Turbinenrein igung
B E S C H R E I B U N G
Technisches Gebiet
Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der mit Abgasen von Brennkraftmaschinen beaufschlagten Strömungsmaschinen. Sie betrifft ein Reinigungsverfahren zum Reinigen einer Abgasturbine sowie eine Reinigungsvorrichtung zum Reinigen einer mit Abgasen einer Brennkraftmaschine beaufschlagten Turbine mittels eines derartigen Reinigungsverfahrens.
Abgasturbinen werden in Abgasturboladern zum Aufladen von Brennkraftmaschinen oder in Nutzturbinen zum Umwandeln der in den Abgasen von Brennkraftmaschinen enthaltenen Energie in mechanische oder elektrische Energie eingesetzt.
In Abhängigkeit von der konkreten Betriebssituation und der Zusammensetzung der zum Antrieb der Brennkraftmaschine verwendeten Brennstoffe, kommt es in der Abgasturbine früher oder später zu einer Verschmutzung der Turbinenschaufeln des Laufrads, der Leitschaufeln des Düsenringes und der verschiedenen Turbinengehäuseteile. Solche Schmutzablagerungen führen im Bereich des Düsenrings zu einem schlechteren Turbinenwirkungsgrad und demzufolge zur Verringerung der Leistung der nachfolgenden Maschinen, beispielsweise des mittels Abgasturbine angetriebenen Verdichters und der aufgeladenen Brennkraftmaschine selbst. Als Folge dessen kommt es zu einer Erhöhung der Abgastemperaturen im Brennraum, wodurch sowohl die Brennkraftmaschine als auch der Turbolader thermisch überbeansprucht werden können. Bei der Brennkraftmaschine kann insbesondere eine Beschädigung oder gar Zerstörung der Auslassventile auftreten.
Lagert sich auf dem Düsenring und auf den Turbinenschaufeln eines mit einer Viertakt- Brennkraftmaschine verbundenen Turboladers eine Schmutzschicht ab, so ist ausserdem mit einem Ansteigen der Turboladerdrehzahl und folglich des Ladedrucks und des Zylinderdrucks zu rechnen. Dadurch werden sowohl Bauteile der Brennkraftmaschine als auch des Turboladers zusätzlich zur erhöhten thermischen Belastung auch mechanisch höher beansprucht, was ebenfalls bis zur Zerstörung der betroffenen Bauteile führen kann.
Bei unregelmässiger Verteilung der Schmutzschicht am Umfang der Laufschaufeln des Turbinenrades kommt es zu einer Erhöhung der Unwucht des Rotors, wodurch auch die Lagerung beschädigt werden kann.
Kommt es am Turbinengehäuse zu Schmutzablagerungen an der im Bereich radial ausserhalb der Turbinenschaufeln verlaufenden Aussenkontur des Strömungskanals, können auf Grund des reduzierten Radialspiels zwischen Turbinenschaufeln und Turbinengehäuse im Betrieb Berührung auftreten, welche die Turbinenschaufeln beschädigen und im Extremfall unbrauchbar machen können.
Deshalb müssen Düsenring, Turbinenschaufeln und betroffene Bereiche des Turbinengehäuses regelmässig während des Betriebes von ihnen anhaftenden Verschmutzungen befreit werden. Dies geschieht typischerweise durch den Einsatz von Trocken- oder Nassreinigungssysteme.
Nassreinigungssysteme zeichnen sich dadurch aus, dass während eines Reinigungszyklus mittels einer oder mehrerer Düsen, die auf der Turbineneintrittsseite positioniert sind, ein flüssiges Reinigungsmittel, beispielsweise kaltes Wasser, eingedüst wird. Durch das Einbringen von kalter Reinigungsflüssigkeit auf heisse Verschmutzungsablagerungen werden diese entfernt und die Oberflächen wieder nahezu in den Originalzustand bei der Auslieferung zurückversetzt. Das Einspritzen von kalter Reinigungsflüssigkeit auf die heissen Turbinenkomponenten stellt jedoch eine vergleichsweise hohe thermomechanische Belastung der Turbinenkomponenten dar. Um daraus resultierende Schäden an den Komponenten der Turbine zu vermeiden, wird die Turbinennassreinigung in der Regel nur bei tiefen Motorlasten - mit entsprechend tiefen Gaseintrittstemperaturen am Turbolader - erlaubt. Der Reinigungszyklus wird daher typischerweise derart gestaltet, dass die Last des Motors auf ein für den Reinigungszyklus geeignetes Niveau reduziert wird (beispielsweise auf 25% der normalen Motorlast) und nach einer Haltezeit während einer definierten Zeitperiode (beispielsweise 10 Minuten) Reinigungsflüssigkeit eingespritzt wird. Anschliessend wird während einer weiteren Zeitperiode (beispielsweise 10 Minuten) allfällig noch im Turbolader vorhandene Reinigungsflüssigkeit verdampft, bevor der Motor danach wieder auf sein normales Lastniveau gebracht wird.
