Beschreibung
Neue immobilisierbare Amylosucrase und dessen Verwendung sowie Verfahren zur Herstellung von Poly(1 ,4-alpha-glucan)
Die Erfindung betrifft eine neue immobilisierbare Amylosucrase und dessen Ver- wendung und ein Verfahren zur Herstellung von Poly(1 ,4-alpha-glucan).
Amylosucrase (Enzymklasse EC 2.4.1.4) ist erhältlich aus Mikroorganismen wie z.B. Neisseria polysaccharea, welches Saccharose in einer Biotransformation in Po- ly(1 ,4-alpha-glucan) und Fruktose umsetzt. Diese Enzymaktivität ist seit langem be- kannt (MacKenzie et al., 1977), das entsprechende Gen, ist erstmals in der Patentanmeldung WO 95/31553 und PCT/EP 98/05573 beschrieben. Auf den Offenbarungsgehalt dieser Anmeldungen wird im weiteren ausdrücklich Bezug genommen.
Poly(1,4-alpha-glucan) weist eine Vielzahl vorteilhafter Eigenschaften auf, welche beispielsweise zur Verarbeitung zu Folien, als Zusatz in der Lebensmittelindustrie, als Grundstoff zur Cyclodextrinherstellung und als Hilfstoff in der Pharmakaherstel- lung und Konfektionierung verwendet werden. Ein Überblick über diverse Anwendungsmöglichkeiten von Polysacchariden ist Bücke (1998) zu entnehmen. Ebenso verweist die Anmelderin auf Ihre eigene Anmeldungen mit spezieller Anwendung von Poly(1 ,4-alpha-glucan), wie beispielsweise beschrieben in PCT/EP/98/03960, PCT/EP/98/03920, PCT/EP/98/05297, PCT/EP/99/00473, PCT/EP/99/02386, PCT/EP/99/02385, DE 19852826.4.
Bekannt ist die technische Gewinnung von Poly(1 ,4-alpha-glucan) im Rahmen einer Biotransformation unter Einsatz der rekombinant gewonnenen Amylosucrase, wie in WO 95/31553 beschrieben. Zur biotechnologischen Gewinnung der Amylosucrase sind verschiedenste heterologe Wirtsorganismen einsetzbar, bevorzugt ist jedoch das Darmbakterium Escherichia coli mit besten Proteinausbeuten. Die derart ge-
wonnene Amylosucrase wird anschließend für die enzymatische Umsetzung (Biotransformation) von Saccharose zu Fruktose und Poly(1 ,4-alpha-glucan) eingesetzt.
Der bisher eingesetzte Produktionsprozeß von Poly(1 ,4-alpha-glucan) mittels re- kombinanter Amylosucrase (kurz: AmSu) wird unter Verwendung angereicherter AmSu-Lösungen durchgeführt. Die Gewinnung reiner AmSu mittels konventioneller, chromatographischer Reinigung ist derzeit sehr aufwendig und kostenintensiv.
Die Biotransformation selbst wird im Stand der Technik im Batchverfahren, d.h. in einem statischen Prozeß durchgeführt. Hierbei ist von Nachteil, daß das eingesetzte Enzym nach der Abtrennung des Produkts mit der Reaktionsbrühe verworfen werden muß. Ebenfalls bedeutet die Prozeßführung in einem Batch-Ansatz, daß Zu- oder Abfuhr von Edukten bzw. Produkten nicht betrieben wird. Dies führt zu Problemen, da eine Produktinhibition der AmSu durch Fruktose vermutet wird.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher ein immobilisiertes Protein mit der Aktivität einer Amylosucrase bereitzustellen. Des weiteren betrifft die Erfindung ebenfalls ein effizientes und kostengünstiges Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von Poly(1 ,4-alpha-glucan).
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß eine Nukleinsäure kodierend für eine Amylosucrase, vorzugsweise mit einer Nukleinsäure gemäß SEQ ID No. 4, besonders bevorzugt eine Nukleinsäure gemäß SEQ ID No. 5 mit einer Ankersequenz ligiert wird, dessen Expressionsprodukt mit der Aktivität einer Amylosucrase - ein Fusionspro- tein - die Immobilisierung an einer festen Phase erlaubt (nachstehend erfindungsgemäßes Fusionsprotein genannt).
Besonders bevorzugt werden derartige erfindungsgemäße Fusionsproteine - enthaltend einen N-terminalen Glutathion-S-Transferase-Fusionstag (kurz: "GST- AmSu") - erhalten, zwecks bioaffinitiver Immobilisierung an Glutathion-Sepharose.
