WUNDVERBAND
Die Erfindung betrifft einen Wundverband zur Abdeckung und zur Regeneration von degeneriertem Körpergewebe umfassend ein medizinisches Material.
Wundverbände der hier in Rede stehenden Art finden vor allem bei der Behandlung von Problemwunden ihre Anwendung. Ganz allgemein werden alle schlecht heilenden oder chronischen Wunden sowie Verbrennungen als Problemwunden bezeichnet.
Die bekannten Wundverbände zur Behandlung dieser Problemwunden sind als steril verpackte Pflaster, Mullbinden oder in Form von Tissues ausgebildet. Es sind aber auch Wundverbände bekannt, die aus bis zu fünf Komponenten bestehen, die nacheinander zum Schutz und zur Abdeckung der Wunde auf die Wunde aufgelegt werden. Darüber hinaus sind Wundverbände bekannt, die bei großflächigen Verletzungen der Haut, wie z.B. bei drittgradigen Verbrennungen, als künstliche Haut mit einem resorbierbaren biokompatiblen Material in den Bereich der Wunde eingebracht werden. Ganz allgemein sollen diese Wundverbände dazu beitragen, dass die physiologische Wundheilung unterstützt wird. Hierfür ist es wichtig, dass der Wundverband besonders bei großflächigen Verbrennungen der Haut die äußere zelluläre Schicht (Epidermis) und die darunter liegende Basalmembran ersetzt. Da die Basalmembran einerseits eine zelluläre Barriere darstellt, aber andererseits Gas- und Stoffaustausch zwischen den beiden Zellschichten erlaubt, müssen die in Rede stehenden Wundverbände diese Funktionen ersetzen. Allerdings können die bekannten Wundverbände diese Funktionen nicht hundertprozentig ersetzen, daher werden zur Behandlung von tiefen und großflächigen Wunden oder bei Wunden, bei denen ein Großteil des Körpergewebes fehlt, Transplantationen körpereigener Haut durchgeführt. Ist die Explantation körpereigener Haut nicht möglich, wie zum Beispiel bei Verbrennungen mit 80 bis 90 % der Körperoberfläche, werden aus den noch vorhanden Hautpartien Zellen isoliert, die in einer Zellkultur vermehrt werden, um dann als dünne Zellschichten auf die Wunden aufgelegt zu werden.
Bei den bekannten Wundverbänden ist nachteilig, dass diese beim Auflegen auf die Wunde an die betroffene Körperpartie angepasst werden müssen. Des Weiteren ist nachteilig, dass die bekannten Wundverbände keine optimale Behandlungsmöglichkeit bei Patienten mit Verbrennungen von 80 bis 90 % der Hautoberfläche darstellen. Dadurch ist zum einen die Behandlung mit diesen Wundverbänden für den Patienten mit extremen Leiden verbunden und bietet zum anderen keinen ausreichenden Schutz vor Infektionen. Des Weiteren ist es mit den bekannten Wundverbänden nicht möglich, degeneriertes Gewebe ohne Ausbildung von Narbengewebe in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen.
Mit anderen Worten ist es mit den bekannten Wundverbänden oft nur unter erheblichen Leiden des Patienten und einem erhöhten Infektionsrisiko möglich, degeneriertes Körpergewebe zu behandeln, und unter Narbenbildung wiederherzustellen.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde einen Wundverband der eingangs genannten Art derart auszugestalten und weiterzubilden, dass eine Wunde schnell und mit vermindertem Infektionsrisiko abgedeckt werden kann, um fehlendes körpereigenes Gewebe vorübergehend zu ersetzen, und um den physiologischen Zustand des Gewebes wiederherzustellen.
Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe hinsichtlich eines Wundverbands zur Abdeckung und zur Regeneration von degeneriertem Körpergewebe umfassend ein medizinisches Material mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Danach ist ein Wundverband zur Abdeckung und zur Regeneration von degeneriertem Körpergewebe, dadurch gekennzeichnet, dass das Material körperteilspezifisch vorkonfektioniert ist und/oder an den Körper anformbar ist, wobei eine zumindest geringfügige Formbeständigkeit des Materials gewährleistet ist.
In erfindungsgemäßer Weise ist zunächst erkannt worden, dass durch ein Material, das körperteilspezifisch vorkonfektioniert ist, eine Wunde schnell und effektiv abgedeckt werden kann. Da die Anatomie eines verletzten Körperteils in der Ausgestaltung des Wundverbandes berücksichtigt ist, erfolgt zudem eine komplette Abdeckung des Körperteils, so dass eine Sekundärinfektion der Verletzung von außen im hohen Maße vermindert werden kann. Darüber hinaus wurde erkannt, dass Wundverbände
auch an Körperteile anformbar sein müssen, damit auch Patienten mit anatomischen Anomalien oder polytraumatischen Verletzungen behandelt werden können, wie z. B. bei Frakturen in Verbindung mit Verbrennungen oder in Verbindung mit anderen Verletzungen des Körpergewebes. Als besonders vorteilhaft erweist es sich, dass das Material eine zumindest geringfügige Formbeständigkeit aufweist, da hierdurch die Wundbehandlung in dem Sinne erleichtert wird, dass bei der Behandlung der Wunde und eventueller Applikation von Medikamenten - wofür die Abnahme des Verbandes erforderlich ist - der Wundverband in seiner angeformten Form wieder auf die Wunde aufgebracht werden kann und so der Wundheilungsprozess in seiner ursprünglichen Form fortfahren kann. Darüber hinaus kann durch eine vorgegebene Form des Wundverbandes die Gewebsbildung in der Art begünstigt werden, dass nicht nur die Wunde ausheilt, sondern das Gewebe in seiner ursprünglichen Form regeneriert wird.
