Beschreibung
Verfahren zur Herstellung eines Vielschichtbauelements und durch das Verfahren hergestellte Vielschichtbauelement
Es wird ein Verfahren zur Herstellung eines dielektrischen Vielschichtbauelements angegeben, bei dem ein Stapel aus di¬ elektrischen Grünfolien, mindestens einer Lage enthaltend ein Hilfsmaterial und Schichten aus Elektrodenmaterial gebildet, entbindert und gesintert wird. Zudem wird ein durch das
Verfahren hergestelltes Vielschichtbauelement beansprucht.
Mit dem Verfahren kann beispielsweise ein Piezoaktor
hergestellt werden, der zum Betätigen eines Einspritzventils in einem Kraftfahrzeug eingesetzt werden kann.
Die Zuverlässigkeit von piezoelektrischen Vielschichtbauelemen- ten hängt von der Beherrschung von möglicherweise bei ihrer Herstellung auftretenden Rissen ab. Solche Risse können bei- spielsweise während thermischen Prozessen, wie Sintern, Metal¬ lisieren und Löten oder bei der Polarisation auftreten, da aufgrund von unterschiedlichen Dehnungen in verschiedenen Bereichen des Bauelements elastische Spannungen entstehen. Bevorzugt treten diese Risse im Betrieb in der Anwendung auf. Risse, die während der thermischen Prozesse, beim Metallisieren oder Löten auftreten, sind untergeordnet und werden nach Durchführung entsprechender Prozesskontrollen nicht weiter verarbeitet.
Solche so genannten Entlastungsrisse oder Polungsrisse können weiterhin abknicken, senkrecht zu den Elektroden verlaufen und damit beispielsweise zwei Elektroden überbrücken, was zu einem Kurzschluss und zu einem Versagen des Bauelements führt.
Es ist eine zu lösende Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung eines dielektrischen Vielschichtbauelements anzugeben, das eine
erhöhte Zuverlässigkeit aufweist. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß dem Patentanspruch 1 gelöst. Weitere
Ausführungsformen des Verfahrens sind Gegenstand weiterer
Patentansprüche. Zudem wird ein durch das Verfahren
hergestelltes Vielschichtbauelement bereitgestellt.
Es wird ein Verfahren zur Herstellung eines dielektrischen Vielschichtbauelements bereitgestellt, das die Schritte um- fasst :
A) Bereitstellen eines Elektrodenmaterials und von Grünfolien enthaltend ein dielektrisches Material,
B) Bereitstellen eines Hilfsmaterials, das mindestens ein
Kupferoxid enthält,
C) Bilden eines Stapels (1), in dem abwechselnd dielektrische Grünfolien, mindestens eine Lage enthaltend das Hilfsmaterial und Schichten enthaltend das Elektrodenmaterial übereinander angeordnet sind,
D) Entbindern und Sintern des Stapels (1),
wobei während des Verfahrensschritts D) das Kupferoxid zu dem Kupfermetall reduziert wird und die mindestens eine Lage abgebaut wird.
Mit diesem Verfahren wird ein dielektrisches Vielschichtbau¬ element hergestellt, das dielektrische Keramikschichten mit dazwischen angeordneten Innenelektroden, sowie mindestens einer Schwächungsschicht aufweist.
„Abwechselnd" in Bezug auf den im Verfahrensschritt C)
gebildeten Stapel kann auch bedeuten, dass nicht auf jeder Grünfolie eine Schicht aus Elektrodenmaterial oder eine Lage aus Hilfsmaterial aufgebracht wird. Beispielsweise können einige piezoelektrische Grünfolien übereinander angeordnet sein, zwischen denen sich keine Schichten aus
Elektrodenmaterial befinden.
Die Schichten aus Elektrodenmaterial bilden im fertigen Viel- schichtbauelement die Innenelektroden und können beispielsweise mittels eines Siebdruckverfahrens als Metallpaste auf die
Grünfolien aufgebracht werden.
