Elektromagnetisches Einspritzventil
Stand der Technik
Die Erfindung betrifft ein elektromagnetisches Einspritzventil mit Doppelspule, bei dem eine erste und zweite Magnetspule mit gleichen Kenngrößen auf dem selben Magnetkreis angeordnet sind, deren eine Enden gemeinsam mit einer Speisespannung und deren andere Enden einzeln mit einem ersten und zweiten Schaltmittel einer elektronischen Ansteuerschaltung verbunden sind, wobei eine von der Ansteuerschaltung ansteuerbare Halteschaltung parallel zur ersten Magnetspule geschaltet ist.
Ein derartiges elektromagnetisches Einspritzventil ist aus der DE-OS 2 306 007 bekannt. Bei dem bekannten elektromagnetischen Einspritzventil dienen zwei oder mehr Magnetspulen auf dem selben Magnetkreis und eine funktioneil an diese Anordnung angepaßte elektronische Ansteuervorrichtung dazu, das Absperrorgan des Einspritzventils zu öffnen und zu schließen, indem durch eine erste Erregung eine das Absperrorgan aus seinem geschlossenen Zustand öffnende elektromagnetische
Anziehungskraft, durch eine zweite Erregung eine das Absperrorgan, nachdem es einmal geöffnet wurde, in seinem geöffneten Zustand haltende elektromagnetische
Anziehungskraf , und schließlich durch eine dritte Erregung ein entgegengesetzter magnetischer Fluß erzeugt wird, um den induzierten magnetischen Fluß zu löschen, damit das Absperrorgan aus seinem geöffneten Zustand geschlossen wird.
Allgemein ist bei einem elektromagnetischen Einspritzventil der Stromanstieg und damit auch der Kraftanstieg im Anker im wesentlichen durch die Induktivität und den Widerstand der Ventilspule und die VersorgungsSpannung Ubatt der Spule bestimmt. Die Induktivität ergibt sich durch die Windungszahl der Spule und die Bauform des Magnetkreises. Im Kraftfahrzeug ist die Versorgungsspannung auf 12 Volt begrenzt. Heutige Anforderungen an die Einschaltzeit eines im Kraftfahrzeug eingesetzten elektromagnetischen
Einspritzventils führten bei einfacher Ventilspule zu sehr hohen Strömen, die mit bisherigen Schalttransistoren und den vorhandenen Leitungswiderständen nicht realisiert werden können.
Bis heute wird der notwendige schnelle Strom- und Kraftanstieg im Einspritzventil beim Einschalten mit höherer Spannung aus einem Boosterkondensator, der mit einem Gleichspannungs-Gleichspannungs-Umrichter oder durch Recharge aufgeladen wird, erzielt. Der Gleichspannungs-
Gleichspannungs-Umrichter ist bei Magnetkreisen mit hohen Wirbelstromverlusten notwendig, da hier ein Recharge mit der Induktivität des Ventils einen zu schlechten Wirkungsgrad hat . Außerdem würde der Recharge mit dem Ventil zu zu langen Ladezeiten des Boosterkondensators führen. Der Rechargestrom führt zu einer Erregung im Magnetkreis, der die Sicherheit gegen Leckage und ungewolltes Öffnen des Ventils verringert.
Aufgaben und Vorteile der Erfindung
Somit ist es Aufgabe dieser Erfindung, ein zuverlässig arbeitendes elektromagnetisch betätigtes Einspritzventil mit möglichst kurzen Ein- und Ausschaltzeiten und geringem Schaltungsaufwand zu erreichen.
Die obige Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen elektromagnetischen Einspritzventil dadurch gelöst, daß die beiden Magnetspulen gegenläufig gewickelt sind, so daß sich ihre Kraftwirkungen bei gleichem Erregungsstrom aufheben, und daß die Ansteuerschaltung die Schaltmittel während eines kompletten Öffnungs-Halte-Schließzyklus des Ventiles so ansteuert, daß
in einer ersten Phase ein anfänglicher Ladevorgang bei geschlossenem Ventil stattfindet, wobei beide Schaltmittel bei inaktiver Halteschaltung geschlossen sind und ein relativ langsamer Anstieg des durch die beiden Magnetspulen fließenden Stroms stattfindet,
in einer zweiten Phase, die eine Öffnungsphase des Ventils ist, der Strom durch die zweite Magnetspule durch Öffnung des zweiten Schaltmittels schnell abgeschaltet wird, während das erste Schaltmittel geschlossen und die Halteschaltung inaktiv bleibt,
während einer dritten Phase, einer Haltephase, die Halteschaltung aktiviert und damit der Strom durch die erste Magnetspule auf eine Haltestromstärke abgesenkt wird, und
in einer vierten Phase, die eine Schließphase ist, zum Schließen des Ventils wenigstens die Halteschaltung inaktiviert und das erste Schaltmittel geöffnet wird.
