Doppelritzel-Lenkgetriebe mit Elektromotor
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Lenkgetriebe für Kraftfahrzeuge mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
Für große und schwere Fahrzeuge der sogenannten Mittelklasse, der
Luxusklasse, für Geländefahrzeuge und für leichte Nutzfahrzeuge wird eine Bauform der elektrischen unterstützten Lenkgetriebe für Kraftfahrzeuge bevorzugt, bei der die Unterstützungskraft über eine zweite Verzahnung in die Zahnstange eingeleitet wird. Es sind Lenkgetriebe bekannt, bei denen der Servoantrieb über ein zweites Lenkritzel und eine zweite Verzahnung auf die Zahnstange wirkt. Solche Lenkgetriebe sind in den Offenlegungsschriften DE 10 2005 022 867 AI, DE 10 2007 004 218 AI und WO 2006/138209 A2 gezeigt. Diese Lenkgetriebe weisen ein relativ großes Bauvolumen auf, da der Servoantrieb separat neben dem Eingriff Lenkritzel/Zahnstange vorgesehen wird. Zudem muss die Führung der Zahnstange im Bereich des Lenkritzels über ein Druckstück spielfrei gehalten werden. Diese Lagerung ist mit
Produktionskosten verbunden und stellt in der Praxis eine mögliche
Geräuschquelle dar, die unerwünscht ist.
Aus der DE 10 2010 027 553 AI ist ein Doppelritzel-Lenkgetriebe bekannt, bei dem die beiden Lenkritzel gegenüberliegend an der Zahnstange unter einem Winkel von 90° zur Zahnstange angeordnet sind. Die beiden Lenkritzel sind dabei zu einer gegensinnigen Drehung mittels Stirnräder oder Kegelräder mechanisch zwangsgekoppelt. Durch die geometrische Anordnung der Ritzel zueinander wird der Wegfall eines aufwändigen Druckstücks in der bisher
BESTÄTIGUNGSKOPIE
bekannten Form ermöglicht. Mindestens ein Lenkritzel ist mit einem
Servomotor gekoppelt, der die Lenkung unterstützt. Die Verdrehung der Lenkwelle wird dabei von einem Sensor erfasst. Der Nachteil der Anordnung ist, dass es aufgrund der Lage des Servoantriebs und des Sensors zu
Bauraumengpässen kommt.
Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Lenkgetriebe zu schaffen, das kompakte Abmessungen aufweist und dennoch die für schwere Kraftfahrzeuge erforderlichen Lenkhilfskräfte zur Verfügung stellt.
Diese Aufgabe wird von einem Lenkgetriebe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Danach ist ein Lenkgetriebe vorgesehen, insbesondere für Kraftfahrzeuge, mit einem Lenkungsgehäuse, in dem eine Zahnstange längsverschiebbar gelagert und zur Verschwenkung von lenkbaren Rädern mit diesen verbunden ist, wobei die Zahnstange mit einem ersten Zahnsegment versehen ist, welches mit einem ersten Ritzel einer Ritzelwelle kämmt und wobei die Ritzelwelle über eine Eingangswelle mittelbar mit einem Lenkrad verbunden ist, wobei die Zahnstange ein zweites Zahnsegment aufweist, das dem ersten Zahnsegment bezüglich der Längsachse der Zahnstange gegenüber liegt, und dass ein zweites Ritzel vorgesehen ist, das mit dem zweiten Zahnsegment in Eingriff steht, wobei ein Elektromotor vorgesehen ist, der das mit dem zweiten Ritzel zu einer gegensinnigen Drehung mechanisch zwangsgekoppelte erste Ritzel mittelbar antreibt, bei dem der Elektromotor eine Getriebewelle antreibt, die die Ritzelwelle umgibt und die über ein Getriebe mit der Ritzelwelle verbunden ist. Durch diese Anordnung ist eine besonders kompakte Bauform möglich.
In einer Ausführungsform sind ein Drehwinkelsensor auf der Eingangswelle und ein Drehwinkelsensor auf der Ritzelwelle vorgesehen, so dass das anliegende Lenkmoment und die Position des Rotors bestimmt werden können.
Vorzugsweise ist das Getriebe ein Untersetzungsgetriebe. Der Motor kann somit kompakt mit hoher Drehzahl und kleinem Drehmoment ausgestaltet werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform treibt der Elektromotor die
Getriebewelle über einen Riementrieb oder einen Zahnradantrieb an.
Der Zahnradantrieb kann dabei vorteilhaft als Kegelradantrieb oder
Stirnradantrieb ausgebildet sein.
