Verfahren zur Herstellung eines neuen hochpolymeren linearen Esters. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein. Verfahren zur Herstellung eines neuen hochpolymeren linearen Esters, welches da durch gekennzeichnet ist, dass man ein Ge misch von 1,4-bis-(Phenoxymethyl)-benzol- 4',4"-dicarbonsäure oder einem ihrer funktio nellen Derivate und mindestens einem mole kularen Äquivalent Äthylenglykol erhitzt, der art, dass mindestens während der letzten Stu fen der Reaktion flüchtige Nebenprodukte und ein etwa vorhandener Überschuss des Äthylenglykols entweichen und das Erhitzen fortsetzt, bis Fäden,
welche aus einer Schmelze des Reaktionsproduktes gebildet werden, durch Kaltziehen verstreckt werden können.
Als funktionelle Derivate der Dicarbon- säure kommen Ester (einschliesslich Halb ester), wie z. B. niedere Alkylester, Cyclo- alkylester und Arylester, Säurehalogenide und Ammonium- oder Aminsalze in Frage.
Als niedere Alkylester können diejenigen verwen det werden, die aus Methyl-, Äthyl-, Propyl-, Butyl-, Amyl-, Hexyl- oder Heptylalkohol ent stehen, und als, Arylester können diejenigen verwendet werden, die aus Phenol oder aus dessen Homologen entstehen. Gewöhnlich wer den die Ester von Alkoholen oder Phenolen abgeleitet, deren Siedepunkte tiefer liegen als der Siedepunkt des verwendeten Glykols.
Das Erhitzen des Gemisches bewirkt die Umsetzung der Bestandteile, und zwar zuerst unter Bildung von geradkettigen Polyestern von niedrigem molekularem Gewicht. Die Re- aktion ist eine direkte Veresterung, wenn eine Dicarbonsäure verwendet wird, oder eine Um- esterung, wenn ein Ester einer Dicarbonsäure verwendet wird.
Wenn eine Dicarbonsäure verwendet wird, ist es vorzuziehen, einen gro ssen Überschuss an Äthylenglykol, bezogen auf die Menge der Dicarbonsäure, z. B. einen Übersehuss von vier oder fünf Molgewichten, zu verwenden, da die Anwendung solcher Mengenverhältnisse die Veresterung erleich tert; das Erhitzen erfolgt gewöhnlich bei einer Temperatur, die um oder über dem Siedepunkt des Gemisches liegt.
Wenn ein Ester der Dicarbonsäure verwendet wird, ge nügen oft kleinere Mengen des Äthylenglykols, beispielsweise 1y2 Molgewichte, wenn auch ge- wünschtenfalls grössere Mengen verwendet. werden können.
Das Erhitzen zwecks Bewir- kung der Umesterung erfolgt gewöhnlich bei einer Temperatur, die über dem Schmelz punkt des Reaktionsgemisches und über dem Siedepunkt des Alkohols oder des Phenols, welches durch Umesterung ausgeschieden wer den soll, aber unter dem Siedepunkt des Äthy- lenglykols liegt.
Das Erhitzen wird unter sol chen Bedingungen ausgeführt, dass der aus geschiedene Alkohol oder das ausgeschiedene Phenol aus der Reaktionszone entfernt wird, und zwar gewöhnlich mittels einer üblichen Destillationseinrichtung. Wenn keine weitere Menge des ausgeschiedenen Alkohols oder Phenols mehr abdestilliert, so kann angenom men werden, dass die Umesterung beendet ist. Bei Verwendung eines Dihalogenids der Dicarbonsäure wird das Erhitzen gewöhnlich in Anwesenheit eines Verdünnungsmittels aus- geführt, z.
B. in Gegenwart einer inerten, or ganischen Flüssigkeit und in Anwesenheit einer Base, gewöhnlich einer tertiären, orga nischen Base, wie z. B. Pyridin, N-Methyl- piperidin, N-Dimethylanilin oder N-Diäthyl- anilin.
Bei Verwendung von Ämmonium- oder Aminsalzen der Dicarbonsäure wird Ammo niak oder ein Amin entwickelt, welches wäh rend des Erhitzers aus dem Reaktionsgemisch entweicht.
Gewünschtenfalls kann ein Umesterungs- katalysator oder ein Gemisch solcher Kataly satoren verwendet werden, um die Umsetzung der Bestandteile zu erleichtern. Unter diesen Katalysatoren befinden sich z.
B. Lithium, Natrium, Kalium, Kalzium, Beryllium, Ma gnesium, Zink, Cadmium, Aluminium, Chrom, Molybdän, Mangan, Eisen, Kobalt, Nickel, Kupfer, Silber, Quecksilber, Zinn, Blei, Wis- muth, Antimon, Platin. und Palladium.