Durch die Doppelspule mit aufhebender Wirkung wird der eigentliche Einschaltvorgang des Ventils, d.h. das Öffnen des Ventils in der zweiten Phase in einen Abschaltvorgang in einer der beiden Spulen umgewandelt. Der schnelle Stromabfall wird jetzt durch die Dimensionierung der Löschspannung bestimmt. Schnelle Anstiegszeiten der Kraft sind damit ohne eine Erhöhung der VersorgungsSpannung realisierbar. Die Ansteuerung des Einspritzventils ist mit herkömmlicher Schaltendstufe oder durch eine stromgeregelte Schaltendstufe realisierbar. Durch die Umkehrung des Differenzstroms beim Ausschalten ist es außerdem möglich, den Schließvorgang zu verkürzen. Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung liegt somit in der Vereinfachung und Verbilligung der Endstufe. Der Boosterkondensator und der Gleichspannungs-Gleichspannungs-Umrichter können im Steuergerät entfallen. Dadurch ist die Endstufe auch einfacher im Steuergerät integrierbar.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden in den abhängigen Ansprüchen sowie in der nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen elektromagnetischen Einspritzventils mit Doppelspule deutlich, wenn diese Beschreibung unter Bezugnahme auf die beiliegende Zeichnung gelesen wird.
Zeichnung
Figur 1 zeigt schematisch und in Form eines
Blockschaltbilds eine bevorzugte Schaltung eines
elektromagnetischen Einspritzventils mit Doppelspule in Verbindung mit Endstufen der Ansteuerschaltung; und
Figur 2A bis 2E zeigt Signalverläufe von in der Schaltung von
Figur 1 auftretenden Signalen in Abhängigkeit von der Zeit, zur Erläuterung der Funktionsweise der in Figur 1 dargestellten Schaltung.
Ausführungsbeispiel
In der in Figur 1 dargestellten Schaltung ist mit 1 ein Ersatzschaltbild eines elektromagnetischen Einspritzventils mit Doppelspule dargestellt. Darin besteht der Magnetkreis des Einspritzventils 1 aus zwei gegenläufig gewickelten Magnetspulen SPl und SP2. Beide Magnetspulen SPl, SP2 haben die selben Kenngrößen, d.h. Windungszahl, Induktivität L und Wicklungswiderstand Rcu, und ihre Kraftwirkung hebt sich aufgrund der gegenläufigen Wicklungsrichtung bei gleichem Strom ISP1, ISP2 auf. Beide Magnetspulen SPl und SP2 sind mit ihrem einen Ende gemeinsam an eine Versorgungsspannung z.B. im Kraftfahrzeug Ubatt = 12 Volt gelegt. Ein erstes Schaltmittel Sl, das symbolisch als einfacher steuerbarer Schalter dargestellt ist, liegt in
Reihe zur ersten Magnetspule SPl, ist einer stromgeregelten Schaltendstufe 2 zugeordnet und wird von einem Ansteuersignal Al/2 derselben geöffnet und geschlossen. Im Stromkreis der ersten Magnetspule SPl liegt ferner ein Strommessglied, das in Figur 1 ein in Reihe zum ersten
Schaltmittel Sl liegender Widerstand Rsens ist, wobei die an diesem Widerstand Rsens abfallende Spannung proportinal zu dem durch ihn fließenden Strom ISP1 des Stromkreises der
ersten Magnetspule SPl ist.
Parallel zum ersten Schaltmittel Sl und zum Strommessglied Rsens ist ein erstes Löschmittel, z.B. in Form einer Zenerdiode ZD1 mit der Zenerspannung UZD1, geschaltet.
