Dämpfvorrichtung für bewegbare Möbelteile
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Dämpfvorrichtung für bewegbare Möbelteile, umfassend:
- ein Dämpfergehäuse,
- zumindest eine im Dämpfergehäuse angeordnete und mit Dämpfungsfluid befüllte Fluidkammer, in der ein Kolben verschiebbar gelagert ist,
- eine Dichtung zur Abdichtung des Dämpfergehäuses, wobei die Dichtung einen variablen Ausgleichsraum zur Kompensation einer Volumenänderung des in die Fluidkammer eintauchenden Kolbens begrenzt,
- wobei die Dichtung mit einem verformbaren Ausgleichskörper verbunden ist, wobei durch eine Verformung des Ausgleichskörpers eine Volumenänderung des in die Fluidkammer eintauchenden Kolbens kompensierbar ist. Im Weiteren betrifft die Erfindung einen Möbelbeschlag, insbesondere ein Möbelscharnier, mit einer Dämpfvorrichtung der zu beschreibenden Art, wobei die Dämpfvorrichtung zum Dämpfen einer Bewegung des Möbelbeschlages vorgesehen ist.
Dämpfvorrichtungen mit einer Kolben-Zylinder-Einheit und mit einer Dichtung, welche bei einer Relativbewegung zwischen Kolben und Zylinder verformt wird, sind in der DE 79 16 999 U 1 , in der WO 89/05388 A1 , in der DE 43 28 696 A1 , in der JPS 57-40138 A sowie in der JP 2001 -102638 A beschrieben.
Ein Möbelscharnier mit einer Dämpfvorrichtung sind in der WO 2010/108203 A1 sowie in der prioritätsälteren, jedoch nicht-vorveröffentlichten österreichischen Patentschrift AT 51 1 847 B1 beschrieben. Bei der Konstruktion gemäß der AT 51 1 847 B1 ist zur Abdichtung der Fluidkammer eine Dichtung vorgesehen, welche von einem mit dem Kolben verbundenen Stößel durchsetzt wird. Aufgrund des die Dichtung durchsetzenden Stößels kann es jedoch zu Dichtungsproblemen kommen, weil das in der Fluidkammer befindliche hydraulische Dämpfungsfluid durch den zwischen dem Stößel und der Dichtung verbleibenden Spalt austreten und es somit zu unerwünschten Ölverschleppungen kommen könnte.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Dämpfvorrichtung der eingangs erwähnten Gattung vorzuschlagen, wobei solche Dichtungsprobleme vermieden werden. Dies wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Unteransprüchen definiert.
Gemäß der Erfindung ist also vorgesehen, dass
- der Ausgleichsraum mit der Fluidkammer in fluidleitender Verbindung steht und von der Fluidkammer getrennt ausgebildet ist,
- dass der verformbare Ausgleichskörper im Ausgleichsraum aufgenommen ist,
- dass die Längsachse des Ausgleichsraumes seitlich parallel zur Längsachse der Fluidkammer verläuft, und
- dass die Dichtung mit einem ersten Abschnitt am Kolben und mit einem zweiten Abschnitt am Dämpfergehäuse jeweils fluiddicht befestigt oder daran ausgebildet ist, wobei sich die Dichtung bei einer Relativbewegung zwischen Kolben und Fluidkammer verformt.
Der erste Abschnitt der Dichtung ist also fluiddicht mit dem Kolben verbunden, sodass dieser erste Abschnitt der Dichtung an eine Bewegung des Kolbens gekoppelt ist. Bei einer Bewegung des Kolbens findet also keine Relativbewegung zwischen dem Kolben und jenem Abschnitt der Dichtung, welche mit dem Kolben fluiddicht verbunden ist, statt. Der zweite Abschnitt der Dichtung steht hingegen mit dem Dämpfergehäuse in Verbindung, wobei die beiden Abschnitte der Dichtung durch eine Verschiebung des Kolbens relativ zueinander bewegbar sind. Der erste und der zweite Abschnitt der Dichtung sind vorzugsweise miteinander einstückig ausgebildet. Die Dichtung kann aus einem elastischen - vorzugsweise gummielastischen - Material (beispielsweise Kautschuk) gebildet sein.