Werden mehr als eine Lage enthaltend das Hilfsmaterial im
Verfahrensschritt C) in dem Stapel angeordnet, können diese in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen in dem Stapel vorhanden sein. Die Lagen enthaltend das Hilfsmaterial können gemäß einer Ausführungsform parallel oder weitgehend parallel zu zwei Schichten enthaltend Elektrodenmaterial und angrenzend an zwei Grünfolien angeordnet sein. Mit dem Verfahren kann die Bildung von Bereichen in dem
Vielschichtbauelement , in denen sich Risse bilden können, dadurch gezielt gesteuert werden, dass sich die Lage enthaltend das Hilfsmaterial während des Verfahrens abbaut. Durch den Abbau des Hilfsmaterials ist dieses in dem fertigen Bauelement weitgehend oder vollständig nicht mehr vorhanden, während sich an der Position der Lage eine Schwächungsschicht ausbildet, in deren Bereich eine Sollbruchstelle in dem Vielschichtbauelement vorhanden ist. Wenn sich Risse ausbilden, treten sie im
Bauelement im Bereich der Schwächungsschicht aus. Das Ausbilden unkontrollierter Risse kann somit vermindert oder verhindert werden .
Der im Verfahrensschritt C) gebildete Stapel wird anschließend verpresst und dann die Grünfolien, die zumindest eine Lage enthaltend das Hilfsmaterial und die Schichten aus Elekt¬ rodenmaterial im Verfahrensschritt D) gemeinsam entbindert und gesintert, so dass ein Vielschichtbauelement aus dielektrischen Schichten mit dazwischen angeordneten Innenelektroden und mindestens einer Schwächungsschicht entsteht.
Gemäß einer Ausführungsform können das Elektrodenmaterial und das Hilfsmaterial so gewählt werden, dass beide Kupfer
enthalten, wobei das Kupfer in dem Elektrodenmaterial zu einem geringeren Anteil vorhanden ist als in dem Hilfsmaterial. Der Begriff „Kupfer" ist in diesem Zusammenhang als allgemeine Bezeichnung zu verstehen, und umfasst somit beispielsweise reines Kupfermetall, Kupferlegierungen und Kupferkationen, unabhängig von ihren Aggregatszuständen . Die Begriffe
„Kupfermetall" und „Kupferlegierungen" sind Kupfer mit der Oxidationszahl 0 zugeordnet. Der Begriff „Kupferoxid"
bezeichnet CuO (Oxidationszahl des Kupfers: 2) und/oder CU2O (Oxidationszahl des Kupfers: 1) . Das Hilfsmaterial enthält mindestens ein Kupferoxid, vorzugsweise CuO oder CU2O,
insbesondere bevorzugt CuO.
Unter „zu einem geringeren Anteil" soll verstanden werden, dass die Gesamtkonzentration des Kupfers in dem Elektrodenmaterial geringer ist als in dem Hilfsmaterial. Dieser
Konzentrationsunterschied bewirkt, dass während des Entbinderns und Sinterns im Verfahrensschritt D) eine Diffusion des Kupfers von der Lage zu mindestens einer der Schichten enthaltend
Elektrodenmaterial stattfinden kann. Diese Diffusion erfolgt dabei durch die der Lage benachbarten dielektrischen Schichten. Die Diffusion des Kupfers ist bereits während des Entbinderns, d.h. bei Temperaturen unterhalb von 600°C möglich, wenn das Kupfer in dem Hilfsmaterial als Kupferoxid vorliegt. Die
Diffusion des Kupfers wird besonders begünstigt, wenn das
Kupfer in dem Hilfsmaterial als CuO (Oxidationszahl 2)
vorliegt. Die Mobilität des Kupfers in den dielektrischen
Schichten ist durch den Konzentrationsunterschied als treibende Kraft gegeben. Vorzugsweise enthält das Hilfsmaterial kein Kupfermetall (Oxidationszahl 0) . Insbesondere bevorzugt besteht das Hilfsmaterial nur aus einer Komponente.
Vorzugsweise wird der Sauerstoffpartialdruck während des
Entbinderns und Sintern so eingestellt, dass das Kupferoxid (Oxidationszahl 1 oder 2) zu Kupfermetall (Oxidationsstufe 0) reduziert wird. Hierzu wird beim Entbindern und Sintern der das Prozessfenster jeweils so eingestellt, dass der sich
einstellende Gleichgewichtspartialdruck des Sauerstoffs
zwischen den Kurven Pb/PbO und CU2O/CU (so dass gleichzeitig PbO und Cu existent sind) liegt (vgl. Figur 4) . Vorzugsweise wird der Sauerstoffpartialdruck beim Entbindern auf einen Wert von pC>2 = lO--^ - ΙΟ--^ atm bei 600 °C; und auf einen Wert von p02 = 10~40 - 10~35 atm bei 200 °C eingestellt. Das Sintern wird vorzugsweise bei einer Temperatur von 1010°C innerhalb der Gleichgewichtskurven von CU2O/CU und Pb/PbO (vgl. Figur 4) durchgeführt. Die Atmosphäre wird beim Sintern vorzugsweise aus einer Mischung von H2O/ 2 und H2 eingestellt.
