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Verfahren zum Überziehen von Arzneimitteln mit gegen Magensäure und Magenfermente beständigen Überzügen.
Es gibt in der Heilkunde eine Reihe von Fällen, in denen peroral gegebene Medikamente in den Darm gelangen sollen, ohne vorher mit der Magenwand bzw. dem Mageninhalt in Berührung ? u kommen.
Dies gilt beispielsweise für die perorale Verabreichung von Ferment-und Enzympräparaten, u. zw. wegen der leichten Zerstörbarkeit der Fermentpräparate durch die Säure und die Enzyme des Magens.
Zu diesem Zweck hat man bereits Arzneimittel mit Hülsen, die sich erst im Darm auflösen, versehen.
Es wurde nun gefunden, dass sich ein Schutz von Medikamenten vor dem Mageninhalt sehr leicht und mit ausserordentlich grosser Sicherheit dadurch erzielen lässt, dass man die Medikamente mit wasserunlöslichen, aus Carboxyl-oder Carboxylanhydridgruppen enthaltenden Polymerisaten bestehenden Filmen überzieht. Die so hergestellten Filme werden von dem sauren Mageninhalt nicht angegriffen, gehen jedoch im alkalisch reagierenden Darm in Lösung. Gleichzeitig werden die Arzneimittel durch den Film gegen atmosphärische Einflüsse geschützt.
Als Polymerisate, welche Carboxyl-oder Carboxylanhydridgruppen enthalten, kommen beispielsweise in Frage polymerisierte Säuren, wie Polystyrolmaleinsäure, Polyacrylsäure usw., ferner Mischpolymerisate, welche eine saure Komponente enthalten. Selbstverständlich können auch die im alkalischen Darm leicht spaltbaren Abkömmlinge dieser Säuren, wie deren Ester usw., Verwendung finden.
Die Filmüberzüge können in einfacher Weise so hergestellt werden, dass die zu überziehenden Medikamente, Pulver, Pillen, Tabletten, Dragees usw. mit Lösungen der betreffenden filmbildenden Substanzen in entsprechenden Lösungsmitteln, wie Alkohol, Aceton, Essigester usw., benetzt und durch Verdampfung von dem anhaftenden Lösungsmittel befreit werden. Das Verdampfen des Lösungsmittels kann selbstverständlich unter vermindertem Druck oder auch bei erhöhter Temperatur erfolgen.
Auch können auf diese Weise mehrere Schichten der filmbildenden Substanz nacheinander aufgetragen werden. Man kann aber auch die Medikamente mit einer Kapsel aus einem sauren, wasserunlöslichen Polymerisat umhüllen. Für den Fall, dass gleichzeitig mit den magenempfindlichen darmwirksamen Stoffen noch magenwirksame Substanzen in einem einzigen Arzneimittel vereinigt sein sollen, verfährt man in der Weise, dass man die magenwirksamen Substanzen auf einen in obiger Weise geschützten, die magenempfindlichen Stoffe enthaltenden Pillen-bzw. Tablettenkern aufträgt.
Die Wasserunempfindlichkeit aller Filme und Überzüge kann durch wasserabstossende Zusätze, wie höhere Ester, höhere Äther, Kohlenwasserstoffe, auch Anhydride der höheren Fettsäuren usw., erhöht werden, soweit diese Körper physiologisch unwirksam sind.
Es ist zwar in dem österr. Patent Nr. 144512 ein Verfahren zur Steigerung der Resorbierbarkeit bestimmter fadenbildender Materialien und im österr. Patent Nr. 135162 die Verwendung von Polyvinylalkohol für die Herstellung von Fäden, Seiden usw. für chirurgische Zwecke beschrieben, während das Zusatzpatent Nr. 142693 die Anwendung des Polyvinylalkohols in Form von Kapseln, Pillen u. dgl. beschreibt. Schliesslich ist in dem Zusatzpatent Nr. 143703 die Verwendung von Polyvinylverbindungen allgemein, u. a. auch von Polyacrylsäure, Polyitakonsäure und von Polystyrolen als Verschlussmaterialien für die Chirurgie beschrieben.
