Haarpflegemittel
Gegenstand der Erfindung ist ein Haarpflegemittel, das nicht-ionische Emulgatoren, Monoalkohole mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen, wasserunlösliche Silikonöle und/oder Fettsäurester, Fettalkoholether oder Fettalkoholester enthält.
Es ist bekannt, daß die Haare durch äußere Einwirkungen verschiedenster Art in ihren physikalischen, chemischen und morphologischen Eigenschaften geschädigt werden können. So wird das Haar durch kosmetische Behandlungen, wiederholtes Bleichen, Dauerwellen und Färben aber auch schon durch häufiges Waschen mit entfettenden Tensiden, durch Klimaeinflüsse wie Luftfeuchtigkeits- und Temperaturunterschiede oder durch die intensive Einwirkung von Sonnenlicht, aber auch durch mechanische Behandlung wie Kämmen oder Frottieren besonders im Bereich der Haarspitzen stark beansprucht und strapaziert.
Das Haar wird dann spröde und verliert seinen Glanz. Beim Bürsten und Kämmen lädt sich das derartig geschädigte Haar elektrostatisch auf. Die Haaroberfläche wird aufgeraut und es kommt zu Verfilzungen und Verknotungen. Die Folge ist eine außerordentlich schlechte Kämm- und Entwirrbarkeit des Haares.
Haarpflegemittel mit einer kämmbarkeitsverbesserten und pflegenden Wirkung, die üblicherweise in Form einer Spülung angewendet werden, können dann eine erhebliche Verbesserung des Haarzustandes bewirken und gewinnen deshalb eine immer größere Bedeutung. Derartige Haarpflegemittel liegen im allgemeinen in Form von Emulsionen oder Suspensionen vor, welche Fettalkohole, Wachse, Öle sowie anionische, amphotere, nichtionische, überwiegend jedoch kationische Emulgatoren enthalten.
Kationische Emulgatoren pflegen das durch äußere Einflüsse geschädigte Haar und verbessern seine Kämmbarkeit. Nachteilig ist jedoch, daß sie im allgemeinen die
Elastizität des Haares beinträchtigen, so daß es schlapp herunterhängt und "belastet" wirkt. Dies ist vor allem bei feinem Haar ein Problem. Außerdem haben kationische
Emulgatoren die zusätzlichen Nachteile, daß sie recht stark augenreizend und biologisch nicht abbaubar sind.
Es sind deshalb auch schon Rezepturen für Haarpflegemittel vorgeschlagen worden, mit denen die natürlichen Eigenschaften des Haares wie gute Kämmbarkeit, Halt der Frisur, Fülle des Haares usw. wiederhergestellt werden sollen. So ist bspw. in der Europäischen Patentschrift 0662 816 ein Haarpflegemittel beschrieben, das Polymere, ausgewählt aus der Gruppe der kationischen, amphoteren und nichtionischen Polymeren, Alkylpolyglykoside und Fettalkohole enthält und zum Reinigen und Pflegen von menschlichen Haaren enthält.
Trotzdem stellte sich auch weiterhin die Aufgabe, die bisher bekannten Rezepturen zur Herstellung von Haarpflegemitteln weiter zu verbessern, insbesondere in Bezug auf die geringere Belastung der Haare, und dabei auf den Einsatz kationischer Emulgatoren soweit wie möglich zu verzichten.
Es wurde nun gefunden, daß ein Haarpflegemittel allen gestellten Anforderungen genügt, wenn es einen oder mehrere nichtionische Emulgatoren, einen oder mehrere geradkettige Monoalkohole mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen, ein oder mehrere wasserunlösliche Silikonöle und/oder einen oder mehrere Fettsäurester, Fettalkoholether oder Fettalkoholester enthält.
Vorzugsweise sollte das erfindungsgemäße Haarpflegemittel die nichtionischen Emulgatoren und die geradkettigen Fettalkohole mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen in einer Menge von 0,1 bis 20 Gewichtsprozent, besonders bevorzugt in einer Menge von 0,5 bis 6 Gewichtsprozent enthalten. Das wasserunlösliche Silikonöl sollte in einer Menge von 0,02 bis 5 Gewichtsprozent eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäß eingesetzten nichtionogenen Emulgatoren enthalten als hydrophile Gruppe z.B. eine Polyolgruppe, eine Polyalkylenglycolethergruppe oder
eine Kombination aus Polyol- und Polyglycolethergruppen. Solche Verbindungen sind bspw.
