel, vorzugsweise einem in Wasser quellbaren Bindemittel, wie Stärke, zu Plattenmaterial verarbeitet werden.
Normaler Torf enthält einen erheblichen Anteil an relativ langfaserigen Komponenten, was für die mechanische Sta'oilität der Schicht zweckmässig ist. Bei Verarbeitung von nichtfaserigem oder kurzfaserigem organischem Material können gegebenenfalls langfaserige Komponenten (Faserlänge von 3-5 cm) eingearbeitet werden. Zweckmässigerweise zeigt die Substratschicht eine relativ hohe Beständigkeit gegen Schimmelbefall, wie dies bei Torf ohnehin der Fall ist. Erforderlichenfalls können Mittel zur Vermeidung von Befall durch Schimmel oder andere Mikrolebewesen in das Schichtmaterial eingeführt werden. Ferner ist es möglich, und bei entsprechend nährmittelarmen organischen Stoffen bevorzugt, derartige Nährmittel, z. B. mineralische Anteile wie Steinmehl oder Deccokies, in entsprechend feiner Zerteilung in die Substratschicht einzuführen.
Die Dicke der Substratschicht in mit Wasser gesättigtem Zustand ist mindestens annähernd so gross, wie die Dicke einer einfachen gerüttelten Schicht aus trockenem Samengut. Eine Abweichung von -30 % von diesem Sollwert ist in Ausnahmefällen zulässig. Die Mindestdicke der Schicht ist einerseits von Bedeutung, weil sie meist mit der Wasseraufsaugefähigkeit und dem Wasserrückhaltevermögen in Beziehung steht, zum anderen, weil bei einer bevorzugten Verwendungsart des erfindungsgemäss hergestellten Materials eine gewisse mechanische Pufferung durch die Substratschicht erforderlich ist.
Die Substratschicht muss ferner in der Lage sein, mindestens ebenso viel Wasser aufzusaugen, als dem Trockenvolumen des auf die Schicht aufgebrachten Samengutes entspricht. Vorzugsweise wird eine Schicht verwendet, die ein Mehrfaches des Trockenvolumens des aufgebrachten Samengutes aufsaugen kann, z. B. das Zwei- bis Zehnfache. Die Obergrenze der Wassersaugfähigkeit der Substratschicht ist lediglich durch die oben diskutierten Mindestfestigkeitswerte beschränkt, während die maximale Dicke der Schicht in der Regel aus Gründen der einfachen Verarbeitung und Wirtschaftlichkeit das Fünffache der Schichtdicke des Samengutes nicht überschreitet.
Die Substratschicht kann auf einer Seite mit in Wasser praktisch nicht löslichem Polymer, z.B. PVC, beschichtet bzw. imprägniert sein. Dies kann vorteilhaft sein, um die Ablösungsfähigkeit von aufeinander gestapelten, mit angekeimtem Samengut versehenen feuchten Platten bei einem bevorzugten Verwendungsverfahren zu verbessern. Der gleiche Zweck kann aber durch Einlage von wasserbeständigen Folien, z. B. aus Celluloseregenerat, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid oder Polyäthylen, erzielt werden.
Zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfah- rens kann das angefeuchtete oder sogar angequollene Samengut auf die trockene Substratschicht oder aber trockenes Samengut auf die nasse Substratschicht aufgetragen werden. Bei der bevorzugten Verwendung von Gartenkresse bildet sich der die Haftung bewirkende Schleim hierbei von selbst aus dem Samengut. Andernfalls kann das Haftmittel entweder über das feuchte Samengut oder über die feuchte Substratschicht eingeführt werden.
In der Regel wird das Samengut in Form einer einfachen Schicht auf der Substratschicht verteilt, d. h. es soll lediglich eine Lage von Körnern auf der Substratschicht zur Haftung gebracht werden. Der Abstand zwischen den Körnern kann in Abhängigkeit von der Quellungsfähigkeit des Samengutes verändert werden.
