Poly- und Oligoester kationischer Hydroxysäuren, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Poly- und Oligoester, welche aus mindestens einer Monomerart aufgebaut sind, die ausgewählt ist aus kationisch substituierten Hydroxycarbonsäuren, deren Herstellung und Verwendung .
Kationische Substanzen wie beispielsweise kationische Polymere und kationische Tenside haben eine breite Verwendung gefunden beispielsweise in Haut- und Haar- kosmetika wie Shampoos, Stylingmitteln oder Kondition- iermitteln oder in Wasch- und Reinigungsmitteln wie z.B. Wäschewaschmitteln und Geschirrspülmitteln sowie in Textilbehandlungsmitteln wie z.B. Weichspülern. Sie können entweder auf das Substrat einwirken und reinigen, feuchthalten, Glanz geben, konditionieren, stylen, Schutz und Pflegewirkung verleihen oder als soil-release-Verbindung fungieren. Sie können aber auch die Konsistenz der Formulierung oder die Eigenschaften anderer Inhaltsstoffe verbessern indem sie emulgieren, verdicken, konservieren oder als Träger (Carrier) oder Ablagerungshilfe (deposition polymer) für andere Wirk- Stoffe dienen. Aufgund ihrer kationischen Ladung sind sie besonders dazu geeignet, sich an Oberflächen mit anionischen Gruppen, beispielsweise an geschädigten Haaren oder an Textilien anzulagern und dadurch eine Pflegewirkung auszuüben. Es besteht ein fortgesetzter Bedarf an neuen und verbesserten derartigen kationischen Verbindungen. Besonders interessant sind dabei Verbindungen, die sich aus natürlichen Bausteinen bzw.
deren Derivaten, d.h. aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen lassen.
Gegenstand der vorliegenden Anmeldung sind Polyester oder Oligoester, welche aufgebaut sind aus mindestens einer ersten Monomerart, die ausgewählt ist aus mit mindestens einer quaternären Ammoniumgruppe substituierten Hydroxysäuren. Hydroxysäuren im Sinne der Erfindung sind Carbonsäuren, welche mit mindestens einer Hydroxygruppe substituiert sind. Chirale Hydroxysäuren können dabei in optisch aktiver Form, d.h. in der D- oder L-Form oder als Racemat eingesetzt werden. Dabei kann es sich um Homopolymere oder Homooligomere handeln, welche ausschließlich aus Monomereinheiten der Formel (I)
N(+)R1R2R3 χ (-)
(I)
-C(=0) -M-O-
aufgebaut sind, wobei M für eine trivalente organische Gruppe steht, die Reste R1, R2 und R3 unabhängig voneinander für gleiche oder verschiedene monovalente organische Gruppen stehen, die auch cyclisch miteinander verbunden sein können und X(-) für ein Anion, beispielsweise ein Halogenid, Sulfat, Phosphat, Alkylsulfat oder Alkylphosphat steht. Die Gruppe M ist vorzugsweise eine substituierte oder unsubstituierte, lineare oder verzweigte, trivalente organische Gruppe mit 2 bis 22, insbesondere 3 bis 12 Kohlenstoffatomen. Besonders bevorzugt ist die Gruppe CH2-CH-CH2. Die Gruppen R1, R2, R3 sind vorzugsweise substituierte oder unsubstituierte, lineare oder verzweigte Cl- bis C22-Alkyl-, Cyclo-
alkyl-, Aryl-, Alkylaryl- oder Arylalkylgruppen, insbesondere Methyl, Ethyl oder Propyl .
Oligomere bestehen im allgemeinen aus größer oder gleich 2 bis 10 Monomereinheiten, Polymere bestehen im allgemeinen aus mehr als 10 Monomereinheiten. Erfindungsgemäße Polymere und Oligomere sind herstellbar durch katalysierte Ringöffnungspolymerisation in Lösung oder lδsungsmittelfrei aus Lactonen der Formel (II)
-N(+,R1R2R3 X ( Λ (II) o- c=o wobei M, R1, R2, R3 und X(-) die gleiche Bedeutung haben wie bei Formel (I) . Chirale Lactone können dabei in optisch aktiver Form, d.h. in der D- oder L-Form oder als Racemat eingesetzt werden. Das Lacton ist vorzugsweise ein mit einer quaternären Ammoniumgruppe substi- tuiertes ß-Lacton, insbesondere ein substituiertes
Hydroxy-buttersäure-ß-lacton, insbesondere Carnitin-ß- lacton (Ha) ,
(Ha) von dem prinzipiell jedes seiner optischen Isomere oder ein Isomerengemisch einsetzbar ist.
