Verfahren zur Gewinnung von triebfähigen Mikroorganismen. Es ist bekannt, dass gewisse Schimmel pilze unter .geeigneten Bedingungen alkoho lische ' Gärungen hervorrufen können. Diese Fähigkeit der Schimmelpilze wird auch tech nisch ausgewertet, z.
B. in der Amylobren- nerei, bei welcher stärkehaltige Gärsubstrate durch Schimmelpilze der Gattung Mucor, insbesondere durch Mucor amylomyces, ver- zuckertundvergoren werden. Die Gärung voll zieht sich jedoch sehr langsam, so dass sie in der Regel durch eine Hefegärung unter stützt wird.
Für die Anwendung in der Teiggärung sind die genannten Pilze nicht geeignet. Es ist ferner aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen bekannt, dass andere Schimmelpilze bei submersem Wachstum Al kohol zu bilden vermögen, z. B. die Fusarium- arten. Derartige Schimmelpilze sind zwar nicht zur Gewinnung von Alkohol, wohl aber zur biologisch-synthetischen Gewinnung von Fett benutzt worden.
Alle diese Gattungen von Schimmelpilzen stellen aber, .gleichgül tig, ob die Gewinnung von Alkohol oder die Vermehrung der Pilze in grossem Massstabe angestrebt wird, an das Gärsubstrat hohe Anforderungen und erfordern die sorgfältige Einhaltung bestimmter Arbeitsbedingungen, da diese Pilze sehr empfindlich und an spruchsvoll sind.
Da @ die üblicherweise zur Durchführung alkoholischer Gärungen verwendeten Hefen der Gattung Saecharomyces cerevisiae bedeu tend geringere Anforderungen an das Gär- substrät stellen und eine höhere Vermeh rungsenergie aufweisen als die bisher tech nisch verwendeten Schimmelpilze, erschien von vornherein die Verwendung von Schim melpilzen bei Verfahren, bei welchen die al koholische Gärung in Betracht kommt, nicht aussichtsreich.
Der Erfinder hat sich nun .die Aufgabe gestellt, triebfähige, das heisst zur alkoholischen Gärung unter den Bedingungen der Bäckerei geeignete Mikro organismen, zu gewinnen und dabei die Fä higkeit der Schimmelpilze, das Substrat bes ser auszunutzen als dies durch Presshefe möglich ist, zunutze zu machen.
Um Schimmelpilze für den genannten Zweck verwenden zu können, müssen zwei Grundforderungen erfüllt sein: Die Schim melpilze müssen eine ausreichende Vermeh rungsenergie und ein entsprechendes Gä- rungsvermögen besitzen, um im Teig inner halb kurzer Zeit die notwendige Lockerung herbeizuführen. Hierzu sind die obenerwähn- ten' Schimmelpilzarten nicht befähigt.
Die Forschungen des Erfinders haben nun zu den Feststellungen geführt, dass Schimmelpilze, die nach der Systematik von Diddens und Lodder (Die Hefesammlung des "Central- Bureau voor Schimmelcultures", II. Teil, "Die anaskoporogenen Hefen", N.
V. Noord- Hollandsche Uitgevers Maatschappij, Amster dam 1942) zur Unterfamilie der Mycotorul- oideae der Familie der Toruloidacaeae gehö ren, und insbesondere Schimmelpilze der Gat- tung Candida, vor allem der Art Candida Berkhout einend.
Diddens und Lodders, über aus geringe Ansprüche an das Gärsubstrat stellen und dabei eine sehr gute Vermeh- rungfähigkeit besitzen. Die gewöhnlichen Stämme dieser Schimmelpilze sind aber an sich für den .gewünschten Zweck nicht geeig net, da sie von Haus aus nur eine geringe Gärfähigkeit .besitzen.
Erfindungsgemäss wird nun die Trieb fähigkeit dieser Schimmelpilze durch Um züchtung erhöht und ihnen damit die Fä higkeit zur Alkohol- bezw. Kohlensäurebil- dung erteilt.
Demgemäss ist das Verfahren gemäss der Erfindung zur Gewinnung trieb fähiger Mikroorganismen dadurch gekenn zeichnet, dass man Schimmelpilze der Unter familie der Mycotoruloideae der anaskosporo- genen Hefen, die eine ungenügende Trieb fähigkeit besitzen, wiederholt einer Behand lung unterzieht, welche eine Vergrösserung der Triebfähigkeit bewirkt, und dass man ausserdem die Schimmelpilze mindestens nach der letzten dieser Behandlungen unter Bedin gungen, welche die alkoholische Gärung un terdrücken, hingegen die Vermehrung begün stigen, vermehrt.
