Metallische Nanostruktur auf der Basis selbstassemblierter, geometrisch hochgeordneter Proteine sowie Verfahren zu deren Herstellung
Die Erfindung betrifft metallische Nanostrukturen auf der Basis selbstassemblierter, geometrisch hochgeordneter Proteine sowie ein Verfahren zu deren Herstellung auf der Basis der stromlosen Metal labscheidung auf elektrischen Isolatoren aus der wäßrigen Lösung. Die Voraussetzung bezüglich des Proteins bestehen darin, daß das Protein in einem Selbstassemblierungsprozeß reproduzierbar, geometrisch hochgeordnete Strukturen bildet, die sich durch eine charakteristische Dimension (D) beschreiben lassen. Bei zylindrischen Strukturen bedeutet dies identische Durchmesser und bei zweidimensionalen Proteinstrukturen identische Periodizität des Proteinkristalls.
So gewonnene Strukturen mit charakteristischen Dimensionen im Nanometerbereich weisen neue physikalische Eigenschaften auf und besitzen deshalb ein weites Anwendungsgebiet. Dabei ist nicht nur die Ausnutzung spezifischer elektrischer und magnetischer Eigenschaften wichtig. Die metallischen Nanostrukturen sind als mechanische Bauteile auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik anwendbar. Beispielsweise können derartige Strukturen als Sonden für die Atomkraftmikroskopie, Rastertunnelmikroskopie, Feldemissions-Rasterelektronenmikro- skopie und Feldemissions-Transmissionselektronenmikroskopie verwendet werden.
Aus der US-PS 4 911 981 ist ein Verfahren zur Erzeugung von MikroStrukturen auf der Basis von Lipidstrukturen bekannt. Die Möglichkeit der Erzeugung von Feldemissionskathoden mit nach diesem Verfahren hergestellten Lipidröhren wird in der US-PS 5 089 742 näher erläutert. Der Nachteil dieser Lipidröhren besteht unter anderem in deren Dimension. Die beschriebenen Phospholipidstrukturen haben einen Außendurchmesser von 500 nm bis 1 μm, was die Herstellung von Strukturen mit kleinerem Durchmesser unmöglich macht. Desweiteren wird eine starke Streuung der Durchmesser der erzeugten Filamente beobachtet. Das in der US-PS 4 911 981 beschriebene Verfahren beschränkt sich nur auf makromolekulare Lipidstrukturen, die gegenüber der Variation ihrer Umgebungsbedingungen wie z. B. Temperatur und pH-Wert relativ beständig sind. Aus diesem Grunde ist ihre Beschichtung aus der wäßrigen Lösung leicht zu realisieren durch die direkte Anwendung der
für die stromlose Metallisierung von Isolatoren/Plasten entwickelten und bei Brenner, A. und Riddell, G., Proc. Am. Electroplaters ' Soc, 34, 156, 1947 oder bei Charles, R.; Shipley, Jr., „Historical Highlights of electroless plating", Plating and Surface Finishing, 92-99, 1984 beschriebenen Verfahren. Ganz allgemein wird auf die Möglichkeit der Erzeugung metallischer Nanostrukturen auf der Basis biologischer Objekte in der Arbeit von Douglas, K.; Devaud, G.; Lyon, M.; Clark, N., „Nanostructure fabrication using biomolecular templates", NATO ASI Ser., Ser. C 1183-1191, 1992 eingegangen. In einem deutschen Patent DE 40 38 887 AI ist ein Verfahren zur Herstellung von Kollagenpartikeln als Wirkstoffträger bekannt. Der Aufbau von Nanostrukturen durch äußere stromlose Metallisierung mit elektrischen oder magnetischen Schichten wird hierbei nicht in Betracht gezogen.
Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb in der Schaffung von Metallstrukturen mit charakteristischen Strukturen im Nanometerbereich.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine metallische Nanostruktur gelöst, die aus einem metallisierten, selbstassemblierten, geometrisch hochgeordneten Protein besteht. Dabei kann das Protein teilweise oder vollständig metallisiert sein.
