Mehrkomponentige Wertstoffgemische in fester Form zur Anregung und Förderung des Wachstums von Pflanzen
Die nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen erfordert ein gesundes Bodenökosystem. Gerade auf intensiv genutzten Flächen wird dabei das natürliche Bodenökosystem oft durch enge und einseitige Fruchtfolgen, intensive Düngung und Einsatz von Agrochemikalien gestört. Naturstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen marinen und terrestrischen Ursprungs können in Verbindung mit anderen Maßnahmen steuernd auf das Bodenökosystem einwirken und es verbessern, indem sie die gesamte mikrobielle Aktivität des Bodens erhöhen und/oder spezifisch das Wachstum antagonistischer Bodenmikroorganismen fördern. Ein gesundes Bodenökosystem wiederum fördert Pflanzenwachstum und Pfianzengesundheit.
Mitentscheidende Bedeutung für die Entwicklung und Beschaffenheit des oberirdischen Pflanzenteils kommt bekanntlich der Pflanzenwurzel zu. Die im nachfolgenden geschilderte Lehre der Erfindung geht von der Zielvorstellung aus, eine optimierte Entwicklung und Vermehrung des Wurzelwachstums praktisch vom Beginn des jeweiligen Pflanzenlebens an sicherstellen zu können. Zu- gründe liegen hier Untersuchungen, auf die im Rahmen der Erfindungsbeschreibung noch im einzelnen eingegangen wird und die zeigen, daß die heute in der Praxis eingesetzten Düngemittelsysteme diese Zielvorstellung gegebenenfalls nicht hinreichend berücksichtigen. Der Pflege des Wurzelwachstums kommt dabei ja aber nicht nur in der Frühphase der Pflanzenaufzucht substantielle Bedeutung zu. Auch in späteren Lebensphasen einer beispielsweise mehrjährigen Pflanze kommt es häufig am oberirdischen Pflanzenteil zu Mangelerscheinungen, die durch konventionelle Düngung nicht oder nur unzureichend behoben werden können. Auch hier kann es von entscheidender Bedeutung sein, neues Wurzelwachstum der betroffenen Pflanzen zu stimulieren und damit die Regeneration und Wiederbelebung - z.B. Blühfähigkeit - des oberirdischen Pflanzenteiles zu ermöglichen.
Einer Förderung und Steigerung des Wurzelwachstums kann aber auch aus ganz anderen Überlegungen heraus wichtige Bedeutung zukommen. Erosionsgefährdete Bodenbereiche werden bekanntlich in großtechnischem Ausmaß durch Ausbringen von Saatgut und nachfolgende Pflanzenaufzucht verfestigt. Hanglagen, wie sie beispielsweise im Straßenbau regelmäßig vorliegen, benötigen zur Verfestigung gegenüber Witterungseinflüssen wie Regen, Wind bzw. Sturm, aber auch l
Austrocknung durch Sonneneinwirkung, nicht nur eine dichte Pflanzenansiedlung, wichtige Bedeutung kann hier auch insbesondere der ausreichenden Tiefenverwurzelung zukommen. Auch über das hier erwähnte Einsatzgebiet hinausgehend gilt bekanntlich: die in tiefere Bodenschichten reichende Verwurzelung erschließt hier liegende zusätzliche Nährstoffquellen für das Pflanzenwachs- turn und fördert damit die Wirtschaftlichkeit der Pflanzenaufzucht.
Zum Zwecke der Förderung des gesunden Pflanzenwachstums ist dem Fachmann die Verwendung vielfältiger wirkungsvoller Hilfsmittel bekannt. Eine Reihe vorveröffentlichter und älterer, jedoch noch nicht veröffentlichter, Schutzrechte bzw. Schutzrechtsanmeldungen der Anmelderin beschäftigt sich mit der sekundären Förderung des Pflanzenwachstums durch primäre Einflußnahme auf das Bo- denökosystem und dabei insbesondere auf die Mikroorganismenflora im Pflanzenwurzelbereich. Auf Einzelheiten hierzu wird nachfolgend noch eingegangen, vorab sei nur kurz zusammenfassend dargestellt: Durch Zugabe einer Reihe insbesondere Naturstoff-basierter Komponenten, die sich durch ausgewählte Gehalte an verstoffwechselbarem C, N und P auszeichnen, kann eine primäre Förderung des Wachstums der Mikroorganismenflora im Pflanzenwurzelbereich ausgelöst werden, die dann zu einer sekundären Stärkung der Wachstumsprozesse im oberirdischen Pflanzenteil führen. Gleichzeitig wird nach den Angaben dieser technischen Lehre der Lebensprozeß der Boden- Mikroorganismenfauna angeregt, womit u.a. eine Verbesserung der Bodenstruktur für das gesunde Pflanzenwachstum verbunden ist.
Neben der Wirksamkeit der jeweiligen Aktivsubstanzen bzw. dem Gemisch unterschiedlicher In- haltsstoffe, spielt aber auch deren Formulierung eine entscheidende Rolle. So sollen derartige Mittel einfach und unkompliziert anzuwenden sein. Insbesondere in der Landwirtschaft muß häufig auf wenig oder gar nicht qualifiziertes Hilfspersonal zurückgegriffen werden. Daher kommt bei Hilfsmitteln zur Förderung des Pflanzenwachstums nicht nur der Wirksamkeit der Inhaltsstoffe an sich eine große Bedeutung zu sondern auch der Art der Auftragung bzw. der leichten Handhabbarkeit. In der Regel werden die hier angesprochenen Pflanzenfördermittel durch den Hersteller in konzentrierter Form angeboten und dann vom Anwender zu der gewünschten Konzentration verdünnt und appli- ziert.
Die im nachfolgenden geschilderte Lehre geht von der Zielvorstellung aus, optimierte Verhältnisse für die Anregung und Vermehrung des Pflanzenwachstums zu schaffen und dabei insbesondere
diese Zielvorstellung unmittelbar von Anfang des Lebens der jeweiligen Pflanze an sicherzustellen. Zielvorstellung der erfindungsgemäßen Lehre ist darüber hinausgehend aber auch, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie bereits bestehende bodenständige Pflanzenwurzelsysteme erforderlichenfalls revitalisiert werden können, um auf diese Weise zu einer entsprechenden Revitalisierung des ober- irdischen Pflanzenteils zu kommen. Lediglich beispielhaft sei hier etwa auf die Blütenbildung mehrjähriger Pflanzen verwiesen, die biotischem und/oder abiotischem Stress ausgesetzt sind. Dabei soll die optimale Pflanzenwachstumsföderung insbesondere in Bezug auf die Handhabbarkeit der jeweiligen Mittel in einfachster Form erfolgen können.
Die im nachfolgenden geschilderte technische Lösung dieser Zielvorstellung geht von der Erkennt- nis aus, daß die in den bereits erwähnten einschlägigen vorveröffentlichten und/oder älteren Schutzrechten und Schutzrechtsanmeldungen der Anmelderin beschriebenen Mehrkomponentensysteme, insbesondere natürlichen Ursprungs, zur Lösung dieser Zielvorstellung beitragen können.
Gegenstand der Erfindung
Gegenstand der Erfindung sind dementsprechend in einer ersten Ausführungsform mehrkomponen- tige Wertstoffgemische zur Förderung des gesunden Pflanzenwachstums enthaltend
(a) ökologisch verträgliche Netzmittel vom O/W-Typ zusammen mit
(b) lipophile gesättigte und/oder olefinisch ungesättigte Kohlenwasserstoffreste mit Fettstruktur aufweisenden und sowohl aerob als auch anaerob abbaubaren organischen Verbindungen als zusätzliche C-Lieferanten für das Wachstum der Erdreich- Mikroorganismenflora
und/oder zusammen mit
(c) wenigstens anteilig lipophile Reste aufweisenden Verbindungen des P und/oder N und gewünschtenfalls weitere Makro- und/oder Mikronährstoffe für das Pflanzenwachstums enthaltenden Trägerstoffen
sowie gewünschtenfalls weitere Hilfs- und/oder Zusatzkomponenten aus den Bereichen der Pflanzenpflege und/oder des Pflanzenschutzes.
Die Lehre der Erfindung ist hier dadurch gekennzeichnet, daß zur Anregung und Förderung des Pflanzenwachstums die Wertstoffgemische als wasserarme oder wasserfreie und vorzugsweise dabei streu- und rieselfähige Feststoffagglomerate ausgebildet sind, die in den Boden eingebracht werden können und dort unter Einwirkung der Bodenfeuchte ihre insbesondere das Wurzelwachstum steigernde und regulierende Wirkung entfalten.