In einer Ausführungsform ist die Reduktion des Kupferoxids zu dem Kupfermetall (Oxidationsstufe 0) nach dem
Entbinderungsverfahren, d.h. bei Temperaturen unterhalb von 600°C, weitgehend abgeschlossen. Die entsprechenden
Untersuchungen wurden mit Rasterelektronenmikroskopie in
Kombination mit EDX durchgeführt. Die Probe vor dem Entbindern zeigte deutlich die Existenz von metallischem Cu neben CU2O und CuO in der entsprechenden Bedruckungsschicht . Nach dem
Entbindern konnte an dieser Stelle nur noch metallisches Cu mit minimaler oberflächlicher Oxidation nachgewiesen werden.
Das Verfahren ermöglicht es also, gezielt das Hilfsmaterial abzubauen und so eine Schwächungsschicht aufzubauen, ohne dabei das Metall in dem Elektrodenmaterial anzugreifen.
In herkömmlichen Methoden, worin eine über die Sinteratmosphäre gesteuerte Oxidation des Hilfsmaterials durchgeführt wird, ist
eine räumlich gezielte Oxidation nicht verwirklichbar, da die Oxidation auch an dem Elektrodenmaterial stattfindet, was unerwünscht ist, da einerseits oxidiertes Elektrodenmaterial wegdiffundieren und damit die Elektrodenschicht auflösen kann und andererseits die Lage, die zur Schwächungsschicht gebildet werden soll, nicht vollständig abgebaut werden kann.
Weiterhin können im Verfahrensschritt D) die Kupferionen
(Oxidationsstufe 1 oder 2) zu mindestens einer der Schichten enthaltend Elektrodenmaterial hin diffundieren.
Unter „hindiffundieren" soll verstanden werden, dass die
Kupferionen soweit diffundieren, bis sie zu Kupfermetall reduziert werden. Wenn die Reduktion vollständig abgelaufen sind, ist nur noch Kupfermetall vorhanden, das kaum
diffundieren kann. Damit können also die Kupferoxide, in denen das Kupfer in Oxidationsstufe 1 oder 2 vorliegt, zu dem
Elektrodenmaterial hin diffundieren. In diesem Fall diffundiert das Metall als Kation. Wegen der höheren Mobilität der
zweiwertigen im Vergleich zu den einwertigen Kupferionen ist CuO gegenüber CU2O bevorzugt.
Durch die Reduktion und gegebenenfalls Diffusion der
Kupferionen aus dem Kupferoxid wird im Bereich der das
Hilfsmaterial enthaltenden Lage in dem Stapel eine
Schwächungsschicht gebildet. Im Bereich der Lage bildet sich also eine poröse Schwächungsschicht, die auch als
Schwächungsbereich verstanden werden kann. Eine
Schwächungsschicht bedeutet hierbei eine Lage mit im Vergleich zu den übrigen dielektrischen Schichten des
Vielschichtbauelements verminderter Bruchfestigkeit. Die
Bruchfestigkeit wird hierbei durch geeignete Auswahl des
Hilfsmaterials (Verhältnis von CuO zu CU2O; Menge und
Körnungsgröße des Kupferoxids) vorzugsweise so eingestellt,
dass Spannungsrisse im Vielschichtbauelement entlang der
Schwächungsschicht verlaufen, wobei dabei die Festigkeit des Vielschichtelements nicht beeinträchtigt wird. Im Einzelnen wird die Lage, die vor dem Verfahrensschritt D) das
Hilfsmaterial enthielt, abgebaut, indem das Kupferoxid aus dem Hilfsmaterial beim Entbindern zu Kupfermetall reduziert wird und gegebenenfalls in Richtung der Elektrodenschichten
diffundiert . Gemäß einer Ausführungsform enthält das Elektrodenmaterial
Kupfer, vorzugsweise Kupfermetall oder eine Kupferlegierung.
