VERFAHREN ZUR HERSTELLUNG EINES METALL-MÄTRIX-VERBUNDWERKSTOFFS UND EINE VORRICHTUNG ZUR DURCHFÜHRUNG DIESES VERFAHRENS
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Metall-Matrix-Verbundwerkstoffs sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens .
Bauteile aus Leichtmetallen wie z.B. Magnesiumlegierungen für die Fahrzeugindustrie werden zum größten Teil im Druckgießverfahren gefertigt. Die dabei verwendeten Legierungen sind Weiterentwicklungen von bereits seit langem bekannten Werkstoffen. Diese Werkstoffe erfüllen durchaus funktionale Anforderungen, zeigen jedoch einsatzspezifisch bei der Verwendung in höher beanspruchten Strukturbauteilen entscheidende Schwächen, die den Einsatz in diesen Bereichen deutlich beschränken. Vergleichsweise niedrige Steifigkeiten sowie unzureichende Festigkeiten und Kriechbeständigkeit im Bereich erhöhter Temperaturen oberhalb von 120 °C kennzeichnen die verfügbaren Standardlegierungen.
Warmfeste Sonderlegierungen, die über das Standarddruckgießen verarbeitet werden, enthalten Silicium bzw. Seltenerdmetalle.
Zur Zeit wird auch Legierungen wieder Beachtung geschenkt, die bei reduziertem Aluminium- und erhöhtem Zinkgehalt mit Calcium legiert sind und für Temperaturen bis 150°C eingesetzt werden können. Allerdings sind bei den Calcium legierten Qualitäten deutliche Einschränkungen bzgl . der Gießbarkeit im Druckgießen im Kauf zu nehmen.
Für Temperaturbereiche oberhalb von 150 bis 200°C stehen nur noch komplexe Legierungen mit Seltenerdmetallen und/oder Silber zur Verfügung. Legierungen der Gruppe QE können bis zu 250°C eingesetzt werden, Hochleistungswerkstoffe der Gruppe WE bis hin zu 300°C.
Allerdings sind bei diesen Werkstoffen sehr hohe Kosten von mehr als DM 50 pro kg anzusetzen. Sie finden nahezu ausschließlich als Sandguss- oder Schmiedelegierungen in der Luft- und Raumfahrttechnik Anwendung.
Schwerpunkte in der Entwicklung von hochfesten, kriechbeständigen Magnesiumwerkstoffen für Einsatztemperaturen oberhalb von 200°C liegen auf dem Gebiet der Ausscheidungshärtung mit Legierungselementen wie Scandium, Yttrium und Gadolinium. Aufgrund der extrem hohen Kosten für diese Legierungselemente ist die wirtschaftliche Anwendbarkeit in der Massenteilfertigung jedoch nicht absehbar.
Gemäß einem anderen Entwicklungsansatz zur Erhöhung der Warmfestigkeit und Kriechbeständigkeit von Magnesiumlegierungen unter weitestgehender Beibehaltung des niedrigen spezifischen Gewichtes sind Metall-Matrix-Verbundwerkstoffe. Werkstoffseitig werden Kurz- und Langfaserverstärkung vielfach untersucht. Die mit diesen neuen Werkstoffentwicklungen verbundenen Eigenschaftsverbesserungen sind vielversprechend und entscheidende, grundlegende Zusammenhänge bzgl. Werkstoffverhalten und Werkstoff- versagen konnten bereits aufgefunden werden.
Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in der Partikelverstärkung der Legierungen, die hier vorzugsweise über Aluminium basierte oxidkeramische oder SiC-Partikel erreicht wird. Diese Art der Verstärkung wird nahezu ausschließlich zur Erhöhung der Festigkeit und der Steifigkeit eingesetzt. Eine signifikante Verbesserung der Kriecheigenschaften wird nicht erreicht.
Wesentlich ausgeprägter ist die Verbesserung der Kriecheigenschaften bei Faserverstärkung. Diese wird in der Regel als diskontinuierliche Verstärkung mit Kohlenstoff- oder A^C^-Kurzfa- sern eingesetzt.