Die erfindungsgemäße Lehre sieht in einer weiteren Ausführungsform die Anwendung dieser Mehrkomponentengemische zeitgleich und/oder zeitlich versetzt zusammen mit weiteren - insbesondere synthetischen - Pflanzenschutzmitteln vor, wobei es hier bevorzugt ist, die Einsatzmenge der als Mischkomponente mitverwendeten synthetischen Pflanzenschutzmittel gegenüber ihrer Einsatzmenge bei alleiniger Verwendung substantiell zu reduzieren. Neben oder anstelle solcher synthetischen Pflanzenschutzmittel als zusätzliche Mischkomponenten sieht die erfindungsgemäße Lehre die Mitverwendung weiterer die Pflanzengesundheit fördernder Hilfsstoffe vor, wobei hier insbeson- dere die Klasse der sogenannten Eiicitoren betroffen ist, die bei Einwirkung auf die Pflanze und insbesondere die Pflanzenwurzel pflanzeneigene Abwehrmechanismen stimulieren. Auf Einzelheiten hierzu wird nachfolgend noch eingegangen.
Einzelheiten zur erfindunqsqemäßen Lehre
Zum besseren Verständnis der erfindungsgemäßen Lehre wird im nachfolgenden zunächst in kurzer Zusammenfassung auf wesentliche Elemente des einschlägigen druckschriftlichen Standes der Technik auf dem hier betroffenen Arbeitsgebiet eingegangen.
Die DE 44 37 313 beschreibt die Verwendung ausgewählter, Phosphor und Stickstoff enthaltender Komponenten aus der Klasse der Phospholipide zur Verbesserung des Pflanzenwachstums. Durch Zusatz dieser Phospholipide zum Substrat, auf dem die Pflanzen wachsen oder wachsen sollen, läßt sich das Wachstum dieser Pflanzen verbessern. Dabei wird vermutet, daß diese Wachstumssteigerung mit einer Stimulierung der im Substrat lebenden Mikroorganismen zusammenhängt. Als
Phospholipide kommen in erster Linie Lecithin, Lecithinhydrolysate und chemisch modifizierte Lecit- hine in Betracht.
Gegenstand der deutschen Patentanmeldung DE 191 01 127 ist eine schaumarme Netzhilfe in der Angebotsform eines hochkonzentrierten, gleichwohl fließ- und gießfähigen wäßrigen Konzentrats auf Tensidbasis zur Intensivierung des Eindringens und Spreitens von Wasser im Bereich der Pflanzenverwurzelung bei deren Bewässerung, enthaltend als ökologisch verträgliche Tensidkomponente Alkyl(poly)glykosidverbindungen vom O/W-Typ - im nachfolgenden auch als "APG-Verbindungen" bezeichnet -, olefinisch ungesättigte Alkohole als Schaumbremse/Entschäumer und niedere wasserlösliche Alkohole als Viskositätsregler.
Die technische Lehre der deutschen Patentanmeldung DE 197 48 884 der Anmelderin zur Förderung und Pflege des Pflanzenwachstums durch Steuerung der natürlichen Wachstumsprozesse im Substrat geht von der Konzeption aus, primär eine Förderung, Steuerung und Sicherstellung des Mikroorganismenwachstums im Boden durch Eintrag eines nachfolgend geschilderten Mehrkomponentengemisches zu bewirken. Die Offenbarung dieser Anmeldung wird hiermit auch zum Gegen- stand der Offenbarung der jetzt vorliegenden Erfindung gemacht. Die primäre Förderung des Mikroorganismenwachstums soll dabei insbesondere im Rhizosphärenbereich und damit in dem für das Pflanzenwachstum entscheidenden Bereich des mit den Pflanzenwurzeln durchsetzten Substrats sichergestellt werden. Die Lehre dieser Anmeldung wird dabei durch zwei übergeordnete Konzeptionen gelenkt: Zusammen mit Phosphor (P) und Stickstoff (N) enthaltenden Trägerstoffen und ge- wünschtenfalls weiteren Pflanzen-Makro- und/oder Mikronährstoffen sollen jetzt ausgewählte Kohlenwasserstoffreste enthaltende Verbindungen als zusätzliche C-Lieferanten für das Wachstum der Mikroorganismenflora in den Boden eingetragen werden. Gleichzeitig soll durch die Zubereitung dieser Wachstumshilfsstoffe und ihrer Anwendungsform deren optimierte Spreitung im Wurzelbereich einschließlich des Eintrages in den Rhizosphärenbereich des Substrats ermöglicht werden. Die Lehre dieser Anmeldung ist gekennzeichnet durch den Eintrag wäßriger Zubereitungen, enthaltend
ökologisch verträgliche Netzmittel vom O/W-Typ zusammen mit
lipophile gesättigte und/oder olefinisch ungesättigte Kohlen Wasserstoff reste mit Fettstruktur aufweisenden und sowohl aerob als auch anaerob abbaubaren organischen Verbindungen als zusätzliche C-Lieferanten für das Wachstum der Mikroorganismenflora,
verbunden mit gleichzeitigem und/oder zeitlich versetztem Eintrag von
- wenigstens anteilig lipophile Reste aufweisende und dabei bevorzugt öllösliche Verbindungen des P und/oder N sowie gewünschtenfalls weitere Makro- und/oder Mikronährstoffe für das Pflanzenwachstum enthaltenden Trägerstoffen.
Die nachfolgend beschriebene erfindungsgemäße Lehre geht auf die in der DE 197 48 884 beschriebenen Wertstoffe, dort aber nicht offenbarte Feststellung zurück, daß durch Zusatz der hier genannten Komponenten in fester Form in den Boden eine unmittelbar wirksame und dabei nachhaltige Förderung auch und gerade des Wachstums im Pflanzenwurzelbereich ausgelöst wird. Als Böden bzw. Substrate sind neben land- und forstwirtschaftlich genutzten Boden insbesondere auch gärtnerische Böden oder Erden, vorzugsweise gärtnerische Anzuchtsubstrate für die Verwendung der im nachfolgenden beschriebenen technischen Lehre geeignet.
Die Wertstoffmischungen liegen erfindungsgemäß in wasserfreiem oder, vorzugsweise, relativ trok- kenen Zustand und damit zunächst in einer inaktiven Form vor. Je nach Art der Formulierung bedeutet dies einen Wassergehalt von weniger als 5 Gew.-%, vorzugsweise von 0,01 bis 5 Gew.-%, insbesondere von 0,01 bis 2 Gew.-%, bezogen auf das feste Wirkstoffgemisch. Erst durch die Bewässerung/Beregnung entfalten die Inhaltsstoffe ihre volle Wirkung. Insbesondere gilt das auch für die im erfindungsgemäßen Sinne eingearbeiteten Komponenten zu (a) bis (c). Durch ihre Mitverwendung in landwirtschaftlich und/oder gärtnerisch genutzten Böden bzw. (Anzucht-) Substraten wird ein gesundes Bodenmilieu geschaffen, das sich sowohl durch hervorragende bodenphysikalische Eigenschaften (Benetzbarkeit, Luftführung) als auch durch eine aktive Mikroorganismentätigkeit auszeichnet, wenn erst einmal durch ordnungsgemäße Bewässerung die in der Praxis üblichen Lebens- bzw. Wachstumsbedingungen geschaffen sind. Auffallend ist dabei insbesondere der erst nachträglich festgestellte Sachverhalt, daß nicht nur das Wachstum der Keimlinge und des sich daraus entwickelnden oberirdischen Pflanzenteiles substantiell gefördert wird, sondern daß unmittelbar ein verstärktes Wurzelwachstum mit ausgelöst wird. Schon aus sich heraus kann das zu einer
Stärkung der Pflanze gegenüber Schaderregern führen. Dies kann sich aber auch in einer höheren Keimrate bzw. höheren Überlebensrate der besonders anfälligen Keimlinge, z.B. gegenüber Fäulnis- oder Welkepilzen, bemerkbar machen.
Die Handhabbarkeit und Lagerfähigkeit des erfindungsgemäßen wasserarmen Wertstoffgemisches wird nicht beeinträchtigt, solange der übliche Trockenzustand mit niedrigen Feuchtegehalten aufrechterhalten bleibt.