Weiterhin ist es bevorzugt vorgesehen, dass die Zahnstange zwischen dem ersten Ritzel und dem zweiten Ritzel angeordnet ist, wobei eine von den Drehachsen der Ritzel aufgespannte Ebene die Längsachse der Zahnstange unter einem Neigungswinkel kleiner als 90° schneidet. Durch diese versetzte Anordnung der Ritzel kann Bauraum im Bereich der Ritzel eingespart werden.
Es ist vorteilhaft, wenn die mechanische Kopplung der beiden Ritzel über Zahnräder erfolgt.
Zudem ist es vorteilhaft, wenn die Drehachsen der beiden sich gegenüber liegenden Ritzel in einem spitzen Winkel zueinander angeordnet sind. So kann der Eingriff Ritzel/Zahnstange ohne Druckstück eingestellt werden.
Dabei ist es bevorzugt vorgesehen ist, dass die Zahnsegmente in zueinander geneigten Ebenen angeordnet sind, in Korrespondenz zu den in einem spitzen Winkel zueinander angeordneten Ritzel.
Bei einer vorteilhaften Ausführungsform weist das antriebsferne Lager des zweiten Ritzels eine Lageranordnung zum Einstellen des Spiels des Eingriffs Ritzel/Zahnstange auf.
Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung anhand der Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigen :
Fig. 1 : eine schematische Anordnung eines erfindungsgemäßen
Lenkgetriebes mit Doppelritzel-Anordnung und Riemenantrieb,
Fig. 2: eine schematische Anordnung eines erfindungsgemäßen
Lenkgetriebes mit Doppelritzel-Anordnung und Kegelradantrieb,
Fig. 3 : eine Seitenansicht der Eingangswelle in Verbindung mit der Ritzelwelle und einen Längsschnitt sowie zwei Querschnitte der Anordnung,
Fig. 4: eine räumliche Darstellung der Drehmomentsensoren und
Gebermagneten an der Eingangswelle in einem vormontierten Zustand, sowie
Fig. 5: einen Längsschnitt des Ritzel/Zahnstangen Eingriffs.
In der Figur 1 und der Figur 2 ist schematisch die Anordnung eines
Elektromotors 1 als Servoantrieb eines Lenkgetriebes gezeigt. Der
Elektromotor 1 ist neben einer Eingangswelle 2, die mit der hier nicht dargestellten, mit dem Lenkrad verbundenen Lenkwelle drehfest in Verbindung steht, angeordnet. Ein an sich bekannter Drehstab 3 verbindet einerseits die Eingangswelle 2 mit einer Ritzelwelle 4 in axialer Richtung, so dass sie zueinander eine definierte Position haben. Andererseits bewirkt der Drehstab 3 in Abhängigkeit vom Lenkradmoment eine relative Verdrehung zwischen der Eingangswelle 2 und der Ritzelwelle 4, die zur Steuerung der
Lenkunterstützung und ihrer Richtung genutzt wird. Wie in Figur 3 gezeigt, wird dazu der Drehstab 3 an einem Ende in eine runde zentrierte Bohrung 5 der Ritzelwelle 4 eingepresst. Am anderen Ende wird er mit der Eingangswelle 2 verbunden, in dem er die Eingangswelle 2 mittig über die gesamte Länge durchsetzt und beide am Ende quer durchbohrt und verstiftet sind. Der
Drehstab 3 ist dabei in einem mittleren Abschnitt verjüngt. Die Eingangswelle 2 weist zur Aufnahme des Drehstabs 3 und der Ritzelwelle 4 eine
durchsetzende zentrale Ausnehmung 6 mit drei Absätzen 7, 8, 9 auf. Am ritzelfernen Ende im Bereich der Verjüngung des Drehstabs 3 weist die
Ausnehmung 6 den ersten Absatz 7 auf. Bis zum ritzelnahen Ende ist die Ausnehmung 6 kreiszylinderförmig. Der zweite Absatz 8 der Ausnehmung 6 dient als Bund für die Ritzelwelle 4 und ist am Ende der Verjüngung des Drehstabs 3 angeordnet. Im Bereich des zweiten Absatzes 8 sind die
Ausnehmung 6, sowie die darin mit Spiel aufgenommene Ritzelwelle 4 ovalzylinderförmig ausgestaltet. Die Ritzelwelle 4 kann somit in der
ovalzylinderförmigen Ausnehmung 6 um einen bestimmten Winkelbereich gedreht werden bis ein Anschlag als mechanische Mitnahme dient. Diese Begrenzung stellt einen Schutz des Drehstabs 3 dar. An den zweiten Absatz 8 schließt der dritte Absatz 9 an, in dem die Ausnehmung 6 wieder
kreiszylinderförmig ausgebildet ist und auch die Ritzelwelle 4 einen
kreisförmigen Querschnitt aufweist. Die Eingangswelle 2 umgibt die Ritzelwelle
4 dabei mit wenig Spiel, wobei Nadellager 10 auf der Ritzelwelle 4 dafür sorgen, dass die Eingangswelle 2 um die Ritzelwelle 4 drehbar gelagert ist. Die Eingangswelle 2 weist auf der Außenseite einen ersten Vorsprung 11 und einen zweiten Vorsprung 12 auf, wobei der erste Vorsprung 11 in Bereich des ersten Absatzes 7 der Ausnehmung 6 liegt.
