Verfahren zur Regelung des AIF3-Gehaltes in Kryolithschmelzen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung des AIF3-Gehaltes in Kryolithschmelzen für die Aluminium-Reduktion, wobei die Temperatur der Schmelze gemessen wird.
Ein derartiges Verfahren ist aus US-A-4,668,350 bekannt. Bei dem hier offenbarten Verfahren wird eine bekannte Beziehung zwischen der Badtemperatur und der Badzusammensetzung (NaF : AIF3) benutzt. Aus dieser Beziehung wird eine Solltemperatur des Bades berechnet abhängig von einer Soll-Zusammensetzung (NaF : AIF3). Es wird die Temperatur des Bades gemessen und AIF3 zugefügt, wenn die Badtemperatur höher ist als die Solltemperatur. Allerdings wird die Badtemperatur auch von eine Reihe weiterer Faktoren beeinflußt.
Es ist die Aufgabe der Erfindung ein sehr genaues Verfahren anzugeben, das es ermöglicht, die Aluminium-Reduktion bei einer möglichst niedrigen Temperatur, also möglichst energiesparend zu betreiben.
Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß die Liquidustemperatur der Kryolithschmelze gemessen wird, daß die gemessene Liquidustemperatur mit einem ersten Sollwert verglichen wird, daß AIF3 dem Bad zugegeben wird, wenn die gemessene Liquidustemperatur höher ist als der erste Sollwert, daß die gemessene Liquidustemperatur mit einem zweiten Sollwert, der niedriger ist als der erste Sollwert, verglichen wird, wenn die gemessene Liquidustemperatur niedriger ist als der erste Sollwert und daß NaF oder Na2CO3
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dem Bad zugegeben wird, wenn die gemessene Liquidustemperatur niedriger ist als der zweite Sollwert.
Da die Liquidustemperatur einer Schmelze sehr genaue Rückschlüsse auf den Anteil einzelner Bestandteile der Schmelze zuläßt, eröffnet das erfindungsgemäße Verfahren die Möglichkeit, den Aluminium-Reduktionsprozess möglichst energiegünstig und damit möglichst wirtschaftlich durchzuführen. Die Erfindung umfaßt ausdrücklich auch den umgekehrten Vergleich zwischen einem Sollwert und dem gemessenen Wert der Liquidustemperatur, nämlich, daß die gemessene Liquidustemperatur zunächst mit dem zweiten Sollwert verglichen wird, daß NaF oder Na2CO3 dem Bad zugegeben wird, wenn die gemessene Liquidustemperatur niedriger als dieser zweiter Sollwert ist, daß die gemessene Liquidustemperatur mit dem ersten Sollwert, der größer als der zweiter Sollwert ist, verglichen wird, wenn die gemessene Liquidustemperatur höher ist als der zweite Sollwert und daß AIF3 dem Bad zugegeben wird, die gemessene Liquidustemperatur höher ist als dieser erste Sollwert. Wenn also beispielsweise die gemessene Liquidustemperatur kleiner ist als der zweite Sollwert, ist selbstverständlich ein Vergleich mit den ersten, höheren Sollwert überflüssig. Wenn die gemessene Liquidustemperatur zwischen den beiden Sollwerten liegt, erfolgt keine Zugabe einer die Liquidustemperatur beeinflussenden Komponente.
Zwei unterschiedliche Sollwerte sind notwendig, um eine Pufferzone zu schaffen und Überreaktionen zu vermeiden, die durch ständige Ausgleichszugaben auftreten könnten.
Die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Sollwerten hängt unter anderem ab von der Stabilität des Aluminium-Reduktionsprozesses; ist der Prozess stabil, kann diese Temperaturdifferenz geringer gewählt werden. Die Liquidustemperatur des Bades ist abhängig von allen Bestandteilen, insbesondere von AI2O3 und AIF3. Die Differenz zwischen beiden Sollwerten hängt daher auch davon ab, auf welche Weise und in welcher Menge und Genauigkeit AIF3 (oder anderen Komponenten wie AI2O3) zugeführt wird. Beispielsweise kann die Differenz um so kleiner sein, je geringer die jeweils zugeführte Menge ist. Bei einer Punktdosierung (point feeder) wird weniger und genauer dosiert als bei einer Mittenbedienung (centre bar breaker) oder Seitenbedienung (sideworked cell). Die Differenz zwischen dem ersten und dem zweiten Sollwert hängt unter anderem auch ab von der Erfahrung des die Schmelze steuerenden Arbeiters, wobei grundsätzlich gilt, daß die Differenz mit steigender Erfahrung des Arbeiters kleiner werden kann.
