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Schnäpperscharnier
Die Erfindung betrifft ein Scharnier mit zwei ein Gelenkviereck bildenden Gelenkarmen, insbesondere zum Anlenken von Möbeltüren an einem Möbelkörper, wobei jeder der Gelenkarme mit einem möbelfesten sowie mit einem türfesten Gelenkträger verbunden ist und Federmittel zur Erzielung einer Schnäpperwirkung vorgesehen sind.
Neuerdings werden an Scharniere, insbesondere an solche, die bei Möbeln Anwendung finden, zahlreiche Anforderungen gestellt, die nicht immer einfach zu erfüllen sind. So sollen Scharniere derart ausgebildet sein, dass beim öffnen einer Tür oder Klappe kein Teil derselben während der öffnungsbewegung bis 900 über die Möbelaussenwandfläche bzw. -Ebene hinausragt. In vielen Fällen ist ferner erwünscht, dass die Tür im Schliesszustand einrastet und dass hiefür keine besonderen, zusätzlichen Mittel an der Schliessseite vorgesehen sind, sondern das Scharnier als sogenanntes
Schnäpperscharnier diese Aufgabe selbst übernimmt. Die bisher hiefür bekanntgewordenen Konstruktionen sind jedoch teilweise äusserst aufwendig, wenig zuverlässig und eignen sich daher nur ungenügend für die Verwendung bei Möbeln.
So sind beispielsweise Scharnierausführungen bekannt, bei denen vier die Bewegung der Tür bestimmende Gelenkhebel vorgesehen sind und zwei dieser Gelenkhebel zusätzlich durch eine Druckfeder miteinander in Verbindung stehen. Es handelt sich hiebei nicht, wie beim Erfindungsgegenstand, um die verhältnismässig einfache und preiswerte Ausführung eines Scharniers mit zwei Gelenkhebeln, sondern um ein sogenanntes Scherenscharnier, welches durch die Vielzahl der Hebel und Gelenkpunkte relativ teuer ist und ausserdem sehr anfällig gegen unerwünschtes Durchhängen der mit diesem Scharnier angelenkten Tür.
Doch abgesehen davon besteht bei diesem bekannten Scharnier in hohem Masse die Gefahr, dass beim Schliessen der Tür durch die sich dabei ins Möbelinnere hineinbewegenden Gelenkarme im Möbelkörper abgestellte Gegenstände umgestossen oder beschädigt werden sowie die Gefahr, dass Kleidungsstücke von den Gelenkarmen erfasst und beschädigt werden.
Letzteres ist in besonders hohem Grade der Fall, falls dieses bekannte Scharnier auch zum Anlenken von aufschlagenden Türen verwenden wird, d. h. von Türen, die im Schliesszustand gegen die Stirnfläche des Möbelkörpers bzw. des die Türöffnung umgebenden Türrahmens anliegen, da im allgemeinen Kleidungsstücke parallel zur Möbelseitenwand im Möbelinneren aufgehängt werden und sich die Gelenkarme im bekannten Fall beim Schliessen ins Möbelinnere und zugleich zur Möbelseitenwand hin bewegen, so dass dort befindliche Kleidungsstücke sehr leicht von den Gelenkarmen erfasst und zwischen diese und der Möbelseitenwand eingeklemmt und beschädigt werden.
Die Gefahr von Beschädigungen ist bei sogenannten Schnäpperscharnieren wegen der am Ende der Schliessbewegung auftretenden hohen Kräfte bzw. des dabei erfolgenden plötzlichen Zuschlagens der Tür besonders hoch.
Bei Scharnieren mit Gelenkviereck ist es weiterhin bereits bekannt, einen der dieses Gelenkviereck bildenden Gelenkarme über eine Druckfeder zusätzlich mit dem tür- oder möbelseitigen Gelenkträger zu verbinden und dadurch ein federndes Anliegen der Tür im Schliesszustand zu erreichen. Auch diese bekannte Konstruktion hat jedoch den Nachteil, dass Gegenstände und insbesondere Kleidungsstücke beim Schliessen der Tür von den, sich in das Scharniergehäuse hineinbewegenden Teilen erfasst und so zwischen diese Teile und das Gehäuse eingeklemmt und dabei beschädigt werden.
