Verfahren zur Synthese von Produktmolekülen
Beschreibung
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Synthese von Produktmolekülen, mit dem der Ablauf von chemischen Reaktionen gezielt gesteuert werden kann.
Die gezielte Steuerung von chemischen Reaktionen auf einer molekularen Ebene ist ein alter Traum der Chemie. Die konventionellen makroskopischen Steuerparameter der Chemie wie Temperatur, Konzentration oder Druck erlauben keinen direkten Zugriff auf den quantenmechanischen Reaktionsverlauf. In den letzten Jahren wurden viele neue Erkenntnisse im Bereich der Quantenkontrolle gewonnen, bei der speziell gestaltete Lichtfelder zum Einsatz kommen, mit deren Hilfe effizient und selektiv bestimmte Reaktionskanäle ausgewählt werden können. Eine experimentelle Technik beruht auf der Manipulation von Femtosekunden-Laserpulsen mittels eines Pulsformers. Diese Technik ist beispielsweise in dem Übersichtsartikel von T. Brixner, G. Gerber: "Quantum Control of Gas-Phase and Liquid-Phase Femtochemistry", CHEMPHYSCHEM 2003, 4, 418 bis 438 beschrieben. Ausgangspunkt ist ein Laserpuls von einigen Fem- tosekunden Dauer (üblicherweise 10 bis 150 fs), der durch ein kommerzielles Lasersystem erzeugt werden kann. Mittels eines sogenannten Pulsformers wird dieser Laserpuls in einen "geformten" Laserpuls überführt, wobei die Formung die Phasen und/oder Amplituden der kohärenten spektralen Bestandteile betrifft, die nicht mehr einheitlich sein müssen, sondern moduliert werden können und so auf den zu optimierenden Reaktionsablauf angepasst sind.
Solche Verfahren wurden bisher hauptsächlich erfolgreich auf dissoziative Reaktionen in der Gasphase angewendet. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden und insbesondere eine selektive Bildung von Molekülbindungen mit geformten ultrakurzen Laserpulsen zu ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Synthese von Produktmolekülen, wobei mit Hilfe eines Pulsformers geformte ultrakurze Laserpulse erzeugt werden und ein Gas, das Eduktmoleküle enthält, auf eine Oberfläche geleitet wird, auf der die Eduktmoleküle zumindest teilweise adsorbiert werden, wobei die geformten ultrakurzen Laserpulse auf die Oberfläche gelenkt werden, um einen Reaktionsverlauf zur Synthese der Produktmoleküle aus auf der Oberfläche adsorbierten Edukten zu steuern.
Dabei sind die Produktmoleküle Moleküle, deren Ausbeute gezielt durch die geformten Laserpulse beeinflusst werden kann. Sie entstehen durch chemische Reaktionen von Edukten auf der Oberfläche unter dem Einfluss der Laserpulse.
Ultrakurze Laserpulse im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren sind Laserpulse, deren (nach dem Zeit-Bandbreite-Produkt kürzestmögliche) Dauer im Bereich von einer Attosekunde bis 1 Nanosekunde, bevorzugt im Bereich von 1 Femtose- kunde bis 10 Picosekunden liegt, besonders bevorzugt im Bereich von 5 bis 200 Fem- tosekunden. Solche ultrakurzen Laserpulse werden insbesondere durch kommerzielle Femtosekunden-Laser bereitgestellt.
Synthese bedeutet im Zusammenhang mit der Erfindung die Herstellung von Produktmolekülen, bei der neue Molekülbindungen entstehen und bei der die Eduktmoleküle oder die Edukte nicht nur in ihre Bestandteile zerlegt werden. Ferner erfolgt die Syn- these der Produktmoleküle bei der vorliegenden Erfindung vorzugsweise durch multimolekulare Reaktionen, insbesondere durch bimolekulare Reaktionen.
Erfindungsgemäß wird ein Gas, das die Eduktmoleküle enthält, auf die Oberfläche geleitet, auf der sie zumindest teilweise adsorbiert werden. Zum Steuern eines Reakti- onsverlaufs zur Synthese der Produktmoleküle aus auf der Oberfläche adsorbierten Edukten werden die geformten ultrakurzen Laserpulse auf die Oberfläche gelenkt. Die auf der Oberfläche adsorbierten Edukte können dabei Eduktmolekülen aus dem auf die Oberfläche geleiteten Gas entsprechen oder daraus entstandene kleinere (dissoziati- ver Prozess) oder größere (Aggregation) Moleküle oder Atome sein.
