VERFAHREN ZUR ENERGIE-DIREKTUMWANDLUNG
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umwandlung von Wärme in entropiefreie Nutzarbeit unter Verwendung eines geschlossenen ther ochemischen Reaktionskreislaufs. In diesem Kreislauf wird eine chemische Verbindung auf thermischem oder thermoelektro- lytischem Wege in ihre stabilen Stoffkomponenten zerlegt und auf elektrochemischem Wege wieder aus diesen Stoffkomponenten rekombiniert.
Die Zerlegung dieser Stoffverbindung geschieht unter Zufuhr von Wärme oder Wärme und elektrischer Energie in einer Zerlegungszelle und die Rekombination der StoffVerbindung unter Abgabe von entropiefreier Nutzarbeit, beispielsweise von elektrischer Energie in einer elektrochemischen Reaktionszelle. Ein bei der Rekombination möglicherweise anfallender entropiebehafteter Energieanteil kann auf rekuperativem Wege dem Zerlegungsprozeß wieder zurückgeführt werden. Das Verfahren arbeitet dann zur Umgebung praktisch abwärmefrei.
Derartige mit einem geschlossenen Reaktionskreislauf arbeitende Energiewandlungsverfahren sind aus der Literatur bekannt. Die US 3 511 715 beschreibt beispielsweise ein solches Verfahren unter Verwendung des Reaktionsablaufs (1)
Pbs + J2g «~ P J2s (1)
Das offenbarte Verfahren soll ähnlich wie ein Rankine-Verdamp- fungs-Kondensations-Kreislauf zwischen zwei verschiedenen Drucken arbeiten. Der nutzarbeitsauskoppelnde Expander des Rankine-Kreislaufε wurde deshalb durch eine elektrische Energie auskoppelnde Gas-Konzentrationszelle ersetzt.
In Anlehnung an den Rankine-Kreislauf soll flüssiges, unter hohem Druck stehendes Jod unter Wärmezufuhr verdampfen, in der Konzentrationszelle unter Abgabe von elektrischer Energie expandieren und bei niederem Druck unter Wärmeabgabe an die Umgebung verflüssigen. Der Druck des verflüssigten Jods soll daran anschließend angehoben und das Jod rekuperativ wieder aufgeheizt werden.
ERSATZBLATT
Dieser Kreislauf erscheint zunächst elegant, weil er mit einfachen Mitteln das Erreichen des Carnot-Wirkungsgrades verspricht. Aus der Konzentrationszelle kann jedoch nur dann elektrische Energie ausgekoppelt werden, wenn innerhalb der Konzentrationszelle das flüssige Blei mit gasförmigem Jod chemisch zu flüssigem Bleijodid (PbJ2) reagiert, wobei das Bleijodid anschließend in einer Zerlegungszelle wieder in seine Ausgangskomponenten zerlegt werden muß. Diese für die Energiewandlung entscheidenden Teilreaktionen der Stofftrennung und Rekombination vernachlässigt die o.a. Patentschrift. Das Verfahren ist daher in der offenbarten Weise für die Energiewandlung ungeeignet.
Würde man allerdings diese Reaktionsabläufe in der
Konzentrationszelle und in der Zerlegungszelle berücksichtigen, so käme man zwangsläufig zu einem isobaren Stoff reislauf. Seine
Energieströme lassen sich mit Hilfe des GIBBS-HELMHOLTZ-GESETZES und den thermochemischen Stoffdaten der Komponenten und der chemischen Verbindung berechnen.
Nach der Gibbs-Helmholtz-Gleichung gilt für jede Stoffkomponente und für die Stoffverbindung
H = G + T . s und die Energieströme ergeben sich mit den Edukt- und den
Produktstrδmen des Reaktionsablaufs zu
ΔH = ΔG + M T . s)
Finden Zerlegung und Rekombination der chemischen Verbindung bei gleichem Druck und gleicher Temperatur statt, so muß auch der
Nutzarbeitsgewinn aus diesem Kreisprozeß gleich Null sein. D.h., in einem solchen isotherm-isobaren Reaktionskreislauf sind die
Energiebeträge mit positivem Vorzeichen (Zerlegung) gleich den
Energiebeträgen mit negativem Vorzeichen (Rekombination). Sie heben sich gegeneinander auf.
Solche Verfahren offenbaren die DE-OS 15 96..143 mit dem Reak¬ tionsablauf (2),
H2g + Br21 <__> 2HBrl (2)
die DE-OS 15 96 153 mit dem Reaktionsablauf (3) und
H2g + C121 <~"> 2HC11 (3) die DE-OS 30 .33 .052. AI mit dem Reaktionskreislauf (4)
2HBr + H2S04 --•^ 2H20 + Br2 + S02 (4)
In der Tabelle 1 sind die berechneten Energiestrδme des Reaktionsablaufs (2) beispielhaft für die Temperaturen 400 K und 1200 K dargestellt.
Analysieren wir zunächst die Energiestrδme des isotherm-isobaren Reaktionsablaufs nach Tabelle la.
Bei der Bildung von 2 Molen HBr Gas aus den gasförmigen Komponenten H2 und Br2 wird ein entropiefreier Nutzarbeitsbetrag von ΛG= - 112,14 kJ frei. Hierfür muß dem Rekombinationsprozeß von außen eine Wärmemenge /λ(T.s) = + 7,69 kJ zugeführt werden. Die Prozeßumkehrung, d.h. die Zerlegung der Verbindung bei derselben Temperatur (400 K), verlangt die gleichen Energie¬ beträge mit umgekehrten Vorzeichen. Es müssen somit zur Zer¬ legung des gasförmigen 2HBr an Nutzarbeit AG = 112,14 kJ wieder aufgewendet werden, und von diesem Nutzarbeitsaufwand sind wiederum Δ(T.s) = - 7,69 kJ als Abwärme an .die Umgebung abzugeben.
