<B>Zusatzpatent</B> zum Hauptpatent Nr. 251882. Reinigungsmittel. Im Hauptpatent Nr.251882 ist gezeigt worden, dass eine durch Vermischen von fein gemahlenem Holzhydrolyse-Lignin mit einer wässrigen Alkalihydroxydlösung erhältliche Paste, die wasserunlösliche und wasserlösliche Stoffe enthält, ein ausgezeichnetes Reinigungs mittel darstellt. Dieses Reinigungsmittel kann ausserdem noch organische Lösungsmittel in gelöster oder emulgierter Form enthalten.
Es wurde nun gefunden, dass auch eine durch Vermischen von einem natürlich vor kommenden Produkt, das neben Lignin noch natürliche Zersetzungsprodukte der Zellulose enthält und das zur Hauptsache zu Teilchen kleiner als 0,05 mm zerkleinert wurde, mit einer wässrigen Lösung eines alkalisch re agierenden Stoffes erhältliche Paste ein aus gezeichnetes Reinigungsmittel darstellt. Auch dieses Reinigungsmittel kann ausserdem noch organische Lösungsmittel in gelöster oder emulgierter Form enthalten.
Als Naturprodukte der oben angegebenen Art kann man z. B. Torf oder Braunkohle verwenden.
Um den für die Herstellung des erfin dungsgemässen Reinigungsmittels erforder lichen Feinheitsgrad der angeführten Natur produkte erreichen zu können, muss dem Zer- kleinerungsprozess in den meisten Fällen eine Trocknung vorausgehen, welche so zu bemes sen ist, dass das Material seine Elastizität zum grössten Teil verliert und dadurch in einen spröden Zustand übergeht. Die Erzielung des oben gekennzeichneten Feinheitsgrades hängt eng mit dem Trocknungsgrade der betreffen den Ausgangsstoffe zusammen.
So kann bei spielsweise Torf nach dem Trocknen während 10 Stunden bei 110 bis 120 C mit einer ge wöhnlichen Walzenmühle bis zum erforder lichen Feinheitsgrad gemahlen werden. Bei Verwendung von hochtourigen Schlagstift mühlen kann man gegebenenfalls die Trock nung der ligninhaltigen Materialien unter lassen, da sich dabei die mechanisch erzeugte Wärme derart günstig auf den Zerkleine- rungsprozess auswirkt, dass unmittelbar ein geeignetes Mahlgut erhalten wird.
Zur Herstellung der erfindungsgemässen Paste kann man die aus den oben umschriebe nen Naturprodukten hergestellten feinen Pul ver in eine geeignete Menge Alkalihydroxyd- lösung passender Konzentration eintragen, wo bei die Pulver stark aufquellen und je nach dem Mengenverhältnis Pulver : Wasser mehr oder weniger feste Pasten ergeben. An Stelle von Alkalihydroxyden können auch Erdalkali- hydroxyde oder andere alkalisch reagierende Stoffe, wie Ammoniak oder Natriumcarbonat, Anwendung finden.
Das mit Ammoniak oder Natriumcarbonat erhältliche Reinigungsmittel wird mit Vor teil bei der Reinigung von alkaliemp- findlichen Materialien angewendet. So kön nen z. B. Lackanstriche auf Eichenholz, das bekanntlich von Alkalien dunkel gefärbt wird, mit solchen schwachalkalisch reagieren- den Pasten entfernt werden.
Die feinzerklei nerten Naturprodukte der oben angegebenen Art können aber auch mit den festen Alkali hydroxyden, zweckmässig in fein pulverisier ter Form, oder andern alkalisch reagierenden Stoffen in fester Form vermischt und dann in eine passende Menge Wasser eingetragen werden. Dabei ist es zweckmässig, die Mischung vor Gebrauch stehenzulassen, bis durch Quellung eine Paste entstanden ist.
Auf diese Weise können grosse Mengen an Pasten mit den einfachsten Hilfsmitteln hergestellt wer den. Die Leichtigkeit, mit der die Pasten sich bilden, hängt eng mit dem oben umschriebe nen Feinheitsgrad zusammen, da gröbere Pul ver keine geeigneten Pasten mehr ergeben.
Bei der Herstellung des erfindungsgemä- ssen Reinigungsmittels kann man auch von Genfischen der oben erwähnten Naturpro dukte oder von Gemischen, die auch feinge mahlenes Holzhydrolyse - Lignin enthalten, ausgehen, wodurch die Eintrocknungszeiten und die Beschaffenheit der eingetrockneten Pasten weitgehend variiert werden können.
Bei Verwendung von Torf kann es oft von Vorteil sein, vor dem Anpasten mit wässrigem Ammoniak oder verdünnten Alkalien die dunkelfärbenden Anteile herauszulösen,
welche sonst durch ihr intensives Färbevermögen den Reinigungsprozess nachteilig beeinflussen können. Die auf diese Weise erhältlichen Pasten eignen sich ausgezeichnet zur Entfernung von Ölfarbanstrichen, z. B. solchen auf Leinöl basis, von Unterlagen der verschiedensten Art, wie Holz, Kunstharz oder Metall, vorausge setzt, dass diese Unterlagen von alkalischen Lösungen nicht wesentlich angegriffen werden.
