SCHNELL LOSLICHES GRANULAT VON BROMHEXIN/BROMHEXINHYDROCHLORID , VERFAHREN ZU DESSEN HERSTELLUNG SOWIE DESSEN VERWENDUNG
Die Erfindung betrifft ein schnell lösliches Granulat von Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid, ein Verfahren zu dessen Herstellung und dessen Verwendung.
Hintergrund der Erfindung
Bromhexin, genauso wie dessen Hydrochlorid, ist ein mucolytischer Wirkstoff mit dem chemischen Namen N-Cyclohexyl-N-methyl-(2-amino-3,5-dibrombenzyl)amin und der chemischen Formel:
Es ist ein cremefarbener, kristalliner Feststoff, der in Wasser mit einer Löslichkeit von lg/250 ml nur schwer löslich ist. Bromhexinhydrochlorid (Handelsname Bisolvon®) ist noch schlechter in Wasser löslich und schwer löslich in Ethanol, Methanol und Methylenchlorid. Es überrascht daher nicht, dass bekannte Bromhexin(-hydrochlorid)-haltige Arzneimittelformulierungen zum Großteil im Bereich der Darreichungsformen vertreten sind, die über längere Zeit verteilt oder zeitverzögert freigesetzt werden, wodurch eine Depot- oder Retardwirkung resultiert. Hierbei wird die Abgabe des Wirkstoffs durch Auflösung oder entsprechende Permeabilität eines aufgebrachten Films oder durch gezielt eingestellte Porosität einer Matrix, in dem der Wirkstoff fein verteilt vorliegt, gesteuert. Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid- haltige Arzneimittel mit Depotwirkung gehen zum Beispiel aus der US 4 814 176 oder der US 4 777 033 hervor.
Bekannt sind auch zahlreiche Brornhexin(-hydrochlorid)-haltige Kombinationspräparate, in denen zwei oder mehr pharmazeutisch aktive Bestandteile in der Darreichungsform zusammen vorliegen. Es sei nur beispielhaft hingewiesen auf die US 5 393 531, die eine wässerige Lösung oder Dispersion mit mindestens zwei verschiedenen pharmazeutisch aktiven Substan- zen, darunter auch Bromhexin, offenbart; die WO 9633704, in der eine Zusammensetzung von Ibuprofen und Bromhexinhydrochlorid, aber in einzelnen Körnern, beschrieben wird, oder die JP 63060926, wo Bromhexinhydrochlorid in Kombination mit einem fiebersenkenden und schmerzstillenden Mittel verabreicht wird.
Das bekannte Bisolvon®-Pulver ist zur Zeit in der Indikation chronische Bronchopneumonia und Enzootic Pneumonia für Schweine auf dem Markt. Ebenso sind diverse Zubereitungen für Human Pharmazeutika im Handel erhältlich. Insbesondere für den veterinärmedizinischen Bereich liegt es auf der Hand, dass eine Behandlung erkrankter Tiere erfolgreich über das Trinkwasser durchgeführt werden könnte. Da aber das Bisolvon®-Pulver in den erforderlichen Konzentrationen nicht in Trinkwasser löslich ist, war man bislang auf andere Darreichungsformen und Verabreichungswege angewiesen. Es wäre demnach von großem Vorteil, eine entsprechend wasserlösliche Darreichungsform zu entwickeln.
Im Stand der Technik gibt es bereits einen Vorschlag hierzu: So beschreibt die US 5 837 285 Tabletten zur oralen Verabreichung an Mensch oder Tier, die sich schnell im Mund lösen und einen pharmazeutisch aktiven Bestandteil (Arzneimittel) und einen leicht in Wasser löslichen Träger aus Xylitol in Mischung mit Lactose oder Mannitol aufweisen, wobei unter einer großen Vielzahl von möglichen Arzneimitteln auch Bromhexinhydrochlorid genannt wird. Im Gegensatz zur herkömmlichen Tablettenherstellung wird nach einem Kneten der nassen Mischung von Arzneimittel und Träger, zunächst die feuchte Mischung in Tablettenform komprimiert und die komprimierten Tabletten werden anschließend getrocknet.