Die Wertstoffgemische zu (a) bis (c) werden dabei zu wertvollen Aktivatoren auch und gerade des Wurzelwachstums schon bei Zusatz geringer Mengen dieser Wertstoffgemische. Die Wertstoffgemische werden auf die gewachsenen Böden beispielsweise in Mengen von 0,5 bis 50,0 g/m2 (Aktiv- Substanz), vorzugsweise 1 ,0 bis 35 g/m2 und insbesondere 5 bis 25 g/m2 aufgetragen. Üblicherweise werden die Wertstoffgemische zu (a) bis (c) dagegen gärtnerischen Anszuchtzubstraten in Mengen von 0,001 bis 1 Gew.-%, vorzugsweise in Mengen von wenigstens 0,01 Gew.-% zugesetzt - jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Substrats) . Dabei sind obere Grenzwerte von etwa 0,5 Gew.-% und insbesondere von etwa 0,1 Gew.-% weiterhin bevorzugte Maßzahlen für Abmischun- gen im erfindungsgemäßen Sinne.
Soweit die erfindungsgemäßen Komponenten zu (a) bis (c) nicht aus sich heraus unter Normalbedingungen Feststofform haben, kann die Mitverwendung von Hüll- und/oder Trägerstoffen zur Verwirklichung der erfindungsgemäßen festen Ausführungsform führen. Gerade aus dem Bereich der Saatgutpillierung sind entsprechende Hüll- und Trägermaterialien bekannt, insoweit kann auf das einschlägige Schrifttum verwiesen werden. In Betracht kommt dabei sowohl eine Agglomerierung als auch - soweit erforderlich - eine Verkapselung, beispielsweise bei Raumtemperatur fließfähiger Wertstoffe im erfindungsgemäßen Sinne unter Einsatz dieser bekannten Binder, Hüll- und/oder Trägersubstanzen. Diese Hilfsmittel können insbesondere in an sich bekannter Weise auch so ausgestaltet sein, daß eine kontrollierte Freigabe - die sogenannte controlled release - bei Feuchteeinwir- kung vorgesehen sein kann.
Die Formulierung der erfindungsgemäßen Wertstoffgemische kann beispielsweise durch Agglomeration, Granulation oder Extrusion erfolgen. Zu Einzelheiten der Verfahren wird auf das allgemeine
Fachwissen verwiesen wie es beispielsweise in der Publikation von Ch. L. Foy, D.W. Pritchard (Ed.), CRC Press 1996, Pesticide Formulation and Adjuvant Technology, Seiten 69 bis 92 offenbart wird.
Üblicherweise werden die Werstoffkomponenten allein oder in Kombination mit geeigneten Binderoder Trägersubstanzen in der oben beschrieben Verfahrensformen zu festen Komponenten formu- liert. Geeignete Binder- oder Trägersubstanzen sind beispielsweise bei Raumtemperatur feste anor- ganiche Salze, vorzugsweise Natriumcarbionate oder insbesondere Kieselgur und andere Silicium- haltige Feststoffe wie z.B. feinkristalline, synthetische und gebundenes Wasser enthaltende Zeoli- the. Geeignet sind z.B. Zeolith X und Zeolith P und Zeotlith A sowie Mischungen aus A, X und/oder P. Der Zeolith kann als sprühgetrocknetes Pulver oder auch als ungetrocknete, von ihrer Herstellung noch feuchte, stabilisierte Suspension zum Einsatz kommen. Geeignete Substitute bzw. Teilsubsti- tute für Zeolithe sind kristalline, schichtförmige Natriumsilikate der allgemeinen Formel (I) NaMSixO∑x+LyH∑O, wobei M Natrium oder Wasserstoff bedeutet, x eine Zahl von 1 ,9 bis 4 und y eine Zahl von 0 bis 20 ist und bevorzugte Werte für x 2, 3 oder 4 sind. Derartige kristalline Schichtsiiikate werden beispielsweise in der europäischen Patentanmeldung EP-A-0 164 514 beschrieben. Bevor- zugte kristalline Schichtsiiikate der Formel (I) sind solche, in denen M für Natrium steht und x die Werte 2 oder 3 annimmt. Insbesondere sind Natriumdisilikate bevorzugt, die beispielsweise nach dem Verfahren erhalten werden kann, das in der internationalen Patentanmeldung WO-A-91/08171 beschrieben ist. Geeignete Binder- oder Trägersubstanzen sind auch Schichtsiiikate natürlichen und synthetischen Ursprungs. Derartige Schichtsiiikate sind beispielsweise aus den Patentanmeldungen DE-B-23 34 899, EP-A-0 026 529 und DE-A-35 26 405 bekannt. Ihre Verwendbarkeit ist nicht auf eine spezielle Zusammensetzung bzw. Strukturformel beschränkt. Bevorzugt sind hier jedoch Smectite, insbesondere Bentonite. Geeignete Schichtsiiikate, die zur Gruppe der mit Wasser quellfähigen Smectite zählen, sind z.B. Montmorrilonite, Hectorite und/oder Saponite. Zusätzlich kann in das Kristallgitter der Schichtsiiikate gemäß den vorstehenden Formeln geringe Mengen an Eisen eingebaut sein. Brauchbare Schichtsiiikate sind beispielsweise aus US-A-3,966,629, EP-A-0 026 529 und EP-A-0 028 432 bekannt.
Weiterhin sind als Binder- oder Trägersubstanzen Kaolin, Magnesiumsulfat, Calciumchlorid, Magnesiumchlorid, Lactose bzw. Zucker-Stärke-Mischungen geeignet. Neben den oben beschriebenen anorganische Trägersubstanzen sind auch organische Verbindungen, vorzugsweise pflanzlichen Ursprungs, geeignete Verbindungen. Hier sind zu nennen: oberirdische und/oder unterirdische
Pflanzenrückstände von zur Gründüngung eingesetzten Pflanzen, z.B. Ölrettich, Raps, Lupinen, Phacelia oder Rückstände aus der landwirtschaftlichen /industriellen Produktion wie Trester (Rückstand aus der Weinkelterei) o.a. sowie aus der mikrobiellen Fermenation (Heferückstände, Pilz- Biomasse).
Das in fester Form zunächst inaktivierte, jetzt aber in feste schüft- und rieselfähige Zustandsform umgewandelte Wertstoffgemisch im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre zu (a) bis (c), kann in einer bevorzugten Ausführungsform auch mit Saatgut vor dessen Ausbringung vermischt werden. Insbesondere gilt das bei Einsatz von pilliertem Saatgut, das in an sich bekannter Weise schon mit weiteren Komponenten, insbesondere aus dem Bereich ausgewählter wachstumsfördernder und/oder Schadorganismen einschränkender Wertstoffe und/oder antagonistischer Mikroorganismen kombiniert ist. In der hier dargestellten Anwendungsform wird durch die Pillierungstechnik ein sehr niedriger Wirkstoffverbrauch bei gleichzeitig hoher Effizienz - direkt am Wirkort - erreicht. Gegenstand der vorliegenden Anmeldung ist auch die Verwendung der erfindungsgemäßen Wertstoffgemische zur Pillierung von Saatgut bzw. zur Umhüllung von Saatgut (coating).
Auch hier gilt wie zuvor schon am Beispiel der landwirtschaftlich und/oder gärtnerisch genutzten Böden erläutert: Die Wirkstoffe bzw. Wirkstoffgemische in der festen Angebotsform werden erst im praktischen Einsatz durch die jetzt einwirkende Bodenfeuchte freigesetzt und können dann unmittelbar ihre Wirkung entfalten. Verständlicherweise ist diese Ausführungsform der erfindungsgemäßen Lehre nicht darauf eingeschränkt, das erfindungsgemäß ausgebildete streu- und rieselfähige Feststoffgut zusammen mit dem Saatgut auszubringen. Auch die wenigstens anteilig getrennte Ausbringung des erfindungsgemäß verfestigten Wertstoffgemisches kommt für den praktischen Einsatz in Betracht. Grundsätzlich gilt auch hier, daß beispielsweise über eine Granulierung oder Mikroverkapselung Einfluß auf die Freigabe der erfindungsgemäßen Wertstoffgemische genommen werden kann und damit auch hier das Prinzip des controlled release zu verwirklichen ist.
Die nachfolgende konkrete Offenbarung zu den erfindungsgemäß definierten Komponenten zu (a), (b) und (c) knüpft an die Offenbarung der zuvor bereits benannten DE 197 48 884 an, deren Offenbarungsgehalt bereits zum Gegenstand auch der vorliegenden Erfindungsoffenbarung gemacht
worden ist. Gleichwohl sollen - zum Zwecke der vollständigen Erfindungsoffenbarung - im nachfolgenden konkrete Aussagen zu der Beschaffenheit dieser Komponenten gemacht werden.
