Formkörper enthaltend Kern-Mantel-Partikel
Die Erfindung betrifft Formkörper mit optischem Effekt, die im wesentlichen aus Kern-Mantel-Partikeln bestehen, ein Verfahren zur Herstellung der Formkörper, sowie deren Verwendung.
Aus der Internationalen Patentanmeldung WO 03/025035 sind Formkörper mit optischem Effekt bekannt, die im wesentlichen aus Kern-Mantel- Partikeln, deren Mantel eine Matrix bildet und deren Kern im wesentlichen fest ist und eine im wesentlichen monodisperse Größenverteilung aufweist, bestehen, wobei der Mantel vorzugsweise über eine Zwischenschicht fest mit dem Kern verbunden ist. Dabei unterscheiden sich die Brechungsindices des Kernmaterials und des Mantelmaterials, wodurch besagter optischer Effekt, vorzugsweise eine Opaleszenz entsteht. Gemäß der älteren Deutschen Patentanmeldung DE 10204338.8 werden in
Formkörper solcher Kern-Mantel-Partikel zusätzlich Kontrastmaterialen, wie Pigmente, eingebracht. Die eingelagerten Kontrastmaterialien bewirken eine Zunahme von Brillanz, Kontrast und Tiefe der beobachteten Farbeffekte bei diesen Formkörpern.
Aus der älteren Deutschen Patentanmeldung DE 10227071.6 ist darüber hinaus bekannt, dass die mechanischen Eigenschaften dieser Formkörper durch Verbünde mit Materialien, welche die gewünschten mechanischen Eigenschaften aufweisen, bestimmt werden können. Bevorzugte Verarbeitungsmethoden sind dabei insbesondere Hinterspritzen und
Warmumformung.
Für großtechnische Anwendungen wäre es allerdings wünschenswert, auch großflächige Strukturen schnell und gleichmäßig mit einer Fernordnung der Kerne herstellen zu können, die den optischen Effekt über die gesamte Fläche homogen und mit großer Brillianz zeigen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, Formkörper zu Verfügung zu stellen, die den optischen Effekt über die gesamte Fläche homogen und mit großer Brillianz zeigen und mit produktionstauglicher Geschwindigkeit erhalten werden können.
Jetzt wurde überraschend gefunden, dass diese Aufgabe durch Formkörper gelöst werden kann, die erhältlich sind durch Verarbeitung über einen Extruder mit Breitschlitzdüse und anschließendes Walzen.
Ein erster Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein
Formkörper mit optischem Effekt, im wesentlichen bestehend aus Kern- Mantel-Partikeln, deren Mantel eine Matrix bildet und deren Kern im wesentlichen fest ist und eine im wesentlichen monodisperse Größenverteilung aufweist, der dadurch gekennzeichnet ist, dass der Formkörper erhältlich ist durch ein Verfahren, bei dem a) die Kern-Mantel-Partikel auf eine Temperatur erhitzt werden, bei der der Mantel fließfähig ist, und b) die fließfähigen Kern-Mantel-Partikel aus a) über einen Extruder mit Breitschlitzdüse extrudiert werden, c) und das Extrudat aus b) über ein Walzwerk geleitet wird.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist das entsprechende Verfahren zur Herstellung von Formkörpern mit optischem Effekt, bei dem Kem-Mantel-Partikel, deren Mantel eine Matrix bildet und deren Kern im wesentlichen fest ist und eine im wesentlichen monodisperse
Größenverteilung aufweist, a) auf eine Temperatur erhitzt werden, bei welcher der Mantel fließfähig ist, und b) die fließfähigen Kern-Mantel-Partikel aus a) über einen Extruder mit Breitschlitzdüse extrudiert werden, c) und das Extrudat aus b) über ein Walzwerk geleitet wird.
Unter einem optischen Effekt werden dabei erfindungsgemäß sowohl Effekte im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichtes als auch beispielsweise Effekte im UV- oder Infrarot-Bereich verstanden. In letzter Zeit hat es sich eingebürgert, derartige Effekte allgemein als photonische Effekte zu bezeichnen. Alle diese Effekte sind optische Effekte im Sinne der vorliegenden Erfindung, wobei es sich in einer bevorzugten Ausführungsform bei dem Effekt um eine Opaleszenz im sichtbaren Bereich handelt, d.h. um eine vom Betrachtungswinkel abhängige Veränderung des beobachteten Farbeindruckes. Im Sinne einer üblichen Definition des Begriffes handelt es sich bei den erfindungsgemäßen
Formkörpern um photonische Kristalle (vgl. Nachrichten aus der Chemie; 49(9) September 2001 ; S. 1018 - 1025).
Die erfindungsgemäßen Formkörper zeigen über die gesamte Fläche des Formkörpers den genannten Effekt homogen und mit großer Brillianz.
Homogen bedeutet dabei, dass über die gesamte Fläche beim Betrachten keine oder nur geringe, den Gesamteindruck nicht störende Farbabweichungen wahrgenommen werden.
Erfindungsgemäß ist es insbesondere bevorzugt, wenn in den Kern-
Mantel-Partikeln der Mantel mit dem Kern über eine Zwischenschicht verbunden ist.
Weiter ist es bevorzugt, wenn der Kern der Kem-Mantel-Partikel aus einem Material besteht, das entweder nicht oder bei einer Temperatur oberhalb der Fließtemperatur des Mantelmaterials fließfähig wird. Dies kann erreicht werden durch den Einsatz polymerer Materialien mit entsprechend hoher Glasübergangstemperatur (Tg), vorzugsweise vernetzter Polymere bzw. durch Einsatz anorganischer Kernmaterialien. Die geeigneten Materialen im einzelnen werden weiter unten beschrieben.
Die erfindungsgemäß enthaltenen Formkörper entsprechen dabei in ihrer Zusammensetzung vorzugsweise den in der Internationalen Patentanmeldung WO 03/025035 beschriebenen Formkörpern, deren Herstellung und Zusammensetzung weiter unten nochmals beschrieben wird.
Vorzugsweise handelt es sich bei dem Formkörper um eine Folie einen Film oder eine Schicht, die vorzugsweise mit mindestens einer weiteren Schicht eines anderen Materials, das die mechanischen Eigenschaften des Verbundes bestimmt, fest verbunden ist (Verbundmaterial). Entsprechende
Materialien sind in der älteren Deutschen Patentanmeldung DE 10227071 beschrieben, deren diesbezügliche Offenbarung ausdrücklich auch zum Inhalt dieser Anmeldung gehört.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist in den mindestens einen Formkörper, welcher im wesentlichen aus Kern- Mantel-Partikeln besteht, mindestens ein Kontrastmaterial eingelagert, wobei es sich bei dem mindestens einen Kontrastmaterial üblicherweise um ein Pigment, vorzugsweise ein Absorptionspigment und in einer Erfindungsvariante insbesondere bevorzugt um ein Schwarzpigment handelt.
Die eingelagerten Kontrastmaterialien bewirken eine Zunahme von Brillianz, Kontrast und Tiefe der beobachteten Farbeffekte bei den erfindungsgemäßen Formkörpern. Unter Kontrastmaterialien werden dabei erfindungsgemäß alle Materialien verstanden, die eine solche Verstärkung des optischen Effektes bewirken. Üblicherweise handelt es sich bei diesen Kontrastmaterialien um Pigmente oder organische Farbstoffe, die auch löslich sein können.
Dabei wird unter Pigmenten im Sinne der vorliegenden Erfindung jede feste Substanz verstanden, die im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichtes
einen optischen Effekt zeigt. Dabei werden erfindungsgemäß insbesondere solche Substanzen als Pigmente bezeichnet, die der Definition von Pigmenten nach DIN 55943 bzw. DIN 55945 entsprechen. Gemäß dieser Definition handelt es sich bei einem Pigment um ein in Anwendungsmedium praktisch unlösliches, anorganisches oder organisches, buntes oder unbuntes Farbmittel. Dabei können erfindungsgemäß sowohl anorganische als auch organische, natürlich oder synthetische Pigmente eingesetzt werden.
Erfindungsgemäß können sowohl Absorptions- als auch Glanz-Pigmente eingesetzt werden, wobei insbesondere auch Interferenzpigmente eingesetzt werden können. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere zur Steigerung der Intensität der optischen Effekte die Verwendung von Absorptionspigmenten bevorzugt ist. Dabei können sowohl Weiß- als auch Färb- oder Schwarzpigmente eingesetzt werden, wobei die Bezeichnung
Farbpigmente alle Pigmente meint, die einen anderen Farbeindruck als weiß oder schwarz ergeben, wie beispielsweise Heliogen™ Blau K 6850 (Fa. BASF, Cu-phthalocyanin-Pigment), Heliogen™ Grün K 8730 (Fa. BASF, Cu-phthalocyanin-Pigment), Bayferrox™ 105 M (Fa. Bayer, eisenoxid-basiertes Rotpigment) oder Chromoxidgrün GN-M (Fa. Bayer, chromoxid-basiertes Grünpigment). Aufgrund der erzielten Farbeffekte wiederum bevorzugt sind unter den Absorptionspigmenten die Schwarzpigmente. Beispielsweise sind hier pigmentärer Russ (z.B. die Carbon Black-Produktlinie der Firma Degussa (insbesondere Purex™ LS 35 bzw. Corax™ N 115 bzw. Flammruss™ 101 )) sowie
Eisenoxidschwarz, Manganschwarz sowie Cobaltschwarz und Antimonschwarz zu nennen. Auch schwarze Glimmer-Qualitäten können vorteilhaft als Schwarz-Pigment eingesetzt werden (z. B. Iriodin™ 600, Fa. Merck; Eisenoxidbeschichteter Glimmer).
