Schuhpressenbelt
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein Schuhpressenbelt nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Ein solches Schuhpressenbelt, das im Deutschen auch als Preß- mantel bezeichnet wird, wird in Papier-, Karton- oder Tissue- maschinen zur weitgehenden Entwässerung des jeweiligen Produktes (Naßpresse) oder auch zur Veredlung der Oberfläche (Kalander) eingesetzt. Die entsprechenden Naßpressen bzw. Kalander haben einen verlängerten Pressenspalt („Preßnip") und werden daher auch als Schuhpressen bezeichnet.
In ihrem Pressenspalt kommt das Schuhpressenbelt oder der Preßmantel auf seiner Rückseite (Unterseite) mit dem eigent¬ lichen Pressenschuh in Gleitkontakt und muß daher auf dieser Seite ausgezeichnete Gleiteigenschaften aufweisen. Auf seiner Vorderseite (Oberseite) kommt das Schuhpressenbelt mit einem Entwässerungsfilz (und über diesen indirekt mit dem jeweili¬ gen Produkt) oder - bei einem Kalander - auch direkt mit dem Produkt in Berührung, welches durch eine rotierende Walze an- gedrückt wird.
Neben den erwähnten Gleiteigenschaften der Rückseite kommt es hierbei auch auf die Flüssigkeitsundurchlässigkeit des Belts an, denn es soll weder Wasser aus dem Produkt bzw. Entwässe-
rungsfilz auf den Pressenschuh gelangen, noch darf Schmiermittel von diesem in das Produkt bzw. den Filz kommen. Zudem sind bestimmte Elastizitäts- und Biegeeigenschaften gefordert .
Schuhpressenbelts sind in verschiedenen Ausführungen aus dem Stand der Technik bekannt.
So beschreibt die EP 0 420 372 Bl ein gattungsgemäßes Schuh- pressenbelt mit einem Basisgewebe in Form einer endlosen
Schleife mit innen- und außenseitiger, glatter Polymerharz- beschichtung, die das Gewebe impermeabel für Flüssigkeiten macht und ihm eine gleichförmige Dicke verleiht. Als Polymerharz, welcher das Elastomere bildet, wird hier Polyurethan genannt .
Aus der DE 50 20 005 Cl ist ein weiteres Band zum Einsatz in Papiermaschinen, insbesondere in Naßpressen mit verlängertem Pressenspalt (Schuhpressen), bekannt. Das Band hat eine auf der Rückseite glatte, biegsame, flüssigkeitsundurchlässige Bandschicht und auf der Vorderseite eine Trägerbahn und eine daran befestigte Faserschicht.
Auch aus der DE 42 02 731 AI ist ein gattungsgemäßer Preß- mantel für eine Schuhpresse bekannt, der ein elastomeres Mantelmaterial und zwei Lagen von Verstärkungsfäden aufweist. Zur Spezifikation des Mantelmaterials wird hier einerseits auf ein quellfähiges Material, andererseits auf Polyurethan hingewiesen.
Aus der WO 95/16820 ist ein Papiermaschinengewebe - speziell ein Schuhpressenbelt - beschrieben, bei dem ein Trägergewebe mit einer Polymerbeschichtung versehen ist, welche ein tixotropes Material (beispielsweise Aramit oder Kieselglas)
aufweist. Als Basismaterial ist auch hier speziell Polyurethan genannt .
Schließlich ist aus der DE 44 38 354 AI ein weiterer Preß- mantel aus elastomerem Material bekannt, in das eine im wesentlichen parallel zur Oberfläche verlaufende Gewebeschicht aus einem hochfesten Material - beispielsweise Aramidfasern - eingebettet ist.
Aus der DE 299 23 825 Ul ist ein weiterer Preßmantel bzw. ein Preßband oder eine Walzenbeschichtung für die Papier-, Zellstoff-, Tissue-, Druck- oder Textilindustrie bekannt, welches aus einem Kautschuk-Polymeren besteht und in das zur Erhöhung des Elastizitätsmoduls Natur- und/oder Synthetikfasern mit einer Ausrichtung im Laufrichtung eingebettet sind.
Weiterhin ist in der älteren europäischen Patentanmeldung 01 109 618.7 der Anmelderin ein Weichgummi-Schuhpressenbelt mit einer textilen Verstärkungsschicht beschrieben.
