<Desc/Clms Page number 1>
Pulverförmige Stoffe von vorzüglicher Haftfähigkeit.
Es ist bekannt, dass Stäubemitteln, wie solche z. B. als Schädlingsbekämpfungsmittel angewendet werden, zur Erhöhung der Haftfähigkeit der Wirksubstanzen ein Haftmittel zugesetzt wird. Letzteres wird dem Wirkstoff entweder so einverleibt, dass man es in Lösung bringt und dann auf dem suspendierten Wirkstoff oder mit ihm zusammen ausfällt ; oder man mischt Wirk-und Haftstoff miteinander.
In letzterem Falle tritt, da bisher die Teilchendurchmesser der Komponenten nicht in einer beabsichtigten proportionalen Grösse zueinander standen, ferner die Komponenten nicht fest verbunden sind und die Einzelteilchen verschiedene spezifische Gewichte besitzen, leicht eine Entmischung während des Stäubens oder eine durch Regen bedingte Auswaschung auf der Blattoberfläche ein. Als solche Haftmittel werden u. a. auch Metallseifen verwendet.
Es ist bekannt, dass Bernstein, Schwefel und viele andere elektrisch isolierende Stoffe natürlichen und künstlichen Ursprunges in geriebenem, elektrischem Zustand leicht Staub anziehen und festhalten.
Diese Erscheinung lässt sich auch so demonstrieren, dass man Bernstein, Schwefel usw. zerreibt ; das verstäubte Pulver haftet sodann auch an glatten Flächen gut. Infolge des Stäubens reiben sieh die Teilchen, werden elektrisch, und diese so geweckten elektrostatischen Kräfte unterstützen die Adhäsion.
Diese Versuche zeigen die hervorragende Bedeutung der statischen Elektrizität für die Haftfestigkeit, war doch Schwefel, der bekanntlich isoliert und beim Reiben elektrisch wird, jahrzehntelang das einzig brauchbare und angewandte Stäubemittel mit praktisch ausreichender Haftfestigkeit. W. J. Moore glaubte auch einen elektrostatischen Einfluss auf die Haftfestigkeit annehmen zu dürfen (vgl. Journal of economic Entomology, 1925, Vol. 18, S. 282).
Wird somit ein Schädlingsbekämpfungsmittel mit einer isolierenden Haftstoffschichte überzogen, so erhält es beim Verstäuben ähnlich günstige Eigenschaften wie Schwefel-oder Bernstein-, pulver. Die fast immer durch Reibung entstehende Elektrizität bleibt auf dem isolierten Mittel erhalten und ein solches Pulver haftet vorzüglich. Das Auftreten elektrostatischer Ladungen lässt sich zeigen, wenn man Wirkstoff, z. B.
Bariumsilikofluorid, mit und ohne gemäss vorliegender Erfindung aufgewalztem Haftstoff in einem Metallzylinder (entspricht dem Stäubeapparat) schüttelt und das Pulver auf eine isolierte mit einem Elektroskop verbundene Metallplatte schüttet ; in ersterem Falle tritt ein Ausschlag des Elektroskops auf, im zweiten nicht, da eine eventuell auftretende Ladung infolge der Leitfähigkeit nicht bestehen bleiben kann und abgeleitet würde. Durch Wahl des Haftstoffes kann man die Ladung positiv oder negativ machen.
Die meisten zur Schädlingsbekämpfung verwendeten Salze, wie Bariumsilikofluorid, Kupferoxychlorid, Caleiumarseniat usw., haben die Eigenschaft, die durch Reibung erhaltene elektrische Ladung wieder abzuleiten und besitzen solche unbehandelte Produkte nicht die nötige Haftfähigkeit.
Wenn jedoch auf dem Wirkstoff ein elektrisch isolierender Haftstoff aufgewalzt wird, kann die dem Mittel im Bestäubungsapparat mitgegebene elektrostatische'Ladung zur Vergrösserung der Haftfestigkeit beitragen.
Wesentlich für eine gute fungicide Wirkung des Mittels ist die Möglichkeit des ungehinderten Zutrittes von Atmosphärilien, wie Wasserdampfmolekeln, zum Wirkstoff, wodurch Verbindungen, z. B. Kupferverbindungen aus Kupfer (Oxychlorid) stäubemittel, in Lösung treten und sodann ihre fungicide Wirkung entfalten können. Wird die Imprägnierung des Wirkstoffes mit Haftmitteln, wie meist bisher üblich, in Suspension durchgeführt, so bildet sich eine zusammenhängende Haftstoffschichte. Dieser z. B. wasserabweisende Überzug bildet einen so dichten lückenlosen Film, dass er den ungehinderten Durchtritt von Atmosphärilien erschwert. Dieser Film vermag wohl als semi-
<Desc/Clms Page number 2>
permeable Hülle zu wirken, so dass durchtretende Wassermolekeln die Hülle sprengen würden, doch geht dieser Vorgang sehr langsam vor sich.
Die Imprägnierung von Wirkstoffen in Suspension mit Haftstoffen in molekular-oder kollodial-disperser Verteilung ist daher infolge der weitgehenden Filmbildung des Haftmittels auf dem Wirkstoff untunlich (vgl. Fig. 1). Auch eine Mischung, bestehend aus Wirkstoff und Haftmittel im üblichen Sinne, reicht nicht aus, um die praktisch mögliche Verbesserung des Mittels herbeizuführen, da eine gleichmässige Verteilung des Haftmittels auf dem Wirkstoffteilchen nicht besteht (vgl. Fig. 2). Praktisch macht sich dieser Übelstand bekanntlich so bemerkbar, dass das Mittel gegen den Regen eine selektive Beständigkeit zeigt, d. h. dass wohl das Haftmittel auf der Pflanze bleibt, der Wirkstoff hingegen weggewaschen wird.