Vielfach ist ferner bei
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dieser bekannten Art eines Scharnier die Feder nach aussen hin sichtbar angeordnet, wobei dann beim
Schliessen sich die Feder und wenigstens einer der beiden Gelenkarme scherenartig überschneiden, wodurch zusätzlich noch eine Gefahrenquelle für die Beschädigung von im Möbelkörper angeordneten
Gegenständen besteht. Soweit die Federmittel bei diesen bekannten Scharnieren unsichtbar angeordnet werden, geschieht dies dadurch, dass Teile der Gelenkösen zu den mit den Federmitteln zusammenwirkenden Hebelarmen umgeformt sind, was auf Kosten der mechanischen Festigkeit sowie eines einfachen Herstellungsverfahrens geschieht.
Weiterhin sind Möbelscharniere mit Schnäpperwirkung bekannt, bei denen von zwei vorhandenen
Gelenkarmen nur der eine beidseitig mit dem möbelfesten und dem türseitigen Gelenkträger gelenkig verbunden ist, während der andere Gelenkarm als Blattfeder ausgebildet und an seinem einen Ende gelenkig im türseitigen Gelenkträger gelagert, am andern Ende jedoch fest mit dem möbelseitigen
Gelenkträger verbunden ist. Abgesehen davon, dass auch bei dieser bekannten Scharnierausführung die
Gefahr des Einklemmen von Kleidungsstücken besteht, hat diese bekannte Scharnierausführung zusätzlich noch hinsichtlich der Türführung beim Schwenken erhebliche Nachteile, da die Lage der Tür in jeder Phase des Schwenkvorganges von der jeweiligen Biegung des einen als Feder ausgebildeten Gelenkarmes abhängt.
Es besteht daher bei dieser bekannten Scharnierausbildung vor allem die Gefahr, dass sich im Laufe der Zeit, z. B. durch Alterungserscheinungen im Federmaterial, die Türführung beim Schwenken verändert, u. zw. so weit, dass schliesslich bei den, bei aufschlagenden Möbeltüren äusserst kritischen Bedingungen für die Lage der Gelenkpunkte die Tür entweder beim öffnen die Möbelseitenwand streift oder durch diese behindert wird oder aber im Schliesszustand nicht mehr, wie gefordert, dicht am Möbelkörper anliegt. Das bekannte Scharnier stellt daher ebenfalls eine wenig befriedigende Kompromisslösung dar, bei der die Schnäpperwirkung auf Kosten einer exakten Türführung erreicht werden soll.
Weiterhin sind noch einteilige, aus Kunststoff gefertigte Scharniere in Form von flachen Kunststoffbändern bekannt, bei denen streifenartige Teile mit geringerem Querschnitt die Schwenkachsen bilden. Für Möbeltüren sind diese Scharniere wegen unbestimmter Schwenkführung und ungenügender Schnäpperwirkung selbstverständlich nicht geeignet.
Bei Eisenbahnwagentüren ist schliesslich noch bekannt, ein Einklemmen von Körperteilen durch eine, sich über die gesamte Türlänge erstreckende Schutzvorrichtung zu verhindern, die aus mehreren paarweise gelenkig miteinander verbundenen und schwenkbar an der Tür und am Türrahmen befestigten Hebeln sowie aus einem ebenfalls mit der Tür und dem Türrahmen verbundenen und durch diese Hebel vom Türspalt ferngehaltenen biegsamen Körper aus Gurtstoff oder Leder besteht. Eine Schnäpperwirkung ist bei dieser bekannten Einrichtung nicht angestrebt und wird auch nicht erzielt.
Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung eines Scharniers mit zwei, ein Gelenkviereck bildenden Gelenkarmen, insbesondere zum Anlenken von Möbeltüren, mit einer Schliessvorrichtung, die mit verhältnismässig starker Andruckkraft kurz vor dem endgültigen Schliessen der Tür wirksam wird und so ein sicheres Anliegen der Tür am Möbelkörper im Türschliesszustand sicherstellt, gleichzeitig aber ein Einklemmen oder Beschädigen der im Möbelkörper angeordneten Gegenstände wirksam verhindert.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein mit zwei, ein Gelenkviereck bildenden Gelenkarmen ausgestattetes Scharnier der eingangs geschilderten Art erfindungsgemäss so aufgebaut, dass die Schnäpperwirkung durch zwei zusätzliche, mittels eines gemeinsamen Gelenkpunktes ein Gelenkdreieck bildende und unter Ubertotpunktfederwirkung stehende Scharnierhebel gebildet ist, die mit keinem der beiden Gelenkarme zusammenwirken und deren Totpunkt beim Fluchten der beiden zusätzlichen Scharnierhebel kurz vor dem vollständigen Schliessen der Tür gegeben ist, und dass diese zusätzlichen Scharnierhebel am Möbelkörper und an der Möbeltür bzw. dem dortigen Gelenkträger vor bzw.
