Verfahren zum ventilgesteuerten Abfüllen
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum ventilgesteuerten Abfüllen einer definierten Abfüllmenge eines Mediums in einen Behälter. Ferner bezieht sich die Erfindung auf eine Abfüllvorrichtung und ein Computerprogramm bzw. ein
Computerprogrammprodukt.
In vielen Anwendungen, z. B. in der Lebensmittelindustrie oder in der Pharmaindustrie, ist es erforderlich, eine definierte Abfüllmenge eines Mediums, z. B. Joghurt oder ein Arzneimittel, reproduzierbar in ein Behältnis, beispielsweise in eine Flasche abzufüllen. Aus wirtschaftlichen Gründen ist es neben der Abfüllung einer stets gleichbleibenden Menge des Mediums in das Behältnis in hohem Masse wünschenswert, wenn ein einzelner Abfüllvorgang möglichst wenig Zeit beansprucht und wenn darüber hinaus die einzelnen Abfüllvorgänge zeitlich rasch aufeinanderfolgen.
Um die Reproduzierbarkeit der in das Behältnis abgefüllten Menge des Mediums sicherzustellen, wird bei den bekannten Abfüllvorgängen zu einem gegebenen Zeitpunkt ein Ventil in einer Zuführleitung geöffnet. Der Volumen- bzw. der Massedurchfluss des Mediums wird mit einem Volumendurchflussmessgerät bzw. mit einem
Massendurchflussmessgerät bestimmt. Bei dem Volumendurchflussmessgerät kann es sich beispielsweise um einen PROMAG 53 bzw. einen DOSIMAG II handeln. Als
Massendurchflussmessgerät kann beispielsweise ein PROMASS 83 bzw. ein DOSIMASS II eingesetzt werden. Die zuvorgenannten Gerätetypen werden von der Anmelderin angeboten und vertrieben. Anhand des von dem Messgerät gelieferten Durchflusswertes wird die Abfüllmenge bestimmt. Sobald die vorbestimmte Menge des Mediums in das Behältnis eingefüllt ist, wird das Ventil geschlossen. Die Vorlaufmenge bzw. die
Nachlaufmenge, also die Abfüllmenge, die bei nicht vollständig geöffnetem bzw.
geschlossenem Ventil in das Behältnis eingefüllt wird, wird anhand von Erfahrungswerten bzw. anhand von experimentell ermittelten Werten bestimmt und bei dem Abfüllvorgang berücksichtigt.
Eine hohe Reproduzierbarkeit der Abfüllmenge, die in ein Behältnis eingefüllt wird, ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Entspricht die Abfüllmenge nicht der auf dem Behältnis angegebenen Mindestmenge, so drohen dem Betreiber der Prozessanlage gesetzliche Strafen; liegt hingegen die Abfüllmenge über der abzufüllenden Menge, hat der Abfüller möglicherweise erhebliche finanzielle Einbußen.
Ein entsprechendes Verfahren zum Abfüllen einer definierten Menge eines Mediums in einen Behälter ist aus der Offenlegungsschrift DE 10149473 bekannt geworden. Dort wird
die Vorlaufmenge und/oder die Nachlaufmenge des Mediums bestimmt und das Öffnen und/oder das Schließen des Ventils wird so gesteuert, dass die definierte Abfüllmenge des Mediums in das Behältnis eingefüllt wird. Auch in der Offenlegungsschrift DE 102005008041 ist ein Verfahren zum dosierten Abfüllen eines fließfähigen Mediums bekannt geworden. Dabei wird die geräte- und mediumspezifische Nachlaufmenge festgestellt und diese bei den nachfolgenden Abfüllungen als Korrektur berücksichtigt, so dass die Abfüllistmenge der Abfüllsollmenge entspricht.
Ebenso ist in der Offenlegungsschrift DE 102008018089 ein Verfahren zum Abfüllen eines Mediums bekannt geworden, bei dem in Abhängigkeit einer gemessenen
Temperatur die Fließgeschwindigkeit des Mediums eingestellt wird. Zudem ist es aus der Offenlegungsschrift DE 102005052197 bekannt geworden zum sicheren Abfüllen einer ventilgesteuerten Abfüllanlage Luftblasen zu detektieren.
In der Offenlegungsschrift DE 2831624 wird von Michael Ziesemer und Peter Haug ein Verfahren zum Dosieren von strömenden Medien vorgeschlagen, bei dem ein die Strömung des Mediums repräsentierendes Impulssignal einem Zähler zugeführt wird und bei Erreichen eines Vorwahlwerts ein Signal zur Beendigung des Dosierungsvorgangs erzeug wird.
Auch in der Patentschrift DE 10306751 ist ein Verfahren zum Abfüllen eines Mediums bekannt geworden, bei dem anhand eines Drucks pK ein Korrekturfaktor K ermittelt wird, durch welchen Korrekturfaktor die Zeit für das Abfüllen einer einstellbaren Menge bestimmt wird.
