Zylinderlaufbuchse mit einer zwei Schichten umfassenden Außenbeschichtung und Verfahren zu deren Ein- oder Umgießen zu einem Verbundkörper
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Zylinderlaufbuchse mit einer zwei Schichten umfassenden Außenbeschichtung für Verbrennungskraftmaschinen oder Verbrennungsmotoren und ein Verfahren zu deren Ein- oder Umgießen zu einem Verbundkörper.
Bei Verbrer ungskraftmaschinen mit einem Motorblock aus Gusseisen, Aluminium oder Aluminiumlegierungen werden häufig Zylinderlaufbuchsen in die Zylinderbohrungen des Motorblocks eingesetzt. Die Zylinderlaufbuchsen sind hohen thermischen und mechanischen Belastungen ausgesetzt, da die Innenflächen der Buchsen gleichzeitig als Begrenzung zum Brennraum der Verbrennungskammer im Motor und als Laufflächen für die Kolbenringe dienen. Die Anbindung zwischen der Zylinderlaufbuchse und dem Motorblock wird im Allgemeinen durch ein Verfahren erzielt, bei dem die Außenfläche der Zylinderlaufbuchse während des Gießens des Motorblocks mit Gussmaterial umgössen wird.
Ein derartiges Verfahren ist beispielsweise aus der DE 100 02 440 AI bekannt. Bei diesem Verfahren wird auf der dem Motorblock zugewandten Außenfläche der Zylinderlaufbuchse eine Haftvermittlerschicht aus einer Nickel-Aluminium- oder Nickel-Titan-Legierung aufgebracht, wobei anschließend die derart beschichtete Zylinderlaufbuchse in eine Gießform für den Motorblock eingebracht und zur Herstellung eines Verbundkörpers beispielsweise mit einem Leichtmetall oder einer Leichtmetalllegierung umgössen wird.
Sowohl bei dem vorstehend erwähnten, als auch bei verwandten Verfahren des Stands der Technik tritt jedoch das Problem auf, dass die Temperatur des fließfahigen Gussmaterials schwer steuerbar ist. Einerseits muss die Temperatur des Gussmaterials ausreichend hoch sein, dass während des gesamten Gießvorgangs eine Anbindung zwischen der Außenfläche
der Zylinderlaufbuchse mit dem umgossenen Material erreicht wird, andererseits darf die Temperatur jedoch nicht so hoch sein, dass der einzugießende Körper zu tief aufgeschmolzen wird.
Verschiedene Verfahren sind im Stand der Technik bekannt, um die Temperatur des fließfähigen Gussmaterials während des Gießvorgangs zu steuern. So wurden beispielsweise Verfahren entwickelt, bei denen das geschmolzene Gussmaterial vor dem Angießen der Schmelze innerhalb oder außerhalb der Form induktiv erwärmt wird. Andere Verfahren des Stands der Technik zielen darauf ab, den Grundkörper zu erwärmen, beispielsweise in dem ein Vielfaches der benötigten Schmelze über den Grundkörper fließt.
Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines einfachen, im großen Maßstab durchführbaren und kostengünstigen Verfahrens zum Ein- oder Umgießen von Zylinderlaufbuchsen, bei dem die Auswirkungen einer Temperaturänderung des Gussmaterials während des Gießvorgangs ausgeglichen werden können und bei dem gleichzeitig eine gute Anbindung der Oberflächen von einer oder mehreren Zylinderlaufbuchsen mit dem gebildeten Verbundkörper sichergestellt ist. Desweiteren ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung Zylinderlaufbuchsen bereitzustellen, die bei einem derartigen Verfahren eingesetzt werden können.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Ein- oder Umgießen von Zylinderlaufbuchsen zur Herstellung eines Verbundkörpers umfassend mindestens eine Zylinderlaufbuchse und Gussmaterial. Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte: Aufbringen einer ersten Schicht und einer zweiten Schicht auf eine Außenoberfläche einer Zylinderlaufbuchse, wobei die erste Schicht, welche auf einer Außenoberfläche der Zylinderlaufbuchse im Bereich eines ersten Endes der Zylinderlaufbuchse aufgebracht ist, einen höheren Schmelzpunkt als die zweite Schicht aufweist, welche auf einer Außenoberfläche der Zylinderlaufbuchse im Bereich des zweiten Endes der Zylinderlaufbuchse aufgebracht ist, Anordnen der Zylinderlaufbuchse in einer Gussform, und Ein- oder Umgießen der Zylinderlaufbuchse mit Gussmaterial, wobei die Anbindung der Zylinderlaufbuchse in Abhängigkeit von der Oberflächentemperatur des Gussmaterials über die erste Schicht und/oder die zweite Schicht erfolgt, und die Zylinderlaufbuchse derart in der
Gussform angeordnet wird, dass das erste Ende dem Eingussbereich des Gussmatenals zugewandt ist und das zweite Ende dem Eingussbereich des Gussmaterials abgewandt ist.
Darüber hinaus stellt die vorliegende Erfindung eine Zylinderlaufbuchse zum Eingießen in einen Verbundkörper, insbesondere einen Motorblock für einen Verbrennungsmotor bereit, worin die Zylinderlaufbuchse eine erste Schicht und eine zweite Schicht auf einer Außenoberfläche aufweist, wobei die erste Schicht auf einer Außenoberfläche der Zylinderlaufbuchse im Bereich eines ersten Endes einer Zylinderlaufbuchse aufgebracht ist und die zweite Schicht auf einer Außenoberfläche der Zylinderlaufbuchse im Bereich eines zweiten Endes der Zylinderlaufbuchse aufgebracht ist, und wobei die erste Schicht einen höheren Schmelzpunkt als die zweite Schicht aufweist.
Figur 1 zeigt einen Schnitt durch zwei in einer Gussform angeordnete Zylinderlaufbuchsen 3,. wobei die Zylinderlaufbuchsen auf ihren Außenoberflächen eine erste Schicht 1 und eine zweite Schicht 2 aufweisen. Der Pfeil verdeutlicht schematisch den Eingußbereich der Gießform und zeigt die Richtung in der das einzugießende Material 4, beispielsweise Aluminium, eingegossen wird.
Bei den zahlreichen Versuchen, die zu der vorliegenden Erfindung führten, fanden die Erfinder überraschenderweise einen neuen Ansatz, der sicherstellt, dass trotz Temperaturschwankungen des Gussmaterials, die bei Verfahren zum Ein- oder Umgießen von Zylinderlaufbuchsen auftreten, eine Anbindung der Oberfläche der Zylinderlaufbuchsen mit dem Verbundkörper über die gesamte Oberfläche gewährleistet werden kann.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden zwei Schichten mit unterschiedlichen Schmelzpunkten eingesetzt, wodurch der Temperaturverteilung während eines Blockgieß- Verfahrens für Aluminium, Magnesium oder deren Legierungen Rechnung getragen werden kann. Vorzugsweise werden Aliuniniumlegierungen mit einem Aluminiumgehalt in Bereich von 80 - 99 Gew.-% verwendet. Während eines Eingießens der Schmelze nimmt die Temperatur der Schmelze, insbesondere an der Oberfläche, kontinuierlich ab. Während der
zahlreichen Versuche, die zu der vorliegenden Erfindung führten, wurden nun überraschenderweise Kombinationen von zwei Schichten aufgefunden, bei denen gewährleistet ist, dass trotz einer Temperaturabnahme an der Oberfläche der Schmelze während des Gießvorgangs auch an den von dem Eingussbereich weiter entfernt liegenden Oberflächenbereichen der Zylinderlaufbuchsen, d.h. an den von dem Eingussbereich abgewandten Oberflächenbereichen der Zylinderlaufbuchsen, eine Anschmelzung der beschichteten Oberfläche der Zylinderlaufbuchse sichergestellt wird. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die Anbindung der Zylinderlaufbuchse, in Abhängigkeit von der Temperatur des Gussmaterials, über die erste Schicht, d.h. über die Schicht mit dem höheren Schmelzpunkt und oder über die zweite Schicht, d.h. die Schicht mit dem niedrigeren Schmelzpunkt erfolgen.