Im Sinne der Erfindung bedeutet Fusionsprotein ein Protein, das durch Verbindung der Protein-kodierenden Teile zweier oder mehrerer Nukleinsäuren erhalten werden
kann, die derart im richtigen Leseraster miteinander verbunden und als Hybrid- oder Fusionsgen in einer geeigneten Wirtszelle - hier: vorzugsweise E. coli - exprimiert werden.
Als weitere Wirtszellen können sich eignen beispielsweise die E. coli Stämme DH5, HB101 oder BL21 , der Hefestamm Saccharomyces cerevisiae, die Insektenzelllinie Lepidopteran, z.B. von Spodoptera Frugiperda, oder tierische Zellen wie COS, Vera, 293 und HeLa, die alle allgemein erhältlich sind.
Daher ist ein weiterer Gegenstand der Erfindung für die Expression eines Fusionsprotein die Konstruktion geeigneter Klonierungsvektoren, sogenannte Fusionsvektoren gemäß SEQ ID No. 6 oder besonders bevorzugt SEQ ID No. 7, welche aus pGEX-4T-1 (Pharmacia) erhalten werden können (siehe Beispiel 3) und in einer Wirtszelle - vorzugsweise E. coli - intrazellulär das gewünschte Produkt syntheti- siert.
Weitere Beispiele möglicher Fusionsproteine sind solche mit Epitopen, die von spezifischen Antikörpern erkannt werden (HA, FLAG, c-myc und andere), mit kurzen Histidin-Oligomeren (HIS-Tag) und Enzymen bzw. anderen Proteinen, die eine star- ke Affinität zu einem Bindungspartner aufweisen (Protein A, ConA, Glutathion-S- Transferase), welche alle kommerziell erhältlich sind. Insbesondere für GST-AmSu konnte gezeigt werden, daß die Amylosucraseaktivität nicht inaktiviert wird (de Montalk et al., 1999).
Eine besondere Ausführungsform ist bevorzugt, hierbei wird erfindungsgemäß aus SEQ ID No. 5 und dem zugehörigen Fusionsvektor gemäß SEQ ID No. 7 enthaltend eine Nukleinsäure kodierend für eine Amylosucrasefunktion und eine GST- Ankersequenz, inklusive Thrombin-Schnittstelle, dessen Expressionsprodukt gegenüber dem nativen Protein N-terminal verkürzt wurde, und in überraschender weise eine Amylosucraseaktivität zeigt, die über des nativen Proteins liegt (siehe Beispiel 4). Die N-terminalen Verkürzungen betreffen einige N-terminale Aminosäuren des nativen Proteins, die in Neisseria polysaccharea, dem ursprünglichen Organismus der ausgewählten AmSu, als Teil eines putativen Sekretionssignals fungieren.
Die gesteigerte Aktivität der AmSu war so nicht zu erwarten, da das Produkt der Biokatalyse Poly(1 ,4-alpha-glucan) in Wasser unlöslich ist und die Gefahr des Verblockens besteht. Biokatalysen mit einem festen, polymeren und wasserunlöslichen Reaktionsprodukt sind im Stand der Technik noch nicht mit erfindungsgemäßen immobilisierten Enzymen durchgeführt worden. Darüber hinaus werden "GST-AmSu- Sepharose-Beads" (siehe Figur 6) erhalten, die in multiplen Biokatalyse-Runden für über Tage stabile, kontinuierliche Umsetzungen ermöglichen und im nachstehenden erfindungsgemäßen Verfahren besondere Vorteile sichert.
Daher betrifft die Erfindungen vorzugsweise solche funktioneile Varianten von erfindungsgemäßen Nukleinsäuren wie in SEQ ID No. 5 ausgeführt, die in Verbindung mit einer geeigneten Ankersequenz über einen Expressionsvektor - wie in SEQ ID. No 7 repräsentiert in den Nukleotiden 258 - 2825 - für ein erfindungsgemäßes Fusi- onsprotein beispielsweise gemäß SEQ ID No. 8 kodieren; mit der Aktivität einer immobilisierbaren Amylosucrase.
