OBERFLÄCHENSTRUKTURIERTER KARTON, VORRICHTUNG UND VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG DESSELBEN
Die Erfindung betrifft einen oberflächenstrukturierten Karton sowie Vorrichtungen und ein Verfahren zu dessen Herstellung gemäss den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche.
Im Bereich der Verpackungsindustrie werden Flachkarton sowie sog. kaschierter Wellkarton für Schachteln verwendet. Kaschierter Wellkarton wird vorab für die Herstellung grösserer Schachteln für das Transport- und Lagerwesen verwendet. Für die Verpackung von einzelnen Produkten an Endkunden in Regalsystemen, insbesonderevon hochqualita- tiven Kleinprodukten wie Parfümerieartikel etc., wird demgegenüber im Stand derTechnik Flachkarton eingesetzt.
Entsprechende herkömmliche Verpackungen bestehen aus eingefärbtem oder bedrucktem Karton, die unter Umständen eine zusätzliche Veredelung, z.B. mittels Folienprägung aufweisen. Aus Marketing- und Designgründen werden im industriellen Bereich be- sondere Ausstattungen der Verpackungseinheiten gewünscht. So werden teilweise Folien auf einen Karton geprägt oder gelegentlich in einer Flachbettprägemaschine dem Flachkarton eine Textureingeprägt. Die auf diese herkömmliche Weise erzielten Möglichkeiten sind jedoch aufgrund der Materialfestigkeit und des Herstellungsprozesses, einschliesslich Kosten, stark beschränkt. Insbesondere treten die Prägestrukturen schlecht oder ungenü-
gend in Erscheinung, bewirken ein nur geringes haptisches Erlebnis und der Herstell ungs- prozess (einschliesslich der Werkzeuge) ist verhältnismässig teuer. Aus DE 4102214 ist ein flächiges Erzeugnis aus gewelltem oder geriffeltem Material bekannt, dessen Wellen innerhalb oder ausserhalb von Konturen mittels einer Flach bettprägemasch ine nieder- oder plattgedrückt sind, um bildhafte Muster oder Informationen, allenfalls auch durch zusätzliches Einfärben der Wellenscheitel, flächig durch Kontrastwirkung sichtbar zu machen. Solche Prägungen in Flachbettprägemaschinen sind aufwendig und Prägungen über sehr grosse Bereiche des Ausgangsmaterial sind nicht erreichbar, sofern Genauigkeitsanforderungen an die resultierende Oberflächenstruktur gestellt werden. Ein wesentlicher Nachteil der Lösung gemäss DE 4102 214 liegt darin, dass keine neuen Oberflächenstrukturen erreichbar sind, sondern nur ein visueller Informationsträger im Sinne eines binären flächigen Kontrastes geschaffen wird.
Es ist Aufgabe dervorliegenden Erfindung, einen oberflächenstrukturierten Karton sowie eine Vorrichtung und ein Verfahren zu dessen Herstellungzu schaffen, welche hinsichtlich haptischen Eigenschaften und Design im Rahmen industrieller Fertigung eine breite Gestaltungsfreiheit, insbesondere auch für hochqualitative Verpackungen, ermöglichen und eine kostengünstige, maschinelle Fertigung erlauben.
Diese Aufgabe wird durch den kennzeichnenden Teil der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
Die Erfindungsidee geht aus von einem im Stand derTechnikfür edle Verpackungen nicht
genutzten und nicht nutzbar geglaubten Ausgangsmaterial, nämlich einer sog. offenen Welle und hier insbesondere von sog. F- oder N-Wellen, die eine Wellenlänge von 1.2 bis 1.3 mm bzw. 0.8 bis 0.9 mm aufweisen. Dieses Ausgangsmaterial wird durch einen erfin- dungsgemässenVeredelungsprozess bearbeitet, so dass ein neuer, oberflächenstrukturier- ter Karton mit den gewünschten Eigenschaften entsteht.