Bevorzugt sind Polyester oder Oligoester, in denen Monomereinheiten der Formel (III)
CHaN^R^R3 X(-)
(III)
-CO-CH2-CH-O- enthalten sind, wobei R1, R2, R3 substituierte oder unsubstituierte, lineare oder verzweigte Cl- bis C22- Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Alkylaryl- oder Arylalkyl- gruppen und X(_) ein Halogen-, Sulfat-, Phosphat-, Alkylsulfat- oder Alkylphosphatanion bedeuten. Besonders bevorzugt ist Polycarnitin.
Bei den erfindungsgemäßen Polymeren oder Oligomeren kann es sich auch um Copolymere oder Cooligomere handeln, welche neben Monomereinheiten der Formel (I) weitere, vorzugsweise nicht kationische Monomereinheiten enthalten. Bei den weiteren Monomereinheiten kann es sich um von einem Gemisch aus Dicarbonsäuren und Diolen oder vorzugsweise um von Hydroxycarbonsäuren oder von Aminocarbonsäuren abgeleiteten Monomereinhei- ten handeln. Kationische Monomereinheiten der Formel
(I) und die weiteren, nicht-kationischen Comonomerein- heiten liegen vorzugsweise in einem Verhältnis von 2:98 bis 98:2, besonders bevorzugt von 20:80 bis 80:20, ganz besonders bevorzugt von 30:70 bis 70:30 vor.
Von Hydroxycarbonsäuren oder Aminocarbonsäuren abgeleitete geeignete Comonomereinheiten sind beispielsweise solche der Formeln (lila) bzw. (Illb)
-0-C(XR1) (YR2) -Z-CO2- (lila)
-NR3-C(XR1) (YR2) -Z-CO2- (IHb)
wobei R1 und R2 gleich oder verschieden sein können und
ausgewählt sind aus H und C02R4, R3 und R4 gleich oder verschieden sein können und ausgewählt sind aus Wasserstoff und gesättigten oder ungesättigten, verzweigten oder unverzweigten Alkyl-, Aryl-, Alkylaryl- oder Aralkylgruppen mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen, wobei diese Gruppen weitere Substituenten wie Hydroxygruppen, Aminogruppen, Carbonsäuregruppen oder Halogene tragen können und X, Y und Z gleich oder verschieden sein können und entweder eine Einfachbindung darstellen oder ausgewählt sind aus gesättigten oder ungesättigten, verzweigten oder unverzweigten Alkylengruppen mit vorzugsweise 1 bis 5 Kohlenstoffatomen, wobei die Alkylengruppen weitere Substituenten wie Hydroxygruppen, Aminogruppen oder Halogene tragen können. Besonders bevorzugt sind Einheiten der Formeln (lila) bzw. (Illb) , bei denen X, Y und Z gleich oder verschieden sind und entweder eine Einfachbindung, eine Methylengruppe oder eine Hydroxymethylengruppe bedeuten. Insbesondere geeignet sind Einheiten, welche abgeleitet sind von Citronensäure, Äpfelsäure bzw. deren Monoester, Weinsäure bzw. deren Monoester, Milchsäure, Lysin, Alanin oder Glycin. Chirale Einheiten können als reines optisches Isomer oder als Racemat vorliegen.