Es hat sich gezeigt, dass es von Vorteil ist, wenn die Teilchengröße des mindestens einen Kontrastmaterials mindestens doppelt so groß ist wie die Teilchengröße des Kernmaterials. Sind die Teilchen des Kontrastmaterials kleiner, so werden nur unzureichende optische Effekte erzielt. Es wird vermutet, dass kleinere Teilchen, die Ausordnung der Kerne in der Matrix stören und eine Veränderung der sich bildenden Gitter bewirken. Die erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzten Teilchen von mindestens doppelter Größe der Kerne wechselwirken mit dem aus den Kern gebildeten Gitter nur lokal. Elektronenmikroskopische Aufnahmen belegen, dass die eingelagerten Partikel das Gitter aus Kernteilchen nicht oder nur wenig stören. Dabei ist mit der Teilchengröße der Kontrastmaterialien, die als Pigmente häufig auch plättchenförmig sind, die jeweils größte Ausdehnung der Teilchen gemeint. Wenn plättchenförmige Pigmente eine Dicke im Bereich der Teilchengröße der Kerne aufweisen und oder sogar unterhalb davon, stört dies die Gitterordnungen nach vorliegenden
Untersuchungen nicht. Es hat sich auch gezeigt, dass die Form der eingelagerten Kontrastmaterialpartikel keinen oder nur geringen Einfluss auf den optischen Effekt hat. Es können erfindungsgemäß sowohl kugelförmige als auch plättchenförmige und nadeiförmige Kontrastmaterialien eingelagert werden. Von Bedeutung scheint lediglich die absolute Teilchengröße im Verhältnis zur Teilchengröße der Kerne zu sein. Daher ist es erfindungsgemäß bevorzugt, wenn die Teilchengröße des mindestens einen Kontrastmaterials mindestens doppelt so groß ist wie die Teilchengröße des Kernmaterials, wobei die Teilchengröße des mindestens einen Kontrastmaterials vorzugsweise mindestens viermal so groß ist wie die Teilchengröße des Kernmaterials, da dann die beobachtbaren Wechselwirkungen noch geringer sind.
Eine sinnvolle Obergrenze der Teilchengröße der Kontrastmaterialien ergibt sich aus der Grenze, bei der die einzelnen Partikel selbst sichtbar werden oder aufgrund ihrer Teilchengröße die mechanischen
Eigenschaften des Formkörpers beeinträchtigen. Die Bestimmung dieser Obergrenze bereitet dem Fachmann keinerlei Schwierigkeiten.
Von Bedeutung für den erwünschten Effekt ist außerdem die Menge an Kontrastmaterial, die eingesetzt wird. Es hat sich gezeigt, dass Effekte üblicherweise beobachtet werden, wenn mindestens 0,05 Gew.-% Kontrastmaterial, bezogen auf das Gewicht des Formkörper als eingesetzt werden. Besonders bevorzugt ist es, wenn der Formkörper mindestens 0,2 Gew.-% und insbesondere bevorzugt mindestens 1 Gew.-% Kontrastmaterial enthält, da diese erhöhten Gehalte an Kontrastmaterial erfϊndungsgemäß in der Regel auch zu intensiveren Effekten führen.
Umgekehrt beeinträchtigen größere Mengen an Kontrastmaterial unter Umständen die Verarbeitungseigenschaften der Kern/Mantel-Partikel und erschweren so die Herstellung erfindungsgemäßer Formkörper. Darüber hinaus wird erwartet, dass oberhalb eines gewissen Anteils von Kontrastmaterial, der vom jeweiligen Material abhängt, die Ausbildung des Gitters aus Kern-Partikeln gestört wird und sich vielmehr orientierte Kontrastmaterialschichten bilden. Daher ist es erfindungsgemäß bevorzugt, wenn der Formkörper maximal 20 Gew.-% Kontrastmaterial, bezogen auf das Gewicht des Formkörpers, enthält, wobei es besonders bevorzugt ist, wenn der Formkörper maximal 12 Gew.-% und insbesondere bevorzugt maximal 5 Gew.-% Kontrastmaterial enthält.
In einer besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann es jedoch auch bevorzugt sein, wenn die Formkörper möglichst große Mengen an Kontrastmaterial enthalten. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn das Kontrastmaterial gleichzeitig die mechanische Festigkeit des Formkörpers erhöhen soll.
Zur Erzielung des erwünschten optischen oder photonischen Effektes ist es wünschenswert, dass die Kem-Mantel-Partikel einen mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von etwa 5 nm bis etwa 2000 nm aufweisen. Dabei kann es insbesondere bevorzugt sein, wenn die Kern- Mantel-Partikel einen mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von etwa
5 bis 20 nm, vorzugsweise 5 bis 10 nm, aufweisen. In diesem Fall können die Kerne als "Quantum dots" bezeichnet werden; sie zeigen die entsprechenden aus der Literatur bekannten Effekte. Zur Erzielung von Farbeffekten im Bereich des sichtbaren Lichtes ist es von besonderem Vorteil, wenn die Kern-Mantel-Partikel einen mittleren Teilchendurchmesser im Bereich von etwa 50 - 500 nm aufweisen. Insbesondere bevorzugt werden Partikel im Bereich von 100 - 500 nm eingesetzt, da bei Teilchen in diesem Größenordnungsbereich (in Abhängigkeit des in der photonischen Struktur erzielbaren Brechungsindexkontrastes) die Reflektionen verschiedener Wellenlängen des sichtbaren Lichtes sich deutlich voneinander unterscheiden und so die für optische Effekte im sichtbaren Bereich besonders wichtige Opaleszenz besonders ausgeprägt in verschiedensten Farben auftritt. In einer Variante der vorliegenden Erfindung ist es jedoch auch bevorzugt, vielfache dieser bevorzugten Teilchengröße einzusetzen, die dann zu Reflexen entsprechend der höheren Ordnungen und damit zu einem breiten Farbenspiel führen.
Entscheidend für die Intensität der beobachteten Effekte ist auch die Differenz der Brechungsindices von Kern und Mantel. Erfindungsgemäße Formkörper weisen vorzugsweise eine Differenz zwischen den
Brechungsindices des Kernmaterials und des Mantelmaterials von mindestens 0,001 , vorzugsweise mindestens 0,01 und insbesondere bevorzugt mindestens 0,1 auf.
Die Intensität der auftretenden Farbeffekte erhöht sich mit dem
Brechungsindexkontrast zwischen den strukturbildenden Kernen und den matrixbildenden Außenschalen der Partikeln. Ein möglichst hoher
Brechungsindexkontrast wird z.B. erreicht, wenn Polystyrol (PS) als Kernpolymeres und Polyethylacrylat (PEA) als Mantelpolymeres gewählt wird. Diese Kombination hat eine für Standardpolymere hohe Differenz der Brechungsindices von Δn = 0,12. Für die Anwendung als Effektfarbmaterialien sind aber auch Systeme mit einem niedrigeren
Brechungsindexkontrast interessant, da mit diesen leichte Farbschimmereffekte realisiert werden können (Perlmutt-Glanz).
Die erfindungsgemäßen Formkörper zeigen dabei eine temperaturabhängige Veränderung des Brechungsindexkontrastes zwischen Kern und Mantel und damit auch eine temperaturabhängige Veränderung des winkelabhängigen Farbeindruckes. Folglich eignen sich die erfindungsgemäßen - wie auch die aus WO 03/025035 bekannten - Formkörper als thermochrome Temperatursensoren bzw. thermochrome Pigmente. Weitere Gegenstände der vorliegenden Erfindung sind daher die
Verwendung der genannten Formkörper als thermochrome Temperatursensoren bzw. als thermochrome Pigmente.
Insbesondere sind auch solche Formkörper Gegenstand der vorliegenden Erfindung bei denen die Brechungsindexdifferenz Δn zwischen Kern und
Mantel bei einer Arbeitstemperatur T-i gleich 0 ist und bei einer zweiten Arbeitstemperatur T2 von 0 verschieden ist. Bei diesen Formkörpern ist die Thermochromie besonders ausgeprägt da bei der
Beobachtungstemperatur T kein Farbeffekt und bei der Beobachtungstemperatur T2 der winkelabhängige Farbeffekt beobachtet wird.
In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung sind in die
Matrixphase der Formkörper neben deη Kernen der Kern-Mantel-Partikel weitere Nanopartikel eingelagert. Bevorzugte Materialien sind anorganische Nanopartikel, insbesondere Nanopartikel von Metallen oder
von ll-VI- bzw. Ill-V-Halbleitern oder von Materialen, welche die magnetischen/elektrischen (elektronischen) Eigenschaften der Materialien beeinflussen. Beispiele für bevorzugte Nanopartikel sind Edelmetalle, wie Silber, Gold und Platin, Halbleiter oder Isolatoren, wie Zink- und Cadmiumchalkogenide, Oxide, wie Hämatit, Magnetit oder Perowskite, oder Metallpnictide, z. B. Galliumnitrid oder Mischphasen dieser Materialien.