Gemäß einer ersten erfindungsgemäßen Ausfuhrungsform wird eine Außenfläche der Zylinderlaufbuchse an einem der beiden Enden mit der ersten, höher schmelzenden Schicht versehen, und im Bereich des zweiten Endes mit der zweiten, niedriger schmelzenden Schicht versehen. Beide Schichten können sich dabei, insbesondere in einem Übergangsbereich im mittleren Bereich der Außenfläche der Zylinderlaufbuchse überdecken. Hierbei ist es nicht notwendig, dass die erste Schicht und die zweite Schicht sauber voneinander getrennt sind. Beide Schichten dürfen auch überlappen, oder es können eine oder mehrere weitere Schichten benachbart zu der ersten und zweiten Schicht im mittleren Oberflächenbereich der Zylinderlaufbuchse angeordnet werden. Im Allgemeinen beginnt die erste beziehungsweise zweite Schicht im wesentlichen unmittelbar am ersten beziehungsweise zweiten Ende der Zylinderlaufbuchse und setzt sich weiter in Richtung auf das gegenüberliegende Ende fort. Der Begriff "im Bereich eines ersten Endes" beziehungsweise "im Bereich eines zweiten Endes" umfasst jedoch auch erste beziehungsweise zweite Schichten, die geringfügig hinter dem ersten beziehungsweise zweiten Ende beginnen, beispielsweise mit einem Abstand vom ersten beziehungsweise zweiten Ende von bis zu 1 - 15% der Länge der Zylinderlaufbuchse.
Fig. 1 verdeutlicht ein Beispiel, bei dem die erste und zweite Schicht die Oberfläche in einem bestimmten Verhältnis bedecken. Dieses in Fig. 1 gezeigte Verhältnis von erster zu zweiter
Schicht und ist jedoch lediglich beispielhaft gewählt, und es ist nicht beabsichtigt den Schutzbereich der vorliegenden Erfindung hierauf einzuschränken.
Eine auf diese Weise beschichtete Zylinderlaufbuchse wird nun derart in einer Gussform zur Herstellung eines Verbundkörpers angeordnet, dass das erste Ende der Zylinderlaufbuchse (das eine Beschichtung mit der ersten Schicht aufweist) dem Eingussbereich des Gussmaterials zugewandt ist und das zweite Ende der Zyhnderlaufbuchse (das eine Beschichtung mit der zweiten Schicht aufweist) dem Eingussbereich des Gussmaterials abgewandt ist. Hierdurch kommt die frisch eintretende Schmelze mit höherer Temperatur mit der ersten Schicht in Kontakt, die einen höheren Schmelzpunkt als die zweite Schicht aufweist und somit widerstandsfähiger gegenüber einem zu tiefem Anschmelzen der beschichteten Oberfläche der Zylinderlaufbuchse ist. Weiter von dem Eingussbereich entfernt, hat das Gussmaterial insbesondere an der Oberfläche an Temperatur verloren und kommt nun in Kontakt mit einer zweiten Schicht, die einen niedrigeren Schmelzpunkt aufweist und trotz niedriger Oberflächentemperatur in ausreichendem Maße angeschmolzen werden kann um eine zuverlässige Anbindung der Oberfläche der Zylinderlaufbuchse mit dem Gussmaterial zu ermöglichen.
Das erfindungsgemäße Verfahren erübrigt somit im Allgemeinen zusätzliche im Stand der Technik bekannte Maßnahmen zur Temperatursteuerung der Oberflächentemperatur der Schmelze, diese können jedoch auf Wunsch und von den spezifischen Verfahrensbedingungen abhängig zusätzlich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kombiniert werden.
