"Verfahren zur Untersuchung der erblichen Infertilitat des Mannes"
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis der erblichen Infertilitat des Mannes und nimmt die Priorität der deutschen Patentanmeldung 101 60 563.3 in Anspruch, auf die inhaltlich Bezug genommen wird.
Weltweit sind etwa 2 bis 7 % aller Paare ungewollt kinderlos. Etwa die Hälfte dieser Fälle geht dabei auf die Infertilitat des Mannes zurück [Spira A. Epi- demiology of human reproduction. Human reproduction 1 :111-115; 1986].
Bei einer Vielzahl der betroffenen Männer kann die Unfruchtbarkeit bisher nicht zufriedenstellend erklärt werden. Vermutlich geht ein erheblicher Anteil dieser sog. "idiopathischen" - d.h. ohne erkennbare Ursache entstandenen - Infertilitat auf genetische Störungen zurück [Bhasin S, Ma K, Sinha I, imbo M, Taylor WE, Salehian B. The genetic basis of male infertility. Endocήnol. Metab. Clin. North Am. 27:783-805, 1998].
So sind beispielsweise bei Tieren einige Gene bekannt, die für die männliche Infertilitat verantwortlich zu sein scheinen. Diese können sowohl auf den Autosomen als auch auf dem Y-Chromosom lokalisiert sein. Y-chromosomale infertilitäts-assoziierte Gene wurden beim Menschen zwar noch nicht eindeutig identifiziert. Gleichwohl wird vermutet, daß es auch beim Menschen homologe Gene gibt, die ebenso mit der männlichen Unfruchtbarkeit assoziiert sind und auf bestimmten Regionen des langen Arms des Y-Chromosoms liegen. So weisen beispielsweise etwa 7% aller Männer mit einer idiopathischen Infertilitat eine sog. Mikrodeletion in einer dieser Regionen auf dem Y-Chromosom auf [Bhasin S, Ma K, De Kretser DM. Y- chromosome microdeletions and male infertility. Ann. Med. 29:261-263, 1997, Hargreave TB. Genetics and male infertility. Curr. Op. Obstet. Gyne- col. 12:207-219, 2000].
CONFIRMAT90M COPY
Bisher bestehen Hinweise auf vier mit der Infertilitat assoziierte Regionen des Y-Chromosoms. Da sie vermutlich (mit)-verantwortlich sind für das Fehlen reifer Spermien, werden sie auch als Azoospermie-Faktoren bezeichnet. Sie werden auch mit den Buchstabenkombinationen AZFa, AZFb, AZFc und AZFd abgekürzt.
Während der eindeutige Nachweis der infertilitäts-assoziierten Gene des Y- Chromosoms des Mannes noch nicht erbracht ist, sind bereits einige Defekte der Autosomen bekannt, die in einem Zusammenhang mit der männlichen Infertilitat stehen. So sind zum Beispiel eine Reihe von Mutationen in dem Mukoviszidose(CFTR)-Gen beschrieben worden, die zu Fehlbildungen (Aplasie) der Samenleiter und so zur Azoospermie führen können. Seltenere genetische Ursachen für eine Azoospermie sind Mutationen der 5α-Reduktase, die das männliche Hormon Testosteron innerhalb der Zielzellen in das 5α-Dihydrotestosteron umwandelt sowie des Androgenrezep- tors, der das 5α-Dihydrotestosteron in den Zellkern transportiert, der damit zur spezifischen androgenabhängigen Aktivität veranlaßt wird. Auch Mutationen im 21-Hydroxylase-Gen bei der congenitalen adrenalen Hyperplasie können für die Infertilitat verantwortlich sein. Darüber hinaus besteht zudem auch eine Assoziation zu dem Klinefelter-Syndrom (Karyotyp XXY) oder anderen chromosomalen Aberrationen (z.B. Karyotyp XYY) [Hargreave TB a.a.O.].
Es ist bekannt, mögliche genetische Ursachen der Infertilitat durch die vollständige Sequenzierung der relevanten Gene zu untersuchen. Alternativ zu der vollständigen Sequenzierung können auch nur einzelne Genabschnitte (wie z.B. nur die deltaF508 Mutation im CTFR-Gen) oder kleine Untergruppen von Mutationen gesondert dargestellt werden. Ein Beispiel einer sol- chen Untergruppe stellt das panel von 33 Mutationen im CTFR-Gen dar, das häufig in molekulargenetischen Labors in Deutschland untersucht wird. Die Untersuchungen erfolgen in der Regel mittels der allelspezifischen Polymerasekettenreaktion.