Der genaue Mechanismus, der zu der gleichmäßigen Orientierung der Kern-Mantel-Partikel in den erfindungsgemäß geeigneten Formkörpern führt, ist bislang unbekannt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Krafteinwirkung essentiell zur Ausbildung der weitreichenden Ordnung ist. Es wird vermutet, dass die Elastizität des Mantelmaterials unter den Verarbeitungsbedingungen entscheidend für den Ordnungsprozess ist. Die Kettenenden der Mantelpolymere haben im allgemeinen das Bestreben, eine Knäuelform anzunehmen. Kommen sich zwei Partikel zu nahe, so werden die Knäuel nach der Modellvorstellung gestaucht und es entstehen abstoßende Kräfte. Da die Mantel-Polymerketten verschiedener Partikel auch miteinander in Wechselwirkung treten, werden die Polymerketten nach dem Modell gestreckt, wenn sich zwei Partikel voneinander entfernen.
Durch das Bestreben der Mantel-Polymerketten wieder eine Knäuelform anzunehmen, entsteht eine Kraft, welche die Partikel wieder näher zusammen zieht. Nach der Modellvorstellung wird die weitreichende Ordnung der Partikel im Formkörper durch das Wechselspiel dieser Kräfte erzeugt.
Als besonders gut geeignet zur Herstellung der Formkörper haben sich dabei Kern-Mantel-Partikel erwiesen, deren Mantel mit dem Kern über eine Zwischenschicht verbunden ist.
Bei der Zwischenschicht handelt es sich in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung um eine Schicht vernetzter oder zumindest
teilweise vernetzter Polymere. Dabei kann die Vernetzung der Zwischenschicht über freie Radikale, beispielsweise induziert durch UV- Bestrahlung, oder vorzugsweise über di- bzw. oligofunktionelle Monomere erfolgen. Bevorzugte Zwischenschichten dieser Ausführungsform enthalten 0,01 bis 100 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 0,25 bis 10 Gew.-%, di- bzw. oligofunktionelle Monomere. Bevorzugte di- bzw. oligofunktionelle Monomere sind insbesondere Isopren und Allylmethacrylat (ALMA). Eine solche Zwischenschicht vernetzter oder zumindest teilweise vernetzter Polymere hat vorzugsweise eine Dicke im Bereich von 10 bis 20 nm. Fällt die Zwischenschicht dicker aus, so wird der Brechungsindex der Schicht so gewählt, dass er entweder dem Brechungsindex des Kernes oder dem Brechungsindex des Mantels entspricht.
Werden als Zwischenschicht Copolymere eingesetzt, die, wie oben beschrieben, ein vernetzbares Monomer enthalten, so bereitet es dem
Fachmann keinerlei Probleme, entsprechende copolymehsierbare Monomere geeignet auszuwählen. Beispielsweise können entsprechende copolymerisierbare Monomere aus einem sogenannten Q-e-Schema ausgewählt werden (vgl. Lehrbücher der Makromolekularen Chemie). So können mit ALMA vorzugsweise Monomere, wie Methylmethacrylat und
Acrylsäuremethylester polymerisiert werden.
In einer anderen, ebenfalls bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung, werden die Mantelpolymere direkt, über eine entsprechende Funktionalisierung des Kernes, an den Kern aufgepfropft. Die
Oberflächenfunktionalisierung des Kernes bildet dabei die erfindungsgemäße Zwischenschicht. Die Art der Oberflächenfunktionalisierung richtet sich dabei hauptsächlich nach dem Material des Kernes. Siliciumdioxid-Oberflächen können beispielsweise mit Silanen, die entsprechend reaktive Endgruppen tragen, wie Epoxyfunktionen oder freien Doppelbindungen, geeignet modifiziert werden. Andere Oberflächenfunktionalisierungen, beispielsweise für Metalloxide, können
Titanate oder Aluminiumorganyle sein, die jeweils organische Seitenketten mit entsprechenden Funktionen enthalten. Bei polymeren Kernen kann zur Oberflächenmodifizierung beispielsweise ein am Aromaten funktionali- siertes Styrol, wie Bromstyrol, eingesetzt werden. Über diese Funktionalisierung kann dann das Aufwachsen der Mantelpolymeren erreicht werden. Insbesondere kann die Zwischenschicht auch über ionische Wechselwirkungen oder Komplexbindungen eine Haftung des Mantels am Kern bewirken.
In einer bevorzugten Ausführungsform besteht der Mantel dieser Kern-
Mantel-Partikel aus im wesentlichen unvemetzten organischen Polymeren, die bevorzugt über eine zumindest teilweise vernetzte Zwischenschicht auf den Kern aufgepfropft sind.
Dabei kann der Mantel entweder aus thermoplastischen oder aus elastomeren Polymeren bestehen. Da der Mantel die Materialeigenschaften und Verarbeitungsbedingungen der Kern-Mantel-Partikel im wesentlichen bestimmt, wird der Fachmann das Mantelmaterial entsprechend üblicher Überlegungen in der Polymertechnologie auswählen. Insbesondere dann, wenn Bewegungen oder Spannungen in einem Material zu optischen Effekten führen sollen, ist der Einsatz von Elastomeren als Mantelmaterial bevorzugt. In erfindungsgemäßen Formkörpern werden durch solche Bewegungen die Abstände zwischen den Kernen verändert. Dementsprechend verändern sich die Wellenlängen des wechselwirkenden Lichtes und die zu beobachtenden Effekte.
Der Kern kann aus den verschiedensten Materialien bestehen. Wesentlich ist erfindungsgemäß, wie bereits ausgeführt, dass eine Brechungsindexdifferenz zum Mantel besteht, und der Kern unter den Verarbeitungsbedingungen fest bleibt.
Weiter ist es in einer Erfindungsvariante insbesondere bevorzugt, wenn der Kern aus einem organischen Polymer, das vorzugsweise vernetzt ist, besteht.
In einer anderen ebenfalls bevorzugten Erfindungsvariante besteht der
Kern aus einem anorganischen Material, vorzugsweise einem Metall oder Halbmetall oder einem Metallchalcogenid oder Metallpnictid. Als Chalcogenide werden im Sinne der vorliegenden Erfindung solche Verbindungen bezeichnet, in denen ein Element der 16. Gruppe des Periodensystems der elektronegative Bindungspartner ist; als Pnictide solche, in denen ein Element der 15. Gruppe des Periodensystems der elektronegative Bindungspartner ist.
Bevorzugte Kerne bestehen aus Metallchalcogeniden, vorzugsweise Metalloxiden, oder Metallpnictiden, vorzugsweise Nitriden oder
Phosphiden. Metall im Sinne dieser Begriffe sind dabei alle Elemente, die im Vergleich zu den Gegenionen als elektropositiver Partner auftreten können, wie die klassischen Metalle der Nebengruppen, beziehungsweise die Hauptgruppenmetalle der ersten und zweiten Hauptgruppe, genauso jedoch auch alle Elemente der dritten Hauptgruppe, sowie Silicium,
Germanium, Zinn, Blei, Phosphor, Arsen, Antimon und Bismuth. Zu den bevorzugten Metallchalcogeniden und Metallpnictiden gehören insbesondere Silciumdioxid, Aluminiumoxid, Galliumnitrid, Bor- und Aluminiumnitrid sowie Silicium- und Phosphornitrid.
Als Ausgangsmaterial für die Herstellung der Kem-Mantel-Partikel werden in einer Variante der vorliegenden Erfindung bevorzugt monodisperse Kerne aus Siliciumdioxid eingesetzt, die beispielsweise nach dem in US 4 911 903 beschriebenen Verfahren erhalten werden können. Die Kerne werden dabei durch hydrolytische Polykondensation von
Tetraalkoxysilanen in einem wäßrig-ammoniakalischen Medium hergestellt, wobei man zunächst ein Sol von Primärteilchen erzeugt und anschließend
durch ein kontinuierliches, kontrolliertes Zudosieren von Tetraalkoxysilan die erhaltenen Siθ2-Partikel auf die gewünschte Teilchengröße bringt. Mit diesem Verfahren sind monodisperse Siθ2-Keme mit mittleren Teilchendurchmessern zwischen 0,05 und 10 μm bei einer Standardabweichung von 5 % herstellbar.
Weiterhin sind als Ausgangsmaterial Siθ2-Keme bevorzugt, die mit (Halb)Metallen oder im sichtbaren Bereich nichtabsorbierenden Metalloxiden, wie z.B. Ti02, Zrθ2, ZnO2, Sn02 oder AI2θ3, beschichtet sind. Die Herstellung von mit Metalloxiden beschichteter SiO -Kerne ist beispielsweise in US 5 846 310, DE 198 42 134 und DE 199 29 109 näher beschrieben.