Gemäß einer Ausführungsform wird als dielektrisches Material ein piezoelektrisches Material verwendet. Beispielsweise kann als Keramikmaterial das Blei-Zirkonat-Titanat-System
(Pb (ZrxTi]__x) O3 (wobei 0 < x < 1) oder PZT) verwendet werden.
Nach der Sinterung können weiterhin auf zwei gegenüberliegenden Außenflächen des Vielschichtbauelements Außenelektroden
aufgebracht werden. Dazu kann beispielsweise auf dem Stapel eine Grundmetallisierung eingebrannt werden. Die
Innenelektroden sind vorzugsweise entlang der Stapelrichtung des Bauelements abwechselnd mit den Außenelektroden verbunden. Dazu sind die Innenelektroden beispielsweise abwechselnd bis zu einer der Außenelektroden geführt und weisen zur zweiten
Außenelektrode einen Abstand auf. Auf diese Weise sind die Innenelektroden einer Polarität über eine gemeinsame
Außenelektrode elektrisch miteinander verbunden. In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung durch das vorstehende Verfahren erhältliche Vielschichtbauelemente, wie etwa Aktoren und Kondensatoren.
Im Folgenden wird das angegebene Verfahren und seine vorteilhaften Ausgestaltungen anhand von schematischen und nicht maßstabsgetreuen Figuren sowie anhand eines
Ausführungsbeispiels erläutert. Es zeigen:
Figur 1 die schematische Seitenansicht eines durch das
Verfahren hergestellten Vielschichtbauelements;
Figur 2 a) und b) vergrößerte schematische Seitenansichten eines Vielschichtbauelements;
Figur 3 a) bis d) lichtmikroskopische Aufnahmen (Vergrößerung
1:170 bzw. 1:150) eines Vielschichtbauelements im Profil nach Durchführung des Entbinderungsverfahrens , wobei das in den Schichten enthaltende Kupfer geschwärzt wurde; und
Figur 4 Gleichgewichtskurven der Systeme CU2O/CU, Pb/PbO,
Zr/ZrC>2, Pb + 1O2 + C^/PbTiC^, und Ni/NiO für unterschiedliche Sauerstoffpartialdrücke und
Temperaturen .
Figur 1 zeigt eine schematische Seitenansicht eines piezoelekt¬ rischen Vielschichtbauelements in Form eines Piezoaktors. Das Bauelement weist einen Stapel 1 aus übereinander angeordneten piezoelektrischen Schichten 10 und dazwischen liegenden Innenelektroden 20 auf. Die Innenelektroden 20 sind als Elektrodenschichten ausgebildet. Die piezoelektrischen Schichten 10 und die Innenelektroden 20 sind übereinander angeordnet. Zwischen piezoelektrischen Schichten 10 und parallel zu den
Innenelektroden 20 sind Schwächungsschichten 21 in Figur 1 gezeigt. Die Schwächungsschicht 21 ist als Bereich zu
verstehen, in dem Sollbruchstellen in dem Bauelement vorhanden sind .
Die piezoelektrischen Schichten 10 enthalten ein keramisches Material, zum Beispiel Blei-Zirkon-Titanat (PZT) oder eine bleifreie Keramik. Das Keramikmaterial kann auch Dotierstoffe enthalten. Die Innenelektroden 20 enthalten beispielsweise eine Mischung oder eine Legierung aus oder Cu und Pd.
Zur Herstellung des Stapels 1 werden beispielsweise Grünfolien, die ein Keramikpulver, ein organisches Bindemittel und ein Lö¬ sungsmittel enthalten, durch Folienziehen oder Foliengießen hergestellt. Auf einige der Grünfolien wird zur Bildung der Innenelektroden 20 eine Elektrodenpaste mittels Siebdruck aufge¬ bracht. Weiterhin werden Lagen enthaltend ein Hilfsmaterial mit einer ersten und zweiten Komponente zur Bildung von
Schwächungsschichten 21 auf eine oder mehrere Grünfolien aufgebracht. Die Grünfolien werden entlang einer Längsrichtung übereinander gestapelt und verpresst. Aus dem Folienstapel werden die Vorprodukte der Bauelemente in der gewünschten Form herausgetrennt. Schließlich wird der Stapel aus
piezoelektrischen Grünfolien, Lagen aus Hilfsmaterial und
Elektrodenschichten entbindert und gesintert. Nach dem
Entbindern und Sintern werden weiterhin Außenelektroden 30 angebracht, die auch in Figur 1 gezeigt sind. In der hier gezeigten Ausführungsform sind die Außenelektroden 30 auf gegenüberliegenden Seitenflächen des Stapels 1 angeordnet und verlaufen streifenförmig entlang der Stapelrichtung. Die Außenelektroden 30 enthalten beispielsweise Ag oder Cu und können als Metallpaste auf den Stapel 1 aufgebracht und einge- brannt werden.