Es besteht demnach ein Bedarf, für einen Wirkstoff, wie Bromhexin oder dessen Hydrochlo- rid, eine speziell maßgeschneiderte, wasserlösliche Darreichungsform zu entwickeln.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid enthaltende Darreichungform zur Verfügung zu stellen, die eine ausrei-
chende Wasserlöslichkeit aufweist, damit sich der Wirkstoff relativ rasch und vollständig freisetzen kann. Es sollte eine oral verabreichbare pharmazeutische Formulierung bereitgestellt werden. Ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen, welches die Herstellung der Formulierung in reproduzierbarer Art und Weise bei gleichblei- bend hoher Qualität und ohne hohen Kostenaufwand erlaubt.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
Die vorstehend genannte Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Hiernach wird ein schnell lösliches Granulat bereitgestellt, erhältlich durch
(a) Herstellen einer wässerigen Granulierflüssigkeit, enthaltend mindestens ein Bindemittel;
(b) Aufsprühen der in Schritt (a) erhaltenen Granulierflüssigkeit in einer Wirbelschicht im Gegenstromverfahren bei konstanter Zulufttemperatur auf einen Träger, enthaltend mindestens ein Kohlenhydrat,
wobei Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid und Citronensäure, unabhängig voneinander, in der Granulierflüssigkeit und/oder dem Träger eingesetzt werden.
Somit wird durch die erfindungsgemaße Lehre erstmalig ein wasserlösliches Granulat, insbesondere ein schnell lösliches Granulat, zur Verfügung gestellt, welches das in Wasser nur schwer lösliche Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid als Wirkstoff enthält. „Schnell lösliches Granulat" bedeutet in der vorliegenden Erfindung, dass sich das Granulat innerhalb von weni- gen Minuten vollständig in Wasser löst. In Versuchen wurde eine Auflösungszeit von weniger als 15 Minuten in einer USP Paddle Apparatur (50 UPM) im Medium Wasser (Trinkwasser, Ingelheim, üblicher pH- Wert und Härte) bei Raumtemperatur gefunden, wobei sich das Granulat vollständig auflöste und der Wirkstoff vollständig freigesetzt wurde.
Unter dem Ausdruck „Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid" soll in der vorliegenden Erfindung verstanden werden, dass entweder Bromhexin oder dessen Hydrochlorid im schnell löslichen Granulat enthalten ist. Somit enthält das erfindungsgemäße Granulat Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid als Wirkstoff, welcher der Granulierflüssigkeit und/oder dem Träger
zugesetzt wird, wobei eine Zugabe zum Träger besonders bevorzugt ist. Vorteilhafterweise wird das Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid in Schritt (a) und/oder (b) in einer Menge von 0,5 % (w/w) bis 2 % (w/w), insbesondere 0, 75 % (w/w) bis 1,25 % (w/w) eingesetzt.
Weiterhin ist ein Salzbildner in Form von Citronensäure in der Granulierflüssigkeit und/ oder dem Träger vorhanden, der besonders bevorzugt im Träger eingesetzt wird. Wenn Bromhe- xin/Bromhexinhydrochlorid ebenfalls im Träger vorhanden ist, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn eine innige physikalische Durchmischung beider Komponenten erfolgt. Besonders bevorzugt liegt die Citronensäure in Schritt (a) und/oder (b) in einem Bereich von 25 % (w/w) bis 100 % (w/w), insbesondere 37,5 % (w/w) bis 62,5 % (w/w) vor.
Im Rahmen der Erfindung ist das in der Granulierflüssigkeit enthaltene Bindemittel nicht besonders beschränkt. Es kann jedes im pharmazeutischen Bereich bekannte Bindemittel Verwendung finden. Beispielhaft seien genannt: Polyvinylpyrrolidon, Celluloseether, Gelatine, Polyvinylacetate, Acrylharze, Copolymerisate und Gemische hiervon sowie Stärke und Stärkederivate.
