Bestimmung von Gastrokine ■ 1 (GKNl) als Biomarker für Entzündungen und Infektionen
Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zum diagnosti¬ schen Nachweis und für die Verlaufsprognose sowie die Ver¬ laufs- und Therapiekontrolle von Entzündungen und Infek¬ tionen unter Beteiligung des Magen-Darm-Trakts, insbesondere des Darms, bei denen man einen für die angegebenen Indika¬ tionen neuartigen Biomarker bestimmt. Insbesondere betrifft die Erfindung Verfahren der genannten Art, bei denen die diagnostizierten Entzündungen und Infektionen Teil des komplexen Verlaufs eines septischen Krankheitsgeschehens (systemischer Entzündungen infektiöser Ätiologie; Sepsis) sind, oder die Entzündungen Teil des Verlaufs einer der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (inflammatory bowel diseases) Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind.
In der folgenden Beschreibung werden dabei Begriffe wie "Diagnostik" oder "diagnostisch" grundsätzlich als verein¬ fachende Oberbegriffe verwendet, die, wenn sich aus dem Zusammenhang nichts anderes ergibt, auch speziellere Diffe- renzialdiagnostik und Anwendungen zur Prognostik/Frühprogno¬ stik und Verlaufs- und Therapiekontrolle der diskutierten Erkrankungen einschließen sollen.
Die vorliegende Erfindung hat ihren Ausgangspunkt in inten¬ siven Forschungsarbeiten der Anmelderin im Zusammenhang mit weiteren Verbesserungen der Diagnose und Therapie von Sep¬ sis .
Zwischen Sepsis und Entzündungen besteht ein wissenschaft¬ licher Sach- und Definitions-Zusammenhang. Als Entzündungen (Inflammationen) werden ganz allgemein bestimmte physiologi¬ sche Schutzreaktionen eines Organismus auf verschiedenartige äußere Einwirkungen wie z.B. Verletzungen, Verbrennungen, Allergene, Infektionen durch Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze und Viren, auf Fremdgewebe, die Abstoßungsreaktio¬ nen auslösen, oder auf bestimmte entzündungsauslösende endo¬ gene Zustände des Körpers, z.B. bei Autoimmunerkrankungen und Krebs, bezeichnet.
Wenn Entzündungen Teil einer fehlgeleiteten Reaktion des Körpers auf bestimmte endogene Vorgänge wie z.B. bei Auto¬ immunerkrankungen sind und/oder chronischer Natur sind, oder wenn sie systemische Ausmaße erreichen, wie beim systemi¬ schen InflammationsSyndrom (Systemic Inflammatory Response Syndrome, SIRS) oder bei einer auf infektiöse Ursachen zurückzuführenden schweren Sepsis, können die Entzündungen zum eigentlichen Krankheitsgeschehen werden, die dann, wenn die für Entzündungsreaktionen typischen physiologischen Vorgänge außer Kontrolle geraten, wie bei SIRS und Sepsis, sogar zu einer akuten Lebensbedrohung werden können.
Bei systemischen Entzündungen wie im Falle einer Sepsis bzw. des septischen Schocks weiten sich die entzündungsspezifi¬ schen Reaktionskaskaden unkontrolliert auf den gesamten Körper aus und werden dabei, im Sinne einer überschießenden Immunantwort, lebensbedrohlich. Zu den gegenwärtigen Kennt¬ nissen über das Auftreten und die mögliche Rolle einzelner Gruppen endogener entzündungsspezifischer Substanzen wird beispielsweise verwiesen auf A.Beishuizen, et al . , "Endoge- nous Mediators in Sepsis and Septic Shock" , Advances in
Clinical Chemistry, Vol.33, 1999, 55-131; und C.Gabay, et al . , "Acute Phase Proteins and Other Systemic Responses to Inflammation" , The New England Journal of Medicine, Vol.340, No.6, 1999, 448-454. Da sich das Verständnis von Sepsis, und damit auch die anerkannten Definitionen, in den letzten Jahren gewandelt haben und verfeinert wurden, wird außerdem verwiesen auf K.Reinhart, et al . , "Sepsis und septischer Schock", in: Intensivmedizin, Georg Thieme Verlag, Stutt¬ gart.New York, 2001, 756-760; wo eine moderne Definition des Sepsis-Begriffes gegeben wird, sowie insbesondere auch auf Mitchell M. Levy et al . , "2001 SCCM/ESICM/ACCP/ATS/SIS International Sepsis Definition Conference", in: Crit Gare Med 2003, Vol. 31, No.4, 1250-1256. Zur Bedeutung des Krank¬ heitsbilds "schwere Sepsis" wird ferner verwiesen auf Niels C. Riedemann et al . , The enigma of sepsis, J.Clin. Invest. 112:460-467 (2003) . Eine jüngere Zusammenfassung der Krite¬ rien und Definitionen für eine Sepsis und eng verwandte Krankheitsbilder findet sich auch unter http://www.tales¬ sin,de/scripte/medizin/sepsisl .html . Im Rahmen der vorlie¬ genden Anmeldung wird der Begriff Sepsis in einem umfassen¬ den Sinne, der insbesondere Sepsis, schwere Sepsis und Septischen Schock umfaßt, in Anlehnung an die Definitionen, wie sie den genannten Veröffentlichungen entnommen werden können, für septische Krankheitsbilder von schwer erkrankten Patienten auf Intensivstationen verwendet.