Zu (a "ökologisch verträgliche Netzmittel vom O/W-Typ"
Die hier angesprochenen Netzmittel bzw. Tenside ordnen sich insbesondere den Klassen anioni- scher Tenside und/oder nichtionischer Tenside zu. Eine wichtige Voraussetzung ist ihre ökologische Verträglichkeit und damit insbesondere eine hinreichende biologische Abbaubarkeit im Substrat. Biologisch schnell und vollständig abbaubare Tensidverbindungen aus der Klasse nichtionischer Tenside sind eine bevorzugte Stoffklasse der hier angesprochenen Hilfsstoffe.
Geeignete anionische Tenside sind beispielsweise Seifen, aber auch biologisch abbaubare Alkyl- sulfate, insbesondere Fettalkoholsulfate. Schwer bzw. nur unvollständig abbaubare Tenside auf petrochemischer Basis, beispielsweise Alkylbenzolsulfonat oder Alkylethersulfate sind weniger geeignet. Geeignete Vertreter können sein die Partialester der Phosphorsäure mit Fettalkoholen und dabei insbesondere entsprechende Partialester mit geradkettigen Fettalkoholen, bevorzugt natürlichen Ursprungs und damit gerader Kohlenstoffzahl. Geeignet sind hier beispielsweise entsprechen- de Ester kürzerkettiger Fettalkohole, etwa solcher mit 6 bis 10 C-Atomen im Fettalkoholmolekül. Aber auch Alkylphosphate mit längeren Fettalkoholresten mit beispielsweise 12 bis 24 C-Atomen sind grundsätzlich geeignet. Entsprechendes gilt - wenn auch weniger bevorzugt - für die vergleichbaren Fettalkoholetherphosphate.
Erfindungsgemäß besonders bevorzugte biologisch abbaubare Tenside zur Stoffklasse (a) sind entsprechende Verbindungen wenigstens überwiegend nichtionischen Charakters, die weiterhin bevorzugt zum wenigstens überwiegenden Anteil naturstoffbasierten Ursprungs sind und dabei bevorzugte HLB-Werte im Bereich von 10 bis 18 aufweisen.
Erfindungsgemäß ist es besonders bevorzugt, als Komponente (a) wenigstens anteilsweise und dabei insbesondere wenigstens überwiegend Alkyl(oligo)glukosid-Verbindungen einzusetzen, deren Alkylrest sich wenigstens überwiegend von geradkettigen Fettalkoholen ableitet. Verbindungen dieser Art - nach heutigem Sprachgebrauch auch als APG-Komponenten bzw. -Verbindungen bezeichnet - sind tensidische Hilfsstoffe eines breiten Einsatzbereiches. Für ihren heute im großtechnischen Maßstab stattfindenden Einsatz in der Praxis sind eine Mehrzahl von Faktoren wichtig: Netzmittel
auf APG-Basis können bekanntlich voll Naturstoff-basiert sein. Sie fallen als Reaktionsprodukte durch Umsetzung von Fettalkoholen mit Glukose, Oligoglukosen oder auch - bei gleichzeitigem Abbau der Kettenlänge - mit Polyglykosiden wie Stärke als Reaktionsprodukte der allgemeinen Formel R-0-(G)χ an, in der R einen primären, bevorzugt geradkettigen und aliphatischen Kohlenwasser- Stoffrest mit wenigstens 6 C-Atomen, vorzugsweise mit 8 bis 24 C-Atomen und insbesondere 8 bis 18 C-Atomen, bedeutet und G für eine Glykoseeinheit mit 5 oder 6 C-Atomen, vorzugsweise für Glukose, steht. Der Oligomerisierungsgrad x - und damit der DP-Wert - der die Verteilung von Mo- noglykosiden und Oligoglykosiden angibt, ist in der hier betroffenen Tensidklasse üblicherweise ein Wert zwischen 1 und 10 und liegt beispielsweise im Bereich von etwa 1 ,2 bis 5, vorzugsweise im Bereich von etwa 1 ,2 bis 4 und insbesondere im Bereich von 1 ,2 bis 2. Auf das umfangreiche Fachwissen und Schrifttum zur Herstellung und Beschaffenheit von APG-Verbindungen der hier betroffenen Art kann verwiesen werden, siehe beispielsweise die in Buchform erschienene Veröffentlichung von Hill et. al. "Alkyi Polyglykosides", VCH-Verlagsgeseilsc aft mbH, Weinheim, 1997.
Wenn auch die hier angesprochene Klasse der APG-Verbindungen vom O/W-Typ die bevorzugten Vertreter für die erfindungsgemäß einzusetzenden Netzmittel der Klasse (a) sind, so gilt gleichwohl, daß auch andere biologisch abbaubare und verträgliche Komponenten mit vergleichbaren Eigenschaften im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre verwendet bzw. mitverwendet werden können. Beispiele sind hier Zuckerpartialester von Monocarbonsäuren mit insbesondere 8 bis 24 C-Atomen, Sorbitanester, etwa von der Art des Sorbitanmonostearat oder Sorbitanmonoleat oder aber auch Tenside biologischen Ursprungs. Als Beispiele seien hier benannt Sophorose-Lipid, Trehalose-Lipid oder Lipopeptide, wie sie als Stoffwechselprodukte oder Membranbestandteile einer Mehrzahl von Mikroorganismenstämmen bekannt sind.
C-Lieferanten für das Wachstum der Mikroorganismenflora gem. (b)
Ein wichtiges Charakteristikum für diese Zusatzkomponenten (b) ist der Bestimmungsparameter, daß sie durch natürliche Abbauprozesse sowohl aerob als auch anaerob abbaubar und damit ver- stoffwechselbar sind. Die für das organotrophe Wachstum erfindungsgemäß wesentliche C-Quelle sind die in dieser Komponente vorliegenden lipophilen Kohlenwasserstoffreste mit Fettstruktur und damit die vergleichsweise erhöhte Konzentration der energieliefernden C-H-Gruppierungen. Wie schon zuvor ausgeführt, können diese Kohlenwasserstoffreste mit Fettstruktur gesättigt und/oder auch wenigstens anteilsweise olefinisch ungesättigt sein. Weiterführende Überlegungen zur physi- n
kalisch-chemischen Beschaffenheit dieser Komponente, auf die im nachfolgenden noch eingegangen wird, können hier mitbestimmend sein.
Bevorzugte Komponenten zu (b) sind Öl-lösliche, dabei jedoch biologisch verträgliche organische Verbindungen mit Fettresten der angegebenen Art, die wenigstens 6 C-Atome und insbesondere wenigstens 8 C-Atome, aufweisen. Dabei ist der Einsatz entsprechender Komponenten auf Basis geradkettiger Kohlenwasserstoffreste bzw. KW-Verbindungen bevorzugt. Insbesondere Bedeutung haben entsprechende Komponenten, die wenigstens überwiegend Naturstoff-basiert sind.
Besonders wichtige Vertreter der hier angesprochenen Stoffklasse zu (b) sind entsprechende Kohlenwasserstoffverbindungen, die wenigstens anteilsweise mit Sauerstoff als Heteroatom funktionali- siert sind. Typische Beispiele für Komponenten dieser Art sind Fettalkohole und/oder Fettsäuren bzw. ihre Derivate und/oder Salze. Geeignete Fettalkohol- bzw. Fettsäurederivate sind deren Ester, Ether und/oder Amide. Besondere Bedeutung kommt im Rahmen der Erfindung den Fettalkoholen und den Estern von Fettsäuren mit einfunktionellen und/oder mehrfunktionellen Alkoholen zu. Der Begriff der Fettsäureester umfaßt dabei beim Einsatz mehrfunktioneller Alkohole sowohl die Volle- ster wie die Partialester. Welche speziellen Komponenten im jeweilig konkreten Einzelfall die bevorzugten Vertreter sind, wird gegebenenfalls durch Sekundäreffekte und damit durch das Vorliegen von gegebenenfalls gewünschten Synergismen innerhalb des Gesamtsystems bestimmt.