hinter den Gelenkpunkten der Gelenkarme derart angelenkt sind, dass sie die vorstehenden Scharnierteile sowie eine im türseitigen Gelenkträger für die Bewegung der Gelenkarme vorgesehene Öffnung abdecken, so dass Gegenstände im Möbelkörper, z. B. Kleidungsstücke nicht eingeklemmt werden.
Das erfindungsgemässe Scharnier verbindet erstmals durch seinen besonderen Aufbau in nahezu idealer Weise die Vorteile a) einer aus billigen Stanzteilen herstellbaren Konstruktion mit kleinem und daher im eingebauten Zustand optisch wenig störendem Äusseren, b) einer äusserst präzisen Führung der Tür beim Schwenken ohne Beeinträchtigung durch die Schnäpperwirkung sowie c) der Vermeidung des Einklemmens oder Beschädigens von Gegenständen durch sich bewegende Scharnierteile.
Diese Vorteile sind erstmals möglich geworden durch den die Erfindung tragenden Gedanken, zusätzlich zu den eigentlichen Gelenkarmen zwei weitere unter Ubertotpunktfederwirkung stehende Gelenkarme vorzusehen, die mit keinem der übrigen für die Türschwenkbewegung erforderlichen Gelenkarmen zusammenwirken und daher den Bewegungsraum dieser die Schwenkbewegung bestimmenden
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Gelenkarme nach aussen hin wirksam abdecken können.
In einer vorteilhaften Ausführungsform ist der eine zusätzliche Gelenkhebel an seinem freien Gelenkpunkt in dem in der Tür angeordneten und als türseitiger Gelenkträger dienenden Scharniergehäuse, der andere Gelenkhebel an dem am Möbelkörper befestigten und als möbelseitiger Gelenkträger dienenden Beschlagteil angelenkt, wobei die beiden zusätzlichen Gelenkhebel zweckmässig U-förmigen Querschnitt besitzen und einander und vorzugsweise auch die Übertotpunktfeder umfassen und zugleich die Öffnung des im Türkörper angeordneten Scharniergehäuses im wesentlichen abdecken.
Weitere Einzelheiten werden an Hand der Zeichnungen, die einige Ausführungsbeispiele darstellen noch näher erläutert. Es zeigen : Fig. l eine Seitenansicht, teilweise einen Querschnitt durch ein erfindungsgemässes Schnäpperscharnier mit Übertotpunktfeder bei geschlossener Tür ; Fig. 2 eine etwa um 180 gedrehte Draufsicht auf die Anordnung nach Fig. l im geschlossenen Zustand in der Richtung des Pfeiles a der Fig. l unter 450 zur Gehäusewand ; Fig. 3 eine Seitenansicht bei voll geöffneter Tür ; Fig. 4 eine Draufsicht bei voll geöffneter Tür ; Fig. 5 einen Querschnitt durch das Scharniergehäuse ; Fig. 6 eine Draufsicht auf das Scharniergehäuse ; Fig. 7 die Draufsicht auf eine Federanordnung, bei welcher die zusätzlichen Gelenkhebel durch Teile der Übertotpunktfeder selbst gebildet werden ;
Fig. 7a eine Abwandlung zu Fig. 7 ; Fig. 8 die Draufsicht auf eine Ausführung, bei welcher nur einer der beiden zusätzlichen Verbindungshebel durch eine (Blatt-) Feder ersetzt ist ; Fig. 9 eine perspektivische Ansicht einer Abänderung der Fig. 8 ; Fig. 10 eine perspektivische Ansicht einer weiteren Abänderung der Fig. 8.
Bei dem Beispiel der Fig. l bis 6 ist--l--eine Möbelseitenwand, an deren Innenfläche eine
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bekannt.
Gemäss der Erfindung sind Möbelwand-l-und Tür-17-durch zwei Gelenkhebel--19
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--23-- desBügel --26-- verbunden sind, welcher den Beschlagteil--5--übergreift, während die beiden andern freien Enden sich an der Gelenkachse-24--, diese leicht umfassend, abstützen.