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Grundsätzlich kann die Liquidustemperatur der Schmelze durch Zugabe von AIF3 gesenkt und durch Zugabe von NaF erhöht werden. Für eine Erhöhung ist jedoch auch die Zugabe von Na2CO3 möglich, da Na2CO3 zur Bildung von NaF in der Schmelze und damit zur Erhöhung des NaF-Anteiis und zur Verringerung des AIF3-Anteils beiträgt. Eine zu hohe Liquidustemperatur zeigt eine zu geringe AIF3-Konzentration an, während eine zu geringe Liquidustemperatur eine zu hohe AIF3-Konzentration anzeigt. Bei Zugabe von NaF oder Na2CO3 wird zusammen mit AIF3 Kryolith gebildet und so die AIF3-Konzentration gesenkt. Anfangs kann ein Sollwert für eine Liquidustemperatur ermittelt werden aus den bekannten Phasendiagrammen unter Berücksichtigung der Ausgangszusammensetzung des Bades. Der zweite Sollwert wird festgelegt für eine angenommene Badzusammensetzung. Die konkreten Zusammenhänge zwischen der Badzusammensetzung und der Badtemperatur an sich sind in US-A-4,668,350 ausführlich beschrieben. Insofern wird auf diese Offenbarung ausdrücklich Bezug genommen.
Gemäß der Erfindung ist es vorteilhaft, daß die Abkühlkurve einer Probe der Schmelze außerhalb des Schmeizbades selbst gemessen und dabei die Liquidustemperatur bestimmt wird. Prinzipiell ist es allerdings auch möglich, die Liquidustemperatur durch andere geeignete und dem Fachmann hinreichend bekannte Verfahren zu messen.
Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
Der erste Sollwert kann aus der durchschnittlichen oder aktuellen Badzusammensetzung berechnet werden. Zum Beispiel ein Bad mit einem Anteil von 5 % CaF2 , 3 % AI2O3 und mit einem Überschuß von 12 % AIF3 (Halvor Kvande in Journal of Metallurgy, November 1994, S. 22 ff.) weist eine Liquidustemperatur von 955 °C auf. Bei einem AIF3-Überschuß von 11 % beträgt die Liquidustemperatur 960 °C und bei einem AIF3-Überschuß von 13 % beträgt die Liquidustemperatur 950 °C. Das heißt, eine Änderung des AIF3-Überschusses von 2% bewirkt eine Änderung der Liquidustemperatur von 10 °C. Derartige Berechnungen sind beispielsweise in Solheim et al., Light Metals 1995, S. 451 ff. (The Minerals, Metals & Materials Society 1995) beschrieben. Wenn der erste Sollwert beispielsweise 960°C beträgt und eine Liquidustemperatur von 970°C gemessen wird, ist der AIF3 -Überschuß um 2% zu erhöhen.
Bei stabilem Bad kann die Solltemperatur (der Sollwert) gesenkt werden. Dadurch steigt die AIF3-Konzentration, was zu einer höheren Stromeffizienz führt. Wenn die Badzelle instabil
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wird, ist die Liquidustemperatur (der Sollwert) zu erhöhen. Die Zellenstabilität kann auf üblicher Weise durch regelmäßige Kontrollen mit einem geeigneten Sensor überwacht werden.
Der zweite Sollwert hängt ab unter anderem von der Art der Zugabe von AI2O3 zu dem Bad. Bei einer automatischen oder einer Punkt-Dosierung kann der zweiter Sollwert etwa 10 °C unterhalb des ersten Sollwertes liegen, bei Mittenbedienung und ohne Automatisierung der Zugabe kann der zweite Sollwert etwa 20 °C unterhalb des ersten Sollwertes liegen. Liegt der gemessene Wert der Liquidustemperatur oberhalb des ersten Sollwertes, wird entsprechend der obengenannten Modell-Zusammensetzung AIF3 zugeführt, liegt er unterhalb des zweiten Sollwertes, wird NaF (beziehungsweise Na2CO3) zugeführt , wobei eine Zugabe von 3 % NaF (bezogen auf das gesamte Bad) zu einer Erhöhung der Liquidustemperatur von etwa 10 °C führt. Wenn der zweite Sollwert 950°C beträgt und eine Liquidustemperatur von 940°C gemessen wird, ist eine Zugabe von 3 % NaF (oder eine dementsprechende Menge Na2CO3), bezogen auf das gesamte Bad, erforderlich.
Die Messungen können beispielsweise alle zwei Tage oder täglich durchgeführt werden.