Die Eindüsung von Reinigungsflüssigkeit während des Reinigungszyklus durch eine oder mehrere Düsen vor dem Turbineneintritt findet gewöhnlich unter konstantem Druck und
konstantem Durchfluss statt. Die Einspritzdüsen sind derart ausgelegt, dass diese eine Verteilung von Reinigungsflüssigkeit erzeugen, die pro Düse einen bestimmten Oberflächenbereich des Düsenrings oder des Turbinengehäuses mit Reinigungsflüssigkeit benetzen können. Die auftreffende Verteilung von Reinigungsflüssigkeit auf den Oberflächen ist dabei von mehreren Faktoren wie dem Strömungszustand vor der Turbine, der von der Düsenöffnung der Düsen erzeugten Strahlform, dem Einspritzdruck und der Menge von Reinigungsflüssigkeit, der Turbineneintrittstemperatur, usw. abhängig.
Die Auslegung der Düsen wird dabei bei einem definierten Lastpunkt, bekannten Strömungsgrössen und konstanten Reinigungssystemgrössen vorgenommen. Im realen Motorenbetrieb können die oben benannten Einflussgrössen von den in der Ursprungsauslegung verwendeten Grössen stark abweichen, was wiederum die im realen Betrieb benetzten Oberflächenbereiche verändert und sogar verkleinert, was zu unbefriedigenden Reinigungsergebnissen führen kann.
Zu welchem Zeitpunkt ein Reinigungszyklus initiiert werden soll, kann entweder fix von der Betriebsdauer abhängig gemacht werden, beispielsweise feste Reinigungsintervalle nach einer bestimmten Anzahl Betriebsstunden, oder es können Verschmutzungsindikatoren erfasst werden, welche dann automatisch einen Reinigungszyklus auslösen.
Stand der Technik
Aus DE 35 15 825 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Reinigung der Laufschaufeln und des Düsenrings der Axialturbine eines Abgasturboladers bekannt. Die Reinigungsvorrichtung besteht aus mehreren am Gaseintrittgehäuse der Axialturbine angeordneten Düsen, die bis in den Strömungskanal reichen und einer Zuleitung für Reinigungsflüssigkeit. Bei einem bestimmten Verschmutzungsgrad der Axialturbine wird über eine Mess- und Auswerteeinheit ein Reinigungsbedarf ermittelt. Dementsprechend wird über die stromauf der Leitschaufeln angeordneten Düsen Reinigungsflüssigkeit in den Strömungskanal eingespritzt. Die dabei entstehenden Tröpfchen werden vom Abgasstrom bis zu den Leit- bzw. den Laufschaufeln der Axialturbine transportiert und reinigen diese von den anhaftenden Verschmutzungen. Während eines relativ kurzen Reinigungsintervalls wird dabei eine grosse Menge Reinigungsflüssigkeit (ca. 3-5 l/min Reinigungsflüssigkeit pro m3/s Abgas) in die Strömung eingespeist, um eine möglichst gründliche Reinigung zu erzielen. Bei diesem Reinigungsverfahren muss aufgrund der
grossen Menge von Reinigungsflüssigkeit die Motorlast frühzeitig und während des gesamten Reinigungsvorgangs reduziert werden. Dies ist erforderlich, um einen unzulässig hohen Anstieg der Abgastemperaturen während des Reinigungsvorganges zu vermeiden. Ein übermässiger Anstieg der Abgastemperaturen während des Reinigungsvorganges führt zur thermischen Überbelastung der Abgasturbinen und der Brennkraftmaschine.