Unter geometrisch hochgeordneten Proteinen werden dabei Proteine verstanden, die im Prozeß der Selbstassemblierung hochgeordnete zwei- bzw. dreidimensionale Strukturen bilden, wie bakterielle Zellhüllenproteine, Kollagen, Actin- und Tubulinfilamente und DNA- Stränge (Desoxyribonukleinsäure).
Die erfindungsgemäßen metallischen Nanostrukuren mit vollständiger Metallisierung weisen eine homogene Metallphase auf, in die Keimbildungszentren eines anderen Metalls eingearbeitet sind. Vorzugsweise bestehen dabei die Keimbildungszentren aus Edel- oder Schwermetallen, wie z. B. Gold, Platin, Palladium, Titan oder Zirkonium und die homogene Metallphase aus Nickel oder Kupfer oder Cobalt. Die morphologisch konforme Metallschicht besitzt einer Dicke von 1 nm bis zur charakteristischen Dimension (D) des Proteins. Die Metallschicht ist elektrisch leitend, weist im Fall einer Nickel oder Cobaltbeschichtung magnetische Eigenschaften auf und kann prinzipiell zum weiteren Aufbau von HeteroStrukturen (Isolatoren, Halbleiter, Metalle und Keramiken) benutzt werden.
Erfindungsgemäß können die metallischen Nanostrukturen auch nur eine teilweise Metallisierung aufweisen. Die teilweise Metallisierung kann dabei aus einer Metallphase, in die Keimbildungszentren eines anderen Metalls eingearbeitet sind, oder nur aus Keimbildungszentren bestehen. Vorzugsweise bestehen dabei die Keimbildungszentren aus Edel- oder Schwermetallen, wie z. B. Gold, Platin, Palladium, Titan oder Zirkonium und die Metallphase aus Nickel oder Kupfer oder Cobalt.
In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung besteht das selbstassemblierte, geometrisch hochgeordnete Protein aus einer Tubulin enthaltenden Struktur, vorzugsweise Mikrotubuli. Bei Mikrotubuli handelt es sich um eine Filamentstruktur mit einem Außendurchmesser von rund 25 ran und mehreren Mikrometern Länge, die im Cytoskelett von eukaryontischen Zellen vorkommen. Die erfindungsgemäßen metallisierten Mikrotubuli bilden metallische Röhren mit einem Durchmesser von 30 nm bis zu 200 nm, je nachdem wieviel Metall auf den Tubulin enthaltenden Strukturen abgeschieden wird. Auch eine teilweise Beschichtung ist möglich.
In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung besteht das selbstassemblierte, geometrisch hochgeordnete Protein aus bakteriellen Zeilhüllenproteinen. Bei bakteriellen Zellhüllenproteinen, auch als S-Layer (surface layer) bezeichnet, handelt es sich um zweidimensionale Proteinkristalle, die bei vielen Bakterien die äußere Zellwandschicht bilden. Diese aus nur einem Protein oder Glycoprotein bestehenden S-layer besitzen die Fähigkeit, in vitro in monomolekulare Gitter zu assemblieren. Die Einheitszellengröße der Gitter variiert je nach S-Layer Typ zwischen 10 bis 40 nm, wobei eine Einheitszelle abhängig von der Symmetrie des Gitters (z. B. quadratisch oder hexagonal) aus mehreren Monomeren bestehen kann.
Die erfindungsgemäß verwendeten S-Layer bilden vorzugsweise die Grundlage für eine periodische Anordnung von metallischen Partikeln mit Durchmessern zwischen 0,5 bis 20 nm, je nachdem nach welcher Reaktionsdauer der Prozeß der Metallabscheidung abgebrochen wird. Die periodische Anordnung der metallischen Partikel wird dabei bestimmt durch die
Symmetrie des S-Layers, seine Gitterperiodizität und die Dichte der reaktiven Zentren je Proteinmonomer.
Erfindungsgemäß werden metallische Nanostrukturen auf der Basis selbstassemblierter, geometrisch hochgeordneter Proteine so hergestellt, daß assemblierte, hochgeordnete Proteine mit einer Metallösung aktiviert und anschließend stromlos in einem Metallisierungsbad unter für Protein verträglichen Bedingungen metallisiert werden. Soll nur eine teilweise Metallisierung realisiert werden, ist die Aktivierung mit einer Metallösung ausreichend. Möglich ist es aber auch, die aktivierten Proteine begrenzt in einem Metallisierungsbad stromlos zu beschichten.