Zu diesem Zwecke wird die Wellenstruktur mindestens teilweise, jedoch über einen grossen Bearbeitungsbereich (Grossbereich),durch Druckeinwirkung plastisch deformiert bzw. umgeformt Die Umformung beschlägt vorzugsweise und im wesentlichen aus- schliesslich die gewellten Teile der offenen Welle und nicht das flächige Trägermaterial, auf dem die Welle aufgebracht ist. Im Unterschied zum oben beschriebenen Stand der Technik gemäss DE 41 02 214 wird so nicht ein Plattdrücken von grossen Bereichen der Welle, sondern eine Strukturverformung der offenen Welle bezweckt In einer bevorzugten Ausführungsform sind die Verformungsbereiche im wesentlichen parallel zur Wellenform des Ausgangsmaterials ausgerichtet Dieoffene Welle wird miteinerStruktur- prägung kombiniert bzw. überlagert und eine neue Textur bewirkt
Die der Wellenstruktur eigene Statik gibt die Grundlage für eine nachhaltige Strukturveränderung. Die erfindungsgemäss einwirkende Kraft, die durch das Werkzeug auf die Oberfläche übertragen wird, erlaubt es, bei geeigneter Werkzeuggeometrie eine Vielzahl von Strukturen (Produkt-/Herstellerbezogen) zu erzeugen. Diese können fliessend inein- ander übergehen und/oder sehr eng beieinander liegen.
Erfindungsgemäss wird eine gute Oberflächenstruktur mittels Strukturen erreicht, deren vorstehende Maxima eine minimale Höhe von 0.2 mm aufweisen und deren minimalen Abstände zueinander mindestens 0.5 mm aufweisen. In besonderen Ausführungen kann der Karton zusätzlich mit einem Laminat beschichtet sein, dass im gleichen Herstellungs- prozess durch Druckeinwirkung mit dem Karton verbunden wird.
Eine erfindungsgemässe Vorrichtung zur Herstellung des oberflächenstrukturierten Kartons besitzt einen Strukturprägezylinder zum Aufspannen einer Strukturprägeplatte und einen Druckzylinder, welche mit einem Durchlaufspalt für eine offene Welle zueinander beabstandet angeordnet sind. Das erfindungsgemässe Verfahren beruht auf einem Pressdruck mittels einer umlaufenden Strukturprägeplatte, der auf eine offene Welle, die zwischen dem Druck- und Strukturprägezylinder durchgeführt wird. Die Strukturprägeplatte ist so ausgestaltet, dass die offene Welle über einen Grossbereich mindestens teilweise verformt wird, bevorzugt im Wesentlichen über den gesamten Bereich des Ausgangsmaterials plastisch deformiert ist
Anhand der nachfolgend beschriebenen Figuren sollen Ausführungsbeispiele der Erfindung näher erläutert werden.
Es zeigen:
Fig. 1 einen oberflächenstrukturierten Karton mit einer möglichen Textur gemäss der Erfindung;
Fig. 2 eine Vorrichtung zur Herstellung des erfindungsgemässen Kartonmaterials Fig. 3 ein anderes Ausführungsbeispiel eines oberflächenstrukturierten Kartons mit einem Schriftzug; Fig.4a eine Draufsicht auf einen Ausschnitt einer erfindungsgemässen Prägeplatte für die Vorrichtung gemäss Figur 2;
Fig.4b einen Schnitt durch die Strukturprägeplatte gemäss Fig.4a;
Fig. 5 eine photographische Vergrösserung des oberflächenstrukturierten Kartons gemäss Figur 1; Fig. 6 eine photographische Vergrösserung eines nur teilweise oberflächenstrukturier- ten Kartons mit einem Prägefolienaufdruck;
Fig.7 eine photographische Vergrösserung eines (teilweise) oberflächenstrukturierten
Kartons mit zwei unterschiedlichen Strukturen.