Ebenfalls aus dem Stand der Technik ist bekannt, dass in der Anfangsphase der Einspritzung einer kalten Reinigungsflüssigkeit in hoher Menge (vgl. oben) auf die heissen Leitschaufeln des Düsenrings und Laufschaufeln des Turbinenrads, ein zusätzlicher Thermoschock-Reinigungseffekt erzielt werden kann. Nicht nur die Leitschaufeln des Düsenrings und die Laufschaufeln des Turbinenrades, sondern auch die Turbinengehäuseteile werden bei der Thermoschock-Reinigung thermisch sehr stark beansprucht. Die Vermeidung der Bildung von unzulässig hohen Thermospannungen oder gar Rissen in den entsprechenden Bauteilen ist konstruktiv sehr aufwendig, erfordert eine ausgeklügelte Regelung der Reinigung und verursacht dadurch hohe Kosten.
Aus WO2007/036059A1 ist ein Reinigungsverfahren zum Nassreinigen einer Abgasturbine bekannt, bei welchem kontinuierlich oder getaktet eine kleine Menge Reinigungsflüssigkeit in den Abgasstrom einer Abgasturbine eingespeist und auf die zu reinigenden Komponenten der Abgasturbine geführt wird. Die kleine Menge Reinigungsflüssigkeit kann bei unverändertem Brennkraftmaschinenbetrieb eingespeist werden, so dass die Reinigung bzw. Reinhaltung der Abgasturbine im gesamten Brennkraftmaschinenbetriebsbereich erfolgen kann. Schwankungen in der Leistungsabgabe der Brennkraftmaschine aufgrund von notwendig gewordener Abgasturbinenreinigung sollen somit ausbleiben. Ferner soll die Bildung von Thermospannungsrissen in den diesbezüglich besonders gefährdeten Turbinengehäuseteilen weitgehend vermieden werden können.
Fl 1 17 804 offenbart eine Reinigungsvorrichtung zum Nassreinigen einer Abgasturbine, bei welcher der Druck der Reinigungsflüssigkeit statisch festgelegt, etwa 2 bar über dem Druck der Abgase im Strömungskanal, liegt. Damit die Nassreinigung bei Volllast erfolgen kann, wird dem Abgasstrom ein Teil der kühleren Frischluft vom Verdichterausgang zugeführt. Dadurch senkt sich die Temperatur des Abgasstromes auf einen für die Reinigung der Turbinenteile optimalen, vorbestimmten Wert.
Aus EP1972758A1 ist ein Reinigungsverfahren zum Nassreinigen einer Abgasturbine bekannt, bei welchem betriebspunktunabhängig Reinigungsflüssigkeit in den Abgasstrom der Abgasturbine eingespeist und auf die zu reinigenden Komponenten der Abgasturbine geführt wird. Dabei wird der Einspritzdruck der Reinigungsflüssigkeit den Bedingungen vor der Abgasturbine angepasst wird. Hierfür wird, in einem ersten Schritt, mindestens eine, die vor der Turbine herrschenden Bedingungen charakterisierende Messgrösse gemessen, in einem zweiten Schritt, aus der gemessenen Messgrösse ein Wert für den Einspritzdruck der Reinigungsflüssigkeit bestimmt, und in einem dritten Schritt, die
Reinigungsflüssigkeit mit dem bestimmten Einspritzdruck in den Strömungskanal eingespritzt
Kurze Darstellung der Erfindung
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Reinigungsverfahren zum Nassreinigen einer Abgasturbine zu schaffen, mit welchem eine möglichst gesamtflächige Benetzung der verschmutzen Turbinenteile realisiert werden kann.
Erfindungsgemäss wird dies durch eine instationäre Eindüsung von Reinigungsflüssigkeit erreicht, indem die Menge der über eine Düse in den Strömungskanal der Turbine eingespritzten Reinigungsflüssigkeit im Zeitablauf um eine bestimmte, mittlere Menge von Reinigungsflüssigkeit variiert.
