Verfahren und Lawinenschutzeinrichtung zur Verhütung von Lawinenniedergängen Es ist bekannt, mit Lawinenverbauungen oder sogenannten Anrissverbauungen bereits losgerissene Lawinen aufzufangen oder zu blockieren bzw. das Abreissen der Lawinen überhaupt zu verhindern. La- winenverbauungen sind jedoch einerseits ausserordent lich kostspielig und anderseits nur bedingt wirksam, da ihr Wirkungsgrad durch ausserordentliche Nieder schläge oder durch starke Verwehungen stark beein trächtigt wird.
Gegenstand des vorliegenden Patentes ist nun ein Verfahren zur Verhütung von Lawinenniedergängen, welches sich gegenüber den herkömmlichen Schutz massnahmen auf die Erkenntnis stützt, dass die La winengefahr wirksamer bekämpft werden kann, wenn die Schneedecke in geringen Tiefen durch periodische Sprengungen zerstäubt, zum Abgleiten gebracht oder von den inneren Spannungen befreit wird.
Sinngemäss zeichnet sich das erfindungsgemässe Verfahren da durch aus, dass im Anrissgebiet am Lawinenhang aus Sprengkörpern gebildete Sprengfelder noch vor dem Winterbeginn angelegt werden, welche Sprengkörper im Verlaufe des Winters serieweise detoniert werden, zum Zwecke, die Schneedecke im Anrissbereich zu zerstreuen, zum Abgleiten zu bringen oder von den inneren Spannungen zu befreien.
Dieses Verfahren ist im Gegensatz zur Bekämp fung mit Geschossen streuungslos, da die Sprengkör per im Anrissgebiet eingebaut werden; zudem ist der Wirkungseffekt durch die optimale Erschütterung gleichzeitiger Detonation verschiedener Sprengkörper zusammen gegenüber andern Präventivmitteln ganz erheblich grösser.
Ein weiterer Gegenstand des Patentes ist eine La winenschutzeinrichtung, mit welcher das vorerwähnte Verfahren durchgeführt werden kann. Die Lawinen schutzeinrichtung zeichnet sich nach der Erfindung dadurch aus, dass die im Anrissgebiet verlegten Spreng- körper durch eine Auslösevorrichtung serieweise zur gleichen Zeit detonierbar sind.
Beispielsweise Aus führungsformen des erfindungsgemässen Verfahrens werden nachfolgend anhand der beiliegenden Zeich nung näher erläutert, in welcher Ausführungsbeispiele der Lawinenschutzeinrichtung nach der Erfindung schematisch dargestellt sind. Es zeigen:
Fig. 1 einen Schnitt einer eingegrabenen Spreng ladung, Fig.2 einen Schnitt nach der Linie a-a der Fig. 1, Fig.3 einen Teil der gemäss der Fig. 1 einge grabenen Sprengladung, abgedeckt im Grundriss, Fig.4 eine selbsttätige Auslösevorrichtung im Vertikalschnitt, Fig. 5 zwei mit Sprengladungen versehene Spreng- felder verschiedener Ausdehnung in Draufsicht,
Fig.6 eine Variante der Auslösevorrichtung in Seitenansicht, Fig. 7 eine andere Ansicht der Auslösevorrichtung gemäss der Fig. 6, Fig. 8 einen Querschnitt nach der Linie c-c der Fig. 6 und Fig. 9 einen Querschnitt nach der Linie d-d der Fig. 6.
Wie erwähnt und in der Fig. 5 andeutungsweise dargestellt, werden am Lawinenhang im Anrissgebiet Sprengladungen 1 etwa in Reihen 29, 30, 31, 31' und 32 verlegt und zu gleichzeitig detonierbaren Gruppen zusammengefasst. Die neben-, in- und übereinander angeordneten Gruppen sind keilförmig oder schach brettartig im Anrissgebiet derart verlegt, dass sie sich in ihrer Wirkung überschneiden.
Bei entsprechender Ausdehnung des Sprengfeldes und bei zweckmässiger Einteilung der Gruppen können im Laufe des Win ters mehrere Sprengungen ausgelöst und dabei die im Anrissgebiet immer wieder entstehende Lawinenlos- Lösung wirksam bekämpft werden. Die Auslösung der Sprengungen kann, wie dies noch näher erläutert wer den wird, von Hand oder aber durch eine selbsttätige Auslösevorrichtung erfolgen.
Die Sprengladungen 1 werden, wie dies in den Fig. 1-3 dargestellt ist, jeweils in einem Graben 9 eingegraben, welcher mit an einem Rahmen 14 auf liegenden Deckbrettern 13 zugedeckt ist. In die Grube 9 ist eine muldenförmige Schale 10 mit Verstärkungs rippen eingelassen, welche die Sprengladung 1 auf nimmt. Letztere liegt dabei auf den Verstärkungsrip pen und ist in der Schale 10 mittels einer an den Verstärkungsrippen verankerten Bride 11 ange schnallt.
Die Sprengladung 1 besitzt einen zylindrischen, beiderends geschlossenen Sprengstoffbehälter 1', in welchem der Sprengstoff 6 hermetisch verschlossen untergebracht ist. In den Sprengstoffbehälter 1' ragt ein Zündereinsatzrohr 2, welches an der einen stirn- seitigen Wandung des Sprengstoffbehälters 1' unter Zwischenlage von Dichtungsringen 7 mit Hilfe einer Mutter 4 befestigt ist und Feuerübertragungslöcher 3 aufweist. In dem Zündereinsatzrohr 2 befindet sich das Zünderelement 5,
an welchem ein durch eine Kabelleitöse 12' einer Bride 12 geführtes Zündkabel 8 angeschlossen ist. Ausserhalb der durch einen Was serablauf 19 entwässerten Grube führt das Zünd kabel 8 in eine Kabelverbindungsverschalung 18, wo es an das gemeinsame Zündkabel 15 der zugehörigen Reihe bzw. Gruppe angeschlossen ist. Das Kabel 15 verläuft in Kabelschutzrohren 17, welche beidenends an die Verschalung 18 anschliessen. Mit Hilfe einer in der Verschalung 18 untergebrachten Zugfeder 16 wird das Kabel 15 gespannt gehalten.