Figur 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel eines oberflächenstrukturierten Kartons. Der Karton IO weist hier in seiner Endform einewellenförmige Texturll auf, die bereichsweise unterbrochen ist Als Ausgangsmaterial wurde für diese Oberflächenstrukturierung eine offene F-Welle gewählt (Wellenlänge 1.2 bis 1.3 mm). Die Hauptrichtung der hiervorliegenden Strukturen verläuft parallel zu den im Ausgangsmaterial vorhandenen Wellen. Die gewünschte Textur wird, wie weiter unten im Einzelnen erläutert wird, mittels einer umlaufenden Strukturprägeplatte bewirkt. Diese (hier nicht dargestellte) Strukturprägeplatte verformtdie ursprüngliche F-Wellezurgewünschten Oberflächenstruktur, wobei
sich überraschenderweise gezeigt hat, dass die Materialverformungen nicht in uner-
wünschte Richtungen verlaufen, sondern mittels der Strukturprägung vielmehr sehr exakte Resultate erzielt werden können. Je nach verwendeter Strukturprägestruktur besitzt die Textur im Vergleich zur ursprünglichen Welle ein leicht höheres Profil oder sie ist leicht abgeflacht. Die vorliegende Textur, mit ihren feinen Linienstrukturen, bewirkt nicht nur ein optisch stark strukturiertes Bild, sondern wird bei Berührung auch haptisch erfahrbar, indem der Linienabstand auf den menschlichen Tastsinn abgestimmt, bzw. dem taktilen Auflösungsvermögen von durchschnittlichen Konsumenten entspricht. Erfin- dungsgemäss werden somit Strukturen angestrebt, welche Profilhöhen von mindestens 0.2 mm und Abstände von mindestens 0.5 mm der massgeblichen Strukturmaxima kombinieren. Ein zusätzlicher Vorteil der Erfindung liegt darin, dass das Ausgangsmaterial durch die Druckeinwirkung verfestigt wird. Der Fachmann erkennt, dass der Erfindungsgedanke nicht auf Karton im engen Sinn beschränkt ist, sondern auch papierartige Materialien umfasst
Figur 2 zeigt nun den wesentlichen Bereich einer erfindungsgemässen Vorrichtung zur Herstellung eines oberflächenstrukturierten Kartons, wie er z.B. in Figuri erläutert wurde. Aufgabengemäss soll der oberflächenstrukturierte Karton industriell herstellbar sein. Da in der Regel mindestens bereichsweise Farbdrucke auf dem Karton gewünscht sind, wird in einer bevorzugten Ausführungsform die gewünschteOberflächenstrukturin den Ablauf eines herkömmlichen Offsetdruckprozesses integriert. Im Stand der Technik sind ver- schiedene geeignete Rotationsoffsetdruckmaschinen bekannt, z.B. aus US 5,351,616, DE 43 44 260 oder aus einem der zahlreichen Fachbücher im Bereich der Druckindustrie. Innerhalb einer solchen Rotationsoffsetdruckmaschine wird mindestens ein Druckwerk
