Aminoplastharz für die Herstellung von Bindemitteln
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Aminoplastharz, erhältlich durch Umsetzung von
(a) 1 mol Melamin mit
(b) wässriger Formaldehyd-Lösung, wässriger Formaldehyd-Harnstoff-Lösung und/oder wässriger Formaldehyd-Harnstoff-Vorkondensat-Lösung mit einem pH- Wert von 3 bis 6, wobei die Komponente (b) 2,5 bis 17 mol Formaldehyd enthält
(c) 0 bis 0,5 mol einer aromatischen oder teilaromatischen Hydroxykomponente und
(d) 0 bis 0,1 mol einer weiteren aminoplastbildenden Komponente
in einem wässrigen Medium bei pH-Werten von 6 bis 9 und Temperaturen von 50 bis 100°C bis die Viskosität des resultierenden Aminoplastharzes einen Wert von 10 bis 2000 mPas erreicht hat.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung solcher Aminoplastharze, eine Mischung aus den Aminoplastharzen mit Harnstoff und/oder Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten und/oder Phenol-Formaldehyd-Kondensationsprodukten, deren Herstellung und die Verwendung dieser Mischung als Bindemittel, sowie lignocellulosehaltige Formkörper, die dieses Bindemittel enthalten.
Bindemittel auf Basis von wässerigen Aminoplastharzen aus Harnstoff und Formaldehyd, die für die Verleimung von zerkleinertem Holz, z.B. Holzspänen und Holzfasern, zu den entsprechenden Holzwerkstoffen, also z.B. Holzspanplatten bzw. Holzfaserplatten, geeignet sind, sind allgemein bekannt (vgl. Ulimanns Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 7, S. 413 bis 422).
Die Aminoplastharze sollen gute Verarbeitungseigenschaften aufweisen, sowie die wirtschaftliche Herstellung von Holzwerkstoffen mit guten Gebrauchseigenschaften ermöglichen.
Eine wichtige Verarbeitungseigenschaft ist eine hohe Reaktivität, damit kurze Arbeitszyklen, insbesondere kurze Presszeiten, ausreichen, um Holz oder Holzpartikel, die mit den Aminoharzen beleimt sind, zu qualitativ hochwertigen Holzwerkstoffen zu verarbeiten. Die zu verleimenden Späne oder Fasern weisen häufig eine variierende Feuchte auf, wobei der Feuchtigkeitsgehalt inklusive Leim typischerweise bei 5 bis 15 % liegt. Das Bindemittel soll somit vorteilhaft in dem gesamten Feuchtigkeitsbereich einsetzbar sein und die Qualität der Verleimung soll über den gesamten Feuchtigkeitsbereich konstant sein. Außerdem sollen die Leimharze über eine längere Zeit hinweg lagerbar sein, ohne ihre Eigenschaften zu verändern.
Holzwerkstoffe mit guten mechanischen Eigenschaften und insbesondere guter Wasserfestigkeit lassen sich aus solchen Aminoplastharzen erhalten, bei deren Herstellung neben Formaldehyd und Harnstoff zusätzlich Melamin oder Phenol eingesetzt wurde, wobei die melaminhaltigen Aminoplastharze (MUF-Harze) gegenüber den phenolhalti- gen den Vorteil besitzen, dass die Melaminharz-Leimfugen oder die aus Melaminharz hergestellten Holzwerkstoffe einen helleren Farbton aufweisen.
Aus der DE-A 3442454 sind Mischungen von wässerigen MUF-Harzen und Harnstoff bekannt. Die MUF-Harze werden hergestellt, indem man eine Mischung aus Formaldehyd, Harnstoff und Melamin, in welche der Formaldehyd teilweise oder vollständig in Form einer konzentrierten wässerigen Lösung mit Harnstoff eingebracht wurde, unter schwach basischen Bedingungen kondensiert. Es wird empfohlen, diesen Harzen bis zu ca. 50 % des Harnstoffs, bezogen auf die Gesamtmenge an Harnstoff, nach der Kondensation zuzusetzen.