- Alkylpolyglucoside wie die Plantaren- und Plantacare-Typen der Fa. Henkel oder die Oramix-Typen der Fa. Seppic;
- Fettsäure-Zuckerester wie die Ryoto Sugar Ester der Fa. Mitsubishi;
- Ester von gegebenenfalls ethoxylierten Zuckeralkoholen mit Fettsäuren wie die Tween- und Span-Typen der Fa. ICI;
- Anlagerungsprodukte von 2 bis 30 Mol Ethylenoxid und/oder 0 bis 5 Mol Propylenoxid an lineare Fettalkohole mit 8 bis 22 C-Atomen, an Fettsäuren mit 12 bis 22 C-Atomen und an Alkylphenole mit 8 bis 15 C-Atomen in der Alkylgruppe,
- C12 bis C22-Fettsäuremono- und -diester von Anlagerungsprodukten von 1 bis 30 Mol Ethylenoxid an Glycerin,
- Glycerinmono- und -diester und Sorbitanmono- und -diester von gesättigten und ungesättigten C8-C22-Fettsäuren und deren Ethylenoxidanlagerungsprodukte und
- Anlagerungsprodukte von 5 bis 60 Mol Ehtylenoxid an Rizinusöl und gehärtetes Rizinusöl.
Bei den als nichtionische Emulgatoren eingesetzten Verbindungen mit Alkylgruppen kann es sich jeweils um einheitliche Substanzen handeln. Es ist jedoch in der Regel bevorzugt, bei der Herstellung dieser Stoffe von nativen, pflanzlichen oder tierischen Rohstoffen auszugehen, so daß man Substanzgemische mit unterschiedlichen, vom jeweiligen Rohstoff abhängigen Alkylkettenlängen erhält.
Bei den Emulgatoren, die Anlagerungsprodukte von Ethylen- und/oder Propylenoxid an Fettalkohole oder Derivate dieser Anlagerungsprodukte darstellen, können sowohl Produkte mit einer "normalen" Homologenverteilung als auch solche mit einer
eingeengten Homologenverteilung verwendet werden. Unter "normaler"
Homologenverteilung werden dabei Mischungen von Homologen verstanden, die man bei der Umsetzung von Fettalkohol mit Alkylenoxid unter Verwendung von
Alkalimetallen, Alkalimetallhydroxiden oder Alkalimetallalkoholaten als Katalysatoren erhält. Eingeengte Homologenverteilungen werden dagegen erhalten, wenn bspw.
Hydrotalcite, Erdalkalimetallsalze von Ethercarbonsäuren, Erdalkalimetalloxide, - hydroxide oder -alkoholate als Katalysatoren verwendet werden.
Bevorzugt werden hierbei Emulgatoren ohne Polyglycolethergruppen im hydrophilen Molekülteil; besonders bervorzugt werden Zuckerester und -ether, wie z.B. Alkylpolyglucoside und Saccharoseester. Die Emulgatoren werden bevorzugt in Konzen-trationen von 0,1 bis 20 Gewichtsprozent eingesetzt, besonders bevorzugt in Konzentrationen von 0,2 bis 5 Gewichtsprozent.
Als Alkohole werden erfindungsgemäß einwertige, gesättigte oder ungesättigte, lineare oder verzweigte Alkohole mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen eingesetzt. Bevorzugt werden hierbei gesättigte oder ungesättigte lineare Alkohole; besonders bevorzugt werden gesättigte lineare Alkohole mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen. Diese Alkohole werden bevorzugt in Konzentrationen von 0,1 bis 20 Gewichtsprozent eingesetzt, besonders bevorzugt in Konzentrationen von 0,2 bis 5 Gewichtsprozent.
Das erfindungsgemäße Haarpflegemittel kann jedoch anstelle von Silikonöien als Einzelkomponente die Komponenten Fettsäureester, Fettalkoholether oder Fettalkoholester in einer Menge von 0,1 bis 10 Gew.-% enthalten. Sie leiten sich von Fettsäuren oder Fettalkoholen ab, die eine gerade oder verzweigte Kohlenstoffkette mit 6 bis 40 Kohlenstoffatomen aufweisen, gesättigt oder ungesättigt sind und auch OH-Gruppen in der Kette enthalten können. Verzweigte Verbindungen kommen in den synthetischen Estern und Ethern sowie den natürlichen Wachsen vor. Ungesättigte und hydroxylierte Fettsäuren und Fettalkohole finden sich in Triglyceriden und Wachsen. Geeignete Verbindungen sind z.B. Weizenkeimöl, Spermöl, Lanolinalkohol- und Lanolinsäurederivate, Octylstearat (RCetiol 868 von Henkel), Hexyllaurat (RCetiol A von Henkel), Dioctyladipat (RArlamol DOA von ICI), Isopropylmyristat und
Octyldodecanol (REutanol G von Henkel), Walrat, Bienenwachs, Frucht- und andere
Pflanzenwachse.