Folglich ist ein Wundverband zur Abdeckung und zur Regeneration von degeneriertem Körpergewebe angegeben, durch den ein medizinisches Material durch einfache Ausgestaltung mit möglichst geringem Zeitaufwand und mit einem hohen Infektionsschutz auf eine Wunde aufbringbar ist, und das durch seine zumindest geringfügige Formbeständigkeit die Wundbehandlung gegenüber der Wundbehandlung mit üblichen Wundverbänden erleichtert und so den Wundheilungsprozess als auch die Gewebsregeneration fördert und dadurch einer überhöhten Narbenbildung vorbeugt.
In ganz besonders vorteilhafter Weise kann das Material als Handschuh, Zehenstrumpf, Strumpf, Hemd oder Hose oder Teilen davon ausgebildet sein. Dies hat den großen Vorteil, dass bei Verbrennungen oder Verletzungen der Haut, wie z. B. bei großflächigen Verbrennungen der Haut, der Wundverband dem Patienten angezogen werden kann. Dadurch wird eine lückenlose Abdeckung und schnelle Versorgung der Wunde ermöglicht, was z. B. bei einer Erstversorgung am Unfallort von großer Bedeutung ist. Des Weiteren ist von Vorteil, dass ein bei der Wundbehandlung vorgesehener Verbandswechsel mit weniger Aufwand und somit schneller als mit den üblichen Wundverbänden durchgeführt werden kann, wodurch eine mögliche Kontamination der Wunde mit Mikroorganismen verringert wird.
Das Material kann zur Behandlung oder zur Begutachtung der Wunde von dieser abnehmbar sein. Zudem wäre vorteilhaft, wenn bei der Wiederauflage des Materials auf die Wunde, dieses seine ursprünglich angeformte Form annimmt. Durch diese Ausgestaltung des Materials ergibt sich zum einen der Effekt, dass der Wundheilungsprozess nach Begutachtung oder Behandlung der Wunde in seiner ursprünglichen Form fortfahren kann und zum anderen die Wunde wieder komplett abgedeckt wird, wodurch ein Infektionsrisiko verringert wird.
In besonders vorteilhafter Weise kann das Material mehrschichtig ausgebildet sein. Damit bietet sich auf einfache Weise die Möglichkeit, den Wundverband an die unterschiedlichen physiologischen Eigenschaften der natürlichen Zellschichten anzupassen, um ein wundheilungsförderndes Milieu auszubilden.
Es ist vorteilhaft, wenn das Material eine Wundberührungsschicht und eine äußere Schicht umfasst. Bei dieser Ausgestaltung können unterschiedliche Materialien mit speziellen Eigenschaften verwendet werden, um so ein optimales Wundheilungsmi- lieu zu fördern.
Speziell kann die Wundberührungsschicht als modellierbarer Schaum oder als eine modellierbare Matrix ausgebildet sein, und die äußere Schicht kann diese nach außen hin gewissermaßen als „Epidermis" abdecken und dafür sorgen, dass keine Feuchtigkeit oder Keime von außen in den modellierbaren Schaum oder die modellierbare Matrix eindringen.
In vorteilhafter Weise ist der Schaum als hydrozelluläres Polyurethan oder auch als Polyvinylalkohol ausgebildet. Diese Stoffe können als hydrozelluläre Wundverbände vielseitig eingesetzt werden und fördern ein idealfeuchtes Wundmilieu. Des Weiteren besitzen diese Stoffe ein sehr hohes Absorptionsvermögen und sind besonders bei empfindlicher und vorgeschädigter Haut als Kontaktschicht geeignet.
Die Wundberührungsschicht kann auch eine Matrix aus Kollagen oder Dextran sein. Diese Materialien sind dahingehend vorteilhaft, dass sie vom Körper resorbierbar sind und so gewissermaßen in das geschädigte Gewebe eingesetzt werden können, um so eine Struktur für das geschädigte Gewebe zu bieten, in welche die Zellen ein-
wachsen können. Neben Kollagen oder Dextran können aber Hyaluronsäure, Polylactid, Polylglycolid oder andere eine Matrix bildende Stoffe genannt werden.