In der Praxis hat sich aber herausgestellt, dass die vorgenannten Abfüllverfahren immer noch zu ungenau sind, da bspw. das Problem auftritt, dass das Schließverhalten des Ventils von Dosierzyklus zu Dosierzyklus nur gleich ist, wenn sich der Volumen-oder Massefluss nicht verändert. Dies kann sich jedoch bspw. durch höheren Druck im Vorratstank ergeben oder wenn nur ein Teil der Ventile in der Abfüllanlage geöffnet werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren zum Abfüllen einer definierten Abfüllmenge vorzuschlagen.
Die Erfindung wird durch ein Verfahren, eine Abfüllvorrichtung und ein Computerprogramm bzw. ein Computerprogrammprodukt gelöst.
Hinsichtlich des Verfahrens wird die Aufgabe durch ein Verfahren zum ventilgesteuerten Abfüllen einer definierten Abfüllmenge eines Mediums in einen Behälter gelöst, wobei während eines Abfüllvorgangs anhand eines eine Durchflussmenge (total flow) repräsentierenden Messsignals, vorzugsweise eines Impulssignals, eine Durchflussrate (flow rate) des Mediums ermittelt wird, und anhand einer Änderung der Durchflussrate während des Abfüllvorgangs ein Zeitpunkt zum Schließen eines Ventils, das zum Abfüllen dient, während des Abfüllvorgangs, vorzugsweise in Abhängigkeit der Änderung der Durchflussrate, korrigiert wird.
Wie bereits beschrieben sind Verfahren zum ventilgesteuerten Abfüllen einer definierten Abfüllmenge aus dem Stand der Technik bekannt. Während im Stand der Technik jedoch von einer konstant bleibenden Durchflussrate während des Abfüllvorgangs (zumindest nach vollständiger Öffnung des Abfüllventils) ausgegangen wird, wird erfindungsgemäß die Durchflussrate während des Abfüllvorgangs, vorzugsweise nach der vollständigen Öffnung des Abfüllventils, berücksichtigt, bspw. indem die Durchflussmenge und/oder die Durchflussrate vermittels einer Steuereinheit erfasst und ausgewertet wird, um den Zeitpunkt zum Schließen des Abfüllventils zu steuern bzw. zu korrigieren. Abfüllvorgang bezeichnet dabei das Füllen als auch den Zeitraum des Füllens des Behälters mit dem dafür vorgesehenen Medium.
Unter Durchflussmenge wird dabei die bspw. vermittels eines Durchflussmessgerätes erfasste Masse, bspw. in kg, bzw. das erfasste Volumen, bspw. in m3, verstanden. Als
Messsignal kann dabei oben erwähntes Impulssignal dienen. Dabei kann ein Impuls einer vorgegebenen Menge von bspw. 2ml entsprechen. Die gesamte Durchflussmenge kann dann wiederum durch Erfassen der Anzahl der Impulse bestimmt werden. Die
Durchflussrate andererseits bezeichnet eine Volumen oder eine Masse die pro Zeiteinheit durch eine bestimmte Oberfläche strömt, d.h. dM/dt bzw. dV/dt und üblicherweise in kg/s bzw. m3/s angegeben wird.
Anhand der Abfolge der Impulse, d.h. bspw. anhand eines zwischen zwei Impulsen liegenden Zeitraums, kann die Durchflussrate bestimmt werden. Im Fall einer Änderung der Durchflussrate wird sich insbesondere auch die Nachlaufmenge, d.h. die
Durchflussmenge, die zwischen Absetzen des Signals zum Schließen des Ventils (Schließbefehl) und dem tatsächlichen Zeitpunkt, zu dem das Ventil tatsächlich geschlossen ist, in den Behälter gelangt, ändern.
Trotzdem eine Nachlaufkorrektur an sich beim ventilgesteuerten Abfüllen bekannt ist, ist dabei eine sich ändernde Durchflussrate während des Abfüllvorgangs (nach der vollständigen Öffnung des Abfüllventils) bislang nicht zur Bestimmung bzw. zur Korrektur des Zeitpunkts zum Schließen des Ventils während desselben Abfüllvorgangs bekannt geworden.