Alternativ können die erste und die zweite Schicht nicht benachbart, sondern übereinander angeordnet werden. Dies stellt den Vorteil bereit, dass die beiden Schichten gemeinsam in einem Prozessschritt aufgetragen werden können. Bei einer derartigen Übereinanderanordnung der beiden Schichten wird vorteilhafterweise die Schicht mit dem höheren Schmelzpunkt unter der Schicht mit dem niedrigeren Schmelzpunkt angeordnet, so dass sogar wenn die Schicht mit dem niedrigeren Schmelzpunkt abgetragen wurde, eine
Schicht auf der Zylinderlaufbuchse verbleibt über die eine Anbindung der Oberfläche der Zylinderlaufbuchse sichergestellt werden kann.
Sowohl die erste, als auch die zweite Schicht können durch jedes im Stand der Technik bekannte Verfahren zum Aufbringen von Schichten auf Oberflächen, insbesondere auf Oberflächen von Zylinderlaufbuchsen, aufgebracht werden. Insbesondere sind hierfür im Stand der Technik bekannte thermische Spritzverfahren, wie beispielsweise Lichtbogendraht- Spritzverfahren, Plasmaspritzverfahren oder Flammspritzverfahren, u.a. Hochgeschwindig- keitsflammspritzverfahren (HVOF), geeignet.
Besonders vorteilhafte Ergebnisse konnten bei einer Verwendung eines Lichtbogendraht- Spritzverfahrens zum Aufbringen der Schichten erreicht werden. Bei einem Lichtbogendraht- Spritzverfahren werden zwei Elektroden aus dem aufzutragenden Material oder eine Drahtelektrode und eine Permanentelektrode verwandt und zum Aufsprühen des erschmolzenen Materials mit einem Schutzgasstrom beaufschlagt. Die im Lichtbogen gebildeten und vom Schutzgasstrom erfässten Schmelztröpfchen werden durch den Schutzgasstrom auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt, bevor sie auf die zu beschichtende Oberfläche auftreffen.
Die für ein erfindungsgemäßes Verfahren einsetzbare Zylinderlaufbuchse kann beispielsweise einen Grundkörper aus GJL, GJV, GJS, Stahl, Temperguss, Magnesium bzw. Magnesiumlegierungen und Aluminium bzw. Aluminiumlegierungen aufweisen. Buchsen mit einem Grundkörper aus GJL, GJV und GJS können beispielsweise im Schleuderguss- oder Sandgussverfahren hergestellt sein und eine unbearbeitete Gussoberfläche, eine im Schleudergussverfahren hergestellte Rauhguss-Oberfläche, eine einer mechanischen Bearbeitung (z.B. Drehen oder Schleifen) oder einem Sandstrahlen unterworfene Außenoberfläche aufweisen.
Bei GJV handelt es sich um ein Gusseisen mit veπnicularer Graphitausbildimg. Vermiculargraphit ist „wurmförmiger" Graphit, welcher in seiner Morphologie zwischen
Lamellengraphit und Kugelgraphit liegt. Aufgrund seiner Graphitart und Ausbringung besitzt er bessere, d. h. höhere Festigkeitseigenschaften als Gusseisen mit Lamellengraphit, bei einer nur leicht niedrigeren Wärmeleitfähigkeit. Aufgrund der vermicularen Graphitausbildung weichen die Eigenschaften im wesentlichen vom Ferrit-ZPerlit- Verhältnis im Grundgefüge sowie vom Anteil des begleitenden Kugelgraphits ab. Üblich sind hier 80-90% Vermiculargraphit, der Rest besteht aus Kugelgraphit. GJV eignet sich daher für thermisch beanspruchte, insbesondere temperaturwechselbeanspruchte Bauteile wie Zylinderlaufbuchsen.