Die EP-A 740 673 beschreibt Bindemittel aus Harnstoff und wässrigen Kondensationsprodukten aus Melamin, Formaldehyd und ggf. Harnstoff. Die Kondensationsprodukte werden durch Umsetzung von 1 mol Melamin mit 3 bis 11 mol Formaldehyd, bis zu 0,5 mol Phenol und bis zu 0,1 mol weiterer aminoplastbildender Komponenten in wäss- rigem Medium bei pH-Werten von 7,5 bis 10 und Temperaturen von 50 bis 100°C hergestellt. 25 % von 0,8 bis 13 mol Harnstoff können gegebenenfalls bereits bei der Herstellung des Kondensationsproduktes zugegeben werden. Der restliche Harnstoff wird nach Beendigung der Kondensation der Harze mit diesen vermischt.
Die EP-A 913411 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von wässrigen Aminoplastharzen auf der Basis von Harnstoff, Formaldehyd und Melamin, in dem ein Gemisch aus Harnstoff, Formaldehyd und Melamin mit einem Molverhältnis des Formaldehyds zu den NH2-Gruppen von 0,85 bis 1,15 bis zu 15 Minuten auf Rückflusstemperatur bei pH-Werten von 7 bis 8,5 gehalten wird. Die erste Kondensation wird bei einem pH-Wert von 5 bis 6,5 und einer Temperatur von 70 bis 100°C bis zu einer gewissen Viskosität durchgeführt. Der zweite Kondensationsschritt wird bei einem pH-Wert von 7 bis 8 und einer Temperatur von 60 bis 80°C unter Zugabe von Harnstoff, Formaldehyd und Melamin durchgeführt, so dass das Molverhältnis des Formaldehyds zu den NH2- Gruppen von 0,6 bis 0,9 beträgt.
Alle bekannten Harze lassen aber in Bezug der Verwendbarkeit als Bindemittel insofern noch Verbesserungen zu, als sie den Forderungen nach hoher Reaktivität, Un- empfindlichkeit gegenüber Feuchteschwankungen der Holzspäne oder Fasern und guter Lagerstabilität jeweils nur bedingt entsprechen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, verbesserte als Bindemittel geeignete wässrige Aminoplastharze auf Basis von Melamin, Harnstoff und Formaldehyd zu finden.
Demgemäss wurden die eingangs definierten Aminoplastharze gefunden.
Die wässrigen erfindungsgemäßen Aminoplastharze werden vorteilhaft durch Umsetzung von
(a) 1 mol Melamin mit
(b) wässriger Formaldehyd-Lösung, wässriger Formaldehyd-Harnstoff-Lösung und/oder wässriger Formaldehyd-Harnstoff-Vorkondensat-Lösung mit einem pH- Wert von 3 bis 6, wobei die Komponente (b) 2,5 bis 17 mol Formaldehyd enthält, vorzugsweise 3 bis 10 mol, besonders bevorzugt 3,5 bis 8 mol,
(c) 0 bis 0,5 mol, bevorzugt 0 bis 0,25, einer aromatischen oder teilaromatischen Hydroxykomponente und
(d) 0 bis 0,1 mol, bevorzugt 0 bis 0,05, einer weiteren aminoplastbildenden Komponente
erhalten.
Der pH-Wert der wässrigen Formaldehyd-Lösung, wässrigen Formaldehyd-Harnstoff- Lösung und/oder wässrigen Formaldehyd-Harnstoff-Vorkondensat-Lösung liegt vor der Zugabe des Melamins vorteilhaft bei 4 bis 5,5, insbesondere bei 4,5 bis 5,0.
Zur Einstellung der pH-Werte können die allgemein üblichen alkalischen Verbindungen, wie Alkali- und Erdalkalihydroxide in Form ihrer wässrigen Lösungen, tertiäre Amine wie zum Beispiel Tributylamin oderTriethylamin, und tertiäre Alkanolamine, wie z.B. Triethanolamin, Methyldiethanolamin bzw. organische Säuren, wie Ameisensäure, oder anorganische Säuren, wie Salpetersäure, Schwefelsäure, verwendet werden.