Damit ist die Aussage - bei der Rekombination dieser chemischen Verbindung läßt sich ein Teil Umgebungswärme in Nutzarbeit umwandeln - genauso ein Irrtum wie die Aussage, mit einem derartigen isotherm-isobaren Reaktionskreislauf läßt sich Wärme in Nutzarbeit umwandeln. Nun wäre es naheliegend, ähnlich einem Carnot-Prozeß, den Reaktionsablauf (2) isobar zwischen den Temperaturen 1200 K und 400 K auszuführen. Wie die Werte der Tabelle 1 jedoch zeigen, unterscheiden sich die Energiebeträge bei beiden Temperaturen nur unwesentlich, wobei der Nutzarbeitsaufwand zur Zerlegung der Verbindung bei 1200 K sogar höher ist als der Nutzarbeitsgewinn bei der Re¬ kombinationstemperatur von 400 K. Unter Verwendung der Reaktionsabläufe (2 bis 4) ist demnach eine Energiewandlung mit einer dem Carnot-Prozeß entsprechenden Prozeßführung ebenso unmöglich, wie mit der zuvor diskutierten isotherm-isobaren Prozeßführung.
Es gibt aber Reaktionsabläufe mit denen eine derartige isobare
Prozeßführung möglich ist. Ein Beispiel hierfür ist der
Reaktionsablauf (5), dessen Energiestrδme in Tabelle 2 dargestellt sind.
CaC-s + CO2g <—> CaCO-3s (5)
Läßt man diesen Reaktionsablauf (5) isobar zwischen den Temperaturen 1125 K (Zerlegung) und 300 K (Rekombination) ablaufen, so ist die thermische Zerlegung des CaC03 und die Separierung der Komponenten bei 1125 K ohne Nutzarbeitsaufwand ΔG = O gegeben, während bei der Rekombinationstemperatur von 300 K die Abgabe von entropiefreier Nutzarbeit mit der Abgabe von Abwärme - Δ(T.s) gekoppelt ist.
Bildet man das Verhältnis von - ΔG/+ ΔH, so ergibt sich ein Konversionsgrad von 0,7262. Im Vergleich hierzu beträgt der aus den Temperaturen ermittelte Carnot-Konversionsgrad 0,7333. Beide Konversionsgrade unterscheiden sich also nur unwesentlich.
Von einer dem Carnot-Prozeß entsprechenden Prozeßführung wird in der US 3 186 872 berichtet. Ob es sich hierbei tatsächlich um einen dem Carnot-Prozeß ähnlichen Reaktionsablauf handelt, ist nach den vorausgegangenen Analysen eher unwahrscheinlich, denn es gibt Reaktionsabläufe, die ähnlich wie ein Carnot-Prozeß gehandhabt werden können und solche, die sich völlig andersartig verhalten. Das offenbarte Verfahren verwendet eine flüssige aromatische KohlenwasserstoffVerbindung im Reaktionskreislauf. Unter hohem Druck und unter hoher Temperatur wird auf thermischem Wege Wasserstoff von der aromatischen Verbindung abgespaltet und die Spaltprodukte bei niederem Druck und niederer Temperatur auf elektrochemischem Wege in einer Gaskon¬ zentrationszelle wieder zur Ausgangsverbindung rekombiniert. Dies geschieht kennzeichnenderweise unter kombinierter Abgabe von elektrischer Energie und Abwärme, aber mit einer völlig falschen theoretischen Begründung des Energiewandlunsprozesseε.
Die DE-OS 33 .02- .635 AI offenbart ein isobares Energie¬ wandlungsverfahren unter Verwendung des chemisorptiven Reaktionsablaufs (6).
NH3g/1 + H201 --> H3.H201 (6) '
Die Rekombination der wässrigen Lösung wird bei diesem Verfahren über die Flüssigphasen ' der Komponenten ausgeführt und die thermische Zerlegung der wässrigen Lösung über die Dampfphase der leichter siedenden Komponente NH3.
Erwünscht ist eine möglichst hohe elektrische Energieausbeute bei der Rekombination der wässrigen Lösung bezogen auf den Stoffumsatz des Reaktionskreislaufs. Das erfordert geringe NH3- Konzentrationen im Lösungsmittel, und dies wiederum verhindert die unmittelbare Abwärmerückführung bei einer isobaren Proze führung, weil dadurch das Austreibungstemperaturniveau weit über dem Verflüssigungstemperaturniveau des NH3 angeordnet wird. Dieser Temperaturunterschied kann mit der offenbarten Methode zur Rückführung der Verflüssigungsabwärme nicht über¬ brückt werden. Die Verflüssigungswärme läßt sich mit dieser Methode weder gesamtheitlich noch partiell für den Prozeß wiederaufarbeiten und muß daher an die Umgebung abgeführt werden.
Die offenbarte Methode zur Anhebung des Sättigungsdruckes des dampfförmigen NH3 beruht auf dem Irrtum, daß ein in einem Volumen eingeschlossener gesättigter Dampf ohne Flüssigunterlage bei Wärmezufuhr nicht, wie es erforderlich wäre, seinen Druck exponentiell ändert, sondern überhitzt und sein Druck nur mit dem Kelvin-Temperaturverhältnis ansteigt.