Als Ausgangsmaterial sind auch monodisperse Kerne aus nichtabsorbierenden Metalloxiden wie ΗO2, Zrθ2, Znθ2, SnO2 oder AI2O3 oder Metalloxidgemischen einsetzbar. Ihre Herstellung ist beispielsweise in EP 0 644 914 beschrieben. Weiterhin ist das Verfahren gemäß EP 0 216 278 zur Herstellung monodisperser Siθ2-Kerne ohne weiteres und mit gleichem Ergebnis auf andere Oxide übertragbar. Zu einem Gemisch aus Alkohol, Wasser und Ammoniak, dessen Temperatur mit einem Thermostaten auf 30 bis 40 °C genau eingestellt wird, werden unter intensiver Durchmischung Tetraethoxysilan, Tetrabutoxytitan, Tetrapro- poxyzirkon oder deren Gemische in einem Guss zugegeben und die erhaltene Mischung für weitere 20 Sekunden intensiv gerührt, wobei sich eine Suspension von monodispersen Kerne im Nanometerbereich ausbildet. Nach einer Nachreaktionszeit von 1 bis 2 Stunden werden die Kerne auf die übliche Weise, z.B. durch Zentrifugieren, abgetrennt, gewaschen und getrocknet.
Weiterhin sind als Ausgangsmaterial für die Herstellung der Kem-Mantel-
Partikel auch monodisperse Kerne aus Polymeren geeignet, die Partikel, beispielsweise Metalloxide, eingeschlossen enthalten. Solche Materialien
werden beispielsweise von der Firma micro caps Entwicklungs- und Vertriebs GmbH in Rostock angeboten. Nach kundenspezifischen Anforderungen werden Mikroverkapselungen auf der Basis von Polyestem, Polyamiden und natürlichen und modifizierten Kohlenhydraten gefertigt.
Einsetzbar sind weiterhin monodisperse Kerne aus Metalloxiden, die mit organischen Materialien, beispielsweise Silanen, beschichtet sind. Die monodispersen Kerne werden in Alkoholen dispergiert und mit gängigen Organoalkoxysilanen modifiziert. Die Silanisierung sphärischer Oxidpartikel ist auch in DE 43 16 814 beschrieben. Dabei bilden die Silane vorzugsweise die o.g. Zwischenschicht.
Für die beabsichtigte Verwendung der Kern/Mantel-Partikel zur Herstellung von Formkörpern ist es wichtig, dass das Mantelmaterial verfilmbar ist, d. h., dass es durch einfache Maßnahmen soweit erweicht, visco-elastisch plastifiziert oder verflüssigt werden kann, dass die Kerne der Kern/Mantel- Partikel zumindest Domänen regelmäßiger Anordnung ausbilden können. Die in der durch Verfilmung der Mantel der Kern/Mantel-Partikel gebildeten Matrix regelmäßig angeordneten Kerne bilden ein Beugungsgitter, das Interferenzerscheinungen hervorruft und dadurch zu sehr interessanten
Farbeffekten führt.
Die Materialien von Kern und Mantel können, sofern sie den oben angegebenen Bedingungen genügen, anorganischen, organischen oder auch metallischen Charakter haben oder es können Hybridmaterialien sein.
Im Hinblick auf die Möglichkeit, die erfindungsrelevanten Eigenschaften der Kerne der erfindungsgemäßen Kern/Mantel-Partikel nach Bedarf zu variieren ist es jedoch oft zweckmäßig, wenn die Kerne ein oder mehrere Polymere und/oder Copolymere (Kern-Polymere) enthalten oder sie aus solchen Polymeren bestehen.
Vorzugsweise enthalten die Kerne ein einziges Polymer oder Copolymer. Aus dem gleichen Grund ist es zweckmäßig, dass auch die Mantel der
erfindungsgemäßen Kern/Mantel-Partikel ein oder mehrere Polymere und/oder Copolymere (Mantel-Polymere; Matrix-Polymere) oder Polymer- Vorprodukte und gegebenenfalls Hilfs- und Zusatzstoffe enthält, wobei die Zusammensetzung der Mantel so gewählt werden kann, dass sie in nichtquellender Umgebung bei Raumtemperatur im wesentlichen formbeständig und klebfrei ist.
Mit der Verwendung von Polymersubstanzen als Mantelmaterial und ggf. Kernmaterial gewinnt der Fachmann die Freiheit deren relevante Eigenschaften, wie z. B. ihre Zusammensetzung, die Teilchengröße, die mechanischen Daten, den Brechungsindex, die Glasübergangstemperatur, den Schmelzpunkt und das Gewichtsverhältnis von Kern:Mantel und damit auch die anwendungstechnischen Eigenschaften der Kern/Mantel-Partikel festzulegen, die sich letztlich auch auf die Eigenschaften der daraus hergestellten Formkörper auswirken.
Polymere und/oder Copolymere, die in dem Kernmaterial enthalten sein können oder aus denen es besteht, sich hochmolekulare Verbindungen, die der oben für das Kernmaterial gegebenen Spezifikation entsprechen. Geeignet sind sowohl Polymerisate und Copolymerisate polymerisierbarer ungesättigten Monomerer als auch Polykondensate und Copolykondensate von Monomeren mit mindestens zwei reaktiven Gruppen, wie z. B. hochmolekulare aliphatische, aliphatisch/aromatische oder vollaromatische Polyester, Polyamide, Polycarbonate, Polyharnstoffe und Polyurethane, aber auch Aminoplast- und Phenoplast-Harze, wie z. B.
Melamin/Formaldehyd-, Harnstoff/Formaldehyd- und Phenol/Formaldehy- Kondensate.
Zur Herstellung von Epoxidharzen, die ebenfalls als Kernmaterial geeignet sind, werden üblicherweise Epoxid-Präpolymerisate, die beispielsweise durch Reaktion von Bisphenol A oder anderen Bisphenolen, Resorcin, Hydrochinon, Hexandiol, oder anderen aromatischen oder aliphatischen Dioder Polyolen, oder Phenol-Formaldehyd-Kondensaten, oder deren Mischungen untereinander mit Epichlorhydrin, oder anderen Di- oder Polyepoxiden erhalten werden, mit weiteren zur Kondensation befähigten
Verbindungen direkt oder in Lösung vermischt und aushärten gelassen.
Zweckmäßigerweise sind die Polymeren des Kernmaterials in einer bevorzugten Erfindungsvariante vernetzte (Co-)Polymere, da diese üblicherweise erst bei hohen Temperaturen ihren Glasübergang zeigen. Diese vernetzten Polymeren können entweder bereits im Verlauf der Polymerisation bzw. Polykondensation oder Copolymerisation bzw. Copolykondensation vernetzt worden sein, oder sie können nach Abschluß der eigentlichen (Co-)Polymerisation bzw. (Co-)Polykondensation in einem gesonderten Verfahrensschritt nachvernetzt worden sein.
Eine detaillierte Beschreibung der chemischen Zusammensetzung geeigneter Polymere folgt weiter unten.
Für das Mantelmaterial eignen sich, wie für das Kernmaterial, im Prinzip Polymere der oben bereits genannten Klassen, sofern sie so ausgewählt bzw. aufgebaut werden, dass sie der oben für die Mantelpolymeren gegebenen Spezifikation entsprechen.
Günstig für gewisse Anwendungen, wie z. B. zur Herstellung von Beschichtungen oder Farbfolien ist es, wie bereits oben gesagt, wenn das
Polymermaterial der die Matrixphase bildenden Mantel der Kem-Mantel- Partikel ein elastisch deformierbares Polymer ist, z. B. ein Polymerisat mit niedriger Glasübergangstemperatur. In diesem Fall kann man es erreichen, dass die Farbe des erfindungsgemäßen Formkörpers bei Dehnung und Stauchung variiert. Interessant für die Anwendung sind auch solche erfindungsgemäßen Kern/Mantel-Partikel, die bei der Verfilmung zu Formkörpern führen, die einen Dichroismus zeigen.
Polymere, die den Spezifikationen für ein Mantelmaterial genügen, finden sich ebenfalls in den Gruppen der Polymerisate und Copolymerisate polymerisierbarer ungesättigter Monomerer, als auch der Polykondensate und Copolykondensate von Monomeren mit mindestens zwei reaktiven Gruppen, wie z. B. der hochmolekularen aliphatischen, aliphatisch/ aromatischen oder vollaromatischen Polyester und Polyamide.
Unter Berücksichtigung der obigen Bedingungen für die Eigenschaften der Mantelpolymeren (= Matrixpolymeren) sind für ihre Herstellung im Prinzip ausgewählte Bausteine aus allen Gruppen organischer Filmbildner geeignet.
Einige weitere Beispiele mögen die breite Palette der für die Herstellung der Mantel geeigneten Polymeren veranschaulichen.
Soll der Mantel vergleichsweise niedrig brechend sein, so eignen sich beispielsweise Polymerisate wie Polyethylen, Polypropylen,
Polyethylenoxid, Polyacrylate, Polymethacrylate, Polybutadien, Polymethylmethacrylat, Polytetrafluorethylen, Polyoxymethylen, Polyester, Polyamide, Polyepoxide, Polyurethan, Kautschuk, Polyacrylnitril und Polyisopren.
