Sitz, Insbesondere für ein Fahrzeug und Verfahren zur Instandsetzung eines
Sitzes
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Sitz, insbesondere für ein Fahrzeug, mit einer im wesentlichen vertikal angeordneten Sitzlehne und einer im wesentlichen horizontal angeordneten Sitzfläche, der einen Lehnenversteller zum Verstellen der relativen Position der Sitzlehne zur Sitzfläche aufweist.
Es sind vielfältige Sitze für Fahrzeuge bekannt, die einen Lehnenversteller zum Verstellen der relativen Position der Sitzlehne zur Sitzfläche aufweisen. Die DE 199 31 894 offenbart einen Sitz, bei dem der Lehnenversteller eine Antriebseinrichtung aufweist, mittels der die Sitzlehne bei einem Heckaufprall nach vorne geneigt wird, damit sich ein Fahrgast nicht von der Sitzfläche löst, wobei der Sitz zumindest teilweise beschädigt wird. Diese Sitze haben jedoch den Nachteil, dass sie nach einem Unfall nicht oder nur mit einem sehr hohen Aufwand reparierbar sind.
Aufgabe der Erfindung ist ein Sitz, der nach einem Unfall einfach und schnell instandgesetzt werden kann und der für den Fahrgast, insbesondere bei einem Unfall, größtmögliche Sicherheit bietet.
Die Aufgabe wird gelöst mit einem Sitz, insbesondere für ein Fahrzeug, mit einer im wesentlichen vertikal angeordneten Sitzlehne und einer im wesentlichen horizontal angeordneten Sitzfläche, der eine Verstellvorrichtung zum Verstellen der relativen Position der Sitzlehne zur Sitzfläche aufweist, wobei die Verstellvorrichtung ein Solldeformationsmittel aufweist, das die bei einem Unfall auftretenden Kräfte zumindest teilweise aufnimmt.
Ein Solldeformationsmittel im Sinne der Erfindung ist ein Mittel, das sich aufgrund seiner geometrischen Abmessungen und/oder aufgrund des Materials, bei einem Unfall vorzugsweise gezielt verformt und/oder reißt, während Bauteile, die mit dem Mittel direkt und/oder indirekt verbunden sind vorzugsweise weitestgehend unbeschädigt bleiben. Ganz besonders bevorzugt bricht das Solldeformationsmittel bei einem Unfall nicht vollständig. Da das Solldeformationsmittel die bei einem Unfall auftretende Aufprallenergie zumindest teilweise aufnimmt, sind andere Bauteile des
Sitzes entlastet und werden geringer oder gar nicht beschädigt, so dass nach einem Unfall weniger Bauteile ausgetauscht werden müssen und die Instandhaltung daher kostengünstiger und schneller durchführbar ist. Vorzugsweise ist auch die Belastung für den Fahrgast bei Verwendung einer Verstellvorrichtung mit einem Solldeformationsmittel geringer, da das Solldeformationsmittel die auftretenden Kräfte zumindest teilweise aufnimmt, so dass die Verletzungsgefahr für einen Fahrgast verringert ist.
Vorzugsweise ist das Solldeformationsmittel so angeordnet, dass der bei einem Unfall auftretende Impuls und damit die Insassenbelastung in einer bestimmten Richtung gedämpt wird, während in mindestens einer anderen Richtung die Steifigkeit möglichst vollständig erhalten bleibt. Bei einem Autositz wird so vorzugsweise ein nach hinten (in Richtung des Kofferraums) gerichteter Impuls gedämpft. Besonders bevorzugt weist der Lehnenversteller (Recliner) eines Autositzes demnach eine gezielte, gewollte Nachgiebigkeit auf, um den Crash-Impuls und die dabei auftretende Insassenbelastung zu reduzieren.
Vorzugsweise ist das Solldeformationsmittel austauschbar angeordnet. Besonders bevorzugt ist es leicht zugänglich angeordnet. Die Anordnung des Solldeformationsmittels im Lehnenquerträger erfolgt vorzugsweise so, dass sein Einbau bzw. Austausch einfach ist, so dass sowohl die Montage als auch die Instandsetzung des Sitzes einfach, schnell und kostengünstig durchführbar sind.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Solldeformationsmittel plastisch verformbar und reißt und/oder bricht es bei Belastung vorzugsweise nicht. Alternativ ist auch eine Ausführungsform des Solldeformationsmittels möglich, bei der das Solldeformationsmittel in Abhängigkeit von der Belastung gezielt reißt oder bricht, wobei beispielsweise ein Verbund, der mit dem Solldeformationsmittel realisiert wird, nicht vollständig zerstört werden sollte.