Für den Transport der Kohlenstofflieferanten zur Mischungskomponente (b) im Sinne der erfindungsgemäßen Definition im Erdreichsubstrat kann es wichtig sein, solche Komponenten zu (b) auszuwählen, die wenigstens anteilsweise Stockpunkte gleich/kleiner 25 bis 30°C und insbesondere gleich/kleiner 10 bis 15°C, aufweisen. Geeignete Komponenten sind hier beispielsweise olefinisch ungesättigte Ci2-24-Fettalkohole natürlichen Ursprungs, insbesondere wenigstens überwiegend Ci6- 18-Fettalkohole mit hohem Grad olefinischer Doppelbindungen und Erstarrungsbereichen gleich/kleiner 20°C, vorzugsweise gleich/kleiner 10 bis 15°C. Bevorzugte Mehrkomponentengemi- sehe zu diesem Bestandteil (b) im Sinne der erfindungsgemäßen Definition sind Abmischungen von Fettalkoholen mit Partialestern von gesättigten und insbesondere wenigstens anteilsweise olefinisch ungesättigten Fettsäuren mit mehrfunktionellen Alkoholen mit 2 bis 6 C-Atomen und insbesondere 3 bis 5 C-Atomen. So können insbesondere Glycerinpartialester von Fettsäuren natürlichen Ursprungs wichtige Mischungskomponenten für die Abmischung mit entsprechenden Fettalkoholen sein, wobei
etwa gleiche Mengen an Fettalkohol und Fettsäurepartialester oder aber entsprechende Stoffgemische mit einem mehrfachen des Partialesters, bezogen auf den Fettalkohol, bevorzugte Stoffgemische sind. Geeignete Abmischungen von Fettalkohol zu Fettsäurepartialglycerid liegen beispielsweise im Bereich von etwa 1 :1 bis 1 :10, vorzugsweise 1 :1 bis 1 :5 und insbesondere von etwa 1:1 bis 1 :3 Gewichtsteilen. Wie zuvor angegeben, können aber solche Fettsäurepartialester auch alleine als Komponente(n) zu (b) zum Einsatz kommen. Bevorzugt sind auch hier entsprechende Vertreter mit Stockpunkten in den zuvor genannten Bereichen.
Auf ein weiteres im erfindungsgemäßen Sinne wesentliches Bestimmungselement für das neue technische Handeln - nämlich auf die jeweils einzusetzenden Mindestmengen der C-Lieferanten für das Mikroorganismenwachstum im Rahmen der erfindungsgemäß insgesamt aufzubringenden Mehrkomponentengemische - wird im einzelnen zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen. Hier sei nur vorab das Folgende klargestellt: Die erfindungsgemäße Lehre sieht als ein wesentliches Element die Mengenabstimmung der Komponente zu (b) auf die durch die Mischungskomponente zu (c) eingetragenen Mengen an P und gegebenenfalls weiteren Makro- und/oder Mikronährstoffen vor. Die verstoffwechselbare Kohlenstoff für das Mikroorganismenwachstum liefernde Quelle zu (b) wird in solchen Mindestmengen eingesetzt, daß - bezogen auf den über die Mischungskomponente (c) eingetragenen Phosphor P - das Gewichtsverhältnis von C:P wenigstens im Bereich von etwa 5 bis 10:1 und vorzugsweise bei wenigstens etwa 20 bis 25:1 liegt. Je nach Bodenbeschaffenheit und dabei insbesondere je nach Art und Menge des im Bodenbereich vorliegenden organisch gebunde- nen Kohlenstoffs können allerdings Ausführungsformen bevorzugt sein, in denen wesentlich höhere C:P-Verhältnisse sichergestellt sind. So liegen wichtige untere Grenzwerte hier bei 40:1 und vorzugsweise im Bereich von wenigstens 50:1. Ein sehr viel größerer Überschuß des C-Lieferanten ist dabei in der Regel weiterhin möglich, so daß hier C:P-Gewichtsverhältnisse von 100:1 bis zu 500:1 oder auch noch darüber im Rahmen der erfindungsgemäßen Lehre liegen. Durch optimierte Sprei- tung dieses dem Mikroorganismen-Wachstum gut zugänglichen C-Lieferanten im Erdboden und durch seinen Transport bis in den Bereich der Rhizosphere wird damit die Anregung und Unterstützung des organotrophen Mikroorganismenwachstums im Sinne der erfindungsgemäßen Aufgabenstellung verwirklicht.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Wertstoffe zu (b) mit ihren lipophilen Resten vom Fettcharakter und der aeroben als auch der anaeroben Abbaubarkeit sind in wichtigen Ausführungsformen voll-
ständig zu CO2, H2O und Biomasse abbaubar. Als Ergebnis ist sichergestellt, daß sich bei ihrem Einsatz keine inerten oder ökotoxikologisch bedenklichen Abbauprodukte im Boden anreichern. Die lipophile Reste enthaltenden Komponenten zu (b) wandern im Boden nur langsam, sie tendieren dazu sich an lipophile bzw. oleophile Oberflächen und damit insbesondere auch an Wurzeloberflä- chen anzulagern. Sie werden praktisch nicht in das Grundwasser ausgewaschen und sind nicht toxisch, so daß ihre Anwendung auch aus diesem Grunde unbedenklich ist. Der zuletzt angesprochenen Interaktion zwischen den lipophilen Resten der erfindungsgemäß eingesetzten Mischungskomponenten zu (b) und weiteren Bestandteilen des Substrats bzw. des erfindungsgemäß zugesetzten Mehrkomponentengemisches kann besondere Bedeutung bei Auswahl geeigneter und op- timierte Komponenten zur im nachfolgenden diskutierten Stoffklasse zu (c) zukommen.
Mischungskomponenten zu (c), d.h. P, N und gewünschtenfalls weitere Makro- und/oder Mikronähr- stoffe für das Pflanzenwachstum enthaltende Trägerstoffe
Die Lehre der Erfindung sieht schließlich vor, in das zu behandelnde Substrat ausgewählte Wertstoffe bzw. Wertstoffgemische aus dem Bereich der Düngemittel einzutragen, die sowohl Phosphor als auch Stickstoff enthalten. Gewünschtenfalls können in diesem Zusammenhang - d.h. als anteilige Bestandteile der Komponente (c) - weitere Makro- und/oder Mikronährstoffe für das Pflanzenwachstum enthaltende Trägerstoffe zum Einsatz kommen.
In einer besonders wichtigen Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, als wenigstens anteilig lipophile Reste aufweisende Komponente (c) Öl-lösliche Verbindungen des P und/oder N einzuset- zen. Besonders bevorzugte Vertreter dieser Hilfsstoffe sind damit die in der eingangs zitierten druckschriftlichen Veröffentlichung DE 44 37 313 beschriebenen Phospholipide und/oder deren Abkömmlinge als wesentliche Vertreter dieser Komponenten zu (c). Der Gegenstand der Offenbarung dieser DE 44 37 313 wird hiermit ebenfalls ausdrücklich zum Gegenstand der Offenbarung im Rahmen der erfindungsgemäßen Lehre gemacht, so daß nachfolgend nur noch auszugsweise we- sentliche Gesichtspunkte besonders herausgestellt werden. Bereits in dieser Druckschrift wird herausgestellt, daß sich die Wirkung der zugesetzten Phospholipide auf die mikrobielle Bodenflora unter anderem darin äußert, daß im Boden vorhandene organische Verbindungen und Pflanzenreste schneller abgebaut werden, wobei es zu einer Zunahme an Bodenbakterien kommt, im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre sind jetzt als Kohlenstofflieferanten für das Mikroorganismenwachs- turn zusätzlich die lipophilen und fließfähigen Komponenten zu (b) zur Verfügung gestellt. Lipophile
Molekülanteile der Komponenten gem. (c) assoziieren sich mit den lipophilen Resten vom Kohlenwasserstofftyp aus den C-Lieferanten zu (b) im Sinne der erfindungsgemäßen Lehre. In nicht vorhersehbarer Weise findet dabei eine Mobilisierung und Stärkung gerade der Mikroorganismenstämme der vielgestaltigen im Boden lebenden Populationen statt, die - im Austausch mit der Pflan- zenwurzel - zur nachhaltigen Stärkung und Steigerung des Pflanzenwachstums führen. Es leuchtet ein, daß hierdurch die Wachstumsbeschleunigung wenigstens in ihren Anfangsphasen unabhängig von den im Boden vorliegenden organischen Verbindungen wie Pflanzen- bzw. Wurzelresten und dergleichen wirkt. Gleichwohl wird im weiteren Verlauf auch hier der im Boden ablaufende Kompo- stierungsprozeß (Mineralisierung) beschleunigt und abgestorbenes Pflanzenmaterial schneller dem biologischen Kreislauf wiederzugeführt. Im Substrat festgelegte Pflanzennährstoffe werden wieder pflanzenverfügbar. Die Durchlüftung des Bodens bzw. des Substrats, auf dem die Pflanzen wachsen, wird verbessert, der Wasserhaushalt wird gleichmäßiger gestaltet.
