Verfahren zur Sulfierung ungesättigter Fettsäureglycerinester
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung wäßriger Lösungen von Alkali-, Erdalkali-, Ammonium- und/oder Aminsalzen sulfierter Fettsäureglyceride durch Sulfierung ungesättigter Fettsäureglycerinester mit gasförmigem Schwefeltrioxid, Neutralisation mit Basen und anschließendem Erhitzen unter Phasentrennung sowie deren Verwendung als oberflächenaktive Mittel.
Sulfierprodukte auf Basis von ungesättigten Fettsäureglycerin- estern sind seit langem bekannt. Schon 1834 wurden von Runge durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Oliven- bzw. Ricinusöl sulfierte Öle gewonnen, die als Hilfsmittel bei der Färbung von Textilien als sogenannte "Türkischrotöle" noch heute Verwendung finden [H.Stäche, H.Großmann, "Waschmittel", Springer-Verlag, Berlin- Heidelberg, 1985]. Andere sulfierte Öle finden Anwendung in der Naßveredlung von Textilien, in Handwaschpasten, als Verdickungs- mittel in Lacken, als Hydrotrope für flüssige Reinigungsmittel, Korrosionsschutzmittel oder Emulgatoren für Mineralöle [Soap.Cosm.Chem.Spec. (1975) 39].
Die beiden Patentanmeldungen PL 120511 und SU 475391 beschreiben Verfahren zur Umsetzung von ungesättigten Triglyceriden, z.B. aus der ölsäurereichen Fraktion des Tallöls mit Schwefelsäure. Die Anlagerung von H2SO4 an die Doppelbindung ungesättigter
Fettsäureglycerinester führt zur Bildung von Sulfaten, die durch -C-O-S-Bindungen charakterisiert und damit labil gegenüber dem Angriff von Säuren sind. Die Anwendung derartiger Produkte ist somit auf den neutralen bis schwach alkalischen Bereich beschränkt.
Alternativ hierzu kann die Sulfierung auch mit Oleum, d.h. mit Schwefeltrioxid durchgeführt werden, das bis zu einer Konzentration von 65 Gew.-% in Schwefelsäure gelöst vorliegt. Dieses Verfahren führt zwar neben der Bildung von Sulfaten vorwiegend zur Bildung von Sulfonaten mit säurestabiler -C-S-Bindung, ist jedoch mit dem schwerwiegenden technischen Nachteil behaftet, daß die als Lösungsmittel verwendete Schwefelsäure gemeinsam mit den erhaltenen Sulfonsäuren neutralisiert werden muß, wodurch die Produkte durch einen unerwünscht hohen Elektrolytgehalt belastet werden, welcher bei vielen Anwendungen stört.
Die deutsche Patentanmeldung DE 12 46 717 beschreibt die Sulfierung ungesättigter Fettsäureglycerinester mit gasförmigem Schwefeltrioxid im Gemisch mit einem Inertgas. Da jedoch mit steigender Reaktionstemperatur und SO3-Menge neben der Sulfierung eine unerwünscht starke Verfärbung der Produkte beobachtet wird, die bei höheren Einsatzmengen des Sulfieragens bis zur Verkohlung führen kann, beschränkt sich die Durchführung des Verfahrens auf den Temperaturbereich von 0 bis 20°C und auf Einsatzverhältnisse von Fettsäureester zu Schwefeltrioxid von 1 : 0.5 bis 1 : 1.7. Auf diese Weise sind demnach nur solche Sulfierprodukte ungesättigter Fettsäureglycerinester zugänglich, die einen geringen Gehalt an organisch gebundenem Schwefel aufweisen.
In der deutschen Patentanmeldung DE 24 37 443 AI wird schließlich ein Verfahren zur gemeinsamen Umsetzung von ungesättigten Fettsäureglycerinestern und gesättigten Fettsäureestern mit gasförmigem Schwefeltrioxid beschrieben. Hier ist jedoch von Nachteil, daß die Herstellung homogener Mischungen beider Komponenten mit erheblichem technischen Aufwand verbunden ist und daß die Sulfierprodukte einen hohen Anteil an alpha-Fettsäure- methylestersulfonaten enthalten.