Prinzipiell funktioniert dieses Energiewandlungsverfahren, aber mit erhöhter Abwärmeabgabe und deshalb mit einem geringen Konversionsgrad.
Dagegen beschreibt die DE 40 03 120 Cl erstmals eine Möglichkeit der abwärmefreien Energieumwandlung unter Verwendung des in der DE-OS 33 02 635 AI offenbarten chemisorptiven Reaktionsablaufs (6).
Hier wird die NH3-Komponente in Anwesenheit einer mengenangepaßt umlaufenden Inertgasatmosphäre unter Abkühlung der wässrigen Lösung ausgedampft, anschließend aus dem Inertgas-Dampfgemisch auskondensiert und die Verflüssigungsabwärme des NH3 auf re¬ kuperativem Wege dem thermischen Austreibungsprozeß wieder zugeführt. Die elektrochemische Rekombination der Lösung ge¬ schieht hier ebenfalls über die Flüssigphasen der Komponenten. Diesem Kreisprozeß muß jedoch nur soviel thermische Energie zugeführt werden, wie ihm elektrische Nutzarbeit entzogen wird. Der Konversionsgrad dieses Energiewandlungsverfahrens ist im verlustfreien Fall eins.
Die offenbarten Energiewandlungsverfahren mit geschlossenem Reaktionskreislauf lassen sich daher klassifizieren; in Reaktionskreisläufe mit einem Konversionsgrad von Null (US 3 511 715, DE-OS 15 96 143, DE-OS 15 96 153 und DE-OS 30 33 052 AI),
in Reaktionskreisläufe mit einem Carnot-Konversionsgrad oder einem geringerem Konversionsgrad (US 3 186 872 DE-OS 33 02.635 AI) und
in Kreisläufe mit einem Konversionsgrad im Idealfall von eins (DE 40 03 120 Cl) .
Mit dem Kreislauf, gemäß DE 40 03 120 Cl,wäre zwar das erklärte Ziel der vollständigen und damit abwärmefreien Energiewandlung erreicht, das Verfahren weist jedoch noch verschiedene Schwächen auf:
1. ist die offenbarte Prozeßführung für die Energiewandlung zu kompliziert, denn die ausgetriebene Komponente muß für die rekuperative Rückführung der Abwärme verflüssigt werden, während sich diese kondensative Verflüssigung bei der elektrochemischen Rekombination der wässrigen Lösung begrenzend auf die Nutzarbeitsausbeute auswirkt.
2. Arbeitet nur der ideale Prozeß zur Umgebung abwärmefrei und der reale, verlustbehaftete Prozeß muß seine Abwärme weiterhin an die Umgebung abführen.
3. Könnte auch der ideale, zur Umgebung abwärmefreie Prozeß "keine Umgebungswärme in Nutzarbeit umwandeln, denn zur thermischen Trennung der Lösung muß diesem Trennprozeß die thermische Energie bei Temperaturen oberhalb 100 oC zugeführt werden, und
4. ist die elektrische Energieausbeute wegen der zu geringen freien Enthalpiedifferenz des Flüssigphasen-Rekombinationspro- zesses für eine technische Nutzung unzureichend.
Aufgabe der Erfindung ist es daher die aufgeführten Schwachstellen des offenbarten Energiewandlungsverfahrens zu beseitigen und die Prozeßführung, gegebenenfalls unter Verwendung alternativer Reaktionsabläufe zu vereinfachen, sie ökonomischer zu gestalten und die elektrische Energieausbeute des Umwandlungsverfahrens zu erhöhen.
Gelöst wird diese Aufgabe mit speziellen, den Reaktionsabläufen angepaßten Prozeßführungen, die einerseits die thermische oder thermoelektrolytische Zerlegung der chemischen Verbindung er¬ zwingen und andererseits die elektrochemische Rekombination der Stoffverbindung mit hoher Nutzarbeitsausbeute in dem ge¬ schlossenen Reaktionskreislauf ermöglichen. Dabei wird im Re- kombinationsprozeß entweder das Entstehen von entropiebehafteter Energie unterbunden oder in Fällen, wo dies unmöglich ist, dieser Energieanteil auf rekuperativem Wege wieder dem Zerlegungsprozeß zugeführt.
Im verlustfreien Fall muß daher keine entropiebehaftete Energie an die Umgebung abgegeben werden. Im realen, verlustbehafteten Fall kann der nicht auf direktem Wege rekuperativ rückführbare entropiebehaftete Energieanteil mit einer Wärmepumpe, d.h. unter Minderung der entropiefreien Nutzarbeitsausbeute dem Zerlegungs¬ prozeß wieder zugeführt werden.
Auf diese Weise läßt sich ein zur Umgebung abwärmefreier Betriebszustand aufrechterhalten.
Hieraus resultieren gegenüber dem offenbarten Stand des Wissens markante Vorteile:
1. Ist nicht nur bei der verlustfreien Prozeßführung die Umwandlung von Wärme in entropiefreie Nutzarbeit vollständig, sondern auch im realen verlustbehafteten Fall, d.h. auch der Konversionsgrad des realen Prozesses ist eins,
2. Der Zerlegungsprozeß läßt sich wegen der Abwärmefreiheit des Reaktionskreislaufs auch bei Temperaturen unterhalb des Um¬ gebungstemperaturniveaus betreiben und somit kann Umgebungswärme in Nutzarbeit umgewandelt werden.