Diesen Fettsäureestern, Fettalkoholethern oder Fettalkoholestern im erfindungsgemäßen Haarpflegemittel können außerdem wasserunlösliche Silikonöle zugesetzt werden.
Demzufolge besteht das erfindungsgemäße Haarpflegemittel aus a) einem oder mehreren nicht-ionischen Emulgatoren, b) einem oder mehreren Monoalkoholen mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen und c) einem oder mehreren wasserunlöslichen Silikonölen und/oder einem oder mehreren Fettsäurestern, Fettalkoholethern oder Fettalkoholestern.
Die in dem erfindungsgemäßen Haarpflegemittel enthaltenen wasserunlöslichen Silikonöle haben im allgemeinen die chemische Struktur der Formeln (I) oder (II)
oder
-[SiR2 - O -]n- (H)
in der R eine C-,-C3-Alkyl- oder eine Phenylgruppe darstellt, A eine R3-Si-Gruppe oder bei hochmolekularen Silikonen auch ein H-Atom sein kann und X eine hydrophobe Seitenkette darstellt, z.B. C8-C22-Alkyl oder eine Alkylgruppe mit Aminofunktionen oder eine lineare oder verzweigte Polydimethylsiloxangruppe, und n und m ganze Zahlen sind, wobei n zwischen 1 bis 5000 und m zwischen 0 und 500 liegt. Bevorzugt werden hier Dimethicone (z.B. Dow Corning 200 Fluids), Phenyltrimethicone (z.B. Abil AV- Typen der Fa. Goldschmidt), Cyclomethicone (z.B. Dow Corning 244 Fluid), Dimethiconol (z.B. Dow Corning 1401), Alkyldimethicone (z.B. Dow Corning 2502 und 2503) oder aminofunktionelle Silikone (z.B. Dow Corning 939 Oder 8220). Besonders bevorzugt werden Dimethicone, Phenyltrimethicone und Cyclomethicone. Die
Silikonöle werden bevorzugt in Konzentrationen von 0,02 bis 5 Gewichtsprozent, besonders bevorzugt in Konzentrationen von 0,1 bis 2 Gewichtsprozent eingesetzt.
Die vorteilhaften Eigenschaften des erfindungsgemäßen Haarpflegemittels, insbesondere wenn das Haarpflegemittel neben den Emulgatoren und Monoalkoholen als dritte Komponente nur Silikonöle enthält, können weiter verbessert werden, wenn als weiterer Bestandteil 0,01 bis 3 Gewichtprozent eines oder mehrerer kationischer Polymerer zugesetzt werden. Geeignet hierfür sind alle kosmetisch akzeptablen, kationisch geladenen Polymeren. Hervorzuheben hierfür sind Copolymere von Diallyl- dimethyl-ammoniumchlorid, (Trimethylammoniummethyl)methacrylat und anderen an sich bekannten, kationischen, organischen, ungesättigten Verbindungen, wie Gafquat 755N (Polyquaternium-11) der Fa. ISP oder Merquat 550 (Polyquatemium 7) der Fa. Chemviron SA. Auch durch den Zusatz von kationisierten, natürlichen Polysacchariden wie Jaguar C13S (Guar Hydroxy-propyl Trimonium chlorid) der Fa. Rhone-Poulenc, oder durch kationisierte Proteine wie Lamequat L (Lauryldimonium Hydroxypropyl Hydrolyzed Collagen) der Fa. Grünau/Henkel oder durch Dimethylsiloxan mit quatemisierten Endgruppen wie Abil Quat 3272 (Quaternium-80) von der Fa. Goldschmidt, werden die Eigenschaften des erfindungsgemäßen Haarpflegemittels vorteilhaft beeinflußt. Die kationischen Polymere werden bevorzugt in Konzentrationen von 0,01 bis 3 Gewichtsprozent eingesetzt.