Soll der Mantel vergleichsweise hochbrechend sein, so eignen sich für den Mantel beispielsweise Polymerisate mit vorzugsweise aromatischer Grundstruktur wie Polystyrol, Polystyrol-Copolymerisate wie z. B. SAN, aromatisch-aliphatische Polyester und Polyamide, aromatische Polysulfone und Polyketone, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, sowie bei geeigneter
Auswahl eines hochbrechenden Kernmaterials auch Polyacrylnitril oder Polyurethan.
In einer erfindungsgemäß besonders bevorzugten Ausführungsform von Kern-Mantel-Partikeln besteht der Kern aus vernetztem Polystyrol und der
Mantel aus einem Polyacrylat, vorzugsweise Polyethylacrylat und/oder Polymethylmethacrylat.
Hinsichtlich Teilchengröße, Teilchengrößenverteilung und Brechungsindex- differenzen gilt für die Kern-Mantel-Partikel analog das bereits oben zu den
Formkörpern gesagte.
Im Hinblick auf die Verarbeitbarkeit der Kem-Mantel-Partikel zu Formkörpern ist es von Vorteil, wenn das Gewichtsverhältnis von Kern zu
Mantel im Bereich von 2:1 bis 1:5, vorzugsweise im Bereich von 3:2 bis 1 :3 und insbesondere bevorzugt im Bereich von kleiner als 1 ,2:1 liegt. In speziellen Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung ist es sogar bevorzugt, wenn das Gewichtsverhältnis von Kern zu Mantel kleiner als 1 :1 ist, wobei eine typische Obergrenze des Mantelanteiles bei einem
Gewichtsverhältnis von Kern zu Mantel von 2:3 liegt.
Bei dem Verfahren zur Herstellung von Formkörpern mit optischem Effekt, werden wie oben ausgeführt Kem-Mantel-Partikel, deren Mantel eine Matrix bildet und deren Kern im wesentlichen fest ist und eine im wesentlichen monodisperse Größenverteilung aufweist, in einem schritt a) auf eine Temperatur erhitzt, bei welcher der Mantel fließfähig ist, und die fließfähigen Kem-Mantel-Partikel aus a) in einem Schritt b) über einen Extruder mit Breitschlitzdüse extrudiert werden, und in einem Schritt c) das Extrudat über ein Walzwerk geleitet.
In einer bevorzugten Variante der Herstellung liegt die Temperatur in Schritt a) mindestens 40°C, vorzugsweise mindestens 60°C oberhalb des Glaspunktes des Mantels der Kern-Mantel-Partikel. Es hat sich empirisch gezeigt, dass die Fließfähigkeit des Mantels in diesem Temperaturbereich den Anforderungen für eine wirtschaftliche Herstellung der Formkörper in besonderem Maße entspricht.
Sollen die Formkörper das oben beschriebene Kontrastmaterial enthalten, so werden die Kem-Mantel-Partikel bevor sie in Schritt b) extrudiert werden mit dem Kontrastmaterial vermischt.
Extruder existieren in verschiedenen Varianten; so unterscheidet man z. B. je nach der Zahl der Förderschnecken Ein- und Mehrschneckenextruder, Geräte mit elektronischer Steuerung oder Führung durch Ultraschall. Auch zum Plasti(fi)zieren schwer verarbeitbarer Materialien sind Extruder mit
Vorteil einzusetzen. Alle hier beschriebenen Extruder eignen sich zur Verarbeitung entsprechender Kem-Mantel-Partikel.
Beim Extrudieren mit Breitschlitzdüsen werden z. B. Flachfolien von 20- 2000 μm Dicke erhalten. Der Film kann anschließend durch Kühlwalzen oder Wasserbäder abgeschreckt werden (Schmelzgießen oder Chill-Roll- Verfahren).
Bei der Extrusion von Kem-Mantel-Partikel mit Mantel Polyethylacrylat oder Copolymeren davon hat es sich als optimal erwiesen, wenn die Kolbenoder Schneckentemperatur und die Werkzeugtemperatur nicht wesentlich über 220 °C beträgt. Für optimale Ergebnisse sollten diese Temperaturen jedoch auch nicht wesentlich unter 120 °C liegen.
Durch Extrusion werden auch Netze aus thermoplastischen Materialien hergestellt, bei denen im Gegensatz zu geknoteten Geweben die Kontaktstellen von Kette und Schuss fest miteinander verbunden sind. Bei diesem Verfahren sind auf dem Extruderkopf zwei gegenläufig rotierende Werkzeuge mit je einem Satz kreisförmig angeordneter Düsenöffnungen angebracht. Wenn die Öffnungen der beiden Werkzeuge übereinander liegen, wird nur ein Strang erzeugt. Durch die Rotation der Öffnungen wird der Strang in zwei Einzelstränge geteilt und dann bei weiterer Rotation wieder vereinigt usw. Bei gleicher Rotationsgeschwindigkeit der beiden Werkzeuge entsteht ein Tubus mit diamantartiger Netzstruktur, der nach dem Aufschneiden ein flaches Netz gibt. Durch Variation der Schlitze,
Geschwindigkeiten usw. können sehr verschiedene Netze erzeugt werden.
Beim Extrudieren kann man auch gleichzeitig chemische Reaktionen ablaufen lassen, und zwar Polyreaktionen von Monomeren bzw. Präpolymeren zu Thermoplasten und Duroplasten, Vernetzungen oder
Pfropfreaktionen auf dem Mantel der Kern-Mantel-Partikel. Um
unterschiedliche Aushärtungen zu vermeiden, benutzt man hier meist Kolbenstrangpressen und nicht Schnecken- oder
Doppelschneckenextruder. Beim Extrudieren von Kautschuken erfolgt jedoch die Vulkanisation zu Elastomeren in einem gesonderten Verfahrensschritt nach der Extrusion.
In bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. des Verfahrens nach dem die erfindungsgemäßen Formkörper erhalten werden können, verfügt das Walzwerk in Schritt c) über 2 gegenläufige Walzen.
Weiterhin kann es erfindungsgemäß bevorzugt sein, wenn das Extrudat in Schritt c) mit mindestens einem weiteren Material verbunden wird. Dies kann zum einen eine Schutzfolie sein, die Transport und Lagerung der erfindungsgemäßen Formkörper erleichtert. Zum anderen kann dies auch ein Material sein, das die mechanischen Eigenschaften des Verbundes.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind daher auch Formkörper, die mindestens ein weiteres Material, welches die mechanischen Eigenschaften des Verbundes bestimmt, enthalten. Diese Formkörper werden im folgenden auch Verbundmaterial genannt.
In einer bevorzugten Variante des Verfahrens wird beim Walzen gleichzeitig eine strukturierte Oberfläche erzeugt. Dies wird dabei dadurch erreicht, dass zumindest eines der verwendeten Werkzeuge bereits eine derartige Oberflächenstrukturierung aufweist. Beispielsweise lassen sich mit diesen Methoden Lederimitate erzeugen, die eine lederähnliche Oberflächenstruktur aufweisen und gleichzeitig die oben diskutierten Farbeffekte zeigen.
Die Formkörper können, wenn es technisch vorteilhaft ist, Hilfs- und Zusatzstoffe enthalten. Sie können der optimalen Einstellung der für die Anwendung und Verarbeitung gewünschten bzw. erforderlichen anwendungstechnischen Daten, bzw. Eigenschaften dienen. Beispiele für derartige Hilfs- und/oder Zusatzstoffe sind Antioxidantien, UV- Stabilisatoren, Biozide, Weichmacher, Filmbildungshilfsmittel, Verlaufmittel, Füllmittel, Schmelzhilfsmittel, Haftmittel, Trennmittel, Auftragshilfsmittel, Entformungshilfsmittel und Mittel zur Viskositätsmodifizierung, z. B. Verdicker oder Fließverbesserer.
Besonders empfehlenswert sind Zusätze von Filmbildungshilfsmitteln und Filmmodifizierungsmitteln auf der Basis von Verbindungen der allgemeinen Formel HO-CnH2n-0-(CnH2π-0)mH, worin n eine Zahl von 2 bis 4, vorzugsweise 2 oder 3, und m eine Zahl von 0 bis 500 ist. Die Zahl n kann innerhalb der Kette variieren und die verschiedenen Kettenglieder können in statistischer oder in blockweiser Verteilung eingebaut sein. Beispiele für derartige Hilfsmittel sind Ethylenglycol, Propylenglycol, Di-, Tri- und Tetraethylenglycol, Di-, Tri- und Tetrapropylenglycol, Polyethylenoxide, Polypropylenoxid und Ethylenoxid/Propylenoxid-Mischpolymere mit Molgewichten bis ca. 15000 und statistischer oder blockartigen Verteilung der Ethylenoxid und Propylenoxid-Baugruppen.
Gegebenenfalls sind auch organische oder anorganische Lösungs-, Dispergier- oder Verdünnungsmittel, die beispielsweise die offene Zeit der Formulierung, d. h. die für ihren Auftrag auf Substrate zur Verfügung stehende Zeit, verlängern, Wachse oder Schmelzkleber als Additive möglich.
Gewünschtenfalls können den Formkörpern auch Stabilisatoren gegen UV- Strahlung und Wettereinflüsse zugesetzt werden. Hierzu eignen sich z. B.