Kohlefasern werden vor allem aufgrund ihrer mit dem Magnesium vergleichbaren Dichte eingesetzt, wobei allerdings ihre Handhabung schwieriger ist .
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Verwendung von A^Og-Fasern interessant. So konnte für die Legierung AZ91 mit einer AI2O3-
KurzfaserverStärkung eine Ver ässerung der Kriechfestigkeit bis zu Einsatztemperaturen von 200 °C erzielt werden, bei der Legierung im AS41 findet man eine ausreichende Kriechbeständigkeit bis 250°C. Die Festigkeit und Steifigkeit werden durch die
erhöht, das Ermüdungsverhalten bei
Dauerbelastung verbessert .
Deutliche Eigenschaftsverbesserungen wurden auch bei Verwendung von SiC-Whiskern in der AZ91-Legierung gefunden. Allerdings ist mit den herkömmlichen Verfahren die Verwendung von Whiskern in großtechnischem Maßstab kaum realisierbar, da die Verarbeitung der Whisker aufgrund der Cancerogenität der stabilen Kurzfasern Probleme bereitet.
Die bislang bekannten Verfahren zur Herstellung der oben beschriebenen Verbundwerkstoffe und deren Verarbeitung sind jedoch aufwendig bzw. beschränken sich auf einige wenige sehr spezielle Anwendungen.
Aufgrund des häufig anzutreffenden Falles von deutlich unterschiedlichen Dichten von Matrix-Metall und Verstärkungsstoffen kämpfen herkömmliche Technologien mit Seigerungsproblemen. Die
Folge davon sind ungleichmäßige Verteilungen der Verstärkungsstoffe in der Metallmatrix.
In aller Regel werden sogenannte Preforms aus dem entsprechenden Fasertypus hergestellt und anschließend mittels Squeeze Casting mit Magnesiumschmelze getränkt. Auf diese Weise sollen sogenannte Inserts für späteres Umgießen oder vollständig verstärkte Bauteile (z.B. Kolben für Verbrennungsmotoren) hergestellt werden. Anschaulich ist diese Verfahrensweise beispielsweise von O. Öttinger, R.F. Singer, Z. Metallkd. 84 (1993), 12 beschrieben.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es ein Verfahren anzugeben, mit dem die Metall-Matrix-Verbundwerkstoffe einfach und wirtschaftlich hergestellt werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß von einem Verfahren der Eingangs genannten Art gelöst, wobei das Matrixmetall und eine in die Matrix einzuarbeitende Verstärkungskomponente in fester Form vorgemischt und als Mischung einem Aufbereitungsaggregat zugeführt werden, welches einen Extruder umfasst, in welchem das Matrix-Metall plastifiziert und die Mischung von Matrix-Metall und Verstärkungskomponente homogenisiert wird.
Alternativ kann das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt werden, dass das Matrix-Metall in einem einen Extruder umfassenden Aufbereitungsaggregat plastifiziert wird und eine Verstärkungskomponente über eine Seiteneinspeiseeinrichtung dem Extruder zugeführt wird, in welchem dann eine Homogenisierung der Mischung von plastifiziertem Matrix-Metall und Verstärkungskomponente erfolgt .
Schlüssel zu dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die Verwendung eines Extruders zur Aufbereitung des metallischen Materials und
gleichzeitig der Herstellung einer homogenen Mischung von metallischem Matrixmaterial und der Verstärkungskomponente.
Bauteile, die nach einem solchen Verfahren hergestellt sind, insbesondere Bauteile aus Magnesium- und Aluminiumwerkstoffen, können mit Stahlblechkonstruktionen sowie Teilen aus Kunststoffen konkurrieren.
Mit der vorbeschriebenen erfindungsgemäßen Technologie lassen sich feste Verstärkungsstoffanteile bis max. 50 Vol.% verarbeiten.