Diesen bekannten Lösungen gegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Schuhpressenbelt mit weiter verbesserten Gebrauchseigenschaften, insbesondere optimierten Elastizitätseigenschaften und vorteilhaftem mehrdimensionalem Krüm- mungsverhalten, zur Erreichung eines ruhigen Maschinenlaufes bei geringen Antriebsleistungen und hoher Gesamtlaufzeit zugrunde .
Diese Aufgabe wird durch ein Schuhpressenbelt mit den Merkma- len des Anspruchs 1 gelöst. Im Ergebnis der Erfindung wird auch eine verbesserte Naßpresse bzw. ein verbesserter Kalander für die Papier-, Karton- und Tissueherstellung bereitgestellt.
Die Erfindung schließt den grundlegenden Gedanken ein, das Schuhpressenbelt aus einem sehr weichen und anschmiegsamen (und zudem hinreichend kostengünstigen) Elastomeren auszubilden, wodurch ihm insgesamt ein ungewöhnlich geringes Bie- gemoment und ein geringer Gesamt-Elastizitätsmodul verliehen werden können. Weiter schließt die Erfindung den Gedanken ein, daß Schupressenbelt auf einer für eine Vielzahl von Anwendungen einheitlichen Weichgummi-Trägerschicht mit integrierter Textilverstärkung aufzubauen, auf der (oder mit der zusammenhängend) eine elastomere Deck- oder Verschleißschicht gebildet ist. Schließlich ist es für den Erfolg der Erfindung von Bedeutung, daß die mechanischen Eigenschaften des die Trägerschicht und Deckschicht bildenden Elastomeren nicht zu stark voneinander abweichen.
In der Kombination dieser vorteilhaft eingestellten Parameter liegt die Erzielung der oben erwähnten, in mehreren Aspekten verbesserten Gebrauchseigenschaften begründet.
Daneben bietet der vorgeschlagene Aufbau die Möglichkeit einer Auswahl des Materials der Deckschicht aus verschiedenen geeigneten Elastomeren, die jeweils besondere Vorteile hinsichtlich der Temperatur- Öl- oder Biegewechselbeständigkeit oder auch der Qualität der Beltoberflache (zur Herstellung besonders hochwertiger oder speziell strukturierter Papieroberflächen) . Es gibt hier praktisch keine Einschränkungen mehr bezüglich des Oberflächendesigns. Das vorgeschlagene Schuhpressenbelt ist auch künftigen Entwicklungen an Papiermaschinen - wie zu erwartenden höheren Prozeßtemperaturen - gewachsen und auf praktisch jeden vorkommenden Anwendungsfall optimal abstimmbar.
In einer ersten bevorzugten Ausführung besteht die Deckschicht im wesentlichen aus einem - als solchem bekannten -
Polyurethanmaterial, wobei dessen Harte hier insbesondere (ebenso wie die des Materials der Tragerschicht) im Bereich zwischen 20 und 50 P+J liegt. Mit dieser PU-Verschleißschicht ist insbesondere eine Optimierung des Oberflachenprofils ge- maß den Anwenderforderungen möglich.
In einer hierzu alternativen Ausfuhrung, die insbesondere eine hervorragende Temperatur- 01- und Biegewechselbestandig- keit bietet, besteht die Deckschicht im wesentlichen aus Weichgummi, dessen Harte mit derjenigen des Weichgummis der Tragerschicht im wesentlichen übereinstimmt und die zusammenhangend mit der Tragerschicht gebildet sein kann.
In einer vorteilhaften Ausfuhrung umfaßt die Weichgummi- Tragerschicht und wahlweise vorgesehene Weichgummi-Deck- schicht des Belts einen hochgradig abriebfesten Gummi-Com- pound aus mehreren Kautschuk- bzw. Silikonkautschuk-Zusammensetzungen. Diese Zusammensetzungen sind im Compound insbesondere homogen miteinander vermischt.
Durch Wahl der konkreten Zusammensetzung bzw. Zusammensetzungen ist eine Einstellung der Harte der Weichgummi- schicht nach den Bedurfnissen des jeweiligen Einsatzfalles, also nach Kundenwunsch, möglich. Die Harte liegt bevorzugt bei ca. 35 P+J.