erfindungsgemäss, wie in Figur 2 dargestellt ist, abgeändert. Das Druckwerk 4 enthält in herkömmlicher Weise einen Druckzylinder 5, einen Gummituchzylinder 6 und einen Plattenzylinder 7. Der Gummituchzylinder 6 ist gegenüber den beiden anderen Zylindern 5, 7 an- und abstellbar gelagert. Im Hinblick auf die variable Materialstärke des durch- laufenden Ausgangsmaterials (offene Welle) und dessen Empfindlichkeit gegenüber unerwünschten Verformungen ist es wesentlich, dass der Achsabstand von Druckzylinder 5 und Gummituchzylinder 6 exakt justierbar und einstellbar ist, was bei verschiedenen Serienprodukten von Rotationsdruckmaschinenherstellern, z.B. von MAN.-Roland, heute standardmässig der Fall ist. Der Gummituchzylinder 6 wird nun nicht mit einem Gummi- tuch bestückt, sondern es wird erfindungsgemäss eine Strukturprägeplatte 8 auf diesen Zylinder 6 (im Folgenden auch Strukturprägezylinder 6 genannt) aufgespannt. Entsprechend ist ersichtlich, dass der Plattenzylinder 7 deaktiviert werden kann bzw. dass er wegen Fehlens des üblichen Gummituches hier keine Einfärbefunktion übernimmt. Diese Strukturprägeplatte, die im Einzelnen anhand von Figur4a,4b untenstehend beschrieben wird, besteht vorzugsweise aus einer mit einem Kunststoff, bevorzugt einem photo- polymeren Material, beschichteten Stahlplatte. Diese Stahlplatte ist biegsam und wird in herkömmlicher Weise, jedoch mittels eines speziell ausgestalteten Vorknicks an der Stahlplatte, auf den Strukturprägezylinder 6 mittels einer Spannwelle 9 bzw. einer schlitzförmigen Nut aufgezogen. Die Strukturpräge platte 8 liegt bevorzugt auf Ausgleichs- platten 13, welche eine Kontur- und Kraftausgleichende Funktion bezwecken, indirekt auf dem Strukturprägezylinder 6 auf. Bei Bedarf können Druckzylinder 5 und/oder Strukturprägezylinder 6 durch zusätzliche, mitumlaufende Stützzylinder 3 stabilisiert werden. Die offene Welle 10 durchläuft den Spalt zwischen Druckzylinder 5 und Strukturprägezylinder
6 und wird während dieses Durchlaufs plastisch deformiert, wobei die gewünschte Textur strukturgeprägt wird. Es wird bevorzugt angestrebt, dass nur die Welle selber, nicht jedoch das flächige Trägermaterial, auf dem die Welle aufgebracht ist, verformt wird. Der erfindungsgemässe oberflächenstrukturierte Karton weist in diesem Fall die Textur nur an einer Seite auf, wohingegen die andere Seite im wesentlichen eben ist, bzw. nicht deformiert ist. Zu diesem Zwecke ist der Achsabstand von Präge- und Druckzylinder entsprechend zu justieren und die Profilierung der Strukturprägeplatte entsprechend zu wählen. In einem nachfolgenden Druckwerk kann bei diesem Ausführungsbeispiel dann eine gewünschte Bedruckung des Kartons erfolgen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Bedruckung mittels einer Stahlplatte (vgl. Fig. 4b), die jedoch im Unterschied zu einer blossen Stukturprägung eingefärbt wird. Die Einfärbung erfolgt über den Plattenzylinder und das Farbwerk (auf Kontakt gefahren). Auf diese Weise wird in einem einheitlichen Prozessdurchlauf das Endmaterial geformt und gleichzeitig bedruckt Dabei werden, wie gut erkannt werden kann, die Wellentäler der Strukturprägung eingefärbt. Selbstverständlich kann dieser Vorgang miteinervorbeschriebenen zusätzlichen (separaten) Strukturprägung kombiniert
werden.