Während wenigstens im europäischen Raum die durch eine positive Blutkultur nachweisbare systemische bakterielle Infektion lange den Sepsisbegriff prägte, wird die Sepsis heute in erster Linie als systemische Entzündung verstanden, die infektiöse Ursachen hat, als Krankheitsgeschehen jedoch große Ähnlichkeiten mit systemischen Entzündungen aufweist, die durch andere Ursachen ausgelöst werden.
Dem genannten Wandel des Sepsis-Verständnisses entsprechen Veränderungen der diagnostischen Ansätze. So wurde der direkte Nachweis bakterieller Erreger durch komplexe Über-
wachungen von Laborparametern und hämodynamisehen Parametern unter Anwendung computergestützter sog. Score-Systeme (z.B. APACHE II SCORE; APACHE steht für "Acute Physiology and Chronic Health- Evaluation" ; vgl. G.Pilz et al . , Kranken¬ pflege-Journal 29 (1991), S.483-492 oder die Einleitung des Patents DE 42 27 454 Cl) sowie in jüngerer Zeit insbesondere auch durch den Nachweis bestimmter am Sepsisgeschehen bzw. am Entzündungsgeschehen beteiligter endogener Substanzen, d.h. spezifischer "Biomarker", ersetzt bzw. ergänzt.
Von der großen Zahl von Mediatoren und Akutphasenproteinen eignen sich dabei für diagnostische Zwecke insbesondere solche, deren Auftreten sehr spezifisch für Sepsis bzw. bestimmte Phasen einer Sepsis ist, deren Konzentrationen sich drastisch und diagnostisch signifikant verändern und die außerdem die für Routinebestimmungen erforderlichen Stabilitäten aufweisen und hohe Konzentrationswerte errei¬ chen. Für diagnostische Zwecke steht dabei die zuverlässige Korrelation von Krankheitsgeschehen (Sepsis) mit dem jewei¬ ligen Biomarker im Vordergrund, ohne dass dessen Rolle in der komplexen Kaskade der am Sepsisgeschehen beteiligten endogenen Substanzen stets im einzelnen bekannt, sein muss. Es besteht jedoch ein zunehmendes Interesse daran, neue besondere Biomarker zu ermitteln, die im Sinne einer "Stra- tifizierung" (auch) eine Zuordnung der Sepsispatienten zu Gruppen mit verwandten Krankheitsursachen oder einem ähn¬ lichen zu erwarteten Krankheitsverlauf ermöglichen, so dass aus denii Spektrum der möglichen therapeutischen Maßnahmen die geeignetsten zur Anwendung gebracht werden können. Es kann in diesem Zusammenhang ergänzend verwiesen werden auf John C. Marshall et al . , Grit Care Med 2003, VoI 31, No.5, 1560- 1567.
Eine etablierte, als Sepsis-Biomarker besonders geeignete endogene Substanz ist Procalcitonin (PCT) . Procalcitonin ist ein Prohormon, -dessen Serum-Konzentrationen unter den Bedin¬ gungen einer systemischen Entzündung infektiöser Ätiologie
(Sepsis) sehr hohe Werte erreichen, während es bei Gesunden so gut wie nicht nachweisbar ist. Hohe Werte an Procalcito- nin werden außerdem in einem relativ frühen Stadium einer Sepsis erreicht, so dass sich die Bestimmung von Procal- citonin auch zur Früherkennung einer Sepsis und zur frühen Unterscheidung einer infektiös bedingten Sepsis von schweren Entzündungen, die auf anderen Ursachen beruhen, eignet. Die Bestimmung von Procalcitonin als Sepsismarker ist Gegenstand der Veröffentlichung M.Assicot, et al . , "High serum procal¬ citonin concentrations in patients with sepsis and infec- tion", The Lancet, vol.341, No.8844, 1993, 515-518; und der Patente DE 42 27 454 C2 bzw. EP 0 656 121 Bl bzw. US 5,639,617. Auf die genannten Patente und in der genannten Veröffentlichung angeführten frühen Literaturstellen wird zur Ergänzung der vorliegenden Beschreibung ausdrücklich Bezug genommen.
Eine aktuelle Diskussion der Verwendung von Biomarkern, einschließlich des Biomarkers PCT, im Rahmen der Sepsisdia¬ gnose findet sich auch in dem Review von Shawn D. Carrigan et al . , "Toward Resolving the Challenges of Sepsis Diagno- sis" in: Clinical .Chemistry 50:8, August 2004, 1301-14.