Erfindungsgemäß sind weiterhin Polymere oder Oligomere, herstellbar durch eine katalysierte Ringöffnungspolymerisation in Lösung oder lösemittelfrei aus Lactonen der Formel (IV)
M-N(+)RXR2R3 X
( λ
O C=0 (IV)
0=C Y ^ )
A
wobei M, R1, R2, R3 und X(_) die gleiche Bedeutung haben wie bei Formel (I) , A für eine divalente organische Gruppe steht und Y für O, NH oder NR steht und R für eine monovalente organische Gruppe, vorzugsweise für eine verzweigte oder lineare, gesättigte oder ungesättigte Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Alkylaryl- oder Arylalkylgruppe mit 1 bis 22 Kohlenstoffatomen steht. Die Gruppe A kann eine gesättigte oder ungesättigte, verzweigte oder unverzweigte Alkylengruppe mit 1 bis 22, vorzugsweise 2 bis 12 Kohlenstoffatomen sein, wobei die Alkylengruppen weitere Substituenten wie Hydroxy-, Amino-, Carboxyl- oder Estergruppen oder Halogene tragen können. Besonders bevorzugt sind für die Gruppe -CO-A-Y- Gruppen, die abgeleitet sind von den oben genannten Hydroxycarbonsäuren, insbesondere von Citronensäure, Äpfelsäure bzw. deren Monoestern, Weinsäure bzw. deren Monoestern, Milchsäure sowie von Aminosäuren wie Alanin, Glycin, Lysin etc.. Ein geeignetes' Lacton der Formel (IV) ist beispielsweise Milchsäure-Carnitin- lacton:
Erfindungsgemäß sind weiterhin Copolymere oder Co- Oligomere, herstellbar durch eine katalysierte Ring- Öffnungspolymerisation in Lösung oder lösemittelfrei aus einem ersten Lacton, ausgewählt aus Lactonen der
Formeln (II) und (IV) , sowie aus mindestens einem zweiten Lacton oder Lactam der Formel (V)
B
( \
Y1 c=o (N)
0=C YA D wobei B und D gleich oder verschieden sein können und für eine divalente organische Gruppe stehen, Y1 und Y2 unabhängig voneinander für 0, ΝH oder ΝR steht und R für eine monovalente organische Gruppe, vorzugsweise für eine verzweigte oder lineare, gesättigte oder ungesättigte Alkyl-, Cycloalkyl-, Aryl-, Alkylaryl- oder Arylalkylgruppe mit 1 bis 22 Kohlenstoffatomen steht. Die Gruppen B und D können gesättigte oder unge- sättigte, verzweigte oder unverzweigte Alkylengruppen mit 1 bis 22, vorzugsweise 2 bis 12 Kohlenstoffatomen sein, wobei die Alkylengruppen weitere Substituenten wie Hydroxy-, Amino-, Carboxyl- oder Estergruppen oder Halogene tragen können. Geeignete Lactone der Formel (V) sind
wobei R für einen Cl- bis C22-Rest, insbesondere für einen leicht hydrolytisch abspaltbaren Rest wie z.B. Benzyl steht . Bevorzugte Lactone der Formel (V) sind ausgewählt aus Dimilchsäuredilacton (Dilactid) und
Diäpfelsäuredilacton (Malid) bzw. dessen Mono- oder Diestern, insbesondere dessen Benzylestern.
Weitere, geeignete cyclische Comonomere sind Glycolid, Trimethylencarbonat, p-Dioxanon, epsilon-Caprolacton und 1, 5-Dioxepan-2-on oder deren substituierte Derivate. Geeignete cyclische Comonomere weisen in der Regel Strukturmerkmale auf, die abgeleitet sind von ß- Lacton, 1, 4-Dioxandion, Morpholindion, Piperazindion und cyclischen Dicarbonsäureanhydriden.
Bevorzugte erfindungsgemäße Polymere und Oligomere sind Poly- oder Oligocarnitin, Poly- oder Oligo (carnitin-co- milchsäure) , Poly- oder Oligo (carnitin-co-äpfelsäure) und deren Ester, Poly- oder Oligo (carnitin-co-aspara- ginsäure-co-milchsäure) und deren Ester, Poly- oder Oligo (carnitin-alt-milchsäure) , Poly- oder Oligo- (carnitin-alt-äpfelsäure) , Poly- oder Oligo (carnitin- alt-asparaginsäure) , Poly- oder Oligo (carnitin-co- äpfelsäure-co-milchsäure) und deren Ester.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung der vorstehend definierten Polymere, Copolymere, Oligomere und Co-Oligomere . Hier- bei werden ein kationisch substituiertes Lacton unter katalytischer Ringöffnung in Lösung oder lösungsmittel- frei in der Schmelze polymerisiert oder oligomerisiert . Analoge Verfahren zur Herstellung von Polyestern sind als anionische oder kationische ringöffnende Polymeri- sation, insbesondere als Lactonpolymerisation bekannt. Bei der anionischen Ringöffnüngspolymerisation erfolgt, durch ein geeignetes Initiatorsystem ausgelöst, eine
Basenaddition an die C=0-Gruppe der Estergruppierung mit nachfolgender Ringspaltung an der Esterbindung. Geeignete Initiatoren sind z.B. anionische Initiatoren wie metallorganische Verbindungen der 1. , 3. , 4. und 5. Hauptgruppe des Periodensystems, wie Butyllithium, Tetraethylaluminium, Triphenylantimon, Triphenyl- bismuth, insbesondere zinnorganische Verbindungen, wie Tetraphenylzinn oder Tetrabutylzinn.
