Verfahren zur Härtung von Kolloiden. Bei der Verwendung von Kolloiden, wie Kasein, Gelatine, Agar-Agar, Gummi arabi- cum usw., in der Technik ist häufig ihre Härtung erforderlich, und man verwendet hierzu im allgemeinen Stoffe, wie Alaune, Aldehyde, Chinone, Tannin und andere Gerb mittel, kurz Stoffe, die in einem einzigen Ar beitsgange die Kolloide härten oder unlöslich machen.
Die vorliegende Erfindung bewirkt die Härtung der Kolloide in zwei Arbeitsgängen in folgender Weise: Den zu härtenden Kol loiden werden Stoffe zugesetzt, die an sich keine Härtungsmittel sind, die aber bei einer nachfolgenden Behandlung der Kolloide mit andern Stoffen, die ebenfalls an sich keine härtenden Stoffe sind, mit dieser in folge von Umsetzungen ein oder mehrere Härtungsmittel erzeugen, die dann das Kol loid härten. Kennzeichnend für das neue Verfahren ist also das Zusammenwirken von zwei an sich nicht härtenden Stoffen zur Erzeugung eines Härtungsmittels in dem Kolloid.
Zur Ausführung des Verfahrens eignen sich alle Stoffe, die diese Vorausset zung erfüllen, ohne den späteren Verwen dungszweck der Kolloide zu beeinträchtigen.
Je nach der Menge der ursprünglichen Zusätze kann die Härtung in beliebiger Weise geregelt werden. Man gibt zum Beispiel einer Gelatineschicht einen geeigneten Zu satz von reduzierenden Stoffen, die an sich Gelatine nicht härten, und badet die fertige Schicht in einer Lösung eines Oxydations mittels, das so gewählt ist, dass durch Umsetzung mit dem Reduktionsmittel ein oder mehrere härtende Stoffe sich bilden.
Dieses Verfahren ist mannigfacher tech nischer Anwendung fähig, unter anderem bei der Behandlung von Gespinstfasern, bei der Herstellung von Gebilden aus plastischen Massen, im Reproduktionsgewerbe.
Im Reproduktionsgewerbe lässt sich zum Beispiel das Verfahren anwenden, um ein gutes Haften der Kolloiddruckschicht auf der Unterlage, insbesondere auf der Zwischen schicht, zu erreichen. Bisher wurde die sen- sibilisierte Kolloiddruchschicht durch eine Allgemeinbelichtung von der Rückseite her in den der Unterlage benachbarten Schichten bis zu einem gewissen Grade gehärtet, um ein festes Haften auf der Unterlage zu be wirken. Diese rückseitige Belichtung, welche der Verbraucher ausführen muss, ist umständ lich und nur schwer gleichmässig ausführbar.
Nimmt der Fabrikant der Kolloiddruck- schicht bereits ihre Härtung vor, etwa mit Alaun, Formaldehyd oder ähnlichen Mit teln, so tritt bei der Lagerung des Druck materials die jedem Fachmann bekannte Er scheinung der Nachhärtung auf, welche den Charakter des später mit Hilfe der Druck schicht erzeugten Bildes in unkontrollierbarer Weise beeinflusst. Hier kann nun das neue Verfahren zur Härtung von Kolloiden bei spielsweise in folgender Weise angewendet werden: Auf die Unterlage, etwa. eine Zel- luloidunterlage, wird zunächst eine sehr dünne Gelatinezwischenschicht aufgetragen.
die Formaldehydbisulfit enthält, welches an sich nicht härtend wirkt. Auf diese Schicht wird nach dem Trocknen eine Gelatineschicht gegossen, wie sie für photomechanische Druckzwecke üblich ist. Der getrocknete Film wird in Alkalilösung gebadet, welche an sich auch nicht härtend wirkt. Das Alkali macht aber aus dem Formaldehydbisulfit Formal dehyd frei. welcher die Gelatine härtet. Der in der oben erwähnten dünnen Gelatine- zwischenschieht entstandene Formaldehyd diffundiert zum Teil in die benachbarte Druckschicht aus Gelatine hinein, erzeugt.
dort und in der Zwischenschicht eine gehär- tute Zone und bewirkt so ein sehr festes Haften der beiden Schichten. Dadurch er- iibrigt sich für den Verbraucher die schwie rige rückseitige Belichtung und durch die Zerlegung der Härtung in zwei Arbeitsgänge, deren zweiter erst. unmittelbar vor der Ver wendung der Druclzschicht stattzufinden braucht. ist die Gefahr der Nachhärtung aus- geSchaltet.