Die Verfügbarkeit des Sepsismarkers Procalcitonin hat der Sepsisforschung starke Impulse gegeben, und es werden gegen¬ wärtig intensive Anstrengungen unternommen, weitere Biomar- ker zu finden, die die Procalcitonin-Bestimmung ergänzen können und/oder zusätzliche Informationen für Zwecke der Feindiagnostik bzw. Differentialdiagnostik bzw. Stratifizie- rung zu liefern vermögen.
Erschwert wird die Suche nach potentiellen neuen Sepsis- Biomarkern allerdings dadurch, dass häufig noch sehr wenig oder nichts über die genaue Funktion bzw. über die genauen Gründe für das Auftreten bestimmter endogener Substanzen, die am Sepsisgeschehen beteiligt sind, bekannt ist.
Erste Ergebnisse der experimentellen Überprüfung eines fruchtbaren rein hypothetischen Ansatzes zur Ermittlung weiterer potentieller Sepsismarker finden sich in DE 198 47 690 Al bzw. WO 00/22439 der Anmelderin. Dort wird gezeigt, dass bei Sepsis nicht nur die Konzentration des Prohormons Procal.citonin erhöht ist, sondern auch für andere Substanzen, die zu den Peptid-Prohormonen gerechnet werden können oder die Fragmente solcher Prohormone darstellen und eine für solche Prohormone typische Immunreaktivität auf¬ weisen, signifikant erhöhte Konzentrationen beobachtet werden können.
Die vorliegende Anmeldung ist Ergebnis eines anderen frucht¬ baren, rein experimentellen Ansatzes für die Suche nach weiteren sepsisspezifischen Biomolekülen. Dieser beruht darauf, dass man durch Verabreichung eines Endotoxins oder durch Infektion mit Bakterien bei Primaten (Pavianen) einen als künstliche Sepsis bezeichenbaren Krankheitszustand aus¬ löst und dann durch Vergleich der Gelelektrophorese-Pro¬ teinspotmuster von endotoxinbehandelten und von unbehandel¬ ten Pavianen endogene Substanzen von peptischer bzw. protei¬ nischer Natur ermittelt, die nur bei den "septischen" Pavia¬ nen gefunden werden und die daher potentielle sepsisspezi¬ fische Biomarker darstellen. Das Primatenmodell wurde dabei aufgrund der sehr großen Ähnlichkeit der Physiologie von Primaten und Menschen und der hohen Kreuzreaktivität mit vielen therapeutischen und diagnostischen humanen Reagenzien gewählt .
Wie im experimentellen Teil älterer Patentanmeldungen der Anmelderin genauer ausgeführt wird, wird dabei nach experi¬ menteller Auslösung einer künstlichen Sepsis in Pavianen durch Endotoxinverabreichung (LPS aus Salmonella Typhimuri- um; in der nachfolgend beschriebenen Untersuchungen wird auch S.pyogenes und LPS.E. coli verwendet) und 2D-gelektro- phoretischer Aufarbeitung von Gewebe der behandelten Tiere eine Anzahl von nur bei den behandelten Tieren identifizier-
baren Proteinspots gefunden. Die den Spots entsprechenden proteinischen Produkte werden aus dem Elektrophoresegel isoliert und massenspektrometrisch (v.a. mittels Tandem-Mas- senspektrometrie) untersucht.
Nach dem genannten Verfahren wurden, wie in älteren deut¬ schen und europäischen Patentanmeldungen der Anmelderin erstmals beschrieben wurde, neben bereits in der Literatur diskutierten Sepsismarkern als neuartige Sepsismarker u.a. die Proteine "Inflammin" (WO 02/085937) , CHP (WO 03/005035) , lösliche Cytokeratin-1-Fragmente (sCYlF; WO 03/002600) , das Proteine LASP-I (WO 03/089934) sowie Enzyme wie Aldose-1- Epimerase (Mutarotase; WO 03/048780) , Glycin-N-Acyl-Trans- ferase (GNAT; WO 03/048781) und lösliche Carbamoylphosphat Synthetase 1 (CPS 1; WO 03/089933) identifiziert. Eine Diskussion des angewandten Verfahrens der Proteomanalyse und der Ergebnisse, die für einen unter Heranziehung des Verfah¬ rens etablierten Sepsismarker erhalten wurden, der in Form eines midregionalen Fragments des Vorläufers des Hormons ANP (atrial-natriuretisches Peptid) bestimmbar ist, ist ver¬ öffentlicht in J. Struck et al . , Immuno-analyse & biologie specialisee 19 (2004) 131-137.
Der Inhalt der genannten älteren Anmeldungen der Anmelderin und der genannten einschlägigen Veröffentlichngen ist durch die ausdrückliche Bezugnahme auf diese Anmeldungen und Veröffentlichungen als ergänzender Teil der Offenbarung der vorliegenden Anmeldung anzusehen.
