Flexibler Druckstab für ein flexibles pneumatisches Bauelement und Mittel zur Errichtung pneumatischer Elementbauten
Die vorliegende Erfindung betrifft ein pneumatisches Bauelement in der Form eines langgestreckten luftdichten und druck- beaufschlagbaren Hohlkörpers mit mindestens einem auf der Lastseite längs des Hohlkörpers verlaufenden Druckstab und mindestens zwei in gegenläufigem Schraubungssinne um den Hohlkörper gespannten Zugbändern. Dabei beginnen bzw. enden die Zugbänder an Knotenelementen, welche an den Enden des mindestens einen Druckstabes angeordnet sind, und umschlingen den Hohlkörper mindestens einmal.
Solche pneumatische Bauelemente sind an sich bekannt, beispielsweise aus WO 01/73245.
Dabei besteht das pneumatische Bauelement aus einem beispielsweise textilar ierten flexiblen gasdichten Hohlkörper. An diesem ist auf der Aussenseite mindestens ein längs einer Mantellinie verlaufender formstabiler Druckstab so angeordnet, dass er durch den Hohlkörper gestützt wird und nicht ausknicken kann. An den Enden dieses Druckstabes sind zwei Zugbänder befestigt, welche den im Wesentlichen rohrförmigen Hohlkörper in gegenläufigem Schraubungssinne einmal umschlingen und einander auf einer Mantellinie des Hohlkörper, welche jener des Druckstabes gegenüberliegt, auf der halben Länge des Hohlkörpers überkreuzen. An den Stellen, wo der Druckstab mit den Zugbändern verbunden ist, befinden sich Knotenelemente, in welche auch die Auflagekräfte eingeleitet werden. Das in WO 01/73245 offenbarte pneumatische Bauelement weist verschiedene, sich in der praktischen Handhabung äussernde Nachteile auf: Der Druckstab, welcher für sich allein genommen zu lang ist, muss aus Transport- und Montagegründen in Einzelteile zerlegt werden, welche auf einer Baustelle beispielsweise stumpf stossend aneinander gefügt und in dafür vorgesehene Laschen eingeschoben werden müssen. Ebenso kann das Anlegen und Spannen der Zugbänder erst auf der Baustelle erfolgen. Da die Zugbänder und Druckstäbe in die entsprechenden Knotenelemente verlegt werden müssen, welche zur Aufnahme
von Zug-, Druck- und Auflagekräften geeignet sind, ergibt sich auf der Baustelle ein erheblicher Montageaufwand. Die Aufgabe, welche durch die Vorliegende Erfindung gelöst werden soll, besteht in der Schaffung eines pneumatischen Bauelementes, welches auf einer Baustelle ohne nennenswerte Montage aufgerichtet werden kann.
Die Lösung der gestellten Aufgabe ist wiedergegeben in den unabhängigen Ansprüchen 1, 14, 15 und 18 hinsichtlich ihrer grundlegenden Merkmale, in den weiteren Ansprüchen hinsicht- lieh weiterer vorteilhafter Ausbildungen.
Anhand der beigefügten Zeichnung wird der Erfindungsgegenstand näher erläutert. Es zeigen.
Fig. la ein erfindungsgemässes flexibles pneumatisches
Bauelement im leeren Zustand, im Querschnitt,
Fig. lb das pneumatische Bauelement von Fig. la im druckbeaufschlagten Zustande mit einem ersten Ausfüh- rungsbeispiel eines Druckstabes,
Fig. 2 ein pneumatisches Bauelement im leeren Zustande, eingerollt, in einer Seitenansicht,
Fig. 3 ein zweites Ausführungsbeispiel eines Druckstabes im Querschnitt,
Fig. 4 ein drittes Ausführungsbeispiel eines Druckstabes im Querschnitt,
Fig. 5 ein viertes Ausführungsbeispiel eines Druckstabes im Querschnitt,
Fig. 6 eine Variante zum vierten Ausführungsbeispiel,
Fig. 7 ein Knotenelement mit einem Druckstab in Seitenansicht,
Fig. 8 ein fünftes Ausführungsbeispiel eines Druckstabes im Querschnitt,
Fig. 9 ein sechstes Ausführungsbeispiel eines Drucksta- bes im Querschnitt,
Fig. 10 ein Knotenelement mit zwei Druckstäben in Seitenansicht,
Fig. 11 ein Anwendungsbeispiel für die erfindungsgemässen flexiblen pneumatischen Bauelemente in einer Iso- etrie,
Fig. 12 ein flexibles pneumatisches Bauelement mit einem Verbindungselement in einer Isometrie,
Fig. 13a zwei pneumatische Bauelemente mit einem Verbindungselement in einer Seitenansicht im schlaffen Zustand,
Fig. 13b zwei pneumatische Bauelemente mit einem Verbindungselement in einer Seitenansicht im druckbeaufschlagten Zustand.