Melamin wird üblicherweise in fester Form eingesetzt. Formaldehyd kommt üblicherweise in Form konzentrierter wässriger Lösungen, beispielsweise als 30 bis 60 gewichtsprozentige wässrige Lösung, bevorzugt als 45 bis 55%ige Lösung, zum Einsatz.
Bei Verwendung von Harnstoff in der Komponente (b) kann dieser in Form einer konzentrierten wässrigen Lösung von Formaldehyd und Harnstoff eingesetzt werden. Die Konzentration dieser Lösung beträgt vorteilhaft 50 bis 80 Gew.-% und das Gewichtsverhältnis Harnstoff zu Formaldehyd liegt bevorzugt zwischen 10:90 und 70:30, insbesondere zwischen 20:80 und 55:45, besonders bevorzugt zwischen 30:70 und 50:50. Diese Lösung kann in geringen Mengen Additions- und niedermolekulare Kondensationsprodukte von Harnstoff und Formaldehyd enthalten.
Ferner kann eine wässrige Formaldehyd-Hamstoff-Vorkondensat-Lösung verwendet werden, die durch Umsetzung von Harnstoff und Formaldehyd bei einem pH-Wert größer als 7 hergestellt wurde. Das Gewichtsverhältnis von Harnstoff zu Formaldehyd liegt vorteilhaft zwischen 10:90 und 70:30, bevorzugt zwischen 20:80 und 55:45, insbesondere zwischen 30:70 und 50:50. Die Konzentration der wässrigen Formaldehyd- Harnstoff-Vorkondensat-Lösung beträgt bevorzugt 50 bis 80%.
Bevorzugt wird Harnstoff bei der Herstellung des Aminoplastharzes in einer Menge von bis zu 3 mol pro mol Melamin, insbesondere von 0,1 bis 1 mol verwendet.
Unter Verwendung einer wässrigen Formaldehyd-Harnstoff-Lösung und/oder wässrigen Formaldehyd-Harnstoff-Vorkondensat-Lösung weist das Reaktionsgemisch For- maldehyd/Hamstoff/Melamin ein Verhältnis von
(Formaldehyd [mol] - 2x Harnstoff [mol]) : Melamin [mol])
von vorteilhaft 2 bis 10, bevorzugt 2,5 bis 8, insbesondere 3 bis 6, auf.
Als aromatische oder teilaromatische Hydroxykomponente (c) kommen vor allem ein- oder mehrwertige Phenole in Betracht, beispielsweise Resorcin, Hydrochinon oder vorzugsweise Phenol, ebenso wie mehrkernige Verbindungen wie beispielsweise α- oder ß-Naphthol oder teilaromatische Dihydroxyverbindungen wie 2,2-Bis(4-hydroxy- phenyl)-propan (Bisphenol A), 1,1-Bis-(4-hydroxyphenyl)-ethan oder 1,1 -Bis-(4- hydroxyphenyl)-isobutan. Phenol wird vorzugsweise in Form von Phenol-Formaldehyd-Vorkondensaten, welche beispielsweise nach der DE-A 31 25874 erhalten werden können, zugegeben oder aber auch in freier Form.
Als aminoplastbildende Komponenten (d) können modifizierte Harnstoffe wie Ethylen- hamstoff, Ethylendihamstoff oder Dipropylentriharnstoff, oder Guanamine wie Benzo- guanamin oder Amide wie Caprolactam bei der Herstellung der Aminoplastharze zugegeben werden.