Die vorliegende Erfindung beruht darauf, dass bei einer Untersuchung der beschriebenen Art unter Verwendung des gesamten löslichen Proteins von Dünndarmextrakten von Pavia¬ nen, die mit den gram positiven Bakterien S. pyogenes infi¬ ziert wurden, eine nur in den Extrakten der infizierten Paviane vorkommende, jedoch bei gesunden Pavianen fehlende Substanz isoliert wurde, die - wie im experimentellen Teil näher erläutert - als "Gastrokine 1" (GKNl) identifiziert
werden konnte.
Demgemäß betrifft 'die vorliegende Erfindung gemäß Anspruch 1 im weitesten Sinne die Verwendung von Gastrokine 1 (GKNl; SEQ ID NO: 1) als humoraler Biomarker zum diagnostischen Nachweis und für die Verlaufsprognose "sowie die Verlaufs¬ und Therapiekontrolle von Entzündungen und Infektionen unter Beteiligung des Magen-Darm-Trakts .
Zwei bevorzugte diagnostische Verwendungen sind in den Ansprüchen 2 und 3 wiedergegeben.
Die Ansprüche 4 bis 10 betreffen bevorzugte Verfahren zur Sepsisdiagnose und 'zur Diagnose chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen und deren bevorzugte Ausgestaltungen.
Wie im experimentellen Teil näher beschrieben wird, wurde bei Untersuchungen der Anmelderin eine peptidische Substanz identifiziert, die in der_ frühen wissenschaftlichen Litera¬ tur als AMP-18, CAIl oder FOV (Foveolin) bezeichnet wurde und der das Human Gene Nomenclature Committee seit November 2003 die Bezeichnung Gastrokine 1 (GKNl) zugeordnet hat (Karin A Oien et al . , Gastrokine is abundantly and specifi- cally expressed in superficial gastric epithelium, down- regulated in gastric Carcinoma, and shows high evolutionary conservation, J Pathol 2004; 203:789-797) . GKNl wird von einem sechs Exons enthaltenden Gen auf Chromosom 2 kodiert . Das primäre Translationsprodukt des GKNl-Gens umfaßt 185 Aminosäuren (Martin TE et al . , A novel mitogenic protein that is highly expressed in cells of the gastric antrum mucosa. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol 2003; 285 :G332-43) . Die ersten 20 N-terminalen Aminosäuren stellen offenbar die Signalsequenz für die Sekretion dar. Abweichend hierzu wurde von anderen Autoren postuliert, daß die Trans¬ lation der GKNl-mRNA früher beginnt, so daß das primäre. Translationsprodukt 199 Aminosäuren umfassen würde (Shiozaki K et al . , Human stomach-specific gene, CAIl, is down-regula-
ted in gastric Cancer. Int J Oncol 2001; 19 : 701-7; Yoshikawa Y. et al . , Isolation of two novel genes, down-regulated in gastric Cancer. Jpn J Cancer Res 2000; 91 :459-63) . Nach Abspaltung der Signalsequenz resultiert jedenfalls ein reifes, 165 Aminosäuren umfassendes GKNl. Auffällig an der Sequenz von GKNl ist das Vorhandensein einer sogenannten BRICHOS-Domäne (Pos. 54-150) . Diese Domäne ist in verschie¬ denen Proteinen gefunden worden, die eine Rolle bei Demen¬ zen, Krebs, ARDS (acute respiratory distress Syndrome) spielen (Sanchez-Pulido L, Devos D, Valencia A., BRICHOS: a conserved domain in proteins associated with dementia, respiratory distress and cancer. Trends Biochem Sei 2002,-27: 329-32) . Die molekulare Funktion der BRICHOS Domäne ist unbekannt .
Untersuchungen zur Gewebespezifität der Expression von GKNl in Mäusen zeigten, daß das Peptid ausschließlich in der Magenschleimhaut exprimiert wird (Martin TE, et al . , 2003; a.a.O.; Karin A Oien, 2004, a.a.O.) . Dort wird es in Mucin- enthaltenden „secretory granules" gelagert.
An Epithelzellen wurde dargelegt, daß GKNl Zellwachstum und -teilung stimuliert. Somit fungiert GKNl offenbar als Wachs¬ tumsfaktor in der Magenschleimhaut (Martin TE et al . , 2003; a.a.O.) . Hinreichend für diese Aktivität ist ein nur 21 Aminosäuren umfassender Bereich aus der Mitte des Moleküls (Toback FG, et al . , Peptide fragments of AMP-18, a novel secreted gastric antrum mucosal protein, are mitogenic and motogenic . Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol 2003; .285 :G344-53) . Immunhistochemische Untersuchungen zeigten, daß die Expression von GKNl bei Magenkrebs stark vermindert ist (Shiozaki K, 2001, a.a.O.; Yoshikawa Y, et al . , 2000; a.a.O.) . Eine plausible Erklärung für den offensichtlichen Widerspruch - GKNl wirkt als Mitogen, ist jedoch gleich¬ zeitig herunterreguliert bei Krebs - .wurde noch nicht gege¬ ben.
Als Patentanmeldungen und Patente mit einer - z.T. sehr lockeren - Beziehung zu GKNl können die folgenden genannt werden:
WO 02/092758 bzw. WO 02/078640 und das Patent US 6,734,289 B2 beziehen sich auf therapeutische Anwendungen von GKNl, seinen Fragmenten oder Inhibitoren.