Unter „Celluloseether" sollen erfindungsgemäß Cellulosederivate verstanden werden, die durch partielle oder vollständige Substitution der Wasserstoffatome oder Hydroxygruppen durch Alkyl- und/oder (Ar)alkylgruppen hergestellt werden. Diese können auch weitere funktioneile Gruppen enthalten. Bekanntermaßen ist deren Löslichkeit in Wasser abhängig von Art und Anzahl der eingeführten Ethergruppen. Es sollen auch Cellulose-Mischether umfasst sein.
Besonders bevorzugte Celluloseether sind daher Methylcellulose, Propylcellulose, Hydroxye- thylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Methylhydroxyethylcellulose, Methylhydroxypropyl- cellulose, Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylethylcellulose und Hydroxypropylmethyl- cellulose. Ganz besonders bevorzugt ist Hydroxypropylmethylcellulose und Methylcellulose.
Bevorzugte Polyvinylpyrrolidone sind zum Beispiel Kollidone und PVP 25000. Bevorzugte Acrylharze sind beispielsweise Eudragit®.
Ganz besonders bevorzugt sind Celluloseether, optional im Gemisch mit Polyvinylpyrrolidon, gegebenenfalls zusammen mit einem Acrylharz und einem Polyethylenglykol.
Zweckmäßigerweise sind das oder die Bindemittel in Schritt (a) in einer Menge von 1 % (w/w) bis 6 % (w/w), insbesondere 2 % (w/w) bis 4, % (w/w), berechnet auf Trockenprodukt, vorhanden.
Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird die Granulierflüssigkeit in Form einer Lösung hergestellt, d.h. bevorzugt liegen das oder die Bindemittel in der Granulierflüs- sigkeit gelöst vor, so dass in Schritt (a) eine Granulierflüssigkeitslösung erzeugt wird. Es kann jedoch auch ein disperses System hergestellt werden.
Der erfindungsgemäß in Schritt (b) verwendete Träger enthält ein oder mehrere Kohlenhydrate. Diese sind nicht besonders beschränkt und können ausgewählt werden aus Mono-, Oligo- oder Polysachariden und deren Mischungen. Die erfindungsgemäß einsetzbaren Mono- und Oligosaccharide, die auch als „Zucker" zusammengefaßt werden, umfassen beispielsweise Monosaccharide, wie Glucose, Mannose, Galactose, Fruktose, Sorbose, Ribose, Xylose und Arabinose; Disaccharide, wie Saccharose, Lactose, Maltose, Cellobiose sowie Dextrin oder Maltodextrin. Ganz besonders bevorzugt sind Gemische aus Glucose und Lactose.
Beispielhaft im Träger der Erfindung verwendbare Polysaccharide sind Stärke, Stärkederivate, Gummi arabicum oder Traganth.
Es ist bevorzugt, dass das oder die Kohlenhydrate in Schritt (a) in einer Menge von 35 % (w/w) bis 75 % (w/w), insbesondere 40 % (w/w) bis 60 % (w/w) eingesetzt werden.
In der vorliegenden Erfindung wird die "Stärke" unter Polysaccharide und damit unter die Gruppe der Kohlenhydrate subsumiert. Zwar besitzt Stärke bekanntermaßen auch Bindemitteleigenschaften, jedoch wird aus Gründen der klaren Zuordnung für den Fachmann diese Einteilung gewählt.
Es kann von Vorteil sein, wenn zur Granulierflüssigkeit gemäß Schritt (a) neben dem Bindemittel zusätzlich ein oder mehrere Kohlenhydrate zugesetzt werden. Besonders bevorzugt wird Stärke zusätzlich zur Granulierflüssigkeit zugegeben.
