Verfahren zur Entkeimung von Wasser und wässerigen Flüssigkeiten. Es ist bekannt, Wasser durch sogenannte oligodynamische Wirkung, d. h. durch die keimtötende Wirkung gewisser in der Lösung, bezw. in dem betreffenden Wasser vorhan dener Metallionen zu entkeimen.
Die Bakterien benötigen dabei in reinem Wasser aufgeschwemmt eine der Zahl der vorhandenen Bakterien proportionale Anzahl von Ionen, damit die gewünschte entkeimende Wirkung zustande kommt. So genügen im Laboratoriumsversuch und auch im Grossver such bereits sehr geringe Mengen oligodyna- misch wirksamer Metalle, z. B. 40-60 r Silber pro Liter (1 r = 10-6 g).
Zum Zwecke einer wirtschaftlichen Durch führung einer Wasserentkeimung ist es sehr wichtig, dass die vorhandenen Metallionen ausschliesslich für die zu behandelnden Bak terien zur Verfügung stehen und diese gegen über der Aussenwelt abkapseln (Ionenadsorp tion). Dieser Vorgang wird nun aber beein trächtigt durch alle diejenigen im zu ent- keimenden Wasser enthaltenen Stoffe, welche ebenfalls einen Teil der wirksamen Metall- ionen adsorbieren und festhalten. Aber auch die Wandungen der Gefässe und Reservoire, welche die zu oligodynamisierende Flüssig keit enthalten und die Leitungsrohre und andern Flächenelemente, welche mit dieser Flüssigkeit in Berührung kommen, adsor bieren solche Metallionen.
Diese Flächen elemente lassen sich jedoch ein für allemal mit Metallionen belegen, so dass von den selben später keine solchen mehr aufgenom men werden und somit eine Beeinträchtigung der oligodynamischen Wirkung nicht mehr stattfindet.
Anders verhalten sich die im Wasser ge lösten und suspendierten Begleitstoffe und Schmutzstoffe. Diese Stoffe sind in jedem natürlichen, chemisch nicht reinen Wasser zufolge der darin gelösten, halb gelösten (kolloiden) und grob dispersen Stoffe ent halten. Unter diesen Stoffen sind es ausser den Bakterien die übrigen Lebewesen (Plank ton usw.), welche am meisten Metallionen aufnehmen, also neben den anorganischen auch lebende und tote organische Stoffe.
Es ist somit klar, dass die oligodyna- mische Entkeimung eines nicht chemisch reinen Wassers, also beispielsweise eines landesüblichen Trinkwassers und vor allem eines sogenannten Oberflächenwassers oder auch eines Badewassers, im wesentlichen nur dann zustande kommt, wenn eine genügend grosse Anzahl von Metallionen zur Verfügung steht, um nicht nur die Bakterienoberflächen wirksam zu besetzen, sondern auch die ad- sorbtiv wirkenden Oberflächen der Begleit- und Schmutzstoffe abzusättigen.
Je nach der Adsorptionsfähigkeit und -grösse dieser Stoffe sind erhebliche Metallionenmengen nötig, so dass leicht die hygienisch zulässigen und vor allem auch die wirtschaftlichen Grenzen über schritten werden, wenn nicht überhaupt eine richtige Entkeimung durch die oligodyna- mische Behandlung als solche dadurch in Frage gestellt wird.
Das Verfahren gemäss vorliegender Er findung setzt nun die Adsorptionsfähigkeit der Begleitstoffe gegenüber den oligodyna- mischen anzuwendenden Ionen durch gee nete Vorbehandlung so weit als möglich herab. Eine direkte Bestimmung der in dem zu behandelnden Wasser vorhandenen Ad sorptivkräfte lässt sich leicht mittelst der Methylenblaumethode durchführen.
Diese der oligodynamischen Behandlung vorgängige Behandlung ist von Fall zu Fall verschieden, je nach der Natur der zu be handelnden Begleitstoffe, bezw. der vorhan denen Zellen (Bakterien). Die in Betracht kommenden Stoffe lassen sich in folgende vier Gruppen zusammenfassen: <I>1.</I> Gruppe. Chemisch aktive, destruktiv wirkende und meist stark zellschädigende Stoffe, z. B. starke Oxydations- und Reduk tionsmittel, wie Chlor, Sauerstoff, Ozon, schweflige Säure, Permangansäure, bezw. deren Salze und andere mehr.
<I>2.</I> Gruppe. Chemisch aktive, meist aber nicht destruktiv und nicht oder nur schwach zellschädigend wirkende Stoffe, z. B. schwach oder gar nicht oligodynamisch wirksame Me talle oder Leichtmetalle, wie Eisen, Alu minium, Calcium, Magnesium, bezw. deren Oxyde, Oxyhydrate, basische Salze usw. oder eine Kombination dieser Stoffe.
<I>3. Gruppe.</I> Chemisch inaktive, nicht de struktiv und als solche nicht zellschädigend wirkende Stoffe, wie z. B. Kieselsäuregele, Kaolin, Tonerde.
<I>4. Gruppe.</I> Der elektrische Strom und seine Wirkungen, z. B. die Elektroosmose usw. Uni nun effektiv eine bestimmte Ent- keimungswirkung zu erhalten, ist neben einer bevorzugten Adsorptionsmöglichkeit, welche durch ein reines Wasser, bezw. durch ein entsprechend vorbehandeltes Substrat für das oligodynamisch zu verwendende Metall ge währleistet ist, zu beachten, dass die an den zu behandelnden Zellen (Bakterien) in ge nügender Zahl adsorbierten Metallionen da selbst eine tötliche oder mindestens lebens hindernde Wirkung geltend machen.
In Frage kommen hier verschiedene Ionen und vor allem jene, welche als oligodyna- misch wirksam erkannt worden sind. Nach der Art der Vorbehandlung und der Natur der abzutötenden niederen Zellen (Bakterien) richtet sich die Auswahl des Metalles.
Von den an sich bekannten Verfahren, das betreffende Metall in den oligodynamisch wirksamen Konzentrationen in Lösung zu bringen, wird man das den technischen Um ständen des einzelnen Falles entsprechend geeignete anwenden. Als derartige Verfahren sind bekannt das sogenannte Katadyn- und das Elektrokatadynverfahren. Auch andere im Prinzip entsprechende Verfahren sind hierzu geeignet. Man kann das Metall aber auch in Form eines geeigneten Elektrolyten zugeben.