Diese Einrich tung ist allerdings nur notwendig, wenn die Spreng ladungen auf mechanischem Wege durch eine selbst tätige Auslösevorrichtung ausgelöst werden. Bei elek trischer Zündung, die die selbsttätige Auslösung nicht ausschliesst, können die elektrischen Zündkabel in be kannter Weise verlegt werden, wobei in diesem Falle die Auslösung der Sprengung vom Tal oder von einer ausserhalb des Lawinenzuges liegenden Schutzstelle aus erfolgen kann.
Bei der Verwendung einer mechanischen Auslöse vorrichtung, in welchem Falle also die gemeinsamen Zündkabel jeder Serie durch Zugfedern 16 gespannt gehalten werden, sind an entsprechenden Stellen des Sprengfeldes Stützen 20 aufgestellt, welche eine An zahl Ösen 24 aufweisen, in denen in Abstand überein ander horizontal verlaufende Fangkabel 21 einenends direkt und andernends über eine Spannfeder 23 ver ankert sind. Auf den Fangkabeln 21 sind kugelartige Fangkörper 22 aufgereiht, wobei die Fangkörper der einzelnen Fangkabel in bezug aufeinander versetzt sind.
Die Fangkabel 21 sind abwechslungsweise mit tels an ihnen angreifender Verbindungskabel 25, wel che über Umlenkrollen 26 verlaufen, mit einem Sam- melkabel 38 bzw. 38' verbunden, die ihrerseits je einer Stütze 20 zugeordnet sind, über Umlenkrollen 39 und 49 der einzelnen Stützen verlaufen und mit den Zündkabeln 15 der zugeordneten Reihen 29, 30 und 31 bzw. 31' und 32 verbunden sind. Für die Durchführung der Kabel 38 bzw. 38' und die Unter bringung der Rollen 49 sind mit Deckeln 28 abge deckte Verschalungen 27 vorgesehen.
Die Umlenk- rollen 26 ihrerseits sind durch Schutzbleche 33 ge schützt, welche die im Querschnitt U-förmigen Stützen an der offenen Seite abschliessen. Damit ist die ge samte Kabelführung gegen Vereisung geschützt.
Werden nun die Fangkabel 21 mit den an ihnen angeordneten Fangkörpern 22 durch talwärts rut schende Schneemassen in die bei 21' bzw. 22' in Fig. 5 angedeutete Lage gebracht, wobei freilich die Spannfeder 23 wie bei 23' angedeutet ebenfalls ge spannt wird, so werden die Kabel 38 und die Kabel 15 nachgezogen und die Sprengladungen über die Zündkabel 8 zum Detonieren gebracht. Dabei wird die auf dem Sprengfeld sowie in der Umgebung lie gende Schneemasse zerstäubt und unschädlich ge macht.
Es versteht sich, dass in dieser Weise das Entstehen der Lawinen wirksam verhindert werden kann. Die selbsttätige Auslösevorrichtung nach der Va riante gemäss Fig. 6 und 7 ist in den Figuren in der Höhe verkürzt ersichtlich. 34 stellt eine Stütze dar, 35 sind Fangarme, von welchen strichpunktiert einer in der Auslösestellung gezeichnet ist. Die Fangarme sind doppelarmig und um Bolzen 35' drehbar.
An deren unteren, in Fig. 6 rechtsseitigen Enden legen sich Haltefedern 36 an, welche die Arme in der ge zeichneten Ruhestellung zu halten bezwecken. Die rechtsseitigen Enden der Fangarme 35 liegen je einem die Federzugwirkung begrenzenden Anschlag 37 an. 38 sind Zündungskabel, welche an den unteren, schräg nach abwärts verlaufenden Endteilen der Fang arme 35 festgemacht sind. 39 ist eine Kabelleitrolle am bodenseitigen Endteil der Stütze, über welche die zu einem Strang miteinander verbundenen Zündkabel 38 zur Leitrolle 48 geleitet sind. Die unteren Enden der Haltefedern 36 greifen in an den Stützen fest sitzende tosen 40 ein.
Die vertikalen Stützen 34 wer den durch je eine schräge, talwärts gerichtete Verstre bung 41 in der vertikalen Stellung gesichert. Solche Streben können ebenfalls bei den Stützen 20 (Fig. 4) angeordnet werden.
Nach Fig. 7 sind die oberen Fangarmhälften 35a mit gelochten, fest verbundenen Blechen 42 versehen, die durch die rutschenden Schneemassen beaufschlagt werden, wodurch die Auslösung der Sprengladungen erfolgt.
Nach Fig. 8 ist 43 ein Trägerspickelblech mit Bol zen 35' für den Fangarm 35, während 44 die mit dem unteren schrägen Fangarmteil verschweisste Ka belöse bezeichnet, in welche das Kabel 38 einge- schlauft ist. In Fig. 9 bezeichnet 45 eine Verschalung des über die Rollen 39, 48 führenden Kabelstranges, während 46 Kabelschutzrohre und 47 Schutzbleche zur Kabelführung sind.