Selbstverständlich können ein oder mehrere Hilfsstoffe in der Granulierflüssigkeit und/oder dem Träger eingesetzt werden, die ausgewählt werden aus der Gruppe, bestehend aus Süßstoffen, Aromastoffen, Zuckeralkoholen, Füllstoffen, Zerfallsmitteln, Sprengmitteln, Fließoder Fließregulierungsmitteln, Schmiermitteln, Trennmitteln, pH-Korrigenzien, insbesondere Puffersubstanzen, Antioxidantien und Farbstoffen.
Unter „Süßstoffe" sollen erfindungsgemäß Verbindungen synthetischer oder natürlicher Herkunft verstanden werden, die keinen oder im Verhältnis zur Süßkraft vemachlässigbaren kalorischen Wert haben. Erfindungsgemäß besonders geeignete Süßstoffe sind Saccharin, Aspar- tam, Cyclamat und Acesulfam sowie deren Salze.
Weitere Hilfsstoffe können Zuckeralkohole sein, die keine Zucker darstellen, sondern aus Monosacchariden durch Reduktion der Carbonylfunktion entstehende Polyhydroxyverbin- dungen sind, die süß schmecken und daher als Zuckerersatzstoffe bekannt sind. Beispielhaft seien genannt: Xylitol, Sorbitol, Mannitol, Threitol und Erythritol. Besonders bevorzugt sind Sorbitol und Mannitol.
Ferner können ebenfalls Aromastoffe zum Einsatz kommen. Beispiele hierfür sind Vanille, Honigaroma, Apfelaroma sowie Contramarum, wobei dem Fachmann zahlreiche weitere A- romastoffe bekannt sind, die verwendet werden können.
Weitere Hilfsstoffe sind Fließ- oder Fließregulierungsmittel sowie Schmiermittel. Hierzu kommen im Rahmen der vorliegenden Erfindung beispielsweise in Betracht Siliciumdioxid, Talkum, Stearinsäure, Natrium-Stearylfumarat, Magnesiumstearat und Glyceroltribehenat. Erfindungsgemäß bevorzugt wird Magnesiumstearat verwendet.
Das erfindungsgemäße Granulat kann neben vorstehend genannten Bestandteilen femer Zerfallsmittel enthalten, die manchmal auch als Sprengmittel bezeichnet werden, wie zum Beispiel modifizierte bzw. vorgelatinierte Stärke, CL-PVP (quervemetztes PVP)
Erfindungsgemäß bevorzugte Füllstoffe sind Glucose, Lactose und Stärke.
Weiterhin kann das schnell lösliche Granulat der Erfindung einen oder mehrere synthetische oder natürliche, pharmazeutisch verträgliche Farbstoffe enthalten, vorzugsweise Indigo car- mine.
Selbstverständlich können neben den oben angeführten weitere dem Fachmann bekannte Hilfsstoffe im Granulat der Erfindung enthalten sein.
Durch entsprechende Auswahl der Bestandteile der Granulierflüssigkeit und des Trägers sowie gegebenenfalls der Zugabe von Hilfsstoffen gelingt es, den bitteren Geschmack des Bromhexins oder Bromhexinhydrochlorids zu überdecken, und besonders geschmackvolle Granulate herzustellen.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung des oben geschilderten schnell löslichen Granulats, umfassend die Schritte:
(a) Herstellen einer wässerigen Granulierflüssigkeit, enthaltend mindestens ein Bindemittel;
(b) Aufsprühen der in Schritt (a) erhaltenen Granulierflüssigkeit in einer Wirbelschicht im Gegen ström verfahren bei konstanter Zulufttemperatur auf einen Träger, enthaltend mindestens ein Kohlenhydrat, wobei Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid und Citronensäure, unabhängig voneinander, in der Granulierflüssigkeit und/oder dem Träger eingesetzt werden.
Gemäß Schritt (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird zunächst eine wässerige Granu- lierflüssigkeit hergestellt, die eine oder mehrere der bereits erläuterten Bindemittel in gelöster Form enthält, wobei „gelöst" im Sinne der Erfindung, wie oben definiert, zu verstehen ist. Die Granulierflüssigkeit wird demnach bevorzugt als echte Lösung erhalten, kann aber auch eine Dispersion darstellen.
