AT508790B1 - Verfahren und vorrichtung zum vergiessen von metallischer schmelze zu stranggegossenen vorprodukten in einer stranggiessmaschine - Google Patents
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten in einer Stranggießmaschine. Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, mit denen eine stabilere Strömung der Schmelze in der Kokille in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels erzielt werden kann, wodurch die Stabilität des Gießspiegels erhöht wird, das Abscheideverhalten von Partikel in der Kokille verbessert wird und gleichmäßigere Aufschmelz- und Verteilbedingungen für das Gießpulver erzielt werden. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gelöst, bei dem die Strömung der Schmelze in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels durch mehrere stabförmige Einbauteile im Bereich des Gießspiegels stabilisiert wird.
Description
österreichisches Patentamt AT508 790 B1 2013-11-15
Beschreibung
VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUM VERGIESSEN VON METALLISCHER SCHMELZE ZU STRANGGEGOSSENEN VORPRODUKTEN IN EINER STRANGGIESSMASCHINE
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten in einer Stranggießmaschine.
[0002] Konkret betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten mit den folgenden Schritten [0003] - Einbringen der Schmelze in eine Kokille, wobei ein Gießspiegel der Schmelze in der
Kokille und wenigstens eine Strömung der Schmelze in der Kokille in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels ausgebildet wird; [0004] - Abkühlen der Schmelze in der Kokille unter Ausbildung einer festen Strangschale; [0005] - Ausziehen eines zumindest teilerstarrten Strangs aus der Kokille; [0006] - Führen, Stützen und Kühlen des ausgezogenen Strangs in einer Strangstützeinrich tung; [0007] Vorrichtung zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten in einer Stranggießmaschine umfassen im Wesentlichen [0008] - eine Kokille in der die Schmelze eingebracht wird, wobei in der Kokille ein Gießspie gel und ein teilerstarrter Strang ausgebildet werden; [0009] - eine Strangstützeinrichtung zum Führen, Stützen und Kühlen des Strangs, wobei der zumindest teilerstarrte Strang aus der Kokille ausgezogen wird; und [0010] - mehrere stabförmige Einbauteile im Bereich des Gießspiegels der Schmelze in der
Kokille.
[0011] Einem Fachmann auf dem Gebiet der Stranggusstechnik ist es bekannt, metallische Schmelze in einer Stranggießmaschine zu stranggegossenen Vorprodukten zu Vergießen, wobei die Schmelze entweder durch ein Freistrahlgießverfahren (siehe z.B. WO 0010741 A1, US 3,833.050A, US 3, 840, 062 A und der JP 48-9251 A) oder mittels eines Gießrohrs (engl, submerged entry nozzle, kurz SEN) in eine Kokille eingebracht wird. In beiden Fällen bildet sich ein Gießspiegel der Schmelze in der Kokille aus, wobei im ersten Fall die Schmelze ohne Führung durch ein Gießrohr im freien Fall und im zweiten Fall die Schmelze ausgehend von einer oder mehreren Austrittsöffnungen in der SEN in die Kokille eingebracht wird. Unabhängig von der Art des Einbringens der Schmelze in die Kokille bildet sich in der Kokille wenigstens eine Strömung in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels aus. Im Fall des Einfachwirbels strömt die Schmelze unterhalb des Gießspiegels in Richtung Gießspiegel aus, wobei diese Strömung entweder im Bereich des Gießspiegels oder unterhalb des Gießspiegels in Richtung der Strangbewegung (abwärts) abgelenkt wird; im Fall des Doppelwirbels strömt die Schmelze unterhalb des Gießspiegels in Richtung einer Kokillenwand aus, wo sie sich in einem Staupunkt in eine Strömung in Richtung Gießspiegel (aufwärts) und in eine Strömung in Richtung der Strangbewegung (abwärts) aufteilt. Weitere Details zu den Einfach- und Doppelwirbeln können z.B. der Veröffentlichung DAUBY, P. H. und KUNSTREICH, S.: Electromagnetic stirring in slab caster molds: What and why. Iran & steelmaker, vol. 30, no11, pp. 21-29, ISSN 0275-8687, 2003. entnommen werden.