Weitere geeignete Initiatoren sind alkylsubstituierte Amine, wie Dimethylbenzylamin oder davon abgeleitete alkylierte organische Salze, wie Tetraalkyammonium- salze, insbesondere Tetraethylammoniumbenzoat oder Tetrabutylammoniumacetat oder davon abgeleitete beta- inische Strukturen, insbesondere Betain in heterogener oder homogener Phase oder alkylsubstituierte Phosphorverbindungen wie z.B. Triethylphosphat .
Geeignete Initiatoren für kationisch induzierte Ring- Öffnungspolymerisationen sind Protonensäuren, wie Tri- fluormethansulfonsäure oder alkylierende Initiatoren, wie Methyltrifluormethansulfonat oder Lewissäuren, wie Bortrifluorid .
Desweiteren als Initiatoren geeignet sind spezielle Metal.-Verbindungen von Metallen der 3. oder 4. Hauptgruppe oder der 4. Nebengruppe des Periodensystems, wie Alkoxide des Aluminiums, Alkoxide des Titans, Alkoxide des Zirkons, Zinnsalze wie Zinnhalogenide oder alky- lierte Zinnsalze wie Tributylzinnacetat oder alkylierte Zinnoxide wie Dioctylzinnoxid oder Dibutylzinnoxid oder Zinncarboxylate oder alkylierte Zinncarboxylate, insbe-
sondere Zinn-II-ethylhexanoat. Weitere Initiatoren sind Komplexverbindungen wie Acetylacetonate der 2. , 4. und 5. Nebengruppe des Periodensystems, wie Zirkonium- acetylacetonat , Zinkacetylacetonat , Titanacetylacetonat oder Vanadin- (IV) -oxidacetylacetonat . Die Ringöffnungspolymerisation kann auch enzymkatalysiert erfolgen, beispielsweise unter Verwendung von Lipase.
Das Polymerisationsverfahren kann durch übliche Maßnahmen so gesteuert werden, dass Polymere und
Oligomere mit maßgeschneiderten Eigenschaften hergestellt werden hinsichtlich
- Einstellung des Polymerisationsgerades bzw. Molekulargewichtes - Einstellung der Hydrophilie/Hydrophobie und damit Einstellung der gewünschten Verträglichkeit oder Löslichkeit in Lösungsmitteln sowie Einstellung von tensidischen Eigenschaften wie Spreitbarkeit , Schaum- bildungs ermögen, Emulgierfähigkeit etc. durch Wahl geeigneter Substituenten oder Comonomerer
- Einstellung der Monomerverhältnisse in den Copoly- eren
- Einstellung der Filmbildungseigenschaften
- Einstellung der Affinität zu keratinischen oder textilen Materialien durch Variation der Kationaktivität bzw. der kationischen Ladungsdichte
- Einstellung der rheologischen Eigenschaften von Lösungen/Dispersionen der Polymere/Oligomere
Die erfindungsgemäßen Polyester und Oligoester weisen eine Reihe von Vorteilen gegenüber bekannten kationischen Polymeren auf wie z.B. hervorragende biologische
Abbaubarkeit unter Bildung von nicht-toxischen Abbauprodukten, insbesondere wenn die erfindungsgemäßen Polyester und Oligoester hergestellt sind aus natürlich vorkommenden Bausteinen und deren Analoga. Gegenüber herkömmlichen kationischen Polymeren, welche durch nachträgliche Alkylierung kationisiert werden, weisen die erfindungsgemäßen kationischen Poly- und Oligoester den Vorteil einer definierteren Struktur, insbesondere hinsichtlich einer definierteren, gleichmäßigeren Verteilung der kationischen Ladung über das Molekül auf.
Die erfindungsgemäßen Poly- und Oligoester sind verwendbar auf dem Gebiet der Wasch- und Reinigungsmittel , Kosmetik, Textilbehandlungs itteln, Haarbehandlungs- mittein, Pharmazie, Medizin, Nahrungsmittel, Futtermittel, zur Herstellung von Filmen, Folien, chirurgischen Fäden, biomedizinischen Retardabgabesystemen etc ..