Mit besonderem Vorteil können kompli ziert gebaute Maschinen oder . schwierig zu gängliche Konstruktionsteile ohne Demontie ren der einzelnen Bestandteile mit vorliegen dem Reinigungsmittel gereinigt werden. Auch grössere Freiluftkonstruktionen, wie Krane, Brückenfachwerke sowie Gittermaste, lassen sieh ohne kostspieliges Abbrennen und Ab spachteln in kurzer Zeit mit dem erfindungs- gemässen Reinigungsmittel von Anstrichen und Grundierungen befreien.
Das erfindungsgemässe Reinigungsmittel kann in der Weise angewendet werden, dass man die Paste auf die zu reinigenden Gegen stände aufträgt und nach kurzer Zeit, nöti genfalls erst nach vollständigem Eintrocknen, durch Abwaschen oder Abspritzen mit Wasser wieder entfernt. Bei grösseren Objekten kann es von Vorteil sein, die alkalische Paste mit tels Pressluft aus geeignet geformten Düsen aufzuspritzen. Die Dicke des aufzutragenden Pastenbelages richtet sich nach dem Alter und der Natur der zu entfernenden Anstriche.
In vielen Fällen, insbesondere bei der Ent fernung von Nitrolacken, öllacken, Polyvinyl- lacken und andern Lackkombinationen von ihren Unterlagen, kann die reinigende Wir kung des angeführten Reinigungsmittels er höht werden, wenn es einen Zusatz von orga nischen Lösungsmitteln in gelöster oder emul- gierter Form erhält. Als organische Lösungs mittel eignen sich für diesen Zweck besonders jene, in welchen die zu entfernenden Lack schichten löslich oder mindestens quellbar sind, wie z. B.
Methanol, Äthylalkohol, ferner noch höhermolekulare Alkohole, weiterhin Aceton, Diacetonalkohol, Mesityloxyd, Iso- phoron, Dioxan, chlorierte aromatische Koh- lenwasserstoffe, ferner auch Lösungen von Pa raffin in Kohlenwasserstoffen, wie Benzol. Be sonders vorteilhaft sind Lösungsmittel mit einem Siedepunkt von über 100 C, da der artige Lösungsmittel eine längere Einwir kungsdauer der Pasten gewährleisten.
Zur Herstellung von Lösungsmittel ent haltenden Pasten kann man die Lösungsmittel, soweit sie wasserlöslich sind, den angeführten , Pasten zumischen; wasserunlösliche Lösungs- mittelkönnen in diesenPastenirrüblicher Weise emulgiert werden, z. B. mit Hilfe von Emul- giermaschinen. Die so erhaltenen Lösungsmit tel enthaltenden Pasten sind je nach ihrer Zu sammensetzung mehr oder weniger viskos. Falls sie sich beim längeren Stehen entmischen sollten, können sie durch kurzes Schütteln wieder homogenisiert werden.
Dem oben be schriebenen Reinigungsmittel können auch<B>5</B> desinfizierende, bleichende oder beliebige an dere Zusätze, wie sie in andern bekannten Reinigungsmitteln Verwendung finden, bei spielsweise Netzmittel, zugesetzt werden.
In den nachfolgenden Beispielen bedeuten Teile Gewichtsteile, falls nichts anderes be merkt wird<I>Beispiel 1:</I> Torfmull wird bei 110 bis 120 C getrock net und anschliessend im Windsichter zu fein stem Pulver zerkleinert. 6 Teile des so erhalte nen Pulvers werden mit 2 Teilen pulverisier tem Natriumhydroxyd, 25 Volumteilen Me- sityloxyd und 30 Volumteilen Wasser im Mör ser zu einer Emulsion verarbeitet. Eine Glas platte, welche mit einer Polyvinyllackschicht belegt ist, wird mit einer 1 bis 2 mm dicken Schicht der oben beschriebenen Paste bestri chen.
Nach dem Liegenlassen während einer Stunde kann die Lackschicht mittels Schwamm und Wasser bequem entfernt werden.
<I>Beispiel 2:</I> 90 Teile bei 100 bis 110 C 16 Stunden getrockneter, in einer Walzenmühle zu feinem Pulver gemahlener Specktorf werden in 250 Volumteile 7,5 % ige Natriumhydroxydlösung eingerührt. Die dabei entstehende Paste eignet sich zur Entfernung von Farbanstrichen der verschiedensten Art von Unterlagen aus Holz, Kunstharz, Metall und anderen mehr, sofern die betreffenden Unterlägen durch starke Al- kalien keine wesentlichen Schädigungen er leiden.