GJS ist ein Gusscisen mit „kugelförmiger" Graphitausbildung. Dieser Werkstoff, bei dem der Hauptanteil des Kohlenstoffs im Gusszustand in Form von Kugelgraphit ausgeschieden ist, hat gegenüber dem Gusseisen mit Lammellengraphit den wesentlichen Vorteil einer deutlich höheren Zugfestigkeit (2 - 3,5-fache), sowie eine höhere Duktilität.
GJL ist ein Gusseisen mit lamellarer Graphitausbildung. Dieser Werkstoff, bei dem der Hauptanteil des Kohlenstoffes im Gusszustand in Form von Lamellen ausgeschieden wird, hat gegenüber GJV und GJS einen besseren Wärmeleitkoeffizienten.
Zylinderlaufbuchsen mit einem Grundkörper aus Stahl können beispielsweise Schichten aus thermisch gespritztem Material umfassen und können beispielsweise über Stahlguss- und Strangpressverfahren oder über Verfahren unter Verwendung von gewalzten Blechen erhalten werden.
Zylinderlaufbuchsen mit einem Grundkörper aus Temperguss können aus beliebigen dem Fachmann bekannten Temperguss-Werkstoffen und über behebige Verfahren des Stands der Technik hergestellt werden, wie beispielsweise in der ebenfalls anhängigen Anmeldung DE 103 09 386.9 beschrieben.
Buchsen mit einem Grundkörper aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung können beispielsweise thermisch gespritzte Schichten umfassen, insbesondere Schichten aus
thermisch gespritztem Aluminium oder Aluminium-enthaltenden Werkstoffen, und können beispielsweise im Schleuderguss-, Druckguss-, und Strangpress- Verfahren hergestellt werden.
Besonders gute Ergebnisse konnten erzielt werden, wenn als erste Schicht Aluminium oder eine Legierung auf Aluminium-Silizium-Basis, beispielsweise AlSi, vorzugsweise eine Aluminium und Silizium umfassende Legierung mit einem Süizium-Gehalt von maximal 15 Gew.-%, insbesondere AlSj2 mit einem Silizium-Gehalt von maximal 15 Gew.-%, verwendet wird. Vorzugsweise wird die erste Schicht durch Aufspritzen aufgebracht.
Als zweite Schicht kann eine Aluminiumlegierung, insbesondere eine Aluminiumlcgierung umfassend Zink, Magnesium und/oder Zinn (beispielsweise AlZn, AlMg, AlSn), oder Zink verwendet werden. Besonders bevorzugt ist eine Verwendung der Aluminiumlegierung AlZn5 5MgCr als zweite Schicht.
Die Schichtdicken für die erste Schicht liegen beispielsweise im Bereich von 0,05 bis 0,40 mm, bevorzugter von 0,1 bis 0,3 mn und die Schichtdicken für die zweite Schicht können beispielsweise im Bereich von 0,05 bis 0,40 mm bevorzugter von 0,1 bis 0,3 mm liegen.
Während zahheicher Versuch stellte sich überraschenderweise heraus, dass es bei einem Ein- oder Umgießen von Zylinderlaufbuchsen besonders vorteilhaft ist, als zweite Schicht ein Material mit einem Schmelzpunkt im Bereich von 400°C bis 600°C, vorzugsweise von 450°C bis 550°C, bevorzugterweise 470°C bis 485°C zu verwenden ist, wie beispielsweise die Aluminiumlegierung AlZn5 5MgCr, die einen Schmelzpunkt von ungefähr 479 °C aufweist.
Das Gussmaterial kann beispielsweise Aluminium, Magnesium, eine Magnesiumlegierung oder eine Aluminiumlegierung sein, wobei als Aluminiumlegierungen beispielsweise AlSiι2, AlSi^Mg, AlSi Cu3, AlSi6Cu4, AlSi9Mg verwendet werden können. Vorzugsweise werden untereutektische Legierungen, wie beispielsweise AlSi Cu3 verwendet.