Die Verdrehung des Drehstabs 3 wird, wie in Figur 3 und Figur 4 dargestellt, über zwei magnetische Drehwinkelsensoren 13, 14 erfasst. Die
Drehwinkelsensoren 13, 14 weisen jeweils einen Magnetring 15, 16 als
Gebermagnet und ein Sensorelement 17, 18 auf. Bevorzugt werden die Gebermagnete 15, 16 über eine Klebeverbindung auf der Eingangswelle 2 und der Ritzelwelle 4 fixiert. Das Sensorelement 17, 18 kann als Hall- oder magnetoresistiver Sensor ausgebildet sein. Weiterhin sind optische Sensoren bestehend aus einem lichtemittierenden und einem lichtempfindlichen Bauteil oder Dehnungsmessstreifen denkbar. Ein erster Gebermagnet 15 ist auf der Eingangswelle 2 in Anlage an den vom zweiten Vorsprung 12 gebildeten Ringbund vor der Ritzelwelle 4 liegend angeordnet und ein zweiter
Gebermagnet 16 ist auf der Ritzelwelle 4 angeordnet. Die Stellung der
Magnetringe 15, 16 zueinander bei einer Verdrehung des Drehstabes 3 ergibt den Torsionswinkel des Drehstabs 3, und daraus errechnet sich mit der bekannten Torsionsfederkonstante des Drehstabes 3 das anliegende
Lenkradmoment.
Der neben der Eingangswelle 4 angeordnete Elektromotor 1 weist einen Rotor und einen Stator auf. Dabei ist der Rotor mit einem Permanentmagneten realisiert und der feststehende Stator umfasst Spulen, die von einer
elektronischen Schaltung zeitlich versetzt angesteuert werden um ein Drehfeld entstehen zu lassen, welches ein Drehmoment am permanent erregten Rotor verursacht. Der Rotor treibt mittelbar ein Getriebe 19 über eine
drehfestverbundene Getriebewelle 20 an. Bevorzugt ist der Rotor mit der Getriebewelle 20 über einen Riemenantrieb 21 (Fig. 1) oder Zahnradantrieb 22 (Fig. 2) verbunden. Der Zahnradantrieb 22 kann dabei je nach Anordnung wie in Fig. 1 als Kegelradantrieb oder als Stirnradantrieb ausgebildet sein.
Die Getriebewelle 20 ist hohl und wird von der Ritzelwelle 6 mit Spiel durchsetzt. Das Getriebe 19 ist koaxial und als Untersetzungsgetriebe ausgebildet, so wird die Ausgangsdrehzahl der Getriebewelle 20 des Getriebes 19 reduziert und gleichzeitig das Drehmoment an der mit einer
Mitnehmerscheibe des Getriebes 19 verbundenen Ritzelwelle 6 erhöht.
Die hier nicht dargestellte Mitnehmerscheibe weist einen konzentrischen Lagersitz für ein erstes Zahnrad 23 auf. Das erste Zahnrad 23 ist drehfest mit der Mitnehmerscheibe und der durchsetzenden Ritzelwelle 4 verbunden, so dass die Mitnehmerscheibe die Ritzelwelle 4 mittelbar antreibt. Zudem kämmt das erste Zahnrad 23 ein zweites Zahnrad 24, welches drehfest ein zweites Ritzel 25 an einem antriebsnahen Ende umgibt. Die Ritzelwelle 4 weist an ihrem antriebsfernen Ende ein erstes Ritzel 26 auf, welches mit dem zweiten Ritzel 25 über die beiden Zahnräder 23, 24 an ihren antriebsnahen Enden zu einer gegensinnigen Drehung mechanisch zwangsgekoppelt ist. Figur 5 zeigt die Ritzel 25, 26 und deren Eingriff in eine Zahnstange 27 in einer
Detailansicht. Die beabstandeten parallel ausgerichteten Ritzel 25, 26 stehen gegenüberliegend im Eingriff mit jeweils einem Zahnstangensegment 28, 29 auf der Zahnstange 27, wobei die Zahnstangensegmente 28, 29 sich an der Zahnstange 27 bezüglich der Längsachse gegenüber liegen. Die Zahnstange 27 ist in einem Lenkgehäuse senkrecht zur einer Längsachse 30 der
Eingangswelle 2 gelagert.
