Vorrichtung zum Separieren von Mikroobjekten
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Separieren von einzelnen biologischen Mikroobjekten, insbesondere von biologischen Objekten Die Objekte sind hierbei auf einem festen planaren Trager nebeneinander angeordnet Mit diesem Verfahren können aus einer sehr großen Zahl von Mikroobjekten (z B lO3 bis 106) einzelne Objekte raumlich abgetrennt und ausgesondert werden Voraussetzung für dieses Separierverfahren ist die vorherige Erkennung und Selektion der betreffenden Objekte aufgrund signifikanter analytischer Eigenschaften (z B durch
Fiuoreszenzspektroskopie oder durch radioaktive Markierung) Unter "Mikroobjek Querabmessung <50 μm zu verstehen Unter "biologischen Objekten" werden im Rahmen der vorhegenden Anmeldung vor allem (lebende) biologische Zellen verstanden.
Die Separation von biologischen Zellen mit Pipetten ist grundsatzlich bekannt
Hierbei handelt es sich um Verfahren, die von Pasteurpipetten Gebrauch machen In J. A. Benson, J. Exp. Biol. 170, 203 (1992) wird die Separation von Zellen im Grόßenbereich zwischen 50 und 100 μm beschrieben, die von einer Pipette mit einem Durchmesser von 0,5 mm räumlich aus einer Population getrennt werden
Zur Separation einzelner biologischer Objekte lassen sich Objekte mit optischen
Methoden, wie der optischen Pinzette (Optical Tweezer) in einer wäßrigen Losung bewegen (K Schütze, A Ciement-Sengewald, Nature, 667 (Vol 368) 1994) Aufgrund der geringen Kraftübertragung ist diese Methode auf Objekte beschrankt, die sich frei in der Losung bewegen können Da sich die sortierten wie die unsortierten Objekte in der gleichen Losung befinden, ist eine getrennte
Kultivierung nur mit zusätzlichem Aufwand erzielbar Für eine getrennte Kultivierung müssen diese Zellen mit einer anderen Methode wie z B mit Nadeln abgetrennt werden. Mit Mikromanipulatoren bewegte Nadeln, an denen die Zellen adherieren, werden auch als alleinige Methode eingesetzt Hierbei werden die Zellen direkt berührt und konnten somit mechanisch belastet werden Auch hier ist die Manipulation auf schwach adherierende Objekte begrenzt
Zur Separierung einer großen Zahl (> 105), in einer Flüssigkeit dispergierter, biologischer Objekte geeignete Trenn- bzw Sortierapparate sind kommerziell erhaltlich Wahrend bei der fluoreszenzaktiverten Zellsortierung (FACS =
Fluorescence activated Cell Sorter) elektrostatische Prinzipien zur räumlichen Separation zum Einsatz kommen, arbeitet der magnetisch aktivierte Zellsortierer (MACS = Magnetic activated Cell Sorter) mit magnetischen Kräften. Hierbei liegen die Zellen jedoch nicht auf einem planaren Träger nebeneinander. Überdies haben beide Methoden den Nachteil, daß sich einzelne Objekte nur eingeschränkt
(FACS) oder überhaupt nicht getrennt voneinander absondern lassen (MACS).
Ferner sind unter dem Namen "Ablative Photodecomposition" Verfahren bekannt, bei denen mit gepulsten UV-Lasern, insbesondere mit Excimer-Lasern ein gezielter Materialabtrag bei Polymeren erfolgt. Diese Verfahren können im weitesten Sinne als Ätzverfahren angesehen werden. Ein ähnliches Verfahren, bei dem jedoch ein kontinuierlich betriebener UV-Laser verwendet wird, wird in dem US-Patent 5 21 1 805 beschrieben. Dieses Verfahren soll sich zur industriellen Bearbeitung von technischen Polymeren und zur biomedizinischen Behandlung von biologischem Gewebe eignen. Hiermit ist ein Sortierprinzip verwandt, das mit Laser- strahlen die auf einem Träger befindlichen unerwünschten biologischen Objekte mit hohen Strahlungsdosen zerstört, während die selektierten (erwünschten) Objekte zurück bleiben (US 4 624 915). Dieser Prozeß ist verhältnismäßig aufwendig, um einzelne Objekte aus großen Populationen zu selektieren.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht in der räumlichen Separation einzelner Mikroobjekte, insbesondere von bekannten biologischen Zellen, die nebeneinander mit einer hohen Belegungsdichte auf einem planaren Träger ausgebracht sind und auf diesem Träger adherieren. Dabei soll die Überlebensfähigkeit der biologischen Objekte in der Regel gewährt bleiben; d.h. die biologischen Objekte sollen durch den Abtrennprozeß nicht geschädigt bzw. beein- trächti "ΌgtV werden.