Figur 3 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines oberflächenstrukturierten Kartons gemäss der Erfindung, hier bereits nach dem Bedrucken und Stanzen. Die Materialstruktur ist hier durch kreisrunde Strukturprägeelemente gekennzeichnet, wie dies am besten im
Bereich 21 sichtbar ist. Aufgrund des Ausgangsmaterials, das hier wiederum eine offene F-
Welle ist, entsteht ein netzartiger optischer Eindruck, der die kreisrunden Strukturprägebereiche nicht dominant in Erscheinung treten lässt Es zeigt sich, dass Strukturprägeform und Ausgangsmaterial, bei geeigneter Abstimmung aufeinander, mit Interferenzmustern vergleichbare Texturen entstehen lassen. In diesem Ausführungsbeispiel ist gut sichtbar, dass drei Texteindrucke 23 nachträglich vorgenommen wurden, welche sich insbesondere farblich aufgrund eines herkömmlichen Foliendrucks, deutlich von der Textur des Kartons abheben. Aus Figur 3 istzudem gut erkennbar, dass die Wellenstruktur, gemäss der verwendeten Prägestruktur der Prägeplatte, nur bereichsweise durch Druckeinwirkung plastisch deformiert ist. Diejenigen Bereiche, in denen die Strukturprä- geplatte keine Prägestrukturen aufweist (keine Überhöhungen, vgl. Figur 4b), werden somit nicht oder kaum verformt. Im Unterschied zum Stand der Technik (Flachbettprägung) erfolgen die Deformationen jedoch nicht nur in eng begrenzten Teilen des Materials, sondern über grosse Bearbeitungsbereiche, d.h. über einen wesentlichen Teil der nutzbaren Materialfläche, hier über den gesamten (ausgestanzten) Teil einer Ver- packung, von der hier die vier Seitenflächen gezeigt sind.
Figur 4a zeigt nun eine Draufsicht auf einen Ausschnitt einer Prägeplatte für die Vorrichtung gemäss Figur 2. Die Prägestruktur dieser Strukturprägeplatte weist, wie im Vergleich zu Figur 1 erkennbar ist, eine Struktur auf, mit der in Kombination mit einer offenen F-Welle als Ausgangsmaterial die Textur gemäss Ausführungsbeispiel in Figur 1 erzielt wird. Bei Gegenüberhalten der beiden Strukturen wird deutlich, dass die erfindungsgemäss erzielte Textur gemäss Figur 1 tatsächlich Ergebnis eines besonderen Effektes ist, nämlich dass die plastische Deformation der F-Welle in die gewünschten
Richtungen lenkbar ist. Obwohl die Strukturprägeplatte eine relativ einfache Struktur aufweist, ergibt sich die gewünschte, komplexe Textur gemäss Darstellung in Figur 1, durch gezielte Überlagerung der Prägestruktur und der Wellenform. Es ist für die vorliegende Erfindung wesentlich, dass ein hier als Strukturprägung bezeichneter Effekterreicht wird, indem die Strukturen des Prägewerkzeugs auf die Struktur des Ausgangsmaterials abgestimmt ist, wie aus den Ausführungsbeispielen erkennbar, hinsichtlich deren Geometrie. Es ist mit anderen Worten nicht eine (binäre) flächenhafte Kontrastwirkung von Prägung und Material bezweckt, sondern das Ausgangsmaterial soll im Hinblick auf eine resultierende Textur umgeformt werden. Verdeutlicht werden kann dies z.B. bei Betracht von Figur 6, wo das Wort „TOUCH" im unteren Bereich zwar in die Welle eingeprägt ist, jedoch nichteineTexturschafft, sondern eine (dort gewünschte) Kontrastwirkung um den Text lesbar zu machen. Man könnte auch sagen, Prägestruktur und Wellenstruktur des Materials werden zu einer Textur kombiniert.
Figur 4b zeigt schematisch einen Schnitt durch eine Strukturprägeplatte 8, wobei die Proportionen zwecks besserer Darstellung überhöht wurden. Die Strukturprägeplatte 8 enthält eine Stahlplatte 14 als Trägermaterial, auf die eine photopolymere, jedoch druck- resistente Schicht aufgebracht ist. Mittels photooptischem Ätzverfahren wird die gewünschte Prägestruktur aus dem Photopolymer geätzt Die Stahlplatte weist an beiden Enden einen Vorknick 17 auf, der dem Einspannen auf dem Prägezylinder 6 (vgl. Figur 2) dient Mindestens ein Vorknick 17 weist eine Aufdoppelung 18, vorzugsweise aus einem Holzelement, auf, damit dieser Vorknick 17 mittels einer Standard-Spannwelle 9 (vgl. Figur 2) eingehängt und gespannt werden kann. Die Beschichtung der Stahlplatte kann bspw.