In einer weiteren Ausführungsform weist das zweite Ritzel am antriebsfernen Lager eine Lageranordnung mit zwei Hülsen auf, wobei die außenliegende Hülse eine Führung und die innenliegende Hülse ein Schiebestück bildet. Das Schiebestück ist entlang von schrägen Führungsflächen verschiebbar angeordnet, so dass beim Verschieben des Schiebestücks das Ritzel auf den Eingriff Ritzel/Zahnstange zustellbar ist. Zur Vorspannung und Einstellung des Spiels ist eine Feder zwischen den Hülsen und dem als Stellschraube
ausgebildeten Verschlussdeckel vorgesehen.
Das Reduziergetriebe ist besonders bevorzugt als Zykloidgetriebe ausgebildet.
In einer anderen Ausführungsform ist es denkbar, dass das koaxiale Getriebe als Planetengetriebe oder als Wellgetriebe ausgeführt ist.
Weiterhin ist in einer Ausführungsform vorgesehen, dass die Drehachsen der beiden sich gegenüberliegenden Ritzel in einem spitzen Winkel zueinander angeordnet sind und die beiden Zahnstangensegmente, die sich an der Zahnstange bezüglich der Längsachse gegenüber liegen, in zueinander geneigten Ebenen angeordnet sind, weil auf diese Weise eine Spielfreiheit der Verzahnungseingriffe durch eine Vorspannung der Zahnstange in den eingeschlossenen Winkel hinein erzielt werden kann.
In einer anderen Ausführungsform ist bevorzugt vorgesehen, dass die Ritzel zueinander in Längsrichtung der Zahnstange einen Versatz aufweisen, so dass Bauraum bei gleichbleibender Kopplungsbreite der Ritzel eingespart werden kann.
Kommt es bei dem erfindungsgemäßen Lenkgetriebe zu einer Lenkbewegung am Lenkrad, detektiert der Drehstab eine Verdrehung der Lenkwelle
gegenüber der Ritzelwelle. Das dadurch ausgelöste Signal steuert den
Elektromotor, der die Ritzelwelle über das mit dem Rotor mittels Riementrieb oder Zahnradantrieb angetriebene Getriebe antreibt. Das koaxiale Getriebe überträgt die reduzierte Ausgangsdrehzahl der Getriebewelle auf das aktive erste Ritzel. Durch die zwangsmechanische Kopplung des ersten Ritzels mit dem zweiten Ritzel wird die Zahnstange von gegenüberliegenden Seiten zu einer Längsverschiebung angetrieben, was eine Verschwenkung der gelenkten Räder erwirkt. Die durch den Servomotor erzeugte Lenkhilfskraft wird somit über zwei Ritzel in die Zahnstange eingeleitet.
Durch die Konstruktion des Drehmomentsensors und die Anordnung des Getriebes um die Welle fällt der Servoantrieb sehr kompakt aus.
Weiterhin kann durch die Anordnung der Ritzel im Bezug auf die Zahnstange auf ein Druckstück verzichtet werden.
Das erfindungsgemäße Lenkgetriebe weist bevorzugte kompakte
Abmessungen auf und stellt dennoch die für schwere Kraftfahrzeuge
erforderlichen Lenkhilfskräfte zur Verfügung.
Bezugszeichenliste
Elektromotor
Eingangswelle
Drehstab
Ritzelwelle
Bohrung
Ausnehmung
Erster Absatz
Zweiter Absatz
Dritte Absatz
Nadellager
Erster Vorsprung
Zweiter Vorsprung
Drehwinkelsensor
Drehwinkelsensor
Magnetring
Magnetring
Sensorelement
Sensorelement
Getriebe
Getriebewelle
Riemenantrieb
Zahnradantrieb
Erstes Zahnrad
Zweites Zahnrad
Zweites Ritzel
Erstes Ritzel
Zahnstange
Zahnstangensegment
Zahnstangensegment
Längsachse