Bevorzugte Komponenten zu (c) sind Lecithin, Lecithin-Hydrolysate und/oder chemisch modifizierte Lecithine, die bevorzugt in Abmischung mit weiteren N-haltigen Trägerstoffen eingesetzt werden. Besonders geeignet sind hier Harnstoff und Harnstoffderivate. Als besonders leicht zugänglich für die Steuerung und Begünstigung des Mikroorganismenwachstums durch diese Komponente (c) hat sich Harnstoff als N-Lieferant erwiesen, der gleichzeitig einen Konservierungseffekt gegen nicht gewünschten mikrobiellen Befall im Nährstoffkonzentrat erzielt, so daß entsprechende Konzentrate eine hohe Lagerstabilität aufweisen. Zur Auswahl von Harnstoffderivaten, die als N-Quelle zur Pflanzenaufzucht eingesetzt werden können, wird auf das allgemeine Fachwissen verwiesen. Lediglich beispielhaft sei hier benannt die DE 196 13 794.
Wie zuvor angegeben sind die hier im einzelnen benannten Vertreter für P und/oder N liefernde Komponenten im Sinne der Wertstoffklasse zu (c) besonders bevorzugte Vertreter. Die erfindungsgemäße Lehre ist darauf nicht eingeschränkt. Grundsätzlich können im hier betroffenen Zusam- menhang auch bekannte Wasser- und/oder Öllösliche Verbindungen des P und/oder des N mitverwendet werden, wie sie aus der konventionellen Düngemitteltechnologie bekannt sind.
Das Mengenverhältnis der im erfindungsgemäßen Sinne bevorzugt aufzubringenden Komponenten zu (b) wird durch die im jeweiligen Einzelfall eingesetzte Menge der Komponente(n) zu (c) entscheidend mitbestimmt: Die den Kohlenstoffbedarf der Mikroorganismen abdeckenden Komponenten zu
(b) werden in solchen Mengenverhältnissen zu den Komponenten (c) eingesetzt, daß - wie zuvor schon erläutert - Gewichtsverhältnisse von C:P wenigstens im Bereich von etwa 10 bis 50:1 und vorzugsweise wenigstens im Bereich von 80 bis 150:1 sichergestellt sind. Dabei kann der Einsatz wesentlich höherer Mengen der Komponenten zu (b) sinnvoll sein, so daß beispielsweise das Ge- wichtsverhältnis von C:P Werte im Bereich von 500:1 oder auch noch darüber erreicht. In diese Berechnung können in der tensidischen Komponente zu (a) gegebenenfalls vorliegende Kohlenwasserstoffreste mit Fettcharakter einbezogen werden, eine vergleichbar rasche Abbaubarkeit dieser tensidischen Komponenten zu (a) vorausgesetzt. Als weiterführende bevorzugte Arbeitsregel der in den erfindungsgemäßen Mehrstoffmischungen einzusetzenden Anteile von Phosphor, Stick- stoff und abbaubarem Kohlenwasserstoffresten im erfindungsgemäßen Sinne gilt, daß wenigstens Gewichtsverhältnisse von P:N:C im Bereich von etwa 1 :10:10 bis etwa 1 :10:100 sichergestellt werden sollten. Zu bevorzugten Gewichtsverhältnissen von N:P gilt, daß hier der Bereich von 10:1 bis 10:5 bevorzugt ist. Besonders geeignet kann der Bereich von 10:1 bis 10:3 sein.
Zeitlich getrennt und/oder gemeinsam mit den erfindungsgemäß eingetragenen Wertstoffgemischen der Komponenten zu (a) bis (c) können weitere übliche Makro- und/oder Mikronährstoffe für die Pflanzenaufzucht in die zu behandelnden Substratbereiche eingetragen werden. Auch in diesem Zusammenhang kann auf das umfangreiche allgemeine Fachwissen zur Pflanzendüngung verwiesen werden. Als Beispiel hierzu wird verwiesen auf das Landwirtschaftliche Lehrbuch K.-U. Heyland "Allgemeiner Pflanzenbau", Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 7. Auflage, Seite 255. Makronährstoffe sind bekanntlich neben den bereits genannten Elementen insbesondere Kalium, Magnesium, Kalk und Schwefel. Zu den Mikronährstoffen oder auch Spurenelementen gehören Bor, Kupfer, Eisen, Mangan und zahlreiche weitere der Fachwelt bekannte Komponenten.
Die Lehre des Patentanspruchs 1 offenbart, daß gewünschtenfalls zusätzlich zu diesen Wertstoffkombinationen aus Vertretern zu den Unterklassen (a) bis (c) weitere Hilfs- und/oder Zusatzkompo- nenten aus den Bereichen der Pflanzenpflege und/oder des Pflanzenschutzes mit zum Einsatz kommen können. Hier sind insbesondere einerseits das allgemeine Fachwissen, andererseits aber auch die im nachfolgenden zitierten technischen Lehren einer Reihe älterer Patentanmeldungen der Anmelderin betroffen, auf die im nachfolgenden im einzelnen eingegangen wird. Unter Berücksichti-
gung des allgemeinen Fachwissens ist zunächst die nachfolgende Variationsmöglichkeit für eine Erweiterung der erfindungsgemäß einzusetzenden Mehrkomponentengemische gegeben:
Eine wichtige Ausführungsform der erfindungsgemäßen Lehre sieht die Mitverwendung ausgewählter und das gesunde Pflanzenwachstum fördernder Mikroorganismenstarterkulturen vor, die insbesondere aus den Bereichen entsprechender Bakterien- und/oder Pilz-Stämme ausgewählt sein können. Als Beispiele für geeignete Pilzstämme seien hier die Gattungsbegriffe Hirsuteila und Verti- cillium benannt. Weitere Starterkulturen können aus dem Bereich der Mykorrhirza-Pilze gewonnen werden, wie sie z.B. Glomus sclerocystis, Glomus gigasporum, Paxillus involutus, Pisolithus tinctori- us oder Ceneccocum graniforme darstellen. Geeignete Bakterienstämme sind z.B. Xanthomonas- Arten. Durch den Einsatz solcher ausgewählter Starterkulturen und der erfindungsgemäßen Stärkungsmittel zur raschen Entwicklung solcher ausgewählten Mikroorganismenstämme kann eine Optimierung ausgewählter Mikroorganismenpopuiationen im Substrat erzielt und damit die angestrebte sekundäre Förderung des Pflanzenwachstums optimiert werden.
Die erfindungsgemäße Lehre sieht in einer weiteren Ausführungsform vor, die zuvor definierten erfindungsgemäßen Mehrkomponentengemische zeitgleich und/oder zeitversetzt zusammen mit weiteren, insbesondere synthetischen Pflanzenschutzmitteln zum Einsatz zu bringen. In Betracht kommt hier z.B. eine Kombination mit Nematiziden, Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und dergleichen. Ein wesentliches Element der erfindungsgemäßen Lehre ist in diesem Zusammenhang aber in der nachfolgenden bevorzugten zusätzlichen Lehre zu sehen: Bei der Abmischung der erfin- dungsgemäßen Wertstoffgemische mit konventionellen Pflanzenschutzmitteln können diese konventionellen Komponenten in substantiell verringerter Menge eingesetzt werden.
Auf eine interessante zusätzliche Wertstoffkomponente, die in diesem Zusammenhang mitverwendet werden kann, sei hier besonders eingegangen. Hierbei handelt es sich um Wertstoffkomponenten mit Chitin und/oder Chitosan-Struktur, wobei hier sowohl Verbindungen mit Polymerstruktur, insbesondere aber entsprechende Verbindungen mit Oligomerstruktur in Betracht kommen.