[0012] Nach dem Abkühlen der Schmelze in der Kokille unter Ausbildung einer festen Strangschale, wird ein zumindest teilerstarrter Strang aus der Kokille ausgezogen, der in einer, der Kokille in Richtung der Strangbewegung nachgeordneten, Strangstützeinrichtung geführt, gestützt und weiter abgekühlt wird.
[0013] Die charakteristische Ausbildung der Strömung der Schmelze in der Kokille in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels beeinflusst die Qualität des stranggegossenen Vorprodukts 1 /9
österreichisches Patentamt AT508 790 B1 2013-11-15 (z.B. Dünnbrammen, Brammen oder Barren) maßgeblich, da diese Strömung für die Stabilität des Gießspiegels, die gleichmäßige Erstarrung des Strangs, die Aufschmelz- und Verteilbedingungen des Gießpulvers sowie für das Abscheideverhalten von Partikel in der Schmelze verantwortlich ist. Durch ein instationäres Verhalten dieser Strömung können überdies Schwankungen des Gießspiegels oder eine ungenügende Schmierung des Strangs hervorgerufen werden. Gießspiegelschwankungen haben negative Auswirkungen auf die Oberflächenqualität; die ungenügende Strangschmierung, bedingt durch unzureichend aufgeschmolzenes Gießpulver, kann zu sogenannten Strangsteckern führen, wodurch ein Strangdurchbruch bzw. ein Gießabbruch resultieren kann. Das stationäre Verhalten dieser Strömung ist somit von besonderer Bedeutung für den Stranggießprozess.
[0014] Eine Analyse der Strömungsverhältnisse der Schmelze in der Kokille zeigt, dass sich die Strömung in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels instationär verhält und eine große Neigung zu periodischen Schwingungen aufweist. Vor allem kurz nach dem Gießstart ist diese Strömung sehr instabil und benötigt eine gewisse Zeit (typischerweise mehrere Minuten) um sich auf einen quasi-stationären Zustand einzupendeln.
[0015] Aus der JP 02-015852 A ist es bekannt, Wärmerohre (engl, heat pipes) im Bereich des Gießspiegels beim Stranggießen einzusetzen. Durch diese Elemente wird gezielt Wärme aus der metallischen Schmelze abgeführt, sodass die Erstarrung der Schmelze in der Kokille beschleunigt wird und die Produktivität der Anlage gesteigert werden kann. Auf welche Art und Weise die Strömung der Schmelze in der Kokille stabilisiert werden kann, ist in der Schrift nicht gezeigt.
[0016] Die JP 62-212045 A, JP 57-094457 A, DE 2657406 A1 und die EP 124667 A2 offenbaren jeweils Stranggießverfahren nach den Oberbegriffen der Ansprüche 1 und 3. Wie die Stabilisierung der Strömung der Schmelze in der Kokille an verschiedene Betriebsbedingungen angepasst werden kann, geht aus den Schriften nicht hervor.
[0017] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, mit denen eine stabilere Strömung der Schmelze in der Kokille in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels erzielt werden kann, [0018] - wodurch die Stabilität des Gießspiegels erhöht wird; [0019] - das Abscheideverhalten von Partikel in der Kokille verbessert wird; und [0020] - gleichmäßigere Aufschmelz- und Verteilbedingungen für das Gießpulver erzielt wer- den.
[0021] Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Einschwingzeit der Strömung der Schmelze in der Kokille in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels zu reduzieren, wodurch die Zeit vom Gießstart bis zum Normalbetrieb mit quasi-stationären Verhältnissen einer Stranggießanlage reduziert werden kann.
[0022] Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Stabilisierung der Strömung der Schmelze in der Kokille in Abhängigkeit der Betriebsbedingungen einzustellen.