Fig. la, b sind Darstellungen des erfindungsgemässen flexiblen pneumatischen Bauelementes im Querschnitt; Fig. la zeigt es im schlaffen, Fig. lb im druckluftbeaufschlagten Zutande. Das pneumatische Bauelement besteht aus einer flexiblen Hülle 1, auf welche einseitig ein Druckstab 2 in der Form einer flexiblen Platte aus einem druckfesten Material beispielsweise vollflächig aufgeklebt ist. Die Hülle 1 ist beispielsweise aus einem textilarmierten Kunststoff gefertigt und für sich gasdicht verklebt oder verschweisst . Eine weitere Lösung für die Hülle 1 besteht aus einem Schlauch aus dehnungsarmen tex- tilem Material - beispielsweise aus Aramidfasern - in welchen ein gasdicht gefertigter Schlauch aus elastischem Kunststoff - beispielsweise Polyurethan - eingelegt ist.
Im unaufgeblasenen Zustand ist der Druckstab 2 flach, was gestattet, /das pneumatische Bauelement einzurollen und im eingerollten Zustande zu transportieren, wie in Fig. 2 gezeigt. Wird das leere und schlaffe - und allenfalls eingerollte - pneumatische Bauelement nun mit Druckluft über ein Ventil 3 beaufschlagt, so entrollt es sich zuerst und nimmt dann im ausgerollten, jedoch noch schlaffen Zustande langsam die in Fig. lb gezeigte Querschnittsform an. Dabei wird der Druckstab 2 in die gezeigte funktionale Form eines Zylindersegmen- tes gebogen. Die Stabilität des biegeelastischen Druckstabes in seiner funktionalen Form hat im Wesentlichen zwei Gründe: Einerseits vergrössert die gebogene funktionale Form das Flächenträgheitsmoment des Druckstabes, andererseits ist der Druckstab durch das Zusammmenspiel mit den Zugbändern und der unter Druck stehenden Hülle 1 radial zu seiner Längsachse auf einer Luftfeder gelagert, also nicht zwischen seinen Enden frei Hängend. Das grössere Flächenträgheitsmoment und die gefederte Lagerung des Druckstabes erhöhen zusammen seine
Knicklast beachtlich. Gleichzeitig wird auf der Hülle 1 eine tangentiale Umlaufspannung σu aufgebaut, wobei gilt
σu = p -R [N/m] p = Innendruck des pneumatischen Bauelementes [N/m2]
R = Radius des pneumatischen Bauelementes [m]
Diese Zugspannung σu überträgt sich über die Verklebung des
Druckstabes 2 mit der Hülle 1 auf den Druckstab 2, dergestalt dass auch dieser von σu gespannt ist. Dadurch wird das Flächenträgheitsmoment des Druckstabes weiter erhöht und die Knicklast vergrössert.