In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens können die hochgeordneten Prote¬ ine in vitro zusätzlich assembliert werden. Die erfindungsgemäße Aktivierung der Proteine erfolgt mit einer Edelmetall- oder Schwermetallösung, z. B. mit einer Au-, Pt- oder Pd-Ionen enthaltenden Lösung.
Die stromlose Metallisierung wird nach einer Ausgestaltung der Erfindung mit einem Ni- oder Cu- oder Co-Metallisierungsbad auf der Basis von Dimethylaminoboran als Reduktionsmittel und Ni- oder Cu-, oder Co-Salzen durchgeführt. Vorteilhaft kann auch Hypophosphit als Reduktionsmittel verwandt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden Mikrotubuli metallisiert. Deren Isolation und Reinigung ist bei Shelanski, M.; Gaskin, F.; Cantor, C, „Mikrotubule assembly in the absence of added nuclotides", Proc. Nat. Acad. Sei. USA 70, 765-768, 1973 und Vater, W.; Böhm, K.; Unger, E., „Effects of DNA on the taxo stimulated in vitro assembly of microtubule protein from porcine brain ", Studio Biophys. 97, 47-60, 1983 ausführlich beschrieben. Die Mikrotubuli werden in vitro mit GTP (Guanosin-5'-Triphosphat Trinatriumsalz Monohydrat) und Taxol (aus Taxus brevifolia) bei 37 °C assembliert und weitgehend vom nicht assemblierten Protein getrennt.
Die Aktivierung der assemblierten Mikrotubuli erfolgt erfindungsgemäß so, daß den assemblierten Mikrotubuli eine gesättigte Pd-Acetatlösung zugesetzt wird und diese Lösung zur Ausbildung von Pd-Keimen auf der Oberfläche der Mikrotubuli führt. Vorteilhaft kann in
diesem Prozeß neben der Adsorbtion von in der Aktivierungslösung gebildeten Pd-Partikeln an der Oberfläche der Mikrotubuli die Fähigkeit der die Tubulinstruktur bildenden
2-f- Ω
Aminosäurengruppen zur Reduktion von Pd zu Pd genutzt werden. Bei diesem Prozeß entstehen auf der Oberfläche der Mikrotubuli Pd-Cluster, deren Größe und Verteilung von der Länge des Aktivierungsprozesses abhängt. Bei einer mittleren Clustergröße von 2 nm ist auch eine Aktivierung der inneren Oberfläche der Mikrotubuli möglich. Vorteilhaft wird der Aktivierungsprozeß für die Dauer von 2 h geführt. Die aktivierten Mikrotubuli werden anschließend von der Aktivierungslösung getrennt, gewaschen und in eine Pufferlösung überführt.
An die Aktivierung schließt sich die eigentliche Metallisierung an. Die gebräuchlichsten Metallisierungsbäder für Kupfer und Nickel arbeiten bei Temperaturen über 60 °C und einem pH-Wert größer 8 (siehe Charles, R.; Shipley, Jr., „Historical Highlights of elektroless plating", Plating and Surface Finishing, 92-99, 1984 und Lang, K., „Die stromlose Vernickelung", Galvanotechnik Nr. 6, 347-358, 1965). Um eine stromlose Beschichtung auf den aktivierten Proteinstrukturen zu realisieren, müssen aber die Beschichtungsbedingungen an die sehr empfindlichen Assemblierungsbedingungen der Proteinstrukturen angepaßt werden, damit während der Metallisierung das biomolekulare Templat nicht zerfällt bzw. dessen Morphologie nicht wesentlich gestört wird.
