Vorrichtung und Verfahren zum Stranggießen
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Stranggießen und Verformen eines Gießstranges aus Metall, insbesondere eines Gießstranges aus Stahl im Knüp¬ pel- oder Vorblockformat, die einen Gießabschnitt, insbesondere einen Bogen- stranggießabschnitt, und eine in Förderrichtung des Gießstranges nachgeschal¬ tete Bearbeitungsstrecke aufweist, in der der Gießstrang umgeformt, gerichtet und in Förderichtung gefördert wird. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Ver¬ fahren zum Stranggießen.
Eine Vorrichtung zum Stranggießen dieser Art ist beispielsweise aus der WO 02/34432 A1 bekannt. Dort wird flüssiger Stahl einer Kokille zugeführt, aus der der Stahlstrang nach unten austritt und in einem Bogenstranggießabschnitt aus der Vertikalen in die Horizontale umgelenkt und gekühlt wird. Hierfür sind meh¬ rere Bogenabschnitte vorgesehen. Nach der Umlenkung des Stahlstrangs in die Horizontale wird er auf einer Bearbeitungsstrecke mechanisch bearbeitet. Hier¬ zu sind mehrere Walzsegmente - hier ausgebildet als Soft-reduction-Segmente - in der Bearbeitungsstrecke vorgesehen, in denen der Stahlstrang gewalzt wird. Den Walzsegmenten in Förderichtung des Stranges vor- und nachge¬ schaltet sind Treibergerüste, die die Aufgabe haben, den Stahlstrang in Förder¬ richtung zu bewegen. Hierzu haben die Treibergerüste angetriebene Treiberrol¬ len. Abweichungen der Achse des Stahlstranges von der idealen Geraden kön- nen mit Richtvorrichtungen behoben werden, die auf der Bearbeitungsstrecke angeordnet sind; die genante Lösung sieht hierzu zwei Richtpunkte vor, an de¬ nen das Richten stattfindet.
Die EP 0 804 981 B1 offenbart gleichermaßen eine Stranggießanlage mit einem Bogenstranggießabschnitt, an den sich nach Umlenkung des Strangs in die Ho¬ rizontale eine Vielzahl von Reduziereinrichtungen in Tandemanordnung an-
BESTÄTIGUNGSKOmE
schließen. Die einzelnen Tandemanordnungen haben je zwei Walzen, die ge¬ geneinander auf einen Walzspalt angestellt werden können. Damit kann der Stahlstrang gemäß einem gewünschten Profil ausgewalzt werden. Insbesonde¬ re ist es möglich, den Bereich der Sumpfspitze des Metallstranges gemäß den technologischen Erfordernissen optimal zu walzen. Allerdings gibt die dort be- schriebene Lösung nicht an, wie das Richten und Fördern des Stahlstranges erfolgen soll. Im Gegenteil wird dieses Problem zugunsten einer optimalen Wal¬ zung des Strangs ignoriert.
Die WO 03/039789 A2 zeigt ebenfalls eine Gießmaschine zur Produktion von Stahlsträngen, wobei der gegossene Stahlstrang nach Überführung vom Bo- genstranggießabschnitt in die Horizontale in einer nachgeordneten Bearbei¬ tungsstrecke einem mechanischen Bearbeitung sprozess unterzogen wird. Da¬ bei wird der Strang zunächst in einem Richtabschnitt der Bearbeitungsstrecke unter Verwendung profilierter Rollen ausgerichtet. Anschließend gelangt der Stahlstrang in Gießrichtung hinter dem Richtabschnitt in einen Walzabschnitt, in dem der Strang einer Soft-Reduktion unterzogen wird. Richten und Walzen (Reduzieren) des Stahlstranges sind also verfahrensgemäß örtlich getrennt. Auf die Frage des Fördems des Metallstranges durch die Bearbeitungsstrecke geht die genannte Lösung nicht ein.
Bekannt ist es also, beim Stranggießen einen Walzprozess vorzusehen, der dem Bogenstranggießabschnitt in Förderrichtung nachgeordnet ist, bei dem die Qualität des Stranginneren und der Strangoberfläche durch eine mechanische und/oder thermische Verformung verbessert wird. Weiterhin ist ein von der Ver- formungseinrichtung unabhängige Transportvorrichtung bzw. Richtvorrichtung bekannt.