3. Gelingt die Umwandlung von Umgebungswärme in Nutzarbeit auch bei sehr niederen Umgebungstemperaturen und damit ganzjährig^ wenn die Umgebungswärme unter Minderung der Nutzarbeitsausbeute des Prozesses mit einer Wärmepumpe auf das zur thermischen Zerlegung erforderliche Temperaturniveau angehoben wird.
4. wie es die Ergebnisse der nachfolgenden Berechnungen belegen, ist auch dann die elektrische Energieausbeute noch für eine technische Nutzung ausreichend.
5. Kann mit der erfindungsgemäßen Prozeßführung auch die thermische Zerlegung einer bisher nur auf elektrolytischem Wege, d.h. unter elektrischer Energieaufwendung, zerlegbaren chemi¬ schen Verbindungen erzwungen werden und damit beispielsweise die Wasserstoffgewinnung aus der Wasserzersetzung wesentlich ökonomischer gestaltet werden.
Die Erfindung wird anhand der Figuren 1 bis 4 näher erläutert. Die Figuren zeigen im einzelnen,
Fig. 1: den mit einem geschlossenen chemisorptiven Reaktions¬ kreislauf möglichen Energiewandlungsprozeß, dargestellt in einem qualitativen Temperatur- Stoffumsatz-Diagramm (System NH3-H20)
Fig. 2: einen chemisorptiven Energiewandlungsprozeß, wie er beispielsweise mit dem binären Stoffsystem H20 - H2S04 möglich ist.
Fig. 3: den mit einem geschlossenen chemischen Reaktions - kreislauf möglichen Energiewandlungsprozeß, qualitativ dargestellt in einem Temperatur- Stoffumsatz-Diagramm und
Fig. 4: eine mit dem geschlossenen chemischen Reaktionskreis¬ lauf mögliche alternative Prozeßführung.
Mit dem Stoffsystem NH^-H-O wird an Hand des Reaktionsablaufs (7)
XNH3rYH201<—> (Y-Z)H201 + (X H3+ZH20) (7) der chemisorptive Energieumwandlungsprozeß beschrieben. Mit dem Reaktionsablauf (7) wird eine vollständige Energieumwandlung in einem geschlossenen, zur Umgebung abwärmefreien Kreisprozeß erzielt, indem, wie in Fig. 1 schematisch dargestellt, die leichter flüchtige Komponente NH3 in einem nahezu isothermen thermischen Prozeß aus der wässrigen Lösung dampfförmig ausgetrieben und die wässrige Lösung unter Temperatur- und Druckabnahme in einem elektrochemischen Prozeß aus den separierten Komponenten (NH3, H20) rekombiniert wird.
Die Abkühlung der sich bildenden wässrigen Lösung geschieht durch den Nutzarbeitsentzug, und nur der der Mindest- temperaturdifferenz des rekuperativen Wärmeaustauschs ent¬ sprechende entropiebehaftete Abwärmeanteil muß entweder an die Umgebung abgeführt oder mittels einer Wärmepumpe auf das Temperaturniveau der thermischen Zerlegung angehoben und damit der Wiederverwendung zugeführt werden.
Wird dieser entropiebehaftete Abwärmeanteil unter Minderung der Nutzarbeitsausbeute wieder dem Prozeß zugeführt, so kann der thermische Trennprozeß bei Temperaturen unterhalb der Umgebung ablaufen und die Nutzarbeit mit absinkender Rekom¬ binationstemperatur aus der Rekombinationszelle ausgekoppelt werden. Unter dieser Voraussetzung gelingt auf direktem Wege die vollständige Umwandlung von Umgebungswärme in entropiefreie Nutzarbeit.
Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, gilt diese vollkommene Energieum¬ wandlung nicht nur für stδchiometrische chemisorptive Formelum¬ sätze, sondern auch für beliebige nichtstδchiometrische Formel¬ umsätze.
Die Energiestrδme der Tabelle 3 wurden mit den thermochemischen Stoffdaten der Komponenten und der wässrigen Lösung unter Anwen¬ dung der Gibbs-Helmholtz-Gleichung berechnet. Die zugrunde¬ liegenden Stoffdaten wurden von der CHW-Hüls AG mit dem Elektrolyt-Programm ASPEN Plus berechnet und für meine Analysen zur Verfügung gestellt.
Die Energiestrδme des thermischen Zerlegungsprozesses zeigt der obere Tabellenteil 3a, die Energiestrδme des elektrochemischen Rekombinationsprozesses der untere Tabellenteil 3 b. Zeichnet man diesen Kreisprozeß in das Temperatur-Stoffumsatz- Diagramm qualitativ ein, so ergibt sich, wie es Fig. 1 zeigt, ein linksdrehender, durch die Prozeßeckpunkte 1 bis 3 gekennzeichneter Dreiecksprozeß. Sein Stoffkreislauf ist ge¬ schlossen.
Der Linienzug 1-2 in Fig. 1 kennzeichnet den thermischen Austreibungsprozeß. Er beginnt bei einer Temperatur von 293 K und endet mit der geringfügig geringeren Temperatur von 291 K. Für den Austreibungsprozeß ist, gemäß Tabelle 3a, eine Enthalpiemenge &U = +34,04 kJ/mol Dampf aufzuwenden. Sie entspricht dem Heizwärmebetrag Δ(T . s), während der Nutzar¬ beitsaufwand ΔG=0 ist.