In der Regel wird man so arbeiten, dass die Körner des Samengutes in maximalem Quellungszustand die Oberfläche der Substratschicht dicht bedecken. Im getrockneten Zustand ergibt sich dann in der Regel ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Samenkörnern. Bei der bevorzugten Gartenkresse werden z. B. 10-30 Körner pro cm2 Substratschicht aufgetragen, wobei der bevorzugte Wert etwa 15 Körner pro cmê beträgt.
Durch das mit dem Samengut oder über die Substratschicht eingebrachte Wasser ist das so erhaltene Material feucht. Es kann nun bis zur Lufttrockenheit trocknen gelassen werden. In diesem Fall wird ein lagerfähiges Produkt erhalten. Anderseits kann das feuchte Material auch direkt zum Ankeimen bzw. Auskeimen gebracht werden. Wenn das Material gelagert werden soll, erfolgt die Lufttrocknung normalerweise bei Temperaturen von bis zu 30 C, gegebenenfalls unter zwangsmässiger Luftzirkulation, und kann innerhalb von 6-24 Std. erreicht werden.
Allgemein ist es zweckmässig, das mit dem Samengut versehene Schichtmaterial antrocknen zu lassen, was z. B. innerhalb eines Zeitraumes von 30 min bis 2 Std.
in Abhängigkeit von der Art des die Haftung bewirkenden Mittels erzielbar ist.
Bei dem besonders bevorzugten Produkt des erfindungsgemässen Verfahrens, nämlich Gartenkresse-Samen auf Torfpappe, kann ohne Zusatz von besonderem Haftungsmittel und nur aufgrund der Schleimbildungsfähigkeit des Samengutes eine ausserordentlich feste Haftung ohne Verminderung der Keimfähigkeit des Samengutes erzielt werden. Bei einem lufttrockenen Material dieser Art mit der oben angegebenen bevorzugten Kornverteilung ist die Haftung so gross, dass die einzelnen Samenkörner nur zusammen mit Teilen der daran haftenden Substratschicht ausbrechen, d. h. dass die Trockenfestigkeit der Substratschicht die Festigkeit der Haftung beschränkt.
Je nach der geplanten Verwendung des erfindungsgemäss erhältichen Materials kann die Substratschicht zu Platten oder Scheiben zugeschnitten sein oder aber in Form langer Bänder verwendet werden.
Zur Verwendung des erfindungsgemäss erhältlichen Produktes für das Austreiben des Samengutes, z. B. für die Erzeugung von Kresse, kann nach mehreren Verfahren gearbeitet werden:
Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform wird das noch feuchte oder wieder angefeuchtete Material einer Ankeimungsbehandlung unterzogen. Hierzu kann eine Vielzhal von Platten mit Samengut und nach entsprechender Befeuchtung gestapelt werden, vorzugsweise mit Zwischenlagen von Trennschichten, wie Kunststoffolien, sofern nicht schon ein einseitig kaschiertes Schichtmaterial verwendet wird. Bei der Stapelung sollen dabei die einzelnen Platten gleichseitig, d. h. stets mit der.
Samenseite nach oben oder stets nach unten, angeordnet werden. Der fertige Stapel wird dann vorzugsweise zusammengepresst, weil dies die Wurzelbildung der Samenkörner in der Substratschicht fördert, das Auskeimen verzögert bzw. gleichmässig gestaltet und die Entfernung der Samenhülsen erleichtert. Bei dieser Verwendungsform kommt die mechanische Pufferwirkung der Substratschicht besonders zur Geltung und in diesem Fall soll die angegebene Mindestdicke der Substratschicht gewährleistet sein.
Die so gebildeten Stapel werden 2-3 Tage bei Temperaturen von 15-30 C, vorzugsweise etwa 220 C, gelagert. Dann werden die Platten von den Stapeln abgenommen und im Freien oder in einem Treibhaus zum Auskeimen ausgelegt. Bei der Abnahme der Platten können die Samenhülsen abgeblasen oder abgebürstet werden. Je nach Luftfeuchtigkeit ist die Wasserversorgung der ausgelegten Platten so zu regeln, dass die Substratschichten sattfeucht bis gut durchgefeuchtet bleiben.