Die Verwendung von mehrkomponentigen Wertstoffgemischen, wenigstens überwiegend organischen Ursprungs zur Aufzucht und Pflege von Nutz- und Zierpflanzen unter gleichzeitiger Förderung sowohl des Pflanzenwachstums als auch der Pflanzengesundheit, gegenüber Schaderregern insbe-
sondere aus den Bereichen der Pilzkrankheiten, Bakteriosen und/oder Virosen, unter Mitverwendung solcher Wertstoffkomponenten mit Chitin und/oder Chitosan-Struktur und gleichzeitig mit Oli- gomer- und/oder Polymerstruktur in Kombination mit gleichzeitigem und/oder zeitversetztem Auftrag von erfindungsgemäß definierten Tensidkomponenten zur zuvor geschilderten Unterklasse (a) und lipophile gesättigte und/oder olefinisch ungesättigte Kohlenwasserstoffreste mit Fettstruktur aufweisenden und dabei aerob als auch anaerob abbaubaren organischen Verbindungen im Sinne der vorher gebrachten Definition zu Komponenten gem. (b) ist Gegenstand der älteren Anmeldung gem. DE 198 49 253 der Anmelderin. Die Offenbarung dieser älteren Anmeldung wird hiermit ausdrücklich auch zum Gegenstand der Offenbarung der hier diskutierten weiteren Ausgestaltung der erfin- dungsgemäßen technischen Lehre gemacht. Insbesondere wird auf die ausführlichen Angaben dieser älteren Anmeldung zu dem druckschriftlichen Stand der Technik zum Einsatz von Chi- tin/Chitosan-basierten Derivaten im Gebiet des Pflanzenschutzes verwiesen. Hier sei nur kurz zusammenfassend wiederholt:
Aus dem einschlägigen druckschriftlichen Stand der Technik ist bekannt, daß durch Mitverwendung von Chitin und Chitin-basierten Derivaten - hier insbesondere Chitosanen - im Agrikulturbereich substantielle Verbesserungen erzielt werden können, die sich einerseits als gesteigerte Pflanzengesundheit, insbesondere aber auch als Steigerung des Ernteertrags kennzeichnen. Aus der umfangreichen Literatur sei beispielsweise verwiesen auf die Veröffentlichung Zbigniew S. Karnicki et al., "CHITIN WORLD", Wirtschaftsverlag NW, Verlag für neue Wissenschaft GmbH, D, Bremerhaven, 1994. Verwiesen sei hier beispielsweise auf die Veröffentlichung Henryk Pospieszny et al. "NEW APPLICATIONS OF CHITOSAN IN AGRICULTURE" a.a.O., Seiten 246 bis 254 und die dort zitierte Literatur. Verwiesen sei weiterhin auf die Veröffentlichung "Applications of Chitin and Chitosan", M.F.A. Goosen ed., Technomic Publishing Company Inc. Lancaster, USA, Chapter 8, Donald Free- pons "Enhancing Food Production with Chitosan Seed-Coating Technology" sowie auf die weiteren Veröffentlichungen der gleichen Literaturstelle Chapter 1 , Q. Li et al. "Applications and Properties of Chitosan"; Chapter 2, Shigehiro Hirano "Applications of Chitin and Chitosan in the Ecological and Environmental Fields" sowie Chapter 11 , Henryk Struszczyk et al. "New Applications of Chitin and Its Derivatives in Plant Protection". Verwiesen sei schließlich auf die Veröffentlichung in Academic Press. Inc. 1984, Seiten 291 ff, Lee A. Hadwiger et al. "CHITOSAN, A NATURAL REGULATOR IN PLANT-FUNGAL PATHOGEN INTERACTIONS, INCREASES CROP YIELDS", sowie auf die druck-
schriftliche Veröffentlichung in "Biotechnology Annual Review Volume 2", Elsevier Science BN. 1996, "Chitin biotechnology applications", Verfasser SHIGEHIRO HIRANO a.a.O. Seiten 237 bis 258.
Die hier zitierte Literatur zeigt, daß dem Naturstoff-gebundenen Chitin bzw. daraus abgeleiteten Derivaten und dabei insbesondere dem durch Deacetylierung gewonnenen Chitosan sowohl in Oli- gomer- als auch in Polymerform ausgesprochene Aktivität im Geschehen der Pflanzenaufzucht im Sinne ausgeprägter Aktivität gegen Schaderreger, insbesondere aus den Bereichen der Pilzkrankheiten, der Bakteriosen und/oder Virosen zukommt.
Werden Chitine und/oder insbesondere Chitosane in Abmischung mit und/oder zusätzlich zu den erfindungsgemäß definierten Komponenten eingesetzt, dann kommen hier Mengen von wenigstens 0,05 Gew.-% und insbesondere Mengen von wenigstens 0,1 bis 1 Gew.-% - jeweils bezogen auf das wasserfreie Mehrkomponentengemisch - zum Einsatz. Entscheidend ist, daß auch schon derart geringe Einsatzmengen der Chitin- bzw. Chitosan-basierten Komponenten den Ablauf der Lebensprozesse im Boden und in der Pflanze substantiell beeinflussen können, wobei insbesondere das Wachstum der gesunden Mikroorganismenflora und damit das Pflanzenwachstum gefördert und das Wachstum von Schädlingen unterdrückt wird.
Auch die technische Lehre der älteren Anmeldung gem. DE 199 18 692 kann als Modifikation in die erfindungsgemäße Lehre miteinbezogen werden. Beschrieben wird in diesem älteren Schutzrecht, dessen Offenbarung hiermit ausdrücklich auch zum Gegenstand der vorliegenden Erfindungsoffen- barung gemacht wird, Mehrkomponentengemischen im Sinne der erfindungsgemäßen Komponenten zu (a) bis (c) zur Verbesserung der Pflanzenstärkung gegen Schadeinwirkungen wie mechanische Beanspruchung, Trockenstreß und/oder Pathogenbefali zeitgleich und/oder zeitversetzt wasserlösliche und/oder weitgehend wasserunlösliche, dabei jedoch pflanzenverfügbare Verbindungen des Siliciums in den Erdboden einzutragen. Wertstoffkomponenten dieser Art können mit den erfin- dungsgemäß zuvor definierten Komponenten unmittelbar kombiniert und damit zeitgleich zum Einsatz kommen, ebenso ist aber auch ein zeitversetzter Eintrag möglich.
Eine weiterführende wichtige Modifikation des Zusatzes von Silicium-basierten Komponenten auch gerade durch Zuführung zum Wurzelbereich ist Gegenstand der älteren Anmeldung DE 199 19 219,
deren Offenbarung ebenfalls hiermit ausdrücklich auch zur Offenbarung der erfindungsgemäßen Lehre gemacht wird. Beschrieben wird hier die Verwendung von monomeren und/oder oligomeren und dabei Lipoid-Iöslichen Estern der Kieselsäure mit wenigstens anteilsweise lipophile Kohlenwasserstoffreste aufweisenden Alkoholen - im einzelnen auch als "Lipoide Kieselsäureester" benannt zur Stärkung des gesunden Pflanzenwachstums gegen Befall durch Schaderreger sowie gegen abiotischen Stress durch Eintrag der lipoiden Kieselsäureester in den Bereich der Pflanzenwurzel oder aber auch durch ihren Auftrag auf den oberirdischen Pflanzenteil. Wie zuvor schon gesagt, bietet sich diese Variante als eine wichtige Ausführungsform zur weiterführenden Konkretisierung der zuvor geschilderten technischen Lehre im erfindungsgemäßen Sinne an.
Verwiesen sei schließlich auch auf die Offenbarung der älteren Anmeldung gem. DE 198 49 254, deren Offenbarung hiermit ebenfalls ausdrücklich zum Gegenstand auch der erfindungsgemäßen technischen Lehre gemacht wird. Beschrieben ist in diesem älteren Schutzrecht die Verwendung von (a) wenigstens anteilig lipophile organische Reste aufweisenden Verbindungen des Phosphors zusammen mit (b) Harnstoff und/oder Harnstoffderivaten in solchen Mengenverhältnissen von (a):(b), daß das Gewichtsverhältnis von C:N den Zahlenwert von 6 und bevorzugt von 5 nicht überschreitet. Verbunden ist dabei diese Lehre insbesondere mit dem zeitgleichen und/oder zeitversetztem Eintrag von oligomeren und/oder polymeren Chitosanen als Bodenzusatzmittel bei der Pflanzenaufzucht in Kulturböden, die von pflanzenparasitären Nematoden befallen sind und/oder in denen das angestrebte Ziel der Optimierung des Ergebnisses der Pflanzenaufzucht durch entspre- chenden Nematodenbefall gefährdet ist.