Ein Nachteil dieser Methode besteht darin, daß sie in der Regel nur einzelne Sequenzveränderungen, bestenfalls einzelne Gene erfasst. Darüber hinaus ist dies relativ arbeitsintensiv und erfordert Spezialkenntnisse sowohl bei der Durchführung als auch bei der Interpretation der Ergebnisse.
Mit solchen Methoden kann zudem ein deutlicher Zusammenhang zwischen genetischen Defekten einerseits und der männlichen Infertilitat andererseits nicht ausreichend genau erkannt werden. Eine zufriedenstellende Diagnose der genetischen Ursachen der Infertilitat ist somit oft nicht möglich.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verbesserung der Diagnose der genetischen Ursachen für die männliche Infertilitat sowie die für das Durchführen des Verfahrens erforderlichen Mittel bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren gemäß dem Hauptanspruch. Ein vorteilhaftes Untersuchungsmittel ist Gegenstand eines unabhängigen Nebenanspruchs. Vorteilhafte Weiterentwicklungen werden in den Unteransprüchen beansprucht.
Der Kern der vorliegenden Erfindung liegt darin, eine gezielten Auswahl an Mutationen zu treffen, den Patienten auf dem Vorhandensein der Mutationen zu untersuchen und die Untersuchungsergebnisse anschließend multi- faktoriell auszuwerten.
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden rezessive oder intermediäre Mutationen ausgewählt, die bereits heterozygot mit der Infertilitat des Mannes assoziiert sein können. Die sich an die Untersuchung des Mannes anschließende multifakorielle Auswertung der Untersuchungsergebnisse erlaubt dann eine Analyse der möglichen Interaktionen der untersuchten Sequenzabschnitte. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht damit die Darstellung eines komplexen Mutationsmusters, das erst in seiner Komplexität und den darin liegenden Interaktionen die erbliche Infertilitat des Patienten verursacht.
Damit verfolgt das erfindungsgemäße Verfahren ein von den bisherigen Untersuchungsverfahren zur männlichen Infertilitat grundlegend verschiedenen Ansatz. Während die bekannten Verfahren auf der Annahme basie- ren, daß die erbliche Infertilitat des Patienten auf die Homozygotie oder zusammengesetzter Heterozygotie einzelner rezessiver Mutationen zurückgeht - also eine monokausale Beziehung zwischen der Infertilitat und einzelnen Gendefekten annimmt - geht das erfindungsgemäße Verfahren auch von einer multifaktoriellen oder oligo- bzw. polygenetischen Ursache aus, die nur in einer multifaktoriellen Analyse erkennbar wird.
Die bisherige Annahme, daß die erbliche Infertilitat des Mannes in der Regel monokausal durch homozygot oder zusammengesetzt heterozygot vorliegende rezessive Mutationen verursacht wird, geht im wesentlichen auf Untersuchungen an Mäusemodellen zurück. So ist es beispielsweise bekannt, daß Mäuse mit mutiertem MDHC7-Gen aufgrund einer gestörten Spermatogenese infertil sind (Neesen J, Kirschner R, Ochs M, Schmiedl A, Habermann B, Müller C, Holstein AF, Nuesslein T, Adham I, Engel W: Dis- ruption of an inner arm of dynein heavy chain gene results in astheno- zoospermia and reduced ciliary beat frequency. In: Hum. Mol. Genet 2001 , 10: 1117). Gleiches gilt für Mäuse, mit defektem den Östrogen-Rezeptor α (ERalpha) codierenden Gen (Mahato D, Goulding EH, Korach KS, Eddy EM; estrogen receptor-alpha is required by supporting somatic cells for sperma- togenesis. In: Mol Cell Endocrinol 2001 , 178: 57). Bei diesen Defekten han- delt es sich übereinstimmend um knock out Mutationen, die zur Infertilitat führen.
Des weiteren ist die Annahme einer durch Homozygotie rezessiver Mutationen verursachten angeborenen Infertilitat bereits deswegen in der Fachwelt weit verbreitet, weil dominant heterozygot vorliegende Mutationen naturgemäß nicht in die nächste Generation weitergegeben werden können.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden dagegen auch Mutationen untersucht, die - sofern sie nur heterozygot im Patienten vorliegen - für sich
genommen keine Infertilitat verursachen, gleichwohl aber aufgrund der unerwartet komplexen Interaktionen zwischen verschiedenen Mutationen im Zusammenspiel mit anderen - möglicherweise auch nur heterozygot vorliegenden Mutationen - zu einer Infertilitat führen. Ebenso können auch Mutationen berücksichtigt werden, die selbst im homozygoten Zustand nicht im Sinne einer knock out Mutation die Infertilitat nach sich ziehen. Bei den berücksichtigten Mutationen kann es sich sowohl um angeborene oder aber - durch Umwelteinflüsse induzierte oder spontan auftretende - Neumutationen handeln.
