Beschreibung Titel
VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUM BETREIBEN EINER BRENNKRAFTMASCHINE
Stand der Technik
Die Erfindung trifft eine Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine nach dem Oberbegriff der Ansprüche 1 und 2. Gegenstand der Erfindung sind ferner ein Computerprogramm, ein Speichermedium sowie eine Steuer- und/oder Regeleinrichtung.
Zum schnellen Erreichen der Betriebstemperatur von Katalysatoren ist es bekannt, unmittelbar nach dem Start einer Brennkraftmaschine, den Katalysator gezielt durch ein spezielles Einspritzverfahren aufzuheizen.
Aus der DE 10 2006 016 037 A1 , ist ein Einspritzverfahren bekannt, bei dem der Kraftstoff während eines Verdichtungstaktes durch mindestens zwei
Teileinspritzungen eingebracht wird, wobei zuerst der größte Teil der
Kraftstoff menge in einer sogenannten Haupteinspritzung (auch als
Mehrfacheinspritzung realisierbar) eingebracht wird. Anschließend wird unmittelbar vor einer Zündung ein kleinerer Teil der Kraftstoffmenge eingespritzt. Diese Kraftstoffmenge trägt nicht wesentlich zum Drehmoment bei und erhöht auch den Kraftstoffverbrauch nicht wesentlich. Mit dieser kleinen Teilmenge wird in einem Bereich direkt bei der Zündkerze ein fettes Gemisch erzeugt, so dass sich nach der Zündung eine sogenannte„Zündfackel" im Brennraum ergibt, die das magere Restgemisch sicher entzündet.
Die Zündfackel ist in zweierlei Hinsicht wesentlich für die Verbrennung während der Katalysatorheizphase. Neben der voranstehend gewünschten Stabilität der Verbrennung kann sie auch unerwünschte Partikelemissionen verursachen. Ist die zur Erzielung der Zündfackel eingespritzte Teilmenge des Kraftstoffs zu klein
gewählt, wird das magere Restgemisch nicht sicher gezündet und verbrennt folglich nur unvollständig. Ist die Einspritzmenge hingegen zu groß, wird der kurz vor der Zündung dicht an seinem oberen Totpunkt stehende Kolben benetzt. Hier ist die Folge unvollständige Verbrennung und Bildung von Rußpartikeln, die mit dem Abgas ausgestoßen werden.
Die Katalysatorheizphase erfordert folglich eine hohe Zumessgenauigkeit kleiner Kraftstoffmengen. Bekannte Verfahren zur Kalibrierung von Injektoren sind jedoch häufig gerade bei kleinen Einspritzmengen in ihrer Genauigkeit beschränkt.
Offenbarung der Erfindung
Das der Erfindung zugrunde liegende Problem wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen der Ansprüche 1 und 2 gelöst. Weitere Lösungsmöglichkeiten sind in nebengeordneten Patenansprüchen angegeben, die ein Computerprogramm, ein
Speichermedium sowie eine Steuer- und/oder Regeleinrichtung betreffen.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in Unteransprüchen angegeben.
Darüber hinaus finden sich für die Erfindung wesentliche Merkmale in der nachfolgenden Beschreibung und in den Zeichnungen. Dabei können die besagten Merkmale für die Erfindung auch in ganz unterschiedlichen
Kombinationen wesentlich sein, ohne dass hierauf explizit hingewiesen wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht zylinderindividuell die Kalibrierung kleiner Teileinspritzmengen in einer Katalysatorheizphase. Damit wird die
Anwendung höherer Drücke und kleinerer Einspritzmengen während des
Katalysatorheizens ermöglicht, was sich vorteilhaft auf Partikelemissionen auswirkt. Insgesamt wird eine optimale Katalysatorheizphase sichergestellt.
Dabei nutzt das erfindungsgemäße Verfahren bereits vorhanden Informationen aus, die die Sensoren und Aktoren der Brennkraftmaschine an das Regel- und
Steuergerät liefern. Somit ist keine zusätzliche Hardware zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erforderlich.