Der Linienzug 2-3 in Fig. 1 kennzeichnet den elektrochemischen Rekombinationsprozeß. Er verläuft unter steter Temperatur¬ abnahme, im vorliegenden Fall nahezu isobar. Die Rekombination dieser Lösung beginnt bei der Austreibungsendtemperatur von 291 K und endet bei einer Temperatur von 264 K, nahe dem Gefrierpunkt der Lösung, so daß die Bewegungsfreiheit der Lösung in dem Kreislauf noch nicht eingeschränkt ist.
Der Gesamtenthalpiebetrag ΔH, welcher beim Rekombinationsprozeß abgegeben werden muß, beträgt ΔH= -51,19 kJ/mol Dampf und setzt sich zusammen aus dem entropiefreien Nutzarbeitsstrom ΔG= 37,15 kJ/mol Dampf und dem entropiebehafteten Abwärmestrom Δ(T.s) = -14,04 kJ/mol Dampf.
Der Linienzug 3-1 in Fig. 1 kennzeichnet den Prozeß der rekuperativen Rückerwärmung der wässrigen Lösung, welche im Grenzfall bis zur Austreibungsendtemperatur (Punkt 2) möglich ist.
Für die rekuperative Rückerwärmung des Idealprozesses ( ΔT Wärmeübergang gleich Null und vollkommene StoffUmwandlung) steht der entropiebehaftete Energiebetrag Δ(T.s) = - 14,04 kJ/molD zur Verfügung. Er sammelt sich über das Temperaturintervall des Rekombinationsprozesses an, d.h. über die Temperaturdifferenz (291-264)=27K.
Nimmt man eine Mindesttemperaturdifferenz von 4 K für die rekuperative Rückerwärmung der Lösung an, so muß ein Anteil von 4/27 dieses entropiebehafteten Energiestromes entweder aus dem Kreislauf abgeführt oder unter Minderung der Nutzarbeitsausbeute, mittels einer Wärmepumpe auf das Aus¬ treibungstemperaturniveau angehoben werden.
Eine realistische Größe für den erforderlichen Temperaturhub der Wärmepumpe ergibt sich mit dem internen Temperaturhub des Prozesses zuzüglich 15 K zur Kompensation von Wärmeübertragungs¬ verlusten. Damit beträgt der Temperaturhub der Wärmepumpe insge¬ samt (293-264) + 15 = 44 K.
Folgt man dem Carnot-Ansatz für nicht chemisch reagierende Kreisläufe, so ergibt sich ein Nutzarbeitsaufwand für den Betrieb der Wärmepumpe von ΔGwp = + 0,51 kJ/molD, darin ist auch ein Verdichter-Wirkungsgrad von 0,7 berücksichtigt.
-Die Nutzarbeitsausbeute AG des realen chemisorptiven Kreis¬ prozesses reduziert sich ' bei vollständiger, auf direktem und indirektem Wege ausgeführter Abwärmerückführung von 37,15 auf 36,64 kJ/molD nur unwesentlich.
Wollte man dieselben Temperaturverhältnisse im chemisorptiven Kreisprozeß auch bei geringeren Umgebungstemperaturen beibe¬ halten, so z.B. um Umgebungswärme mit einer Temperatur von 253 K noch in Nutzarbeit umzuwandeln, so müßte ein der Nutzarbeits¬ ausbeute entsprechender Betrag an Umgebungswärme zuvor auf das Austreibungstemperaturniveau (293 K), d.h. insgesamt um 55 K an¬ gehoben werden.
Ein diesem Temperaturhub entsprechender Nutzarbeitsaufwand von ΔG = +9,44 kJ/molD wäre dann zur Wärmepumpenversorgung von der r. ∑r
Nutzarbeitsausbeute des Energiewandlungsprozesses abzuziehen.
Die reale Nutzarbeitsausbeute des Kreisprozesses würde sich in diesem Fall auf ΔG = -27,71 kJ/molD reduzieren. Auf den StoffUm¬ lauf bezogen, läge sie allerdings noch weitaus höher als die Nutzarbeitsausbeute der besten Primärenergie beheizten Dampf¬ kraftwerke. Mit einer derartigen Prozeßführung läßt sich demnach ganzjährig in unseren Breiten Umgebungswärme in Nutzarbeit umwandeln!
Tabelle 4 zeigt als weiteres Beispiel die Energiestrδme eines mit dem binären Stoffsystem H20 -H2S04 arbeitenden chemi¬ sorptiven Reaktionskreislaufs.
XH2S04-YH201<— -~> H20 + XH2S04 Y-DH201 (8)
Dieser Reaktionskreislauf arbeitet zwischen den Temperaturen 100 °C und 15 °C ohne Abwärmeproduktion. Bereits ab einer unteren Rekombinationsendtemperatur von 40°C kann der Prozeß zur Umgebung abwärmefrei arbeiten.
Dann muß jedoch die bei der Rekombination anfallende Abwärme auf rekuperativem Wege zur Rückerwärmung der Lösung genutzt werden.
Bei Rekombinationstemperaturen unterhalb 15°C muß dem Re¬ kombinationsprozeß Wärme von außen zugeführt werden. Dieser Heizwärmebetrag trägt jedoch dann vollständig zur Erhöhung der Nutzarbeitsausbeute bei.