Besonders bevorzugt sind solche erfindungsgemäßen Poly- und Oligoester, die biologisch gut abbaubar sind und aus natürlichen Bausteinen aufgebaut sind, deren Abbau zu nicht-toxischen Abbauprodukten führt. Diese können besonders vorteilhaft eingesetzt werden für biomedizi- nische Anwendungen, beispielsweise in der Inneren
Medizin bei Implantaten für Speicherung und kontinuierliche Abgabe von Arzneimitteln (drug release Systeme) , in der Chirurgie bei temporären, resorbierbaren Implantaten zur Behandlung von Verletzungen verschiedener Gewebe wie Gefäße, Nerven, Bänder, Haut oder Knochen, insbesondere in der Herzchirurgie für gewebebindende
Gerüstsubstanzen für Herzklappenimplantate z.B. für sogenannte mitwachsende Herzklappen für Kinder etc.
Weitere vorteilhafte Anwendungen sind die Herstellung von biologisch abbaubaren Materialien für Lebensmittel- Verpackung und Lebensmittelservice, biologisch abbaubare Werkstoffe und Performance-Produkte für Gartenbau und Landwirtschaft, z.B. Abdeckungsfolien, Bewässerungsfolien, Rohre, Netze, Garne, Gittertδpfe, Matrix- aterialien für die kontinuierliche Abgabe von Düngemitteln etc.
Eine weitere vorteilhafte Anwendung ist die Herstellung von Polyelektrolytkomplexen, insbesondere von biolo- gisch abbaubaren Polyelektrolytkomplexen aus Poly- und Oligoestern kationischer Trimethylammonium-substituierter Hydroxycarbonsäuren und Cellulosederivaten, beispielsweise für die Herstellung von Trenn- und Trägermaterialien, wie Trennmembranen, Mikrokapseln, Flockungsmittel etc.. Herstellbar sind maßgeschneiderte Trennmembranen, z.B. zur Trennung von Lösungsmittel - gemischen, wie Wasser/Alkohol sowie für Ionentrennungen (Trennung zweiwertiger von einwertigen Ionen) , Poly- elektrolytkomplexe für Mikrokapseln zur Verkapselung von Medikamenten, kosmetischen Wirkstoffen oder auch zur Verkapselung von lebenden Zellen für eine gezielte lokale Anwendung an lebenden Organismen (z. B. Gentherapie bei Tumorerkrankungen) sowie Polyelektrolyt- komplexe für Flockungsmittel, beispielsweise zur Anwendung für die Schlammentwässerung oder als Prozeßhilfsmittel bei der Papierbeschichtung.
Aufgrund ihrer Substantivität zu keratinischen Materialien, sind die erfindungsgemäßen Polyester und Oligoester besonders geeignet für einen Einsatz in kosmetischen Mitteln, insbesondere in Haarbehandlungsmitteln, in einer geeigneten kosmetischen Grundlage.
Die folgenden Beispiele sollen die Gegenstände der vorliegenden Erfindung näher erläutern, ohne dass die angefügten Ansprüche hierauf beschränkt sind.
Beispiele
Beispiel 1: Herstellung von Polycarnitin in Lösung
Die Polymerisationen wurden unter Hochvakkuum in geschlossenen 50 ml Rollrandflaschen durchgeführt. 0,35 mg (1,14 10~3 mmol) Tetrabutylam oniumacetat (TBAA) wurden i.V. getrocknet und anschließend 5 ml über PO10 getrocknetes DMF und 0,5 g (2,1 mmol) D (+) -Carnitin-ß- lacton-methansulfonat unter N2-Strom eingeführt. Die Monomer-Lösung wird mit 5facher Wiederholung Einfrier- Auftau-Cyclen unter Vakuum unterworfen und die Polymerisationsflasche versiegelt. Die Flaschen werden anschließend 24 Stunden bei einer Temperatur von 50 °C, 60°C bzw. 70°C im Ölbad gehalten. Die Reaktionslösungen färben sich langsam je nach Temperatureinstellung von gelblich bis rötlich. Im Anschluß an die Reaktion wird das DMF im Rotationsverdampfer im Ölpumpenvakuum entfernt, das Produkt in Methanol gelöst und mit Ether fraktioniert gefällt. Zunächst trennt man monomere Verunreinigungen ab, anschließend das polymere Produkt. Der Monomerumsatz beträgt 42-64%. Die Kontrolle der
Reinheit der Fraktionierungsprodukte erfolgt dünn- schichtchromatographisch (TLC, silica gel 60) :
Eluent : Methanol/28%ige Ammoniaklösung 1:1,
I2-Detektion: 5-7,5 cm (Sh = 9 cm)
Das Ausgangsmonomer wird bei 0,1-5 cm (Sh=9 cm) nachgewiesen .