Die in vitro vorliegenden aktivierten Mikrotubuli werden mit einem Ni-Bad auf der Basis von Dimethylaminoboran als Reduktionsmittel und Ni-Acetat oder Ni-Sulfat als zu reduzierendes Metallsalz versetzt. Aus dieser Lösung scheiden nach einer Dauer von ca. 1 min die metallisierten Mikrotubuli aus. Die abgeschiedene Nickelschicht ist bei einer Schichtdicke von rund lO nm auf den Mikrotubuli geschlossen und zeigt neben elektrischen auch magnetische Eigenschaften. Die Dicke der erzeugten Metallschichten, die bei pH zwischen 6,2 und 7,0 und Temperaturen zwischen 22 °C und 37 °C abgeschieden werden, hängt von der Dauer des Metallisierungsprozesses ab. Es sind neben sehr dünnen Metallschichten (Dicke rund 10 nm) auch Schichten von mehreren lOO nm Schichtdicke auf der Oberfläche der Mikrotubuli realisierbar, wobei die Ausgangsmorphologie der einzelnen Mikrotubuli erhalten bleibt.
Aufgrund dessen, daß die eingesetzten Mikrotubuli einen sehr kleinen Durchmesser von 25 nm besitzen, ist es möglich, metallische Röhren zu erzeugen, die einen Durchmesser von 35 nm bis zu einigen 100 nm besitzen, je nachdem wieviel Metall auf den Mikrotubuli abgeschieden wird. Da die eingesetzten Mikrotubuli in ihrem Durchmesser gleich sind, gibt es zwischen den einzelnen metallisierten Strukturen keine Unterschiede bezüglich deren Durchmesser, was gleiche elektrische und magnetische Eigenschaften zur Folge hat. Des weiteren besitzen die Mikrotubuli eine Länge von mehreren Mikrometer und somit ein großes Aspektverhältnis (Länge : Breite). Dies macht sie für Anwendungen, in denen es auf eine Positionierung und Fixierung der Metallröhrchen ankommt, besonders geeignet.
Das beschriebene Verfahren der Aktivierung und Metallisierung ist nicht tubulinspezifisch. Es läßt sich auch auf die anderen erfindungsgemäßen Proteinstrukturen anwenden.
Die Aktivierung der Proteine kann nach einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens auch so erfolgen, daß z. B. nach der Reinigung erhaltene S-Layer der Sporosarcina ureae entweder mit einer K2PtCl4 Lösung versetzt werden oder daß die S-Layer zuvor wie bei Pum, D.; Weinhandl, M.; Hödl, C; Sleytr, U., „Large-Scale recrystallization of the S-Layer of Bacillus coagulans E38-66 at the air/water interface and on lipid films", J. Bacteriology, May 2762-2766, 1993 beschrieben, an einer Grenzfläche rekristallisieren und anschließend die Subphase der Rekristallisationslösung durch eine K2PtCl4 Lösung ersetzt wird. Je nach Dauer der Reaktionszeit kommt es zur Bildung von Pt-Cluster auf der Oberfläche der S-Layer. Vorteilhaft kann in diesem Prozeß der Pt2+- Reduktion zu Pt° neben dem im Fall der Aktivierung der Mikrotubuli angegeben reduzierenden Wirkung bestimmter Aminosäuren und der Reduktion des Pt-Salzes durch in der Lösung enthaltende Zusätze wie NaN3, die spezifischen Absorption der Pt-Cluster auf Grund der ausgeprägten Ladungsverteilung auf dem S-Layer genutzt werden.
Die so erhaltenen regelmäßigen Anordnungen von Pt-Cluster mit einer Größe von 1 bis 2 nm sind vor allem hinsichtlich der Anwendung der katalytischen Aktivität der abgeschiedenen Cluster interessant. Zudem kann auch wie im Ausführungsbeispiel für die Metallisierung der Mikrotubuli angegeben, durch stromlose Metallisierung ein kontinuierlicher Metallfilm abgeschieden werden.