Erfindungsgemäß wird dazu während der Katalysatorheizphase die zur Bildung der Zündfackel in den Brennraum eines Zylinders eingespritzte Kraftstoffmenge
(auch als Zündeinspritzmenge bezeichnet) kontinuierlich verkleinert, bis sie nicht
mehr ausreichend ist, um eine hinreichend gute Verbrennung des magereren restlichen Kraftstoff-Luft-Gemisches im Brennraum zu erzielen. Findet im
Brennraum keine oder nur eine unvollständige Verbrennung des Kraftstoff-Luft- Gemisches statt, trägt dieser Zylinder wenig oder nichts zu einem, von der Brennkraftmaschine insgesamt erzeugten, Drehmoment bei. Solchermaßen auftretende Drehmomentschwankungen äußern sich als sogenannte Laufunruhe oder Drehzahlschwankungen und können durch eine Überwachung der
Motordrehzahl detektiert werden. Das erfindungsgemäße Verfahren nutzt dabei die Annahme, dass eine
Zündeinspritzmenge, die eine gerade noch zur Bildung einer Zündfackel ausreicht, die Forderung nach geringstmöglicher Benetzung des Kolbens erfüllt. Je geringer die Benetzung des Kolbens, desto kleiner ist die Rußbildung beim Verbrennungsvorgang und desto weniger Partikel werden mit dem Abgas emittiert. Somit erzielt die vorliegende Erfindung ein Optimum zwischen reduzierter Partikelemission und einer für den Fahrer wahrnehmbaren Laufruhe der Brennkraftmaschine.
Eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, dass die Zündeinspritzmenge kontinuierlich reduziert wird, bis ein gewünschter
Druckverlauf im Brennraum erzielt ist. Einige Brennkraftmaschinen werten, zur Sicherstellung der Laufruhe, Daten eines im Brennraum angeordneten
Drucksensors aus. In diesem Fall, kann die Zündeinspritzmenge solange reduziert werden, bis sich ein gewünschter Druckverlauf einstellt. Auf diese Weise wird die Laufruhe sichergestellt und gleichzeitig werden die
Partikelemissionen reduziert.
Weiterhin wird vorgeschlagen, dass die durch das erfindungsgemäße Verfahren ermittelte minimale Ansteuerdauer für nachfolgende Einspritzungen verwendet wird. Die Ansteuerdauer eines Aktuators des Injektors ist proportional zu einer eingespritzten Kraftstoffmenge. Wird erfindungsgemäß, wie voranstehenden erläutert, eine minimale Zündeinspritzmenge ermittelt, korreliert diese mit einer minimalen Ansteuerdauer. Diese minimale Ansteuerdauer wird abgespeichert und nachfolgenden Einspritzungen zu Grunde gelegt. Auf diese Weise wird eine hohe Zumessgenauigkeit gerade für kleine Einspritzmengen gewährleistet. Ist die minimale Ansteuerdauer für einen Injektor ermittelt, wird anschließend die
minimale Zündeinspritzmenge für den nächsten Zylinder der Brennkraftmaschine, beziehungsweise die minimale Ansteuerdauer des dazugehörigen Injektors bestimmt. Ermöglicht oder zumindest erleichtert wird die erfindungsgemäße Vorgehensweise, durch stark eingeschränkte
Betriebsbedingungen während der Katalysatorheizphase. So wird beispielsweise der Druck im Rail konstant gehalten und auch die zeitliche Abfolge der
Einspritzungen wird nicht oder nur geringfügig während der Katalysatorheizphase verändert. Ergänzend wird vorgeschlagen, dass die minimale Ansteuerdauer kontinuierlich überwacht wird. Eine Überwachung der minimalen Ansteuerdauer kann beispielsweise durch Vergleich von einer aktuellen, neu ermittelten minimalen Ansteuerdauer mit einem bereits abgespeicherten Werten erfolgen. Eine dabei auftretenden Abweichung, erlaubt beispielsweise Rückschlüsse über
Alterungserscheinungen des Injektors und können ebenso zum Ausgleich dieser
Alterungserscheinungen dienen. Die so ermittelte Abweichung dient der
Kalibrierung des Injektors und erhöht damit die Betriebssicherheit der
Brennkraftmaschine. Besonders hilfreich ist es, dass die Summe der bei der Haupteinspritzung und der Zündeinspritzung eingespritzten Kraftstoff menge konstant ist. Dazu wird die bei der Zündeinspritzung eingespritzte Kraftstoffmenge von der gesamten in den Brennraum einzuspritzenden Kraftstoff menge abgezogen. Dadurch wird eine Erhöhung des Kraftstoffverbrauchs durch die Katalysatorheizphase wirkungsvoll verhindert.