Ge eignete Mengenverhältnisse liegen zwischen 0,025 und 0,1 Gewichtsprozent, bezogen auf das Gewicht des verwendeten Esters der Dicarbonsäure. Der Umesterungskatalysator kann als solcher, in Pulverform, in Form von Stückehen, Blättchen, in Bandform, in Draht form oder in irgendeiner andern angemessenen Form zugefügt werden.
Die Alkalimetalle, die Erdalakalimetalle oder Magnesium werden vorteilhafterweise in Form ihrer Alkoholate verwendet, welche durch Auflösen dieser Me talle in Äthylenglykol oder in einem einwerti gen Alkohol, wie Methyl- oder Äthylalkohol, gebildet werden. Die Alkalimetalle können auch in Form ihrer Carbonate oder anderer alkalisch reagierender Salze, z.
B. in Form der Borate, verwendet werden. Das Magnesium kann in Form seines Oxydes verwendet wer den.
Die Umwandlung der niedermolekularen Produkte in hochmolekulare, faserbildende Produkte erfolgt durch Erhitzen bei einer Temperatur, die über dem Siedepunkt des Äthylenglykols hegt, und zwar unter solchen Bedingungen, dass das Äthylenglykol aus der Reaktionszone entfernt wird. Vorteilhafter weise wird während dieser Periode des Erhit- zers oder während eines Teils dieser Periode der Druck vermindert, um das Entweichen des Äthylenglykols zu erleichtern.
Drucke von 20 mm bis hinunter zu 0,1 mm Hg sind beson ders vorteilhaft; höhere oder tiefere Drucke können jedoch gewünschtenfalls verwendet werden. Umesterungskatalysatoren. können während dieser Periode des Erhitzers an wesend sein.
Das Erhitzen wird vorteilhafterweise in Abwesenheit von Sauerstoff durchgeführt, und zwar vorzugsweise indem man einen Strom eines sauerstofffreien Gases, z. B. Stick stoff, durch und/oder über die Reaktionsmasse leitet.
Obwohl die Bildung des hochpolymeren linearen Polyesters aus Gründen der Zweck mässigkeit als zweistufiger Vorgang beschrie ben wurde, ist es in der Wirklichkeit doch so, dass die beiden Reaktionsstufen ineinander eingreifen.
Nachdem das Erhitzen abgeschlossen ist, kann das Produkt ausgestossen oder in anderer weise in geschmolzener Form aus dem Gefäss, in welchem es hergestellt wurde, entfernt und dann abgekühlt werden.
Beispiel: 4,3 Teile 1,4-bis-(Phenoxymethyl)-benzol- 4',4"-dicarbonsäure, 1,3 Teile Äthylenglykol; 0,0015 Teile Magnesium und 0,0015 Teile Li- thium werden gemischt, während 3/4 Stunden bei 2000 C in einem Gefäss erhitzt, welches mit einem Dampfabzug und einem Gaseinlassrohr versehen ist, mittels welchem ein Strom vor sauerstofffreiem Stickstoff durch die ge .schmolzene Masse hindurchgeleitet wer der kann.
Der Druck wird auf 10 mm Hg redu ziert, worauf das Erhitzen während 1/4 Stunde fortgesetzt wird. Man reduziert hierauf der Druck auf 3 mm Eg und setzt das Erhitzer während 51/2 Stunden bei 278Ö C fort. In die sein Stadium kann die Schmelze zu Fäder verformt werden, die sieh 2u, Fasern ausziehet lassen. Die Schmelze wird aus dem Gefäss aus gestossen und abgekühlt.
Das Reaktionsprodukt, nämlich Polyäthy- len-1,4-bis- (phenoxymethyl)-benzol-4',4"-di- carboxylat, ist eine kristalline Substanz vom Smp. 220 bis 2260 C. Es kann aus der Schmelze zu Fäden verformt werden, die sich um ein Mehrfaches ihrer ursprünglichen Längen aus ziehen lassen, unter Bildung von Fasern, die charakteristische Röntgeninterferenzbilder zei gen, welche auf eine Molekülorientierung in Richtung der Faserachse schliessen lassen. Die Fasern sind als Textilmaterialien verwendbar.
Der im obigen Beispiel genannte Ester kann durch Erhitzen des Natriumsalzes des p-Oxybenzoesäure-äthylesters in Äthylalkohol zusammen mit p-Xylylendichlorid beim Siede punkt erhalten werden. Sein Smp. liegt bei 1420 C.