Fig. 2 zeigt diesen linksdrehenden Kreisprozeß im schematischen Temperatur-Stoffumsatz-Diagramm. Dieser Prozeß gleicht dem mit dem binären Stoffsystem NH3 - H20 arbeitenden Prozeß nach Fig. 1, unterscheidet sich allerdings in den Prozeßtemperaturen und in der Methode der Rückerwärmung der rekombinierten Lösung. Die Rückerwärmung, wie in Fig. 2 dargestellt, wird über eine äußere Wärmezufuhr realisiert.
Mit dem Stoffsystem H20 - H2S04 soll lediglich die All¬ gemeingültigkeit der vollständigen, d.h. abwärme reien Energie¬ wandlung unter Verwendung eines im Kreislauf geführten chemi¬ sorptiven Stoffsystems demonstriert werden. Zu den chemi¬ sorptiven Reaktionen mit ihrer gegenüber chemischen Reaktionen geringeren nutzbaren Bindungsenergien zählen die Hydratationε- bzw. Solvatationsreaktionen.
Wie nun weiter ausgeführt wird, läßt sich aber auch die vollkommene, d.h. abwärmefreie Energiewandlung mit chemischen Reaktionsabläufen, d.h. mit erheblich höheren nutzbaren Bindungsenergien realisieren. Die Prozeßführung ist dann gegenüber der chemisorptiven Prozeßführung geändert. Am Beispiel des chemischen Reaktionsablaufs (1) Pb + J2 -<—> PbJ2 werden zwei mögliche Kreisprozesse beschrieben, mit denen diese vollkommene Energieumwandlung möglich ist. Einen Kreislauftyp zeigt Fig. 3, im Temperatur-Stoffumsatz-Diagramm.
Er ist wie der chemisorptive Kreislauftyp ein Dreiecksprozeß, jedoch mit umgekehrter Drehrichtung.
Während der chemisorptive Kreislauf linksdrehend ist, ist der chemische Reaktionskreislauf rechtsdrehend.
"*Der thermische Zerlegungsprozeß in Fig. 3 ist durch den Streckenabschnitt 1-2 gekennzeichnet. Die thermische Zerlegung bzw. Aufspaltung der chemischen Verbindung geschieht isobar mit ansteigender Temperatur. Das Temperaturintervall ist hierbei so gewählt, daß der Nutzarbeitsaufwand vernachlässigbar gegenüber dem entrophiebehafteten Heizwärmeaufwand ist. Im Grenzfall kann der Nutzarbeitsaufwand zu Null werden.
In dem vorliegenden' Reaktionskreislauf (1) läßt sich das Blei¬ jodid, wie Tabelle 5 zeigt, im Temperaturintervall von 700 bis 1036,4 K mit ansteigender Temperatur ohne Nutzarbeitsaufwand thermisch trennen, d.h. ΔH wird zu Δ(T.s).
Der elektrochemische Rekombinationsprozeß ist durch den Streckenabschnitt 2-3 gekennzeichnet. Er verläuft isotherm, bei der oberen Zerlegungsendtemperatur von 1036,4 K (Pkt. 2 in Fig. 3). Die isotherme Rekombination des flüssigen Bleijodids aus dem flüssigen Blei und dem gasförmigen Jod geschieht unter kom¬ binierter Abgabe von entropiefreier Nutzarbeit (freiwerdender Bindungsenergie) und entropiebehafteter Abwärme, wobei der Nutzarbeitsanteil überwiegt.
Der Streckenabschnitt 3-1 kennzeichnet einen rekuperativen Ab¬ kühlungsprozeß, bei dem sensible Wärme der chemischen Verbindung dem thermischen Zerlegungsprozeß zufließt. Hierbei wird die chemische Verbindung wieder auf die Zerlegungsanfangstemperatur abgekühlt. Mit diesen drei Prozeßteilen ist der Stoffkreislauf geschlossen.
Wie nun aus Fig. 3 und Tabelle 5 hervorgeht, läßt sich sowohl die Abwärme des Rekombinationsprozesses wie auch die Abwärme des Abkühlungsprozesses auf rekuperativem Wege dem thermischen Zer¬ legungsprozeß wieder zuführen.
Folglich muß dem Idealprozeß nur soviel Heizwärme zugeführt werden, wie ihm Nutzarbeit entzogen wird.
Er arbeitet somit zur Umgebung abwärmefrei mit einem Konversionsgrad von Eins. Dieser Konversionsgrad ist aber auch im realen verlustbehafteten Prozeß zu erhalten, wenn die re¬ kuperative Mindestabwärme des Abkühlungsprozesses mit einer Wärmepumpe wieder dem Zerlegungsprozeß zugeführt wird.
Den zweiten Kreislauftyp zeigt Fig. 4, ebenfalls in dem charakteristischen Temperatur-Stoffumsatz-Diagramm. Dieser Kreislauftyp läßt sich ebenfalls mit dem Reaktionsablauf (1) darstellen. Die quantifizierten Energiestrδme dieses chemischen Reaktionskreislaufs zeigt Tabelle 6. Der Reaktionskreislauf läßt sich mit 4 Streckenabschnitten im Diagramm nach Fig. 4 darstellen.
Der Streckenabschnitt 1-2 kennzeichnet den thermischen Zerlegungsprozeß, wobei die Zerlegung der chemischen Verbindung isobar mit ansteigender Temperatur stattfindet. Die Zerlegung der chemischen Verbindung kann hierbei entweder rein thermisch oder thermo-elektrolytisch, d.h. unter Zufuhr von Heizwärme oder von Heizwärme und elektrischer Energie stattfinden.