Erst diese parallele Untersuchung mindestens zweier verschiedener Mutationen mit einer sich daran anschließenden multifaktorieller Analyse der Ergebnisse ermöglicht die Diagnose der auf diese komplexen Interaktionen heterozygot vorliegender Mutationen verursachten Infertilitat.
Damit stellt es einen besonderen Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens dar, eine erbliche Infertilitat aufzuzeigen, die erst durch die Kombination verschiedener - jeweils heterozygot vorliegender - genetischer Defekte entsteht und daher durch herkömmliche Genanalysen, die nur einzelne oder , allenfalls eine sehr begrenzte Anzahl von Genen ohne multifakorielle Auswertung erfassen, nicht nachweisbar ist.
In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform erfolgt die Untersuchung des Mannes, ob er Träger der ausgewählten Mutationen ist, über die Ver- wendung eines Microarrays. Dieses ist in besonderer Weise geeignet, die komplexen Interaktionen zwischen den Mutationen darstellen und auswerten zu können. Es sind aber auch beispielsweise die bekannten Verfahren, wie allelspezifische PCR, Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus oder SSCP zur Identifizierung von Sequenzabweichungen in Teilen des Genoms des Mannes möglich.
Mit der Verwendung eines Microarrays geht der Vorteil einher, daß eine hohe Anzahl relevanter Mutationen in einer ebenso hohen Anzahl relevanter Gene in nur einem Arbeitsgang simultan erfaßt werden können. Diese erfin-
dungsgemäße Ausführungsform eignet sich darüber hinaus in besonderer Weise für die Automatisierung und somit für die rasche Bearbeitung umfangreicher Probenserien.
Neben der Darstellung über einen Microarray können auch andere Methoden eingesetzt werden, die eine multifaktorielle Analyse erlauben, so z. B. die sog. Differential Display PCR, Northern Blots, SAGE oder Massively Parallel Signature Sequencing.
Die multifaktionelle Analyse kann mittels bekannter statistischer Standardverfahren, so z. B. Korrelationsprüfung erfolgen. Sofern Microarrays verwendet werden, ist der sog. QTL-Analyse (Quantitative Tsait Locus) besonders bevorzugt. Dabei handelt es sich um ein statistissches Analyseverfahren, das der Ermittlung des quantitativen Beitrags einzelner chromosonaler Abschnitte an der Ausprägung komplexer Merkmale dient.
Die erfindungsgemäß verbesserte Diagnose der erblichen Infertilitat ist insbesondere auch im Zusammenhang mit der in vitro Fertilisation vorteilhaft. Dieses Verfahren hat an Bedeutung gewonnen, seitdem es bei Männern mit niedriger Spermienzahl (Oligozoospermie) möglich ist, ein Ei der Frau mit Hilfe der sog. intrazytoplasmatischen Spermieninjektion zu befruchten. Zur Vorbereitung dieser Methode ist eine aussagekräftige Untersuchung der Ursachen für die Infertilitat des Mannes unerläßlich, die das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht.
Neben dieser Verwendung kann das erfindungsgemäße Verfahren als Werkzeug bei der wissenschaftlichen Erforschung der Fertilität des Mannes dienen.
In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform können die den Azoosper- mie-Faktoren zuzurechnenden Konsensussequenzen auf den Träger aufgebracht werden. Hierdurch kann eine durch die vollständige Azoospermie verursachten Infertilitat diagnostiziert werden.
In einer anderen Ausführungsform kann der Träger erfindungsgemäß zum Nachweis und zur Darstellung komplexer Interaktionen zwischen Mutationen des CFTR-Gens verwendet werden. Die Mutationen des CFTR-Gens lassen sich - etwas vereinfacht - in zwei Gruppen, nämlich die "leichten" und die "schweren" Mutationen unterteilen. Liegen zwei schwere Mutationen vor, wird das Krankheitsbild der Zystischen Fibröse ausgeprägt. Zwei leichte Mutationen führen hingegen zu der angeborenen Aplasie des Samenleiters (Vas deferens). Die Kombination von einer leichten Mutation mit einer schweren Mutation kann allerdings entweder zur Ausbildung der Zystischen Fibröse oder zur kongenitalen bilateralen Aplasie des Samenleiters führen - je nachdem, welche Mutationen im Einzelfall beteiligt sind.