Unter dem Begriff "funktioneile Variante" versteht man gemäß der vorliegenden Erfindung eine Nukleinsäure, die funktioneil mit einer Amylosucrase verwandt ist, wie in WO 95/31553 und PCT/EP/ 98/05573 offenbart oder aus diesen in Teilen oder im Ganzen ausgewählt werden kann (wie in SEQ ID No. 4 und SEQ ID No. 5 gegeben). Beispiele verwandter Nukleinsäuren sind ebenso Nukleinsäuren aus unterschiedlichen Zellen bzw. Geweben (Tier, Pflanze, Mikroorganismus und entsprechende transgene Vertreter) oder allelische Varianten. Ebenfalls umfaßt die vorliegende Er- findung Varianten von Nukleinsäuren, die von verschiedenen Individuen/Repräsentanten stammen können.
Im weiteren Sinne versteht man unter dem Begriff "Varianten" gemäß der vorliegenden Erfindung Nukleinsäuren, die eine Homologie, insbesondere eine Sequenziden- tität von ca. 60%, vorzugsweise von ca. 75%, insbesondere von ca. 90% und vor allem von ca. 95% aufweisen.
Die Teile der erfindungsgemäßen Nukleinsäuren können beispielsweise zur Herstellung einzelner Epitope, als Sonden zur Identifizierung weiterer funktioneller Varianten oder als Antisense-Nukleinsäuren verwendet werden. Beispielsweise eignet sich eine Nukleinsäure aus mindestens ca. 8 Nukieotiden als Antisense- Nukleinsäure, eine Nukleinsäure aus mindestens ca. 15 Nukieotiden als Primer beim PCR-Verfahren, eine Nukleinsäure aus mindestens ca. 20 Nukieotiden für die Identifizierung weiterer Varianten und eine Nukleinsäure aus mindestens ca. 100 Nukieotiden als Sonde, vorzugsweise einsetzbar in Genbibliotheken.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ebenfalls das erfindungsgemäße Fusionprotein als solches mit einer bevorzugten Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID No. 8 bestehend aus den funktioneilen Einheiten der Aminosäuresequenzen 1-220 für die vorzugsweise gewählte Ankersequenz Glutathion-S- Transferase (GST) sowie den Aminosäuren 221-226 für eine hier gewählte Throm- binschnittstelle samt einer multiple cloning site (227-229) und 230 - 856 mit einer Amylosucrasenaktiviät oder einer funktioneilen Variante davon, und Teile davon mit mindestens sechs Aminosäuren, vorzugsweise mit mindestens 12 Aminosäuren, insbesondere mit mindestens 65 Aminosäuren und vor allem mit 626 und 856 Aminosäuren. Beispielsweise kann ein ca. 6-12, vorzugsweise ca. 8 Aminosäuren- langes Polypeptid ein Epitop enthalten, das nach Kopplung an einen Träger zur Herstellung von spezifischen poly- oder monoklonalen Antikörper dient (siehe hierzu z. B. US 5,656,435). Polypeptide mit einer Länge von mindestens ca. 65 Aminosäuren können auch direkt ohne Träger zur Herstellung von poly- oder monoklonalen Antikörper dienen.
Daher betrifft die Erfindung eine immobilisierbare Amylosucrase bestehend aus den funktioneilen Einheiten einer Amylosucrase und einer Ankersequenz und ggf. weitere Hilfssequenzen.
Unter dem Begriff "funktionelle Variante" im Sinne der vorliegenden Erfindung versteht man Polypeptide, die funktionell mit dem erfindungsgemäßen Fusionsprotein verwandt sind, d.h. eine immobilisierbare Amylosucraseaktivität aufweisen - enthaltend die genannten funktionellen Einheiten, wie vorzugsweise an der SEQ ID. No 8
erläutert. Unter Varianten versteht man auch allelische Varianten oder Polypeptide, die von anderen Zellen bzw. Gewebe (Tier, Pflanze, Mikroorganismus und entsprechende transgene Vertreter) abstammen. Ebenfalls versteht man darunter Polypeptide, die von verschiedenen Individuen/Repräsentanten stammen.
Im weiteren Sinne versteht man darunter auch Polypeptide, die eine Sequenzhomologie, insbesondere eine Sequenzidentität von ca. 70%, vorzugsweise von ca. 80%, insbesondere von ca. 90%, vor allem von ca. 95% zu dem Polypeptid mit der Aminosäuresequenz gemäß SEQ ID No. 8 haben. Ferner zählen hierzu auch Deleti- on des Polypeptids, vorzugsweise im Bereich der Aminosäuren 230-856 (Amylosu- craseeinheit) der SEQ ID. No 8, im Bereich von ca. 1 - 60, vorzugsweise von ca. 1 - 30, insbesondere von ca. 1 - 15, vor allem von ca. 1 - 5 Aminosäuren.
Wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung ist der wiederholte Einsatz des erfindungsgemäß erhaltenen Fusionsproteins durch die Bindung an eine Matrix und ein Einsatz für eine kontinuierliche Biotransformation. Bereits bekannt ist, daß Enzyme durch Immobilisierung an feste, inerte, unlösliche Matrizes für Biokatalysen eingesetzt werden können (Nelson und Griddin, 1916). Hierbei besteht allerdings stets die Problematik, daß das immobilisierte Enzym durch die kovalente Kopplung an das Trägermaterial aus sterischen Gründen ganz oder teilweise inaktiviert werden kann (Saleemuddin, 1999). Zudem ist eine kovalente Bindung meist irreversibel und infolge dessen für eine Reinigung des löslichen Proteins nicht einsetzbar.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Poly(1 ,4-alpha-glucan), wobei die erfindungsgemäßen Fusionsproteine an einer festen Phase immobilisiert werden. Eine solche Festphase ist beispielsweise Sepha- rose (maßgeblich Glutathion-Sepharose bei Verwendung von SEQ ID No. 8). Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahren haben die entstehenden beladenen Festphase-Beads (siehe Fig 6) der aktiven erfindungsgemäßen Fusionsproteine den besonderen Vorteil nicht dauerhaft mit Poly(1 ,4-alpha-glucan) zu verblocken, also von dem Produkt der Biokatalyse bedeckt und somit "inaktiviert" zu werden. Das Verfahren enthält folgende Schritte: Umsatz von Saccharose zu Poly(1 ,4-alpha- glucan) mittels immobilisierten erfindungsgemäßem Fusionsprotein unter starken
Schütteln, besonders bevorzugt GST-AmSu, an einer festen Phase. Trennung der Festphasen-Beads von der Reaktionsbrühe mittels Filtration (z.B. Glasfritte), wenn der Reaktionsumsatz erreicht wird. Spülen der Festphasen-Beads mit DMSO, wobei das Produkt Poly(1 ,4-alpha-glucan) in Lösung geht. Anschließend wird der Festpha- sen-Bead mit PBS DMSO-frei gewaschen und erneut mit erfindungsgemäßem Fusionsprotein (nach)beladen. Die derart beladene Festphase ist wieder für eine neue Biotranformationsrunde einsetzbar.
Die erfindungsgemäße Fusionsproteine sowie das in diesem Zusammenhang ste- hende Verfahren führt zu einer Reihe, zum Teil unerwarteter Vorteile im Verlauf der Biokatalyse. Die Spezifität der Biokatalyse wird verbessert, was sich in einer erhöhten Produktausbeute und weniger Nebenprodukt zeigt. Das Nebenprodukt Palatino- se wird zu weniger als 15 % der zu erwartenden Gesamtproduktmenge gebildet. Das herkömmliche Batch-Verfahren zeigt dagegen eine Produktausbeute von deut- lieh weniger als 80% der theoretisch möglichen Menge.
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Beschleunigung der Reaktion. Man benötigt weniger als 24 h, bis sämtliches Substrat aus dem Biosyntheseansatz verbraucht ist. Im Vergleich dazu, werden im Batch-Verfahren mindestens 48 - 72 h benötigt. Dies liegt wahrscheinlich daran, daß im Gegensatz zu dem herkömmlichen Verfahren der Reaktionsansatz während der Reaktion heftig gemischt werden kann. Das Batch -Verfahren wird mit einem annähernd undurchmischten Ansatz durchgeführt. Experimente mit der Amylosucrase zeigten, daß das Enzym sowohl in der natürlichen Form, als auch als Fusionsprotein bei heftiger Durchmischung stark schäumt und dadurch inaktiviert wird. Erst die Bindung des Fusionsproteins an eine Festphase ermöglicht eine starke Durchmischung. Hierbei entsteht kein Schaum und die Aktivität bleibt erhalten.
Die dadurch gegebene Erhöhung der Raum-Zeit-Ausbeute und die Verringerung an Nebenprodukten ist eine entscheidende Verbesserung des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber dem Stand der Technik.