Das Verfahren gemäss der Erfindung ist insbesondere zur Gewinnung triebfähiger Schimmelpilze der Gattung Can- dida, vorzugsweise der Art Candida Berkhout einend. Diddens und Lodders, geeignet. Die Behandlung gemäss der Erfindung stellt eine Kombination von Umzüchtungsstufen und Vermehrungsstufen dar, wobei die Umzüch tung vorzugsweise in stickstoffreichen Lö sungen und in Gegenwart von Wuchs- und Wirkstoffen durchgeführt wird.
Sowohl zwi schen den Umzüchtungen als auch vor oder während der Vermehrung der Schimmelpilze können Gärstufen eingeschaltet werden, um die Mikroorganismen zu kräftigen.
Die Umzüchtung der an sich nicht trieb fähigen oder schwach triebfähigen Schimmel pilze erfolgt beispielsweise in an sich be kannter Weise, vorzugsweise in der Art, dass bei jeder Umzüchtung aus einer auf festem Nährboden, z. B. auf Würze-Agar-Agar ge- züchteten Reinkultur ausgewählte Pilze in ein geeignetes flüssiges Substrat- übertragen werden, dieses einer 24-stündigen kräftigen Belüftung unter sterilen Bedingungen unter worfen und aus der gebildeten Kultur eine Reinkultur nach dem Verfahren von Koch angelegt wird.
Dieses Umzüchtungsverfahren wird so lange fortgesetzt, bis der Gär- versuch keine Steigerung der Gärfähigkeit mehr anzeigt.
Für die technische Vermehrung der um gezüchteten Schimmelpilze kommen insbeson dere auch solche Gärsubstrate in Betracht, welche für die Vermehrung von Presshefe (Saecharomyces cerevisiae) minder geeignet sind. So eignen sich für die Vermehrung der umgezüchteten Schimmelpilze auch Sulfit- ablauge, Schlempe, Holz- oder Pflanzen- hydrolysate und dergleichen.
Die Vermeh rung in diesen Nährsubstraten geht unter Zusatz der üblichen Nährsalze und Wuchs- bezw.Wirkstoffe nach der in der Presshefe- fabrikation üblichen Arbeitsweise, insbeson dere unter Zulauf und unter Feinbelüftung, leicht vor sich, wobei die Bedingungen der art eingeregelt werden, dass eine alkoholische Gärung möglichst herabgesetzt oder unter drückt wird.
Das Verfahren gemäss der Erfindung hat somit insbesondere den Vorteil, dass es die Gewinnung triebkräftiger Schimmelpilze auf Substraten ermöglicht, die zur Hefefabrika tion wenig geeignet sind. Die Triebkraft der art gewonnener Schimmelpilze übertrifft bei weitem diejenige der so genannten Wuchs hefen, wie Torula utilis.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil des Verfahrens gemäss der Erfindung besteht weiter darin, dass die Pilzmasse hauptsäch lich als Mycel anfällt und damit eine leichte Trennung der Pilzmasse vom Nährsubstrat möglich ist. - tl us <I>f</I> Ührungsbeispiel: Von einer dickbreiigen Suspension einer Kultur von Candida, sp. Berthoud einend.
Diddens und Lodders in Würze wurden un- gefähr 1 cm# in 100 cm' einer sterilen Würze eingetragen. Diese Kultur wurde auf die Gärfähigkeit in Würze untersucht (Gär- versuch nach Kluyver) und zeigte bei 30 innerhalb 24 Stunden 0 cm:
g Kohlensäure- entwicklung. Die obengenannten, mit der Schimmelpilzkultur beimpften 100 em3 Würze wurden unter Zusatz von assimiliertem Stick stoff nun 24 Stunden lang bei 30 unter Zugabe von etwas Gärfett intensiv belüftet. Nach 24 Stunden wurde von dieser Kultur eine Reinkultur nach Koch angelegt. Nach 48 Stunden wurde von der Platte in entspre chender Verdünnung eine kräftige Kolonie ausgewählt und in stickstoffarmer Würze eine Belüftung zur Vermehrung gebracht.
Eine Überprüfung des Gärvermögens ergab nun unter .den gleichen Bedingungen wie oben eine Kohlensäureentwicklung von 0,6 em@. Dieses Verfahren der Umzüchtung wurde nun wiederholt und ergab nach der dritten Umzüchtung eine Kultur mit einer Kohlen- säureentwicklung von 3,7 cm'.
Bei weiteren Umzüchtungen wurden für die Kohlensäure entwicklung (Triebkraft) Werte erhalten, die jener der Kohlensäureentwicklung der Press- hefe annähernd gleich waren.
Die erhaltene gärkräftige Kultur der Schimmelpilze wurde zunächst in gleicher Weise wie Anstellhefe vermehrt und schliess lich in dem Gärsubstrat, z. B. in einer Holz zuckerlösung und unter Zusatz von Nähr salzen und Wuchs- und Wirkstoffen oder sol che enthaltenden Stoffen nach dem Zulauf verfahren vermehrt.
Die Ausbeuten betragen, auf Zucker ge rechnet, 180 bis 220 % bei einem Wassergehalt von 70 %.