Vorzugsweise sind die geformten ultrakurzen Laserpulse für das erfindungsgemäße Verfahren so geformt, dass die Reaktionsausbeute der Produktmoleküle maximiert ist. Die geformten ultrakurzen Laserpulse können jedoch auch so geformt sein, dass die Reaktionsausbeute eines von den zu synthetisierenden Produktmolekülen abweichen- den Produktes minimiert ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Synthese von Produktmolekülen läuft vorzugsweise ab, indem ein kontinuierlicher Massenstrom an Gas mit den Eduktmolekülen auf die Oberfläche geleitet wird und geformte ultrakurze Laserpulse mit einer bestimmten Repetitionsrate auf die Oberfläche gelenkt werden.
Die Oberfläche dient bei der vorliegenden Erfindung zum Adsorbieren der Edukte und muss daher eine Affinität zu den Eduktmolekülen im Gas aufweisen. Die Oberfläche sollte die Eduktmoleküle oder Edukte mindestens physisorbieren und sie gegebenen- falls sogar chemisorbieren. Bei der Physisorption verbleiben die adsorbierten Eduktmo-
leküle in ihrem ursprünglichen chemischen Zustand. Bei der Chemisorption hingegen bilden die Adsorbate eine chemische Bindung mit der Oberfläche. Dabei kann das Adsorbat an der Oberfläche dissoziieren. Die Verwendung der Oberfläche bietet u. a. den Vorteil, dass eine relativ hohe Dichte der Eduktsubstanzen erreicht wird. Dadurch er- geben sich eine höhere Stoßrate und höhere Ausbeuten. In der Gasphase würde die Wahrscheinlichkeit, dass sich mehrere Teilchen treffen, deutlich zu niedrig sein. Ferner kann die Oberfläche z.B. als Katalysator für die Dissoziation oder Aggregation von E- duktmolekülen wirken oder es wird die spezielle Natur des (z.B. metallischen) Trägers ausgenutzt, wie beispielsweise in M. Bonn et al.,:"Phonon- Versus Electron-Mediated Desorption and Oxidation of CO on Ru(OOOI )", SCIENCE 1999, 285, 1042 bis 1045, beschrieben.
Die geformten ultrakurzen Laserpulse wechselwirken bei dem erfindungsgemäßen Verfahren mit der Oberfläche und den adsorbierten Edukten zur Synthese der Pro- duktmoleküle. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung übernimmt die Oberfläche zusätzlich zu ihrer Funktion als Sorbens auch noch die Funktion eines Katalysators, der die Synthese der Produktmoleküle katalysiert.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung formt der PuIs- former spektrale Anteile von Laserpulsen in Bezug auf Intensität (Amplitude) und Phase. Dabei werden die ungeformten Laserpulse, die beispielsweise ein kommerzieller Femtosekunden-Laser emittiert und bei denen alle spektralen Anteile zur selben Zeit auftreten, durch den Pulsformer in geformte Laserpulse, die zu unterschiedlichen Zeiten variabel einstellbare Anteile der verschiedenen Spektralfarben aufweisen können, überführt. Durch den Pulsformer ist auch die Dauer eines Laserpulses variierbar, sofern dessen spektrale Breite die Erzeugung eines Laserpulses in dem gewünschten Zeitbereich ermöglicht. Die relativen Farbanteile (Intensität) und deren zeitliche Anordnung (Phase) in dem geformten ultrakurzen Laserpuls beeinflussen direkt die Ausbeute bei der Synthese der Produktmoleküle aus auf der Oberfläche adsorbierten Edukten.
Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung formt der Pulsformer spektrale Anteile von Laserpulsen in Bezug auf Polarisation. Damit ist ein weiterer Parameter zur Optimierung der Laserpulsform gegeben, durch den die Ausbeute an Produktmolekülen noch erhöht werden kann. Dabei steuert der Pulsformer den Polarisations- zustand von Licht auf einer ultrakurzen Zeitskala. Ein solcher Polarisationspulsformer manipuliert vorzugsweise die vorübergehende Intensität, die momentane Frequenz, den Grad der Elliptizität und die Orientierung der elliptischen Hauptachsen in jedem einzelnen ultrakurzen Laserpuls.
Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass während der Synthese eine Optimierung der geformten ultrakurzen Laserpulse durch Messen mittels eines Detektors, welche Produkte mit welchen Ausbeuten bei der Synthese der Produktmoleküle entstehen, Generieren einer geänderten Pulsform mit- tels eines Rechners durch einen Optimierungsalgorithmus und Ansteuern des Pulsformers, so dass die geformten ultrakurzen Laserpulse mit der geänderten Pulsform erzeugt werden, erfolgt. Dies hat den Vorteil, dass zur Optimierung der Produktmolekülsynthese kein Vorwissen über die Eduktmoleküle/Edukte, die Oberfläche oder den Ablauf der chemischen Reaktion erforderlich ist. Der Rechner (zum Beispiel ein Personal Computer) übernimmt die Steuerung des Pulsformers und kann zum Beispiel die Reaktionsausbeute optimieren. Das iterative Verbessern der Laserpulsform läuft dabei wie folgt ab. Es werden ultrakurze Laserpulse auf die Oberfläche gelenkt, um eine Reaktion zur Synthese der Produktmoleküle auszulösen. Mit Hilfe eines Detektors wird gemessen, welche Produkte dabei mit welcher Ausbeute erzeugt werden. Als Detektor kann jeder dem Fachmann bekannte, zum Nachweis der Produkte geeignete Detektor verwendet werden. Vorzugsweise ist der Detektor ein Detektor, der auf mindestens einer der zeitaufgelösten Nachweismethoden ausgewählt aus der Gruppe Flugzeitmassenspektroskopie, Photoelektronenspektroskopie, Emissionsspektroskopie und zweidimensionale Spektroskopie und Vierwellenmischen beruht.
Der Rechner verarbeitet die von dem Detektor ermittelte Information über die Ausbeuten der verschiedenen Produkte. Durch den Optimierungsalgorithmus werden verbesserte Pulsformen der Laserpulse generiert, die wiederum von dem Pulsformer erzeugt und zur Synthese der Produktmoleküle auf die Oberfläche gelenkt werden. Dieses Op- timierungsverfahren wird wiederholt, bis die Synthese der Produktmoleküle zum Beispiel auf ein Maximum der erwünschten Produktmolekülausbeute (Selektivität) relativ zur Ausbeute eines unerwünschten Produktes oder auf ein Minimum einer relativen Ausbeute (Selektivität) eines solchen unerwünschten Produktes optimiert ist.
Als Optimierungsalgorithmus dient dabei vorzugsweise ein evolutionärer Algorithmus. Dieser Computeralgorithmus ist ein selbstlernendes Verfahren, das der biologischen Evolution nachempfunden ist. Nach Darwins Prinzip "Survival of the fittest" (der Beste überlebt) werden Laserpulse, die das Optimierungsziel besonders gut erfüllen, ausgewählt und durch Kombination mit ähnlich erfolgreichen Phaseneinstellungen "fortge- pflanzt". Einige der hierdurch erzeugten "Nachkommen" sind wiederum besser geeignet als ihre "Vorfahren" (ihnen wird eine höhere "Fitness" zugeordnet), und sie werden erneut zur Reproduktion ausgewählt. Wenn dieser Vorgang der Evolution für genügend viele Generationen durchschritten wird, findet sich schließlich ein Laserpuls, der das optimale Reaktionsergebnis hervorbringt.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden die Laserpulse durch einen Pulsformer geformt, der auf einer rechnergesteuerten Technik beruht, die ein Ansteuern von mindestens einer Einrichtung ausgewählt aus der Gruppe Flüssigkristalldisplay, akusto-optischer Modulator, akusto-optischer Filter, verform- barer Spiegel und Mikrospiegelanordnung umfasst. Das Formen eines Laserpulses mittels eines Pulsformers in Bezug auf spektrale Intensität und Phase, sowie Polarisation beruht üblicherweise darauf, dass der Laserpuls (zum Beispiel mittels eines Gitters oder mittels Prismen) in seine spektralen Anteile aufgespalten wird, daraus ein paralleles Strahlenbündel erzeugt wird, eine als "Phasenschieber" wirkende Einrichtung einen Laufzeitunterschied der spektralen Anteile bewirkt und das Strahlenbündel wieder fo- kussiert und (zum Beispiel durch ein weiteres Gitter) zu einem geformten Laserpuls überlagert wird. Als eine solche als "Phasenschieber" wirkende Einrichtung kann beispielsweise mindestens ein Flüssigkristalldisplay (LCD), ein akusto-optischer Modulator, ein verformbarer Spiegel oder eine Mikrospiegelanordnung dienen, oder auch ein akusto-optischer Filter, für den allerdings keine Aufspaltung der spektralen Komponenten notwendig ist.