Die getrennte Anordnung einer Vorrichtung zum Umformen einerseits und zum Transport sowie zum Richten andererseits hat den Nachteil, dass nur vor, zwi- sehen oder nach einer Transport- bzw. Richtvorrichtung eine Verformung des Stahlstranges vorgenommen werden kann. Der ideale zu verformende Bereich
im Stahlstrang bis hin zur Sumpfspitze kann sich aber sowohl außerhalb als auch innerhalb des Bereichs der Transport- bzw. Richtvorrichtung befinden, so dass es technologisch angestrebt werden muss, dort gleichermaßen eine Ver¬ formung des Stahlstranges stattfinden zu lassen. Das bedeutet, dass durch die getrennte Anordnung der Umform-, der Transport- und der Richtvorrichtung in der Bearbeitungsstrecke der Produktionsprozess des Stahlstrangs durch Rück¬ sichtnahme auf die festgelegte Anordnung der Verformungsstrecke technolo¬ gisch eingeschränkt ist.
Grundsätzlich kann zwar auch in einer Richtmaschine ein gewisser Walzeffekt erzeugt werden, allerdings unterliegt dies prozessbedingt erheblichen Ein¬ schränkungen: Für den Richtvorgang und zur Aufbringung eines hinreichenden Richtmoments auf den Strang ist ein genügend großer Abstand zwischen den Richtwalzen vorzusehen. Das läuft der Forderung zuwider, den Stahlstrang möglichst entlang der gesamten Erstreckung in Förderrichtung zu verformen, um die technologisch besonders relevanten Umformbereiche (Sumpfspitze) zu erreichen. Dies jedoch fordert einen möglichst geringen Abstand zweier in För¬ derrichtung aufeinander folgender Rollenpaare. Das bedeutet, dass eine Opti¬ mierung der Rollenabstände zwecks Verformungsmöglichkeit an jedem Ort der Längserstreckung des Stahlstrangs ein Richten des Strangs mit den bekannten Mitteln behindert. Entsprechendes gilt für die vorbekannten und oben erwähn¬ ten Treibergerüste für die Förderung des Stahlstranges.
Zum Erzielen einer möglichst hohen Qualität des Stahlstranges muss vielmehr angestrebt werden, dass die Umformrollen möglichst gleichmäßig insbesondere über die keilförmige Verformungsstrecke und allgemein über die gesamte Bear¬ beitungsstrecke, verteilt sind, wobei weiterhin der Abstand der einzelnen Rol¬ lenpaare möglichst gering ist.
Der von den Anstellzylindern der Walzen ausgehende über den Rollendurch- messer bis in den Kembereich des Gießstranges zu übertragende Flächenan- pressdruck hat bei der mechanischen Softreduktion eine qualitätsverbessernde
Wirkung, wenn eine plastische Verformung der bereits erstarrten Schale und eine Zusammenpressung des flüssig-breiigen Restkernbereichs (Sumpfspitze) des Gießquerschnitts erzielt wird. Aus Versuchen und Berechnungen lässt sich ermitteln, dass der Gießstrang umso wirkungsvoller verformt wird, je größer die örtliche Anpressfläche ist. Dafür werden für die mechanische Verformung große Rollendurchmesser mit vorzugsweise mehr als 360 mm Durchmesser mit ho¬ hen Anpresskräften bevorzugt.
Allerdings wird mit großen Rollendurchmessern auch der Abstand zwischen den einzelnen Rollenpaaren in Förderrichtung des Stranges größer, so dass dann die möglichst gleichmäßige keilförmige Verformung über eine größere Strecke (bis zu 2 m) nicht erreicht werden kann. Hier wäre bei kleiner Anpress¬ kraft und kleinem Rollendurchmesser und geringem Rollenabstand eine gleichmäßigere Kraftverteilung über den Verformungsbereich möglich.
Zudem muss sichergestellt werden, dass eine hinreichende Transport-Zugkraft in Längsrichtung des Gießstranges erzeugt wird. Diese ist wegen des bei der Umformung vorhandenen Rollwiderstandes erheblich größer als beim üblichen Transportieren und Richten des Stranges; um Rutschen sicher zu vermeiden, wird ein Reibfaktor von ca. 0,3 angestrebt, was entsprechende Reibkräfte be- dingt. Auch hier ergeben sich konträre Forderungen hinsichtlich der Auslegung der Rollen. Zum einen ist eine Verformung über eine möglichst große Fläche und Tiefe anzustreben (ca. 5 mm, maximal 10 mm Verformung je Meter Ver¬ formungsstrecke). Zum anderen wird eine gleichmäßige Verteilung über die Streckenlänge angestrebt.