Die Umsetzung wird vorteilhafterweise so durchgeführt, dass man zu einer Formaldehyd-Lösung, einer Lösung aus Formaldehyd und Harnstoff und/oder einer Formalde- hyd-Harnstoff- Vorkondensat-Lösung, enthaltend 2,5 bis 17 mol wässrigen Formaldehyd mit einem pH-Wert von 3 bis 6, 1 mol Melamin, 0 bis 0,5 mol der Komponente (c) und 0 bis 0,1 mol der Komponente (d) bei einer Temperatur von 20 bis 60°C gibt, mischt und auf eine Temperatur zwischen 60 und 100°C, bevorzugt auf 70 bis 85°C erhitzt. Der pH-Wert steigt bei der Zugabe von Melamin und gegebenenfalls Harnstoff und sollte für die Reaktion zwischen 6 und 9, bevorzugt zwischen 6,5 und 8, besonders bevorzugt zwischen 7 und 7,5, liegen. Unter diesen Bedingungen wird solange kon-
densiert, bis die Viskosität des resultierenden Aminoplastharzes 10 und 2000 mPas (bei einer Temperatur von 20°C), bevorzugt 50 bis 1000 mPas, insbesondere 100 bis 500 mPas, beträgt. Die Viskosität wird beispielsweise mit einem Platte-Platte- Viskosimeter gemessen. Bei gewünschter Viskosität wird der pH-Wert in der Regel auf 8 bis 10 eingestellt und gegebenenfalls wird bei 80 bis 100°C weiterkondensiert bis eine Viskosität von 200 bis 2000 mPas erreicht ist.
Weiterhin wurde eine Mischung aus dem erfindungsgemäßen Aminoplastharz und 0,5 bis 30 mol Harnstoff pro 1 mol Melamin in dem Aminoplastharz gefunden.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mischung wird das erfindungsgemäße Aminoplastharz (Komponente A) mit Harnstoff (Komponente B) in einer Menge von 0,5 bis 30 mol Harnstoff, bevorzugt 0,5 bis 13 mol, insbesondere 1,0 bis 8 mol, besonders bevorzugt 1,0 bis 4,0 mol Harnstoff, pro mol Melamin, vermischt. Die Gesamtmenge an Harnstoff in der erfindungsgemäßen Mischung (Komponente (A) und (B)), d.h. die Summe aus dem bereits bei der Aminoplastharzherstellung zugegebenen Harnstoff und dem zugemischten Harnstoff nach Herstellung des Aminoplastharzes, sollte vorteilhaft 30 mol Harnstoff pro mol Melamin nicht überschreiten. Die Gesamtmenge an Harnstoff beträgt bevorzugt 0,5 bis 13 mol, insbesondere 1,0 bis 8 mol, pro mol Melamin. Die Zugabe des Harnstoffs erfolgt vorzugsweise in fester Form oder auch in wässriger Lösung mit einer bevorzugten Konzentration von 40 bis 70 Gew.-%.
Das Vermischen kann beispielsweise erfolgen, in dem man den Harnstoff unter das Harz mischt oder auch das Harz in eine Harnstofflösung einrührt. Die Vermischung der beiden Komponenten kann bei Raumtemperatur erfolgen oder auch in der Weise, dass das noch bis zu 80°C warme Harz mit dem Harnstoff vermischt wird. Danach kann die erfindungsgemäße Mischung auf Raumtemperatur abgekühlt werden. Der pH-Wert der abgekühlten Mischung wird bevorzugt auf einen pH-Wert zwischen 8,0 und 10,0 eingestellt.
Bevorzugt wird die erfmdungsgemäße Mischung hergestellt, in dem bis zu 3 mol Harnstoff, bevorzugt 0,1 bis 1 mol, bei der Herstellung des Aminoplastharzes eingesetzt werden und das resultierende Aminoplastharz mit weiteren 0,3 bis 7 mol Harnstoff pro mol Melamin, bevorzugt 1 bis 5, abgemischt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird üblicherweise so durchgeführt, dass der Feststoffgehalt der Aminoplastharze 50 bis 70 Gew.-% bezogen auf die wässrige Harzmischung beträgt. Es ist jedoch auch möglich, den Feststoffgehalt durch das Abdestillie- ren von Wasser bei 30 bis 60°C unter vermindertem Druck bis zu einem Gehalt von 60 bis 80 Gew.-% zu erhöhen.