Daher ist ein weiterer Gegenstand der Erfindung ein zusammengesetzter stabiler Katalysator enthaltend das erfindungsgemäße Fusionsprotein, vorzugsweise gemäß SEQ ID No. 8, immobilisiert auf einer festen Phase wie Sepharose und ggf. weitere Hilf- und Zusatzstoffe. Eine mögliche Ausführungsform (sogenannter "Sepharose- bead") ist in Fig. 6 gezeigt.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren die Herstellung von Mikropartikeln aus Poly(1 ,4-alpha-glucan), welche in unterschiedlicher Größe und Verteilung in Partikelform - bis zu etwa 5μm - erhalten werden. Solche Partikel sind in der Anmeldung WO 99/11695 der Anmelderin bereits beschrieben. Die Mikropartikel werden jedoch im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahren in einer solcher Qualität erhalten, daß diese nunmehr für die dort beschriebenen Anwendungen besonders vorteilhaft eingesetzt werden können.
Die folgenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung ohne die Erfindung auf diese Beispiele einzuschränken. Beispiele:
Beispiel 1 :
Herstellung des verkürzten Amylosucrase-Gens
Durch eine PCR-Standardmethode wurden verschiedene Formen des Amylosucrase-Gens hergestellt. Als Template diente die Nukleinsäuresequenz der Amylosucrase aus WO 95/31553. Die PCR erfolgte mit den "forward" Primer AmSu (Seq. ID No. 1) bzw. AmSu5 (Seq. ID No. 2) und dem "reverse" Primer AmSu Xhol rev (Seq. ID No. 3). Durch die Primer wurde an der 5'-Seite ein EcoRI- und am 3'-Ende eine XΛol-Schnittstelle generiert. Die Amplifikate erhielten die Bezeichnung AmSu (Seq. ID No. 4) und AmSu5 (Seq. ID No. 5). Folgende PCR-Bedingungen wurden für die Amplifikation verwendet: etwa 1ng Template-DNA, 1μl AmSu- oder AmSuδ- und AmSu Xhol rev-Primer Oe lOOpmol/μl), 4μl dNTP's (2,5mM each), 5μl 10x Inkubationspuffer mit MgS0 (Boehringer Mannheim), 5 U Pwol DNA-Polymerase (Boehrin- ger Mannheim), ad 50μl Wasser. Folgendes Temperaturprogramm wurde verwendet: 5min 94°C anschließend 30 Zyklen 30s 94°C, 30s 55°C, 3min 72°C, es folgten 20min 72°C. AmSu repräsentiert das vollständige Amylosucrase-Gen, AmSuδ be- zeichnet die verkürzte Version.
Beispiel 2:
Klonierung der AmSu-Varianten in ein Expressionsplasmid
Die Amplifikate AmSu und AmSuδ wurden durch Ethanolfällung gereinigt und an- schließend mit EcoRI und Xhol geschnitten. Auf die gefällte DNA wurden folgende Volumina pipettiert: 4μl 10x Restriktionspuffer 2 (NEB), 0,4μl BSA (NEB), 2μl EcoRI (NEB, 20 U), 2μl Xhol (NEB, 20 U) und 31 ,6μl Wasser. Die Restriktion erfolgt bei 37°C für 2h. Anschließend wurden die Enzyme bei 65°C für 10min deaktiviert. 1 μg Plasmid pGEX-4T-1 (Pharmacia) wurde mit EcoRI und Xhol geschnitten. Fol- gende Bedingungen wurden eingestellt: 3μl 10x Restriktionspuffer 2 (NEB), 0,3μl BSA (NEB), 2μl EcoRI (NEB, 20 U), 2μl Xhol (NEB, 20 U) ad 30μl Wasser. Die Re-
striktion erfolgte bei 37°C für 2h. Anschließend wurden die Enzyme bei 65°C für 10min deaktiviert.
Geschnittenes Plasmid und geschnittene AmSu-Versionen wurden nach folgendem Schema ligiert: 100ng geschnittenes Plasmid werden mit etwa 100ng geschnittenen PCR-Produkten (AmSu und AmSuδ) vereint. Dazu kamen 2μl 10x Ligationspuffer (NEB) und 2μl T4-DNA-Ligase (NEB); mit Wasser auf 20μl aufgefüllt. Die Ligation wurd bei Raumtemperatur für 2h durchgeführt. Der pGEX-4T-1 Vektor, der das Am- Su-Gen trägt ist in Fig. 1 (Seq. ID No. 6) abgebildet; der Vektor - der das Fragment AmSuδ trägt wird in Fig. 2 (Seq. ID No. 7) gezeigt.