Insofern muss fallweise bei der Auswahl des Rollendurchmessers und der Rol¬ lenabstände sowie bei der Festlegung der Verformungsstrecke jeweils ein Kompromiss gefunden werden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Ver¬ fahren der eingangs genannten Art so weiterzubilden, dass die Umformung des
Gießstranges möglichst an jeder - von der Gießgeschwindigkeit bzw. Stahlgüte abhängigen - gewünschten Stelle der Bearbeitungsstrecke erfolgen kann, um dem Gießstrang optimale Qualität zu verleihen. Insbesondere soll eine Umfor¬ mung des Stranges vom Beginn der keilförmig oder stufenförmig verlaufenden Umformung bis zur Sumpfspitze möglich sein. Gleichzeitig soll jedoch für eine gute Ausrichtung und Förderung des Stranges gesorgt werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Vorrichtung gelöst durch min¬ destens eine im Bereich der Bearbeitungsstrecke angeordnete Maschinenein¬ heit, die zur kombinierten Umformung, zum Richten und zur Förderung des Gießstranges ausgelegt und geeignet ist.
Erfindungsgemäß ist somit vorgesehen, dass die kombinierte Umformung des Gießstranges, das Richten des Stranges und dessen Förderung in der Bearbei¬ tungsstrecke in einer Maschineneinheit erfolgt, die für die Durchführung all der genannten Bearbeitungsschritte geeignet ist. Wie noch im Einzelnen gesehen werden wird, kann damit eine verbesserte Bearbeitung des gegossenen Gie߬ stranges erfolgen, wodurch sich die Qualität des Stranges erhöht. Außerdem sind separate Richtmaschinen und Treibergerüste zur Förderung des Gie߬ stranges nicht mehr erforderlich.
Die Bearbeitungsstrecke kann sich - als ein- oder mehrteilige Strecke ausgebil¬ det - über den Längenbereich des Gießstranges erstrecken, in der die Sumpf¬ spitze des Gießstranges erwartet wird. Damit kann besonders dieser technolo¬ gisch wichtige Bereich des Stranges technologisch optimal bearbeitet werden.
Die Maschineneinheit kann einen Grundrahmen aufweisen, auf dem mindes¬ tens drei Rollenpaare angeordnet sind, die relativ zueinander in Richtung senk¬ recht zur Förderrichtung positioniert werden können, wobei mindestens eine der Rollen mindestens eines Rollenpaars mit einem Drehantrieb verbunden ist. Damit ist sichergestellt, dass sowohl die Umformung durch Walzen, das Richten als auch das Fördern des Gießstranges in räumlicher Nähe kombiniert durchge-
führt werden können. Bevorzugt sind in dem Grundrahmen der Maschinenein¬ heit mindestens zwei Segmente angeordnet, die jeweils mindestens ein, vor¬ zugsweise zwei, Rollenpaare aufweisen. Mindestens ein Rollenpaar des Seg¬ ments kann dabei zwecks Förderantrieb des Gießstranges mit einem Drehan¬ trieb verbunden sein.
Wenn ein oder mehrere Segmente vorteilhaft auf einem gemeinsamen, ver¬ schiebbaren Rahmen angeordnet sind, lässt sich die Position der gesamten Verformungs- und Transport-/Richtstrecke mit mechanischer Softreduktion der jeweiligen Gießsituation anpassen und damit eine annähernd stufenlose Ein- Stellung der Sumpfspitzenposition bzw. Gießgeschwindigkeit erreichen.
Technologische Vorteile lassen sich erzielen, wenn die Rollen der Rollenpaare einen Durchmesser zwischen 400 mm und 500 mm aufweisen. Ferner ist be¬ sonders vorteilhaft vorgesehen, dass die Rollenteilung mindestens zweier in Förderrichtung aufeinander folgenden Rollenpaare zwischen 500 mm und 700 mm beträgt. Damit kann einerseits der Gießstrang optimal umgeformt und er andererseits gut unterstützt werden.