Diese Aufgabe wird, ausgehend von einer Vorrichtung mit einem verfahrbaren Pipettensystem, das mit einer Druckerzeugungsvorrichtung zum Ansaugen und Ausspülen der biologischen Objekte verbunden ist, erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Pipettensystem in einem Mikromanipulator angeordnet ist und eine im wesentlichen vertikal angeordnete Mikrokapillare mit einer lichten Weite von
1 μm bis 50 μm, vorzugsweise 5 μm bis 20 μm aufweist.
"Im wesentlichen vertikal" bedeutet dabei, daß eine Abweichung von ± 20 ° zugelassen werden kann Als Druckerzeugungsvorrichtung dient hier im einfachsten Fall eine Pumpe oder Kolbenspritze
Vorzugsweise besteht die Mikrokapillare aus einem zylindrischen Glasrohr und ist vorteilhaft rechtwinklig abgebogen. Dabei kann ebenfalls eine Abweichung vom rechten Winkel um ca ± 20° akzeptiert werden
Um problemlos verschiedene Offnungsdurchmesser bei gleichem Ausgangsdurchmesser der Kapillaren im Herstellungsprozess zu realisieren, werden Kapillaren aus unterschiedlichen Materialien, wie Borosilikatglas, Aluminiumsilikatglas, oder Hamatokritglas eingesetzt
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß der Mikromanipulator und die Pumpe so gesteuert sind, daß bei einer Unterdruckeinstellung in einem Arbeitsgang mehrere biologische Objekte nacheinander von der Mikrokapillare angesaugt und anschließend im nächsten Arbeitsgang mit einer Überdruckeinstellung nacheinander wieder ausgepült werden.
Im Hinblick auf den Transfer von Bakterien besteht das aktuelle Substrat und das Zielsubstrat zweckmäßig aus einem mit Agar oder Agarose beschichteten Trager
Alternativ kann aber als Zielsubstrat auch eine Mikrotiterplatte eingesetzt werden
Im folgenden wird die Erfindung an Hand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausfuhrungsbeispiels naher erläutert Die Zeichnung zeigt den prinzipiellen Aufbau der Transfervorrichtung an einem Mikroskoparbeitsplatz Die erfindungsge- maße Vorrichtung kann für die Separation von Mikroobjekten wie etwa von Polymerbeads im Rahmen der kombinatorischen Chemie oder von Bakterien im Rahmen der Molekularbiologie eingesetzt werden Exemplarisch wird hier der
Einsatz der Vorrichtun Όg zur Sortierung von Bakterien beschrieben
Fur den Transfer der Bakterien werden Mikrokapillaren aus einem Spezialglas verwendet, die durch einen Ziehprozeß im geschmolzenen Zustand hergestellt werden Für die zu beschreibenden Experimente wurden Borosilikatglasrohrchen (Fa Hilgenberg, Malsfeld, GER) mit einem Ausgangsdurchmesser von 1 6 mm einge-
setzt In einem dreistufigen Ziehprozeß mit einem handelsüblichen Pipetten- ziehgerat (DMZ Universalpuller, Fa Zeitz-Instrumente, München, GER) wurden Kapillaren mit einer im Endbereich der Kapillare zylindrischen Pipettenform (d h nicht wie sonst üblich zu einer sich verjungenden Spitze ausgezogeni) mit einem Offnungsdurchmesser von ca 6 μm an dem aufgeschmolzenen Ende hergestellt
Auf der anderen Seite bleibt der Ausgangsdurchmesser unverändert erhalten Für die Reproduzierbarkeit des Transferprozesses insbesondere des Ausspulprozesses hat sich diese Pipettenform bewahrt Alternativ kann die Kapillare auch aus einem Aluminiumsilikatglas oder Hamatokritglas hergestellt werden
In der Zeichnung ist die Apparatur für den Transferprozeß schematisch dargestellt
Die Mikrokapillare 1 wird in einer Spannzange 2 gehaltert, die an dem Mikro- manipulator 3 montiert ist, der eine dreidimensionale Positionierung im μm-Be- reich ermöglicht. Solche Manipulatoren sind kommerziell erhältlich Die Mikrokapillare 1 ist über einen Schlauch 4 mit einer handelsüblichen Kolbenspritze 5 verbunden, mit deren Hilfe der Kapillareninnendruck eingestellt wird. Der Druck wird mit einem Druckmesser 6 bestimmt. Sowohl der Mikromanipulator 3 als auch die Spritze 5 werden mit Schrittmotoren, die hier nicht dargestellt sind, fernbedient. Der gesamte Vorgang des Ansaugens und der Separation einer Bakterie (Pickvorgang) unterliegt der visuellen Kontrolle, die durch die Beobachtung mit einer 40-fachen Vergrößerung im Phasenkontrast ermöglicht wird. Von dem Mikroskop sind hier nur das Objektiv 7 und der Beleuchtungskondensor 8 dargestellt Im Hinblick auf den erforderlichen Arbeitsabstands des Kondensors 8 von ca 22 mm zum Objekt wird die Mikrokapillare 1 über den Erweichungspunkt erhitzt und in der Weise umgebogen, das sie nahezu einen 90° Winkel bildet und damit platzsparend unterhalb des Kondensors 8 positioniert werden kann Auf diese