Derivate des 2,4-Dihydroxybenzophenons, Derivate des 2-Cyan-3,3'- dephenylacrylats, Derivate des 2,2',4,4,-Tetrahydroxybenzophenons, Derivate des o-Hydroxyphenyl-benztriazols, Salicylsäureester, o- Hydroxyphenyl-s-triazine oder sterisch gehinderte Amine. Auch diese Stoffe können einzeln oder als Gemische eingesetzt werden.
Die Gesamtmenge der Hilfs- und/oder Zusatzstoffe beträgt bis zu 40 Gew.- %, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-%, insbesondere bevorzugt bis zu 5 Gew.- % des Gewichts der Formkörper. Dementsprechend bestehen die Formkörper zu mindestens 60 Gew.-%, vorzugsweise zu mindestens 80 Gew.-% und insbesondere bevorzugt zu mindestens 95 Gew.-% aus
Kern-Mantel-Partikeln besteht.
Die erforderlichen Kern-Mantel-Partikel lassen sich nach verschiedenen Verfahren, wie in der Internationalen Patentanmeldung WO 03/025035 beschrieben, deren Offenbarung ausdrücklich auch zum Inhalt der vorliegenden Patentanmeldung gehört, herstellen. Eine bevorzugte Möglichkeit, die Kern-Partikel zu erhalten, ist die Emulsionspolymerisation. Eine vernetzte polymere Zwischenschicht kann vorzugsweise durch Emulsionspolymerisation oder durch ATR-Polymerisation, aufgebracht werden. Ebenfalls bevorzugt ist es, wenn das Aufbringen des Mantels aus organischen Polymeren durch Aufpfropfung, vorzugsweise durch Emulsionspolymerisation oder ATR-Polymerisation erfolgt.
Die Herstellung von Verbundmaterialien aus den erfindungsgemäßen Formkörpern erfolgt vorzugsweise dadurch, dass mindestens ein
Formkörper mit mindestens einem weiteren Material, dass die mechanischen Eigenschaften des Verbundes bestimmt, verbunden wird. In einer bevorzugten Ausführungsform dieses Verfahrens wird die Verbindung durch mechanische Krafteinwirkung, vorzugsweise uniaxiales Pressen, und/oder Erhitzen bewirkt.
Beispiels weise kann die Verbindung zweier oder mehrere Schichten durch uniaxiales Pressen bei erhöhter Temperatur erreicht werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform liegen solche Verbundmaterialien in
Form von Laminaten vor, d.h. bei dem Formkörper handelt es sich um eine Folie oder eine Schicht, die mit mindestens einer weiteren Schicht eines
anderen Materials, das die mechanischen Eigenschaften des Verbundes bestimmt, fest verbunden ist.
Dabei ist es ebenfalls bevorzugt, wenn der Formkörper, welcher die optischen Eigenschaften des Materials dominiert, in das andere Material eingebettet und damit von diesem umgeben ist.
Dabei sind auch solche Laminate bevorzugt, bei denen der Formkörper, welcher die optischen Eigenschaften des Materials dominiert zwischen zwei unterschiedlichen Materialen eingebettet ist. So kann auf einer Seite des Formkörpers ein Material angebracht sein, das die mechanischen Eigenschaften des Verbundmaterials bestimmt und auf der anderen Seite eine transparente Folie, die lediglich die Oberflächenstruktur und -haptik des Verbundmaterials verändert, so können beispielsweise ggf. strukturierte PMMA-Folien eingesetzt werden, um die Brillanz der
Farbeeffekte weiter zu erhöhen. Durch eine geeignete Strukturierung solcher Folien kann dabei die diffuse Reflexion an den Formkörpern, welche die optischen Eigenschaften des Materials dominieren, verringert bzw. verhindert werden.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Verbünde durch Coextrusion erzeugt. Durch Coextrusion werden z.B. Folien oder Platten aus zwei oder mehr Schichten für Verpackungen und als Halbzeuge hergestellt.
Dabei gibt es verschiedene gängige Coextrusionsverfahren: Bei einer Verfahrensvariante werden die zu extrudierenden Materialien in der Düse vermischt. Dieses Verfahren erfordert ähnliche Fließeigenschaften der verschiedenen Materialien. Vorteilhaft ist dabei, dass nur eine Düse erforderlich ist und das Coextrudat direkt erhalten wird.
ln einer anderen Verfahrensvariante wird für jede Komponente eine eigene Düse benötigt. Die einzelnen Extrudatstränge werden erst nach dem Austritt aus den Düsen über Rollen oder Walzen zu dem Coextrudat zusammengeführt. Dieses Verfahren ist apparativ aufwändiger, ermöglicht jedoch die Coextrusion von Materialien mit unterschiedlichen
Fließcharakteristika.
In einem erfindungsgemäß bevorzugten Herstellverfahren werden solche Verbünde durch Eingießen oder Hinterspritzen hergestellt. In beiden Fällen wird der erfindungsgemäße Formkörper in der Form vorgelegt und das mindestens eine andere Material entweder in Form einer Schmelze oder Vorstufe zugegossen bzw. mittels einer Spritzgußapparatur eingespritzt, in anderen bevorzugten Varianten werden die Verbundmaterialen durch Kaschieren bzw. Laminieren von einzelnen Schichten erhalten. Dabei kann die Verbindung der Materialen durch einen Klebevorgang und/oder einen
Pressvorgang erzeugt werden.
Vorzugsweise laminatförmige Verbünde können in einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung durch Warmumformung weiterverarbeitet werden.
Sollen die erfindungsgemäßen Verbundmaterialien durch Warmumformung verarbeitet werden, so ist es erforderlich dass es sich bei dem Material, das die mechanischen Eigenschaften des Verbundmaterials bestimmt, um einen thermoplastischen Kunststoff, der sich für Warmumformung eignet, handelt. Geeignete Kunststoffe sind typischerweise solche, die im weichelastischen Zustand verarbeitet werden können. Bevorzugte Thermoplasten sind bereits bei Temperaturen von unterhalb 200°C verarbeitbar. Beispielsweise können hier thermoplastische Polyolefine, wie verschiedene Polystyrolqualitäten, wie Standard-Polystyrol, schlagzähes
Polystyrol, Polystyrol-Schäume oder Copolymere aus Styrol mit weiteren Monomeren, wie Acrylnitril bzw. Acrylnitril-Butadien bzw. Acrylnitril-Styrol-
Acrylester genannt werden. Weiterhin können zur Warmumformung im Sinne der vorliegenden Erfindung übliche Polymere wie Polyvinylchlorid, Polethylen, Polypropylen, Polymethylmethacrylat, Polyoxymethylen, Polycarbonat, Polyestercarbonat, Poylphenylenether, Polyamide, Acrylnitril- Methacrylat-Butadien-Copolymere, Cellulose(di)acetat sowie generell auch thermoplastische Elastomere, wie Styrol-Butadien-Styrol-Blockcopolymere, Thermoplastische Olefin Elastomere aus Ethylen und Propylen; Thermoplastische Polyurethan-Elastomere; Thermoplastische Elastomere auf Polyester- oder Polyetherbasis und Polyamide eingesetzt werden.
Beim Warmumformen wird das laminatförmige Verbundmaterial (Halbzeug) erhitzt bis das Material, welches die mechanischen Eigenschaften des Verbundes bestimmt, weichelastisch ist und unter geringer Kraft verformt. Danach wird bei anhaltender Verformungskraft unter den Einfrierbereich abgekühlt. Typische Heizquellen für solche Verfahren sind Infrarotstrahler,
Heizschränke, Heißluftströmung, Gasflammen oder erhitzte Flüssigkeiten, die Warmumformung kann dabei als Formstanzen, Prägen oder durch Anlegen von Vakuum, sogenanntes Tiefziehen, bzw. Überdruck ("Blasen in den freien Raum") erfolgen. Auch Abkanten, Biegen, Recken oder Schrumpfen des Verbundmaterials können zur Warmumformung des
Materials eingesetzt werden. Derartige Techniken sind dem Fachmann für Polymerbearbeitung wohl bekannt und können beispielsweise A. Franck "Kunstoff-Kompendium", Vogel-Verlag, 1996, Kapitel 4 "Kunststoffverarbeitung" entnommen werden. Eine erfindungsgemäß besonders bevorzugte Warmumformung ist dabei das Tiefziehen.