Eluent: Methanol/Aceton/Wasser/HCl 36% =2:18:4:1,
I2-Detektion oder NH2OH-FeCl3-Detektion: Rf=0,79.
Das Ausgangsmonomer weist einen Rf-Wert von 0,4 auf,
Nach Entfernen des Lösungsmittels im Vakuum wurde die Molmassenverteilung mittels Gelpermeationschromatogra- phie (GPC) bestimmt. GPLC (Säule P-L Mix Gel 200-1 Mio MW; Flussmittel DMF + 2% Triethylamin) : Das fraktio- nierte Polymer wurde im Flussmittel gelöst und in einer Laufzeit von 30 min bei 0,8 ml/min aufgetrennt. Die Auswertung erfolgte gegen eine Eichkurve (Polystyren- Standard in dem Flussmittel) durch Detektion mittels Brechungsindex (RI) und UV. RI-Detektion: GPC= 5969, n=6483, w=7302, Polydispersität 1,13
UV-Detektion: GPC= 6406, n=5907, w=7791, Polydispersität 1,32
Elementaranalyse Polycarnitin (C8H17N05S) n: C ber. 40,16 gef . 40,28 H ber. 4,16 gef . 4,08
N ber. 5,83 gef. 6,97 S ber. 13,40 gef. 13,48 O ber. 33,43 gef. 33,15
IR-Spektrum (Angaben in cm"1) :
2961 (C-H) , 1735 (C=0) , 1471 (CH3) , 1382 (CH3) , 1194 (C-O) , 1059 (C-O)
^Η-NMR-Spektrum (300 MHz, D20, 20°C, HDO) :
4,57-4,61 ppm (m, 1H) , 4,04/4,07 ppm (d, 1H) , 3,39-3,42 ppm (m, 3H) , 3,15 ppm (s, 9H) , 2,77 ppm (s, 3H)
"C-NMR-Spektrum (75,48 MHz, D20, 20°C) : 173,41 ppm, 74,10 ppm, 67,42 ppm, 58,65 ppm, 44,67 ppm, 42,96 ppm
Beispiel 2: Herstellung von Poly (carnitin-co- milchsäure) in Lösung
Die Polymerisationen wurden unter Hochvakuum in geschlossenen 50 ml Rollrandflaschen durchgeführt. 0,57 mg (2.28 10"3 mmol) Tetraethylammoniumbenzoat (TEBA) wurden i.V. getrocknet und anschließend 10 ml über POι0 getrocknetes DMF und 0,5 g (2,1 mmol) D-Carnitin-ß- lacton-methansulfonat und 0,3 g (2,1 mmol) L,L-Dilactid unter N2-Strom eingeführt. Die Monomer-Lösung wird mit 5 facher Wiederholung Einfrier-Auftau-Cyclen unter Vakuum unterworfen und die Polymerisationsflasche versiegelt. Die Flaschen werden anschließend 24 Stunden bei einer Temperatur von 50°C, 60°C bzw. 70°C im Ölbad gehalten. Die Reaktionslösungen färben sich während der Temperierung langsam je nach Temperatureinstellung von gelblich bis leicht rötlich. Im Anschluß an die Reaktion wird die Polymerlδsung mit Ether fraktioniert gefällt . Zunächst trennt man monomere Verunreinigungen ab, anschließend das polymere Produkt. Die Copolymere
werden im Vakuum bei 40°C 5 Tage getrocknet. Die Kontrolle der Reinheit der Fraktionierungsprodukte erfolgt dünnschichtchromatographisch (TLC, silica gel 60) : Eluent: Methanol/Aceton/Wasser/HCl 36% =2:18:4:1,
I2-Detektion oder NH2OH-FeCl3-Detektion: 5 cm-7.5 cm (Sh
9.5 cm) . Die Ausgangsmonomere weisen Rf-Werte von 0,4 und 0 , 6 auf .
GPLC (Säule P-L Mix Gel 200-1 Mio MW; Flussmittel DMF + 2% Triethylamin) :
Das fraktionierte Polymer wurde im Flussmittel gelöst und in einer Laufzeit von 30 min bei 0,8 ml/min aufgetrennt . Die Auswertung erfolgte gegen eine Eichkurve (Polystyren-Standard in dem Flussmittel) durch Detektion mittels Brechungsindex (RI) und UV.