Nachfolgend werden beispielhafte Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert. In der Zeichnung zeigt: Figur 1 eine schematische Darstellung einer Brennkraftmaschine mit mehreren
Zylindern mit jeweils einem Brennraum und
Figur 2 ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens. Eine Brennkraftmaschine trägt in Figur 1 insgesamt das Bezugszeichen 10. Sie dient zum Antrieb eines nicht dargestellten Kraftfahrzeugs und umfasst vier, im
Wesentlichen identische Zylinder 12a bis 12d mit vier Brennräumen 14a bis 14d. Jeder Brennraum 14a bis 14d verfügt über ein Einlassventil 16a bis 16d, die mit einem Ansaugrohr 18 verbunden sind. Über das Ansaugrohr 18 und die
Einlassventile 16a bis 16d gelangt Verbrennungsluft in den jeweiligen Brennraum 14a bis 14d. Kraftstoff wird in die Brennräume 14a bis 14d über jeweils einen Injektor 20a bis 20d eingespritzt. Die Injektoren 20a bis 20d sind an ein nicht dargestelltes„Rail" angeschlossen, in dem Kraftstoff unter hohem Druck gespeichert ist.
Das in den Brennraumen 14a bis 14d befindliche Kraftstoff-Luft-Gemisch wird durch jeweils eine Zündkerze 22a bis 22d entzündet. Die heißen
Verbrennungsgase werden aus den Brennräumen 14a bis 14d über
Auslassventile 24a bis 24d in ein Abgasrohr 26 abgeleitet. Dieses führt zu einer Katalysatoranlage 28, welche das Abgas durch chemische Umwandlung der darin enthaltenen Schadstoffe reinigt.
Der Betrieb der Brennkraftmaschine 10 wird von einer Steuer- und
Regeleinrichtung 30 gesteuert und geregelt, die Signale von verschiedenen, in Figur 1 jedoch nicht dargestellten Sensoren und Aktoren der Brennkraftmaschine 10 erhält.
Nach einer üblicherweise ungefähr 1 bis 2 Sekunden dauernden Startphase, also nach den allerersten Einspritzungen und Zündungen, schließt sich eine
Katalysatorheizphase an. Dabei wird ein erster Teil des Kraftstoffs während eines Ansaugtaktes des jeweiligen Zylinders 12a bis 12d vom jeweiligen Injektor 20a bis 20d in den Brennraum 14 eingespritzt, so dass sich dort ein mageres, homogenes Kraftstoff-Luft-Gemisch bildet. Ein zweiter Teil der Kraftstoffmenge wird gegen Ende des Verdichtungstaktes, also kurz vor einer Zündung durch die Zündkerze 22, in den Brennraum 14 eingespritzt. Dadurch bildet sich eine fette Kraftstoff-Luft-Gemischwolke, eine sogenannte Zündfackel, im Bereich der
Zündkerze 22. Beim Zünden der Zündfackel entstehen Turbulenzen die eine Durchmischung und damit für eine sicheres Entflammen des mageren, homogenen Kraftstoff-Luft-Gemischs gewährleisten. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, während der Katalysatorheizphase, den zweiten Teil der Kraftstoffmenge sukzessive so weit zu reduzieren bis die
Zündfackel gerade noch ausreichend ist, um dass magere, homogene Kraftstoff- Luft-Gemisch im Brennraum sicher zu entflammen. Wird der zweite Teil der Kraftstoff menge zu weit reduziert, ist die Energie der Zündfackel nicht mehr ausreichend, das magere, homogene Kraftstoff-Luft-Gemisch vollständig zu entflammen. Dieser Zustand kann als Druckverlauf im Zylinder 12 oder einer
Schwankung in der Drehzahl der Brennkraftmaschine detektiert werden. Ein entsprechender Sensor trägt in der Figur das Bezugszeichen 31 .