Die gesamten Ligationsansätze wurden nach E.coli TOP10 mit Hilfe der CaC - Methode transformiert. Die Transformanten wurden auf Ampicillin-Resistenz selektiert und für die Minipräp-Analyse in LB-Medium mit Ampicillin angezogen. Die ausgewählten Klone wurden über DNA-Sequenzierung überprüft. Die Stammhaltung hat bei -80°C in Glycerin zu erfolgen.
Beispiel 3:
Expression der Amylosucrase-Varianten und Bindung an Glutathion- Sepharose 20ml LB-Medium mit 100μg/ml Ampicillin wurden in einem 100ml Kolben mit 100μl Gefrierkultur angeimpft. Die Kultur wurde über Nacht bei 37°C und 240rpm Schüttelfrequenz inkubiert.
Eine Hauptkultur mit 250ml LB-Medium mit 100μg/ml Ampicillin (oder ein entsprechend größeres Kulturvolumen) wurde in einem 1000ml Kolben mit der Vorkultur so angeimpft, daß die optische Dichte 600nm (ODβoo) der Kultur nach 3h Wachstum bei etwa 1 liegt. Danach erfolgte die Induktion des TAC-Promotors durch Zugabe von IPTG (Endkonzentration 1 mM). Die Kultur wurde weitere 3h inkubiert. Die Kultivierungen erfolgten bei 37°C und 240rpm Schüttelfrequenz. Anschließend wurden die Zellen durch Zentrifugation bei 2000xg für 10min geerntet. Das Zellpellet wurde in 10ml PBS-Puffer mit 0,1g Lysozym (Sigma) und 250 U Benzonase (Merck) aufgenommen und bei 37°C für 60min inkubiert. Danach wurden 100μl PMSF (100mM in Isopropanol) (Sigma) und 100μl Triton X-100 (Sigma) zugegeben. Nachdem die
Zellen lysiert sind, wurden die Zellreste bei l OOOOxg für 10min abzentrifugiert und der Überstand wurde mit 2 ml Glutathion-Sepharose 50%ig (Pharmacia) in PBS versetzt. Der Ansatz wird für 1 h leicht geschüttelt. Danach wurde die Sepharose bei 500xg für 10min abzentrifugiert und das Sepharose-Pellet wird dreimal in 10ml PBS gewaschen. Das gewaschene Pellet wird derart in PBS aufgenommen, daß das Gesamtvolumen wieder 2ml betrug. Es wurden 200μl Glycerol zugegeben und die mit Amylosucrase beladene Sepharose wird bei -20°C gelagert. Fig. 3 zeigt deutlich die Induktion der GST-AmSu und die Effektivität der Aufreinigung.
Beispiel 4:
Bestimmung der spezifischen Aktivität der GST-AmSu
Glutathion-Sepharose - gemäß Bespiel 3 beschrieben - beladen, wurde entweder mit einer 10mM Glutathion-Lösung mit 50mM Tris/HCI pH 8 oder mit Thrombin (150mM NaCI, 50mM Tris/HCI pH 8, 2,5mM CaCI2, 0,1 % Mercaptoethanol und 5,5mg/ml Thrombin) eluiert. Von der Säule wurde im Fall der Glutathion-Elution sehr reines GST-AmSu Protein eluiert. Im Fall der Thrombin-Elution wurde der Amyiosu- crase-Fusionsteil eluiert, da sich eine Thrombinspaltstelle zwischen dem GST-Teil und der AmSu befindet (Fig. 4). Durch die Bestimmung der AmSu-Aktivität und der Proteinkonzentration der Eluate konnte die spezifische Aktivität der AmSu-Versionen bestimmt werden. Die Fusion GST-AmSu5 (Glutathion-Eluat) und das Thrombin- Eluat (entspricht AmSu5) haben beide eine spezifische Amylosucrase-Aktivität von 0,2U/μg. Die gentechnisch unveränderte AmSu besitzt lediglich eine spezifische Aktivität von 0,17 U/μl.