Die Erzeugung der zeitlich variablen Menge von Reinigungsflüssigkeit (periodisch, aperiodisch, zufälliger Verlauf) kann beispielsweise über eine Beeinflussung des Einspritzdrucks oder der Menge von Reinigungsflüssigkeit erfolgen, etwa über eine Pumpe mit regelbarem Durchfluss, ein regelbares Ventil in der Zuleitung oder oszillierende Strömungselemente vor der Düse, oder auch durch eine Beeinflussung der Grösse der Düsenöffnung, etwa durch geregelte Irisblenden oder geregelte oder frei oszillierende Düsenöffnungsklappen. Die Variation der Menge von Reinigungsflüssigkeit erfolgt dabei um einen bestimmten Mittelwert, wobei der zeitlich variable Verlauf optional periodisch, aperiodisch oder zufällig sein kann.
Beim Variieren des Einspritzdrucks, beispielsweise, wird der bestimmte, mittlere Einspritzdruck aufgrund der geometrischen Abmessungen der Abgasturbine, oder dynamisch in Abhängigkeit des jeweiligen Betriebspunktes der Abgasturbine und/ oder des jeweiligen Betriebspunktes der Brennkraftmaschine festgelegt.
Die Variation der Menge von Reinigungsflüssigkeit wird vorteilhafterweise durch eine automatische Einspritzdruckregelung, beziehungsweise durch eine Regelung für die Düsenöffnung, realisiert.
Wird der Einspritzdruck instationär variiert, verändert sich die erzeugte Verteilung von Reinigungsflüssigkeit und damit die Benetzung der Turbinenoberflächen, selbst bei sonst konstanten Reinigungssystemgrössen. Der damit gewonnene Vorteil besteht darin, dass durch die Variation der Menge von Reinigungsflüssigkeit die Verteilung von Reinigungsflüssigkeit und die Oberflächenbenetzung instationär über einen einstellbaren Oberflächenbereich variiert werden kann und eine bessere Reinigungswirkung unabhängig vom jeweiligen individuellen Strömungszustand im Turbolader erzielt wird.
Optional kann die Variation der Menge von Reinigungsflüssigkeit bei zwei oder mehreren, entlang dem Umfang verteilt angeordneten Düsen unterschiedlich voneinander realisiert werden, so dass sich im Zeitablauf voneinander verschiedene, oder zeitlich versetzte Verläufe der Mengen von Reinigungsflüssigkeit ergeben. Optional kann dabei die eingespritzte Gesamtmenge von Reinigungsflüssigkeit konstant gehalten werden
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
Anschliessend ist anhand von Figuren das erfindungsgemässe Reinigungsverfahren näher beschrieben. Hierbei zeigt
Fig. 1 ein Schnittbild eines Abgasturboladers mit einer turbinenseitigen
Reinigungsvorrichtung,
Fig. 2 ein Diagramm mit dem Verlauf der Menge von Reinigungsflüssigkeit über der
Zeit, sowie die schematisch dargestellte Auswirkung der Varianz der Menge von Reinigungsflüssigkeit auf die Benetzung der Turbinengehäuseteile,
Fig. 3 zwei Diagramme mit dem Verlauf von Einspritzdruck und Menge von
Reinigungsflüssigkeit über der Zeit,
Fig. 4 ein Schema einer ersten Ausführungsform einer Reinigungsvorrichtung zum
Durchführen des erfindungsgemässen Reinigungsverfahrens mit einer variablen Pumpe mit einstellbarem Durchfluss,
ein Schema einer zweiten Ausführungsform einer Reinigungsvorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemässen Reinigungsverfahrens mit einem einstellbaren Ventil in der Zuleitung,
ein Schema einer dritten Ausführungsform einer Reinigungsvorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemässen Reinigungsverfahrens mit einem einstellbaren Strömungsteiler,
ein Schema einer vierten Ausführungsform einer Reinigungsvorrichtung zum Durchführen des erfindungsgemässen Reinigungsverfahrens mit individuell einstellbaren Düsenöffnungen, und
ein weiteres Diagramm mit dem Verlauf von Menge von Reinigungsflüssigkeit über der Zeit.