Die Manipulation der Pulsform mittels Flüssigkristalldisplay erfolgt durch Anlegen von geeigneten elektrischen Spannungen an die einzelnen LCD-Pixel, wodurch die Bre- chungsindizes so gewählt werden können, dass die verschiedenen spektralen Komponenten bei der Ausbreitung durch das LCD relativ zueinander verzögert werden.
Der akusto-optische Filter basiert auf einer anderen Methode, bei der das Licht nicht erst in seine spektralen Komponenten aufgespalten werden muss. Vielmehr propagie- ren das Licht und eine akustische Welle durch einen speziellen doppelbrechenden Kristall. Jede spektrale Komponente kann an dem akustischen Gitter an einer bestimmten Position im Kristall z.B. von einem ordentlichen in einen außerordentlichen Strahl gebeugt werden. Der resultierende Puls besteht demnach aus den einzelnen Farbanteilen, die zu unterschiedlichen Zeiten gebeugt wurden, wodurch eine Phasenmodula- tion möglich ist.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das die Eduktmoleküle enthaltende Gas auf eine Oberfläche geleitet, die eine metallische Oberfläche oder eine Metalloxidoberfläche ist und die vorzugsweise mindestens ein Element aus einer der Nebengruppen MIB bis IIB (Übergangsmetalle), besonders bevorzugt aus einer der Gruppen VIIIB, IB und IIB des Periodensystems der Elemente enthält. Bevorzugte Elemente der Gruppen VIIIB, IB und IIB des Periodensystems der Elemente sind dabei Fe, Co, Ni, Cu, Zn, Ru, Rh, Pd, Ag, Cd, Os, Ir, Pt, Au und Hg. In der für das erfindungsgemäße Verfahren verwendeten Oberfläche können die Metalle auch als Legierung vorliegen oder gemäß einer weiteren Ausführungsform wird das die
Eduktmoleküle enthaltende Gas auf eine Oberfläche geleitet, die eine Einkristalloberfläche eines Übergangsmetalls ist, zum Beispiel Pd (100), Pt (100) oder Ag (11 1 ). Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei der Oberfläche um eine Oberfläche eines technischen Katalysators, zum Beispiel eines technischen Katalysators, der die genannten Elemente geträgert oder ungeträgert, rein, als Legierungen oder als Oxide enthält.
Das Gas, das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auf die Oberfläche geleitet wird, enthält eine oder mehrere Sorten von Eduktmolekülen. Beispielsweise können erfin- dungsgemäß Produktmoleküle durch eine Polymerisationsreaktion aus nur einer Sorte von Eduktmolekülen synthetisiert werden. Vorzugsweise enthält es ein Gemisch aus mindestens zwei Sorten von Eduktmolekülen, wobei ein Verhältnis von Massenströmen der mindestens zwei Sorten von Eduktmolekülen durch eine Regeleinrichtung geregelt werden kann. Das Verhältnis der Massenströme hat, ebenso wie die Pulsform der geformten Laserpulse, einen Einfluss auf die Ausbeute der Produktmoleküle bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Eine Regeleinrichtung kann daher die Massenströme der mindestens zwei Sorten von Eduktmolekülen so regeln, dass eine bestimmte maximale Ausbeute der Produktmoleküle erreicht wird.
Vorzugsweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Gas auf die Oberfläche geleitet, das mindestens eine Sorte von Eduktmolekülen ausgewählt aus der Gruppe Aceton, Acetylen, Ameisensäure, Ammoniak, Arsin, Blausäure, Bortrichlorid, Bortrifluo- rid, Bromethen, Brommethan, Bromwasserstoff, 1.3-Butadien, Butan, 1 -Buten, 1-Butin, Chlor, Chlordifluormethan, Chlorethen, Chlormethan, Chlorwasserstoff, cis-2-Buten, Deuterium, Dichlorsilan, Diethylether, Difluormethan, Dimethylamin, Dimethylether, 2,2- Dimethylpropan, Disilan, Distickstoffmonoxid, Stickoxydul, Ethan, Ethen, Ethylenoxid, Fluormethan, Formaldehyd, Hexafluorethan, Isobutan, Isobuten, Kohlendioxid, Koh- lenmonoxid, Methan, Methanol, Methylamin, Octafluorcyclobutan, Octafluorpropan, Phosphin, Propan, Propen, 1 -Propin, Propylenoxid, Sauerstoff, Schwefeldioxid, Schwe- felhexafluorid, Schwefelwasserstoff, Silan, Siliciumtetrafluorid, Stickstoff, Stickstoffdi- oxid/Distickstofftetroxid, Stickstoffmonoxid, Stickstofftrifluorid, Tetrafluormethan, trans- 2-Buten, Trifluormethan, Trimethylamin und Wasserstoff enthält. Besonders bevorzugt enthält das Gas als Eduktmoleküle H2 und CO. Das erfindungsgemäße Verfahren kann zur Synthese zum Beispiel von Formaldehyd oder Methanol verwendet werden.
Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird das die Eduktmoleküle enthaltende Gas in einer Vakuumkammer auf die Oberfläche geleitet. In der Vakuumkammer herrscht vorzugsweise ein Vakuum < 10"3 mbar, insbesondere < 10"4 mbar, wenn das Gas der Oberfläche zugeführt wird.
Die vorliegende Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigt
Figur 1 schematisch eine Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Synthese von Produktmolekülen und
Figur 2 Massenspektren zu nachfolgendem Beispiel 1 , in dem ein in verschiedenen Konzentrationen CO und H2 enthaltendes Gas auf eine Pd (100)- Einkristalloberfläche geleitet wurde und Produktmoleküle mittels geformter ultrakurzer Laserpulse synthetisiert wurden.
Figur 1 zeigt schematisch eine Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Synthese von Produktmolekülen aus einem CO und H2 enthaltenden Gas auf einer Oberfläche mittels geformter ultrakurzer Laserpulse.
Ein Laser 1 liefert Laserpulse 2, deren spektrale Breite die Erzeugung von Laserpulsen im Femtosekundenbereich ermöglicht. Die Laserpulse 2 werden gegebenenfalls verstärkt (nicht dargestellt) und treffen als ungeformte Laserpulse 3 auf ein erstes Gitter 4, das die ungeformten Laserpulse in ihre spektralen Anteile zerlegt, die als divergente Strahlen 6 auf eine erste Linse 5 treffen. Die erste Linse 5 bündelt die divergenten Strahlen 6 in ein paralleles Strahlenbündel 7. Ein Flüssigkristalldisplay (LCD) 8 bewirkt einen Laufzeitunterschied der verschiedenen spektralen Anteile. Eine zweite Linse 9 fokussiert das aus dem Flüssigkristalldisplay 8 austretende Strahlenbündel 10, das von einem zweiten Gitter 1 1 zu Laserpulsen 12 überlagert wird. Der Pulsformer 14 dieser Anordnung umfasst folglich die zwei Gitter 4, 1 1 , die zwei Linsen 5, 9 und das Flüssigkristalldisplay 8. Die so geformten ultrakurzen Laserpulse 13 werden auf eine Oberfläche 15 gelenkt, die sich gegebenenfalls in einer (nicht dargestellten) Vakuumkammer befindet.
Aus einem CO-Reservoir 16 und einem H2-Reservoir 17 werden die Eduktmoleküle CO und H2 in einem bestimmten Verhältnis von Massenströmen gemischt. Das Gemisch 18 wird über eine Düse 19 und einen Skimmer 20 auf die Oberfläche 15 geleitet. Aus dem auf die Oberfläche 15 treffenden Gas 21 werden Edukte auf der Oberfläche 15 adsorbiert. Der auf die Oberfläche 15 treffende geformte Laserpuls 13 liefert die Energie zur Synthese von Produktmolekülen 22 aus den adsorbierten Edukten. Die ionisierten Produktmoleküle 22 werden in ein Flugzeitmassenspektrometer 23 beschleunigt. Die Ionen 27 generieren ein Signal in einem Detektor 24 nach Flugzeiten durch das Flugzeitmassenspektrometer 23, die direkt von ihrer Masse abhängen. Diese gemes- senen Signale 25 werden an einen Rechner 28 übertragen, der zur Optimierung der
Pulsform der geformten Laserpulse 13 mittels eines Optimierungsalgorithmus eine geänderte Pulsform generiert. Der Rechner 28 steuert dann über die Verbindung 26 das Flüssigkristalldisplay 8 an, so dass der Pulsformer 14 Laserpulse mit der generierten geänderten Pulsform formt, die zur Synthese von Produktmolekülen auf der Oberfläche 15 eingesetzt werden.