Aus allen diesen Patenten war jedoch die spezifische Fähigkeit der filmbildenden wasserunlöslichen Carboxyl-oder Carboxylanhydridgruppen enthaltenden Polymerisate,
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Überzüge für Arzneimittel zu bilden, die gegenüber dem sauren Mageninhalt beständig, im alkalischen Darm jedoch löslich sind, nicht zu entnehmen.
Beispiele :
1. Aus einer Lösung des Mischpolymerisats aus Vinylbutyläther und Maleinsäureanhydrid wird in bekannter Weise ein Film geformt, der zum Einhüllen der Medikamente verwendet werden kann. Auch kann die Lösung direkt zum Überziehen von Medikamenten usw. dienen, falls diese sich nicht in den verwendeten Lösungsmitteln lösen.
Die Lösung kann folgendermassen hergestellt werden : Das Mischpolymerisat aus Vînylbutyl- äther und Maleinsäureanhydrid (1 : 1) wird unter Rühren in normaler wässriger Natronlauge in Lösung gebracht. Durch Zusatz von Essigsäure zu der filtrierten Lösung wird die freie Säure als weisser unlöslicher Niederschlag ausgefällt. Nach gründlichem Wässern mit destilliertem Wasser wird die freie Säure getrocknet und dann zu einer etwa 5% igen Lösung in Methanol oder Aceton oder einem Gemisch
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2. Aus einer 5-10% igen Lösung des. Mischpolymerisats aus Acrylsäurenitril und Acrylsäuremethylester in Aceton : Methanol = 6 : 1 wird unter Zusatz von 5% Kokosfettsäure (bezogen auf das Trockengewicht) ein Film in Stärke von 80-100 fil hergestellt. Verwendung wie in Beispiel l. Dieser Film ist unlöslich in n/100 Salzsäure, löslich in 2%iger Sodalösung.
Das Ausgangsmaterial kann folgendermassen hergestellt werden : 50 g eines Mischpolymerisats aus 10 Teilen Acrylsäurenitril und 90 Teilen Acrylsäure-Methylester werden in 950 cm3 Aceton gelöst und mit 270 cm3 2 n-methanolisoher KOH und 500 cm3 Aceton versetzt. Nach sieben Minuten tritt eine Trübung der Flüssigkeit ein, nach neun Minuten ist die Ausfällung des K-Salzes des in der Estergruppe verseiften Misohpolymerisates beendet. Aus dem Salz wird mit Essigsäure die freie Säure hergestellt und mit Wasser gründlich ausgewaschen und dann getrocknet.
3. Zum Umhüllen der Arzneimittel verwendet man, wie in Beispiel 1 beschrieben, ein Mischpolymerisat, das auf folgende Weise erhalten werden kann : 100 g eines Mischpolymerisats aus 90 Teilen Acrylsäurebutylester und 10 Teilen Styrol lässt man in 2 ! Aceton und 200 cm3 Methanol quellen und erwärmt dann mit l 2 n-methanolischer KOH
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und mit wässriger Essigsäure in die freie Säure übergeführt. Diese kann über ihre Lösung in Aceton oder Methanol in Filmform übergeführt werden. Derartige Filme oder Überzüge sind unlöslich in Wasser, aber löslich in ganz schwach alkalischem Medium.
4. Das durch Polymerisation eines Gemisches von Styrol und Maleinsäureanhydrid erhaltene Produkt wird in einem geeigneten organischen Lösungsmittel, wie Aceton, gelöst und innig mit einem Präparat aus Pankreasenzymen gemischt. Nach Verdampfung des Lösungsmittels erhält man ein beständiges Produkt, das den Magen unberührt passiert und sich im Darm löst.