WO 00/61623A1 listet cDNA Sequenzen von 62 als sekretiert postulierten Proteinen auf; eine dieser cDNAs kann GKNl zugeordnet werden.
WO 00/00610A2 listet eine große Zahl von Peptiden mit Signal Sequenz auf, unter denen sich GKNl findet.
WO 01/93983 betrifft Antikörper gegen u.a. GKNl und den Tumornachweis durch Messung des Expressionsniveaus in Zel¬ len.
WO 02/00690 betrifft Antikörper gegen u.a. GKNl. Ein Zu¬ sammenhang zwischen GKNl und Infektionen/Entzündungen bzw. Sepsis wird in keiner der genannten Patentanmeldungen herge¬ stellt.
GKNl ist ein Protein mit einer Signalsequenz, die seine Sekretion in den extrazellulären Raum ermöglicht. GKNl wird daher extrazellulär in der Magenschleimhaut' gefunden. Es ist aber zu erwarten, dass bei Entzündungen/Sepsis GKNl bzw. pathophysiologisch auftretende GKNl-Fragmente, Splicingva- rianten und/oder posttranslational modifizierte Formen von GKNl mit GKNl-Immunreaktivität auch in Körperflüssigkeiten, insbesondere auch in der Zirkulation, nachweisbar sind.' Die vorliegende Erfindung richtet sich daher auf die Bestimmung von GKNl bzw. pathophysiologisch auftretenden Fragmenten, Splicingvarianten und/oder posttranslational modifizierten Formen von GKNl mit GKNl-Immunreaktivität als humoraler Biomarker, der insbesondere auch in Serum und/oder Plasma
bestimmbar ist.
Da, wenigstens unter den angewandten Testbedingungen, der als GKNl identifizierte Proteinspot nur in den Dünndarm¬ extrakten von solchen Pavianen gefunden wurde, die mit gram positiven Bakterien infiziert worden waren (S. pyogenes) , dagegen nicht bei den mit LPS E.coli infizierten, erscheint es möglich, dass das Auftreten von GKNl für Infektionen mit gram positiven Bakterien spezifisch ist, und der Nachweis von GKNl daher für differentialdiagnostische Zwecke (als Hinweis auf die Art der sepsisauslösenden Infektion) genutzt werden kann.
Die Bestimmung von GKNl in den biologischen Flüssigkeiten erfolgt vorzugsweise mit Hilfe immundiagnostischer Bestim¬ mungsverfahren (Ligandenbindungsassays; Immunoassays) .
Es versteht sich dabei, dass, die erforderliche Spezifität und Empfindlichkeit vorausgesetzt, irgendwelche nach bekann¬ ten Prinzipien arbeitenden Ligandenbindungsassays/Immuno- assays zur quantitativen oder semiquantitativen Bestimmung von GKNl in biologischen Flüssigkeiten, insbesondere solchen aus der Zirkulation wie Serum oder Plasma, eingesetzt werden können.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird das Verfahren als heterogener Sandwich-Immunoassay durchgeführt, bei dem ein erster GKNl bindender Antikörper an eine beliebige Fest¬ phase, beispielsweise die Wände beschichteter Teströhrchen (z.B. aus Polystyrol; "Coated Tubes" ; CT) oder an Mikroti- terplatten, zum Beispiel aus Polystyrol, oder an Partikel, beispielsweise Magnetpartikel immobilisiert ist, während ein weiterer für GKNl spezifischer Antikörper einen Rest trägt, der ein direkt nachweisbares Label darstellt oder eine selektive Verknüpfung mit einem Label ermöglicht und der Detektion der gebildeten Sandwich-Strukturen dient. Auch eine zeitlich verzögerte bzw. nachträgliche Immobilisierung
unter Verwendung geeigneter Festphasen ist möglich.
Grundsätzlich können alle in Assays der beschriebenen Art verwendbaren Markierungstechniken angewandt werden, zu denen Markierungen mit Radioisotopen, Enzymen, Fluoreszenz-, Chemolumineszenz- oder Biolumineszenz-Labeln und direkt optisch detektierbaren Farbmarkierungen, wie beispielsweise Goldatomen und Farbstoffteilchen, wie sie insbesondere für sog. Point-of-Care (POC) oder Schnelltests verwendet werden, gehören. Es liegt somit im Rahmen der vorliegenden Erfin¬ dung, das erfindungsgemäße Verfahren auch als Schnelltest auszugestalten.