Weg zur Ausführung der Erfindung
Fig. 1 zeigt ein Schnittbild eines Abgasturboladers mit einer Abgasturbine (rechts) und einem Verdichter. Die Abgasturbine umfasst ein Turbinenrad 2 mit Laufschaufeln 21 , welches Turbinenrad in einem Turbinengehäuse 20 angeordnet ist. Über eine Welle 3, welche in einem Lagergehäuse 30 drehbar gelagert ist, ist das Turbinenrad mit dem Verdichterrad 1 verbunden. Das Verdichterrad ist im Verdichtergehäuse 10 angeordnet.
Im Bereich des Turbineneintritts, in welchem heisses Abgas aus dem ringhohlraumförmigen Sammelkanal durch den engen Strömungskanal auf die Laufschaufeln 21 des Turbinenrades 2 strömt, weist die Turbine einen Leitapparat (Düsenring mit Leitschaufeln) 22 auf, welcher die Abgasströmung auf die Laufschaufeln des Turbinenrades ausrichtet. Die den Strömungskanal in diesem Bereich begrenzenden Wandteile des Turbinengehäuses sowie die Leitschaufeln des Leitapparates sind, wie eingangs beschrieben, der Verschmutzung durch Ablagerung ausgesetzt.
Unmittelbar stromauf des Turbineneintritts weist die Abgasturbine eine Reinigungsvorrichtung auf, welche einen ringförmigen Kanal 41 zur Zuführung der Reinigungsflüssigkeit sowie eine oder mehrere Düsen 42 zum Einspritzen der Reinigungsflüssigkeit in den Sammel- und Strömungskanal der Turbine aufweist.
Je nach dem Typ der Turbine (Axial-, Mixed Flow- oder Radialturbine) und/ oder der Ausführung der Turbine kann die genaue Anordnung der Reinigungsvorrichtung variieren.
Typischerweise sind die Düsen jedoch stets stromauf der Leitvorrichtung angebracht, so dass die Strömung des heissen Abgases die Reinigungsflüssigkeit mitführt und auf die zu reinigenden Oberflächen verteilt. Die Düsen 42 sind vorteilhafterweise entlang dem Umfang des Turbinengehäuses verteilt angeordnet, wobei die Anzahl der Düsen auf die Anzahl der Leitschaufeln des Leitapparates abgestimmt sein kann. So können beispielsweise für jede Leitschaufel eine Düse oder pro zwei Leitschaufeln eine Düse vorgesehen sein. Optional können unabhängig vom Leitapparat zusätzliche Düsen vorgesehen sein, welche etwa direkt auf die Wände des Strömungskanals gerichtet sind.
Soll aufgrund des Erreichens einer bestimmten Anzahl Betriebsstunden oder, da ein Verschmutzungsindikator die Notwendigkeit einer Reinigung anzeigt, ein Reinigungszyklus initiiert werden, wird der heissen Abgasströmung stromauf der Leitvorrichtung und der Laufschaufeln des Turbinenrades eine Reinigungsflüssigkeit zugeführt. Die Reinigungsflüssigkeit, in der Regel Wasser oder mit einer reinigungsfördernden Substanz versetztes Wasser, wird dabei in kontrollierten Mengen und mit bestimmtem Druck in den Strömungskanal eingespritzt. Erfindungsgemäss wird die Menge und/oder der Einspritzdruck instationär variiert, so dass gemäss Fig. 2 je nach Menge und/ oder Einspritzdruck unterschiedliche Bereiche der zu reinigenden Oberflächen mit der Reinigungsflüssigkeit benetzt werden.
In der Fig. 2 sind für drei Punkte auf dem aufgezeigten Verlauf des periodisch variierten Einspritzdrucks pw über der Zeit t die Auswirkung des jeweiligen Einspritzdrucks auf den Spritzverlauf der Reinigungsflüssigkeit schematisch dargestellt. Im linken Teilbild ist ein mittlerer Einspritzdruck dargestellt, bei welchem der aus der Düse in die Strömung abgegebene Strahl durch die Strömung auf den mittleren Bereich der Leitvorrichtung abgelenkt wird. Bei höherem Druck, in der mittleren Teilfigur dargestellt, reicht der Strahl aus der Düse bis an den entfernten Rand des Strömungskanals, während bei tieferem Druck, in der rechten Teilfigur, lediglich die rechten, inneren Randbereiche der Leitschaufeln benetzt werden.
