WALZEINRICHTUNG MIT AXAIL VERSCHIEBBAREN ARBEITSWALZEN, DIE EINESTETIGE UND NICH TLINEARE WALZENKONTUR AUFWEISEN
Die Erfindung betrifft eine Walzeinrichtung mit einer Anzahl von in einem Walzgerüst angeordneten Arbeitswalzen.
In der Walztechnik gibt es den Wunsch nach über ihre Länge, Breite und Dicke plane Bänder und Bleche, die in zunehmend engeren Toleranzbereichen liegen. Während dies für den Mittenbereich der Bänder und Bleche durch bekannte Walzgerüste zufriedenstellend gelöst ist, kommt es im randnahen Bereich zu unerwünschten Profilformen am Band. Ursache hierfür ist das Abklingen der elastischen Walzendeformation vom belasteten Bereich zum unbelasteten Bereich neben dem Band. Diese im Bereich der Bandkante beginnende Ober- grenze führt in Verbindung mit örtlicher Breitung des Bandes zu einer Kanten- anschärfung der gewalzten Bänder mit einer Abnahme der Banddicke im Kantenbereich (Edge-Drop).
Üblicherweise wird ein Teil dieses angeschärften Kantenbereiches ungleichmä- ßiger Dicke durch Besäumen der Bänder entfernt. Dieses Besäumen ist mit einem weiteren Arbeitsschritt und damit entsprechenden Kosten sowie mit einem zusätzlichen Schrottanteil verbunden.
Bekannt sind aus der EP 0 153 849 B1 und der EP 0 188 113 B1 Verfahren zum Reduzieren des Dickenabfalls im bandkantennahen Bereich am Walzgut, die auf einem konischen Rückschliff der Arbeitswalzen basieren. Durch den linearen Rückschliff wird lediglich der Durchmesser einer Arbeitswalze linear verändert. Die gesamte Walzenkontur des Ballens ist unstetig, so dass der Walzenballen nicht in einem geschliffen werden kann und der Übergang zwi- sehen Ballen und Rückschliff gebrochen werden muss.
Die EP 0 488 367 B1 offenbart ein Verfahren zur Regelung der Kantenabsenkung beim Kaltwalzen von Stahl, bei dem eine einseitig konisch zulaufende Arbeitswalze nach gemessenen Werten auf der Auslassseite axial verschoben wird. In Übereinstimmung mit der eingangsseitig gemessenen Breite eines Stahlstreifens wird die Größe des Versatzes der Kantenabsenkung von einer endgültigen Sollkantenabsenkung bestimmt und fließt in die Regelung der axialen Verschiebung ein.
Weiterhin ist es aus der EP 0 876 857 B1 bekannt, den störenden Nebeneffekt auf den Bodybereich eines Walzspaltes bei einer einseitig konisch verjüngten Walze durch Überlagerung eines konventionellen CVC-Schliffes zu kompensieren. Dabei werden Sonder-CVC-Walzen als Arbeitswalzen verwendet und deren Crown, entsprechend der Schiebeposition der Walzen, mit Hilfe einer Offline-Berechnung bestimmt.
Bei den bekannten Konzepten kann jedoch insbesondere im Hinblick auf den Feinschliff oder die Oberflächenbehandlung die Herstellung der Arbeitswalzen vergleichsweise aufwendig sein, wobei das Walzergebnis nur begrenzt zufriedenstellend ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Walzeinrichtung der oben genannten Art anzugeben, deren Arbeitswalzen auch in ihrer abschließenden Oberflächenbehandlung besonders einfach herstellbar sind und eine besondere Genauigkeit bei der Durchführung des Walzprozesses ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem die oder jede in einem Walzgerüst angeordnete Arbeitswalze in axialer Richtung verschiebbar ist, wobei mindestens eine der Arbeitswalzen in ihrem Endbereich eine stetige, nichtlineare Walzenkontur aufweist.