Bevorzugt wird eine Mischung von zwei, drei, vier, fünf oder noch mehr Bindemitteln eingesetzt, besonders bevorzugt werden zwei oder drei Bindemittel eingesetzt. Optional zugegeben werden können ein oder mehrere der oben ausführlich erläuterten Hilfsstoffe sowie gegebe- nenfalls ein oder mehrere Kohlenhydrate, wie zum Beispiel Stärke. Weiterhin können auch Citronensäure und der Wirkstoff in Form von Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid in der Granulierflüssigkeit eingesetzt werden.
Im Anschluß wird in Schritt (b) des erfindungsgemäßen Verfahrens die Granulierflüssigkeit in einer Wirbelschicht im Gegenstromverfahren auf einen Träger bei konstanter Zulufttempe- ratur aufgesprüht. Der Träger enthält mindestens ein Kohlenhydrat, bevorzugt eine Mischung aus zwei, drei, vier, fünf oder mehr Kohlenhydraten. Besonders bevorzugt werden zwei oder drei Kohlenhydrate eingesetzt. Optional können wieder Hilfsstoffe, Citronensäure und der Wirkstoff in Form von Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid zugesetzt werden.
Wie bereits erläutert ist der Bromhexin(-hydrochlorid)-Wirkstoff entweder in der Granulierflüssigkeit oder dem Träger vorhanden; dieser kann auch gleichzeitig in Träger und Granulierflüssigkeit vorliegen. Auch die Citronensäure liegt entweder in der Granulierflüssigkeit oder dem Träger vor, und kann auch gleichzeitig in Träger und Granulierflüssigkeit vorhan- den sein. Citronensäure und Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid liegen besonders bevorzugt beide im Träger vor.
Neben der Wirbelschichtgranulation wie sie gemäß Schritt (b) der Erfindung eingesetzt wird, sind auch andere Granulierverfahren, zum Beispiel im Zwangsmischer, V-Blender oder Ein- topfverfahren, möglich, jedoch sind diese Verfahren weniger bevorzugt.
Somit kommt im erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Schritt (b) bevorzugt eine Granulation in einer Wirbelschicht zum Einsatz, wobei die verwendete Wirbel Schichtkammer üblicherweise rund ist, und die Apparatur zylinderförmig sein kann, d.h. einen in der Höhe konstanten Durchmesser haben kann. Bevorzugt sind solche Wirbelschichtkammem, bei denen die Wirbelzone konisch, nach oben erweitert ausgelegt ist und erst die daran anschließende Beruhigungszone nach einem konischen Übergangsstück zylinderförmig ist. Das Verfahren kann unabhängig von der Form der Wirbelschichtapparatur chargenweise oder kontinuierlich
durchgeführt werden, im Sinne der vorliegenden Erfindung ist jedoch die kontinuierliche Verfahrensführung bevorzugt.
Zur Herstellung der schnell löslichen Granulate wird nach Schritt (b) des erfindungsgemäßen Verfahrens die in Schritt (a) erhaltene Granulierflüssigkeit vorzugsweise über eine Ein- oder Mehrstoffdüse oder über mehrere Düsen in die Wirbelschicht eingebracht. Erfindungsgemäß bevorzugt wird eine Zweistoffdüse verwendet, wobei die Zerstäubung beispielsweise mit Luftdruck erfolgt. Dabei kann die Anordnung der Düse beziehungsweise der Düsen und die Sprührichtung beliebig sein, solange eine im wesentlichen gleichmäßige Verteilung der flüs- sigen Komponenten in der Wirbelschicht erreicht wird.
Der Träger wird in der Granulationsanlage vorgelegt und durch entsprechende Zuluft von unten in der Wirbelschicht verwirbelt. Währenddessen wird die Granulierflüssigkeit von oben auf den Träger aufgesprüht. Es wird im Gegenstromverfahren gearbeitet.
Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Zulufttemperatur konstant eingestellt und liegt vorzugsweise im Bereich von 40°C und bis 80°C, insbesondere bei 50 bis 70°C, ganz besonders bevorzugt im Bereich von 60 bis 70°C.
Bevorzugt eingesetzte Wirbelschicht-Apparate besitzen Bodenplatten mit Abmessungen von mindestens 0,15 m. Insbesondere sind Wirbelschicht-Apparate bevorzugt, die eine Bodenplatte mit einem Durchmesser von 0,4 m bis 5 m, beispielsweise 1,2 m oder 2,5 m besitzen. Es sind jedoch auch Wirbelschicht-Apparate geeignet, die eine Bodenplatte mit einem größeren Durchmesser als 5 m aufweisen. Als Bodenplatte kann eine Lochbodenplatte, eine Coni- duφlatte, ein Drahtgewebe oder ein Kombinationsboden aus einer Lochbodenplatte mit einem Gitternetz eingesetzt werden.
Vorzugsweise wird im erfindungsgemäßen Verfahren bei Sprühgeschwindigkeiten von 1 bis 20 U/min und insbesondere von 10 bis 15 U/min, entsprechend 1 bis 10 g/min und bevorzugt 3 bis 6 g/min gearbeitet.
Der Austrag der Granulate aus der Wirbelschicht kann nach einer erfindungsgemäßen Ausführungsform über eine Größenklassierung der Granulate erfolgen. Diese Klassierung kann
beispielsweise mit einer Siebvorrichtung oder durch einen entgegengeführten Luftstrom (Sichterluft) erfolgen, der so reguliert wird, dass nur Teilchen ab einer bestimmten Teilchengröße aus der Wirbelschicht entfernt und kleinere Teilchen in der Wirbelschicht zurückgehalten werden.
Somit wird das in der Granulierflüssigkeit vorhandene Wasser entfernt. Der Wassergehalt der Produkte läßt sich nahezu beliebig einstellen, erfindungsgemäß wird das Wasser praktisch vollständig entfernt. Die Trocknung erfolgt vorzugsweise gleichzeitig mit der Granulation in der Wirbelschicht. In der Wirbelschicht verdampft das Wasser, wodurch wahrscheinlich ange- trocknete bis getrocknete Keime aus den Bestandteilen des Trägers und der Granulierflüssigkeit entstehen, wobei durch fortlaufendes Einbetten und/oder Umhüllen dieser der eigentliche Granulataufbau abläuft und wiederum gleichzeitig getrocknet wird.
Nach einer weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens kann während oder nach der Verdüsung der Granulierflüssigkeit, je nach Wahl des oder der Bindemittel, ein Beschichten des Granulats durchgeführt werden. Die Auswahl des oder der Bindemittel bestimmt, ob sich diese eher im äußeren Bereich des Granulats, zum Beispiel in Form eines Überzugs, oder im inneren Bereich des Granulats ansammeln. Selbstverständlich kann auch ein gesonderter Verfahrensschritt nachgeschaltet werden, in dem das erhaltene Gamulat zusätzlich beschichtet wird, beispielsweise mit einem oder mehreren der beschriebenen Bindemittel und gegebenenfalls Hilfsstoffen, wie sie bereits erläutert wurden.
Eine Auswahl der in den Granulaten der Erfindung bevorzugt eingesetzten Komponenten und Zusammensetzungen ist in der nachfolgenden Tabelle 1 aufgelistet, wobei weder die Kompo- nenten noch die Mengenangaben beschränkend verstanden werden sollen, sondem nur zur Orientierung dienen, um für jeden Anwendungsfall eine optimale Zusammensetzung bereitzustellen:
Tabelle 1: Auswahl von erfindungsgemäß bevorzugten Komponenten und Mengen
Hydroxypropylmethylcellulose
2>Ein Polyethylengly ol
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung des erfindungsgemäßen schnell löslichen Granulats zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten, bei denen Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid therapeutisch oder präventiv eingesetzt werden kann. Die erfindungsgemäßen wasserlöslichen Bromhe- xin/Bromhexinhydrochlorid-Granulate können oral an Mensch und Tier verabreicht werden.