Um die Bruchfestigkeit des Belts den hohen Beanspruchungen anzupassen, ist in die Tragerschicht eine Faserverstarkung (fibre reinforcement) bzw. ein Verbundwerkstoff eingearbei- tet. Diese textile Verstarkungskomponente ist nach derzeitigem Kenntnisstand bevorzugt als Fadengelege in Umfangsund/oder Längsrichtung des Belts ausgebildet. Auch eine Ausfuhrung als Stapelfaservlies aus Kurzfasern - als eigenständige Verstarkungsschicht oder in Kombination mit einer weite-
ren Verstärkung, beispielsweise dem erwähnten Fadengelegt, - erscheint als sinnvoll. Auch der Einsatz eines Gewebes als Verstärkungsschicht ist möglich.
Als Verstärkungsmaterial können insbesondere modifizierte
Glasfasern oder Kohlenstoffasern, insbesondere aber auch hoch feste Kunststoffasern, eingesetzt werden. Bei letzteren ist insbesondere an Polyester- und Polyamid-Copolymere oder Ara- mid zu denken. In Anpassung an Kundenanforderungen sind auch Kombinationen bzw. Mischungen dieser Materialien zweckmäßig einsetzbar.
Die Textilverstärkung ist bevorzugt nahe der Rückseite der Trägerschicht im Elastomer-Textil-Verbund eingearbeitet, um einerseits das gummielastische Verhalten auf der Vorderseite des Belt nicht zu beeinträchtigen und andererseits ein möglichst geringes Biegemoment an der Schuhkrümmung und an den Beltenden und damit insgesamt die beabsichtigte Optimierung des mehrdimensionalen Krümmungsverhaltens zu gewährleisten.
Gemäß den üblichen Spezifikationen von Papiermaschinen liegt die Dicke der Trägerschicht zweckmäßigerweise im Bereich zwischen 4 und 6 mm, standardmäßig bei 5 mm, und die Dicke der Deckschicht kann zwischen etwa 2 und 6 mm variieren. In die- sem Sinne wird die Gesamtdicke des Belts (in Abstimmung auf die Elastizitäts- und Festigkeitseigenschaften der einzelnen Materialien) insbesondere im Bereich zwischen 5 und 10 mm, standardmäßig bei ca. 7,5 mm, gewählt.
Die Vorderseite des Belts kann glatt ausgeführt sein, was insbesondere beim Einsatz in einem Kalander zweckmäßig sein wird. Sie kann aber - speziell für den Einsatz in einer Naßpresse - auch eine ausgeprägte Struktur aufweisen. Als bevorzugt erscheint derzeit eine Struktur mit Ausnehmungen in Art
von Sacklöchern. Diese können insbesondere annähernd zylindrisch und voneinander isoliert gebildet sein. Es sind aber auch Strukturen mit untereinander verbundenen Ausnehmungen, Rillenstrukturen o.a. anwendbar.
Je nach konkreten Einsatzbedingungen macht die offene Querschnittsfläche der strukturierten Vorderseite (d.h. die Gesamtfläche der Ausnehmungen) zweckmäßigerweise 10 bis 50 % der Vorderseiten-Gesamtfläche des Belt aus. Für herkömmliche Naßpressen-Anwendungen erscheint ein Flächenanteil der Öffnungen von ca. 20 % als angemessen. Die Ausnehmungen haben insbesondere laterale Abmessungen im Bereich zwischen 0,5 und 5 mm, insbesondere zwischen 1 und 3 mm. Ihre Tiefe liegt zweckmäßigerweise im gleichen Bereich.
Gemäß einem weiteren wesentlichen Aspekt der Erfindung hat das Schuhpressenbelt eine gegenüber herkömmlichen Belts deutlich verringerte Steifigkeit bzw. - umgerechnet auf den Querschnitt - Biegespannung. So liegt die zur Erreichung einer Durchbiegung von 15 mm bei einem Dreipunkt-Biegeversuch an einem 30 mm breiten und 5 mm dicken Prüfling auf zwei in 100 mm Abstand angeordneten Auflagen aufzuwendende Kraft bevorzugt bei 17 N oder weniger, insbesondere 13 N oder weniger, und die Biegespannung liegt unterhalb von 110 N/cm2 und ins- besondere unterhalb von 90 N/cm2. Bei einer praktisch bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen Belts wurden eine Kraft von 11 N und eine Biegespannung von 70 N/cm2 gemessen.
Mit einer derartigen Elastizität trägt es wesentlich zur Ein- sparung von Antriebsleistung und einem ruhigen Lauf der jeweiligen Naßpresse bzw. des Kalanders bei, ohne daß andererseits wesentliche Einschränkungen hinsichtlich der Standzeit in Kauf genommen werden müßten. Im Gegenteil beeinflussen die
verringerten verformungsabhängigen Materialspannungen die Lauf- bzw. Standzeit des Belts sogar positiv.