Die Innenelektroden 20 sind entlang der Stapelrichtung abwechselnd bis zu einer der Außenelektroden 30 geführt und von der zweiten Außenelektrode 30 beabstandet. Auf diese Weise sind die
Außenelektroden 30 entlang der Stapelrichtung abwechselnd mit den Innenelektroden 20 elektrisch verbunden. Zur Herstellung des elektrischen Anschlusses kann auf die Außenelektroden 30 ein Anschlusselement (hier nicht gezeigt), z. B. durch Löten, aufgebracht werden.
Anhand des folgenden Ausführungsbeispiels soll die Herstellung des in Figur 1 gezeigten Vielschichtbauelements , welches
Schwächungsschichten 21 enthält, näher erläutert werden:
Zur Bildung des Stapels 1 werden auf mindestens eine Grünfolie eine Lage enthaltend ein Hilfsmaterial aufgebracht. Als
Elektrodenmaterial wird eine CuPd-Paste auf Grünfolien
aufgedruckt. Das Hilfsmaterial enthält CuO.
Wird nun beim Entbindern unter einer reduzierenden Atmosphäre, d.h. unter Verwendung eines Gleichgewichtspartialdrucks des Sauerstoffs zwischen den Kurven Pb/PbO und CU2O/CU (so dass gleichzeitig PbO und Cu existent sind) liegt (vgl. Figur 4), eine Temperatur von 500 bis 600°C erreicht, bei der noch keine Verdichtung des Stapels 1 eintritt, diffundieren Kupferionen aus dem Hilfsmaterial in Richtung der benachbarten
Elektrodenschichten 20. Zudem werden die Kupferionen und weiteres Kupferoxid aus dem Hilfsmaterial zu Kupfermetall reduziert. Dadurch wird die Lage enthaltend das Hilfsmaterial abgebaut und somit die Schwächungsschicht 21 gebildet. Die Porosität der Schwächungsschicht kann beispielsweise durch die Korngröße des verwendeten CuO eingestellt beziehungsweise beeinflusst werden.
Die Diffusion an sich wird begünstigt durch den
Konzentrationsunterschied von Cu, das in der Lage enthaltend das Hilfsmaterial beziehungsweise enthaltend die aus dem
Hilfsmaterial gebildeten Komponenten, und in dem
Elektrodenmaterial vorhanden ist.
Figur 2a zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der schematischen Seitenansicht des Vielschichtbauelements . Anhand dieser Figur soll die Rissbildung in Vielschichtbauelementen erläutert werden .
Das Bauelement dehnt sich beim Anlegen einer Spannung zwischen die Außenelektroden 30 in Längsrichtung aus. In einer so genannten aktiven Zone, in der sich in Stapelrichtung benachbarte Innenelektroden 20 überlappen, entsteht beim Anlegen einer Spannung an die Außenelektroden 30 ein elektrisches Feld, sodass sich die piezoelektrischen Schichten 10 in Längsrichtung ausdehnen. In inaktiven Zonen in denen sich benachbarte Elektrodenschichten 20 nicht überlappen, dehnt sich der Piezoaktor nur geringfügig aus .
Aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnung des Bauelements in den aktiven und inaktiven Zonen treten mechanische Spannungen im Stapel 1 auf. Derartige Spannungen können zu Polungs¬ und/oder Entlastungsrissen 25 im Stapel 1 führen.
Die Figur 2a zeigt einen Ausschnitt aus einem Stapel 1 aus pie- zoelektrischen Schichten 10 und Innenelektroden 20, bei dem ein Riss 25 im Stapel 1 entstanden ist. Der Riss 25 verläuft inner¬ halb der inaktiven Zone parallel zu den Innenelektroden 20, knickt beim Übergang in die aktive Zone ab und verläuft in der aktiven Zone durch benachbarte Innenelektroden 20 unterschied- licher Polarität hindurch. Dies kann zu einem Kurzschluss der Innenelektroden 20 führen.