Die Erfindung geht dabei von der Überlegung aus, daß gerade die bei den bekannten Walzeinrichtungen vorgesehene konische oder im Längsschnitt lineare
Änderung des Durchmessers des Walzenballens einerseits einen erhöhten Aufwand bei der Fertigstellung der Arbeitswalze bedingt und andererseits nur eine bedingte Genauigkeit bei der kontrollierten Einstellung der Bandkontur in ihrem Kantenbereich zuläßt. Insbesondere ergibt sich beim Übergang des im wesentlichen zylindrischen Walzenballens in seinen konusförmigen Endbereich ein abrupter Übergang, der eine gebrochene Bearbeitung insbesondere beim Feinschleifen des Walzenballens erfordert. Um dies zu vermeiden, sollte daher unter Abkehr von der im Längsschnitt im wesentlichen linearen Durchmesserabnahme ein besonders glatter Übergang vom im wesentlichen zylindrischen Bereich des Walzenballens hin zum sich verjüngenden Bereich des Walzen- ballens eingestellt werden. Dies ist erreichbar, indem die jeweilige Arbeitswalze in ihrem Endbereich eine zwar stetige, aber nicht lineare Walzenkontur aufweist.
In vorteilhafter Weiterbildung ist die jeweilige Arbeitswalze in ihrem Endbereich derart konturiert, daß ihre stetige, nichtlineare Walzenkontur die Verformung des Walzenballens bei dessen Betrieb gerade kompensiert. Dadurch ist im Ergebnis eine im wesentlichen durchgängige planare Grenzfläche im Kontaktbereich mit dem Walzgut erreichbar, so daß dessen Verformung im Bandendenbereich besonders gering gehalten ist.
Bei der Konturierung des Walzenballens sind vorteilhafterweise besonders frühzeitig bereits gemachte Erfahrungswerte hinsichtlich der Verformung von Walzenballen berücksichtigt. Dazu ist die nichtlineare Walzenkontur der jeweiligen Arbeitswalze in ihrem sich verjüngenden Bereich zweckmäßigerweise unter Verwendung einschlägiger Rechenverfahren unter Zugrundelegung von für die Verformung des Walzenballens charakteristischen Meßwerten oder Kennwerten bestimmt.
Beim Einsatz einer Mehrzahl von derart sich in ihrem Endbereich verjüngenden Arbeitswalzen ist die stetige, nichtlineare Walzenkontur der einen Arbeitswalze
vorteilhafterweise auf die Walzenkontur der jeweils anderen Arbeitswalze abgestimmt.
Die Bereitstellung von Arbeitswalzen mit in ihrem Endbereich derart angepaßter Konturierung ermöglicht eine besondere Genauigkeit bei der Herstellung des Walzguts. Um dies in besonders wirksamer Weise zur Herstellung von Walzgut mit auch im Kantenbereich besonders konstant gehaltener Walzgutdicke zu nutzen, umfaßt die Walzeinrichtung vorteilhafterweise eine Regeleinrichtung, die in Abhängigkeit von einem gemessenen Kennwert für die Banddicke einen Stellwert für die Positionierung der oder jeder Arbeitswalze in Längsrichtung ausgibt. Damit ist gewährleistet, daß in Abhängigkeit vom tatsächlich ermittelten Dickenverlauf des Walzguts eine Kompensation von Dickenschwankungen im Kantenbereich über eine geeignete Positionierung der sich verjüngenden Arbeitswalzen entlang ihrer Längsachse gewährleistet ist.
Zweckmäßigerweise sind die Arbeitswalzen derart axial verschiebbar, daß eine Beeinflussung des Bandprofils im Kantenbereich in Abhängigkeit von der Art des Walzguts, von seiner Bandbreite und/oder von seiner Banddicke ermöglicht ist.
Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß durch die stetige, nichtlineare Konturierung des Walzenballens der jeweiligen Arbeitswalze in deren Endbereich eine stetige Walzenkontur derart erzeugbar ist, daß das Verformungsverhalten der Arbeitswalze im Walzprozess mehr oder weniger vollständig kompensierbar ist. Insbesondere unter Einsatz fortgeschrittener Walzenschleiftechnik ist es dabei möglich, den Walzenballen der sich derartig verjüngenden Arbeitswalzen einschließlich eines Kantenrückschliffs in einem einzigen Arbeitsgang zu schleifen. Die für die Konturierung berechnete, auf dem Verformungsverhalten der jeweiligen Arbeitswalze basierende Sollkontur kann dabei insbesondere auf einen vergleichsweise glatten Übergang im Kon- taktbereich des zylinderförmigen mit dem sich verjüngenden Bereich der Arbeitswalze ausgelegt sein.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt die Figur in schematischer Darstellung eine Walzeinrichtung mit einer Anzahl von Arbeitswalzen.