Ein abwesender Vas deferens ist damit mit einem sog. Zweitdefekt (entweder eine weitere leichte Mutation oder eine zusätzliche schwere Mutation) verbunden. Dieser muß nicht in dem kodierenden Bereich des CFTR-Gens liegen. Vielmehr weisen über 60% aller Männer mit fehlendem Samenleiter und einer heterozygoten Mutation im kodierenden CFTR-Gen den sog. 5T-Allel Polymorphismus im nicht kodierenden Teil des Gens, nämlich in dem achten Intron, auf [Chilon M et al. Mutations in the cystic fibrosis gene in patients with congenital absence of the vas deferens. N. Engl. J. Med. 332: 1475-1480, 1995].
Dieser - auch nur heterozygot vorliegende - Zweitdefekt, der in der Interaktion mit dem Erstdefekt erst die Infertilitat verursacht, kann mit dem erfin- dungsgemäßen Verfahren erkannt und somit die Ursache der Infertilitat diagnostiziert werden. Entsprechendes gilt ebenso für andere Interaktionen von Genen oder Nukleinsäureabschnitten, so beispielsweise für die Interaktion zwischen Mutationen im Kallmann-Syndrom-Gen und Mutationen des CFTR-Gens.
Gleiches gilt für Mutationen in Genen des Steroid-Stoffwechsels, die im Zusammenspiel mit anderen Mutationen zu einer genetisch bedingten Infertilitat führen können.
Sofern ein Microarray für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzt wird, werden die ausgewählten Sonden mit Standardverfahren auf einem Träger aufgebracht und mit Nukleinsäuren bzw. Oligonu- kleotiden aus der Patientenprobe hybridisiert [beispielsweise Sambrook J, Fritsch EF, Maniatis T. Molecular cloning: A laboratory manual. 2nd ed., vol. 2, 1989, Cold Spring Harbor: Cold Spring Harbor Laboratory Press, 13.96- 97; Constanzi C, Gillespie D: Fast blots: immobilization of DNA and RNA from cells. In: Guide to molecular cloning techniques. Edited by Berger SR and Kimmel AR, Academic Press Inc., San Diego; Methods in Enzymology 1987, 152:p582-587; Schena M et al.; Quantitative monitoring of gene expression pattems with a complementary DNA microarray. Science 1995; 270:p467-470].
Die Hybridisierung kann mit einer Nachweisreaktion und anschließender Identifizierung der Nukleotidsequenz kombiniert werden. Dazu kann der erste Nukleinsäurestrang (d.h. die Patientenprobe) beispielsweise durch
Farbstoffe, Radioaktivität oder chemilumineszierende oder fluoreszierende
Moleküle markiert werden, während der zweite (d.h. die Sonde) an eine festen Phase, d.h. dem Träger oder Genchip, gebunden ist [Lockhart DJ, Dong H, Byrne MC, Follettie MT, Gallo MV, Chee MS, Mittmann M, Wang C,
Kobayashi M, Horton H und Brown EL. Expression monitoring by hybridi- zation to high-density oligonucleotide arrays. Nature Biotechnology 14:1675-
1680, 1996; Wodicka L, Dong H, Mittmann M, Ho MH, and Lockhart DJ.
Genome-wide expression monitoring in Saccharomyces cerevisiae. Nature Biotechnology 15:1359-1367, 1997].
Die Bestückung des Trägers mit den erfindungsgemäß ausgewählten Oligo- nukleotiden als Sonden kann mittels bekannter Verfahren erfolgen, beispielsweise mittels Lithographie, Siebdruck oder Reaktionskanalverfahren, elektrochemischer/-synthetischer Verfahren, ink-jet-Systemen, micropin- Verfahren oder open capillary tips. Auch ist die Verwendung von Micro- beads möglich [Lackner KJ etl. Multiplex DNA- und RNA-Analyse an fluo- reszenten Microbeads als Alterantive zum DNA-Array. Statusseminar Chip-
technologie für DNA-Diagnostik und Sequenzanalyse in Deutschland. DECHEMA 1999].
Bei den durch das erfindungsgemäße Verfahren darstellbaren Mutationen kann es sich um einfache Mutationen, wie z.B. Substitutionen oder Insertio- nen handeln. Ebenso sind komplexere Mutationen wie Inversionen und Indels möglich. Selbstverständlich können auch Oligonukleotide auf den Träger aufgebracht werden, die komplementär sind zu Regionen der nativen Genabschnitte (sog. Referenzsequenzen), die bei der erblichen Infertilitat des Mannes häufig fehlen (sog. Mikrodeletionen, siehe oben). Durch das Ausbleiben einer sich anschließenden Hybridisierung kann auf das Vorliegen einer Deletion bei dem untersuchten Patienten geschlossen werden.