Die erfindungsgemäßen Verbundmaterialien können durch Schneiden oder Brechen und evtl. anschließendes Mahlen auch zu Pigmenten geeigneter Größe zerkleinert werden. Dieser Vorgang kann beispielsweise in einem kontinuierlichen Bandverfahren erfolgen. Solche Pigmente können kann dann zur Pigmentierung von Lacken, Pulverlacken, Farben, Druckfarben, Kunststoffen und kosmetischen Formulierungen, wie z.B. von Lippenstiften,
Nagellacken, kosmetischen Stiften, Preßpuder, Make-ups, Shampoos, sowie losen Pudern und Gelen verwendet werden. Die Konzentration des Pigmentes im zu pigmentierenden Anwendungssystem liegt in der Regel zwischen 0,1 und 70 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 0,1 und 50 Gew.-% und insbesondere zwischen 1 ,0 und 20 Gew.-%, bezogen auf den
Gesamtfestkörpergehalt des Systems. Sie ist in der Regel abhängig vom konkreten Anwendungsfall. Kunststoffe enthalten das erfindungsgemäße Pigment üblicherweise in Mengen von 0,01 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise von 0,01 bis 25 Gew.-%, insbesondere von 0,1 bis 7 Gew.-%, bezogen auf die Kunststoffmasse. Im Lackbereich wird das Pigmentgemisch, in Mengen von 0,1 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf die Lackdispersion, eingesetzt. Bei der Pigmentierung von Bindemittelsystemen z.B. für Farben und Druckfarben für den Tiefdruck, Offsetdruck oder Siebdruck, oder als Vorprodukt für Druckfarben, z.B. in Form von hochpigmentierten Pasten, Granulaten, Pellets, etc., haben sich insbesondere Pigmentgemische mit sphärischen Farbmitteln, wie z.B. Tiθ2, Ruß, Chromoxid, Eisenoxid, sowie organische „Farbpigmente", als besonders geeignet erwiesen. Das Pigment wird in der Regel in die Druckfarbe in Mengen von 2-35 Gew.-%, vorzugsweise 5-25 Gew.-%, und insbesondere 8-20 Gew.-% eingearbeitet. Offsetdruckfarben können das
Pigment bis zu 40 Gew.-% und mehr enthalten. Die Vorprodukte für die Druckfarben, z.B. in Granulatform, als Pellets, Briketts, etc., enthalten neben dem Bindemittel und Additiven bis zu 95 Gew.-% des erfindungsgemäßen Pigmentes. Gegenstand der Erfindung sind somit auch Pigmente, die aus den erfindungsgemäßen Verbundmaterialien erhältlich sind und Formulierungen, die das erfindungsgemäße Pigment enthalten.
Die Formkörper oder Verbundmaterialien können als Sicherheitsmerkmale in Oberflächen, wie Chipkarten, Banknoten, OEM-Produkte etc. eingebaut werden. Das Sicherheitsmerkmal stellt in diesen Fällen die vom
Betrachtungswinkel abhängige Reflexions- oder Transmissionsfarbe dar,
d.h. das winkel- und wellenlängenaufgelöste Spektrum der Verbundmaterialien.
Die Kem-Mantel-Partikel können hierzu als dünne Filme in das betreffende Produkt appliziert (Laminieren) werden, oder in Form von Pigmenten in einer Formulierung auf das betreffende Produkt aufgetragen werden. Die Formulierungen können bspw. aus Stahlstichfarben (Pigmentgröße: 20 - 25 μm) oder Siebdruckfarben (Pigmentgröße: 70 - 80 μm) bestehen.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern, ohne sie zu begrenzen.
Beispiele
Verwendete Abkürzungen:
BDDA Butan1 ,4,-dioldiacrylat
SDS Dodecylsulfat Natriumsalz
SDTH Natriumdithionit
NaDS Natriumdodecylsulfat
NaPS Natriumperoxodisulfat APS Ammoniumperoxodisulfat
KOH Kaliumhydroxid
ALMA Allylmethacrylat
MMA Methylmethacrylat
EA Ethylacrylat
Beispiel 1 : Herstellung von Kern-Mantel-Partikeln
In einem auf 75°C vorgeheizten Rührkesselreaktor mit Propellerrührer, Argon-Schutzgaseinleitung und Rückflußkühler wird eine auf 4°C temperierte Vorlage bestehend aus 217g Wasser, 0,4g Butandioldiacrylat,
3,6g Styrol (Fa. BASF, enstabilisiert) und 80mg Natriumdodecylsulfat
(SDS; Fa. Merck) eingefüllt und unter starkem Rühren dispergiert. Direkt nach dem Einfüllen wird die Reaktion durch direkt aufeinanderfolgende Zugabe von 50 mg Natriumdithionit (Fa. Merck), 250 mg
Ammoniumperoxodisulfat (Fa. Merck) und wiederum 50mg Natriumdithionit
(Fa. Merck), jeweils in 5g Wasser gelöst, gestartet. Nach 10 min wird eine
Monomeremulsion aus 6,6g Butandioldiacrylat, 59,4g Styrol (Fa. BASF, enstabilisiert), 0,3g SDS, 0,1g KOH und 90g Wasser über einen Zeitraum von 210 min kontinuierlich zudosiert. Der Reaktorinhalt wird 30 min ohne weitere Zugabe gerührt. Anschließend wird eine zweite Monomeremulsion
aus 3g Allylmethacrylat, 27g Methylmethacrylat (Fa. BASF, enstabilisiert), 0,15g SDS (Fa. Merck) und 40g Wasser über einen Zeitraum von 90 min kontinuierlich zudosiert. Der Reaktorinhalt wird anschließend 30 min ohne weitere Zugabe gerührt. Es wird anschließend eine Monomeremulsion aus 130g Ethylacrylat (Fa. BASF, enstabilisiert), 139g Wasser und 0,33g SDS (Fa. Merck) über einen Zeitraum von 180 min kontinuierlich zudosiert. Zur nahezu vollständigen Abreaktion der Monomere wird anschließend noch 60 min gerührt. Die Kern-Mantel-Partikel werden anschließend in 11 Methanol ausgefällt, mit 11 dest. Wasser versetzt, abgenutscht und getrocknet. Raster- bzw. Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahmen der Kern-Mantel-Partikel zeigen, dass die Partikel eine Teilchengröße von 220 nm aufweisen.
Bei analoger Versuchdurchführung kann die Teilchengröße der Partikel über die Tensidkonzentration in der Vorlage variiert werden. Durch Auswahl entsprechender Tensidmengen werden folgende Teilchengrößen erhalten:
Beispiel 2: Herstellung von Filmen (Folien) der Kern-Mantel-Partikel
3 kg der Kern-Mantel-Partikel aus Beispiel 1 werden in einer Schneidmühle-Mühle (Fa. Rapid, Typ:1528) unter Eiskühlung zerkleinert und anschließend mit 2 Gew.-% Schwarzpigment (lriodin®600 bzw. Black Mica®; Fa. Merck), oder 0,1 wt-% Ruß (Flammruß 101 , Fa. Degussa), bzw. mit 0,2 Gew.-% eines farbigen Absorptionspigmentes (z.B. PV-
Echtblau A2R; Fa. Clariant) und geeigneten Verarbeitungshilfsmitteln (0,1 Gew.-% Antioxidantien (Sandostab PEP-Q, Fa. Clariant), 0,02 wt-% Antioxidantien (Hostanox 010 P ), 0,2 Gew.-% UV-Stabilisatoren (Hostavin N 20 P, Fa. Clariant), 0,2 Gew.-% Entformungshilfsmittel (Licolub FA1 , Fa. Clariant) und 0,2 Gew.-% Fließverbesserer (Licolub WE 40, Fa. Clariant)) vermischt. Nach 15 Minuten im Taumelmischer (Fa. Engelmann; Typ:ELTE 650) wird die Mischung in einem Einschneckenextruder (Plasti-Corder; Fa. Brabender; Schneckendurchmesser 19 mm mit 1 -Loch-Düse (3mm)) compoundiert und zu einem Zylindergranulat (Durchmesser 2,5 mm, Länge 3 mm) granuliert.
Das Granulat wird danach in eine Flachfolienextrusionsanlage (vgl.. Figur 1 ), bestehend aus einem Einschneckenextruder (elektr. Antrieb Fa. Göttfert) mit einem Schneckendurchmesser von 20 mm und einer 135 mm Breitschlitzdüse mit variablem Düsenbackenabstand überführt. Der Breitschlitzdüse ist ein Walzwerk nachgeschaltet. (Schneckendrehzahl 50;
Schneckendrehmoment 2 Kpm; Breitschlitzdüse und Extruderzylinder werden auf eine Temperatur von 200°C geheizt; Staudruck an der Breitschlitzdüse beträgt p = 110 bar; Düsenbackenabstand der Breitschlitzdüse: 0,5 mm; Abzugwalzen 1 , 2 und 3 (vgl. Fig,. 1): T = 80°C; Abzuggeschwindigkeit an den Walzen 1 , 2, 3, 4 und 5: v = 0,4 m/min;
Abstand Breitschlitzdüse - Mittelpunkt der parallel übereinanderliegenden Abzugwalzen 1 , 2 und 3 = 50 mm; Spalt zwischen sich berührenden Walzen: 0,2 mm; Anpressdruck Walze 1 an Walze 2: p = 6 bar; Anpressdruck Walze 4 an Walze 5: p = 3 bar).
Beispiel 2a: Herstellung von Filmen (Folien) der Kern-Mantel-Partikel unter Verwendung einer Schutzfolie
Optional werden, wie in Fig. 1 dargestellt, Schutzfolien
(Polytetrafluorethylen bzw. Polyethylenterephthalat) (die Folienrollen sind in
Fig. 1 mit B bezeichnet) bei dem Prozess entsprechend Beispiel 2 zusammen mit dem Extrudat in die Walzen geführt. Im Falle der PET- Schutzfolie wird eine 0,075 mm Dicke und 220 mm breite Folie verwendet. Die auf diese Art hergestellte Dünnfolie aus Kern-Mantel-Partikeln hat eine Stärke von ca. 0,3 mm.