Bevorzugt wirkt das Solldeformationsmittel mit einem Gegenmittel zusammen, das bei einem Unfall nicht beschädigt wird. Durch die Wahl der geometrischen Abmessungen und/oder das Material des Gegenmittels und der Anordnung des Gegenmittels relativ zum Solldeformationsmittel werden die bei einem Unfall
auftretenden Kräfte auf im wesentlichen vorbestimmte Art und Weise in das Solldeformationsmittel übertragen und dort vorzugsweise absorbiert. Das Solldeformationsmittel sowie das Gegenmittel Bauteile können Teile einer herkömmlichen Lehnenverstellvorrichtung sein, die so dimensioniert und angeordnet sind, dass sie bei Belastung als Solldeformationsmittel bzw. Gegenmittel wirken.
Vorzugsweise ist bei einem Unfall die relative Position der Sitzlehne zur Sitzfläche durch die Deformation des Solldeformationsmittels veränderbar. Die durch die Veränderung der relativen Position der Sitzlehne zur Sitzfläche verursachte veränderte Sitzposition des Fahrgastes bietet dem Fahrgast eine verbesserte Sicherheit.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Solldeformationsmittel Teil einer Lehenverstellvorrichtung, die einen Lehnenversteller sowie ein Seitenbauteil aufweist. Vorzugsweise ist das Solldeformationsmittel und/oder das Gegenmittel im Lehnenversteller und/oder im Seitenbauteil angeordnet. Für die Realisierung der Verstellvorrichtung bieten sich dadurch vielfältige Möglichkeiten zur Wahl und Anordnung des Solldeformationsmittels und/oder des Gegenmittels.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Solldeformationsmittel im wesentlichen bolzen- und/oder schraubenförmig und wirkt besonders bevorzugt mit einer Aussparung und/oder einem Gewinde, die den Bolzen und/oder die Schraube teilweise aufnimmt form- und/oder kraftschlüssig zusammen. Ein im wesentlichen bolzenförmiges Bauteil im Sinne der Erfindung ist ein Zylinder beliebigen Querschnitts, ein Rohr beliebigen Querschnitts. Sowohl für das Solldeformationsmittel als auch für das Gegenmittel können herkömmliche Bauteile und Herstellungsverfahren verwendet werden. Daher ist die Ausführung der Verstellvorrichtung mit einem Solldeformationsmittel kostengünstig und einfach realisierbar.
Weiterhin bevorzugt ist das Solldeformationsmittel eine Aussparung in einem Bauteil, die beispielsweise mit einem Bolzen oder einer Schraube zusammenwirkt und die sich bei einem Unfall verformt und/oder zumindest teilweise einreißt. Beispielsweise weist die Bohrung mindestens eine Kerbe auf.
Der erfindungsgemäße Sitz mit einem Lehnenverstelier, der ein Solldeformationsmittel aufweist, ermöglicht eine einfache, schnelle und kostengünstige Montage und Instandhaltung. Er bietet dem Fahrgast vorzugsweise verbesserte Sicherheit, da die bei einem Unfall auftretenden Kräfte zumindest teilweise vom Solldeformationsmittel aufgenommen werden, wodurch die Belastung für den Fahrgast verringert ist. Außerdem verändert sich durch die Verformung des Solldeformationsmittels vorzugsweise die relative Position der Sitzlehne zur Sitzfläche gezielt in eine bzgl. der Sicherheit für den Fahrgast günstigere Position.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Instandsetzung eines erfindungsgemäßen Sitzes, wobei das Solldeformationsmittel entfernt wird, der Sitz in eine Initialstellung gebracht wird, und das Solldeformationsmittel ersetzt wird. Das Verfahren ist einfach, schnell und kostengünstig durchführbar.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der Figuren 1 - 4 erläutert. Die Erläuterungen sind lediglich beispielhaft und schränken den allgemeinen Erfindungsgedanken nicht ein.
Figur 1 zeigt schematisch und explosionsartig eine Verstellvorrichtung eines erfindungsgemäßen Sitzes.
Figur 2 zeigt die Seitenbauteile der Verstellvorrichtung aus Figur 1in einem Querschnitt.
Figur 3 zeigt schematisch und explosionsartig eine weitere Ausführungsform einer Verstellvorrichtung eines erfindungsgemäßen Sitzes.