Die erfindungsgemässe instationäre Variation der Menge der Reinigungsflüssigkeit und/ oder des Einspritzdrucks erfolgt um einen Mittelwert, also um eine bestimmte, mittlere Flüssigkeitsmenge oder einen mittleren Einspritzdruck, sowie innerhalb eines ein- oder zweiseitig begrenzten Bereichs zwischen einem Minimalwert und/ oder einem Maximalwert. Diese Mittel-, Minimal und Maximalwerte können entweder fest aufgrund der
Turbinengeometrie und der vorgesehenen Strömungsverhältnisse vorgegeben sein, oder sie können dynamisch den Strömungsbedingungen vor der Turbine - insbesondere dem Abgas-Impulsstrom - und/ oder der Motorlast angepasst werden. Im zweiten Fall könnten etwa zu Beginn eines Reinigungsintervalls die anzuwendenden, bestimmten Mittelwerte in Abhängigkeit einer oder mehreren turbinen- oder motorspezifischen Messgrössen auf Basis von definierten Kennkurven berechnet oder aus einer Tabelle ausgelesen werden. Die turbinen- oder motorspezifischen Messgrössen können auf verschiedene Arten bestimmt werden. So können motorspezifische Messdaten, wie Lasthebelstellung oder Einspritzparameter, ausgewertet und daraus die Motorlast abgeleitet werden. Sind dem Motor weitere Aggregate, etwa ein Stromgenerator, nachgeschaltet, kann die Motorlast an diesem nachgeschalteten Aggregat direkt gemessen werden. Auch können spezifische Messdaten des Turboladers ausgewertet werden, beispielsweise die Turboladerdrehzahl. Da die Auslegung des Turboladers üblicherweise bekannt ist, kann mit Hilfe der TL- Drehzahl aus den entsprechenden Kennfeldern der Gasmassen- oder der Gasvolumenstrom, und somit der Zustand vor Turbine, näherungsweise ermittelt werden. Weiter wäre es möglich, die Gasströmung direkt im Strömungskanal zu messen, etwa mittels Hitzdraht-, Ultraschall- oder Laser-Doppler-Anemometer. Detaillierte Angaben zum Bestimmen der turbinen- oder motorspezifischen Messgrössen sind der EP1972758A1 zu entnehmen.
Die Variation der Menge der Reinigungsflüssigkeit m* w und/ oder des Einspritzdrucks pw kann, wie in den Diagrammen der Fig. 3 schematisch angedeutet, periodisch (Kurve b, gepunktet), aperiodisch oder ganz zufällig (Kurve c, durchgezogen) um den mittleren Einspritzdruck (Kurve a, gestrichelt) bzw. die mittlere Einspritzmenge erfolgen. Bei sich änderndem Einspritzdruck (oberes Diagramm) und sonst gleichbleibenden Bedingungen, folgt die Menge der eingespritzten Reinigungsflüssigkeit m* w (unteres Diagramm) dem Verlauf des Einspritzdrucks pw. Fig. 8 zeigt ein weiteres Beispiel eines periodischen Verlaufs der Menge der eingespritzten Reinigungsflüssigkeit m* w, bei welchem die momentane Menge der Reinigungsflüssigkeit pro Düse innerhalb einer Periodendauer zeitweise den Wert Null einnimmt. Ein Reinigungszyklus umfasst in der Regel mehrere Perioden von jeweils 3-120 s Dauer, wobei die Gesamtdauer eines jeweiligen Reinigungszyklus fest vorgegeben sein kann, oder aber von der aktuellen Verschmutzung der Bauteile der Turbine und/ oder von der Anzahl Betriebsstunden seit dem letzten Reinigungszyklus abhängen kann.
Umfasst die Reinigungsvorrichtung zwei oder mehrere, entlang dem Umfang verteilt angeordnete Düsen, kann das erfindungsgemässe Reinigungsverfahren optional derart ausgeführt werden, dass die Gesamtflüssigkeitsmenge aller Düsen im Zeitablauf innerhalb des Reinigungszyklus konstant bleibt und der mit der Anzahl der Düsen multiplizierten bestimmten, mittleren Flüssigkeitsmenge entspricht. Die Menge der pro Düse in den Strömungskanal der Turbine eingespritzten Reinigungsflüssigkeit variiert im Zeitablauf innerhalb des Reinigungszyklus dagegen um die bestimmte, mittlere Flüssigkeitsmenge.