[0023] Diese Aufgaben werden einerseits durch ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, das gekennzeichnet ist durch [0024] - ein Erfassen eines Messwerts von einem Messwertaufnehmer durch ein Messen einer Zustandsgröße des Stranggießverfahrens; [0025] - ein Ermitteln eines zeitlich veränderlichen Stellsignals mit Hilfe einer Steuerung unter
Berücksichtigung des Messwerts; [0026] - ein Beaufschlagen eines Aktuators mit dem Stellsignal, wobei der Aktuator entweder eine Eintauchtiefe wenigstens eines stabförmigen Einbauteils gegenüber dem Gießspiegel oder eine Position eines stabförmigen Einbauteils gegenüber einer Seitenwand der Kokille verändert, sodass die Strömung der Schmelze in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels durch mehrere stabförmige Einbauteile im Bereich des Gießspiegels stabilisiert wird. 2/9 österreichisches Patentamt AT508 790 B1 2013-11-15 [0027] Dabei wird die Strömung in Form eines Einfach- oder Doppelwirbels (im Folgenden auch zirkuläre Strömung genannt) durch mindestens zwei stabförmige Einbauteile, die um eine, gegebenenfalls pro Einbauteil verschiedene, Eintauchtiefe in die Schmelze in der Kokille versenkt sind und z.B. links und rechts vom SEN angeordnet sind, abgebremst, was zu einer Stabilisierung der instationären Strömung führt, sodass die resultierende, stabilisierte Strömung als stationär angesehen werden kann. Diese Stabilisierung führt zu einer Beruhigung des Gießspiegels und zu einem verbesserten Abscheideverhalten von Partikel. Außerdem werden dadurch gleichmäßige Aufschmelz- und Verteilbedingungen für das Gießpulver erzielt, was zu einer verbesserten Oberflächenqualität des Strangs führt und der Bildung von Strangsteckern und somit der Durchbruchsgefahr entgegen wirkt. Durch das verbesserte Abscheideverhalten können elektromagnetische Rühr- bzw. Bremseinrichtungen entfallen, was einerseits die Investitionskosten und andererseits die Energiekosten im laufenden Betrieb reduziert.
[0028] Bei dieser einfachen Ausführungsform wird entweder die Eintauchtiefe oder die Position wenigstens eines stabförmigen Einbauteils mittels einer Steuerung (z.B. einer Kennfeldsteuerung) in Abhängigkeit eines Messwerts eingestellt. Die Anpassung an verschiedene Betriebsbedingungen erfolgt dabei besonders einfach.
[0029] Die vorgenannten Aufgaben werden andererseits durch ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, das gekennzeichnet ist durch [0030] - ein Erfassen eines Messwerts von einem Messwertaufnehmer durch ein Messen einer Zustandsgröße des Stranggießverfahrens; [0031] - ein Ermitteln einer zeitlich veränderlichen Stellgröße mit Hilfe einer Regeleinrichtung unter Zuhilfenahme eines Regelgesetzes und unter Berücksichtigung eines Sollwerts des Messwerts; [0032] - ein Beaufschlagen eines Aktuators mit der Stellgröße, wobei der Aktuator entweder eine Eintauchtiefe wenigstens eines stabförmigen Einbauteils gegenüber dem Gießspiegel oder eine Position eines stabförmigen Einbauteils gegenüber einer Seitenwand der Kokille verändert, sodass die Strömung der Schmelze in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels durch mehrere stabförmige Einbauteile im Bereich des Gießspiegels stabilisiert wird.
[0033] Bei dieser Ausführungsform wird entweder die Eintauchtiefe oder die Position wenigstens eines stabförmigen Einbauteils mittels einer Regelung so eingestellt, dass durch eine Veränderung der Eintauchtiefe bzw. der Position mindestens eines stabförmigen Einbauteils der Messwert im Wesentlichen beim Sollwert gehalten wird. Die Anpassung an verschiedene Betriebsbedingungen erfolgt dabei hochgenau und robust.
[0034] In einer Ausführungsform wird die Schmelze entweder durch ein Freistrahlgießen oder mittels eines Gießrohrs in die Kokille eingebracht, wobei in der letztgenannten Form die Schmelze unterhalb des Gießspiegels aus dem Gießrohr durch ein oder mehrere Austrittsöffnungen austritt.