Das Verfahren zur Bestimmung von GKNl kann beispielsweise auch unter Anwendung eines homogenen Nachweisverfahrens durchgeführt werden, bei dem aus zwei Antikörpern und dem nachzuweisenden GKNl gebildete Sandwichkomplexe in der flüssigen Phase suspendiert bleiben. In einem solchen Fall ist es bevorzugt, beide Antikörper mit Teilen eines Nach¬ weissystems zu markieren, das dann, wenn beide Antikörper in einen einzigen Sandwich integriert werden, eine Signalerzeu¬ gung oder Signalauslösung ermöglicht. Derartige Techniken sind insbesondere als Fluoreszenzverstärkungs- oder Fluo- reszenzlöschungs-Nachweisverfahren ausgestaltbar. Ein beson¬ deres bevorzugtes derartiges Verfahren betrifft die Ver¬ wendung von paarweise einzusetzenden Nachweisreagenzien, wie sie beispielsweise beschrieben sind in US-A-4 822 733, EP- Bl-180 492 oder EP-Bl-539 477 und dem darin zitierten Stand der Technik. Sie ermöglichen eine Messung, die selektiv nur Reaktionsprodukte erfaßt, die beide Markierungskomponenten in einem einzigen Immunkomplex enthalten, direkt in der Reaktionsmischung. Als Beispiel ist auf die unter den Marken TRACE® (Time Resolved Amplified Cryptate Emission) bzw. KRYPTOR® angebotene Technologie zu verweisen, die die Lehren der o.g. Anmeldungen umsetzt.
Zwei für GKNl spezifische Antikörper können aber auch im
Falle heterogener Sandwich-Immunoassays Teile eines Nach¬ weissystems der soeben im Zusammenhang mit homogenen Assays beschriebenen Art aufweisen.
Wie nachfolgend gezeigt wird, ist das Auftreten - i.S. einer nachweisbaren Expression - von GKNl in cytoplasmatischen Dünndarmextrakten an einen vorausgehenden "Sepsis"-auslösen¬ den Endotoxin-Reiz bzw. eine vorausgehende Infektion gekop¬ pelt. Bei unbehandelten Kontrollen ist, im Einklang mit der eingangs zitierten Literatur, kein GKNl-Nachweis in Dünn¬ darm-Zellen möglich. Damit stellt GKNl einerseits einen potentiellen Sepsismarker dar, und dieser Marker legt auf¬ grund seines bisher nur in Dünndarmzellen nachgewiesenen infektionsspezifischen Auftretens dann, wenn er bei septi¬ schen Patienten nachweisbar ist, den Schluss nahe, dass die Infektion/Entzündung/Sepsis sich auf den gastrointestinalen Trakt, insbesondere den Darm, erstreckt.
Es ist ferner zu erwarten, dass GKNl als darmspezifischer Entzündungsmarker auch bei chronisch entzündlichen Darm¬ erkrankungen (inflammatory bowel diseases) bzw. akuten Schüben derartiger Erkrankungen nachweisbar und für diagno¬ stische Zwecke bzw. insbesondere auch für eine Verlaufs- und Therapiekontrolle nutzbar ist.
Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf eine Figur noch näher erläutert.
Die Figur (Fig. 1) zeigt einen vergrösserten Ausschnitt von zwei 2D-Elektrophoresegelen, die einen Vergleich der Spotmu¬ ster von cytoplasmatischen Dünndarmproteinen eines gesunden Pavians (A) mit den Dünndarmproteinen eines Pavians 6h nach einer durch Injektion von gram-positiven Bakterien (S. pyogenes) induzierten Sepsis (B) ermöglichen. Der Pfeil zeigt die Position des erfindungsgemässen sepsisspezifischen Produkts an, das als GKNl identifiziert wurde. Es ist in Darstellung (B) durch einen Kreis hervorgehoben.
Versuchsergebnisse:
1. Infektionssimmulation durch Endotoxinverabreichung im Tiermodell (Paviane)
In Anlehnung an die mit Pavianen durchgeführten Versuche zur Stimulierung der Procalcitonin-Ausschüttung durch Endotoxin- injektionen (vgl. H. Redl, et al . , "Procalcitonin release patterns in a baboon model of trauma and sepsis : Relations- hip to cytokines and neopterin" , Grit Gare Med 2000, Vol. 28. No.11, 3659-3663 ; H. Redl, et al . , "Non-Human Primate Models of Sepsis", in : Sepsis 1998 ; 2 : 243-253) und zur Identifizierung neuer Sepsismarker gemäß den o.g. älteren Patentanmeldungen und Patenten der Anmelderin wurden männ¬ lichen Pavianen (papio ursinus)1, 29 bis 35 kg schwer, über zwei Stunden jeweils 300 ml physiologische NaCl-Lösung (Kon¬ trollgruppe) bzw. 1-2 x 108 cfu/kg S.pyogenes (gram positive Infektion) bzw. 100 μg/kg LPS E.coli 026:B6 (gram negative Infektion) infundiert. Sechs Stunden nach Versuchsbeginn, d.h. vier Stunden nach Ende der Infusion, wurden die Tiere mit einer gesättigten KCl-Lösung getötet, die Gewebeproben entnommen und diese sofort in flüssigem Stickstoff gefroren.