Wie die zeitlich variable Menge von Reinigungsflüssigkeit pro Düse gesteuert wird, ist in den Figuren 4 bis 7 beispielhaft und schematisch anhand von verschiedenen Ausführungsformen von Reinigungsvorrichtungen dargestellt:
Fig. 4 zeigt eine erste Ausführungsform einer Reinigungsvorrichtung zum Reinigen einer mit Abgasen einer Brennkraftmaschine beaufschlagten Turbine mittels des erfindungsgemässen Reinigungsverfahrens mit einer Pumpe 431 mit einstellbarem Durchfluss. Die Pumpe kann über eine Steuerelektronik 5 angesteuert werden, mit oder ohne Rückmeldung der jeweils aktuell eingestellten Durchflussmenge.
Fig. 5 zeigt eine zweite Ausführungsform einer solchen Reinigungsvorrichtung mit einer Pumpe 43, welche eine konstante Menge Reinigungsflüssigkeit befördert, und dafür mit einem Ventil 44 mit einstellbarem Durchfluss in der Zuleitung zwischen der Pumpe 43 und den Düsen 42. Mit diesen ersten beiden, einfachen Ausführungsformen lassen sich mehrere Düsen 42 nicht individuell ansteuern, es sei denn, Pumpe und/ oder Ventil würden zwei- oder mehrfach nebeneinander geführt.
Fig. 6 zeigt eine dritte Ausführungsform mit einer Pumpe 43, welche eine konstante Menge Reinigungsflüssigkeit befördert, und einem einstellbaren Strömungsverteiler 45, welcher elektronisch oder mechanisch gesteuert, die Menge Reinigungsflüssigkeit, welche auf die verschiedenen Düsen 42 geleitet wird variiert. In dieser Ausführungsform ist es möglich, die Menge Reinigungsflüssigkeit von Düse zu Düse individuell zu variieren, und dabei die Gesamtmenge von Reinigungsflüssigkeit konstant zu halten. Ebenso ist dies möglich mit der vierten Ausführungsform gemäss Fig. 7, bei welcher die einzelnen Düsen 421 einstellbare Düsenöffnungen, beispielsweise einstellbare Irisblenden oder einstellbare oder frei oszillierende Düsenöffnungsklappen aufweisen.
Diese vier vorgestellten Ausführungsformen lassen sich untereinander kombinieren und/ oder mit weiteren Elementen zur Einstellung von Einspritzdruck und/ oder Durchflussmenge kombinieren.
Anstelle der beschriebenen, elektronisch gesteuerten Kontrolleinheit können auch mechanische Steuerungen, beispielsweise oszillierende Strömungselemente oder rotierende Klappen, vorgesehen sein, um den Durchfluss durch eine Zuleitung oder die Verteilung zwischen den einzelnen Zuleitungen zu den Düsen zu variieren.
Bezugszeichenliste
1 Verdichterrad
10 Verdichtergehäuse
2 Turbinenrad
20 Turbinengehäuse
21 Laufschaufeln des Turbinenrades
22 Leitapparat (Düsenring mit Leitschaufeln)
3 Welle des Turboladers
30 Lagergehäuse
41 Kanal zum Zuführen der Reinigungsflüssigkeit
42 Düsen zum Einspritzen der Reinigungsflüssigkeit
421 Düsen mit einstellbaren Düsenöffnungen
43 Pumpe für die einzuspritzende Reinigungsflüssigkeit
431 Variable Pumpe mit einstellbarem Durchfluss
44 Einstellbares Ventil in der Zuleitung der Reinigungsflüssigkeit
45 Einstellbarer Strömungsteiler in der Zuleitung der Reinigungsflüssigkeit 5 Kontrolleinheit
pw Einspritzdruck der Reinigungsflüssigkeit
m*w Menge der eingespritzten Reinigungsflüssigkeit
a Kurvenverlauf der Einspritzung mit konstantem Einspritzdruck b Kurvenverlauf der Einspritzung mit periodisch änderndem Einspritzdruck c Kurvenverlauf der Einspritzung mit zufällig änderndem Einspritzdruck t Zeit