Will man das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von Formteilen verwenden, empfiehlt es sich einen Extruder mit einer sogenannten Schubschnecke zu verwenden, bei der der vordere Teil des Extruderzylinders als eine Akkumulationskammer vor der Schneckenspitze ausgebildet wird, in der sich die Mischung aus metallischem Matrixmaterial und Verstärkungskomponente sammelt und aus der es durch eine schnelle Vorschubbewegung der Schnek- ke in das an den Extruder angeschlossene beheizte Werkzeug geschossen wird. Bevorzugt liegt das metallische Matrixmaterial als teilerstarrtes bzw. teilerschmolzenes Material vor und wird in einem thixotropen globulären Zustand verarbeitet bzw. in das Werkzeug bzw. dessen Formkavität geschossen.
Bei der Verarbeitung von Magnesiumlegierungen zeigt die innere Struktur des erstarrten Bauteiles bzw. Formteiles ein Gefüge aus globulitisch ausgebildetem primärem Magnesiummischkristall eingelagert in eine legierungsabhängige eutektische Matrix. Das zuvor beschriebene Metallspritzgießen erfordert keine Schmelzmetallurgie und keine Schutzgastechnologie wie es vom herkömmlichen Druckgießen her bekannt ist. Man kann diesen Vorgang deshalb als vollständig abgeschlossen, d.h. als in situ-Prozess verstehen. Die so gefertigten Bauteile liegen bzgl. ihres Eigenschaftsprofils über dem von herkömmlich hergestellten Druck-
gussteilen und weisen neben einem niedrigeren Porositätsniveau und einer höheren Oberflächengüte eine höhere Maßgenauigkeit auf und das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich zudem durch ein verbessertes Materialausbringen aus.
Alternativ zu der Schubschnecke kann ein vom Extruder gesondertes Ausformaggregat verwendet werden, was zum einen ebenfalls die Funktion des Einschießens von Material in eine Formkavität erfüllen kann indem ein Druckgießzylinder, befüllt aus dem Extruder, verwendet wird, oder aber ein Ausformaggregat in Anlehnung an die Stranggieß- bzw. Strangpresstechnik sein. Hierbei werden dann sogenannte Halbzeuge gefertigt, die in einem weiteren Schritt weiterverarbeitet werden können.
Die Verwendung eines Druckgießzylinders anstelle der Schubschnecke als Einspritzaggregat zum Einschießen der Mischung aus Matrixmetall und Verstärkungskomponente in Formkavitäten hat den Vorteil, dass hier geringere Massen bewegt werden müssen und somit letztendlich größere Schussgeschwindigkeiten und/oder größere Schussmassen verarbeitet werden können.
Die Vormischung von Matrixmetall und Verstärkungsstoffen kann in einem gesonderten, vorgeschalteten Aggregat geschehen oder aber auch im Einfülltrichter selbst. Beispielsweise können die Komponenten Matrixmetall und Verstärkungskomponente gleichzeitig dem Einfülltrichter zudosiert werden.
Bevorzugt wird das Matrixmetall in Granulat-, Span- oder Pulverform mit der Verstärkungskomponente vorgemischt.
Alternativ wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, dass das Matrixmetall in einem einen Extruder umfassenden Aufbereitungsaggregat plastifiziert wird und eine Verstärkungskomponente über eine Seiteneinspeiseeinrichtung dem Extruder zugeführt wird in welchem dann eine Homogenisierung der Mischung
von plastifiziertem Matrixmetall und Verstärkungskomponente erfolgt.
Auch bei diesem Verfahren gilt, dass der Extruder mit einer Schubschnecke ausgerüstet sein kann, wie zuvor beschrieben, oder aber dem Extruder ein gesondertes Ausformaggregat zugeordnet werden kann, beispielsweise wie zuvor erwähnt, ein herkömmlicher Druckgießzylinder zur funktioneilen Trennung von Aufarbeiten des Verbundwerkstoffs und ein Einschießen desselben in eine Formkavität. Auch bei dieser Alternative können Halbzeuge im Stranggieß- oder Strangpressverfahren hergestellt werden.