Auch bei Tieren, insbesondere Schweinen, kann das erfindungsgemäße Granulat als Arzneimittel verwendet werden. Durch Einmischen in die Tränke ist so ein Behandeln erkrankter Tiere über das Trinkwasser möglich. Femer kann das erfindungsgemäße Granulat zusammen mit dem Tierfutter verabreicht werden, beispielsweise kann es auf das Futter gegeben werden (Top dressing) oder mit Futter veφresst oder pelletiert werden.
Die mit der vorliegenden Erfindung verbundenen Vorteile sind vielschichtig:
Erstmalig wird durch die erfindungsgemäße Lehre ein wasserlösliches Granulat zur Verfü- gung gestellt, welches Bromhexin oder Bromhexinhydrochlorid als Wirkstoff enthält. Dieses erfindungsgemäße Granulat ist trotz des an sich in Wasser kaum löslichen Bromhe- xin/Bromhexinhydrochlorids wasserlöslich, d.h. das Granulat wird innerhalb von wenigen Minuten im Medium Wasser vollständig aufgelöst und setzt den Wirkstoff im gesamten Umfang frei. Dies wird im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre als „schnell löslich" definiert.
Ein weiterer Vorteil liegt in der schonenden Herstellung des Bromhexin/Bromhexinhydro- chlorid-Granulats. Bedingt durch die Formulierung und das Herstellungsverfahren verfügt das Granulat demnach über sehr gute Fließfähigkeit, gleichbleibend einstellbaren Gehalt, enge Partikelgrößenverteilung und geringe Staubbildung, wodurch ein hohes Qualitätsniveau des Granulats sichergestellt werden kann. Zudem kann das erfindungsgemäße Granulat kostengünstig hergestellt werden.
Gegenüber dem bekannten Bisolvon®-Pulver (im Stand der Technik bekanntes Bromhexin- hydrochlorid-haltiges Pulver) besitzt das Granulat der Erfindung weitere Vorteile: So wird durch das schnell lösliche Granulat die Einnahme wesentlich erleichtert, was nicht nur bei Patienten mit Schluckproblemen eine Rolle spielen kann, sondern auch bei der Verabreichung an Tiere von Vorteil ist. Das erfindungsgemäße Granulat kann über das Trinkwasser verabreicht werden, wodurch, im Gegensatz zu dem bislang bekannten Pulver die erforderlichen
hohen Konzentrationen an Wirkstoff erhalten werden, um entsprechende Krankheiten zu behandeln oder diesen vorzubeugen. Durch die erwähnte verbesserte Fließfähigkeit wird zudem eine höhere Dosiergenauigkeit erreicht.
Femer gelingt es, durch entsprechende Auswahl der Zusammensetzung des Granulats, durch geeignete Bindemittel in der Granulierflüssigkeit, entsprechende Kohlenhydrate im Träger, wie Zucker, oder Hilfsstoffe, wie Zuckeralkohole oder Süßstoffe, den bitteren Geschmack des Bromhexins/Bromhexinhydrochlorids zu kaschieren. Gegebenenfalls kann auch ein zusätzliche Beschichtung des Granulats durchgeführt werden. Somit erhält man wohlschmeckende Granulate mit den gewünschten Eigenschaften.
Beschreibung der Figuren
Die beigefügte Figur 1 veranschaulicht die vorliegende erfindungsgemäße Verfahrenslehre ohne diese darauf zu beschränken. Im Einzelnen zeigt:
Figur 1 eine Ausführungsform des Verfahrens der Erfindung.