Anhand nachfolgender Ausführungsbeispiele und beigefügter Abbildungen soll die Erfindung näher erläutert werden. Dabei zeigen:
Abb. 1 REM- Aufnahme metallisierter Mikrotubuli
Abb. 2 TEM- Aufnahme aktivierter S-Layer der Sporosarcina ureae
Ausfuhrungsbeispiel 1
Beschrieben wird die Herstellung von dreidimensionalen Metallstrukturen auf der Basis von Mikrotubulitemplaten. Zunächst werden die Mikrotubuli wie folgt assembliert:
Die Isolation und Reinigung von Tubulin ist bei Shelanski, M.; Gaskin, F.; Cantor, C, „Mikrotubule assembly in the absence of added nuclotides" , Proc. Nat. Acad. Sei. USA 70, 765-768, 1973 und Vater, W.; Böhm, K.; Unger, E., „Effects ofDNA on the taxo stimulated in vitro assembly of microtubule protein from porcine brain ", Studio Biophys. 97, 47-60, 1983 ausführlich beschrieben. Die Assemblierung von Mikrotubuli aus einer Tubulinpräparation mit einer Konzentration von 1 mg/ml Tubulin erfolgt in einer Pufferlösung von 500 mM MES (2-Morpholinoethansulfonsäure Monohydrat), 1 mM EGTA (Ethylenglykol-bis-(2- Aminoethyl)-Tetraessigsäure) und 0,5 mM MgCl2 durch Zugabe von 0,25 mM GTP und 10 μM Taxol bei einer Temperatur von 37 °C. Um die Assemblierung zu verfolgen, wird die Trübung der Assemblierungslösung mit einem Spektrometer bei einer Wellenlänge von 350 nm aufgezeichnet, bis eine Sättigung zu beobachten ist. Danach wird die Lösung bei 14000 Umdrehungen/Minute 30 min zentrifugiert um die assemblierten Mikrotubuli und das nicht assemblierte Protein zu trennen. Der so erhaltene Bodensatz wird wieder in einen MES Buffer bei pH = 6,8 überfuhrt. Die so erhaltene Präparation ist Ausgangspunkt für alle weiteren Aktivierungs- und Metallisierungsschritte.
Ein Volumen von 300 μl dieser Lösung mit den assemblierten Mikrotubuli wird zum Zweck der Aktivierung der Mikrotubulioberfläche mit dem gleichen Volumen einer gesättigten Palladiumacetatlösung versetzt. Im Aktivierungsprozeß wird diese Lösung stehengelassen, bis eine ausreichende Anzahl von Pd-Keimen auf den Mikrotubuli entstehen (ca. 2 h). Danach
8 werden die aktivierten Mikrotubuli mit MES-Puffer unter der Verwendung eines 300 kDa Membranfilters zweimal gewaschen. Der erzeugte Rückstand im Membranfilter wird in 500 μl MES-Puffer überführt.
Bei der Untersuchung dieser Probe im Transmissionselektronenmikroskop ist deutlich die Anlagerung von schwarzen Partikeln an der Oberfläche der Mikrotubuli sichtbar. Der Durchmesser der Partikel lag bei 2 Stunden Aktivierung bei rund 2 nm. Hier muß angemerkt werden, daß es für das Beschichtungsverfahren nicht wesentlich ist, ob die angelagerten Palladiumcluster bereits in reduzierter Form oder noch als Pd2+-Ionen vorliegen, die dann erst in der Startphase der Metallisierung im Dimethylaminoboranbad reduziert werden. Mit einem energiedispersiven Röntgenmikrobereichsanalysator wurde die Zusammensetzung dieser Cluster bestimmt und festgestellt, daß sie zu 99 % aus Palladium bestehen.
Die so erhaltenen Mikrotubuli mit Pd - bzw. Pd -Cluster auf der Oberfläche können stromlos beschichtet werden. Hierzu wird ein Nickelbad der folgenden Zusammensetzung verwendet:
50 g/1 Ni(CH3COO)2-6H2O 25 g/1 Natriumeitrat 25g/l 85%-ige Milchsäure 2,5 g/1 Dimethylaminoboran.
Der pH-Wert dieses Metallisierungsbades wird mit NH4OH auf einen Wert von 6,8 eingestellt.
500 μl der Lösung mit den aktivierten Mikrotubuli werden mit der gleichen Menge des oben beschriebenen Metallisierungsbades versetzt. Nach rund 1 min fallen aus dieser Lösung schwarze Partikel, die die metallisierten Mikrotubuli darstellen, aus. Der weiterlaufende Metallisierungsprozeß läßt sich durch starkes Verdünnen der Lösung mit MES-Puffer abbrechen. Auf diese Weise können Mikrotubuli mit verschiedenen Metallfilmdicken erzeugt werden.