Bei beiden Verfahrensalternativen empfiehlt es sich den Extruder als eine Doppelschnecken- oder Vielschneckenmaschine auszubilden, da diese Maschinen gegenüber Einschneckenmaschinen eine bessere Kontrolle über den Fördervorgang erlauben und damit wesentlich einfacher zu einer homogenen Mischung von Matrixmetall und Verstärkungskomponente führen. Hier wird mit Vorteil insbesondere bei der Verarbeitung von metallischen Materialien der Effekt ausgenutzt, dass die kämmenden Schnecken plastifiziertes Material von einer auf die andere Schnecke und wieder zurück übertragen und hierdurch den Mischvorgang unterstützen. Insbesondere entfällt hier das bei Einschneckenextrudern häufig beobachtete Problem, dass sich eine Art Schmierfilm aus verflüssigtem und niedrig viskosem Matrixmetall an der inneren Zylinderwandung ausbildet, der die Mischleistung des Extruders herabsetzt und ebenso dessen Transportleistung.
Mit dem erfindungsgemäßen Einsatz von Doppelschnecken- oder Vielschneckenmaschinen wird dieses Problem drastisch vermindert und im Zuge der sehr gut zu kontrollierenden Förderung des Materials die Variationsbreite in der Zeitdauer der Behandlung des Materials im Extruder minimiert, so dass eine sehr hohe Konstanz in der Bauteilqualität erzielbar ist.
Die erfindungsgemäß zu verwendenden Doppelschnecken- oder Vielschneckenmaschinen können zum einem gleichsinnig drehend verwendet werden. Dies hat insbesondere bei faserförmigen Verstärkungskomponenten den Vorteil, dass diese als Langfasern eingearbeitet werden können und im Laufe der Einarbeitung mit einem relativ hohen Anteil in ihrer ursprünglichen oder nur unwesentlich verminderten Länge erhalten bleiben.
Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung empfehlen sich Fasergehalte bis zu 25 Vol.%, bezogen auf den Werkstoff.
Erfindungsgemäß lassen sich andererseits auch Extruder in Form von Doppelschnecken- oder Vielschneckenmaschinen einsetzen bei welchen die Schnecken gegensinnig drehend sind. Hier gewinnt man den zusätzlichen Vorteil, dass hier in der Tat eine zwangsweise Förderung der zu mischenden Materialien vorgenommen wird, so dass eine exakte Zeitkontrolle für die Behandlungzeit der zu mischenden Materialien erhalten werden kann. Allerdings wirken hier erhebliche größere Scherkräfte auf faserförmige Verstärkungskomponenten, so dass es hier zu einem Abbau von Langfasern zu Kurzfasern in größerem Umfang kommen kann.
Als Matrixmetalle eignen sich für das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere Nichteisen-Metalle, d.h. insbesondere Aluminium, Magnesium und Zink bzw. deren Legierungen.
Die Verstärkungskomponenten können wie zuvor bereits erwähnt faserförmig sein, aber auch partikelförmig, beispielsweise pul- verförmig, kugelförmig oder plättchenförmig.
Bei der Auswahl von Verstärkungskomponenten in Faserform werden insbesondere Fasern aus Oxidkeramik, Karbiden und/oder Kohlenstoff bevorzugt .
Bei einer besonders bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens werden Fasern als Endlosfasern verwendet, welche beim Zuführen zum Extruder in Lang- oder Kurzfasern geschnitten werden. Dies vereinfacht die Handhabung der Fasern und insbesondere auch deren Vereinzelung und letztendlich homogenen Mischung mit dem Matrixmetall.
Vorstellbar ist auch, die Endlosfasern direkt dem Extruder zuzuleiten und diese über die Scherwirkung der Schnecke in Langoder Kurzfasern zu schneiden.
