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Naturseidenähnliches Gewebe
Naturseidengewebe sind wegen ihres Glanzes, ihres anschmiegenden und doch elastischen Charakters und wegen ihrer Knitterfreiheit sehr geschätzt. Ihrer noch weiteren Verbreitung stehen jedoch einige
Nachteile entgegen, so insbesondere die hohe Alkaliempfindlichkeit, die bei unsachgemässem Waschen bis zur Zerstörung der Faser führen kann, dann das Altern der Seidenfaser, d. h. das Morsch- und Brtichig- werden von chargierter Seide und nicht zuletzt der hohe Preis der Naturseide. Es ist daher nicht verwun- derlich, wenn aus diesen Gründen erstrebt worden ist, seidenartig erscheinende Gewebe aus beständigerem, unempfindlicheren, stabileren und billigeren Material herzustellen.
Bestrebungen in dieser Richtung, die bisher in der Hauptsache auf dem Wege der Veredlung und insbesondere durch Kalandereffekte das gesteckte Ziel zu erreichen suchten, ergaben nie Effekte, die wirklich völlig befriedigten, da trotz aller Bemühungen die Struktur der bekannten Seidengewebe, z. B. von Shantung, fehlten.
Es ist allgemein bekannt, dass Geweben durch eine Atlas- oder Satinbindung eine feine, glatte und glänzende Oberfläche erteilt werden kann. Durch eine derartige Bindung werden jedoch bei Verwendung der genannten Ausgangsstoffe noch keine seidenähnlichen, insbesondere shantungähnlichen Gewebe erzielt. Dies auch nicht, wenn man nach der brit. Patentschrift Nr. 25367/1909 ein Gewebe herstellt, wel- ches in Taffetbindung Noppengarne aufweist.
Gemäss der Erfindung wird nun eine weitaus bessere Seidenähnlichkeit des Gewebes dadurch erzielt, dass in einen Satinfond aus Nichtnaturseidenfasern in an sich bekannter Weise unregelmässige Effektgarne eingewebt werden. Als Webart kann Schuss-, insbesondere aber auch Kettsatin verwendet werden, wobei im Satinfond Garne aller Faserarten, mit Ausnahme von Naturseide, insbesondere aber Baumwolle, angewendet werden. Durch die Satinbindung in Verbindung mit dem Einweben eines unregelmässigen Effektgarns erscheint praktisch der ganze Effekt auf einer Gewebeseite, während die Gegenseite fast glatt erscheint.
Vorzugsweise besteht der Satinfond aus Baumwollgarn, beispielsweise 30/1 bis 70/1 engl., doch kann er auch aus entsprechend starken Garnen aus regenerierter Cellulose (Rayon), Cellulosederivatfasern (Azetatseide), vollsynthetischen Fasern (Polyamidfasern, Polyacrylnitrilfasern oder Polyesterfasern) bestehen.
Die Effektfäden bestehen vorzugsweise aus Effektzwirnen aus Baumwolle, z. B. Raupenzwirnen der Garnnummer 20 - 40 metrisch, ferner Bouclézwirnen, Flammen-oder Noppengarnen oder analogen Effektgarnen aus Naturseide, Rayon, Polyamidfasern (Nylon, Perlon), Polyacrylnitrilfasern (Orlon, Dralon) oder Polyesterfasern (Dacron, Terylen).
Die neuen Gewebe zeigen bereits als Rohware seidenartiges Aussehen, doch kann durch geeignete Veredlung, insbesondere durch Merzerisation von Geweben, welche sowohl im Fond als auch im Effekt aus Baumwolle bestehen, der Glanz in bekannter Weise noch ganz bedeutend gesteigert werden.
Sie können ferner auch allen üblichen Veredelungen, wie Färben, Bedrucken, permanentes mechanisches Verformen sowie Applikationen für knitterarme, schrumpffreie oder hydrophobe Ausrüstung unterworfen, sowie auch mit dem sogenannten "No-Iron-Effekt" oder mit einer schädlingsabweisenden oder schmutzabweisenden Appretur versehen werden.
Das neue Gewebe kann beispielsweise wie folgt hergestellt werden :
Beispiel : Auf einem normalen, einschiffigen Webstuhl wird in zweibäumiger Zettelung ein Kettsatin hergestellt, u. zw. aus :
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Kette : Baumwollgarn Nr. 70/1 engl. Langstapel peigniert
Raupenzwirn Nr. 30/1 metr. Baumwolle (unregelmässiger Raupenzwirn) Schuss : Baumwollgarn Nr. 60/1 engl. peigniert.
Das Gewebe, das bereits roh das Aussehen eines Roh-Shantunggewebes zeigt, wird dann gebleicht, merzerisiert, gefärbt oder bedruckt und dann noch weiter veredelt.
Die so erhaltenen veredelten Gewebe zeigen das Aussehen und den Griff von Shantunggeweben mit einem feinen, edlen Glanz und den diesen Geweben eigenen Faden- bzw. Schatteneffekten.
Bei Verwendung von Effektfäden, die andere Farbstoffaffinitäten aufweisen als der Satinfond, z. B. bei einem Satinfond aus Baumwolle und einem Effektzwirn aus Acetatseide, können auch Ton-in-TonEffekte oder Zweifarbeneffekte erzielt werden, u. zw. auf färberischem Wege durch Anwendung entspre- chender Farbstoffe.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Naturseidenähnliches Gewebe, dadurch gekennzeichnet, dass es aus einem Satinfond aus Nichtnaturseidenfasern besteht, in welchen in an sich bekannter Weise unregelmässige Effektgarne eingewebt sind.