RI-Detektion: GPC= 7578, n=6851, w=8153 Polydispersität 1,19
UV-Detektion: GPC= 8103, n=7015, w=8979 Polydispersität 1,28
^-NMR-Spektrum (300 MHz, D20, 20 °C, HDO) :
Carnitin-ß-lacton-Einheit : 4,55-4,61 ppm (m, 1H) , 4,0-
4.06 ppm (m, 1 H) , 3,35-3,42 ppm (m, 3H) , 3,14 (m, 9H) , 2,76 ppm (s, 3H) Dilactid-Einheit: 5,2-5,38 (m, 1 H) ; 1,45-1,59 ( , 3H) Auf Basis des Verhältnisses der Signal-Intensitäten der Carnitin-ß-lacton-Einheit und der Dilactid-Einheit ergibt sich ein Monomerverhältnis von 0,63:0,37.
Elementaranalyse Poly (carnitin-co-milchsäure) auf Basis des Verhältnisses der Signal-Intensitäten der Carnitin-
ß-lacton-Einheit und der Dilactid-Einheit aus dem 1H-
NMR-Spektrum
((C8H17NO5S)0,63 (CsH804)o,3v)n (204, 07) n
C ber. 44,43 gef. 43,28 H ber. 6,84 Gef. 7,08 N ber. 4,32 gef. 4,28 S ber. 9,88 Gef. 9,63 0 ber. 34,53 gef. 33,98
IR-Spektrum (Angaben in cm"1) :
2985, 2960 (C-H) , 1724, 1740 (C=0) , 1465, 1471 (CH3) , 1382, 1428 (CH3) , 1190, 1194 (C-O), 1059-1110 (C-O)
Beispiel 3 : Herstellung von Polycarnitin ohne Lösungsmittel
Die zur Polymerisation einzusetzenden 50 ml Rollrandflaschen werden silaniert mittels Trimethylsilylchlorid (20Vol% in Toluen) und anschließend wiederholt mittels Toluen und Methanol gewaschen. In die Gefäße wird ein RührStäbchen gegeben und 18 Stunden bei 110 °C getrocknet. Nach Abkühlen der Gefäße auf Raumtemperatur im Vakuum-Exikkator werden Sie mit Stickstoff gefüllt. 1,20 g (5 mmol) sorgfältig gereinigtes und im Vakuum über P4Oι0 getrocknetes D-Carnitin-ß-lacton-methan- sulfonat wird in das Gefäß gegeben und 25 μl einer frisch hergestellten 0,2 M Lösung von Zinn-II-ethylhexanoat in trockenem Toluen in einer trockenen Glas- spritze zudosiert. Das Lösungsmittel wird durch Eindampfen im Vakkum entfernt. Die Gefäße werden mit trockenem Stickstoff gefüllt und mit einem Gummiseptum versiegelt. Über eine Metall-Kapillare wird trockener Stickstoff in die Gefäße eingeleitet und in einem Ölbad auf eine Temperatur von 110-130°C erwärmt. Während des
Erwärmens wird gerührt . Die homogene Polymerisationsmischung färbt sich gelb bis rötlich, wobei die Viskosität zunimmt. Nach 48 Stunden wird die Reaktionsmischung auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Gefäße werden geöffnet und die Mischung mittels Aufnahme in Methanol und fraktionierte Fällung mittels Ether/ n- Hexan von den Rest-Monomeren separiert. Die Polymere werden im Vakuum bei 40°C 24 Stunden getrocknet. DC (TLC, silica gel 60, Methanol :Aceton:Wasser :HC1 36%ig 2:18:1:1): I2-Detektion oder NH2OH-FeCl3-
Detektion: 3-7,5 cm (Sh 9,5 cm) . Das Ausgangsmonomer zeigt einen Rf-Wert von 0,4.