Alternativ kann eine RC-Löschung vorgesehen sein. Das erste Löschmittel ZD1 dient zum schnellen Abschalten des Stroms ISP1 durch die erste Magnetspule SPl, wie nachstehend noch näher erläutert wird. Ferner liegt eine aus einem durch ein Ansteuersignal l/l von der stromgeregelten Schaltendstufe 2 offen- und schließbares Schaltmittel S/1 und einer Diode gebildete Halteschaltung parallel zur ersten Magnetspule SPl, die zum Halten des geöffneten Zustands des Einspritzventils bei geöffnetem ersten Schaltmittel Sl dient, wie nachstehend näher erläutert wird.
Außerdem liegt in Reihe zur zweiten Magnetspule SP2 ein zweites durch ein Ansteuersignal A2 offen- und schließbares Schaltmittel S2 , dem ein zweites Löschmittel in Form einer Zenerdiode ZD2 parallel geschaltet ist. Das zweite
Schaltmittel S2 wird von einer ungeregelten einfachen Schaltendstufe 3 betätigt. Die parallel zum zweiten Schaltmittel S2 liegende, als zweites Löschmittel dienende, Zenerdiode ZD2 dient zum schnellen Abschalten des Stroms ISP2 durch die zweite Magnetspule SP2 , wie nachstehend erläutert wird.
Alternativ zu der in Figur 1 gezeigten bevorzugten Schaltungsausführung ist es auch möglich in anderen Ausführungen mit zwei einfachen Schaltendstufen ohne Stromregelung das Doppelspuleneinspritzventil 1 zu betreiben. Die nachstehend beschriebene Stromabsenkung der Haltephase ist dann allerdings nicht möglich.
Nachstehend werden Funktion und Wirkungsweise der beschriebenen und in Figur 1 dargestellten erfindungsgemäßen Schaltung des elektromagnetischen Doppelspuleneinspritzventils anhand des in Figur 2 dargestellten Signal -Zeitdiagramms beschrieben. In Figur 2A-2E sind die zeitlichen Abläufe jeweils des Ansteuersignais A2 für das zweite Schaltmittel (Figur 2A) , des Ansteuersignais Al/2 für das erste Schaltmittel Sl (Figur 2ß) , des Ansteuersignais Al/1 für die Halteschaltung (Figur 2C) , des Differenzstroms Id = ISP1 - ISP2 der Ströme durch die erste und zweite Magnetspule SPl und SP2 (Figur 2D) sowie der Einzelströme ISP1, ISP2 durch die erste und zweite Magnetspule SPl und SP2 über einen gesamten in vier Phasen, Phase 1, Phase 2, Phase 3, Phase 4 unterteilten
Öffnungs-Halte-Schließzyklus von einem Zeitpunkt tO bis zu einem Zeitpunkt t6 dargestellt. Die nachstehende Beschreibung erfolgt in der Reihenfolge der Phase 1 bis zur Phase 4.
Ladevorgang, Phase 1; tO-tl
Bei tO werden oder sind beide Schaltmittel Sl, S2 eingeschaltet; A2 und Al/2 sind EIN (Figur 2A und B) . Der Anstieg der Ströme ISP1, ISP2 erfolgt relativ langsam
(Figur 2E) . Der maximale Strom I0-EIN = Ubatt/Rcu ist bei Ubatt = 12 Volt kleiner als I0-AUS beim Abschalten in Phase 2. Beide Spulen SPl, SP2 , d.h. beide Schaltmittel Sl, S2 müssen daher relativ früh vor dem eigentlichen Öffnen des Ventils 1 eingeschaltet werden. Der Strom in dieser Phase kann durch geeignete Wahl der Schließzeit vor Phase 2 (Öffnungszeit tl) gesteuert werden. Eine alternative Möglichkeit stellt die Stromregelung in beiden Spulen SPl,
SP2 dar. Die Steigung des Stromanstiegs zum Zeitpunkt tO gibt die Zeitkonstante Tau = L/Rcu an. Aufgrund der gleichen Kenngrößen und der gegensinnigen Wicklung der beiden Magnetspulen SPl, SP2 ist der Differenzstrom Id = ISP1 - ISP2 = 0 (Figur 2D) .