Nach 5-7 Tagen bei Temperaturen von 15-25 C ist Samengut, wie Gartenkresse voll ausgetrieben und kann in üblicher Weise durch Abschneiden geerntet werden.
Zweckmässigerweise wird das ausgekeimte Material mit der sattfeuchten Substratschicht zusammen in den Handel bzw. zum Verbraucher gebracht.
Gemäss einer anderen Verwendungsform werden lange Bahnen aus mit dem Samengut versehenen Substratschichten im Gewächshaus oder im Freien ausgerollt und mit entsprechendem Feuchtigkeitszusatz direkt, d. h. ohne die oben beschriebene Ankeimung, zum Auskeimen gebracht. Für diesen Zweck können die mit dem Samen versehenen Substratschichten nach dem Antrocknen und in noch feuchtem Zustand lose aufgerollt und in dieser Form luftgetrocknet werden. Die so erhaltenen trockenen Rollen sind gut lagerfähig und lassen sich ohne besondere Schwierigkeiten zur gegebenen Zeit ausrollen und auskeimen. Gewünschtenfalls kann die Ankeimung auch bei diesem Material durchgeführt werden, indem man die noch feuchten oder wieder angefeuchteten Rollen unter Einlage einer Trennschicht fest zusammenrollt und bis zur Beendigung des Ankeimens in diesem Zustand belässt.
Unabhängig von der Verwendungsform bietet das erfindungsgemässe Verfahren ein Samengutmaterial, das mit ganz erheblich verbesserter Wirtschaftlichkeit zum Keimen gebracht werden kann. Für Treibhauskulturen ermöglicht das Produkt des erfindungsgemässen Verfahrens eine verbesserte Ausnützung der Treibhauskapazität, da die Ankeimung in kompaktem Zustand erfolgen kann und die Vorbereitung so gut wie keinen Zeitaufwand erfordert, und eine Ausschaltung der durch Bodenveränderung (Ermüdung, Unverträglichkeit, Schädlingsbefall usw.) bedingten Schwierigkeiten. Allgemein ermöglicht das nach dem erfindungsgemässen Verfahren erhältliche Substrat eine erhebliche Verminderung der Handarbeit und ein in bezug auf sein Aussehen und seine Frischhaltefähigkeit verbessertes ausgekeimtes Gut.
In den folgenden Beispielen sind bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemässen Verfahrens und bevorzugte Verwendungsarten beschrieben.
Beispiel 1
1000 g trockener Kressesamen (Lepidum sativum, Schüttdichte etwa 0,8, absolute Dichte 1,1) wurden mit 3 1 Wasser (200 C) vermischt und die Mischung bei Raumtemperatur 20 min stehengelassen. Es bildete sich ein Brei aus angequollenem Samen mit zähflüssiggiessfähiger Konsistenz. Diese Masse wurde auf einer Seite von trockenen Platten aus Substratschicht aufgestrichen. Die Platten hatten annähernd quadratische Form mit Seitenlängen von etwa 50 cm. Die angequollene Samenmasse wurde auf etwa 2,2 m2 Substratoberfläche gleichmässig aufgestrichen.
Als Substratschicht wurde handelsübliche Torfpappe mit einer Dicke in trockenem Zustand von etwa 2 mm verwendet. Die Torfpappe hatte eine Dichte von 0,23.
Sie war in der Lage, das 3fache ihres Trockengewichtes an Wasser aufzusaugen. Beim Quellen in Wasser zeigte die Substratschicht eine etwa 30 % ige Dickenzunahme, aber praktisch keine Veränderung der Längs- und Querabmessungen. Die Reissfestigkeit eines 1 cm breiten Teststreifens mit einer Länge von 10 cm in mit Wasser gequollenem Zustand liegt über 100 g. Beim Biegeversuch konnte ein 1 cm breiter Streifen, der im Abstand von 5 cm an der Unterseite abgestützt war, in mit Wasesr angequollenem Zustand ein Gewicht von 10 g tragen, ohne zu brechen.