Figur 4 zeigt schematisch einen erfindungsgemäßen Sitz.
Figur 1 zeigt schematisch und explosionsartig eine Verstellvorrichtung 4 eines erfindungsgemäßen Sitzes (nicht dargestellt). Mit der Verstellvorrichtung kann beispielsweise die Neigung der Sitzlehne zur Sitzfläche verändert werden. Die
Verstellvorrichtung 4 weist einen Lehnenversteller 13 sowie ein erstes Seitenbauteil 71 und ein zweites Seitenbauteil 72 auf. Der Lehnenversteller 13 ist zwischen den Seitenbauteilen 71 , 72 vorgesehen. Der Lehnenversteller 13 weist einen Lehnenträger 133, an dem die Sitzlehne 2 (s. Figur 4) angeordnet ist, und einen Sitzträger 131 , an dem die Sitzfläche 3 (s. Figur 4) angeordnet ist, auf, deren relative Position zueinander mittels einem Gelenk 132 verstellbar ist, so dass die Position der Sitzlehne 2 relativ zur Sitzfläche 3 durch Verstellen, insbesondere durch Drehen, des Gelenkes 132 verstellbar ist. Zur Befestigung der Sitzlehne 2 am Lehnenträger 133 sind in der hier dargestellten Ausführungsform Bohrungen 9 vorgesehen. Zur Befestigung der Seitenbauteile 71 , 72 mit dem Sitzträger 131 weist der Sitzträger 131 sowie das erste Seitenbauteil 71 Bohrungen 9, 91 auf. Das zweite Seitenbauteil 72 weist Muttern 10, 101 auf. Die Bohrungen 9, 91 des ersten Seitenbauteils 71 sowie die Muttern 10, 101 des zweiten Seitenbauteils 72 sind in vorzugsweise austauschbaren Einsätzen 15 vorgesehen. Durch die Bohrungen 9, 91 des ersten Seitenbauteils 71 und des Sitzträgers 131 des Lehnenverstellers 13 sind Schrauben 8, 81 geführt und mit den Muttern 10, 101 des zweiten Seitenbauteils 72 verschraubt. Das zweite Seitenbauten 72 weist ein Langloch 11 auf, das in unmittelbarer Nähe einer Mutter 101 , vorzugsweise innerhalb des austauschbaren Einsatzes 15 angeordnet ist. Das Solldeformationsmittel 5 ist daher im zweiten Seitenbauteil 72 durch das Langloch 1 1 und/oder die Mutter 101 - gebildet. Das erste Seitenbauteil 71 weist eine Bohrung 91 mit einer Kerbe auf, die als Solldeformationsmittel 5 wirken. In dieser Ausführungsform bildet die Schraube 81 , die durch die als Solldeformationsmittel 5 wirkende Bohrung 91 des ersten Seitenbauteils 71 , eine Bohrung 9 des Lehnenverstellers 13 und die als Solldeformationsmittel 5 wirkende Mutter 101/Langloch 1 1 -Kombination des zweiten Seitenbauteils 72 geführt ist, das Gegenmittel 6. Die als Solldeformationsmittel 5 wirkenden Bohrung 91 des ersten Seitenbauteils 71 sowie die als Solldeformationsmittel 5 wirkende Mutter 101 und das Langloch 11 sind in dieser Ausführungsform so angeordnet, dass bei Belastung der Sitzlehne 2, insbesondere bei einem Unfall, die Bohrung 91 sowie im wesentlichen der unmittelbare Bereich zwischen der Mutter 101 und dem Langloch 11 verformt werden oder gezielt einreißen. Dabei sind die Einsätze 15 vorzugsweise so dimensioniert, dass die Seitenbauteile 71, 72 nicht verformt werden. Die Belastungsrichtung bei einem Unfall ist durch einen Pfeil 14 angedeutet. Durch die Verformung wird die Position der Sitzlehne 2 relativ zur Sitzfläche 3 verstellt. Die
Solldeformationsmittel 5 nehmen bei der Verformung die bei einem Unfall auftretenden Kräfte zumindest teilweise auf, so dass die Belastung eines Fahrgastes, im wesentlichen in Belastungsrichtung, verringert ist.
Figur 2 zeigt die Seitenbauteile 71 , 72 der Verstellvorrichtung 4 aus Figur 1 in einem Querschnitt. Die Seitenteile 71 , 72 sind bevorzugt miteinander verschweißt.