Das zu lösende technische Problem bestand nun darin, ein Verfahren zur Sulfierung von ungesättigten Fettsäureglycerinestern zu entwickeln, das nach Neutralisation zu niedrigviskosen, hellfarbigen Produkten mit hohem Anteil an organisch gebundenem Schwefel und hohem Sulfonatgehalt führt.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von wäßrigen Lösungen von Alkali-, Erdalkali-, Ammonium- und/oder Aminsalzen sulfierter Fettsäureglyceride durch Sulfierung von ungesättigten Fettsäureglycerinestern mit gasförmigem Schwefeltrioxid, nachfolgender Neutralisation mit Basen und anschließendem Erhitzen, wobei unsulfierte Anteile von der wäßrigen Tensidlösung über eine Phasentrennung abgetrennt werden können.
Unter Fettsäureglycerinestern sind die Mono-, Di- und Triester sowie deren Gemische zu verstehen, wie sie bei der Herstellung durch Veresterung von 1 Mol Glycerin mit 1 bis 3 Mol ungesättigter Fettsäure oder bei der Umesterung von ungesättigten Triglyceriden mit 0.3 bis 2 Mol Glycerin erhalten werden. Insbesondere werden diejenigen ungesättigten Fettsäureglycerinester eingesetzt, die sich aus Fettsäuren mit 16 bis 24 C-Atomen und 1 bis 5 Doppelbindungen aufbauen, so z. B. der Palmitoleinsäure, Elaidinsäure,
Petroselinsäure, Chaulmograasäure, Erucasäure, Linolensäure, Arachidonsäure oder Clupanodonsäure, insbesondere aber der Ölsäure und Linolsäure, die bevorzugt mehr als 50 Gew.-% der Fettsäurekomponente ausmachen.
Die Fettsäureglycerinester können synthetischer oder natürlicher Herkunft sein. Vorzugsweise werden solche Ester verwendet, die auf Basis von Korianderöl, Chaulmograaöl, Sonnenblumenöl, Baumwollsaatöl, Olivenöl, Erdnußöl, Leinöl, Lardöl, Meadowfoamöl , Schweineschmalz oder Fischöl, insbesondere aber neuem, ölsäurereiehern Rüböl gewonnen werden. Ausdrücklich können auch solche nativen Fettsäureglycerinester eingesetzt werden, deren Fettsäurekomponente sich nicht vollständig, sondern nur zum überwiegenden Teil, d. h. zu mehr als 50 Gew.-%, aus den genannten ungesättigten Fettsäuren aufbaut sowie technische Gemische verschiedener ungesättigter oder weitgehend ungesättigter Fettsäureglycerinester untereinander, sofern der Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in den Mischungen wiederum mehr als 50 Gew.-% beträgt. Bevorzugt wird neues, ölsäurereiches Rüböl eingesetzt.
Die Sulfierung der ungesättigten Fettsäureglycerinester mit gasförmigem Schwefeltrioxid kann in der für Fettsäureniedrigalkylester bekannten Weise [J.Falbe (ed.), "Surfactants in consumer products", Springer Verlag, Berlin-Heidelberg, 1987, S. 61] erfolgen, wobei Reaktoren, die nach dem Fallfilmprinzip arbeiten, bevorzugt sind. Dabei wird das Schwefeltrioxid mit einem inerten Gas, vorzugsweise Luft oder Stickstoff verdünnt und in Form eines Gasgemisches, welches das Sulfieragens in einer Konzentration von 1 bis 8, insbesondere 2 bis 5 Vol.-% enthält, eingesetzt.
Das Einsatzverhältnis des gasförmigen Schwefeltrioxids beträgt 0.5 bis 5.0 Mol, vorzugsweise jedoch 1.0 bis 3.0 Mol Schwefeltrioxid pro Mol Fettsäureglycerinester. Die Sulfierreaktion wird bei Temperaturen von 40 bis 98°C, insbesondere jedoch 50 bis 90°C durchgeführt.