[0035] In einer bevorzugten Ausführungsvariante wird als Messwert eine Strangauszugsgeschwindigkeit, eine Temperatur einer Seitenwand der Kokille oder ein Massenfluss der in die Kokille eingebrachten Schmelze verwendet. Der Messwert wird bevorzugt durch permanentes Messen in Echtzeit ermittelt und der Steuerung zugrundegelegt.
[0036] In einer bevorzugten Ausführungsvariante wird als Messwert eine Temperatur einer Seitenwand der Kokille oder eine Strömungsgeschwindigkeit der Schmelze, bevorzugt im Wesentlichen parallel zum Gießspiegel, in der Kokille verwendet. Der Messwert wird bevorzugt durch permanentes Messen in Echtzeit ermittelt und der Regelung zugrundegelegt.
[0037] In einer bevorzugten Ausführungsform wird ein Freistrahl der Schmelze beim Austritt aus dem Gießrohr durch die stabförmigen Einbauteile ausgespart. Damit wird in einfacher Weise sichergestellt, dass das Aufschmelzen des Gießpulvers durch die thermische Energie der Strömung nicht gefährdet bzw. ein Einfrieren des Gießspiegels verhindert wird. 3/9 österreichisches Patentamt AT508 790B1 2013-11-15 [0038] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform besteht darin, dass die Schmelze durch wenigstens ein stabförmiges Einbauteil abgekühlt wird, wobei das stabförmige Einbauteil mit einem Kühlkreislauf in Verbindung steht. Hierbei wird der Kühlkreislauf bevorzugt als Thermosy-phon oder Wärmerohr ausgeführt, wodurch einerseits eine große Menge der Schmelzwärme des flüssigen Metalls abgeführt wird, wodurch die Qualität der Vorprodukte verbessert werden kann.
[0039] Um eine möglichst unmittelbare Umsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens zu ermöglichen, welches die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe löst, ist es vorteilhaft, dass wenigstens ein stabförmiger Einbauteil einen Aktuator zur Änderung einer Eintauchtiefe des stabförmigen Einbauteils gegenüber dem Gießspiegel oder einen Aktuator zur Änderung einer Position des stabförmigen Einbauteils gegenüber einer Seitenwand der Kokille aufweist.
[0040] In einer vorteilhaften Ausführungsform weist die Vorrichtung zusätzlich wenigstens einen Messwertaufnehmer zum Messen einer Zustandsgröße der Stranggießmaschine und eine damit verbundene Steuerung auf, wobei der Aktuator jeweils mit der Steuerung und dem stabförmigen Einbauten verbindbar ist.
[0041] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist die Vorrichtung zusätzlich wenigstens einen Messwertaufnehmer zum Messen einer Zustandsgröße der Stranggießmaschine und eine damit verbundenen Regeleinrichtung auf, wobei der Aktuator jeweils mit der Regeleinrichtung und dem stabförmigen Einbauten verbindbar ist.
[0042] Mittels der beiden letztgenannten Ausführungsformen ist die automatische, d.h. selbsttätige, Anpassung der Eintauchtiefe und/oder der Position eines stabförmigen Einbauteils an verschiedene Betriebsbedingungen möglich.
[0043] In einer Ausführungsform bedecken die stabförmigen Einbauteile weniger als 50 % der Oberfläche des Gießspiegels der Kokille, d.h. dass die Schnittfläche aller stabförmigen Einbauteile mit dem Gießspiegel weniger als 50 % der Oberfläche des Gießspiegels beträgt.
[0044] In einer Ausführungsform weist ein stabförmiges Einbauteil einen runden, ovalen, linsenförmigen oder vieleckigen Querschnitt auf.
[0045] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform weist ein stabförmiges Einbauteil einen Kühlkreislauf auf. Dadurch ist es möglich, die Qualität der Vorprodukte zu verbessern.