Die als Verstärkungskomponente in Frage kommenden Fasern sind häufig aus deren Produktion mit Bindemittel und Schlichte versehen, um deren Handhabung dabei zu verbessern. Bei der Einarbeitung der Fasern in die Metallmatrix sind diese Behandlungsmittel jedoch eher hinderlich, weil sie zum einen Fremdstoffe in den Verbundwerkstoff eintragen, die an sich unerwünscht sind und die sich zudem im Verlauf der Aufarbeitung der Mischung von Matrixmaterial und Fasern im Extruder abbauen und so zum Teil unkontrolliert die Zusammensetzung des Verbundwerkstoffs beeinflussen.
Deshalb wird bevorzugt das Bindemittel und Schlichte, die auf den Fasern eventuell vorhanden sind, vor dem Zudosieren zum Extruder entfernt. Das Entfernen von Bindemittel und Schlichte geschieht bevorzugt thermisch bei Temperaturen von ca. 400°C oder mehr, beispielsweise in dem die Lang- oder Kurzfasern (die bevorzugt direkt von einem Endlosfasermaterial gewonnen werden) durch einen Ofen geleitet werden und danach direkt einer Einspeiseeinrichtung des Extruders zugeführt werden. Somit kann verhindert werden, dass die bindemittel- und schlichtefreien Lang- oder Kurzfasern zusammenballen und so ein Homogenisieren der Verstärkungskomponente in der Metallmatrix erschweren oder gar unmöglich machen und zu Anhäufungen dieser Verstärkungskom-
ponente in Teilen des Matrixmaterials unerwünschterweise führen können.
Als Ofen wird insbesondere ein Drehrohrofen verwendet, da hier ausreichende Verweilzeiten zur vollständigen Entfernung von Bindemittel und Schlichte gewährleistet werden können. Bevorzugt werden die Heizquellen im Inneren des Ofens angeordnet. Bevorzugte Heizquellen sind hierbei Infrarotstrahler.
Um zu einer besonders homogenen Verteilung ohne allzu großen apparativen Aufwand zu kommen, wird bevorzugt die Verstärkungskomponente zunächst mit dem Matrixmetall benetzt, wobei hier bereits auf eine starke Vereinzelung der Verstärkungskomponente, insbesondere wenn sie in Faserform eingesetzt wird, geachtet wird und in einem folgenden Schritt die Homogenisierung mit dem Matrixmetall insgesamt durchgeführt wird.
Bevorzugt wird insbesondere unter Beachtung des vorgenannten Aspektes die Verstärkungskomponente über eine Seiteneinspeiseeinrichtung zu dem Extruder zu einem Zeitpunkt zudosiert, zu dem das Matrixmetall auf eine Temperatur oberhalb der Solidus- temperatur bereits aufgeheizt ist. Dies erleichtert ein schnelles Benetzen der zudosierten Verstärkungskomponente mit Matrixmetall und eine nachfolgende schnelle Homogenisierung der Mischung.
In vielen Anwendungsfällen ist es bevorzugt unterhalb der Liquidustemperatur zu arbeiten, so dass das Matrixmetall in thixotropem bzw. fest-flüssigen Zustand im Extruder vorliegt.
Für das Benetzen der Verstärkungskomponente mit Matrixmetall kann es insbesondere bei bestimmten Verstärkungskomponenten von Vorteil sein, bei oder knapp oberhalb der Liquidustemperatur zu arbeiten, d.h. die Verstärkungskomponente wird zu einem Zeitpunkt zu dem Extruder zudosiert zu dem das Matrixmaterial bei-
spielsweise in einem Temperaturbereich von ca. 5 bis ca. 10 °C oberhalb der Liquidustemperatur aufgeheizt ist. Diese Temperatur ist noch nahe genug an der Liquidustemperatur um nachteilige Auswirkungen auf das Gefüge in dem fertigen Bauteil- bzw. Formteil oder Halbzeug zu vermeiden und andererseits vermeidet dieser Temperaturbereich das Vorliegen von erstarrten Anteilen, die dann nur schwierig oder unter erhöhtem Zeitbedarf in die Homogenisierung von Matrixmetall und Verstärkungskomponente mit einbezogen werden können.