Die bei der Sulfierung anfallenden sauren Sulfierprodukte werden in wäßrige Basen eingerührt, neutralisiert und auf einen pH-Wert von 6.5 bis 8.5 eingestellt. Als Basen für die Neutralisation kommen Alkalimetallhydroxide wie Natrium-, Kalium- und Lithiumhydroxid, Erdalkalimetalloxide und -hydroxide wie Magnesiumoxid, Magnesiumhydroxid, Calciumoxid und Calciumhydroxid, Ammoniak, Mono-, Di- und Tri-C2-4-Alkanolamine, beispielsweise Mono-, Di- und Triethanolamin sowie primäre, sekundäre oder tertiäre C1-4-Alkylamine in Betracht. Die Neutralisationsbasen gelangen dabei vorzugsweise in Form 5 bis 55 gew.-%iger wäßriger Lösungen zum Einsatz, wobei 5 bis 25 gew.-%ige wäßrige Natriumhydroxidlösungen bevorzugt sind.
Die wäßrigen, die neutralisierten Sulfierprodukte enthaltenden Lösungen werden anschließend bei 80 bis 95°C, 10 bis 240 min, vorzugsweise 30 bis 120 min, auf dem Dampfbad erhitzt. Die Reaktionsmischung trennt sich dabei in eine wäßrige, die oberflächenaktive Verbindung enthaltende und eine organische, unsulfiertes Ausgangsprodukt enthaltene Phase auf, die auf einfachstem Wege, z. B. durch Dekantieren oder Separieren voneinander getrennt werden können; die organische Phase, die nur geringe Spuren Wasser enthält, kann nach Trocknung erneut in die Sulfierung eingesetzt werden. Auf diesem Wege erhält man auch bei Einsatz geinger Mengen Schwefeltrioxid Produkte mit hohem Gehalt an organisch gebundenem Schwefel. Ein zusätzlicher Vorteil besteht
darin, daß sich die auf diesem Wege hergestellten Produkte durch besonders helle Farben auszeichnen.
Das Sulfierprodukt stellt ein komplexes Gemisch dar, das im wesentlichen Mono-, Di- und Triglyceridsulfonate mit innenständiger Sulfonsäuregruppierung enthält. Als Nebenprodukte bilden sich sulfonierte Fettsäuren, Glyceridsulfate, Glycerinsulfate, Glycerin und Seifen.
Die Sulfierprodukte können nach Neutralisation in an sich bekannter Weise durch Zusatz von Wasserstoffperoxid- oder Natriumhypochloritlösung gebleicht werden. Dabei werden, bezogen auf den Feststoffgehalt in der Lösung der Sulfierprodukte, 0.2 bis 2 Gew.-% Wasserstoffperoxid, berechnet als 100 %ige Substanz, oder entsprechende Mengen Natriumhypochlorit eingesetzt. Der pH-Wert der Lösungen kann unter Verwendung geeigneter Puffermittel, z. B. mit Natriumphosphat oder Citronensäure konstant gehalten werden. Zur Stabilisierung gegen Bakterienbefall empfiehlt sich ferner eine Konservierung, z. B. mit Formaldehydlösung, p-Hydroxybenzoat, Sorbinsäure oder anderen bekannten Konservierungsstoffen.
Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung der durch Umsetzung von ungesättigten Fettsäureglycerinestern mit gasförmigem Schwefeltrioxid nach Neutralisation erhältlichen Produkte als oberflächenaktive Mittel.
Die folgenden Beispiele sollen den Gegenstand der Erfindung näher erläutern.
Legende: Olv = Olivenöl
NSb = Neues Sonnenblumenöl (> 80 Gew.-% Ölsäureanteil)
Kor = Korianderöl
Edn = Erdnußöl
Soj =- Sojaöl
NRb = Neues Rüböl (> 55 Gew.-% Ölsäureanteil)
Len = Leinöl
Mdw = Meadowfoamöl
Lrd = Lardöl
Fsh = Fischöl
Zusammensetzung gemäß GC-Analyse, Auswertung als Flächen-%. Die lodzahl wurde nach der Kaufmann-Methode bestimmt.