Mit Vorteil weist von den Rollenpaaren eines Segments mindestens eines eine Oberrolle auf, die mit einer Unterrolle zusammenwirkt, wobei die Oberrolle in Richtung senkrecht zur Förderrichtung mittels eines Bewegungselements relativ zum Grundrahmen verstellbar ist. Dabei ist die Bewegungsachse des Bewe¬ gungselements bevorzugt in Richtung senkrecht zur Förderrichtung ausgerich¬ tet, wobei sie die Rollenachse schneidet. Die Oberrolle kann mit einem Drehan- trieb in Verbindung stehen. Es können auch beide Rollen mindestens eines Rol¬ lenpaars mit einem Drehantrieb in Verbindung stehen. Wenn sowohl an der Ober- als auch an der Unterrolle ein Antrieb, insbesondere ein elektro- mechanischer Antrieb, vorgesehen wird, kann eine eventuell auftretende Deh¬ nung zwischen der Ober- und der Unterseite des Gießstranges in Längsrich- tung während der Verformung des Materials vermieden und eine weitere Ver¬ besserung der Strangqualität erreicht werden.
Die mindestens zwei Segmente können im Grundrahmen mittels eines Schnell¬ verschlusses festgelegt werden. Dabei kann die Befestigung der Segmente am Grundrahmen beispielsweise mittels Bolzen-Keilverbindungen erfolgen. Eine andere Möglichkeit der Befestigung sind Schrauben-Mutter-Verbindungen. Be- sonders bevorzugt können für einen schnellen Wechsel der Segmente eine Be¬ festigung am Grundrahmen mit Federspannelementen und/oder hydraulischen Spannelementen vorgesehen werden. Der Wechsel von Segmenten kann damit schnell erfolgen, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessert.
Die Erstreckung der Maschineneinheit ist bevorzugt so gewählt, dass die Rol¬ lenpaare zumindest den Längenbereich des Gießstranges vom Ende des Gie߬ abschnitts bis zu dem Punkt abdeckt, an dem die vollständige Erstarrung des Gießstrangs zu erwarten ist. Damit kann erreicht werden, dass der Strang ins¬ besondere in seinem noch wenig eigensteifen Bereich optimal umgeformt und gerichtet wird.
Eine Fortbildung kann vorsehen, dass eine Anzahl Maschineneinheiten in För¬ derrichtung des Gießstranges in der Bearbeitungsstrecke parallel nebeneinan¬ der angeordnet sind, um eine entsprechende Anzahl Gießstränge gleichzeitig zu gießen und zu bearbeiten.
Das Verfahren zum Stranggießen und anschließendem Verformen des Gie߬ stranges sieht vor, alternativ senkrecht mit anschließendem Abbiegen bzw. ei¬ nem Bogen, dass zunächst der Gießstrang, vorzugsweise in einem Bogen- stranggießabschnitt, gegossen und er anschließend in einer Bearbeitungsstre¬ cke mechanisch und/oder thermisch bearbeitet wird, wobei der Gießstrang in der Bearbeitungsstrecke einer Umformung und einem Richtprozess unterzogen wird und wobei der Gießstrang in der Bearbeitungsstrecke in Förderrichtung des Gießstranges gefördert wird. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die zumindest teilweise Umformung des Gießstranges und zumindest ein Teil des Richtprozesses zusammen mit der Förderung des Gießstranges in Förderrich-
tung in einer kombinierten Maschineneinheit erfolgen, die im Bereich der Bear¬ beitungsstrecke angeordnet ist.
In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1 schematisch den Aufbau einer Stranggießanlage mit Gießabschnitt und nachgeschalteter Bearbeitungsstrecke,
Fig. 2 schematisch die Rollen eines Teils einer in der Bearbeitungsstrecke angeordneten Maschineneinheit,
Fig. 3 in perspektivischer Ansicht einen Teil der auf der Bearbeitungs¬ strecke angeordneten Maschineneinheit,
Fig. 4 eine alternative Ausgestaltung der Maschineneinheit gemäß Fig. 3,
Fig. 5 die Bearbeitungsstrecke einer Gießanlage in einem Schnitt senkrecht zur Förderrichtung, und
Fig. 6 die Bearbeitungsstrecke gemäß Fig. 5 in perspektivischer Ansicht.