Die vorgeschlagene Dämpfvorrichtung kommt also ohne Gleitdichtungen bzw. ohne dynamische Dichtungen aus, wobei besonders hohe Dichtigkeitsanforderungen erfüllt
werden können. Durch die relative Bewegbarkeit zwischen dem ersten Abschnitt und dem zweiten Abschnitt der Dichtung ist zudem vorgesehen, dass die Dichtung einen variablen Ausgleichsraum zur Kompensation einer Volumenänderung aufgrund des in die Fluidkammer eintauchenden Kolbens begrenzt.
Der erste Abschnitt der Dichtung kann mit einem Endbereich des Kolbens reibschlüssig oder auch stoffschlüssig (beispielsweise über eine Verklebung) fluiddicht verbunden sein. Dabei kann vorgesehen sein, dass der erste Abschnitt der Dichtung die Mantelfläche des Kolbens - zumindest abschnittsweise in Längsrichtung des Kolbens - vollständig umgibt. Der Kolben wird dabei in der Fluidkammer, vorzugsweise in seiner Gesamtheit, von der Dichtung eingeschlossen.
In der Fluidkammer ist ein hydraulisches Dämpfungsfluid angeordnet, beispielsweise ein Öl mit höherer Viskosität. Bei Möbeldämpfern wird häufig Silikonöl als Dämpfungsmedium eingesetzt.
Gemäß einem Ausführungsbeispiel kann der erste Abschnitt der Dichtung einen, vorzugsweise zylindrischen, Sack zur Aufnahme des Kolbens aufweisen, wobei in Montagelage ein Endbereich des Kolbens in diesen Sack eingesteckt ist. Auf diese Weise ist eine besonders gute Abdichtung möglich.
Der Kolben ist, vorzugsweise über eine am Sack aufgesteckte Kappe, durch ein bewegbar gelagertes Antriebsteil der Dämpfvorrichtung beaufschlagbar. Die Kappe kann aus einem abriebfesten Kunststoffmaterial hergestellt sein, sodass die Dichtung bei einer Beaufschlagung durch das Antriebsteil vor Abrieb bzw. Verschleiß geschützt ist.
Der erfindungsgemäße Möbelbeschlag ist durch wenigstens eine Dämpfvorrichtung der beschriebenen Art gekennzeichnet. Der Möbelbeschlag kann als Möbelscharnier, als Schubladenausziehführung oder als Stellantrieb für Möbelklappen ausgebildet sein, wobei durch die Dämpfvorrichtung zumindest eine Schließbewegung des Möbelbeschlages dämpfbar ist.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden anhand der in den Figuren gezeigten Ausführungsbeispiele erläutert. Dabei zeigt bzw. zeigen:
Fig. 1 ein schrankförmiges Möbel mit einer schwenkbar angelenkten Türe in einer perspektivischen Ansicht,
Fig. 2a, 2b ein Möbelscharnier mit einer am Scharniertopf gelagerten
Dämpfvorrichtung in zwei verschiedenen perspektivischen Ansichten, Fig. 3a-3c die Dämpfvorrichtung in zwei verschiedenen Explosionsdarstellungen sowie in einer perspektivischen Ansicht,
Fig. 4a, 4b zwei verschiedene Schnittdarstellungen der Dämpfvorrichtung mit dem
Kolben in einer ausgefahrenen sowie in einer eingefahrenen Stellung.
Fig.1 zeigt ein Möbel 1 mit einem Möbelkorpus 2 in einer perspektivischen Darstellung, wobei ein bewegbares Möbelteil 3 in Form einer Türe oder Klappe über Möbelbeschläge in Form von Möbelscharnieren 4 relativ zum Möbelkorpus 2 schwenkbar gelagert ist. Die Möbelscharniere 4 weisen einen am Möbelkorpus 2 zu befestigenden Scharnierarm 5 und einen damit schwenkbar verbundenen Scharniertopf 6 auf. Am oder im Scharniertopf 6 ist wenigstens eine Dämpfvorrichtung 10 (Fig. 2b) gelagert, wobei der Scharniertopf 6 zusammen mit der Dämpfvorrichtung 10 innerhalb einer zylindrischen Bohrung des bewegbaren Möbelteil 3 anordenbar ist. Durch die Dämpfvorrichtung 10 ist eine Schließ- und/oder Öffnungsbewegung des Möbelscharniers 4 und damit jene des bewegbaren Möbelteiles 3 dämpfbar.