Beispiel 5:
Einfache Elution der GST-AmSu
Von den Herstellern der Glutathion-Sepharose (Pharmacia) wird für die Elution gebundener Fusionsproteine gelöstes Glutathion empfohlen. Für eine großtechnische Produktion gereinigter GST-AmSu ist dieses Elutionsmittel jedoch zu teuer. Auf der Suche nach einem günstigen Elutionsmittels wurden HCI-Lösungen mit unterschiedlichen pH-Werten getestet. Überraschenderweise führte bereits eine relativ geringe Absenkung des pH-Wertes zur Elution funktioneller GST-AmSu. Für diesen Versuch wurden Glutathion-Sepharose Säulen mit 2ml Bettvolumen (Pharmacia) mit einem
E. co//-Aufschluß beladen, der GST-AmSu enthielt (siehe oben). Es wurden HCI- Lösungen mit 140mM NaCI und den pH-Werten 6, 5, 4, 3 und 2 hergestellt. Jeweils 4ml eines pH-Wertes wurden auf die Säule gegeben und Fraktionen von 1 ml wurden aufgefangen. Ein Amylosucrase-Aktivitätstest wurde durchgeführt und es wurde deutlich, daß bereits bei einer Absenkung des pH-Wertes auf pH 6 das Protein von der Säule gelöst wurde (Fig. 5). Diese Elutionsmethode ist schonend und billig zugleich. Erst damit wird der industrielle Einsatz der Affinitätsaufreinigung in diesem speziellen Fall möglich.
Beispiel 6:
Biokataiyse mit an Sepharose immobilisierter GST-AmSu
Etwa 50 U GST-AmSu wurden mit δml Biotrafo-Puffer versetzt (20% Saccharose, δOmM NaCitrat pH 6,5, 0,02% NaN3). Der Ansatz wurde unter Schütteln (180rpm) bei 37°C inkubiert. Der Verlauf der Reaktion - und damit der Polymerbildung - wurde an dem Saccharoseverbrauch und der Fructosebildung verfolgt.
Fig. 6 zeigt den typischen Verlauf einer Biokatalyse mit dem gebundenen Enzym (GST-AmSu an Sepharose). Es zeigte sich, daß nach etwa 48h die gesamte Saccharose verbraucht ist. Die Fructose-Konzentration stieg dementsprechend innerhalb dieser Zeit von 0% auf 7,6 % an. Innerhalb dieser Zeit wurde ein wasserunlösli- eher Amylose-Niederschlag gebildet (Fig. 7).
Beispiel 7:
Qualität der durch Biokatalyse mit immobilisierter GST-AmSu hergestellten
Amylose Ein Biokatalyse-Ansatz gemäß Beispiel 6 wurde nach dem Ende der Reaktion gefriergetrocknet und in DMSO aufgenommen. Über eine GPC-Analyse wurde die Verteilung der Molekülgrößen der Amylosemolküle bestimmt. Fig. 8 zeigt die Größenverteilung des Poly(1 ,4-alpha-glucan).
Beispiel 8:
Herstellung von Mikropartikeln aus dem Verfahrensprodukt
Das erhaltene Poly(1 ,4-alpha-glucan) kann in sehr kleine, wasserunlösliche Mikro- partikel umgesetzt werden, wie in der Anmeldung WO 99/11695 ist eine besondere
Qualität der Amylose nötig. Die in der Biokatalyse mit einem immobilisierten Enzym gewonnene Amylose weist diesen besonderen Qualitätsstandard auf. In Fig. 8 sind Mikropartikel, die aus Amylose bestehen, zu sehen. Es wurde Poly(1 ,4-alpha- glucan) gemäß Beispiel 6 als Ansatz verwendet,. Die Mikropartikel wurden wie folgt hergestellt: 1g Poly(1 ,4-alpha-glucan) wurden in 5ml DMSO bei 60°C gelöst. Die Poly(1 ,4-alpha-glucan) in Lösung wurde in 100ml Wasser unter Rühren gegeben. Über Nacht wurden die Mikropartikel bei 5°C gefällt und anschließend gewaschen, eingefroren und gefriergetrocknet.
Beispiel 9:
Mehrfache Verwendung der beladenen Glutathion-Sepharose als Katalysator
Die Sepharose-Beads und die während der Katalyse gebildeten Mikropartikel sind aufgrund ihrer unterschiedlichen Größen (siehe Fig. 6) durch Filtration mit einer Glas-Fritte leicht voneinander zu trennen. Die abgetrennten Sepharose-Beads kön- nen für neue Biotransformationen eingesetzt werden. Fig. 10 zeigt die Ergebnisse von mehrmaligen Einsätzen GST-AmSu beladener Glutathion-Sepharose. Die mehrfachen Ansätze sind vergleichbar mit dem unter Beispiel 6 beschriebenen Ansatz.