Anhand der in Figur 1 dargestellten Top spray Wirbelschicht-Apparatur der Firma Glatt, Bin- zen, soll das Verfahren der Erfindung im Einzelnen erläutert werden:
Zunächst wird in einem Behälter 10, der mit einem Rührer 20 versehen ist, die Granulierflüssigkeit hergestellt. Hierzu werden ein oder mehrere Bindemittel, beispielsweise eine Mi- schung aus Polyvinylpyrrolidon, Eudragit® und Hydroxypropylmethylcellulose unter Zugabe von Bromhexin/Bromhexinhydrochlorid, in Wasser unter Rühren gelöst. „Gelöst" soll in diesem Zusammenhang auch dispergiert mitumfassen. Bevorzugt wird jedoch eine Granulierlösung erzeugt. Dieser kann auch ein Kohlenhydrat beigefügt werden, wie im vorliegenden Beispielsfall, wo zusätzlich Maisstärke zugegeben wird. Mit Hilfe einer Schlauchpumpe 30 wird die so erzeugte Granulierflüssigkeit dann zu der dargestellten Zweistoffdüse 40 befördert, welche die Granulierflüssigkeit, zum Beispiel zerstäubt mit Luftdruck, nach unten versprüht.
In einem Heizregister 50 wird die Zuluft 60 auf eine konstante Temperatur gebracht, beispielsweise in den Bereich von 60°C bis 70°C, bevorzugt 70°C, und wird von unten durch eine Siebvorrichtung 70 zu dem Pulverbett 80 befördert, das den Träger umfasst, der durch die temperierte Zuluft 60 verwirbelt wird. Der Träger setzt sich aus mindestens einem Koh- lenhydrat zusammen, beispielsweise aus einer Mischung von Glucose, Lactose und Maisstärke. Im vorliegenden Fall ist die Citronensäure im Träger vorhanden.
Somit wird die Granulierflüssigkeit von oben, d.h. im Gegenstromverfahren, auf den verwirbelten Träger aufgesprüht, wodurch der Granulataufbau stattfindet.
Oberhalb der Zweistoffdüse 40 sind, wie in Figur 1 gezeigt, Filter 90 vorgesehen, durch welche die Zuluft zunächst filtriert wird, um mitgerissene Feststoffteilchen abzufangen, und dann über einen Abluftventilator 100 abgeführt zu werden.
Das nachfolgende Beispiel dient der Illustration des erfindungsgemäßen Granulats. Dieses ist lediglich als mögliche, exemplarisch dargestellte Vorgehensweise zu verstehen, ohne die Erfindung auf dessen Inhalt zu beschränken.
Beispiel
1. Zusammensetzung
Es wurden Granulate mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt. Hierzu wurden die nachfolgend in Tabelle 2 angegebenen Verbindungen abgewogen:
Tabelle 2: Verwendete Zusammensetzungen
10
2. Herstellung der Granulierlösung
15 201,6 g Wasser wurde in einem Produktbehälter vorgelegt. Anschließend wurde Pharmacoat 606 als Bindemittel eingewogen, wobei ein l,2facher Überschuß eingesetzt wurde. Das Bindemittel wurde unter Rühren in Wasser gelöst.
3. Herstellung des Trägers 0 Die anderen in Tabelle 2 angegebenen Bestandteile wurden durch ein 1 mm Sieb vorgesiebt und zusammengewogen.
4. Herstellung des Granulats 5 Die Herstellung des Granulats erfolgte nach dem Top Spray Wirbelschicht- Verfahren der Fa. Glatt, Binzen. Zunächst wurde die Anlage 2 min (ohne Produkt) vorgewärmt. Dann wurde die Granulierlösung über eine Düse im Gegenstrom auf den Träger in einer Wirbelschicht aufge-
sprüht. Die Verfahrensbedingungen und der zeitliche Ablauf des Wirbelschichtverfahrens sind in den nachfolgenden Tabellen 3 und 4 zusammengefasst:
Tabelle 3: Verfahrensparameter im Wirbelschichtverfahren
* Hydroxypropylmethylcellulose Tabelle 4: Zeitlicher Ablauf des Wirbelschichtverfahrens