Fig. 2a und Fig. 2b zeigen ein Möbelscharnier 4 in zwei verschiedenen perspektivischen Ansichten. Zur Befestigung des Scharniertopfes 6 am bewegbaren Möbelteil 3 ist ein Befestigungsflansch 7 vorgesehen. Der Scharniertopf 6 ist über zumindest einen Gelenkhebel 8 mit dem Scharnierarm 5 gelenkig verbunden. Im oder am Scharniertopf 6 ist ein Betätigungselement 31 um eine Drehachse 9 schwenkbar gelagert, wobei der Gelenkhebel 8 gegen Ende der Schließbewegung des Möbelscharniers 4 in den Scharniertopf 6 eintaucht und dabei das Betätigungselement 31 in Drehbewegung versetzt. Durch einen Übertragungsmechanismus ist diese Drehbewegung des Betätigungselementes 31 in eine Linearbewegung eines Kolbens 15 (Fig. 4a, Fig. 4b) der Dämpfvorrichtung 10 umsetzbar. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist eine
Dämpfvorrichtung 10 mit einem Dämpfergehäuse 1 1 an einer Außenwand des Scharniertopfes 6 und in Einbaulage unterhalb des Befestigungsflansches 7 angeordnet. An einer gegenüberliegenden Außenwand des Scharniertopfes 6 ist ein Rückstellmechanismus 35 gelagert, durch den das drehbar gelagerte Betätigungselement 31 nach erfolgtem Dämpfungshub wieder in eine Ausgangslage rückstellbar ist. Der Scharniertopf 6 ist - zusammen mit der daran gelagerten Dämpfvorrichtung 10 und dem Rückstellmechanismus 35 - in einer zylindrischen Möbelstandardbohrung (vorzugsweise mit 35 mm Durchmesser) versenkbar. Der Rückstellmechanismus 35 kann eine Torsionsfeder aufweisen, durch die das Betätigungselement 31 wieder in eine Ausgangslage zurückgedreht wird. Über einen manuell zu betätigenden Schalter 36 (Fig. 2a) kann das Betätigungselement 31 an einer Rückstellbewegung gehemmt werden, wodurch die Dämpfungsfunktion der Dämpfvorrichtung 10 - falls gewünscht - deaktivierbar ist. Die Baueinheit des Rückstellmechanismus 35 kann zur Bereitstellung einer erhöhten Dämpfungskraft auch durch eine zusätzliche Dämpfvorrichtung 10 mit einem Dämpfergehäuse 1 1 ersetzt werden, wobei die Rückstellbewegung des Betätigungselementes 31 durch eine im Dämpfergehäuse 1 1 angeordnete Rückstellfeder 19 (Fig. 3a, Fig. 3b) erfolgen kann.
Fig. 3a und Fig. 3b zeigen die Dämpfvorrichtung 10 jeweils in zwei verschiedenen Explosionsdarstellungen. Im Dämpfergehäuse 1 1 ist zumindest eine Fluidkammer 14 ausgebildet, in der ein Kolben 15 linear verschiebbar gelagert ist. Der Kolben 1 5 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel zweiteilig ausgebildet und umfasst einen Innenkolben 16 und eine am Innenkolben 16 angeordnete Hülse 17. Zwischen dem Innenkolben 16 und der Hülse 17 ist eine Überlastsicherung, welche einen von einer Feder 33 belasteten Druckteil 34 umfasst, angeordnet. Durch diese Überlastsicherung ist oberhalb eines Schwellwertes einer Druckbeaufschlagung auf den Kolben 15 zumindest eine Überlastöffnung des Innenkolbens 16 offenbar. Bei Überlast kann ein rascher Druckabbau herbeigeführt werden, indem der durch die Feder 33 belastete Druckteil 34 die Überlastöffnung freigibt. Das Dämpfungsfluid kann also bei zu starker Druckbelastung durch die Überlastöffnung und durch einen Überströmkanal 32 der Hülse 17 hindurch in einen durch eine Dichtung 30 begrenzten Ausgleichsraum 38 (Fig. 4b) strömen. Nach erfolgtem Dämpfungshub kann der Kolben 15 durch die Kraft einer Rückstellfeder 19 wieder in eine Ausgangsstellung rückgestellt werden. Eine Dichtung
30, welche über den ersten Abschnitt 25 am Kolben 15 und über den zweiten Abschnitt 26 am Dämpfergehäuse 1 1 zu befestigen ist, umschließt den Kolben 15 derart, dass durch eine Verschiebung des Kolbens 15 keine Relativbewegung zwischen dem ersten Abschnitt 25 und dem Kolben 15 stattfindet. Mit dem ersten Abschnitt 25 der Dichtung 30 ist ein Sack 20 einstückig verbunden, in dem der Kolben 15 mit einem Endbereich aufgenommen ist. Mit der Dichtung 30 ist zudem ein verformbarer Ausgleichskörper 21 verbunden, wobei durch eine Verformung des Ausgleichskörpers 21 eine Volumenänderung des in die Fluidkammer 14 eintauchenden Kolbens 15 kompensierbar ist. Der sackförmige Ausgleichskörper 21 ist ein mit Luft gefüllter Hohlkörper, wobei beim Dämpfungshub über eine Öffnung 39 Luft aus dem Ausgleichskörper 21 austreten und beim RückStellen des Kolbens 15 Luft in den Ausgleichskörper 21 einströmen kann. Zur Positionierung der Dichtung 30 im Dämpfergehäuse 1 1 ist ein Lagerteil 24 vorgesehen. Auf den Sack 20 wird eine abriebfeste Kappe 23 aufgesteckt, welche beim Dämpfungshub mit einem drehbar gelagerten Antriebsteil 12 zusammenwirkt.