GPLC (Säule P-L Mix Gel 200-1 Mio MW; Flussmittel DMF) : Das fraktionierte Polymer wurde im Flussmittel gelöst und in einer Laufzeit von 30 min bei 1 ml/min aufgetrennt . Die Auswertung erfolgte gegen eine Eichkurve (Polystyren-Standard in DMF) durch Detektion mittels Brechungsindex: GPC=43780, n=25660, w=48640, Polydispersität 1,89
Elementaranalyse Polycarnitin (C8Hι7N05S)n
C ber. 40,16 gef. 39,85 H ber. 4,16 gef. 4,09
N ber. 5,83 gef. 4,68 S ber. 13,40 gef. 13,38
0 ber. 33,43 gef. 33,14
IR-Spektrum (Angaben in cm"1) :
2982 (C-H) , 1734 (C=0) , 1469 (CH3) , 1385 (CH3) , 1191 (C-O) , 1023 (C-O)
^- MR-Spektrum (300 MHz, D20, 20°C, HDO) :
4,38-4,59 ppm (m, 1H) , 4,01-4.06 ppm (m, 1 H) , 3,36-
3,44 ppm (m, 3H) , 3,31 (m, 9H) , 2,69 ppm (s, 3H)
Beispiel 4: Copolymerisation von Carnitin-ß-lacton und Milchsäuredilactid ohne Lösungsmittel
Die zur Polymerisation einzusetzenden 50 ml Rollrand- flaschen werden silaniert mittels Trimethylsilylchlorid (20Vol% in Toluen) und anschließend wiederholt mittels Toluen und Methanol gewaschen. In die Gefäße wird ein Rührstäbchen gegeben und 18 Stunden bei 110 °C getrocknet. Nach Abkühlen der Gefäße auf Raumtemperatur im Vakuum-Exikkator werden Sie mit Stickstoff gefüllt. 1,20 g (5 mmol) sorgfältig gereinigtes und im Vakuum über POι0 getrocknetes D-Carnitin-ß-lacton-methan- sulfonat und 0,72 (5 mmol) sorgfältig gereinigtes und im Vakuum über PO10 getrocknetes L,L-Dilactid werden in das Gefäß gegeben und 50 μl einer frisch hergestellten 0,2 M Lösung von Zinn-II-ethylhexanoat in trockenem Toluen mit einer trockenen Glasspritze zudosiert. Das Lösungsmittel wird durch Eindampfen im Vakkum entfernt. Die Gefäße werden mit trockenem Stickstoff gefüllt und mit einem Gummiseptum versiegelt. Über eine Metall- Kapillare wird trockener Stickstoff in die Gefäße eingeleitet und in einem Ölbad auf eine Temperatur von 110-150°C erwärmt. Während des Erwärmens wird gerührt. Die homogene Polymerisationsmischung färbt sich gelb bis rötlich, wobei die Viskosität zunimmt. Nach 48
Stunden wird die Reaktionsmischung auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Gefäße werden geöffnet und die Mischung mittels Aufnahme in DMF und fraktionierter Fällung mittels Ether/n-Hexan von den Rest-Monomeren separiert. Die Copolymere werden im Vakuum bei 40°C 24 Stunden getrocknet .
DC (TLC, silica gel 60)
Eluent: Methanol/Aceton/Wasser/HCl 36% =2:18:4:1, I2-Detektion oder NH2OH-FeCl3-Detektion: 4 cm-7,5 cm (Sh 9,5 cm) . Die Ausgangsmonomeren weisen Rf-Werte von 0,4 und 0 , 6 auf .
GPLC (Säule P-L Mix Gel 200-1 Mio MW; Flussmittel DMF) : Das fraktionierte Polymer wurde im Flussmittel gelöst und in einer Laufzeit von 30 min bei 1 ml/min aufge- trennt. Die Auswertung erfolgte gegen eine Eichkurve (Polystyren-Standard in dem Flussmittel) durch Detektion mittels Brechungsindex. GPC= 20600, n=16150, w=21330, Polydispersität 1,32
1H-NMR-Spektrum (300 MHz, D20, 22°C, HDO) :
Carnitin-ß-lacton-Einheit: 3,80-4,48 ppm (m, 1H) , 3,81- 3,90 ppm (m, 1 H) , 3,33-3,45 ppm (m, 3H) , 3,15 (m, 9H) , 2,75 ppm (s, 3H) Dilactid-Einheit: 5,15-5,40 (m, 1 H) ; 1,48-1,59 (m, 3H) Auf Basis des Verhältnisses der Signal-Intensitäten der Carnitin-ß-lacton-Einheit und der Dilactid-Einheit ergibt sich ein Monomerverhältnis von von 0,15:0,85.
Elementaranalyse Poly (carnitin-co-milchsäure) auf Basis des Verhältnisses der Signal-Intensitäten der Carnitin- ß-lacton-Einheit und der Dilactid-Einheit aus dem XH- NMR-Spektrum ( (C8H17N05S) x.5 (C6H804) 8.5) n (158, 40) n C ber. 47,55 gef. 47,26 H ber. 5,89 gef. 6,21 N ber. 1,32 gef. 1,30 S ber. 3,02 gef. 3,18 0 ber. 42,22 gef. 42,18