Beispiel 3: Herstellung von Kern- Mantel- Partikel bestehend aus einem hochvernetzten Polystyrol-Kern, einer Zwischenschicht aus dem Copolymer Poly(methylmethacrylat-co-Allylmethacrylat) und einem aufgepfopften Mantel, bestehend aus dem Copolymer Poly(Ethylacrylat-co- Methylmethacrylat)
Verwendete Chemikalien: VE- Wasser mit Stickstoff gespült
1 ,4-Butandioldiacrylat (Fa. MERCK)
Styrol (Fa. MERCK)
Dodecylsulfat Natriumsalz (Fa. MERCK)
Kaliumhydroxid (Fa. MERCK) Ethylacrylat (Fa. MERCK)
Allylmethacrylat (Fa. MERCK)
Methylmethacrylat (Fa. MERCK)
Calciumchlorid-Dihydrat (Fa. MERCK)
Ethanol (Fa. MERCK) Natriumdisulfit (Natriummetabisulfit) (Fa. MERCK)
Natriumperoxodisulfat (Fa. MERCK)
In einem auf 75°C temperierten 5L- Doppelmantelreaktor mit
Doppelpropellerrührer, Argon- Schutzgasleitung und Rückflußkühler wird die Vorlage, bestehend aus 1519 g VE- Wasser (Temperatur 32°C), 2,8 g
BDDA, 25,2 g Styrol, 1070 mg NaDS und 350 mg Natriumdisulfit eingefüllt
und unter starkem Rühren dispergiert. Danach wird die Reaktion durch aufeinanderfolgendes Einspritzen von 2,63 mg NaPS und 350 mg Natriumsulfit, jeweils in 10mL VE- Wasser (mit N2 begast) gelöst, gestartet. Nach 15min wird eine Monomeremulsion bestehend aus 56,7 g BDDA, 510,3 g Styrol, 2,625 g NaDS, 1 ,050 g KOH und 770 g VE- Wasser kontinuierlich über eine Taumelkolbenpumpe innerhalb von 120 min zugetropft und 10 min nachgerührt.
Anschließend wird 675 mg NaPS in 10 mL VE- Wasser zugegeben, nach weiteren 30 min Nachrührzeit wird eine zweite Monomeremulsion aus 10,5 g ALMA, 94,5 g MMA, 0,525 g NaDS und 140 g VE- Wasser über einen
Zeitraum von 30 min mittels einer Taumelkolbenpumpe kontinuierlich zudosiert und 40 min nachgerührt.
Dann wird eine dritte Monomeremulsion bestehend aus 902,5 g EA, 47,5 g MMA, 2,613 g NaDS und 950 g VE- Wasser über einen Zeitraum von 240 min kontinuierlich über eine Taumelkolbenpumpe zudosiert und 60 min bei
75°C nachgerührt. Anschließend wird bei 95°C eine Wasserdampfdestillation durchgeführt. Die Dispersion wird über Glaswolle filtriert. Die Kern- Mantel- Partikel werden dann in 4L Ethanol mit 5%iger CaCI2- Lösung ausgefällt. Der Feststoff wird abgesaugt, mit 5L VE- Wasser gewaschen und dann im Vakuumtrockenschrank bei 65°C getrocknet. Das resultierende Pulver wird gemäß Beispiel 2 weiter verarbeitet.
Variante: Alternativ zum Ausfällen kann die Dispersion auch mit Hilfe eines Sprühtrockners getrocknet werden. Die Dispersion wird mit einem
Sprühtrockner MOBILE MINOR 2000D der Firma Niro getrocknet. Das resultierende Pulver wird gemäß Beispiel 2 weiter verarbeitet.
Analog werden hergestellt und gemäß Beispiel 2 zu Folien verarbeitet: - Latex- Kern- Mantel- Partikel, bestehend aus einem hochvernetzten
Polystyrol-Kern, einer Zwischenschicht aus dem Copolymer Poly(methylmethacrylat-co-Allylmethacrylat) und einem aufgepfopften
Mantel, bestehend aus dem Coploymer Poly(Ethylacryklat-co- Methylmethacrylat), letzteres mit 10 wt-% Methylmethacrylat durch Emulsionspolymerisation und Gewinnung des Coagulates durch Ausfällung/Trocknung oder Sprühtrocknen. Herbei wird eine dritte Monomeremulsion bestehend aus 855 g EA, 95 g MMA, 2,613 g
NaDS und 950 g VE- Wasser über einen Zeitraum von 240 min koninuierlich über eine Taumelkolbenpumpe zudosiert. - Latex- Kern- Mantel- Partikel, bestehend aus einem hochvernetzten Polystyrol-Kern, einer Zwischenschicht aus dem Copolymer Poly(methylmethacrylat-co-Allylmethacrylat) und einem aufgepfopften
Mantel, bestehend aus dem Coploymer Poly(Ethylacryklat-co- Methylmethacrylat), letzteres mit 20 wt-% Methylmethacrylat durch Emulsionspolymerisation und Gewinnung des Coagulates durch Ausfällung/Trocknung oder Sprühtrocknen. Herbei wird eine dritte Monomeremulsion bestehend aus 760 g EA, 190 g MMA, 2,613 g
NaDS und 950 g VE- Wasser über einen Zeitraum von 240 min koninuierlich über eine Taumelkolbenpumpe zudosiert.
Beispiel 4: Kern-Mantel-Partikel mit variablem
Brechungsindexkontrast
Zur Variation des Brechungsindexkontrastes werden verschiedene Kern- Mantel-Latices bei analoger Versuchsdurchführung synthetisiert: In dem auf 75 °C vorgeheizten Rührkesselreaktor wird eine auf 4 °C temperierte Vorlage aus entmineralisiertem Wasser, Monomeren, SDS als Emulgator und SDTH als Reduktionsmittel eingefüllt und unter starkem Rühren dispergiert. Unmittelbar nach dem Einfüllen wird die Reaktion durch direkt aufeinanderfolgende Zugabe von APS und SDTH, jeweils in 5 g Wasser gelöst, gestartet. Nach 10 min wird eine Monomeremulsion 1 aus
Wasser, KOH, SDS, Monomeren und Wasser in einem Zeitraum von 210
min kontinuierlich zudosiert. Der Reaktorinhalt wird 30 min ohne weitere Zugabe gerührt. Anschließend wird eine Monomeremulsion 2 aus EA, SDS und Wasser in einem Zeitraum von 180 min kontinuierlich zugetropft. Zur nahezu vollständigen Abreaktion der Monomere wird anschließend noch 60 min gerührt. Die Kern-Mantel-Partikeln werden in 1 I Methanol ausgefällt, mit 1 I entmineralisiertem Wasser versetzt, abgenutscht und getrocknet. Filme aus den Materialien werden entsprechend Beispiel 2 hergestellt.
Variante: Filme können auch durch Verpressen hergestellt werden.
Zusammensetzungen der Vorlagen und der Monomeremulsionen 1 und 2 zur Synthese von Latexfilmen mit unterschiedlichem Brechungsindexkontrast:
Mit den verschiedenen Partikelarchitekturen werden folgende Brechungsindexkontraste Δn erreicht: PS-PMMA-PEA-Kern-Mantel-Schale-Latex 0,12
P(MMA80-co-S20)-PEA-Kern-Mantel-Latex 0,045
PMMA-PEA-Kem-Mantel-Latex 0,024
P(MMA50-co-tBA50)-PEA-Kern-Mantel-Latex 0,01
Durch Copolymerisation von MMA und Styrol kann der Brechungsindex des Kernes zwischen nps = 1 ,59 und ΠPM A = 1.49 abhängig von der Zusammensetzung beliebig eingestellt werden.
Mit fallendem Brechungsindexkontrast sinkt die Farbintensität. Auch bei einem sehr schwachen Kontrast von Δn « 0,02 im PMMA-PEA-Kern- Mantel-Latex ist immerhin noch eine deutliche Reflektions- und Transmissionsfarbe des Latexfilms wahrnehmbar. Bei geringem Kontrast steigt die Transparenz im gesamten Wellenlängenbereich an, weshalb die Filme viel klarer erscheinen. Daraus ergeben sich Anwendungsmöglichkeiten in Fällen, in denen eine hohe Gesamttransparenz erforderlich ist.
Der P(MMA50-co-tBA50)-PEA-Kern-Mantel-Latexfilm zeigt bei Raumtemperatur keinerlei Farbeffekte mehr, da die Brechungsindices des Kern- und des Mantelpolymeren nahezu identisch sind. Durch Heizen kann in diesem Film wieder ein Brechungsindexkontrast erzeugt werden. Beim Temperieren auf 60°C werden Farbeffekte wahrnehmbar. Es handelt sich hierbei um einen Thermochrom, der als Sensormaterial verwendet werden kann.
Verzeichnis der Abbildungen:
Figur 1 : Schema: Anlage zur Extrusion dünner Filme (A: Extruder, B: Schutzfolie; C: Walzen (C1 - C5); D: Dreischichtverbund aus Kern-Mantel- Partikel-Folie zwischen Schutzfolien).