Die erfindungsgemäße Mischung oder das erfindungsgemäße Aminoplastharz können gegebenenfalls ferner mit Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukte, die ein Gewichtsverhältnis Formaldehyd zu Harnstoff von 2:1 bis 0,85:1 aufweisen, und/oder mit Phenol-Formaldehyd-Kondensationsprodukten, die ein Gewichtsverhältnis von Phenol zu Formaldehyd von 30:70 bis 80:20 aufweisen, abgemischt werden. Der Feststoffge- halt des Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsproduktes und des Phenol-Formaldehyd-Kondensationsproduktes beträgt 50 bis 80%. Die Abmischung erfolgt mit Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten vorteilhaft in einem Gewichtsverhältnis von erfindungsgemäßem Aminoplastharz oder erfindungsgemäßer Mischung zu Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukten von 99:1 bis 10:90, insbesondere 95:5 bis 50:50. Die Abmischung mit Phenol-Formaldehyd-Kondensationsprodukten erfolgt in der Regel in einem Verhältnis von Aminoplastharz oder Mischung zu Phenol-Formaldehyd-Kondensationsprodukten von 99:1 bis 70:30, insbesondere 98:2 bis 80:20.
Weitere Additive können in Mengen von bis zu 10 Gew.-% in diese Harze eingearbeitet werden. Dabei kann es sich z.B. um Alkohole wie Ethylenglykol, Diethylenglykol oder Saccharide handeln. Ebenso können wasserlösliche Polymere auf der Basis Acrylamid, Ethylenoxid, N-Vinylpyrrolidon, Vinylacetat sowie Copolymere mit diesen Monomeren eingesetzt werden. Den Harzen können Füllstoffe zugesetzt werden, wie beispielsweise Cellu losefasern. Außerdem können sie Carbonate enthalten.
Um die Wasserverdünnbarkeit der Mischungen zu verbessern, können Sulfite, Disulfite und Hydrogensulfite eingesetzt werden, die als Kationen bevorzugt Alkalimetalle und das Ammoniumion enthalten. Diese werden vorzugsweise in einer Menge von 0,05 bis 1 ,0 Gew.-% bezogen auf das Gewicht des flüssigen Harzes eingesetzt.
Die erfindungsgemäßen Mischungen sind im allgemeinen mehrere Wochen bei 20°C lagerstabil.
Die erfindungsgemäßen Mischungen eignen sich hervorragend als Bindemittel, insbesondere zur Herstellung lignocellulosehaltiger Formkörper wie zum Beispiel Spanplatten, Faserplatten oder OSB-Platten (Oriented Strand Board), und außerdem eignen sich die erfindungsgemäßen Mischungen zur flächigen Verleimung von Holz, wie z.B. zur Herstellung von Sperrholz, Einschicht- und Mehrschichtplatten und Brettschichtholz.
Die Reaktivität der Bindemittelmischungen beim Aushärten kann dadurch erhöht werden, dass ihnen unmittelbar vor der Verarbeitung zusätzlich ein Härter wie beispielsweise Ammoniumsalze wie Ammoniumchlorid, Ammoniumsulfat, Ammoniumnitrat, Ammoniumphosphate, Carbonsäuren wie Ameisensäure und Oxalsäure, Lewis-Säuren wie Aluminiumchlorid, saure Salze wie Aluminiumsulfat oder Mineralsäuren wie Schwefelsäure zugesetzt werden. Die Härter können mit dem wässrigen Bindemittel ver-
mischt ("Leimflotte") und dann beispielsweise auf Späne gesprüht oder die Härter können getrennt vom Bindemittel auf das Substrat aufgetragen werden.