Der weiteren Verbesserung der Einmischung der Verstärkungskomponente, insbesondere auch deren Benetzung durch das Matrixmetall, dient die Maßnahme die Verstärkungskomponente vorzuwärmen, bevor sie dem Aufarbeitungsaggregat, insbesondere über die Seiteneinspeiseeinrichtungen, zudosiert wird.
Wie bereits zuvor kurz angesprochen erleichtert es die Homogenisierung von Verstärkungskomponente und Matrixmetall, wenn die Fasern umfassende Verstärkungskomponente vor der Mischung mit dem Matrixmetall bzw. vor dem Zudosieren zu dem Matrixmetall vereinzelt werden.
Die Erfindung betrifft ferner einen Metall-Matrix-Verbundwerkstoff, welcher nach einem erfindungsgemäßen Verfahren, wie zuvor beschrieben, hergestellt ist.
Die Efindung betrifft insbesondere Formteile, die aus dem Metallverbundwerkstoff, wie zuvor beschrieben, hergestellt worden sind.
Die Efindung betrifft weiterhin Halbzeuge, die aus dem Metallverbundwerkstoff, wie zuvor beschrieben, hergestellt sind.
Die Vorteile, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Formteile und Halbzeuge aus Metallverbundwerkstoff
liegen insbesondere darin, dass eine extrem hohe Homogenität in der Verteilung der Verstärkungskomponente in der Metallmatrix sichergestellt werden kann und dass der gesamte Prozess sozusagen als ein in situ-Prozess durchgeführt werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren stellt auch bei schwierig zu verarbeitenden Verstärkungskomponenten eine homogene Verteilung der Verstärkungskomponente in der Metallmatrix sicher.
Insbesondere lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren in den Verfahrensprodukten, nämlich den Formteilen und den Halbzeugen, sicherstellen, dass unerwünschte Anhäufungen von Verstärkungskomponente in der Metallmatrix vermieden werden, insbesondere ein Zusammenballen von Verstärkungsfasern oder ein Agglomerieren von partikelförmigen bzw. granulären Verstärkungsstoffen.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wobei sich diese Vorrichtung dadurch auszeichnet, dass sie eine Mischvorrichtung zum Mischen des Matrixmetalls mit einer Verstärkungskomponente, jeweils in festem Zustand, umfasst und dass die Vorrichtung eine Einschnecken-, Zweischnecken- oder Vielschneckenmaschine umfasst, mit deren Hilfe die Mischung aus Matrixmetall und Verstärkungskomponente plastifizierbar und homogenisierbar ist.
Alternativ kann die Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens so ausgelegt sein, dass diese einen Extruder umfasst, mit dem Matrixmetall plastifizierbar ist und dass der Extruder Seiteneinspeiseeinrichtungen umfasst, über die die Verstärkungskomponente dem Matrixmetall, insbesondere dem bereits plastifizierten Matrixmetall zudosierbar ist.
Bevorzugt schließt sich an die Vorrichtung eine Ausformeinheit an, mit der das aus dem Extruder angelieferte Material direkt zu Halbzeug oder Formteilen ausgeformt werden kann. Hier wird
dann wie zuvor erwähnt der Prozess sozusagen als in situ-Prozess durchgeführt, was insbesondere die bei der Verarbeitung von Leichtmetallen ansonsten notwendige aufwendige Schutzgastechnologie in großem Umfang überflüssig macht.
Die Ausformeinheit wird bevorzugt als Strangguss- oder Strangpressaggregat ausgelegt sein, wenn es um die Herstellung von Halbzeugen geht. Formteile werden bevorzugt mit einer Ausformeinheit in Form eines Druckgießaggregates hergestellt, wobei der Extruder direkt den Schusszylinder des Druckgießaggregates befüllt und dieses dann die Mischung aus Matrixmetall und Verstärkungskomponente in eine Formkavität einschießt.