Figur 2b zeigt einen Ausschnitt aus einem Stapel 1 aus piezo¬ elektrischen Schichten 10 und Innenelektroden 20, in dem eben-
falls ein Riss 25 entstanden ist. Hier verläuft der Riss 25 pa¬ rallel zu den Innenelektroden 20. Bei einem derartigen Verlauf von Rissen 25 ist die Gefahr von Kurzschlüssen verringert. Um einen derartigen Verlauf von Rissen 25 zu begünstigen, wird das Vielschichtbauelement gemäß dem oben genannten Verfahren hergestellt, so dass sich die Risse 25 gezielt im Bereich der Schwächungsschicht 21, in der eine Sollbruchstelle vorhanden ist, ausbilden.
In Figuren 3a) bis d) werden lichtmikroskopische Aufnahmen (Vergrößerung 1:170 (Fig. 3a) bis c) ) bzw. 1:150 (Fig. 3d) ) eines Vielschichtbauelements im Profil nach Durchführung des Entbinderungsverfahrens unter einer reduzierenden Atmosphäre gezeigt. Hierbei wurden in Fig 3a) 100% CU2O; in Fig. 3b) 100% CuO; und in Fig. 3 c) 50% Cu/ 50% CuO verwendet. Fig. 3 d) zeigt ein Vielschichtbauelement ohne Schwächungsschichten zum Vergleich. Der Grad der Schwärzung in Figuren 3a) bis d) korreliert direkt mit dem Kupfergehalt in den keramischen
Schichten. Der Nachweis konnte mit Laserablation in Kombination mit ICP/ MS erbracht werden. Die hier stattfindende Reaktion lautet: CuO -> Cu + 0.5 O2 bzw. CU2O -> 2 Cu + 0.5 O2.
Kupferkationen diffundieren schneller als metallisches Kupfer. Je größer der Sauerstoffanteil der zugesetzten Cu-Komponente ist, desto stärker kommt es im Entbinderungsprozess zur
Diffusion. Im Fall d) gibt es keine Kupferoxidkomponente, deshalb ist die Diffusion nicht stärker oder schwächer als bei allen anderen Cu Elektroden. In Figur 3 a) reicht die von dem Hilfsmaterial ausgehende
Schwärzung bis zu den beiden benachbarten Elektrodenschichten. In Fig. 3 b) umfasst die Schwärzung sogar zwei benachbarte Elektrodenschichten auf jeder Seite der Hilfsschicht. Aus einem Vergleich der Figuren 3 a) und 3 b) ergibt sich daher, dass der
Bereich, in dem eine Schwärzung auftritt, in Fig. 3 b) ungefähr doppelt so groß wie in Fig. 3 a) ist. Daraus folgt, dass CuO (Oxidationszahl des Kupfers: 2) gegenüber CU2O als
Hilfsmaterial bevorzugt ist, da zweiwertiges Kupfer einen höheren Diffusionsgrad und größere Diffusionslänge besitzt.
In Fig. 3 c) , worin als Hilfsmaterial 50% Cu/ 50% CuO verwendet wird, ist die Schwärzung lokal begrenzt und dehnt sich nicht bis zu den benachbarten Elektrodenschichten aus. Diffusionsgrad und Diffusionslänge des Kupfers in dem der Hilfsschicht
benachbarten Keramikmaterial gehen also zurück, wenn das
Hilfsmaterial zusätzlich Kupfermetall (Oxidationszahl 0) enthält. Daher wird bevorzugt ein Hilfsmaterial verwendet, das kein Kupfermetall enthält.
Die Erfindung ist nicht durch die Beschreibung anhand der
Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr umfasst die Erfindung jedes neue Merkmal sowie jede Kombination von Merkmalen, was insbesondere jede Kombination von Merkmalen in den
Patentansprüchen beinhaltet, auch wenn dieses Merkmal oder diese Kombination selbst nicht explizit in den Patentansprüchen oder Ausführungsbeispielen angegeben ist.
Bezugs zeichenliste
1 Stapel
10 piezoelektrische Schicht
20 Innenelektrode
21 Schwächungsschicht
25 Riss
30 Außenelektroden