Die Walzeinrichtung 1 nach der Figur umfaßt eine obere Arbeitswalze 2 und eine untere Arbeitswalze 4, zwischen denen beim Betrieb der Walzeinrichtung das zu bearbeitende Walzgut 6 geführt ist. Die Arbeitswalzen 2, 4 sind in einem nicht näher dargestellten Walzgerüst angeordnet und auf ihrer vom zu bearbeiteten Walzgut 6 abgewandten Seite über eine zugeordnete Stützwalze oder auch Zwischenwalze 8 bzw. 10 abgestützt.
Die Walzeinrichtung 1 ist zur Herstellung eines auch in seinem Kantenbereich eine besonders planare und gleichmäßige Bandkontur aufweisenden Walzguts 6 ausgelegt. Dabei ist insbesondere ein Auslegungsziel, eine belastungsbe- dingte kontinuierliche Banddickenabnahme des Walzguts 6 in dessen Kantenbereich weitestgehend zu vermeiden. Um dies zu erreichen, sind die Arbeitswalzen 2, 4 jeweils in einem Endbereich in ihrer Kontur kontinuierlich verjüngt. Die Walzenkontur der jeweiligen Arbeitswalze 2 bzw. 4 ist dabei auf eine stetige und nichtlineare Abnahme des Walzendurchmessers bis hin zum jeweiligen Walzenende 12 bzw. 14 ausgelegt.
Die Konturierung der jeweiligen Arbeitswalze 2, 4 ist dabei derart gewählt, daß sich im bearbeiteten Walzgut 6 eine auch im Endbereich annähernd konstante Banddicke einstellt, wobei die walzkraftbedingte Verformung der jeweiligen Ar- beitswalze 2 bzw. 4 kompensiert ist. Die Konturierung der Arbeitswalzen 2, 4 ist dabei unter Rückgriff auf ein geeignetes Rechenprogramm und unter Zugrundelegung von Erfahrungswerten mit im wesentlichen zylindrisch ausgebildeten Arbeitwalzen ermittelt.
Die Arbeitswalzen 2, 4 sind in axialer Richtung, also entlang ihrer durch die gestrichelten Linien 16 bzw. 18 angedeuteten Zentral- oder Rotationsachsen, ver-
schiebbar ausgebildet. Dadurch ist eine relative Positionierung der Arbeitswalzen 2, 4 zueinander in axialer Richtung derart möglich, daß durch geeignete Einstellung des konturierten Endbereichs der jeweiligen Arbeitswalze eine bedarfsabhängige und situationsangepaßte Kompensation von Dickenabweichungen im Endbereich des Walzguts 6 erfolgen kann.
Um dies in besonders einfacher Weise und automatisiert zu ermöglichen, ist der Walzeinrichtung 1 eine Regeleinrichtung 20 zugeordnet, die in Abhängigkeit von einem gemessenen Kennwert für die Dicke des Walzguts 6 einen Stellwert für die Positionierung der oder jeder Arbeitswalze 2, 4 in ihrer Längsrichtung ausgibt. Die Regeleinrichtung 20 ist dazu, wie durch den Pfeil 22 angedeutet, mit einer Anzahl vom im Nahbereich des Walzguts 6 angeordneten Sensoren zur Ermittlung der Banddicke des Walzguts 6 verbunden. In Abhängigkeit der von diesen Sensoren gelieferten Meßwerten erzeugt die Regeleinrichtung 20 unter Bezugnahme auf hinterlegte Sollwerte Stellwerte für den Arbeitswalzen 2 bzw. 4 zugeordnete Positionierungsglieder, die eine bedarfsgerechte Verschiebung der jeweiligen Arbeitswalze 2, 4 in derer Längsrichtung bewirken. Die Abgabe von Stellwerten für diese Positionierungsglieder ist in der Figur durch die Pfeile 24, 26 symbolisiert.
Bezugszeichenliste
1 Walzeinrichtung
2 obere Arbeitswalze
4 untere Arbeitswalze
6 Walzgut
8, 10 Stützwalze oder Zwischenwalze
12, 14 Walzenende
16, 18 gestrichelte Linien
20 Regeleinrichtung
22, 24, 26 Pfeile