[0046] In einer Ausführungsform ist der Aktuator als ein Druckmittelzylinder oder als ein elektrischer Stellantrieb ausgebildet. Sowohl der Druckmittelzylinder als auch der elektrische Stellantrieb sind gut als Aktuatoren für eine Steuerung oder Regelung geeignet.
[0047] Vorteilhafterweise verwendet man die erfindungsgemäße Vorrichtung bzw. das erfin-dungsgemäße Verfahren in einer Stranggießmaschine bei der Herstellung von Vorprodukten aus Schmelze, bevorzugt Brammen oder Dünnbrammen aus Stahl, zur Stabilisierung einer Strömung der Schmelze in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels in einer Kokille.
[0048] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung nicht einschränkender Ausführungsbeispiele, wobei auf die folgenden Figuren Bezug genommen wird, die Folgendes zeigen: [0049] Fig. 1 eine Schnittdarstellung einer Kokille zum Stranggießen von Brammen mit mehre ren stabförmigen Einbauteilen [0050] Fig. 2 eine zu Fig. 1 zugehörige Draufsicht [0051] Fig. 3 eine Schnittdarstellung einer Kokille zum Stranggießen von Brammen mit einer unterschiedlichen Eintauchtiefe der stabförmigen Einbauteile [0052] In Fig. 1 ist eine Schnittdarstellung einer Kokille zum Stranggießen von Brammen aus Stahl gezeigt. Dabei fließt eine flüssige Stahlschmelze aus einem nicht gezeigten Verteilergefäß, welches oberhalb der Kokille 1 angebracht ist, durch ein Gießrohr 6 in die, aus zwei Schmalseitenwänden 2 und zwei Breitseitenwänden 3 gebildete (siehe Fig. 2), Kokille 1, wo 4/9 österreichisches Patentamt AT508 790B1 2013-11-15 sich die Schmelze abkühlt und eine feste Strangschale ausbildet. Der sich so ausbildende, zumindest teilerstarrte, Strang wird aus der Kokille 1 ausgezogen und in einer nicht gezeigten Strangstützeinrichtung geführt, gestützt und weiter gekühlt. Wie in der Figur gezeigt, strömt die Schmelze unterhalb des Gießspiegels 5 durch mehrere, einander gegenüberliegende, Austrittsöffnungen 7 aus dem Gießrohr aus, wobei sich jeweils eine Strömung der Schmelze in Form eines Doppelwirbels ausbildet. Dabei strömt je ein Freistrahl 8 in Richtung einer Schmalseitenwand 2 der Kokille 1 aus, wobei sich der Freistrahl in den Staupunkten 9 in eine Strömung in Richtung der Strangauszugsrichtung (im Bild nach unten) und in eine Strömung in Richtung des Gießspiegels 5 (im Bild nach oben) aufteilt. Den Strömungen in Richtung des Gießspiegels 5 kommt eine besonders hohe Bedeutung zu, da diese für die Verteilungsbedingungen und das Aufschmelzen des Gießpulvers, das von oben auf den Gießspiegel zugegeben wird, verantwortlich sind.
[0053] Die zirkulären Strömungen in Form eines Doppelwirbels werden durch 30 stabförmige Einbauteile 10 (vom Gießverteiler aus betrachtet je 3 Zeilen ä 5 Spalten pro linker und rechter Halbebene des Gießspiegels der Kokille 1, vgl. Fig. 2) stabilisiert, wobei die Strömungsgeschwindigkeiten der Strömungen in Form eines Doppelwirbels speziell im Bereich des Gießspiegels 5 reduziert werden. Die Eintauchtiefe eines stabförmigen Einbauteils 10 wird mittels eines - aus Gründen der Übersichtlichkeit nur für ein stabförmiges Einbauteil eingezeichneten -Aktuators 11, der als Druckmittelzylinder ausgebildet ist, so eingestellt, dass der austretende Freistrahl 8 der Strömung der Schmelze ausgespart wird, d.h. dass die Schmelze im Wesentlichen unbeeinflusst aus dem Gießrohr 4 in die Kokille 1 austreten kann. In einer alternativen Ausführungsform wäre es natürlich auch möglich, anstelle der Eintauchtiefe eines stabförmigen Einbauteils gegenüber dem Gießspiegel 5 die Position eines stabförmigen Einbauteils gegenüber einer Schmalseitenwand 2 oder einer Breitseitenwand 3 der Kokille 1 zu verändern.