Schließlich kann vorgesehen sein, dass der Extruder benachbart zu seinem Auslass über den die Ausformeinheit bedient wird, eine Entgasungseinheit umfasst, über die gegebenenfalls sich im Extruder, beispielsweise durch eingeschleppte Bindemittel- oder Schlichtemittelanteile entstehende, gasförmige Nebenprodukte abgeführt werden können.
Diese und weitere Vorteile der Erfindung werden im Folgenden anhand der Zeichnung noch näher erläutert, welche in der einzigen Figur schematisch eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt.
Die Zeichnung zeigt in schematischer Darstellung einen Extruder 10 vom Typ eines Doppelschneckenextruders, in dessen Extruderzylinder 12 zwei Schnecken gelagert sind, von denen in dem aufgebrochen dargestellten Bereich nur die vordere Schnecke 14 zu sehen ist. Die Schnecke 14 greift mit ihrem Profil in das Profil der dahinter liegenden Nachbarschnecke. Dabei schließt die Kopffläche 16 der Schneckengänge der einen Schnecke 14 an die Kernfläche 18 der (nicht sichtbaren) NachbarSchnecke an. Der Abstand vom Kopfdurchmesser Kj der einen Schnecke zum Kern- durchmesser K2 der Nachbarschnecke sowie der Abstand der
Schneckenflanken zueinander sind so zu wählen, dass bei einem zu verarbeitenden metallischen Material mit dendritischen Eigenschaften zum einen eine gewünschte Scherbelastung erzeugt werden kann, zum anderen aber die verflüssigte Phase des metallischen Materials aufgrund seiner niedrigeren Viskosität nicht unkontrolliert durch die Spalte zwischen den Schneckenflanken, den Kopfflächen 16 und den Kernflächen 18 sowie den Kopfflächen 16 und der Innenwandung 20 des Extruderzylinders 12 strömen kann. Die kämmenden Schnecken bilden, im Falle, dass diese gegensinnig angetrieben werden, nach vorn fortschreitende abgeschlossene Kammern, in denen das Material zwangsweise transportiert wird.
Mit dem Schervorgang werden zum einen die dendritischen Strukturen der festen Partikel in globulitische Strukturen gewandelt, zum anderen wird damit in gewissem Umfang Reibungswärme freigesetzt.
Anschließend an den Bereich des Fülltrichters 22 zur Beschickung des Extruders 10 mit metallischem Material, beispielsweise in Granulat-, Span- oder Pulverform, befindet sich das Antriebsaggregat 24 für die Schnecken 14. Zwischen dem Antriebsaggregat 24 und dem Zylinder 12 sowie der Schnecke 14 werden Wärmeentkoppelungen (nicht dargestellt) angeordnet.
Anschließend an den Fülltrichter 22 befinden sich eine Reihe von Einspeisevorrichtungen 26 bis 29 durch die Zusatzmaterialien an den Prozeß- und Temperaturstu-fen in den Extruder 10 eingegeben werden können, die für das jeweilige Eingabematerial geeignet sind. Über jeweils im Halbschnitt dargestellte Heizmanschetten 30 wird thermische Energie von außen in den Extruder 10 eingebracht.
Die Einspeisevorrichtungen 26 bis 29 können wahlweise Einführtrichter, Dosierschnecken, Stopfvorrichtungen, Band- oder Ro-
vingzuführungen, Extruder (inklusive der erfindungsgemäßen Doppelschneckenextruder) oder Injektionsaggregate für Flüssigkeiten sein.
Im vorliegenden Fall ist die Einspeisevorrichtung 27 mit einer Vorrichtung direkt gekoppelt, die Endlosfasern 32 von einem Wickel 34 abzieht und einem Schneidwerk 36 zuführt in dem die Endlosfasern zu Lang- oder Kurzfasern 38 geschnitten werden.