Die Länge der auf den Träger aufgetragenen Oligonukleotide beträgt vor- teilhafterweise 16 bis 25 Nukleotide. Vorzugsweise werden 15 bis 18-Mere verwendet. Es können sowohl DNA- als auch RNA-Sequenzen sowie Kombinationen oder Modifikationen davon aufgebracht werden. Entsprechend können auch Nukleotide mit Uracil Verwendung finden. Ebenso können natürliche oder synthetische Basenanaloga eingesetzt werden.
Zum Nachweis der Mutationen können Sonden auf dem Träger aufgebracht werden, die entweder identisch oder komplementär zu den nativen Referenzsequenzen sind. Sofern dazu identische Oligonukleotide verwendet werden, können die dazu komplementären Sequenzen aus der Patienten- probe synthetisiert werden. Diese Synthese erfolgt vorzugsweise während der für den späteren Nachweis der Hybridisierung notwendigen Markierungsreaktion.
Vorteilhafterweise werden mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens die in der Tabelle 1 genannten, mit der Infertilitat des Mannes assoziierten Gene untersucht. Mögliche nachweisbare Mikrodeletionen des Y-Chromo- somens sind in der Tabelle 2 zusammengefaßt.
Tab.1:
Tab. 2:
Beispiel 1 : DNA-Chip zum Nachweis von Mutationen mit Oligo- bzw. Azoospermie assoziierten Genen
Auf dem Chip werden die in Tabelle 3 charakterisierten Sonden aufgebracht. Zur Charakterisierung der Oligonukleotide werden folgende Angaben gemacht:
Zur Charakterisierung der Nonsense-/Missense-Mutationen (Substitutionen) ist die Nummer des betroffenen Kodons sowie die Nummer des ausgetauschten Nukleo- tids angegeben. Dabei bezieht sich die Nukleotidnummer auf die Position des Nu- kleotids im Transkript, d.h. Nukleotid Nr. 1 ist die erste Base der Botenribonukleo- tidsequenz (und nicht etwa die erste Base der eiweißkodierenden Nukleotidsequenz).
Zur Charakterisierung der Insertionen bezieht sich die Nukleotidnummer auf die Base, die sich unmittelbar 5' der Insertion befindet.
Die Deletion einzelner Nukleotide wird durch die Nukleotidnummer der deletierten
Base angegeben. Bei Deletionen mehrerer Nukleotide bezieht sich die Nukleotid
nummer auf die erste Base am 5'-Ende der Deletion.
Tab. 3
(*) Wildtyp
Kallmann Syndrom Nonsense-fMissense-Mutationen
Insertionen
Deletionen
(*) Wildtyp
Deletionen
(*) Wildtyp
Insertionen
Deletionen
Indels
(*) Wildtyp
Beispiel 2
In der Tabelle 3 sind Aberrationen der Nukleotidsequenz einer Referenznuklein- säure (d. h. Wildtyp-Vahante) aufgeführt. Die jeweils angeführte Aberration kann in einer Nukleotidsequenz jedoch (theoretisch) unterschiedliche Positionen einnehmen. Unter Berücksichtigung der Exon-Intron-Grenzen und den damit verbundenen splice-sites können für Infertilitätsuntersuchungen zwei oder mehrere der Oligonukleotide gemäß den Seq. ID Nr. 1 bis 497 verwendet werden.
Beispiel 3: DNA-Chip zum Nachweis von Mikrodeletionen im Y-Chromosom
In der Tabelle 4 werden Konsensussequenzen der Mikrodeletionen im Y-Chromosom angegeben. Diese Sequenzen werden auf den Träger aufgebracht. Sofern mit den Nukleotiden aus der Patientenprobe keine Hybridisierung erfolgt, kann auf das Vorliegen einer entsprechenden Deletion bei dem Patienten geschlossen werden. Die nach ihrer Schmelztemperatur und ihrer Spezifität ausgewählten relevanten Ausschnitte ihrer Komplementärsequenzen werden auf den Chip aufgebracht. Pro Mikrodeletion werden bis zu 5 Sequenzen auf dem Chip dargestellt.
Tab. 4: AZF: interne Bezeichnung/ offizielle Locus-Bezeichnung*