[0054] Die Positionen der stabförmigen Einbauteile 10 werden in Abhängigkeit eines als Strangauszugsgeschwindigkeit ausgebildeten Messwerts eingestellt, wobei der Messwert (eine Drehzahl einer nicht dargestellten, nicht angetriebenen Strangführungsrolle der Strangstützeinrichtung) von einem Messwertaufnehmer (ein Drehzahlsensor) erfasst wird und einer nicht dargestellten Steuerung zugeführt wird. Die Steuerung ermittelt mittels eines Kennfelds unter Berücksichtigung des Messwerts mehrere Stellsignale, die die Aktuatoren 11 zugeführt werden, sodass die Eintauchtiefen der stabförmigen Einbauteile 10 gegenüber dem Gießspiegel 5 verändert werden. In Fig. 3 ist eine schematische Darstellung mit unterschiedlichen Eintauchtiefen der stabförmigen Einbauteile 10 dargestellt (auf die Darstellung der Aktuatoren 11 wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet).
BEZUGSZEICHENLISTE 1 Kokille 2 Schmalseitenwand 3 Breitseitenwand 4 Gießrohr 5 Gießspiegel 6 Mittelachse 7 Austrittsöffnung 8 Freistrahl 9 Staupunkt 10 Stabförmiges Einbauteil 11 Aktuator 5/9
Claims (13)
- österreichisches Patentamt AT508 790B1 2013-11-15 Patentansprüche 1. Verfahren zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten mit den folgenden Schritten - Einbringen der Schmelze in eine Kokille (1), wobei ein Gießspiegel (5) der Schmelze in der Kokille (1) und wenigstens eine Strömung der Schmelze in der Kokille (1) in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels ausgebildet wird; - Abkühlen der Schmelze in der Kokille (1) unter Ausbildung einer festen Strangschale; - Ausziehen eines zumindest teilerstarrten Strangs aus der Kokille (1); - Führen, Stützen und Kühlen des ausgezogenen Strangs in einer Strangstützeinrichtung; gekennzeichnet durch - ein Erfassen eines Messwerts von einem Messwertaufnehmer durch ein Messen einer Zustandsgröße des Stranggießverfahrens; - ein Ermitteln eines zeitlich veränderlichen Stellsignals mit Hilfe einer Steuerung unter Berücksichtigung des Messwerts; - ein Beaufschlagen eines Aktuators (11) mit dem Stellsignal, wobei der Aktuator (11) entweder eine Eintauchtiefe wenigstens eines stabförmigen Einbauteils (10) gegenüber dem Gießspiegel (5) oder eine Position eines stabförmigen Einbauteils (10) gegenüber einer Seitenwand (2, 3) der Kokille (1) verändert, sodass die Strömung der Schmelze in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels durch mehrere stabförmige Einbauteile (10) im Bereich des Gießspiegels (5) stabilisiert wird.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Messwert eine Strangauszugsgeschwindigkeit, eine Temperatur einer Seitenwand (2, 3) der Kokille (1) oder ein Massenfluss der in die Kokille (1) eingebrachten Schmelze verwendet wird.