Beispiele 1.1 - 1.21
Allgemeine Arbeitsvorschrift Verfahren A : Batchsulfierung von Fettsäureglycerinestern. In einem 1-1-Sulfierreaktor mit Mantelkühlung wurden jeweils 1 Mol des ungesättigten Fettsäureglycerinesters vorgelegt und bei 40 bis 98°C mit 0.5 bis 5.0 Mol gasförmigem Schwefeltrioxid umgesetzt. Das Schwefeltrioxid wurde durch Erhitzen aus einer entsprechenden Menge 65 %igen Ole- ums ausgetrieben, auf eine Konzentration von 2 bis 5 Vol.-% verdünnt und innerhalb von 15 bis 120 min in das Ausgangsprodukt eingeleitet. Nach der Sulfierung wurde das saure Reaktionsgemisch portionsweise in wäßrige 10 gew.-%ige Base eingerührt, neutralisiert und 120 min bei 95°C auf dem Dampfbad erhitzt, wobei sich die Lösung in eine wäßrige Tensidphase und eine organische Schicht trennte, die nicht umgesetztes Ausgangsmaterial enthielt. Nach Phasentrennung in einem Scheidetrichter wurde die organische Fraktion im Vakuum 2 h bei 80°C getrocknet und in die Sulfierung zurückgeführt. Die wäßrige Tensidlösung wurde auf pH = 7.8 eingestellt und wies einen Feststoffgehalt von 30 % auf. Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die eingesetzten Fettsäureglycerinester, die Reaktionsbedingungen sowie die Kenndaten der Produkte.
Beispiele 2.1. - 2.14
Allgemeine Arbeitsvorschrift Verfahren B : Kontisulfierung von Fettsäureglycerinestern. In einem kontinuierlich arbeitenden Fallfilmreaktor (Länge 120 cm, Querschnitt 1 cm, Eduktdurchsatz 600 g/h) mit Mantelkühlung und seitlicher Sθ3-Begasung wurden 5.0 mol eines ungesättigten Fettsäureglycerinesters bei 40 bis 98°C
mit 5 bis 15 mol gasförmigem Schwefeltrioxid zur Reaktion gebracht. Das saure Reaktionsgemisch wurde dabei kontinuierlich in 10 gew.-%ige Base eingetragen und neutralisiert. Anschließend wurde das Produkt 120 min bei 95°C auf dem Dampfbad erhitzt, wobei sich die Lösung in eine wäßrige Tensidphase und eine organische Schicht trennte, die nicht umgesetztes Ausgangsmaterial enthielt. Nach Phasentrennung in einem Scheidetrichter wurde die organische Fraktion im Vakuum 2 h bei 80°C getrocknet und in die Sulfierung zurückgeführt. Die wäßrige Tensidlösung wurde auf pH = 7.8 eingestellt und wies einen Feststoffgehalt von 30 % auf. Tabelle 3 gibt eine Übersicht über die eingesetzten Fettsäureglycerinester, die Reaktionsbedingungen sowie die Kenndaten der Produkte.
Der Aniontensidgehalt (WAS) sowie die Unsulfierten Anteile (US) wurden nach den DGF-Einheitsmethoden, Stuttgart 1950-1984, H- 111-10 und G-II-6b ermittelt.
Die Bestimmung der Klett-Farbzahl erfolgte nach 30 minütiger Bleiche mit 1 Gew.-% einer 35 gew.-%igen wäßrigen Wasserstoffper- oxidlösung. Die Messung wurde bei einer Konzentration von 5 Gew.-% Aniontensid, pH = 7 und unter Verwendung einer 1 cm-Rundküvette sowie eines Blaufilters (400 bis 465 nm) durchgeführt.
Legende: SO3 = Einsatzmenge Mol SO3/MoI Edukt
Vd. = SO3-Konzentration im Inertgasstrom (Vol.-%)
Rkz = Reaktionszeit
WAS = Aniontensidgehalt
US = Unsulfiertes (Gew.-%)
SO4 2- = Sulfat, berechnet als Natriumsulfat (Gew.-%)
DEA = Diethanolamin
Die Produkte gemäß der Beispiele 1.1 bis 1.21 wiesen einen Wassergehalt von 70 Gew.-% auf.
1) Mischung 90 Gew.-% Fischöl + 10 Gew.-% Neues Rüböl
2) Mischung 50 Gew.-% Fischöl + 50 Gew.-% Neues Rüböl
Die Produkte gemäß der Beispiele 2.1 bis 2.14 wiesen einen Wassergehalt von 70 Gew.-% auf.