Es wurde nun gefunden, dass oben beschriebene Eigenschaften vorteilhaft dann erzielt werden, wenn der Durchmesser der Haftstoffteilchen mehrfach kleiner ist als der der Wirkstoffteilehen, wobei der Durchmesser aus Gründen der leichten Verstäubbarkeit eine gewisse Grösse nicht überschreiten darf. Die gegenüber den Wirkstoffteilchen kleineren Haftstoffartikeln müssen jedoch grössenordnungs- mässig mehrmals grösser sein als Wasserdampfmolekeln (Grössenordnung : lOem), so'dass diese durch die Zwischenräume der Haftstoffteilchen ungehindert durchtreten können. Infolge der Kleinheit der Haftstoffteilchen gegenüber den Wirkstoffteilchen, die z. B.
Kupfer-, Barium-, Arsenverbindungen sein können, ist ein weit geringerer Zusatz an Haftstoffen ausreichend, als man dies bisher üblicherweise für notwendig gehalten hat. Ein Sieb von z. B. 10.000 Maschen/cm passieren Wirkstoffteilchen bis in der Grössenordnung von etwa 10-3 cm. Eine Anzahl von Haftmitteln, z. B. polare, elektrostatisch nichtleitende. organische Verbindungen, lassen sich so herstellen, dass ihre Teilchen in fester Form eine Grösse von etwa 10-5 cm besitzen ; diese sind somit linear noch immer etwa 104mal grösser als Wasserdampfmolekeln. Werden die Haftteilehen auf das Wirkteilchen aufgebracht (vgl.
Fig. 3 und 4), so sind auch bei dichtester Packung haftstoffreie Poren vorhanden, deren Durchmesser vielmals grösser sind als Wasserdampfmolekeln, so dass diese durch die Haftstoffschichte hindurch zum Wirkteilchen ungehindert zutreten können, sich an diesem kondensieren und Salze auflösen. Die entstandenen Tautropfen enthalten dann gelösten Wirkstoff, was jedoch nicht der Fall wäre, wenn das Haftmittel als zusammenhängender Film aufliegen würde, wie dies bei Fällung in Suspension einträte. Das Aufbringen der Haftteilchen in so feiner Verteilung auf den Wirkstoff lässt sich nicht durch übliche Mischung erreichen, da so die Homogenisierung nicht oder nur höchst unvollkommen erreichbar ist und solche Produkte elektrisch weniger isolieren als Zubereitungen gemäss vorliegender Erfindung.
Das Haftmittel muss auf das Wirkteilchen aufgerieben werden, was sich z. B. durch Verwalzen der Mischung auf Kollergängen, Kugelmühlen od. dgl. mechanische Einrichtungen erreichen lässt. Das Endprodukt stellt dann keine Mischung im gebräuchlichen Sinne dar. Das Haftmittel ist auch nicht chemisch niedergeschlagen. Hingegen ist das Fertigprodukt durch mechanische Vereinigung des Wirkstoffteilchens mit dem mehrfach kleineren Haftstoffteilchen entstanden, wobei die Bildung solcher Vereinigungen durch den Walzdruck, der eine Plastizität auch bei gewöhnlicher Temperatur bedingt und durch die während der Verwalzung entstandenen elektrostatischen Kräfte begünstigt wurde.
Das gemäss vorliegender Erfindung hergestellte Produkt, welches einen hohen elektrostatischen Widerstand und grosse elektrische Aufladungsfähigkeit besitzt, entmischt sich nicht und zeigt einegute Haftfestigkeit auf Blatt und Saatgut und eine gleichmässige Regenbeständigkeit auf der Blattober- fläche.
Beispiel 1 : Fungicides Schädlingsbekämpfungsmittel (gegen Fusieladium, Peronospora, Cercospora usw.) : Zu einem Gemenge, bestehend aus 16 Teile Kupferoxychlorid (enthaltend 47% Kupfer) und 84 Teile Kalksteinmehl, das durch ein Sieb mit 10.000 Maschenjcm2 geschüttelt wurde und somit aus Teilchen bis in der Grössenordnung von 10-4 bis 10-3 cm besteht, werden 0-75 Teile pulvriges Zinkstearat zugestzt, dessen Teilchendurchmesser, da durch entsprechende Fällung auf nassem Wege hergestellt, ungefähr 10-5 cm und noch weniger beträgt. Diese Mischung wird sodann auf einer Kugelmühle homogenisiert. Man erhält ein Produkt bester Haftfähigkeit, das sich nicht entmischt und viel freie Wirkstoffoberfläche hat, so dass z. B.
Wasserdampf unmittelbar auf dem (filmfreien) Kupfersalzpartikel kondensieren kann, was durch eine starke fungicide Wirkung merkbar wird.
Beispiel 2 : Insekticides Mittel [gegen Anthonomus rubi Hbst. (Erdbeerstecher)] : 15 Teile Bariumsilikofluorid und 100 Teile Kalksteinmehl werden mit 1 Teil Aluminiumnaphenat in einer schnelllaufenden Kreiselmühle verwalzt. (Teilchendurchmesser der Wirk (Träger) stoff- und Haftstoffkomponenten wie bei Beispiel 1.) Es resultiert ein Erzeugnis sehr guter Wind-und Regenbeständigkeit, wodurch die insekticide Wirkung des Mittels längere Zeit erhalten bleibt.
Analog lässt sich das Verfahren gemäss vorliegender Erfindung zur Erhöhung der Haftfestigkeit von kosmetischen oder technischen Pudern, z. B. von Formpuder oder pulverförmigen Kampfstoffen, anwenden.
**WARNUNG** Ende DESC Feld kannt Anfang CLMS uberlappen**.