Wie aus Fig. 3 ersichtlich, liegt bei voll geöffneter Tür der Bügel-26-frei vom Beschlagteil --5-- und wird erst nach einem grösseren Schliesswinkel (45 bis 600) kurz vor dem endgültigen Schliessen der Tür gespannt (Fig. l), und die Feder --25-- gelangt in der in Fig. l dargestellten Stellung (bei 85 bis 890) in eine Übertorpunktlage, welche ein kräftiges Anpressen der Tür --17-- gegen die Stirn der Möbelwand bzw. gegen einen Anschlag herbeiführt, der durch die im Hebel --19-- vorgesehene, sich gegen Hebel - 20-- abstützende Verstellschraube --27-- gebildet werden kann. Letztere gestattet eine sehr genaue Feineinstellung des Übertotpunktes bzw. der Anpresskraft, die beim öffnen der Tür zu
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für den Drehzapfen --22-- ersetzt.
Für einfachere Ausführungen können die Hebel --19 und 20--erspart, bzw. durch Teile einer Feder--28 oder 28'--ersetzt werden, welche den in Fig. 7 oder 7a dargestellten Verlauf besitzen
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Gelenkstellen sind zweckmässig durch einen Stab--31--verbunden, der auch von Teilen der Feder gebildet werden kann. Auch bei dieser Ausbildung wird die Öffnung des Scharniergehäuses ausreichend
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abgedeckt, so dass ein Einklemmen von Kleidungsstücken ebenfalls nicht zu befürchten ist.
In Fig. 8 und 9 ist eine Zwischenlösung dargestellt, bei welcher gegenüber dem Beispiel nach den
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lBeschlagteil --5-- dient. Ihm kann zur Feineinstellung eine Stellschraube --34-- im Beschlagteil --5- zugeordnet sein, gegen die sich im Schliesszustand die Kante --33'-- abstützt. Gestrichelt ist angedeutet, dass das bzw. die Aussenlager bis zum Umfang des Scharniergehäuses-18--reichen können.
Fig. 9 zeigt eine Ausführungsform ähnlich Fig. 8, jedoch mit der Abänderung, dass der Beschlagteil
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den Gelenkhebel--33--umfasstFig. 10 zeigt eine weitere Abwandlung gegenüber den Fig. 8 und 9 in der Weise, dass statt der Feder--32--ein starrer, im Querschnitt U-förmiger Gelenkhebel --36-- und statt des Hebels - 33-- eine Blattfeder --37-- vorgesehen ist, die an ihrem dem Gelenkarm --5-- zugewandten Ende etwa S-förmig ausläuft und mit der dadurch gebildeten Nase --38-- gegen die Kante--39-- oder auf der Fläche --5'-, je nach Ausschnitt, des Gelenkarmes --5-- im Schliesszustand angedrückt wird.
Die Blattfeder --37-- kann aber auch an beiden Seiten die gleiche Rolle besitzen, so dass die Aussparung im Gelenkarm so gelegt werden muss, dass die Feder an der Kante --39-- ein Gegenlager findet. Zur Feineinstellung dient auch hier eine Stellschraube--35--in der Blattfeder-37-, die sich im Schliesszustand gegen den Lagerbock--23-des Scharniergehäuses--18-anlegt. Alles übrige entspricht den früheren Ausführungsformen.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Schnäpperscharnier mit zwei ein Gelenkviereck bildenden Gelenkarmen, insbesondere zum Anlenken von Möbeltüren an einen Möbelkörper, wobei jeder der Gelenkarme mit einem möbelfesten sowie mit einem türfesten Gelenkträger gelenkig verbunden ist und Federmittel zur Erzielung einer
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der beiden zusätzlichen Scharnierhebel (19, 20 ; 28, 28' ; 32, 33 ; 36,37) vor dem vollständigen Schliessen der Tür (17) gegeben ist, und dass diese zusätzlichen Scharnierhebel (19, 20 ;
28' ; 32, 33 ; 36, 37 ; 28) am Möbelkörper (1) und an der Möbeltür (17) bzw. dem dortigen Gelenkträger (18) vor bzw. hinter den Gelenkpunkten der Gelenkarme (13,14) derart angelenkt sind, dass sie die vorstehenden Scharnierteile sowie eine im türseitigen Gelenkträger (18) für die Bewegung der Gelenkarme (13,14) vorgesehene Öffnung abdecken, so dass Gegenstände im Möbelkörper, z. B. Kleidungsstücke nicht eingeklemmt werden.
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