Es leuchtet sofort ein, daß gerade auch für die erfindungsgemäß formulierten mehrkomponentigen Wertstoffgemische bei der Vorgabe entsprechender Problembereiche Gebrauch von dieser technischen Lehre gemacht werden kann. Zu Einzelheiten wird auf die Offenbarung dieser älteren Anmeldung verwiesen, deren Gegenstand wie zuvor schon ausgeführt, ausdrücklich auch Gegenstand der erfindungsgemäßen technischen Lehre ist. Auch schon ohne die Mitverwendung der Chitosane können Wertstoffgemische der angegebenen Art mit geregeltem Verhältnis von C:N nicht größer als 6 und bevorzugt nicht größer als 5 wertvolle Hilfsmittel bei der Abwehr von Nematodenschäden sein, s. hierzu im einzelnen die Offenbarung der Lehre zu DE 198 24 358, deren Offenbarung
ebenfalls hiermit auch zum Gegenstand der Erfindungsoffenbarung der zuvor geschilderten technischen Lehre im Sinne der jetzt betroffenen Weiterentwicklung ist.
Die hier vorgestellten Wertstoffgemische in fester Form zeigen im praktischen Einsatz eine Vielzahl von Vorteilen. So vereinfacht sich durch die feste, schütt- und rieselfähige Formulierung die Anwen- düng und Handhabbarkeit. Es müssen nicht, wie bei flüssig formulierten Mitteln, vor der Anwendung in aufwendiger Art und Weise Spritzbrühen angesetzt werden. Die .Aufbringung kann durch einfaches Verteilen, mechanisch oder manuelle, ohne Einsatz aufwendiger Spritzapparaturen erfolgen. Weiterhin kann die Aufwandmenge beim Einsatz fester Formulierungen reduziert werden, da zielgerichtet nur die Fläche jeweils behandelt werden kann. Bei Auftragen in flüssiger Form werden teil- weise Flächen, die nicht behandelt werden, ebenfalls mit Mitteln beaufschlagt. Dies wird bei der Applikation in fester Form, wie hier vorgeschlagen, vermieden. Weiterhin erlaubt die erfindungsgemäße Verwendung fester Wirkstoffe einen witterungsunabhängigen Einsatz, insbesondere bei starker Sonnenbestrahlung oder Frost.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft die Anwendung der Mehrkomponenten- gemische zu (a) zusammen mit (b) und/oder (c) als Bodenzusatz zur Anregung und Förderung des Wurzelwachstums bodenständiger Pflanzen insbesondere in der Frühphase der Pflanzenausbildung, aber auch zur Revitalisierung des bodenständigen Wurzel Wachstums älterer, insbesondere mehrjähriger Pflanzen. Dabei ist der kombinierte Einsatz von konventionellen Pflanzendüngern mineralischen und/oder organischen Ursprungs und den Mehrkomponentengemischen zu (a) gemein- sam mit (b) und/oder (c) besonders bevorzugt. Es ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung, bei kombiniertem Einsatz von erfindungsgemäßen Wertstoffgemischen und konventionellen Dünger sowohl zeitversetzt als auch zeitgleich konventionellen Dünger und den Mehrkomponentengemischen zu (a) zusammen mit (b) und/oder (c) einzusetzen. Eine weitere bevorzugte Ausführungsform betrifft die Anwendung der erfindungsgemäßen Mehrkomponentengemische bei zeitgleichem und/oder zeitlich versetztem Einsatz zusammen mit weiteren, insbesondere synthetischen Pflanzenschutzmitteln und/oder zusammen mit Eiicitoren zur Stärkung der pflanzeneigenen Abwehrsysteme, wobei hier weiterhin bevorzugt ist die Einsatzmenge der synthetischen Pflanzenschutzmittel gegenüber ihrer Einsatzmenge bei alleiniger Verwendung substantiell zu reduzieren.
B e i s p i e l e
Herstellung von erfindungsgemäßen Granulaten
Versuchsaufbau: 51 - Lödige Mischer
Ansatzgröße: 700 g Celite 545 (Diatomeenerde)
131 g APG 220 (C8-10-Alkyl-1.5-glucosid)
42 g Edenor GMO (Monoglyceride C14-18 + C16-18- unges., teilweise Di-, und Triglyceride)
Versuchsparameter: Mischerdrehzahl: 100 %
Vormischzeit: 2 min
Dosierzeit APG 220: 6 min
Dosierzeit Edenor GMO: 2 min
Nachmischzeit: 0,5 min
Temperatur Flüssigkomponenten: 50 °C
Versuchsdurchführung: 1. Das Celite im Mischer vorlegen und 2min vormischen.
2. Das APG und anschließend das Edenor GMO zudosieren 3. Nach beendeter Flüssigkeitsdosierung 0,5 min nachmischen. 4. Mischer entleeren.
Weitere erfindungsgemäße Granulate wurde nach dem obigen Verfahren hergestellt und wiesen die in Tabellen 1 und 2 angegebene Zusammensetzung auf:
Tabelle 1 :
Tabelle 2:
' 50 % ige Lösung
II. Verwendung der erfindungsgemäßen Mittel
1. Mais-Saatgut der Sorte Prinval wurde in Felderde-Sand-Gemisch (1 :1) getopft und nach 17 Tagen mit Pratylenchus zeae inokuliert (1000 Larven proTopf pro Pflanze). Nach weiteren 5 Wochen wurde das Pflanzenwachstum und die Anzahl in die Wurzeln eingedrungener Nematoden erfasst.
2. Mais-Saatgut der Sorte Prinval wurde für 30 Minuten in eine 0,1% ige Chitosan-Suspension inkubiert und danach getrocknet. Das trockene Saatgut wurde dann wie unter 1 beschrieben in Felderde-Sand- Gemisch (1 :1) getopft und nach 17 Tagen mit Pratylenchus zeae inokuliert (1000 Larven proTopf pro Pflanze). Nach weiteren 5 Wochen wurde das Pflanzenwachstum und die Anzahl in die Wurzeln einge- drungener Nematoden erfasst.
3. Mais-Saatgut der Sorte Prinval wurde in eine 100% ige Suspension eines erfindungsgemässen Ge- mischs (das unter dem Handelsnamen TerraPy vertrieben wird) getaucht und danach getrocknet. Das trockene Saatgut wurde dann wie unter 1 beschrieben in Felderde-Sand-Gemisch (1 :1) getopft und nach 17 Tagen mit Pratylenchus zeae inokuliert (1000 Larven proTopf pro Pflanze). Nach weiteren 5 Wochen wurde das Pflanzenwachstum und die Anzahl in die Wurzeln eingedrungener Nematoden erfasst.
4. Mais-Saatgut der Sorte Prinval wurde für 30 Minuten in eine 0,1% ige Chitosan-Suspension inkubiert und anschliessend in eine 100% ige Suspension eines erfindungsgemässen Gemischs (das unter dem Handelsnamen TerraPy vertrieben wird) getaucht, und danach getrocknet. Das trockene Saatgut wurde dann wie unter 1 beschrieben in Felderde-Sand-Gemisch (1 :1) getopft und nach 17 Tagen mit Pratylenchus zeae inokuliert (1000 Larven proTopf pro Pflanze). Nach weiteren 5 Wochen wurde das Pflanzenwachstum und die Anzahl in die Wurzeln eingedrungener Nematoden erfasst.
Das in den Beispielen 2 und 4 eingesetzte Chitosan wird als Hydagen HCMF von der Anmelderin gehandelt. Vor der Verwendung muß es gelöst werden. Herstellung der Stammlösung (1%): 1 g Chitosan HCMF in 80 ml Wasser + 0,5 ml Milchsäure, nach 30 min Zugabe von 1 M NaOH; pH 6, Lösung auf 100 ml auffüllen.
Das in Beispielen 3 und 4 eingesetzte TerraPy ist ein Handelsprodukt der Anmelderin und setzt sich wie folgt zusammen: 20 Gew.-% Harnstoff, 20 Gew.-% Sojalecithin (hydrolysiert), 7 Gew.-% K4P2O7, 1 Gew.-% APG, Rest auf 100 % ist Wasser.
Ergebnisse:
Das in Beispiel 4 ausgeführte erfindungsgemässe Gemisch erzielte die beste Wirkung hinsichtlich Toleranz gegenüber den schaderregenden Nematoden. Während in der unbehandelten Kontrolle (1) 75 Tiere pro g Wurzel eindrangen, konnte durch die Behandlung mit TerraPy (3) bzw. Chitosan (2) die Zahl auf 38 bzw. 35 Nematoden pro g reduziert werden. Die Kombination von Chitosan mit TerraPy (Bsp. 4) erzielte eine Reduk-
tion des Nematodenbefalls auf 18 Tiere pro g. Auch die absoluten Zahlen an eingedrungenen Nematoden wurden durch die Kombination (Beispiel 4) reduziert.