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Österreichische
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PATENTSCHRIFT ? 10566. SIEMENS & HALSKE, AKTIENGESELLSCHAFT IN WIEN.
Seilführung bei Treidellokomotiven.
Bei den zum Treideln von Schleppkähnen dienenden Lokomotiven ist es üblich, das vom Kahn zugeworfene Seil an einem, um eine vertikale Achse, aber meist nur innerhalb eines spitzen Winkels drehbaren Haken zu befestigen. Solcher Haken sind dann zwei, der eine für vorwärts-der andere für Rückwärtsfahrt der Lokomotive angeordnet.
Die Treidelmanöver beim Passieren von Kanalkrümmungen, Schleusen, Kreuzungen, entgegenkommenden Schleppkähnen etc. und dem Seil sich entgegenstellende Hindernisse machen es häufig erforderlich, den Abstand der Lokomotive vom Schleppkahn zu verändern. Die bisher übliche Befestigung des Seiles erfordert in solchen Fällen das Anhalten der Lokomotive, Losknüpfen des Seiles vom Haken, Anziehen oder Nachlassen des Seiles und Wiederbefestigung am Haken. Der Lokomotivführer muss zur Ausführung dieser Handhabungen seinen Platz auf der Lokomotive verlassen. Die dadurch entstehenden häutigen Fahrtunterbrechungen, die, besonders wenn das Seil sich festklemmt, von erheblicher Dauer sind, wirken ungünstig auf den Schleppschiffahrtsbetrieb on.
Man hat diese überstände zum Teil dadurch zu vermeiden gesucht. dass man das l, astsei) auf einer Seiltrommel befestigte und durch Aufwickeln des Seiles auf der Trommel mittelst Motor-oder Menschenkraft den Abstand zwischen Schleppkahn und Treidel- tokomotive veränderte.
Die bisher übliche Anordnung dieser Seiltrommel bringt nun aber mehrere Nachteile mit sich, von denen wir folgende hervorheben
Bei jeder Änderung der Richtung des Seilzuges, wie er z. B. durch Änderung des Abstandes-der Abstand parallel zum Treidelweg gemessen-zwischen Kahn und Lokomotive herbeigeführt wird, ändert sich auch der Angriffspunkt des Seilzuges in Bezug auf den Schwerpunkt der Lokomotive.
Selbst wenn in einer bestimmten Lage des Schleppkahnes zur Lokomotive die Richtung des Seilzuges durch die vertikale Schwerachse der Lokomotive geht, so wird bei der bisher üblichen Anordnung der Seilführung bei jedem anderen Abstand des Kahnes
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der Fall sein. Die Folge ist, dass bei jeder Änderung der Seilrichtung Kräfte auftreten, welche die Lokomotive um ihre vertikale Schwerachse zu drehen bestrebt sind.
Bei Lokomotiven, welche nicht auf Schienen laufen, wird die Drehung auch eintreten und zwar wird die Lokomotive so lange gedreht, bis der Seilzug P (Fig. 1) wieder durch die vertikale Schwfrachse der Lokomotive gerichtet und das Kräftepaar P. I Null geworden ist. In folge dessen muss die Lokomotive schräg gegen die Richtung des Treidelweges sich vorwärts bewegen, was für Lokomotive und Treidelweg gleich schädlich ist.
Bei Lokomotiven, die auf Schienen laufen, tritt eine Drehung nicht ein, weil die
Spurkränze der Räder einer Seite oder die etwa an deren Stellen angeordneten seitlichen
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mssssig un die Schienen angepresst werden, so ist das bei anderer Seilzugsrichtung nicht mehr der Fall. Nur wenn der Seilzug P in der senkrechten Mittellinie der durch die Räder a und b gelegten Ebene angreift, erfolgt bei jeder beliebigen Richtung des Seilzuges ein gleichmässiges Anpressen der Spurkränze oder Rollen an die Schienen.
Vor allem aber hebt die bisherige Anordnung der Seiltrommel oder des Zughakens den symmetrischen Bau der Lokomotive in Bezug auf Vorwärts- und Rückwärtsfahrt auf, dergestalt, dass entweder beim Rückwärtsfahren Kippmomente auf die Lokomotive wirken, welche gefährlich sind, oder dass die Rückwärtsfahrt überhaupt unausführbar wird, die Lokomotive also bei jeder Umkehr erst um ihre Vertikalachse gedreht werden muss. Das Drehen der Lokomotive aber führt, wenn es überhaupt ausführbar ist, zu störenden Betriebsunterbrechungen.