Die nickelmetallisierten Mikrotubuli wurden im Transmissionselektronenmikroskop und Rasterelektronenmikroskop bei einer Beschleunigungsspannung von 1 kV untersucht. Eine entsprechende Aufnahme ist in Abb. 1 dargestellt. Die abgeschiedenen Ni-Partikel besitzen
eine Größe von rund 8 - 10 nm, die bei einer Schichtdicke ab 10 nm einen geschlossenen, elektrisch leitenden Film bilden. Ersichtlich ist, daß die Metallisierung nur an mit Pd-Keimen besetzten Stellen der Mikrotubuli beginnt. Das bedeutet, eine Abscheidung von Nickel aus der Metallisierungslösung ist nur nach einer Aktivierung der Mikrotubulioberfläche mit Katalysatorkeimen möglich.
Der magnetische Charakter der Nickelbeschichtung konnte durch Manipulation der metallisierten Mikrotubuli in wäßriger Lösung mit Hilfe eines elektromagnetischen Feldes und durch magnetische Rasterkraftmikroskopie nachgewiesen werden.
Ausführungsbeispiel 2
Die Assemblierung der Mikrotubuli und deren Aktivierung wird wie im Beispiel 1 beschrieben durchgeführt. Im Gegensatz zum Beispiel 1 wird Nickel aus einem Nickelsulfatkomplex abgeschieden. Die Zusammensetzung des Metallisierungsbades ist wie folgt:
39,4 g/1 NiSO4-6H2O 20 g/1 Natriumeitrat 10g/l 85%-ige Milchsäure 4g/l Dimethylaminoboran.
Die pH- Wert Einstellung von 6,8 erfolgt ebenfalls mit NH4OH. Die Abscheideraten dieses Bades liegen in der gleichen Größenordnung wie die des Bades im Beispiel 1, so daß eine Beschichtung von rund 1 min Dauer für die Erzeugung einer kontinuierlichen Ni-Schicht auf den Mikrotubuli ausreicht.
Der magnetische Charakter der Nickelbeschichtung konnte, wie in Ausführungsbeispiel 1 dargelegt, nachgewiesen werden.
Ausführungsbeispiel 3
Die Assemblierung der Mikrotubuli und deren Aktivierung wird wie im Beispiel 1 beschrieben durchgeführt. Im Gegensatz zum Beispiel 1 wird statt Nickel eine Cobaltschicht auf den aktivierten Mikrotubuli abgeschieden. Die Zusammensetzung des Metallisierungsbades ist wie folgt:
25g/l CoS04 »7H20
25g/l Bernsteinsäure
4g/l Dimethylaminoboran
Der pH- Wert des Bades wird mit NH4OH auf 6.8 eingestellt. Die Abscheiderate dieses Bades ist etwas um den Faktor 2 geringer als die Abscheideraten der Ni-Bäder, so daß eine Beschichtungsdauer von rund 2min für die Erzeugung einer kontinuierlichen Co-Schicht auf den Mikrotubuli ausreicht.
Der magnetische Charakter der Cobaltbeschichtung konnte wie in Ausführungsbeispiel 1 dargelegt nachgewiesen werden.
Ausführungsbeispiel 4
Die Assemblierung der Mikrotubuli wird wie im Beispiel 1 beschrieben durchgeführt.
Zum Zweck der Aktivierung der Mikrotubulioberfläche wird ein Volumen von 300 μl assemblierter Mikrotubuli mit einer 3 mM K2PtCl4-Lösung oder einer 3 mM Na2PdCl4- Lösung versetzt. Das Gesamtvolumen der Aktivierungslösung wird auf 1000 μl mit MES- Puffer aufgefüllt. Im Aktivierungsprozeß wird diese Lösung stehengelassen, bis eine ausreichende Anzahl von Pt- bzw. Pd-Keimen auf den Mikrotubuli entstanden sind (ca. 2h). Danach erfolgt die Filtration der aktivierten Mikrotubuli wie im Ausführungsbeispiel 1 angegeben.
Die anschließende Metallisierung wird analog zum Ausführungsbeispiel 1 durchgeführt.