Varianten zum Aufbau des Druckstabes 2 und zur Vergrösserung der Knicklast sind in den Fig. 3 bis 6 dargestellt. In der Variante gemäss Fig. 3 ist der Druckstab 2 innerhalb der flexiblen Hülle 1 angeordnet und besteht aus einem gasdichten Hohlkörper 4. Dieser ist, wie im Ausführungsbeispiel gemäss Fig. 1, 2 biegeelastisch, jedoch in der Lage, längsverlaufende Druckkräfte aufzunehmen. Der Hohlkörper 4 ist beispielsweise aus zwei, an den Rändern flach aufeinandergeklebten
oder -geschweissten, Platten 6 mit den vorgenannten Eigenschaften aufgebaut. Wird der Hohlkörper 4 nun mit einem Druckmittel unter einen Druck pi gesetzt, das Innere der flexiblen Hülle auf einen Druck po<Pι, so kann der durch den Hohlkörper 4 erzeugte rohrartige Druckstab ohne auszuknicken die vorgesehenen längswirkenden Druckkräfte aufnehmen. In Fig. 4 ist ein weiteres Mittel zur Vergrösserung des Flächenträgheitsmomentes des Druckstabes 2 dargestellt. Alternativ zu Fig. 1 ist der - zunächst - flache Druckstab 2 im In- nern der flexiblen Hülle 1 angebracht, geschweisst oder geklebt. An einem elastischen Gelenk 5, welches sich mittig über die ganze Länge des Druckstabes erstreckt., ist ein Steg 7 gelenkig angeordnet. Im drucklosen Zustande des erfindungsgemässen pneumatischen Bauelementes liegt der Steg 7 im We- sentlichen parallel zur Platte 6 des Druckstabes 2. Eine Vielzahl von Filamenten 8 erstreckt sich quer durch die flexible Hülle 1; im drucklosen Zustande der flexiblen Hülle 1 sind die Filamente 8 lose, im druckmittelbeaufschlagten Zustande der flexiblen Hülle 1 jedoch soweit gespannt, dass durch die Druckbeaufschlagung der flexiblen Hülle 1 der Steg 7 aus der ursprünglichen Lage in die in Fig. 4 dargestellte gebracht wird, in welcher er im Wesentlichen auf der Platte des Druckstabes 6 senkrecht steht. Fig. 5 und 6 sind zwei Varianten einer weiteren Anordnung, welche zur Vergrösserung des Flächenträgheitsmomentes dienen. In beiden Varianten sind mehrere, beispielsweise fünf, flexible und gasdichte rohrartige Hüllen 9 auf die Platte 6 des Druckstabes 2 aufgesetzt und mit ihm verbunden. In den Hüllen 9 sind ebenfalls flexible Platten 6 eingelegt und mit der Hülle 9 verbunden. Durch Druckbeaufschlagung der Hüllen 9 werden die Platten 6 aufgebogen, wodurch das Flächenträgheitsmoment der Druckstäbe 2 gemäss Fig. 5, 6 vergrössert wird. Der Unterschied zwischen Fig. 5 und 6 liegt in der Anordnung des so ausgeführten Druckstabes 2: in Fig. 5 ist er ausserhalb der flexiblen Hülle 1 angeordnet, in Fig. 6 innerhalb. Dadurch gilt für das Ausführungsbeispiel gemäss Fig. 6 ebenfalls die Bedingung pχ>p0.
In den Figuren nicht dargestellt aber ebenfalls erfindungsge- mäss ist die Verwendung einer mehrschichtigen Hülle 1. Die Anbringung von Druckstäben zwischen verschiedenen Schichten der Hülle 1 ist ebenso Teil der erfinderischen Idee. Fig. 7 ist die Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels eines Knotenelementes 11. In diesem sind die Wirkungen der Auflagekraft, der im Druckstab 2 verlaufenden Druckkraft und jener, der in Zugbändern 12 verlaufenden Zugkräfte vektoriell auf Null gebracht. Das hier dargestellte Knotenelement 11 weist eine tiefe Oese 13 auf, mit welcher es verdrehsicher in einer Tragkonstruktion (nicht dargestellt) verankert werden kann. Die Befestigung von Knotenelement 11, Druckstab 2 und Zugbändern 12 aneinander wird durch an sich bekannte Mittel des Maschinenbaus gelöst. Fig. 8 ist eine Darstellung eines pneumatischen Bauelementes mit zwei Druckstäben 2, welche entlang gegenüberliegenden Mantellinien der flexiblen Hülle 1 angeordnet sind. Die zu Fig. la, b beschriebenen charakterisierenden Merkmale bleiben - abgesehen von der doppelten Ausführung des Druckstabes 2 - die gleichen. Ein so aufgebautes pneumatisches Bauelement weist hingegen pro Druckstab 2 je mindestens ein Paar von Zugbändern 12 auf, welche das pneumatische Bauelement in gegenläufigem Schraubungssinne je mindestens ein mal umschlingen. Die Anordnung der Oesen 13 kann selbstverständlich den besonderen Bedürfnissen angepasst werden, solange die Null- summenbedingung für die Kraftvektoren eingehalten wird. Beispielsweise können die Oesen 13 auch so angeordnet werden, dass die Längsachse einer Oese 13 sich mit der Längsachse des pneumatischen Bauelementes schneidet oder auch unterhalb die- ser letzteren Längsachse zu liegen kommt.