Die Paste wird dabei auf die zu reinigen den Gegenstände in einer Dicke, die sich nach der Natur des Anstriches richtet und beispiels weise 1 bis 5 mm betragen kann, aufgetragen und nach einer Reaktionszeit von 1/2 Stunde bis 24 Stunden mit Schwamm und Wasser ab gewaschen. Dabei erhält man die betreffenden Gegenstände in blankem Zustand.
Die oben beschriebene Paste eignet sich in gleicher Weise zur Entfernung von öligen bzw. fettigen Verunreinigungen.
<I>Beispiel 3:</I> Torfmull wird bei 110 bis 120 C während 12 Stunden getrocknet und darauf in einer Walzenmühle zu feinem Staub vermahlen. 3 Teile dieses Torfstaubes mit 1 Teil pul verisiertem Ätznatron vermischt, ergeben ein Pulver, welches sich mit Wasser zu alkali schen Pasten anrühren lässt.
Wird z. B. ein mit Mennige und mehr fachem Farbanstrich belegtes Metallrohr mit einer 1 bis 2 mm dicken Schicht einer Paste versehen, welche aus 1 Teil des oben beschrie- ; benen Pulvers und 3 Teilen Wasser dargestellt worden ist, so kann das Metallrohr nach einer Einwirkungsdauer von 4 Stunden mit Bürste und Wasser blank gewaschen werden.
<I>Beispiel 4: ,</I> 10 Teile bei 110 bis 120 C getrockneter, feingemahlener Torfmull werden mit 20 Vo- lumteilen konzentriertem wä.ssrigem Am moniak zu einer Paste angerührt. Belegt man eine Holztüre, welche mit einem Leinöl- , anstrich versehen ist, mit einer 2 bis 3 mm dicken Schicht dieser Paste, so kann der grösste Teil des Anstriches nach etwa 1/2 Stunde mittels Wasser und Bürste abge waschen werden.
<I>Beispiel 5:</I> 5 Teile fein pulverisiertes Lignin aus dem Holzverzuckerungsverfahren werden mit 5 Tei len bei 110 bis 120 getrocknetem, fein ge mahlenem Torfmull vermischt und in 35 Vo- lumteile 5,4 % ige Natriumhydroxydlösung eingerührt. Die so erhaltene Paste eignet sich sehr gut zur Entfernung von Leinölanstrichen. Beim Eintrocknen der Paste bilden sich locker haftende Schuppen, an welchen der grösste , Teil des zu entfernenden Anstriches haftet. Nach dem Abbürsten mit Wasser ist der An strich praktisch vollständig entfernt.
<I>Beispiel 6:</I> 10 Teile ,bei 130 bis 140 C getrocknete, , 16 Stunden in einer Walzenmühle fein pul verisierte Braunkohle werden mit 3 Teilen pulverisiertem Ätznatron vermischt. 1 Teil dieses Pulvers wird in 3 Teile Wasser einge rührt. Die dabei erhaltene Paste eignet sich sehr gut zur Entfernung von Leinölanstrichen von Holzunterlagen. <I>Beispiel</I> 50 Teile feingemahlener Torfmull werden mit einer Lösung von 10 cm3 konzentrierter Ammoniaklösung in einem Liter Wasser auf geschlemmt, abgenutscht und mit Wasser nach gewaschen, bis das Waschwasser farblos ab läuft.
Der Rückstand kann mit verdünnter Na tronlauge analog, wie im Beispiel 5 beschrieben wird, 'zu einer Reinigungspaste angerührt wer den, welche keine dunkelfärbenden Bestand teile enthält.
<I>Beispiel 8:</I> 1825 Teile feingemahlene Braunkohle (Li- gnitkohle), 665 Teile gemahlenes Ätznatron und 10 Teile di-isobutyl-naphthalinsulfosau- res Natrium werden zu einem homogenen Pul ver vermischt und unter Rühren innerhalb einer Viertelstunde in 8000 Teile Wasser ein getragen. Dabei entsteht unter leichter Er wärmung ein gut rührbarer Brei, welcher beim Stehenlassen während etwa 20 Stunden zu einer dicken Paste aufquillt.
Eine Hausfassade, welche mit einem etwa 20 Jahre alten Ölfarbanstrich von etwa 1 mm Dicke versehen ist, wird mit Hilfe eines Bret tes mit der oben beschriebenen Paste in einer Schichtdicke von 1 bis 2 mm belegt. Nach 20 Stunden ist die Pastenschicht weitgehend eingetrocknet iw.d in viele kleine Schuppen zerfallen, welche zusammen mit dem Haupt anteil des Farbbelages mittels Spachtel leicht abgestossen werden können. Der Rest des An striches kann mittels einer harten Bürste, vor teilhaft mittels einer Stahlbürste, und Wasser entfernt werden. Nach dem Neutralisieren mit verdünnter Mineralsäure kann die Fassade wieder neu bestrichen werden.