Beispiel 10:
Regeneration der Glutathion-Sepharose Beads
Durch die Biokatalyse bildet sich eine Amyloseschicht um die Katalysatoren, die den Stoffaustausch zwischen dem Katalysator und dem Biotrafo-Puffer behindert und letztendlich sogar verhindert. Um die Glutathion-Sepharose Beads zu regenerieren, werden die Biokatalysatoren mit DMSO gewaschen und können nach dem Spülen mit PBS wieder neu mit GST-AmSu - z.B. aus einem Aufschluß rekombinanter E. coli's - beladen werden.
Beispiel 11 : Rezyklisierungsansatz
GST-AmSu wird von einer beladenen Glutathion-Sepharose mittels pH-Shift eluiert (siehe Beispiel δ) und für eine Biotransformation analog zu zu Beispiel 6 eingesetzt. Nach vollständigem Umsatz wird das Produkt Poly(1 ,4-alpha-glucan) durch Zentrifu-
gation vom Reaktionsüberstand mit der GST-AmSu abgetrennt. Die GST-AmSu wurde danach erneut an Glutathion-Sepharose gebunden und folglich isoliert. Nach einem Waschschritt wurde die Amylosucrase eluiert (pH-Shift) und mit neuem Bio- trafo-Puffer versetzt.
Literatur
Bücke, C. (1998) Polysaccharide biotechnology - a Cinderella subject. Trends Bio- technol. 16:δ0-δ3.
De Montalk, G.P., Remaud-Simeon, M., Willemot, R.M., Planchot, V. and Monsan, P. (1999) Seuquence analysis of the gene encoding amylosucrase from Neisseria polysaccharea and characterization of the recombinant enzyme. J. Bacteriol. 181 ,
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MacKenzie, C.R., Perry, M.B., McDonald., IJ. and Johnson, K.G. (1977) Glycogen synthesis by amylosucrase from Neisseria perflava. Can. J. Microbiol. 23: 1303- 1307.
Nelson, J.M. und Griffin, E.G. (1916) Adsorption of invertase. J. Am. Chem. Soc. 38:
1109-1116.
Saleemuddin, M. (1999) Bioaffinity based immobilization of enzymes. Adv. Biochem.
Eng. Biotechnol. 64: 203-226.
Beschreibung der Figuren Fig. 1 : Plasmidkarte von pGEX-4T-1-AmSu Fig. 2: Plasmidkarte von pGEX-4T-1-AmSu5
Fig. 3:A) Mit Coomassie gefärbte SDS-PAGE. Spuren 1 und 2: Mit Thrombin elu- ierte GST-AmSu; Spur 3: Aufschluß von E. co//-Zellen, die das Plasmid pGEX-4T-1- AmSu tragen nach der IPTG-Inuktion; Spur 4: Aufschluß von E. co//-Zellen, die das Plasmid pGEX-4T-1-AmSu tragen vor der IPTG-Inuktion. Die Pfeile deuten auf die GST-AmSu und auf die kleinere Form, die durch die Thrombinspaltung entsteht, hin. B) Mit Coomassie gefärbte SDS-PAGE. Spuren 1 und 2 zeigen das mit Glutathion eluierte GST-AmSu-Protein. Spur 3 zeigt eine feste Probe der mit GST-AmSu beladenen Glutathion-Sepharose.
Fig. 4: Alternative Elution der GST-AmSu von der Glutathion-Sepharose-Matrix mit unterschiedlichen pH-Werten. Das Eluat wurde in Volumen von 1 ml aufgefangen und auf Amylosucrase-Aktivität getestet. Fraktion Nr. 5 enthält etwa 50% der Gesamtaktivität.
Fig. 5: Verlauf eine Biokatalyse mit immobilisierter GST-AmSu. Fig. 6: Mikroskopische Aufnahme eines Biokatalyse-Ansatzes mit immobilisierter GST-AmSu (Vergrößerung 100fach). In der Bildmitte dominiert ein mit GST-AmSu beladenes Sepharose-Bead. Umgeben wird der Katalysator von NEO-Amylose- Kügelchen.
Fig. 7: Größenverteilung der Amylosemoleküle in der NEO-Amylose gemäß GPC- Analyse. Die mittlere Molekülmasse liegt bei 43δ0g/mol. Fig. 8: Elektronenmikroskopische Aufnahme von Mikropartikeln, die aus NEO- Amylose hergestellt wurden. Fig. 9: Verlauf von Biokatalysen mit mehrfach eingesetztem Katalysator.