Um alle vorstehend erwähnten Nachteile zu beseitigen, haben wir die nachstehend beschriebene Einrichtung getroffen :
Das Lastseil ist in bekannter Weise auf einer Seiltrommel c befestigt (Fig. 2), welche durch Sperrad d und Sperrklinke e in ihrer jeweiligen Lage festgehalten wird. Das Seil
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und durch Rotation eines Kreishogenstückcs von kleinstem, für das Seil noch zulässigem Krümmungsradius um eine vertikale Achse entstanden. An Stelle des Trichters kann eine Seilrolle mit horizontaler Achse treten, die in bekannter Weise noch um eine vertikale Achse drehbar eingerichtet wird.
Die vertikale Achse des Trichters oder der Rolle wird bei Lokomotiven, welche nicht auf Schienen laufen, zu den beiden Lokomotivradachsen symmetrisch angeordnet und soll annähernd mit der vertikalen Schwerachse der Lokomotive zusammenfallen.
Bei Lokomotiven welche auf Schienen laufen, wird die vertikale Achse des Trichters oder der Rolle symmetrisch zu den beiden Lokomotivradachsen und ausserdem noch so
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Gründen zulässig erscheint.
Durch diese Anordnung wird zunächst erreicht, dass das Seil zwischen Lokomotive und Kahn ohne Zuthun des Lokomotivführers jede beliebige Lage zur Lokomotivlängs- richtung annehmen kann, dass also, beispielsweise auch beim Drohen des Kahnes in einer Wendestelle, die Lokomotive sich in gleicher Höhe mit dem Kahn oder gar hinter demselben befinden kann. Dadurch erst wird die Veränderung des Abstandes zwischen Lokomotive und Kahn durch Auf-und Abwickeln des Seiles auf der Seiltrommel zu einem einfachen Manöver, welches der Lokomotivführer durch Betätigung der Handkurbo) in kürzester Zeit ausführen kann, ohne seinen Platz zu verlassen.
Da der Seilzug ferner angenähert stets durch die vertikale Schwerachse der Lokomotive geht, so übt der Seilzug auf die Lokomotive kein Drehmoment aus, welches bestrebt wäre, die Lokomotive um diese Achse zu drehen. Die Lokomotive kann also stets, auch wenn sie nicht auf Schienen läuft, geradeaus parallel zur Richtung des Treidelweges gerichtet fahren.
Bei Betrieb auf Schienen wird ausserdem durch die beschriebene Anordnung erreicht, dass bei jeder beliebigen Seilzugsrichtung die Räder oder Druckrollen annähernd gleichmässig an die Schienen gepresst werden.
Vor allem aber kann, ohne dass irgendwelche besondere Handhabungen erforderlich baron, sofort von der Vorwärtsfahrt zur Rückwürtsfahrt übergegangen werden, und gerade dadurch erreichen wir eine Manövrierfähigkeit der Lokomotive, welche den bisherigen Ausführungen crmangelt. Es wird dem Lokomotivführer möglich sein, durch geeignetes
Vorwärtsfahren, Halten, rückwärtsfahren und Auf- und Abwickeln des Seiles den Schleppkahn bis zu einem gewissen Grade von der Lokomotive aus zu lenken.
Es können nun ferner Fälle eintreten (z. B. beim Passieren eines unbeladenen
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drehbaren Rolle oder des Zughakens in der Lokomotive (etwa 1 Meter über Boden) es gestattet. Deshalb wird der Trichter f oder die Rolle oder der Znghaken in einer Geradführung h vertikal verschiebbar angeordnet. Um die Bedienung zu erleichtern, wird dem Lokomotivführer wieder eine bequem gelegene Handkurbel t in die Hand gegeben, durch deren Drehung er den Trichter oder die Rolle oder den Zughaken mittelst Seil und Seiltrommel oder Zahnrad und Zahnstange oder dgl. verstellen und somit das I. astseil höher heben oder senken kann. ohne dass er dasselbe anfasst oder gar seinen Platz verlässt.