Bei den oben angegebenen Arbeitsbedingungen beim Verteilen des angequollenen Samens ergibt sich eine mittlere Samendichte von etwa 15 Samenkörnern pro cm2.
Der auf die Substratschicht aufgetragene vorgequollene Kressesamen zeigte schon unmittelbar nach dem Aufstreichen eine ausgezeichnete Haftung auf der Sub stratschicht, d. h. die Platten konnten unmittelbar nach dem Beschichten gewendet werden, ohne dass wesentliche Anteile des Samens abfielen.
Die so vorbereiteten Substratschicht-Platten mit anhaftendem Samengut wurden 3-5 Std. bei 20-30 C an der Luft antrocknen gelassen. Die Dicke der Samenschicht betrug 1,5-2 mm. Das Material ist direkt keimfähig und kann bei sofortiger Verwendung wie weiter unten beschrieben verarbeitet werden. Gewünschtenfalls können die mit Samen versehenen Platten aber auch bei normalen Bedingungen (Raumtemperatur, relative Luftfeuchtigkeit bis 70 %) längere Zeit, z. B. einige Monate, gelagert werden, ohne erhebliche Schäden zu zeigen.
Die voll ausgetrockneten Platten können für die endgültige Verwendung wie folgt behandelt werden:
Die Platten werden durch Besprühen mit Wasser bis zur Sättigung getränkt und dann unter Einlage von Kunststoffolie so übereinander gestapelt, dass das Samengut auf der Oberseite jeder Platte liegt und die Kunststoffolie sich zwischen der Samenschicht und der dar überliegenden Unterseite der nächsten Platte befindet.
Die Gesamtstapelhöhe kann praktisch beliebig gewählt werden und beträgt aus Gründen der Zweckmässigkeit 20-60 cm. Auf die Oberseite jedes Stapels wird eine Kunststoffolie und darauf ein Brett oder Metallblech gelegt. Zweckmässigerweise wird der Stapel dann gepresst, z.B. durch Auflegen eines Gewichtes auf die Deckplatte.
Die Stapel wurden nun zum Ankeimen 2-3 Tage bei Raumtemperatur (20-25 C) stehengelassen und dann auseinandergenommen. Die Samen hatten sich in der zugehörigen Substratschicht gut verwurzelt und die Samenhülsen konnten einfach abgeblasen oder abgebürstet werden. Nach Entfernung der Samenhülsen und natürlich ohne die I(unststoffolien wurden die Platten zum Auskeimen im Treibhaus ausgelegt und erneut mit Wasser gesättigt. Innerhalb von 5-7 Tagen kann bei Temperaturen von 15-22 C eine Keimlänge von 30 bis 50 mm mit einem Keimlingsgewicht von 0,06-0,1 g erzielt werden. Die Wuchsdichte entspricht unter Berücksichtigung des Keimungsfaktors des ursprünglichen Samengutes praktisch der Samendichte auf der Substratschicht. Die Bewässerung während des Auskeimens kann nach Bedarf und entsprechend der Luftfeuchtigkeit im Treibhaus in üblicher Weise erfolgen.
Bei direkter Verwendung der mit Samen versehenen und angetrockneten, aber nicht vollständig getrockneten Substratschichten kann in analoger Weise gearbeitet werden, wobei lediglich für das Befeuchten der Platten vor dem Stapeln entsprechend weniger bzw. kein Wasser zu verwenden ist.
Die auf den Substratschichten ausgekeimte Kresse kann in üblicher Weise abgeerntet werden. Zweckmässigerweise wird das ausgekeimte Material aber nicht abgeschnitten, sondern auf den entsprechend zugeschnittenen Substratplatten in den Handel gebracht. Dadurch kann die Frische der Keimlinge ohne besondere Massnahmem um ein Mehrfaches länger erhalten werden.