Vorteile und Zweckmäßigkeiten ergeben sich im übrigen aus den Unteransprüchen sowie der nachfolgenden, skizzenartigen Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Figuren. Von diesen zeigen:
Fig. 1 eine schematische Längsschnittdarstellung des Naß- pressenabschnitts einer Papiermaschine und
Fig. 2 eine vereinfachte Querschnittsdarstellung einer
Ausfϋhrungsform des erfindungsgemäßen Schuhpressen- belts einer solchen Naßpresse.
Fig. 1 zeigt in einer Ausschnittsdarstellung den Pressenspalt einer Naßpresse 1 einer Papiermaschine mit verlängertem Pressenspalt (Schuhpresse) . Einem Pressenschuh 3 gegenüber ist eine Preßwalze 5 angeordnet, und in dem zwischen beiden ge- bildeten Preßspalt (Preßnip) 7 wird zwischen einem auf dem Pressenschuh 3 gleitenden Schuhpressenbelt 9, einem Preßfilz 11 und der Oberfläche der Preßwalze 5 eine Papierbahn 13 entwässert .
Der Schuhpressenbelt 9 muß einerseits eine Elastizität und Biegsamkeit haben, die ein möglichst gutes Anliegen an der gekrümmten Oberfläche des Pressenschuhs 3 und die gleichmäßige Ausübung eines elastischen Andruckes an die Papierbahn 13 (über den Preßfilz 11) gewährleistet. Andererseits muß er hinreichend stabil ausgeführt sein, um der hohen Dauerbeanspruchung (Zug-, Druck- und Schwingungsbeansrpuchung) im Pressenspalt 7 über eine wirtschaftlich akzeptable Standzeit gewachsen zu sein. Die Härte des Weichgummis liegt in der Standardausführung bei 35 P+J, ist aber nach Kundenwunsch
durch entsprechende Variation und Mischung von Kautschukzusammensetzungen in weiten Grenzen variierbar. Der Weichgummi ist bei Einsatztemperaturen von oberhalb 100 °C im Dauereinsatz verwendbar und hält Temperaturspitzen von bis ca. 130 °C aus .
Die Gesamtfläche der Öffnungen liegt bei 20 % der Vorderfläche des Belt oder alternativ können in die Deckschicht (nicht dargestellte) Rillen mit vergleichbaren Abmessungen eingear- beitet sein. Mit dem Trägerband 9a ist fest eine Polyoritan- Verschleißschicht 9c aus einem PU-Material verbunden, dessen Härte ebenfalls bei ca. 35 P+J liegt und deren mechanische Eigenschaften daher weitgehend mit denjenigen des Trägerbandes übereinstimmen.
Ein zur Erfüllung dieser Anforderungen geeignetes Schuhpressenbelt 9 ist in Fig. 2 (schematisch) im Schnitt dargestellt. Dieses Schuhpressenbelt 9 hat als Basis ein Weichgummi-Trägerband 9a, nahe dessen Rückseite eine Textilverstärkung 9b mit einem Fadengelege aus Kohlenstoffasern oder modifizierten Glasfasern oder Aramidfasern integral eingearbeitet ist. Die Gesamtdicke des Belt beträgt 7,5 mm, im Bereich der seitlichen Lippen 9d ca. 5 mm. In die freie Oberfläche der Verschleißschicht 9c sind Blindlöcher 9e mit einem Durchmesser von 2,5 mm und einer Tiefe von 2 mm eingeformt. Die Dicke der Trägerschicht bzw. des Trägerbandes 9a beträgt 5 mm und die Dicke der PU-Deck- bzw. -Verschleißschicht 2,5 mm.
Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf dieses Beispiel beschränkt, sondern ebenso in einer Vielzahl von Abwandlungen - sowohl hinsichtlich der Materialien der einzelnen Komponenten als auch hinsichtlich der geometrischen Abmessungen - möglich .
Bezugs zeichenliste
I Naßpresse 3 Pressenschuh
5 Preßwalze
7 Pressenspalt
9 Schuhpressenbelt
9a Trägerband 9b Textilverstärkung
9c Verschleißschicht
9d Blindlöcher
II Preßfilz 13 Papierbahn