Figur 3 zeigt schematisch und explosionsartig eine weitere Ausführungsform einer Verstellvorrichtung 4 eines erfindungsgemäßen Sitzes 1. Die Verstellvorrichtung 4 weist den Lehnenversteller 13 sowie das erste Seitenbauteil 71 auf, wobei das andere Seitenbauteil nicht dargestellt ist. Der Lehnenversteller 13 - hier ein Lehnenversteller 13 mit Adaptionsteilen - weist den Sitzträger 131 und den Lehnenträger 133 auf, die mittels dem Gelenk 132 miteinander verbunden sind. Zur Verbindung des Lehnenverstellers 13 mit dem ersten Seitenbauteil 71 weist der Lehnenversteller 13 Bohrungen 9, 91 auf und das erste Seitenbauteil 71 weist Durchzüge 12, 121 auf, durch die Schrauben 8, hier bevorzugt selbstschneidende Schrauben 8 geführt sind. Im unmittelbaren Bereich eines der Durchzüge 121 des ersten Seitenbauteils 71 weist das erste Seitenbauteil 71 ein Langloch 11 auf, das zusammen mit dem Durchzug 121 als Solldeformationsmittel 5 wirkt. Die Bohrung 91 des Sitzträgers 131 , durch die dieselbe Schraube 8 (hier nicht eingezeichnet) geführt ist, wie durch den als Solldeformationsmittel 5 wirkenden Durchzug 121 , ist im wesentlichen kreisförmig und mit einer Kerbe ausgeführt und wirkt ebenfalls als Solldeformationsmittel 5. Auch in dieser Ausführungsform verformen sich bei Belastung der Sitzlehne 2 (s. Figur 4) bei einem .Unfall die Bohrung 91 sowie im wesentlichen der unmittelbare Bereich zwischen der Mutter 101 und dem Langloch 1 1. Die Belastungsrichtung ist durch den Pfeil 14 angedeutet. Durch die Verformung wird die Position der Sitzlehne 2 (s. Figur 4) relativ zur Sitzfläche 3 (s. Figur 4) verstellt.
Die Verwendung von Schweißmuttern anstelle von Durchzügen 12, 121 im ersten Seitenbauteil 71 ist ebenfalls möglich.
Figur 4 zeigt schematisch einen erfindungsgemäßen Sitz 1. Der Sitz 1 weist eine im wesentlichen vertikal angeordnete Sitzlehne 2 und eine im wesentlichen horizontal
angeordnete Sitzfläche 3 auf, die mittels einem Lehnenversteller 4 relativ zueinander verstellbar sind.
In einer weiteren nicht dargestellten Ausführungsform kann eine Aussparung, beispielsweise eine Bohrung 9, 91 beliebigen Querschnitts, auch als Gegenmittel 6 wirken. Dann ist das Solldeformationsmittel 5 beispielsweise ein Rohr beliebigen Querschnitts oder eine Schraube 8, die beispielsweise innen hohl ist. Das Rohr oder die Schraube, die beispielsweise die Seitenbauteile miteinander verbinden und durch den Lehnenversteller hindurch geführt wird, wird verformt, während die Aussparung im wesentlichen unverformt bleibt.
Der Fachmann erkennt, dass das Solldeformationsmittel auch eine Kombination der oben genannten Solldeformationsmittel sein kann. Des weiteren erkennt der Fachmann, dass die Solldeformationsmittel z. B. 5, 1 1 oder 91 eine gewollte Nachgiebigkeit zur Reduzierung des Crashimpulses und damit der Insassenbelastung darstellen können. Bei den vorliegenden Beispielen kann insbesondere eine Belastung in der durch den Pfeil 14 gekennzeichneten Richtung vermindert werden.
Der erfindungsgemäße Sitz kann in beliebigen Fahrzeugtypen verwendet werden, beispielsweise in Kraftfahrzeugen, Flugzeugen oder Schiffen.
Bezugszelchenllste:
1 Sitz
2 Sitzlehne
3 Sitzfläche
4 Verstellvorrichtung
5 Solldeformationsmittel
6 Gegenmittel
71 Erstes Seitenbauteil
72 Zweites Seitenbauteil
8, 81 Bolzen oder Schraube
9, 91 Bohrung
10,101 Mutter
1 1 Langloch
12, 121 Durchzug oder Schweißmutter
13 Lehnenversteller
131 Sitzträger
132 Gelenk
133 Lehnenträger
14 Belastungsrichtung
15 Einsatz