Bei der weiteren Verarbeitung wurden Proben (je 1.5 g) _der einzelnen tiefgefrorenen Gewebe unter Stickstoffkühlung mit 3 ml Puffer A (5OmM HEPES, pH 7,1, 5OmMNaCl, 20% Glycerol, 250 μM Leupeptin, 100 μ.M Amastatin, 1 mM Pefabloc) .versetzt und in einem Porzellanmörser zu einem Mehl pulverisiert (vgl. J. Klose, "Fractionated Extraction of Total Tissue Proteins from Mouse and Human for 2-D Electrophoresis" , in : Methods in Molecular Biology, Vol. 112 : 2-D Proteome Analy- sis Protocols, Humana Press Inc., Totowa, NJ) . Anschliessend wurden die Proben 6 x für 10 Sekunden in einem Ultraschall- wasserbad behandelt und die Suspension für 40 min bei 100.000 g und +40 C zentrifugiert . Der erhaltene erste cytosolische Überstand wurde entnommen, das verbleibende Pellet in Puffer A resuspendiert und wie oben beschrieben
erneut Ultraschall behandelt und zentrifugiert . Der daraus resultierende zweite Überstand wurde mit dem ersten Über¬ stand vereint und bis zur weiteren Verarbeitung bei -80° C gelagert .
2. Vergleichende Proteomanalyse unter Verwendung cytoplasma- tischer Dünndarmzellproteine von Pavianen.
Cytoplasmatische Dünndarmproteinextrakte von einerseits gesunden Pavianen (Kontrolle infundiert mit NaCl) und ande¬ rerseits Pavianen, denen LPS E. coli bzw. S. pyogenes injiziert worden war, wurden im Rahmen einer Proteomanalyse verwendet. Bei der einleitenden analytischen 2D-Gelelek- trophorese wurde Dünndarmextrakt, 100 μg Protein enthaltend, auf 9M Harnstoff, 70 mM DTT, 2% Ampholyte, pH 2-4 einge¬ stellt und dann mittels analytischer 2D-Gelelektrophorese aufgetrennt, wie in J. Klose, et al . , "Two-dimensional elec- trophoresis of proteins : An updated protocol and implica- tions for a functional analysis of the genome", Electropho- resis 1995,16,1034-1059 ; beschrieben ist. Die Sichtbarma¬ chung der Proteine im 2D-GeI erfolgte mittels Silberfärbung (vgl. J. Heukeshoven, et al . , "Improved silver staining procedure for fast staining in Phast-System Development Unit . I. Staining of sodium dodecyl gels", Electrophoresis 1988, 9,28-32) .'
Zur Auswertung wurden die Proteinspotmuster der Kontrollen mit den Proteinspotmustern verglichen, die aus Gewebe von Sepsis-induzierten Tieren resultierten.
Substanzen, die bei keiner Kontrollprobe, aber bei allen behandelten Tieren zusätzlich auftraten, wurden für weitere analytische Untersuchungen selektiert. Fig.l zeigt einen Vergleich der 2D-GeIe für eine Kontrollprobe (A) und eine Probe eines behandelten Tieres (B) , wobei der zusätzliche Proteinspot in (B) dem GKNl Protein entspricht, dessen Position im Gel durch einen Pfeil und einen Kreis hervor-
gehoben ist .
Zur Identifizierung der im Proteinspotmuster der analyti¬ schen 2D-Gelelektrophorese detektierten neuen spezifischen Proteine wurde anschliessend eine präparative 2D-Gelelek- trophorese unter Einsatz von 450 μg Protein durchgeführt. Bei der präparativen 2D-Gelelektrophorese erfolgte die Färbung der Proteine mittels Coomassie Brilliant Blue G250 (vgl. V. Neuhoff, et al . , "Improved staining of proteins in Polyacrylamide gels including isoelectric focusing gels with clear background at nanogram sensitivity using Coomassie Brilliant Blue G-250 and R-250", Electrophoresis 1988,9,255- 262) .
Die für die weitere Analyse vorselektierten Proteinspots wurden aus dem Gel ausgeschnitten, unter Anwendung der Methode, die in A. Otto, et al ., "Identification of human myocardial proteins separated by two-dimensional electropho¬ resis using an effective sample preparation for mass spec- trometry" , Electrophoresis 1996,17,1643-1650; beschrieben ist, mit Trypsin gespalten, und die generierten Peptide wurden massenspektrometrisch analysiert, und zwar unter Anwendung massenspektrometrischer Untersuchungen, wie sie z. B. in G. Neubauer, et al.,"Mass spectrometry and EST-databa- se searching allows characterization of the multi-protein spliceosome complex" , in: Nature Genetics Vol. 20,1998,46- 50; J. Lingner, et al., "Reverse Transcriptase Motifs in the Catalytic Subunit of Telomerse", in: Science, Vol. 276,1997,561-567 ; M. Mann, et al . , "Use of mass spectrome- try-derived data to annotate nucleotide and protein sequence databases", in: TRENDS in Biochemical Sciences, Vol. 26,1,2001,54-61; beschrieben und diskutiert werden.