Die vorstehend erwähnten Materialien für die erste und zweite Schicht, das Gussmaterial und die Zylinderlaufbuchse Hefern alle sehr gute Anbindungsergebnisse.
Eine Maßnahme, die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren unterstützend eingesetzt werden kann, ist die Verwendung einer Zylinderlaufbuchse mit einer sich verjüngenden oder konischen Außenform, wobei die Zylinderlaufbuchse beispielsweise im wesentlichen parallel verlaufend zur Gussrichtung in der Gussform angeordnet wird und die Zylinderlaufbuchse beziehungsweise der Querschnitt (beziehungsweise der Außendurchmesser) der Zylinderlaufbuchse an dem, dem Eingussbereich des Gussmaterials zugewandten Ende der Zylinderlaufbuchse kleiner ist als an dem, dem Eingussbereich des Gussmaterials abgewandten Ende der Zylinderlaufbuchse, so dass sich die Zylinderlaufbuchse gegenüber dem Eingussbereich des Gussmaterials, d.h. auf der dem Eingussbereich zugewandten Seite, verjüngt. Eine derartige Verjüngung kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die erste und zweite Schicht derart aufgetragen werden, dass die Schichtdicke der aufgetragenen Schichten von einem zum anderen Ende abnimmt.
Zu einer Verbesserung der Benetzung und/oder des Benetzungswinkels kann darüber hinaus die Zylinderlaufbuchse vor dem Beschichten mit einer Rillierung versehen sein.
Die erste und zweite Schicht können jegliche gewünschte Oberflächenrauheit Rz aufweisen, beispielsweise eine Obcrflächcnrauhcit Rz im Bereich von 50 bis 800 μm. Vorteilhafterweise können die erste und/oder die zweite Schicht als Schichten mit einer Oberflächenrauheit Rz von mindestens 300 μm, bevorzugt von 400 bis 800 μm, insbesondere von 400 bis 500 μm, aufgetragen werden, was dadurch erreicht werden kann, dass hochtemperaturbeständiges, im wesentlichen nicht aufschmelzendes Material in die erste und/oder zweite Schicht integriert wird. Dies kann beispielsweise während der Schicht-Aufbringung über einen Fülldraht beim Lichtbogendrahtspritzen und/oder durch separate Eindüsung erfolgen. Als hochtemperatur- beständiges Material können beispielsweise Oxidkeramiken, Carbide, Nitride oder hochschmelzende Metalle verwendet werden. Insbesondere ist möglich, dass auch nur Bereiche der ersten und oder zweiten Schicht eine Oberflächenrauheit Rz von mehr als
300 μm aufweisen, und die anderen Bereiche eine geringere Oberflächenrauheit Rz zeigen.
Die Messung der Rauheit mit Tastschnittverfahren ist ein Bestandteil der Geometrischen Produktspezifikation (ISO/TR 14638, DIN V 32950). Das Tastschnittverfahren ist eine messtechnische Methode zur 2-dimensionalen Erfassung einer Oberfläche, wobei ein Tastsystem mit konstanter Geschwindigkeit horizontal über die Oberfläche bewegt wird.
Die Ermittlung der Kenngröße Rauheit Rz, wie sie in der vorliegenden Erfindung verwendet wird, ist in „DIN EN ISO 4287" grundsätzlich beschrieben. Die Messung erfolgt nach der genannten Norm taktil mit elektrischen Tastschnittgeräten. Die Rauheitskenngrößen, wie auch die Rauheit Rz, werden an einer Einzelmessstrecke definiert. Die Einzelrauhtiefen Rzi sind dann jeweils der Abstand zwischen dem tiefsten und dem höchstem Punkten des aufgezeichneten Profils jeder Einzelmessstrecke. Die Rauheit Rz ist der arithmetische Mittelwert der Einzehauhtiefen Rzi mehrerer Einzelstrecken, wobei 5 Einzelstrecken Standard sind.