Öffnen des Ventils, Phase 2; tl-t3 :
Zu Beginn zum Zeitpunkt tl wird der Strom Isp2 durch Öffnen von S2 durch A2 = AUS mit der einfachen Schaltendstufe 3 schnell mit Löschung durch die zweite Zenerdiode ZD2 abgeschaltet (Figur 2A) . Der Stromgradient beim Abschalten zum Zeitpunkt tl wird durch I0-AUS = U2D2/Rcu und Tau = L/Rcu bestimmt . Bei entsprechend hoher Löschspannung UZD2 der Zenerdiode ZD2 ist dieser Stromgradient wesentlich höher als beim Einschalten. Der Strom ISP1 durch die Magnetspule SPl bleibt auf AnzugsStromniveau I0-EIN eingeschaltet. Dies kann alternativ auch durch eine Stromregelung durchgeführt werden (vgl . Figur 2E) . Der Kraftanstieg im Ventil ist proportional dem Quadrat des Differenzstrom Id = ISP1 - ISP2 und daher sehr schnell (kurze Einschaltzeit) .
Haltephase 3 bei geöffnetem Ventil: t3-t5
Der Differenzstrom Id (Figur 2D) wird in der Haltephase mit der stromgeregelten Schaltendstufe 2, die den Stromregler 4 enthält, an der Magnetspule SPl auf das Haltestromniveau abgesenkt und durch die Stromregelung zwischen Id-Hmax und Id-Hmin geregelt. Das Abschalten von Sl mit dem
Ansteuersignal Al/2 erfolgt mit Stromlöschung durch die erste Zenerdiode ZDl. Auch hier gilt, daß eine entsprechend hohe Zenerspannung UZD1 das Löschen und damit den
Abschaltvorgang des Stroms ISP1 beschleunigt. Zum Halten des Haltestromniveaus wird die Halteschaltung, d.h. das Schaltmittel Sl/1 durch das Ansteuersignal Al/1 geschlossen (Figur 2C) und Sl intermittierend geöffnet und geschlossen (Figur 2ß) . Der Haltestrom ISP1-H wird in Phase 3 zwischen ISPl-Hmax und ISPl-Hmin geregelt.
Schließen des Ventil; Phase 4, t5-t6:
Zum Schließen des Ventils wird entweder nur der Strom ISP1 durch die Magnetspule SPl abgeschaltet oder, was in Figur 2 nicht dargestellt ist, zur Unterstützung des Schließvorgangs mit noch kürzeren Ausschaltzeiten der Strom ISP1 durch die Spule SPl bei gleichzeitigem kurzen Einschalten des Stroms ISP2 durch die Magnetspule 2 abgeschaltet . Der Differenzstrom Id und damit die Kraftwirkung werden dadurch umgekehrt .
Figur 2 zeigt außerdem in den Phasen 2, 3 und 4 die mit den erfindungsgemäßen Maßnahmen erreichbaren hohen negativen
Stromgradienten, die durch die eingetragenen Zeitkonstanten Tau symbolisiert sind.
Durch die erfindungsgemäß vorgesehene Doppelmagnetspule mit aufhebender Wirkung wird der eigentliche Einschaltvorgang des elektromagnetischen Einspritzventils, d.h. sein Öffnen in der Phase 2 in einen Abschaltvorgang in einer der beiden Magnetspulen umgewandelt. Der schnelle Stromabfall wird durch die Dimensionierung der Löschspannung bestimmt. Schnelle Anstiegszeiten der Kraft sind damit ohne die
Versorgungsspannung hochsetzende Maßnahmen realisierbar. Die Ansteuerung des elektromagnetischen Einspritzventils ist mit herkömmlicher Schaltendstufe bzw., wie im o.b.
bevorzugten Ausführungsbeispiel, mit stromgeregelter Schaltendstufe realisierbar. Durch Umkehrung des Differenzstroms Id beim Ausschalten in Phase 4 ist es außerdem möglich den Schließvorgang zu verkürzen.
Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung liegt somit in der Vereinfachung der Endstufe. Der Boosterkondensator und der Gleichspannungs-Gleichspannungsumrichter im Steuergerät entfallen. Dadurch läßt sich die Endstufe einfacher im Steuergerät integrieren.