Zur Unterstützung des Feuchtigkeitsmilieus der Wunde kann der Schaum und die Matrix saugfähig sein und/oder saugfähige Substanzen enthalten. Das ist dahingehend vorteilhaft, dass das besonders in der entzündlichen Phase der Wundheilung entstehende Exsudat in den Wundverband aufgenommen wird, wodurch ein Wechseln des Wundverbandes nach der entzündlichen Phase der physiologischen Wundheilung nicht notwendig wird. Dadurch wird die humorale und zelluläre Abwehr gegenüber pathogenen Keimen durch das verlängerte Verbandswechselintervall deutlich gefördert. Dadurch wird das Infektionsrisiko gegenüber konventionellen Therapien in hohem Maße verringert.
Es ist von Vorteil wenn die Wundberührungsschicht den Wundheilungsprozess beschleunigende Wirkstoffe enthält. Durch diese Wirkstoffe kann die Regeneration des körpereigenen Gewebes beschleunigt werden, womit sich zum einen ein Infektionsrisiko verringert und durch die schnellere Heilung der Wunde sich die Leiden eines Patienten vermindern lassen. Zusätzlich resultiert aus der beschleunigten Heilung der Wunde eine verminderte Narbenbildung und verringerte Heilungskosten.
Bei den Wirkstoffen kann es sich um Wachstumsfaktoren und/oder wundheilungs- fördernde Peptide handeln. Es können zum Beispiel Zytokine, Lymphokine und In- terleukine oder dergleichen verwendet werden, welche die Zeilproliferation und Differenzierung durch Bindung an spezifische Rezeptoren fördern - mit stimulierender Wirkung auf die DNS-Synthese -. Des Weiteren können wundheilungsfördemde Peptide wie proteolytische Enyzme, wie z.B. Trypsinkollagenase, Kollagenase, Gelatinase, Trypsin und Chemotrypsin oder dergleichen sowie wundheilungsfördemde Handelsprodukte genannt werden, wie zum Beispiel lruxol®N.
Es ist vorteilhaft, wenn die äußere Schicht des Wundverbands eine Folie ist, die semi-okklusiv ist und somit wasser- und sauerstoffdurchlässig ist. Diese Ausgestaltung der äußeren Schicht kann zur Steuerung des für die Wundheilung notwendigen feuchten Milieus beitragen, wodurch die Autolyse des Wunddebris durch Senkung des lokalen Sauerstoffdrucks und damit die Angiogenese gefördert wird, die
Wunde Wärme isoliert wird und zusätzlich Schutz vor einer Kontamination bietet. Die Folie kann auch zu den oben genannten Wirkstoffen kompatible Antiseptika, Lokalantibiotika oder Lokalantimykotika enthalten, um eine Kontamination mit Mikroorganismen von außen zu verhindern. Zur Keimreduktion und Elimination kann die Folie auch aus nanokristallinem Silber oder anderen bakteriziden Strukturen aufgebaut sein. Dadurch kann das Eindringen von Keimen, auch von arzneimittel- resistenten Keimen, wie z. B. MRSA (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus) oder VRE (Vancomycin resistente Enterococcen), in die Wunde effektiv verhindert werden.
In ganz besonders vorteilhafter Weise können die vorkonfektionierten Teile oder die anformbaren Teile zu einem Gesamtteil komplexierbar sein. Dazu können die Teile so miteinander verbunden werden, dass sie eine ganzheitliche Abdeckung einer Wundfläche bieten. Dabei wäre vorteilhaft, wenn die Übergänge der komplexierten Teile durch Befestigungsmittel, wie z.B. Klettverschlüsse, Klebeverbindungen oder dergleichen, miteinander verbunden werden können und so nahtlos ineinander übergehen, womit eine Kontamination von außen auch zwischen den komplexierten Teilen verhindert werden kann.
In ganz besonderer Weise kann das für den Wundverband verwendete Material biotechnologisch herstellbar sein. Für die Herstellung sind besonders solche Materialien von Vorteil, die in großen Fermentationskulturen von Zellen, Bakterien oder Pilzen hergestellt werden können. Hierbei können die Zellen, Bakterien oder Pilze gentechnisch verändert sein, so dass diese das gewünschte Material überexpre- mieren und in vorteilhafter Weise in das Kulturmedium abgeben. Mittels Zentrifuga- tion und anschließenden Reinigungsschritten kann das so produzierte Material aus dem Kulturmedium gesammelt werden.
Zur Haftung an unverletzten Hautpartien, die sich in der Nähe der Wunde befinden, kann die Wundberührungsschicht partiell Klebeflächen aufweisen. Dadurch kann ein Verrutschen des Wundverbandes gewährleistet werden. Um Wunden unterschiedlicher Ausdehnung abdecken zu können, können die Wundverbände verschiedene Radien mit an den Rändern ausgebildeten Klebeflächen aufweisen.
lm Speziellen kann der Wundverband zum Aufbringen oder Einbringen auf oder in Problemwunden dienen, wie z. B. beim Dekubitus, beim Ulcus cruris venosum, beim diabetischen Fußsyndrom oder bei Verbrennungen, bei denen bedingt durch lokale und/oder systemische Störungen die entzündliche Phase dominiert.
Schließlich sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Voranstehend erörterte Ausführungsbeispiele dienen lediglich der Erläuterung der beanspruchten Lehre, schränken diese jedoch nicht auf die Ausführungsbeispiele ein.