Man kann auch die Druckschicht selbst nach dem neuen Verfahren härten und kann durch örtliche Begrenzung der Härtung, ge- gebenenfalls indem man das ungehärtete Kolloid entfernt, Drucldormen für den Flach-, Hoch- und Tiefdruck erzeugen.
Ebenso lassen sich nach dem vorliegen den Verfahren ganze Kolloidschichten härten. Die folgenden Ausführungsbeispiele be rücksichtigen einige der Gebiete, auf die sich das Verfahren mit Erfolg anwenden liisst.
<I>Beispiel 1:</I> Auf einer beliebigen Unterlage wird eine Lösung von Gelatine mit einem Zusatz von Ferrosalzen ausgebreitet und getrocl;iiet. In einem Bade von Kaliumbichromat erfolgt augenblicklich Bildung von Ferrisalzen und Chromiv ei-binclungen, die beide eine rebel- bare Härtung der Gelatineschicht ver ursachen.
Beispiel <I>2</I> Auf Zelluloid wird eine Flüssigkeit auf getragen, die neben den üblichen Lösungs mitteln für Zelluloid und Gelatine Hydro- chinon enthält. Nach dem Trocknen wird diese Schicht mit einer Gelatinelösung über zogen. Beim Sensibilisieren der Gelatine- schieht mit. Bichromat entsteht zwischen den anwesenden Stoffen eine Reaktion, der zu folge die Druclzscliiclit nun vollkommen fest auf dem Zelluloid haftet.
Beispiel <I>3</I> Auf eine wie üblich vorbereitete Zelluloid folie wird zunächst einige wenige Tausend stel Millimeter dicke FormaldehZ#(Isulfit ent haltende Schicht von Gelatine aufgetragen.
Nach dem Trocknen wird auf diese Zwischen schicht die für photomechanische Zwecke übliche Drucl:scliiclit aufgegossen. )ÄTird der trockene Film mit Alkalilösungen behandelt, so erfolgt Spaltung des Formaldehydbisulfits, Härtung der Zwischenschicht durch den frei werdenden Formaldehyd und als Folge der Härtung ein geniigendes Haften der Licht- driiclzschicht bei der Verwendung im Druck.
Beispiel <I>4</I> Einer Gelatinelösung setzt man etwas Hydroehinon zii und hisst sie in beliebiger Form, etwa als dünne Schicht, erstarren.
Durch Behandeln der Gelatine mit Kalium- bichromat in ihrer gesamten Masse oder örtlich begrenzt, zum Beispiel durch mit der Hand oder mit der Maschine ausgeführtes Beschreiben oder Bestempeln der Schicht mit einer Lösung von Bichromat, erfolgt augen blicklich Bildung von Chinon und Chxomi- verbindungen und dadurch an den entspre chenden Stellen Härtung der Gelatine. Er zeugt man auf diese Weise zum Beispiel Schriftzüge auf einer Gelatinefolie, so kann von dieser Folie beispielsweise nach dem üblichen Lichtdruckverfahren in bekannter Weise gedruckt werden.
Die für ein der artiges Verfahren erforderliche Gelatine schiebt kann in ihrer Dicke in weitestem Masse schwanken.
<I>Beispiel 5</I> Gewebe aus tierischen oder pflanzlichen Fasern oder Kunstfasern (Papier usw.) wer den mit einer rongalithaltigen Gelatinelösung getränkt; später in ein Bad von Bichromat gelegt, werden sie durch sofortige Härtung der Gelatine mit. einer dauerhaften Impräg nierung versehen.