Beispiel 1
Es wurde ein Aufbau wie in Figur 1 dargestellt verwendet. Mittels eines Titansaphir regenerativen Femtosekundenverstärkers wurden Laserpulse verstärkt, wobei die verstärkten ungeformten Laserpulse eine Pulsdauer von 80 fs, Pulsenergien von bis zu 1 mJ bei einer zentralen Wellenlänge von 800 nm und eine Repititionsrate von 1 kHz aufwiesen. Ein LCD-Pulsformer mit 128 Pixeln wurde eingesetzt, um die spektrale Phase der Laserpulse zu verändern, während ihr Spektrum unverändert blieb. Der Laserstrahl (geformte Laserpulse) wurde durch eine Linse mit einer Brennweite von 40 cm in eine Hauptvakuumkammer (Druck ohne Gasstrom ca. 10"6 mbar) auf eine Pd (IOO)-Einkristalloberfläche (Temperatur des Kristalls 290 K) unter einem Winkel von ca. 15 ° fokussiert. Die Intensität des Laserstrahls war ca. 1012 W/cm2. Der Strahl wurde durch die Oberfläche reflektiert und verließ die Hauptvakuumkammer.
Die zwei Gase H2 und CO wurden mit einer Reinheit von mindestens 99,999 % (von Messer-Griesheim, Deutschland) beziehungsweise von mindestens 99,997 % (von Tyczka, Deutschland) bezogen. Zwei Massenflussregler (von Advanced Energy, Deutschland) dosierten die Gasmengen, die über zwei Gasleitungen in das System geleitet wurden. Die zwei Gasleitungen wurden vor einer Düse zusammengeführt und das Gasgemisch durch die Düse in eine Nebenvakuumkammer geleitet, wo es auf einen Skimmer traf und von dort aus als Gasstrom in die Hauptvakuumkammer geleitet wurde. Der Pd (I OO)-Einkristall (Durchmesser 10 mm, Dicke 1 mm, von Mateck, Deutschland) wurde in einem Winkel von ca. 5 ° zu dem Molekülstrom ausgerichtet, so dass das Gas ihn nicht nur streifte, sondern darauf auftraf.
Senkrecht zu dem Gasstrom und nahezu parallel zu der Oberflächennormalen war ein Flugzeitmassenspektrometer angeordnet, mit einem Elektrodensystem zum Beschleu- nigen von Ionen, die entstanden, wenn der Laserstrahl mit der Oberfläche und den adsorbierten Edukten wechselwirkte.
Erste Ergebnisse des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in Figur 2 dargestellt. Auf der Ordinate ist die Intensität I eines mittels eines Detektors am Ende des Flugzeit- massenspektrometers gemessenen lonensignals und auf der Abszisse die Flugzeit t in
μs aufgetragen. Es werden die Ergebnisse von 6 Messungen A bis F gezeigt, bei denen der jeweilige Massenfluss der beiden CO- und H2-Eduktmolekülströme wie folgt gewählt wurde:
wobei sccm für Standard ccm/min. steht.
In Messung A wurde nur H2 und kein CO auf die Oberfläche geleitet. In dem dargestellten Zeitfenster sind keine Signale zu sehen, es wurden jedoch drei große Massen- peaks beobachtet, die H+, H2 + und H3 + zugeordnet werden konnten.
In Messung B wurde nur CO und kein H2 auf die Oberfläche geleitet. Die drei detektier- ten Massenpeaks liegen bei den Massen 12, 16 und 28 amu, die C+, O+ und CO+ zugeordnet werden können.
Für die Messungen C bis F wurden beide Eduktmolekülsorten CO und H2 der Oberfläche als Gasgemisch zugeführt und es wurden je nach Verhältnis der Massenströme die Ionen C+, CH+, CH2 +, CH3 +, O+, OH+, H2O+, H3O+, CO+, HCO+ und H2CO+ in verschiedenen Intensitäten nachgewiesen. Der Wasserpeak (H2O+) vergrößert sich beispielsweise mit steigendem H2-Massenstrom, wobei der O+-Peak kleiner wird. Durch die Optimierung der Laserpulsformen konnte die Ausbeute von bestimmten Produktmolekülformen noch verbessert werden (nicht dargestellt). Der Nachweis zum Beispiel von CH3 + zeigt, dass 3 Teilchen aufeinander getroffen sein und mit der Oberfläche und dem Laserpuls interagiert haben müssen. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens wurde folglich erfolgreich eine Synthese von Produktmolekülen erreicht.