In Fig. 1 ist eine Stranggießanlage zu sehen, die einen Gießabschnitt 2 auf¬ weist, in dem ein Gießstrang 1 gegossen wird. Flüssiges Metall aus einer Bo- genkokille 15 tritt nach unten aus (Vertikale V) und wird in einer Sekundärküh- lung 16 abgekühlt. Die Kühlung 16 weist eine Anzahl Bogenabschnitte 17 auf, die das Material auf einen Kreisbogen ablenken. In der folgenden Bearbei¬ tungsstrecke 3 wird der Gießstrang 1 aus der Vertikalen in die Horizontale um¬ gebogen. Im Inneren des Gießstrangs 1 ist das Material am Ende des Gießab¬ schnitts noch teigig-flüssig; das Ende dieses Strangsabschnitts stellt die Sumpf- spitze dar.
Im Anschluss an den Gießabschnitt 2 ist eine Bearbeitungsstrecke 3 angeord¬ net, in der der Gießstrang 1 umgeformt und gerichtet wird. Wichtig ist ferner, dass der Gießstrang in Förderrichtung F vorangetrieben wird, um den Herstell- prozess nicht negativ zu beeinflussen.
Im Bereich der Bearbeitungsstrecke 3 ist eine Maschineneinheit 4 angeordnet, die ein- oder mehrteilig ausgebildet sein kann. In der Maschineneinheit sind eine Vielzahl von Rollenpaaren angeordnet, mit denen ein kombiniertes Um¬ formen, Richten und Fördern des Gießstranges 1 erfolgt. Die einzelnen Rollen¬ paare sind jeweils in einzelnen Segmenten 9, 10 untergebracht, die auf bzw. in einem in Fig. 1 nicht dargestellten Maschinenrahmen untergebracht sind.
Ein für die vorliegende Erfindung wesentliches Prinzip geht aus Fig. 2 hervor. Dort sind schematisch drei Rollenpaare 6, 7, 8 zu sehen, die jeweils aus einer Oberrolle 11 und einer Unterrolle 12 bestehen. Die Rollen haben einen definier- ten Durchmesser D, der bevorzugt zwischen 400 und 500 mm liegt. Neben dem Rollendurchmesser D ist die Beabstandung der einzelnen Rollenpaare 6, 7, 8 ein wichtiger Parameter. Vorliegend beträgt diese Rollenteilung t zwischen 500 und 700 mm, was in Abhängigkeit des Rollendurchmessers D gewählt wird.
Damit durch die Rollenpaare 6, 7, 8 ein Richteffekt auf den Gießstrang 1 aus¬ geübt werden kann, sind die drei Rollenpaare 6, 7, 8 relativ zueinander in Rich¬ tung der Vertikalen V einrichtbar. Dargestellt ist in Fig. 2, dass das mittlere Rol¬ lenpaar 7 relativ zu den seitlichen Rollenpaaren 6 und 8 um einen Höhenver¬ satz h angehoben ist. Durch entsprechende Wahl dieses Höhenversatzes (s. Doppelpfeile in vertikale Richtung) kann der Gießstrang 1 so gerichtet werden, dass er nach dem Passieren der Rollenpaare 6, 7, 8 einen hohen Planheitsgrad aufweist.
Aus Fig. 3 ist ersichtlich, wie die Maschineneinheit 4 aufgebaut ist. Sie hat ei- nen Grundrahmen 5, auf dem mehrere Segmente 9, 10, 18, 19 und 20 lösbar befestigt sind. In jedem Segment sind jeweils zwei Rollenpaare angeordnet, die
je eine Oberrolle 11 und eine Unterrolle 12 aufweisen. Die vertikale Bewegung einzelner Rollen erfolgt durch Bewegungselemente 13 in Form hydraulischer Kolben-Zylinder-Einheiten. Dabei ist bevorzugt vorgesehen, dass die Achse des Hydraulikzylinders vertikal ausgerichtet ist und die Achse der Rollen schneidet. Die Oberrollen können dabei mittels des Hydraulikzylinders angestellt sein und den Gießstrang 1 kraft- und/oder positionsgeregelt beaufschlagen. Der Zylinder ist derart anstellbar, dass die keilförmige Verformungsgeometrie des Gie߬ stranges von einem zum anderen Segment erreicht wird. Dadurch wird der be¬ kannte Effekt der Verbesserung der Oberflächenqualität und der Innenqualität des Gießstranges bezüglich Seigerung und Porosität ermöglicht (mechanische Softreduktion).