aus dem Material DYCRIL Typ 30 der Firma Dupont bestehen. Wesentlich ist, dass ein derartiges Photopolymer die Druckkräfte im Bereich der Kontaktzone auf die offene Welle übertragen kann. Beim Aufspannen der Strukturprägeplatte 8 auf den Strukturprägezylinder 6 wird die Platte entsprechend ihrer Dicke mittels Unterlagebogen ausgeglichen, so dass eine passgenaue Abwicklung und gleichmässige Druckkräfte während des Strukturprägeprozesses gewährleistet sind. Es ist ohne weiteres erkennbar, dass der Vorknick 17 je nach konkreter Einspannvorrichtung an der Strukturprägewalze 6 auch laschenför- mig ausgebildet sein kann oder Einrastösen oder -elemente enthalten kann. Die Profilierung der Prägeplatte wird (im Hinblick auf die nachstehend beschriebene, bezweckte Bearbeitung) bevorzugt so gewählt, dass sie kleiner ist, als die Wellenhöhe des Ausgangsmaterials, das zu bearbeiten ist.
Das erfindungsgemässe Herstellungsverfahrenfürden oberflächenstrukturierten Karton zeichnet sich aus durch Verwendung einer offenen Welle, vorzugsweise einer F oder N- Welle, die zwischen einem umlaufenden Druck- und Strukturprägezylinder durchgeführt wird. Druck- und Strukturprägezylinder sind sovoneinander beabstandet, dass die offene Welle nicht komprimiert oder beschädigt wird, mit Ausnahme der Bereiche einer auf den Strukturprägezylinder aufgespannten Strukturprägeplatte, deren Prägestrukturen die offene Welle in gewünschter Weise plastisch verformen. Vorzugsweise wird das Trägermaterial der Welle nicht verformt. In einem zweiten Verfahrensschritt kann der derart strukturierte Karton zusätzlich bereichsweise mit einem Aufdruck versehen werden. Vorzugsweise wird die offene Welle so zugeführt, dass die Wellenstruktur parallel zur Achse der Zylinder verläuft, so dass der Karton ohne Beschädigung um verschiedene
Führungs- und Umlenkzylindergeführtwerden kann. Der Umlauf der Strukturprägeplatte ist für das Resultat der Strukturprägung wesentlich, um (im Unterschied zur Flachprägung) die gewünschte Kontaktzone im Hinblick auf die Krafteinwirkung zu bewirken.
In einer besonderen Ausführungsform kann im gleichen Arbeitsschritt die offene Welle mit einem dünnen Laminatmaterial, welches vorzugsweise adhäsive Eigenschaften aufweist, beschichtetwerden. DerStrukturdruck zwischen Druck- und Prägezylinderdient dabei dem notwendigen Druck für die Verbindung zwischen Laminat und offener Welle. Auf diese Weise können zusätzliche Texturen und Oberflächeneigenschaften erreicht werden, wobei das Laminat selbstverständlich aus verschiedensten Ausgangsmaterialien, wie Papier, Kunststoff- oder Metallfolien usw. bestehen kann. Die adhäsiven Eigenschaften können durch die Oberflächenstruktur des Laminats, durch eine Klebstoff- beschichtung oder aber, im weiteren Sinne, auch aufgrund der plastischen Verformung von offener Welle und Laminat bewirkt werden.