Optische Messverfahren zur Rauheitsmessung, wie beispielsweise mittels Laser, Weißlichtinterferometer können ebenfalls eingesetzt werden. Für die optischen Messverfähren zur Rauheitsmessung existieren jedoch z.Zt. keine Normen.
Ein Zusatz von hochtemperaturbeständigem Material kann darüber hinaus auch einen Schutz gegen ein Durchschmelzen während des Gießvorgangs bereitstellen und ist deshalb insbesondere in Bezug auf die erste Schicht von hohem Interesse. Darüber hinaus kann derartiges hochtemperaturbeständiges Material auch entlang der Buchsenlänge gewechselt werden, das heißt es können unterschiedUche Partikel auf Abschnitten der Zylinderlaufbuchsenoberfläche entlang der Buchsenlänge eingelagert werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht somit eine Optimierung des Eingießverhaltens an die jeweiligen Gießprozessparameter (Temperatur, Viskosität des Gussmaterials, Fließgeschwindigkeit, Gießdruck) durch Anpassung der Schichtwerkstoffe beziehungsweise
durch die axiale Positionierung und/oder Veränderung der Außenform der Zylinderlaufbuchse in Bezug zur Gussrichtung, d.h. zur Richtung in der das Gussmaterial in die Gussform einfließt.
Die vorliegende Erfindung stellt weiter eine Zylinderlaufbuchse zum Eingießen in einen Motorblock für einen Verbrennungsmotor bereit, wobei die Zylinderlaufbuchse eine erste Schicht und eine zweite Schicht auf einer Außenoberfläche aufweist. Hierbei weist die erste Schicht einen höheren Schmelzpunkt als die zweite Schicht auf, wobei die erste Schicht auf der Außenfläche der Zylinderlaufbuchse im Bereich eines ersten Endes einer Zylinderlaufbuchse aufgebracht ist und die zweite Schicht auf einer Außenoberflächc der Zylinderlaufbuchse im Bereich eines zweiten Endes der Zylinderlaufbuchse aufgebracht ist.
Die Zusammensetzung der Schichten, Verfahren zu ihrer Aufbringung, sowie Materialien der Grundkörper wurden bereits vorstehend eingehend beschrieben.
Die Zylinderlaufbuchsen können entweder eine im wesentlichen zylindrische Form aufweisen oder sich zu einem Ende hin verjüngen. Darüber hinaus können auf der Außenfläche Rillierungen zur Verbesserung der Benetzung beziehungsweise des Benetzungswinkels angebracht sein.
Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung einen Verbundkörper, der durch Ein- oder Umgießen einer Zylinderlaufbuchse nach dem vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahren erhalten wird.
Bei der Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden Verbundgusskörper mit einer verbesserten Anbindung der Oberfläche der Zylinderlaufbuchse erhalten, bei denen im wesentlichen keine "Verzüge" auftreten, das heißt die Zylinderform bleibt auch unter Einwirkung von statischen und dynamischen Kräften auf die Zylinder während des Motorlaufs stabil, begründet durch eine intermetallische Anbindung von Umguss an den Verbund Zylinderlaufbuchse-Spritzschicht. Durch den beschriebenen Mechanismus wird darüber hinaus die
Wärmeabfuhr stark verbessert. Dies ist wiederum von hoher Wichtigkeit, wenn angestrebt wird, den Ölverbrauch des Verbrennungsmotors zu verringern und die Emissionen des Verbrennungsmotors abzusenken. Darüber hinaus können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die Einbausituation, wie beispielsweise unterschiedliche Wandstärken des Aluminium- Gussmantels und des Wassermantels und die Gegebenheiten der Eingussseite (Zylinderkopfseite oder Kurbelwellenseite) berücksichtigt werden. Das erfϊndungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für Schwerkraftguss, Druckguss und Niederdruckguss. Besonders vorteilhaft ist das erfϊndungsgemäße Verfahren bei einer Anwendung in Schwerkraftgussverfahren.