Damit ist es möglich, den Gießstrang 1 sowohl in einem gewünschten Walz¬ spalt zwischen den Rollen 11 , 12 zu walzen, d. h. umzuformen, als auch durch entsprechende Wahl der relativen Höhe benachbarter Rollenpaare den Strang 1 zu richten. Wesentlich ist weiterhin, dass auch der Antrieb des Gießstranges 1 in Förderrichtung F in die Maschineneinheit 4 inkorporiert ist. Hierzu weist jedes Segment 9, 10, 18, 19, 20 einen Drehantrieb 14 in Form eines Elektromo¬ tors samt nachgeschaltetem Getriebe auf, der jeweils eine der Oberrollen 11 eines jeden Segments dreht. Damit wird es entbehrlich, der Maschineneinheit 4 Treibergerüste nachzuschalten, wie es im Stand der Technik typisch ist. Für die Transportaufgabe wird die Oberrolle also mittels dem elektromechanischen An¬ trieb angetrieben. Das Richten erfolgt gleichzeitig mit dem Anstellen der Zylin¬ der für die Verformung. Außerdem wird mit Hilfe der Segmente bei der Vorbe¬ reitung der Stranggießanlagen zum Gießbeginn der Kaltstrang in die Kokille eingefahren bzw. bei Gießstart ausgefördert.
Es kann also vorgesehen werden, dass jedes einzelne auf der Verformungs-, Rieht- und Transportstrecke angeordnete Segment für die Verformung und für den Transport mit je zwei oder mehreren Ober-/Unterrollenpaaren versehen ist. Die Oberrollen werden mittels zweier - in Förderrichtung F gesehen - vorne und hinten angeordneter Hydraulikzylinder verstellbar angestellt und pressen
den Gießstrang 1 kontinuierlich während des Gießbetriebes gegen die Unterrol¬ len. Die Zylinder sind jeder für sich derart anstellbar, dass die keilförmige Ver¬ formungsgeometrie innerhalb eines Segments erreicht wird. Um die Kraft jedes Zylinders unmittelbar in das ihm zugehörige Rollenpaar einleiten zu können, ist jeder Zylinder zentrisch über dem ihm zugeordneten Rollenpaar angeordnet. Zum Transport wird eine oder werden beide Oberrollen mittels elektromotori¬ schem Antrieb angetrieben. Das Richten erfolgt gleichzeitig mit dem Anstellen der Zylinder für die Verformung. Durch die mehrrollige Ausführung wir ein ge¬ ringer Abstand zwischen den Rollen und damit eine annähernd stufenlose Ein¬ stellung der Sumpfspitzenposition bzw. Gießgeschwindigkeit erzielt.
Gemäß einer weiteren Fortbildung kann vorgesehen werden, dass an je einer Ober- und Unterrolle ein elektromotorischer Antrieb angeordnet wird. Dadurch wird eine eventuelle unerwünschte Dehnung des Stranges zwischen Ober- und Unterrolle vermieden und so eine weitere Verbesserung der Strangqualität er- reicht.
Eine alternative Ausgestaltung der Maschineneinheit 4, mit hierbei nicht ange¬ triebenen Rollen, geht aus Fig. 5 hervor. Dort ist vorgesehen, dass zusätzlich vor und hinter der Einheit 4 je ein angetriebener Walzensatz 21 und 22 ange- ordnet ist. Der Walzensatz / die Walzeneinheit 21 richtet und fördert den Gie߬ strang aus, während die Maschineneinheit 4 nur verformend einwirkt und der Walzensatz / die Walzeneinheit 22 zur Ausförderung dient.
Um in besonders effizienter Weise Gießstränge 1 herzustellen, sehen die Aus- führungsformen gemäß Fig. 6 und Fig. 7 vor, dass mehrere, nämlich sechs, Gießstränge 1 parallel nebeneinander produziert werden. Hierfür ist die Ma¬ schineneinheit in sechsfacher Ausführung vorgesehen. Je nach Anzahl der Gießstränge ist bei ein- oder zweiadrigen Anlagen der beschriebene und jedem einzelnen Segment zugeordnete elektromechanische Antrieb gegebenenfalls über Gelenkwellen mit den Rollen verbunden.