Die Figuren 5 bis 7 zeigen Ausführungsbeispiele der Erfindung, wobei die Oberflächen- Struktur, zwecks besserer Erkennbarkeit, je mittels einer photographischen Vergrösserung dargestellt wird. In Figur 5 ist eine mittels der Erfindung geschaffene Oberflächenstruktur (vgl. Figur!) im Einzelnen erkennbar. Mit einer Strukturprägeplatte gemäss Figur4a (nicht massstabgetreu) wurde hier eine F-Welle gemäss dem vorstehend beschriebenen Verfahren strukturgeprägt. Der Pressdruck der umlaufenden Prägeplatte verformt die Welle plastisch, wobei die quasi-elastischen Eigenschaften der offenen Welle gezielt genutzt werden, da dank bereichsweisen Rückformungen nicht harte Konturen (im Sinne eines
Negativabdrucks der Strukturprägeplatte) bewirkt werden, sondern die komplexe Textur gemäss Figur 5 entsteht. Die plastisch deformierte Welle weist in bezweckter Weise, aufgrund der erfindungsgemässen Materialkomprimierungen, eine verhältnismässig
steife Oberfläche auf. Figur 5 lässt leichterkennen, dass die Erfindung höchst überraschen- de Texturen schafft, die jedoch mittels einfachen Strukturprägeformen realisiert werden können.
Figur 6 verdeutlicht nochmals, anhand einerTeststrukturprägung, wie die Prägestrukturen gebildet werden. Im unteren Bereich des Kartons ist die offene F-Welle gut erkennbar. Im oberen Bereich wurde die Welle mittels dem erfindungsgemässen Verfahren bearbeitet und die hier gewünschte Textur strukturgeprägt. Die im oberen Bereich der photographischen Abbildung erkennbare Textur zeigt auf, dass hier die Welle nach der Materialbearbeitung nicht oder nur noch schwer erkennbar ist. Zusätzlich wurde bei diesem Beispiel eine Folienprägung (Schriftzug See-Feel-Touch) aufgebracht, die hier in einem separaten Arbeitsgang in einer Flachbettprägemaschine aufgebracht wurde, was selbst- verständlich ebenfalls möglich ist.
Figur 7 zeigt eine Variante eines oberflächenstrukturierten Kartons, der hier gemäss der Erfindung zwei verschiedene Texturen besitzt. In einem ersten Texturbereich 12a besitzt dieser Karton die Oberflächenstruktur gemäss dem Beispiel in Figur 6. In einem zweiten Texturbereich 12b wurde eine netzförmige Struktur verwendet Der Bereich 12c ist unbe- handelt bzw. entspricht dem Ausgangsmaterial, hier ebenfalls einer offenen F-Welle. Die Texturen gemäss Bereich 12a und 12b können bei entsprechender Prägeplatte in einem
Druckwerk bzw. miteinem Strukturprägezylinderstrukturgeprägtwerden. Es i staber auch möglich, dass zwei nacheinander geschaltete Druckwerke für die Prägung verwendet werden oder, bei besonderen Ausführungsformen, die Strukturprägungen zweier oder mehrerer sich in Serie folgender Strukturprägeplatten überlagert werden.
Die Erfindung verwendet bevorzugt Strukturprägeformen, bei denen Prägestrukturen und Ausgangsmaterial hinsichtlich Strukturbreite und Wellenlänge der offenen Welle aufeinander abgestimmt sind. Zu diesem Zwecke wird das Ausgangsmaterial mitvordefiniertem Kantenschnitt der vorlaufenden Kante in der Offsetmaschine ausgerichtet. Eine weitere bevorzugte Ausführungsform verwendet eine Strukturbreite, die leichtvon der Wellenlän- gedes Ausgangsmaterials abweichtund im Sinneeines Interferenzmusters in regelmässi- gen Abständen (z.B. achtfache Wellenlänge) eine Strukturperiodizität bewirkt. In Figur7 ist eine Übereinstimmung von Strukturbreite und Wellenlänge im Bereich 12b erkennbar, wohingegen der Bereich 12a eine Periodizitätvon fünf Wellenlängen aufweist. Bevorzugt wird eine Periodizität von fünf bis acht Wellenlängen.
Für besondere Anwendungen wird ein Wellenmaterial mit einem Strich verwendet, so dass ein Lack auftragbar ist und mittels des erfindungsgemässen Verfahrens (Strukturprägen/Bedrucken) Glanzwirkungen erreicht werden.