Soll ein pneumatisches Bauelement mit zwei Druckstäben 2 nach dem Ausführungsbeispiel gemäss Fig. 3, 4, 5 oder 6 ausgeführt werden, so kann dies durch zweimaliges Anbringen eines nach diesen Ausführungsbeispielen ausgeführten Druckstabes gesche- hen, wie als Beispiel in Fig. 9 gezeigt: Hier wird der Druckstab 2 mit dem gelenkig angebrachten Steg 7 doppelt ausgeführt. Anstelle der dem Druckstab 2 gegenüberliegenden Mantellinie dient hier der gegenüberliegende Steg 7 als Befesti-
gungsort für die Filamente 8, welche die Stege 7 unter der Wirkung des Druckmittels aufrichten. Die Eigenschaften des pneumatischen Bauelementes, welche anhand von Fig. la, b und 2 beschrieben sind, bleiben dadurch erhalten. Ein Ausführungsbeispiel eines Knotenelementes 14 für die Aufnahme von zwei Druckstäben 2 ist in Fig. 10 dargestellt. In diesem sind zwei Druckstäbe 2, mindestens ein Paar von Zugbändern 12 pro Druckstab - und selbstverständlich die Befestigung der flexible Hülle 1 - und Einrichtungen zur Aufnahme der Auflagerkräfte, beispielsweise die Oesen 13 zusam enge- fasst. Die Anordnung der Oesen 13 hat wiederum nur den Charakter eines Beispiels ohne Beschränkungswirkung. Fig. 11 zeigt als Anwendungsbeispiel den Einsatz von mehreren erfindungsgemässen pneumatischen Bauelementen, beispielsweise gemäss Fig. 10, für die Errichtung eines pneumatischen und im Wesentlichen selbstaufstellenden Elementbaus, hier eines Gerüstes für ein Dach. Im Anwendungsbeispiel gemäss Fig. 11 werden 18 pneumatische Bauelemente im Prinzip gleicher Bauart in geeigneter Weise miteinander verbunden. Dazu dienen bei- spielsweise Verbindungselemente 15 gemäss Fig. 12, welche an- schliessend beschrieben werden. In einem solchen Verbindungselement 15 können mehrere pneumatische Bauelemente mit ihren Knotenelementen 14 oder in einem eigentlichen Knoten zusam- mengefasst werden. Im Anwendungsbeispiel gemäss Fig. 11 sind jeweils drei bis vier pneumatische Bauelemente in einem Verbindungselement 15 angeschlossen. Die in Fig. 11 auf dem Erdboden aufstehenden Enden der pneumatischen Bauelemente können anstelle eines Knotenelementes 15 mit einem Schuh ausgerüstet sein. Der Ele- mentbau von Fig. 11 kann entweder vor oder nach dem Aufrichten mit einer geeigneten Folie oder Plane überzogen werden. Fig. 12 zeigt ein Ausführungsbeispiel des Verbindungselementes 15, hier für vier anzuschliessende pneumatische Bauelemente. Diese können, wie in Fig. 12 dargestellt, mit zwei Druckstäben 2 ausgeführt sein. Bei der Ausführung mit einem einzigen Druckstab können die unteren Oesen 13 entfallen. Pro anzuschliessendes pneumatisches Bauelement sind vier Oesen 16
vorgesehen, je zwei in koaxialer Anordnung, durch welche ein Bolzen 17 eingeschoben wird.
Das Verbindungselement 15 kann als geschweisste Blechkonstruktion oder als Gussteil ausgeführt werden. Durch die Anordnung der oberen Oesen 16 in Bezug auf die unteren kann der Winkel zwischen zwei flexiblen pneumatischen Bauelementen in ihrer funktionalen Form bestimmt werden. Damit ist auch die Aussenkontur eines durch flexible pneumatische Bauelemente errichteten Bauwerks festgelegt. In Fig. 13 a, b sind Montageschritte eines solchen Bauwerks dargestellt: An ein erstes Verbindungselement, beispielsweise jenes im Giebel des Bauwerks von Fig. 11 werden zwei pneumatische Bauelemente mit den Bolzen • 17 angeschlossen, nachdem die noch schlaffen pneumatischen Bauelemente ausgerollt wor- den sind. Weitere Verbindungselemente und pneumatische Bauelemente können im gleichen Arbeitsgange montiert werden. An- schliessend werden die pneumatischen Bauelemente unter Druck gesetzt. Dadurch erhalten die Druckstäbe ihre funktionale Form. Wie in Fig. 13b durch Pfeile angedeutet ist, sind sie daher in der Lage, die in den Verbindungselementen aufgebauten Momente aufzunehmen und heben damit die ganze Struktur vom Boden ab und richten sie auf.