Wie oben erwähnt, können die ausgekeimten feuchten Platten ohne Schwierigkeiten zu Stücken zerschnitten werden, die den handelsüblichen Kresseportionen, z. B. 100 g, entsprechen.
Beispiel 2
Es wurde das gleiche Samengut und das gleiche Schichtmaterial wie in Beispiel 1 verwendet
Die Platten aus dem Schichtmaterial wurden jedoch vor dem Auftragen des Kressesamens mit Wasser gesättigt und dann mit trockenem Samen gleichmässig bestreut, so dass etwa fünfzehn Samenkörner auf jedem cm2 Substratfläche kamen. Nach etwa 30 min hafteten die Samenkörper so fest auf den Platten, dass diese beim Wenden nur einen geringen Anteil, z. B. 10-20 %, der aufgestreuten Samenkörner wieder abgasen. Das Umwenden der Platten nach dem Antrocknen ist zweckmässig, weil dadurch die nicht anhaftenden Körner entfernt und wiedergewonnen werden können.
Die Verwendung der mit dem anhaftenden Samen versehenen Platten erfolgte mit praktisch gleichen Ergebnissen wie in Beispiel 1, wobei lediglich für die direkte Verwendung zum Ankeimen etwas mehr Wasser erforderlich ist.
Beispiel 3
Als Substratschicht wird Bandmaterial aus Torfpappe mit einer Trockendicke von 1 mm und einer Breite von etwa 1 m verwendet. Im übrigen entsprechen die Eigenschaften der Torfpappe dem in Beispiel 1 beschriebenen Material.
Es wurden jeweils Stücke dieses Bandes mit Längen von einigen Metern und im kontinuierlichen Verfahren a) mit angequollenem Kressesamen wie in Beispiel 1 bzw.
b) angefeuchtet und dann mit trockenem Kressesamen wie in Beispiel 2 versehen.
Nach dem Austrocknen wurden die mit dem anhaftenden Samen versehenen Substratbänder locker aufgerollt und konnten in dieser Form gelagert bzw. vertrieben werden.
Zur endgültigen Verwendung werden die Bänderrollen direkt im Treibhaus ausgelegt und bis zur Sättigung befeuchtet. Der Samen keimte innerhalb von 7 bis 10 Tagen aus. Die Wasserversorgung wurde entsprechend der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit so geregelt, dass die Substratschicht stets satt angefeuchtet war. Das ausgekeimte Gut kann in üblicher Weise abgeerntet oder aber zusammen mit der entsprechend zerschnittenen Substratschicht in den Handel bzw. zum Verbraucher gebracht werden.
Das mit dem Samen versehene Bandmaterial kann aber auch zur Durchführung der bei der eben beschriebenen Ausführungsform nicht angewendeten gesonderten Ankeimung in feuchtem bzw. wieder angefeuchtetem Zutsand unter Einlage einer Folie festzusammengerollt und in dieser Form zum Ankeimen gebracht werden.
Die angekeimten (Wurzelbildung in der Substratschicht) Rollen werden erst zum Auskeimen im Teibhaus ausgelegt.
Beispiel 4
1 kg keimfähige Sojabohnen wurde mit 1 Liter Wasser, das 5 Gew.% Stärkeleim enthielt, vermischt und auf Substratplatten aufgegossen, die dem Material von Beispiel 1 entsprachen, aber eine etwas grössere Trockendicke aufwiesen.
Die Dicke der Samenschicht betrug durchschnittlich etwa 3 mm, die Verteilung entsprach 6-9 Samenkörner pro cm2 Substratfläche. Das Antrocknen erfolgte während 5 Std. Das Ankeimen und Auskeimen erfolgte ähnlich wie in den Beispielen 1 und 2. Die Auskeimung wurde bis zu einer mittleren Keimlingslänge von etwa 6 cm fortgeführt und die Keimlinge dann als Salatgut in den Handel gebracht.