Dabei wurden die trypsinverdauten Proben mittels ESI (Elec- trospray Ionization) einer Tandem-Massenspektrometrie unter¬ zogen. Verwendet wurde ein Nano-LC System der Firma Dionex in Kombination mit einem QSTAR ESI-MS/MS Massenspektrometer
der Firma Applied Biosystems ABI . Dabei wurde entsprechend der Arbeitsanleitung des Geräteherstellers gearbeitet.
3. Identifizierung von Gastrokine 1 (GKNl)
Wie in den Figuren 1 (A) und 1 (B) gezeigt ist, findet sich in Dünndarmzeilextrakten von Pavianen, denen eine S. pyogenes - Injektion verabreicht worden war, u. a. ein neues Protein, für das aufgrund der Gelektrophoresedaten im Vergleich mit Markersubstanzen mit bekanntem Molekulargewicht ein Moleku¬ largewicht von ca. 19000 Dalton abgeschätzt wurde, während aus der relativen Position des Proteins aus der ersten Dimension ein isoelektrischer Punkt von ca. 8.6 bis 8.8 abgeschätzt wurde.
Dieses Protein wurde wie oben beschrieben nach tryptischem Verdau massenspektrometrisch analysiert. Bei einer Daten¬ banksuche der gemessenen Peptide in der NCBInr-Datenbank 20031016, Säugetier-Sequenzen, unter Verwendung der Software Mascot http://www.matrixscience. com/search_form_select .html konnte das gefundene Protein zugeordnet werden. Die Daten¬ banksuche liefert eine Vorschlagliste der gefundenen Protei¬ ne mit Bewertungszahlen (Score-Liste; Probability Based Mowse Score) . Peptide, deren individueller Score >50 be¬ trägt, sind mit einer Wahrscheinlichkeit von p<0.05, d.h. 95%, als zweifelsfrei identifiziert anzusehen. Innerhalb dieses signifikanten Bereichs konnten 2 Peptide (jeweils doppelt; nichtoxidiert und oxidiert) identifiziert werden, die nur in den Proteinen gemäß Datenbankeintrag gil7366998 (CAIl) bzw. gil36429 (18 kDa antrum mucosa protein; AMP-18) vorkamen (Score von 120) . CAIl bzw. AMP-18 sind Synonyme für Gastrokine 1 (GKNl) .
Humanes GKNl, dessen vollständige Sequenz bekannt ist (SEQ ID NO: 1) , weist nach Abzug der Signalsequenz einen theore¬ tischen pl von 5.3 auf, was deutlich saurer ist als expe¬ rimentell für das Pavian Protein beobachtet. Die vollständi-
ge Aminosäuresequenz für das Pavian-Protein ist nicht lite¬ raturbekannt, so daß der theoretische pl Wert dafür nicht berechnet werden kann. Unplausibel erscheint der pl-Unter¬ schied zwischen dem humanem und dem Pavian-Protein jedoch nicht, wenn man berücksichtigt, daß GKNl vom Schwein (Swiss- Prot Nr. Q8HYA9) - einem evolutionär nahen Verwandten von Mensch und Pavian - einen theoretischen pl von 8.3 aufweist.
Mittels MS/MS konnte von zwei Peptiden des tryptischen Verdaus die Aminosäuresequenzen ermittelt werden als GLMYSVNPNK (SEQ ID NO:2) und GLMYSVNPNKVDDLSK (SEQ ID NO:3) . Diese Peptide entsprechen den Aminosäuren 118-127 bzw. 118- 133 der Sequenz des humanen GNKl (vgl. SEQ ID NO: 1) . Von den der längeren Sequenz (SEQ ID NO:3 ; errechnete monoisoto- pishce Masse des neutralen .Peptids (Mr) : 1794,88) zuorden- baren gemessenen intensiveren Ionenpeaks finden sich 29 in einer Tabelle der theoretisch bei einer Fragmentierung dieses Peptids möglichen 158 Ionen der b- und y-Serien in verschiedenen Ladungszuständen wieder.
Das Peptidfragment GLMYSVNPNKVDDLSK (SEQ ID NO:3) ist daher als zweifelsfrei identifiziert anzusehen. Da es sich gemäß der Datenbankrecherche nur in Proteinen wiederfindet, die dem humanen GKNl entsprechen, kann davon ausgegangen werden, dass das nur bei den infizierten Tieren gefundene Pavian- Protein das dem humanen GKNl entsprechende Protein ist, das wenigstens im identifizierten Sequenzteil eine identische Sequenz aufweist. Aufgrund der hohen Ähnlichkeit der patho- physiologischen Reaktionen von Pavianen und Menschen, die sich auch gerade in den zahlreichen oben diskutierten Unter¬ suchungen der Anmelderin immer wieder gezeigt hat, die auf den Ergebnissen einer künstlich induzierten Sepsis bei Pavianane aufbauen, kann davon ausgegangen werden, dass bei infizierten bzw. septischen menschlichen Patienten im we¬ sentlichen identische Verhältnisse auftreten wie im be¬ schriebenen Pavian-Tiermodell.