Durch die Rollen erfolgt ein mechanisches Umformen des Gießstranges 1 , d. h. ein Stauchen des Gießquerschnitts durch Walzen oder durch kontinuierliches Pressen. Dabei kommt besonders bevorzugt die mechanische Softreduktion (MSR) mit flüssigem Kern aber auch die Hartreduktion mit durcherstarrtem Kern zu Anwendung. Weiterhin kann im Bereich der Maschineneinheit 4 auch ein thermisches Umformen erfolgen, z. B. durch örtlichen Wärmeentzug mittels in¬ tensiver Wasserkühlung oder Wärmesteuerung mittels Speicherung und/oder Wärmezufuhr durch Reflexion (thermische Softreduktion) zur Verbesserung der Innenqualität und der Oberflächenqualität des Gießstranges 1. Die vorgeschla¬ gene Vorgehensweise kann dabei sowohl auf einer Bogenstranggießanlage als auch auf einer Horizontalstranggießanlage durchgeführt werden.
Die Segmente können ein oder mehrere Rollenpaare aufweisen. Wesentlich ist, dass die genannten Verfahrensteilschritte Umformen, Richten und Fördern in einer Maschineneinheit kombiniert sind.
Die einzelnen Segmente können durch die Prozessleittechnik der Stranggie߬ anlage steuerungsmäßig in Abhängigkeit zueinander und zum Gießprozess verbunden sein und entsprechend der eingestellten Gießparameter (Stahlgüte, Temperaturmodell, Gießgeschwindigkeit, etc.) angesteuert werden. Die Länge der Maschineneinheit zur Abdeckung der keilförmigen Verformungsstrecke ist von den Gießparametern bzw. von der Lage der Sumpfspitze abhängig und kann sich vom Gießradius bis zum Ende der metallurgischen Länge der Stranggießanlage erstrecken.
Die dargestellten Segmente sind alle mit einem Drehantrieb 14 ausgestattet. Es kann aber auch vorgesehen werden, dass nicht alle Segmente einen solchen Antrieb aufweisen.
Dabei hat es sich bewährt, dass ein Rollendurchmesser von ca. 450 mm und eine Rollenteilung von ca. 500 mm für Segmente ohne Antrieb und von ca. 700
mm Rollenteilung bei Segmenten mit Antrieb 14 bei einer Streckenlänge für die Verformung von bis zu 2 m vorgesehen wird.
Aufgrund der großen Länge der Maschineneinheit 4 und wegen des optimierten Rollenabstands der Vielzahl an Segmenten muss auch für eine günstige Zufüh- ' rung der Versorgungsenergie und der Steuerungssignale gesorgt werden.
Der an jedem Segment angeordnete elektromechanische Antrieb 14 kann einen Frequenzumrichter aufweisen, der den Elektromotor ansteuert. Weiterhin kön¬ nen in bekannter Weise Impulsgeber, Lüfter, Bremse und mechanisches Ge- triebe vorgesehen werden.
Eine weitere Ausgestaltung kann vorsehen, dass an jedem Segment eine Gleichlaufeinrichtung zur Unterstützung der Führungsgenauigkeit der Oberrol¬ lenanstellung angeordnet ist. An jedem Segment kann weiterhin eine Lagerung des Oberrahmens zur Aufnahme der beim Transport des Gießstranges unter der Verformungsarbeit entstehenden Längskräfte an der Oberrollenanstellung vorgesehen sein, z. B. eine Kulissensteinführung. Eine solche kann außerdem den bei unterschiedlicher Anstellung der Oberrollen entstehenden Winkelfehler des anstellbaren Oberrahmens mit Oberrollen ausgleichen.
Die einzelnen Segmente sind mit ausreichender Wasserkühlung zur Sicherung der Segment-Steifigkeit unter Temperaturbelastung ausgestattet, was auch der Kühlung der Segment-Einzelteile dient.
Die einzelnen Segmente könne weiterhin mit geeigneten Befestigungsteilen am gemeinsamen Grundrahmen derart ausgerichtet und befestigt werden, dass die gesamte aus einem oder mehreren Segmenten bestehende Anordnung die vorgesehenen Aufgaben des Umformens, Richtens und Transportierens jeder¬ zeit in genügender Strangführungsgenauigkeit erfüllt, auch nach Segment- Wechsel. Der gemeinsame Grundrahmen kann auch an einem Fundamentrah¬ men ausgerichtet und befestigt sein. Für die Lagerung der Segmente samt
Grundrahmen auf dem Fundamentrahmen können Los- und Festlager vorgese¬ hen werden, was insbesondere unter thermischer Belastung vorteilhaft ist.