Die eingespritzte Kraftstoff menge korreliert mit einer Ansteuerdauer des jeweiligen Injektors 20. Ist wie voranstehend beschrieben, die minimale
Kraftstoff menge und damit auch eine minimale Ansteuerdauer des Injektors 20 beim zweiten Teil der Einspritzung ermittelt, wird die minimale Ansteuerdauer in der Steuer- und/oder Regeleinrichtung 30 abgespeichert und für nachfolgende Einspritzungen verwendet.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird sukzessive für jeden Injektor 20a bis 20d angewendet. Eine kontinuierliche Überwachung der minimalen Ansteuerdauer erlaubt auch einen Ausgleich von Alterungserscheinungen des Injektors 20. Figur 2 zeigt in einem Blockschaltbild, einen Ablauf des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
Wenn das Kühlwasser der Brennkraftmaschine 10 beim Start kalt ist, dann findet ein sogenannter Kaltstart statt. Dazu gehört unter anderem eine
Katalysatorheizphase. Das erfindungsgemäße Verfahren betrifft die
Katalysatorheizphase. Daher beginnt das Blockschaltbild mit einem Block 32, der die Katalysatorheizphase darstellt.
Im nachfolgenden Block 34 wird die bei der Zündeinspritzung in einen der Zylinder 12a bis 12d eingespritzte Kraftstoff menge reduziert. Im Abfrageblock 36 wird geprüft, ob die aus der reduzierten bei der Zündeinspritzung eingespritzten Kraftstoff menge resultierende Laufunruhe beziehungsweise
Drehmomentschwankung einen gerade noch akzeptablen Wert übersteigt.
Alternativ oder ergänzend kann auch abgeprüft werden, ob die auftretenden Abweichungen von einer Soll-Drehzahlabweichungen oder von einem Soll-
Druckverlauf in dem entsprechenden Zylinder 12a bis 12d größer sind als ein vorab festgelegter Schwellwert.
Ist dies nicht der Fall, wird die bei der Zündeinspritzung in einen der Zylinder 12a bis 12d eingespritzte Kraftstoff menge in Schritt 34 weiter um eine vorgegebene Menge reduziert. Diese schrittweise Reduktion der bei der Zündeinspritzung eingespritzten Kraftstoff menge erfolgt durch eine Verkürzung der Ansteuerdauer des Injektors und wird solange fortgeführt, bis einer der oben genannten
Schwellwerte erreicht oder überschritten wird.
Wird der Schwellwert erreicht oder überschritten, wird im Schritt 38 die zur eingespritzten Kraftstoffmenge gehörende Ansteuerdauer des Injektors zur weiteren Verwendung abgespeichert. Dabei ist es möglich, die Ansteuerdauer abzuspeichern bei der erstmals der Schwellwert überschritten wurde oder die Ansteuerdauer abzuspeichern bei der der Schwellwert gerade noch nicht erreicht beziehungsweise überschritten wurde. Beide Alternativen sind technisch gleichwertig.
Wenn die Brennkraftmaschine über Drucksensoren in den Brennräumen verfügt, kann alternativ auch der von diesen Sensoren gemessene Druckverlauf mit einem vorgegebenen Druckverlauf verglichen werden. Sobald eine ausreichend große Übereinstimmung zwischen Ist-Druckverlauf und vorgegebenem
Druckverlauf erreicht ist, wird unterstellt, dass sich gerade noch eine stabile Zündfackel bildet. Die dabei verwendete Ansteuerdauer des Injektors wird gespeichert und für nachfolgende Zündeinspritzungen genutzt.
Abschließend wird in einem Abfrageblock 40 geprüft ob noch ein weiterer Zylinder 12 zu vermessen ist. Ist dies der Fall, wird beginnend mit Schritt 34 das erfindungsgemäße Verfahren für einen nächsten Zylinder 12a bis 12d
durchgeführt. Wurde beispielsweise zuerst Zylinder 12a vermessen, werden anschließen nacheinander die Zylinder 12b, 12c und 12d vermessen. Wenn alle Zylinder 12a bis 12d vermessen sind, endet das erfindungsgemäße Verfahren im Schritt 42. Das erfindungsgemäße Verfahren wird in regelmäßigen, vorgebbaren Abständen wiederholt um Alterungs- und/oder Verschleißerscheinungen an den Injektoren
20 zu kompensieren. So kann zum Beispiel nach 100 Kaltstarts oder 100 Betriebsstunden der Brennkraftmaschine das erfindungsgemäße Verfahren erneut durchgeführt werden.