Außer den vorstehend genannten Bestandteilen können die erfindungsgemäßen Haarpflegemittel noch weitere Komponenten enthalten, die in Haarpflegemitteln üblicherweise angewendet werden. Hierzu gehören:
- Konsistenzgeber und Verdickungsmittel wie Agar-Agar, Guar-Gum, Alginate und Xanthan-Gum oder Ester aus ethoxylierten Polyolen und Fettsäuren wie Polyglyceryl(2)polyoxyethylen(4)stearat,
- Öle und Wachse wie z.B. Triglyceride pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, Walrat, Bienenwachs, Montanwachs, Paraffinöle, Vaseline, Wollwachs, Frucht- und andere Pflanzenwachse;
- Haarpflegestoffe wie Panthenol, Vitamine, Biotin, Zucker und Proteine und außerdem
- organische Säuren, Konservierungsmittel, Parfümöle und andere Hilfsstoffe.
Das erfindungsgemäße Haarpflegemittel liegt als O/W-Emulsion vor, die auch als Aerosol oder mittels einer Pumpe versprüht oder aufgeschäumt werden kann.
Das erfindungsgemäße Haarpflegemittel sollte auf einen pH-Wert von 2 bis 8 eingestellt werden. Es kann als Grundlage für direktziehende Farbstoffe und damit für Haartönungen verwendet werden.
Die folgenden Beispiele und Vergleichsversuche von Haarspülungen sollen die Erfindung noch genauer beschreiben:
Betreffend ein Haarpflegemittel, welches neben den Emulgatoren und Monoalkoholen als dritte Komponente Silikonöle enthält, kommen folgende Beispiele in Betracht:
Wenn es sich um ein erfindungsgemäßes Haarpflegemittel handelt, welches neben den Emulgatoren und Monoalkoholen als dritte Komponente einen oder mehrere Fettsäurester, Fettalkoholether oder Fettalkoholester enthält, kommen folgende Beispiele in Betracht:
Bei diese Beispielen liegen die pH-Werte aller Rezepturen zwischen 6,0 und 6,5. Alle Prozentangaben bedeuten Gew.-% Aktivsubstanz.
Die in den Rezepturen verwendeten Rohstoffe tragen folgende INCI-Namen
Die Herstellung der vorstehend genannten Rezepturen erfolgt wie üblich: die 80°C warme Lösung der wasserlöslichen Rohstoffe wird in die bei 80°C geschmolzenen Wachsphasen eingerührt, die Emulsion bei 80°C fünf Minuten emulgiert, ggf. homogenisiert und unter Rühren abgekühlt; bei ca. 30°C werden das Parfüm und die anderen wärmeempfindlichen Rohstoffe eingearbeitet und die
Wasserverdampfungsverluste ausgeglichen.
Die vorstehend genannten erfindungsgemäßen Rezepturen wurden mit den folgenden, dem Stand der Technik entsprechenden Rezepturen V-, und V2 verglichen.
V1 repräsentiert eine typische kationische Spülung gemäß dem Stand der Technik. In V2 fehlt die erfindungsgemäße Komponente Silikonöl. E1 - E3 sind erfindungsgemäße Rezepturen.
Alle genannten Beispiele wurden von Friseuren im Halbseitenversuch gegen unbehandelt sowie gegen V1 getestet. Dabei wird jeweils auf 6 Köpfen nach der Haarwäsche die eine Hälfte der Haare mit dem einen, die andere Hälfte der Haare mit dem anderen Präparat (bzw. nicht, bei den Vergleichen gegen unbehandelt) behandelt, die Spülung dann ausgespült, danach wurde das Haar vom Friseur gemäß typischen Pflegekriterien, vor allem Griff, Kämmbarkeit und Belastung im feuchten wie im trockenen Haar, Haltbarkeit, Volumen und Elastizität der Frisur und statische Aufladung des trockenen Haares im Vergleich der beiden Kopfseiten beurteilt. Auf diese Weise werden auch kleine Unterschiede bemerkt, die im monadischen Vergleich nicht auffallen.
In diesen Tests zeigte V1 die für eine gängige Spülung übliche gute Pflegeleistung (gute Kämmbarkeit, glatter Griff), allerdings verbunden mit einer merklichen Belastung der Haare, was sich auch am "Zusammmenfallen" der Frisur bemerkbar machte. V2 zeigte keine solche Belastung, aber die Pflegeleistung war dafür ebenfalls deutlich schlechter. E1 - E3 dagegen zeigten wie V2 keine Belastung der Haare, die Frisur behielt Elastizität und Volumen; die Pflegeleistung andererseits war der von V1 ebenbürtig.