Weise kann die Beobachtung des Transferprozesses ungestört stattfinden. Für die hohe raumliche Auflösung des Transferprozesses in der Größe des Pipettendurchmessers (hier 6 μm) ist es wichtig, daß die Pipette senkrecht auf das zu pickende Objekt trifft Dabei kann eine Abweichung von maximal ± 20 ° toleriert werden Damit bildet sich kein Wasserfϊlm zwischen Kapillarenwand und Agarsubstrat, der umliegende Objekte beim Transferprozeß in Mitleidenschaft ziehen konnte Zur Vorbereitung des Pickens wird über einen Unterdruck aus einem Vorratsgefaß eine Pufferlosung in die Kapillare 1 eingesogen Hierbei reicht es aus, daß nur der verjungte Teil der Kapillare mit der Pufferlosung gefüllt ist
Nun wird das zu pickende Objekt bzw. die von dem Substrat 9 zu separierende Bakterie 10 durch eine koordinatengesteuerte Bewegung des Mikroskopverschiebetisches unterhalb der Kapillare 1 positioniert. Hierbei wird der Kapillaren- innendruck auf -300 mbar gegenüber Umgebungsdruck eingestellt. Unter gleich- zeitger Mikroskopbeobachtung wird die Kapillare 1 direkt über der zu pickenden
Bakterie 10 auf das Agarosesubstrat 9 aufgesetzt. Anschließend wird die Mikrokapillare 1 über die Höhenverstellung am Mikromanipulator 3 angehoben und als Resultat bleibt im Mikroskopbild die leere Substratfläche zurück. Zum Ausspülen der Bakterie 10 wird entweder die Mikrokapillare 1 oder der Verschiebetisch zu einer entsprechenden Stelle auf dem Zielsubstrat gefahren.
Hierbei wird der Innendruck auf + 100 mbar erhöht. Während die Kapillare 1 auf das Zielsubstrat (hier die Randzone auf dem Substrat 9) aufgesetzt wird, findet der Ausspülprozeß statt. Nachdem die Kapillare 1 wiederum von dem Zielsubstrat abgehoben wurde, wird die ausgespülte Bakterie im Phasenkontrastbild des Mikroskops erneut sichtbar. Auf diese Weise wurden in vier Beispielen jeweils 10 Bakterien von einem Ausgangssubstrat auf ein Zielsubstrat, das Nährstoff enthielt, übertragen. Nach einer Anwachszeit von einigen Tagen bildeten sich in 50 - 60 % der Fälle aus den einzelnen Bakterien Kolonien. In einem Test der Vitalitätsrate der Ausgangspopulation wurde ein Wert von 60 % bestimmt, so daß hiermit der Transferprozeß als sehr schonend angesehen werden kann. Alternativ können die Bakterien können in eine Flüssigkeit z.B. PBS-Puffer ausgebracht werden. Diese Flüssigkeit kann sich in den Vertiefungen (Wells) von handelsüblichen 96- oder 384-Mikrotiterplatten befinden.
Neben dem unmittelbar nacheinander stattfindenden Pick- und Ausspülprozeß wurden auch mehrere Bakterien hintereinander in einem Arbeitsgang gepickt und entsprechend nacheinander am Zielsubstrat wieder ausgespült. Zu diesem Zweck werden der Mikromanipulator 3 und die Spritze 5 so gesteuert, daß bei einer gleichbleibenden Unterdruckeinstellung einzelne Bakterien nacheinander aufgepickt werden. Hierbei werden die Bakterien aufgesogen, indem die Kapillare 1 nacheinander auf die Substratstellen abgesenkt wird, die die zu pickenden Bakterie tragen. Anschließend werden bei einer gleichbleibenden Uberdruckeinstellung die Bakterien ausgespült, indem die Kapillare nacheinander auf verschieden Stellen des Substrates abgesenkt wird
Diese Prozedur ist vergleichsweise zeitsparend, da die Wege zwischen den zu sortierenden Objekten optimiert werden können und auch die Druckeinstellung in
der Kapillare jeweils nur einmal vorgenommen werden muß Der Vorteil in der Verwendung von Bakterien besteht in der einfachen Amplifizierung durch reguläres Anwachsen. Darüber hinaus können mit Hilfe der Polymerase Chain Reac- tion (PCR) können aus einzeln sortierten Bakterien die Gensequenzen amplifiziert werden, die für die spezifische Eigenschaft der Bakterien verantwortlich sind