Beispiel 2
Es wurde eine Optimierung der Pulsform der geformten ultrakurzen Laserpulse mittels eines evolutionären Algorithmus durchgeführt. Dazu wurde eine 1 :1 - Mischung der beiden Gase CO und H2 auf die Pd-Oberfläche geleitet. Es sollte untersucht werden,
ob es mit Hilfe des evolutionären Algorithmus möglich ist, eine Pulsform zu finden, die die Bildung von C-H-Bindungen beeinflusst. Als Ziel des Optimierungs-Experiments wurde vorgegeben, dass die Bildung von CH+ im Verhältnis zu C+ maximiert werden sollte. Es wurde mittels des evolutionären Algorithmus eine Pulsform der geformten Laserpulse gefunden, durch die eine Erhöhung der relativen Ausbeute um ca. 50% verglichen mit einem ungeformten Femtosekunden-Laserpuls erreicht wurde. Gleichzeitig wurde das CH2 +/C+-Verhältnis um ca. den gleichen Wert erhöht. Ein sehr überraschender Effekt war ferner die auffällige Reduzierung der H2O+-Bildung mit dem optimierten geformten Femtosekunden-Laserpuls. Durch eine Variation der Laserintensität konnte hingegen keine Reduzierung des H2O+-Signals relativ zu den anderen Peaks erreicht werden. Aus diesen experimentellen Daten ergibt sich folglich, dass der ermittelte optimal geformte ultrakurze Laserpuls eine Erhöhung des Signals von Produkten mit C-H-Bindungen verursacht, wohingegen das Signal von H2O+ reduziert wird. Die Ausbeute von CO+, HCO+ und H2CO+ relativ to C+ wurde dabei ebenfalls erhöht.
Beispiel 3
Unter vergleichbaren Bedingungen wie in Beispiel 2 wurde die H2O+ - Ausbeute in die von dem evolutionären Algorithmus verwendete Fitness-Funktion integriert. Das Opti- mierungsexperiment wurde mit dem gewählten Ziel durchgeführt, das Verhältnis CH+/ H2O+ zu maximieren. Durch die Optimierung der Laserpulsform mittels des evolutionären Algorithmus konnte der H2O+ - Peak relativ zu dem C+ - Peak um ca. 50% reduziert werden. Vor der Optimierung war der H2O+ - Peak größer als der CH+ - Peak. Dieses Verhältnis konnte durch den optimierten geformten Laserpuls umgekehrt werden. Die CO+- und HCO+- Peak Intensitäten wurden erhöht, wohingegen sich CH+ Und CH2 + praktisch nicht relativ zu C+ veränderten. Auch bei diesem Experiment konnte durch eine Intensitätsänderung eines ungeformten Laserpulses keine Reduzierung des H2O+- Signals relativ zu den anderen Peaks erreicht werden.
Die in diesen Beispielen beschriebenen Ergebnisse zeigen deutlich, dass ein evolutionärer Algorithmus für eine Optimierung der Pulsform von geformten ultrakurzen Laserpulsen zum Steuern zweier konkurrierender Reaktionskanäle, in welchen Molekülbindungen entstehen und nicht einfach aufgetrennt werden, verwendet werden kann.
Folglich kann die katalytische Synthese von Produktmolekülen selektiv durch das erfindungsgemäße Verfahren gesteuert werden.
Bezuqszeichenliste
1 Laser
2 Laserpulse
3 ungeformte Laserpulse
4 erstes Gitter
5 erste Linse
6 divergente Strahlen
7 paralleles Strahlenbündel
8 Flüssigkristalldisplay
9 zweite Linse
10 Strahlenbündel
1 1 zweites Gitter
12 Laserpulse
13 geformte Laserpulse
14 Pulsformer
15 Oberfläche
16 CO-Reservoir
17 H2-Reservoir
18 Gemisch
19 Düse
20 Skimmer
21 Gas
22 Produktmoleküle
23 Flugzeitmassenspektrometer
24 Detektor
25 Signale
26 Verbindung
27 Ionen
28 Rechner