Der Streckenabschnitt 2-3 kennzeichnet einen Abkühlungsprozeß, in dem die voneinander separierten Spaltprodukte rekuperativ abgekühlt werden, wobei ihre sensiblen Wärmen dem Zerlegungsprozeß zufließen.
Der Streckenabschnitt 3-4 kennzeichnet den elektrochemischen Rekombinationsprozeß. Die Rekombination findet ebenfalls isobar und mit ansteigender Temperatur statt, wobei die rekombinierte chemische Verbindung die Rekombinationszelle mit derselben Temperatur verläßt wie die Spaltprodukte die Zerlegungszelle. Der Rekombinationsprozeß findet in diesem Fall ohne die Produktion von entropiebehafteter Abwärme statt.
Der Streckenabschnitt 4-1 kennzeichnet schließlich einen Abküh¬ lungsprozeß., in dem die rekombinierte chemische Verbindung auf rekuperativem Wege wieder auf die Anfangstemperatur des Zer¬ legungsprozesses abgekühlt wird, wobei die Wärme der Stoffver¬ bindung ebenfalls dem Zerlegungsprozeß zufließt. Damit ist der Reaktionskreislauf geschlossen.
Der Kreislauf 2 ist ein "Schmetterlingsprozeß", bei dem die Prozeßtemperaturen mit zunehmender StoffUmsetzung (Rekombination und Spaltung der Verbindung) ansteigen und sich daher im Temperatur-Stoffumsatz-Diagramm kreuzen.
Vergleicht man nun die Energiestrδme des Kreislauftyps 1 mit denen des Kreislauftypes 2, so zeigt das Beispiel des Re¬ aktionsablauf (1) (Tabelle 5 und 6), daß die Nutzarbeits¬ ausbeute des Kreislauftypes 2 höher ist als die des Types 1 und das bei einer geringeren Differenz zwischen den Anfangs- und Endtemperaturen der gegenläufigen Stoffumsatzprozesse. Die Darstellung beider Kreislauftypen mit einem Reaktionsablauf ist kein Einzelfall, auch mit dem Reaktionsablauf (5) sind beide Kreisläufe möglich.
Die Energiestrδme dieses Reaktionsablaufε (5) zeigen die Tabelle 7 für den Dreiecksprozeß und Tabelle 8 für den "Schmetterlingε- prozeß", wobei im Unterschied zum Reaktionsablauf (1) beim Reaktionsablauf (5) die Prozeßecktemperaturen dieselben sind. Bei diesem Schmetterlingsprozeß muß jedoch auch der Re¬ kombinationsprozeß beheizt werden. Dafür ist aber auch seine Nutzarbeitsausbeute mehr als doppelt so hoch wie beim Dreiecks¬ prozeß .
Nun gibt es wiederum Reaktionεabläufe, die sich entweder nur als Dreiecksprozeß oder nur als Schmetterlingsprozeß realisieren lassen. Beispiele für den Dreiecksprozeß sind die Reaktionsab¬ läufe (3 und 9).
H2 + Cl2 <— > 2HC1 (3) mit den Prozeßecktemperaturen, gemäß Tabelle 9 und
2H2 + °2 "^—^" 2H2° ^ ' mit den Prozeßecktemperaturen, gemäß Tabelle 10.
Ein Beispiel für den Schmetterlingsprozeß ist der Reaktions¬ ablauf (10).
H20 + S03 —> H2S04 (10) mit den Prozeßecktemperaturen, gemäß Tabelle 11.
Von besonderer technischer Bedeutung und ein Beispiel für den gasförmigen Reaktionsablauf ist die thermische Wasser¬ dampfspaltung mit den Spaltprodukten elementarer Wasserstoff und elementarer Sauerstoff, welche mit der erfindungsgemäßen Proze߬ führung im Temperaturbereich zwischen 378 und 1200 K ohne Nutzarbeitsaufwand abläuft. Möglicherweise gelingt sie aber nur dann auf rein thermischem Wege, wenn dem Zerlegungsprozeß die EMK, d.h. die LeerlaufSpannung des Rekombinationsprozesses gegengeschaltet wird, wobei ein begrenzter gegenüber dem thermischen Energiestrom jedoch zu vernachlässigender elek¬ trischer Energiestrom der Zerlegungszelle zufließen muß. Solange diese Gegen-EMK auf das stδchiometrische Gasgemisch einwirkt, wird eine spontante Rückreaktion unterbunden.
Mit elementarem Wasserstoff wäre der Energieträger der Zukunft auf rein thermischem Wege produzierbar und in einer her¬ kömmlichen Hochtemperatur-Brennstoffzelle zur elektrischen Energiegewinnung oder als Heizenergieträger einsetzbar.
Die Separierung des elementaren Wasserstoffs vom Sauerstoff gelingt entweder über eine wasserεtoffdurchlässige semipermeable Wand (beispielsweise Palladium), oder über die Verflüssigung des elementaren Sauerstoffs, wobei der verflüssigte Sauerstoff aus dem Gasgemisch abgeschieden, druckreduziert und unter Aufnahme der Verflüssigungswärme wieder verdampft wird, während beide Gase dann rekuperativ bis auf die Ausgangstemperatur aufgeheizt werden und der gasförmige Sauerstoff noch auf seinen
Ausgangsdruck verdichtet wird.