Die Versorgung der Maschineneinheit mit elektrischer Energie kann über eine stationäre oder verfahrbare bzw. begehbare Kabelbrücke erfolgen. Die Versor- gung mit Medien wie hydraulischer Energie, Fett zur Schmierung, Wasser zur Kühlung, Luft usw. kann über Rohrleitungen von unten oder von oben oder auch von der Seite aus erfolgen.
Zum Auswechseln von Segmenten können Montagekräne vorgesehen werden. Damit kann die Wechselzeit eines Segments gering gehalten werden. Für klei¬ nere Wartungsarbeiten und den Segmentwechsel kann die Maschineneinheit oberhalb der Elektromotore und der Bewegungselemente mit einer Begehungs¬ fläche ausgestattet werden.
Mittels Beilagen unter den Grundrahmen kann die Höhennivellierung der Pass¬ linie „Oberkante Rolle" der gesamten Maschine erfolgen. Die Anpassung der ansonsten baugleichen Segmente für den Einbauplatz im Gießbogen kann durch einen mechanisch bearbeiteten Niveauausgleich am Grundrahmen und Ummontieren der Beilage von der Ober- zur Unterrolle an dem einlaufseitigen Rollenpaar erfolgen.
Das Ableiten von Zunder kann unter der Maschineneinheit durch eine Sinterrin¬ ne und geeigneten Ableitblechen erfolgen.
Für die thermische Softreduktion können Wärmereflexions- und -speicher- einrichtungen vorgesehen werden.
Schutzeinrichtungen für die Maschineneinheit gegen thermische Überlast sei¬ tens des Gießstranges können in bekannter Weise eingebaut werden.
Wenngleich sonst in üblicher Weise zylindrisch piangefertigte Oberflächen der Ober- und Unterrollen vorgesehen werden, können unterschiedliche Geomet¬ rien (z. B. Rundformat) durch entsprechend profilierte Rollen erreicht werden. Die Oberfläche der Ober- und Unterrollen können zur Erzielung unterschiedli¬ cher Verformungsgrade und/oder Verteilung der Verformungsarbeit über den Gießquerschnitt des Gießstranges z. B. durch Überhöhung oder Einziehung der Balligkeit in unterschiedlicher Weise (z. B. konkav oder konvex) profiliert wer¬ den.
Die gleitenden oder wälzenden Elemente der Segmente sind lebensdauerge- schmiert. Sie können auch mit periodischer Handschmierung bzw. mit zentraler Fettschmierung versehen werden. Das betrifft insbesondere Gleit- und Schlei߬ platten, Buchsen mit Gegenlaufflächen und Wälzlager.
Die Segmente können an die Versorgungsmedien über Schnellschlusskupplun- gen bzw. Spannplatten angeschlossen werden. Dies betrifft insbesondere die Fettversorgung und die Hydraulik-, Elektro- und Wasseranschlüsse.
Der Ein- und der Ausbau der Segmente aus der Maschineneinheit kann mittels einer Ausbautraverse über geeignete Führungselemente vereinfacht werden.
Möglich ist es ferner, die Verformungssteifigkeit der einzelnen Segmente der Maschineneinheit in Form von Korrekturfaktoren zu berücksichtigen, die durch FEM-Berechnungen und/oder aus Messungen bei einer Kalibrierung über den Belastungsverlauf von minimaler bis maximaler Belastung ermittelt werden. Diese Korrekturfaktoren können zum Ausgleich bei der Positionsregelung den Regelsollwerten berücksichtigt werden.
Die Kalibrierung (Nullung der Positionsregelung) kann an jedem Segment der Maschineneinheit vor dem Gießbeginn durch Anstellung der Zylinder an ein ' Kaliberstück erfolgen.
Bezugszeichenliste:
1 Gießstrang
2 Gießabschnitt 3 Bearbeitungsstrecke
4 Maschineneinheit
5 Grundrahmen
6 Rollenpaar
7 Rollenpaar 8 Rollenpaar
9 Segment
10 Segment
11 Oberrolle
12 Unterrolle 13 Bewegungselement
14 Drehantrieb
15 Kokille
16 Sekundärkühlung
17 Bogenabschnitt 18 Segment
19 Segment
20 Segment
21 Walzensatz
22 Walzensatz
F Förderrichtung
V vertikale Richtung
D Durchmesser t Rollenteilung h Höhenversatz