Von dem Schneidwerk 36 gelangen die Lang- bzw. Kurzfasern direkt in einen Ofen 40, in dem eine Befreiung der Fasern 38 von Bindemittel und Schlichte thermisch vorgenommen wird. Vorstellbar ist auch, die Endlosfasern in einem Ofen von Bindemittel und Schlichte thermisch zu befreien und diese erst dann einem Schneidwerk zuzuführen. Die so aufbereiteten und gleichzeitig vorgewärmten Fasern gelangen dann über die Seiteneinspeisevorrichtung 27 in den Extruder 10, wo sie von dem Schneckensystem eingezogen und mit dem Matrixmetall vermischt werden.
Bevorzugt werden die Einspeiseeinrichtungen 26 bis 29 mit einem Inertgas als Schutzgas beaufschlagt.
An dieser Stelle sei betont, daß die Schnecke 14 rein schematisch dargestellt ist und über ihre Länge selbstverständlich durchaus eine variierende Konfiguration aufweisen kann. Insbesondere gegenüberliegend zu den Seiteneinspeiseeinrichtungen 26 bis 29 werden die korrespondierenden Schneckenabschnitte an die jeweilige Funktion der Schnecke 14 angepaßt sein.
Das im Extruder 10 erzeugte fest-flüssige, metallische, thixo- trope Material, das mit den verschiedensten weiteren Zusatzmaterialien, auch weiteren Verstärkungsstoffen, gemischt sein kann, wird über einen ersten beheizten Kanal 42 in den Druckgießzylinders 44 geleitet. Im Druckgießzylinder 44 ist ein Kolben 46 reversierbar angeordnet.
An den Druckgießzylinder 44 schließt sich ein zweiter, zu einer Formkavität (nicht dargestellt) führender beheizter Kanal 48 an, der mit einer aktiv steuerbaren Verschlußdüse 50 verschließbar ist.
Der Kolben 46 ist über eine hydraulische Kolben-Zylindereinheit 52 eines Hydrauliksystems 54 reversierender Weise verschiebbar.
Im Betrieb wird das im Extruder 10 erzeugte thixotrope oder auch flüssige metallische Material, das mit dem Verstärkungsstoff und gegebenenfalls verschiedenen weiteren Zusatzmaterialien gemischt sein kann, über den ersten beheizten Kanal 42 in den Druckgießzylinder 44 geleitet, dessen Ausgang durch die Verschlußdüse 50 abgesperrt ist. Die hydraulische Kolben/Zylindereinheit 52 wird für den Füllvorgang des Druckgießzylinders 44 so angesteuert, daß der Kolben 46 kontrolliert zurückgeschoben werden kann und bei Erreichen der erforderlichen Füllmenge gestoppt wird. Der Füllvorgang erfolgt bei dem vom Extruder 10 erzeugten niedrigen Druckniveau (z. B. 5 bis 120 bar).
Beim anschließenden Druckgießvorgang wird der Kolben 46 von der hydraulischen Kolben-Zylindereinheit 52 vorgeschoben und im Druckgießzylinder mittels einer Drucküberhöhung auf Einspritzdruck (z. B. 1500 - 2000 bar) gebracht. Über das geöffnete Verschlußventil 50 und den zweiten beheizten Kanal 48 gelangt das thixotrope oder gegebenenfalls flüssige metallische Material in die Formkavität.
In der Zeichnung ist lediglich ein Druckgießzylinder 44 dargestellt, es können jedoch zwei oder mehrere wechselweise oder parallel zu befüllende Zylinder vorgesehen werden. Diese Zylinder können dabei lediglich über einen verzweigten ersten beheizten Kanal versorgt werden. Die Anordnung von Mehrwege- schaltventilen ist dabei nicht unbedingt erforderlich, da die
Befüllung der Druckgießzylinder jeweils über die Ansteuerung der zugehörigen hydraulischen Kolben-Zylindereinheit erfolgt.