Die erfindungsgemäßen lignocellulosehaltigen Förmkörper, z.B. Spanplatten, OSB- Platten oder Mitteldichte Faserplatten (MDF), lassen sich beispielsweise herstellen, indem man 5 bis 30 Gew.-% Festharz, bezogen auf lignocellulosisches Material bei Pressentemperaturen von 120 bis 250°C unter Druck verpresst. Zusätzlich können Härter, wie oben beschrieben, mitverwendet werden. Unter diesen Bedingungen härtet das Aminoplastharz rasch aus und man erhält Holzwerkstoffe mit guten mechanischen Eigenschaften, die weitgehend unempfindlich gegenüber Feuchtigkeitseinflüssen sind.
Vorteilhaft an den erfindungsgemäßen wässrigen Mischungen ist neben der einfachen Herstellweise, dass gegenüber herkömmlichen Harzen vergleichbarer Zusammensetzung eine Verbesserung der verarbeitungstechnischen Eigenschaften erzielt wird, insbesondere zeichnen sich die erfindungsgemäßen Mischungen durch niedrige Gelierzeiten, hohe Reaktivitäten, d.h. niedrige Onset-Temperatur im DSC (Differential Scan- ning Calorimetry) und niedrige Presszeiten, sowie durch eine niedrige Formaldehydemission aus.
Beispiele:
Beispiel A (erfindungsgemäß)
In einem Reaktor wurden 185 g einer 40 prozentigen Formaldehydlösung und 135 g eines Formaldehyd-Harnstoff-Vorkondensat mit einem Gewichtsverhältnis von Harnstoff zu Formaldehyd von 33:67 vorgelegt. Bei einem pH-Wert von 4,6 wurden 135 g Melamin zugegeben. Es wurde auf 75 °C erwärmt, wobei der pH-Wert auf 7,5 stieg. Diese Reaktionsbedingungen wurden 20 Minuten gehalten, danach wurde der pH-Wert auf 9,5 gestellt und es wurde bei 90 °C für 70 Minuten weiterkondensiert. Danach wurde das erhaltende Aminoplastharz mit 144 g Harnstoff abgemischt.
Beispiel B (Vergleichsbeispiel):
In einem Reaktor wurden 185 g einer 40 prozentigen Formaldehydlösung und 135 g eines Formaldehyd-Harnstoff-Vorkondensat mit einem Gewichtsverhältnis von Harnstoff zu Formaldehyd von 33:67 vorgelegt. Bei einem pH-Wert von 9,5 wurden 135 g Melamin zugegeben. Es wurde auf 86 °C erwärmt, wobei der pH-Wert auf 9,7 stieg. Bei 90 °C wurde für 90 min kondensiert. Danach wurde das erhaltende Aminoplastharz mit 144 g Harnstoff abgemischt.
Mit den Harzen aus Beispiel A und B wurden Spanplatten-Prüfkörper wie folgt hergestellt:
Späne mit einer Feuchte von ca. 4 Gew.-% wurden in einem Mischer mit einer 48 gewichtsprozentigen Leimflotte (1,2 Gew.-% Ammoniumnitrat bezogen auf Feststoff
Leim) beleimt. Die beleimten Späne wurden in eine Form geschüttet. Diese Form war so gestaltet, dass mit einem Pressvorgang 16 Prüfkörper (50 x 50 x 19 mm) hergestellt werden konnten. Die Späne wurden kalt vorverdichtet (40 kg/cm2). Anschließend wurde in einer Heißpresse (190°C, 154 cm2) gepresst (Dichte 650 kg/m2). Die Prüfkörper wurden unmittelbar nach dem Pressen hinsichtlich Kantenrisse untersucht. Die Min- destpresszeit war die kürzeste Zeit, bei der gerade noch keine Kanterisse auftraten. Anschließend wurden die Prüfkörper hinsichtlich Quellung (% Dickenzunahme nach 24 h Quellung in Wasser), Scherfestigkeit V20 (in N/mm2) und Perforator nach EN 120 (in mg FA / 100 g bezogen auf 6.5% Feuchte) untersucht.
a) Gelierzeit mit Ammoniumnitrathärter bei 100 °C
) Beginn der exothermen Reaktion im geschlossenen DSC-Tiegel (mit Ammoniumnitrat-Härter)