Aber auch die thermische Aufspaltung von Schwefelsäure in H20 und S03 gelingt mit dem erfindungsgemäßen Verfahren mit wesentlich geringeren Spalttemperaturen als εie bei der heutigen Schwefelsäure-Wiederaufarbeitung üblich sind. Technisch nutzen läßt sich dieser Prozeß deshalb zur Dünnsäure-Wiederauf¬ arbeitung, wobei die zu rekombinierenden aufkonzentrierten Spaltprodukte noch der Energiewandlung zugeführt werden können. Mit dieser Prozeßkombination wären zwei Probleme gleichzeitig gelöst, die umweltschonende Dünnsäureentsorgung und die abwärmefreie Energiewandlung unter Verwendung desselben Heizwärmestroms und das auf eine besonders ökonomische Art und Weise.
Mit den bekannten Elementen, elektrochemische Brennstoffzelle, thermische Zerlegungszelle, rekuperative Abwärmeübertragung und Stofftrennung unter inerten Gasen kann der Fachmann die erfin¬ dungsgemäßen Energiewandlungsverfahren realisieren.
Die Separierung der Spaltprodukte in den verschiedenartigen Reaktionskreisläufen gelingt am einfachsten bei Reaktions¬ abläufen mit Feststoff-Gasreaktionen oder Flüsεigεtoff-Gas- reaktionen, wobei die chemiεche Verbindung und eine Komponente der Spaltprodukte, (d.h. die Erstkomponente) ein Feststoff oder ein Flüssigεtoff ist, während die Zweitkomponente der Spalt¬ produkte gas- oder dampfförmig ist.
In derartigen chemischen oder chemisorptiven Reaktions¬ kreisläufen lassen sich die Prozeßbedingungen besonderε gut mit einer überlagerten Inertgaεatmosphäre einstellen. Im einfachsten Fall gelingt diese Anpassung, indem die Inertgasatmosphäre im Kreislauf durch die Zerlegungszelle und die Rekombinationszelle zirkuliert.
Die Temperaturänderung während der StoffUmsetzung läßt sich einstellen , indem beispielsweise die stδchiometrische Stoff¬ umsetzung in differentiellen Schritten jeweils isotherm.
temperaturgestuft ausgeführt wird, wobei mit der entropie¬ behafteten Abwärme der höheren Temperaturstufe die darunterbe- findliche beheizt wird.
Wird einer der Teilprozesse isotherm und der andere isobar oder nahezu isobar eingestellt, so können Rekombinationszelle und Zerlegungszelle von Inertgasstrδmen mit verschiedenartigen Dampfgehalten durchströmt werden, wobei deren Partial- dampfdruckänderungen im umgekehrten Verhältnis zu den Inert- gasmengenstrδ en stehen. Diese Anpassung der Inertgasmengen- strδme gelingt am einfachsten mit einer By-pass Schaltung im Inertgasumlauf.
Werden dagegen sehr hohe Anforderungen an die thermischen Prozeßbedingungen gestellt, so läßt sich dies mit einer Inertgasatmosphäre realisieren, die durch und zwischen Zerlegungszelle und Rekombinationszelle zirkuliert, wobei jeweils Inertgasteilstrδme mit zunehmendem Partialdampfdruck aus der Zerlegungszelle zu partialdruckgleichen Orten der Rekombinationszelle überwechseln. Der Inertgasgesamtstrom liegt bei dieser Methode nur am Eintritt der Zerlegungszelle und am Austritt der Rekombinationszelle vor und nimmt bei der Durchstrδmung der Zerlegungszellen ab und bei der Durchstrδmung der Rekombinationszelle zu.
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Tabelle 1: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (2) Stoffdaten nach Barin-Knacke
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 2: Energieumsatz. des Reaktionsablaufs (5) Stoffdaten nach Barin-Knacke
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 3: Energieumsatz des chemisorptiven Reaktionsablaufs (7) System NH3-H20, Stoffdaten: ASPEN PLUS;CHW Hüls AG
X: 0,8458; Y: 7,1427; Z: 0,1542 ; Energieströme: kJ/Mol Dampf
Tabelle 4: Energieumsatz des chemisorptiven Reaktionsablaufs (8) System H20-H2S04, Stoffdaten: ASPEN PLUS, CHW Hüls AG
X: 1,3920; Y: 1,33775; Energieströme: kJ/Mol Dampf
Tabelle 5: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (1)
Dreiecksprozeß (Stoffdaten nach Barin-Knacke)
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 6: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (1)
Schmetterlingsprozeß (Stoffdaten nach Barin-Knacke)
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 7: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (5) Dreiecksprozeß
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 8: Energieumεatz deε Reaktionsablaufs (5) Schmetterlingsprozeß
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 9: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (3) Stoffdaten nach Barin-Knacke
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
Tabelle 10: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (9) Stoffdaten nach Barin-Knacke
Energieströme: kJ/ Formelumsatz
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Tabelle 11: Energieumsatz des Reaktionsablaufs (10) Stoffdaten nach Barin-Knacke
H2S04
11a H20 + so3 Energieströme/ 400 K 483 K 483 K Formelumsatz
H + 731,92 - 236,25 - 385,33 ΔH + 110,34
T-s - 126,22 + 99,23 + 137,40 Δ(T-s) + 110,41 + 858,14 - 335,48 - 522,73 ΔG - 0,07
H20 H2S04 Energieströme/
11b S03 400 K 400 K 483 K Formelumsatz
H + 239,16 + 390,43 - 723,39 ΔH 93,80
T-s - 79,54 - 109,16 + 161,76 Δ(T-s) 26,94
G + 318,70 + 499,53 - 885,15 ΔG 66,92
Energieströme: kJ/ Formelumsatz