- 3. Verfahren zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten mit den folgenden Schritten Einbringen der Schmelze in eine Kokille (1), wobei ein Gießspiegel (5) der Schmelze in der Kokille (1) und wenigstens eine Strömung der Schmelze in der Kokille (1) in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels ausgebildet wird; Abkühlen der Schmelze in der Kokille (1) unter Ausbildung einer festen Strangschale; - Ausziehen eines zumindest teilerstarrten Strangs aus der Kokille (1); - Führen, Stützen und Kühlen des ausgezogenen Strangs in einer Strangstützeinrichtung; gekennzeichnet durch ein Erfassen eines Messwerts von einem Messwertaufnehmer durch ein Messen einer Zustandsgröße des Stranggießverfahrens; ein Ermitteln einer zeitlich veränderlichen Stellgröße mit Hilfe einer Regeleinrichtung unter Zuhilfenahme eines Regelgesetzes und unter Berücksichtigung eines Sollwerts des Messwerts; - ein Beaufschlagen eines Aktuators (11) mit der Stellgröße, wobei der Aktuator (11) entweder eine Eintauchtiefe wenigstens eines stabförmigen Einbauteils (10) gegenüber dem Gießspiegel (5) oder eine Position eines stabförmigen Einbauteils (10) gegenüber einer Seitenwand (2, 3) der Kokille (1) verändert, sodass die Strömung der Schmelze in Form eines Einfachwirbels oder eines Doppelwirbels durch mehrere stabförmige Einbauteile (10) im Bereich des Gießspiegels (5) stabilisiert wird. 6/9 österreichisches Patentamt AT508 790 B1 2013-11-15
- 4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Messwert eine Temperatur einer Seitenwand (2, 3) der Kokille (1) oder eine Strömungsgeschwindigkeit der Schmelze, bevorzugt im Wesentlichen parallel zum Gießspiegel (5), in der Kokille (1) verwendet wird.
- 5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Freistrahl (8) der Schmelze beim Austritt aus dem Gießrohr (4) durch die stabförmigen Einbauteile (10) ausgespart wird.
- 6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmelze durch wenigstens ein stabförmiges Einbauteil (10) abgekühlt wird, wobei das stabförmige Einbauteil (10) mit einem Kühlkreislauf in Verbindung steht.
- 7. Vorrichtung zum Vergießen von metallischer Schmelze zu stranggegossenen Vorprodukten in einer Stranggießmaschine, aufweisend - eine Kokille (1) in der die Schmelze eingebracht wird, wobei in der Kokille (1) ein Gießspiegel (5) und ein teilerstarrter Strang ausgebildet werden; - eine Strangstützeinrichtung zum Führen, Stützen und Kühlen des Strangs, wobei der zumindest teilerstarrte Strang aus der Kokille (1) ausgezogen wird; - mehrere stabförmige Einbauteile (10) im Bereich des Gießspiegels (5) der Schmelze in der Kokille (1); dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein stabförmiger Einbauten (10) einen Aktuator (11) zur Änderung einer Eintauchtiefe des stabförmigen Einbauteils (10) gegenüber dem Gießspiegel (5) oder einen Aktuator (11) zur Änderung einer Position des stabförmigen Einbauteils (10) gegenüber einer Seitenwand (2, 3) der Kokille (1) aufweist.
- 8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung zusätzlich wenigstens einen Messwertaufnehmer zum Messen einer Zustandsgröße der Stranggießmaschine und eine damit verbundene Steuerung aufweist, wobei der Aktuator (11) jeweils mit der Steuerung und dem stabförmigen Einbauten (10) verbindbar ist.
- 9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung zusätzlich wenigstens einen Messwertaufnehmer zum Messen einer Zustandsgröße der Stranggießmaschine und eine damit verbundene Regeleinrichtung aufweist, wobei der Aktuator (11) jeweils mit der Regeleinrichtung und dem stabförmigen Einbauteil (10) verbindbar ist.
- 10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die stabförmigen Einbauteile (10) weniger als 50 % der Oberfläche des Gießspiegels (5) der Kokille (1) bedecken.
- 11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein stabförmiges Einbauteil (10) einen runden, ovalen, linsenförmigen oder vieleckigen Querschnitt aufweist.
- 12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass ein stabförmiges Einbauteil (10) einen Kühlkreislauf aufweist.
- 13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (11) als ein Druckmittelzylinder oder als ein elektrischer Stellantrieb ausgebildet ist. Hierzu 2 Blatt Zeichnungen 7/9
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