Fig. 3c zeigt die Dämpfvorrichtung 10 in einer perspektivischen Darstellung. Das Antriebsteil 12 ist zumindest abschnittsweise aus der Fluidkammer 14 herausgeführt und weist eine Befestigungsvorrichtung 29 zum Verbinden mit einem vom Dämpfergehäuse 1 1 gesonderten Betätigungselement 31 (Fig. 2a) auf, wobei das Betätigungselement 31 zur Kraftbeaufschlagung des Antriebsteiles 12 vorgesehen ist. Die Befestigungsvorrichtung 29 kann beispielsweise eine Formschlussverbindung umfassen, welche das drehbar gelagerte Betätigungselement 31 mit dem Antriebsteil 12 drehfest verbindet.
Fig. 4a zeigt die Dämpfvorrichtung 10 mit einem in der Ausgangsstellung befindlichen Kolben 15 in einem perspektivischen Schnitt. Fig. 4b zeigt die Dämpfvorrichtung 10 mit einem in die Fluidkammer 14 eingedrückten Kolben 15. Zum Beaufschlagen des Kolbens 15 ist ein bewegbar gelagertes Antriebsteil 12 mit einem Hebelarm 13 vorgesehen, wobei der Hebelarm 13 über die abriebfeste Kappe 23 (Fig. 3a) mit dem Kolben 15 zusammenwirkt. Das Antriebsteil 12 ist mit dem in Fig. 2a gezeigten Betätigungselement 31 bewegungsgekoppelt, sodass sich bei einer Verdrehung des Betätigungselementes 31 auch das Antriebsteil 12 mitverdreht. Wird nun beim
Dämpfungshub ausgehend von Fig. 4a das Antriebsteii 12 im Uhrzeigersinn verdreht, so drückt der Hebelarm 13 des Antriebsteiles 12 den Kolben 15 in die Fluidkammer 14 hinein. Die Dichtung 30 ist mit einem ersten Abschnitt 25 fiuiddicht am Kolben 15, mit dem zweiten Abschnitt 26 fiuiddicht am Dämpfergehäuse 1 befestigt. Die elastische Dichtung 30 weist eine beim Dämpfungshub in der Form veränderliche Ausstülpung 40 (Fig. 4b) auf. Durch das Einfahren des Kolbens 16 in die Fluidkammer 14 wird das vom Kolben 16 verdrängte Dämpfungsfluid in Richtung des eingezeichneten Pfeils in den Ausgleichsraum 38 verdrängt, wobei ein im Ausgleichsraum 38 befindlicher Ausgleichskörper 21 entsprechend verformt wird und somit das Volumen des in die Fluidkammer 14 einfahrenden Kolbens 15 kompensiert. Der verformbare Ausgleichskörper 21 ist in axialer und/oder in radialer Richtung verformbar ausgebildet. Die Längsachse des Ausgleichsraums 38 verläuft seitlich parallel zur Längsachse der Fluidkammer 14. Nach erfolgtem Dämpfungshub ist der Kolben 15 durch die Kraft einer Rückstellfeder 19 wieder in eine für den nächsten Dämpfungshub vorgesehene Bereitschaftsstellung rückstellbar. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist das Antriebsteil 12 um eine Drehachse 9 (Fig. 2a) drehbar gelagert, wobei die Drehachse 9 des Antriebsteiles 12 quer, vorzugsweise im Wesentlichen rechtwinklig, zur Richtung des linearen Dämpfungshubes des Kolbens 15 verläuft.