In einer Ausführungsform des Verfahrens wird im Fall einer Änderung der Durchflussrate während des Abfüllvorgangs, welche Änderung oberhalb eines vorgegebenen
Schwellenwertes liegt, der, insbesondere vorgegebene Zeitpunkt zum Schließen des Ventils während des Abfüllvorgangs korrigiert. Eine Korrektur kann somit bspw. nur dann vorgenommen werden, wenn eine Änderung der Durchflussrate einen Schwellenwert überschreitet. Bspw. kann ein Toleranzband in Form von einem ersten und einem zweiten Schwellenwert, bspw. oberhalb bzw. unterhalb einer vorgegebenen Durchflussrate, vorgesehen sein, um den Zeitpunkt zum Schließen des Ventils im Fall einer steigende bzw. fallenden Durchflussrate während des Abfüllvorgangs zu korrigieren.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird der Zeitpunkt zum Schließen des Ventils so korrigiert, dass die definierte Abfüllmenge in den Behälter abgefüllt wird. Um stets die gewünschte Abfüllmenge in einen Behälter abzufüllen, wird der Zeitpunkt zum Schließen des Ventils derart gewählt, bspw. indem von der Steuereinheit einer
Abfüllanlage ein entsprechendes Signal (Schließbefehl) zum Schließen des Ventils erzeugt wird, dass die aufgrund der geänderten Durchflussrate zu erwartende
Nachlaufmenge und die bis zum Zeitpunkt des Erzeugens des Signals zum Schließen des Ventils bereits, bspw. von der Steuereinheit, erfasste Durchflussmenge der gewünschten Abfüllmenge entsprechen.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird der Zeitpunkt, zum Schließen des Ventils anhand der Änderung bzw. anhand einer Änderungsrate der Durchflussrate ermittelt. Anstatt die erwartete Nachlaufmenge zu berechnen, und anhand dieser Berechnung den Zeitpunkt zum Schließen des Ventils zu korrigieren, kann auch direkt anhand der geänderten Durchflussrate der Zeitpunkt zum Schließen des Ventils korrigiert werden. Dies kann bspw. vermittels hinterlegter Korrekturwerte, die bspw. auf einer Kalibrierung basieren. In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird der Zeitpunkt zum Schließen des Ventils, durch einen Sollwert bestimmt, welcher Sollwert der definierten Abfüllmenge abzüglich einer Nachlaufkorrektur entspricht.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens entspricht der Sollwert einem Wert eines Messsignal bzw. einer Anzahl an Messsignalen, besonders bevorzugt einer Anzahl von Impulsen. Die Erfassung der Messsignale kann bspw. in der Steuereinheit der Abfüllanlage erfolgen. In dieser Steuereinheit kann auch der Sollwert hinterlegt sein, bzw. der Sollwert vermittels der Steuereinheit an die geänderte Durchflussrate angepasst werden.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird der Sollwert während des Abfüllvorgangs im Fall einer Änderung der Durchflussrate korrigiert, insbesondere vergrößert, falls die Durchflussrate ansteigt und/oder verkleinert wird, falls die
Durchflussrate sinkt. Zu diesem Zweck kann ein erster Schwellenwert oberhalb und/oder ein zweiter Schwellenwert unterhalb einer vorgegebenen Durchflussrate vorgesehen sein. Dadurch ist bspw. eine Luftblasendetektion möglich. Anstelle einer, insbesondere konstanten, vorgegebenen Durchflussrate kann auch eine variable Durchflussrate, die bspw. aus vorhergehenden Werten, vorzugsweise während desselben Abfüllvorgangs, der Durchflussrate gebildet wird, verwendet werden. Um diese Durchflussrate kann dann der erste und/oder zweite Schwellenwert an diese variable Durchflussrate angepasst werden, insbesondere derart, dass stets ein im wesentlich konstanter Abstand zwischen der variablen Durchflussrate und dem ersten bzw. zweiten Schwellenwert vorhanden ist.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird somit anhand der Änderung der Durchflussrate während des Abfüllvorgangs, eine Nachlaufmenge bestimmt bzw. aus hinterlegten Werten ermittelt, und eine dahingehende Korrektur des Sollwerts erfolgt. In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird bei Erreichen des Sollwerts, bspw. wenn das Messsignal den Sollwert erreicht oder insbesondere eine Anzahl von Impulsen dem Sollwert entspricht, ein Signal zum Schließen des Ventils erzeugt. Dieser Vergleich zw. einem Sollwert und einer tatsächlich empfangenen Anzahl an
Messsignalen, vorzugsweise Impulsen, kann vermittels der o.g Steuereinheit durchgeführt werden. Die Steuereinheit kann dafür mit dem Durchflussmessgerät und/oder dem Ventil, bspw. über eine Kommunikationsverbindung, vorzugsweise in Form eines Feldbusses, verbunden sein.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird der Sollwert während eines Abfüllvorgangs mehrfach, insbesondere kontinuierlich, an die ermittelte Durchflussrate angepasst.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird anhand der, bspw. von einer Steuereinheit während des Abfüllvorgangs empfangenen, Messsignale, insbesondere
anhand der empfangenen Impulssignale, eine mittlerer Durchflussrate bestimmt wird, anhand welcher mittleren Durchflussrate der Sollwert ermittelt wird.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens werden zu verschiedenen Zeitpunkten, insbesondere während mehrerer Intervalle, während des Abfüllvorgangs Werte der
Durchflussrate bestimmt, um eine Änderung der Durchflussrate zu bestimmen. Während dieser Intervalle kann jeweils ein oder mehrere Messwerte der Durchflussrate bestimmt werden. Dabei kann es sich um überlappende oder unmittelbar aneinander grenzende Intervalle handeln. Derart können ein oder mehrere Mittelwerte der Durchflussrate gebildet werden, um eine Nachlaufmenge zu bestimmen bzw. vorherzusagen und/oder anhand des zumindest einen Messwertes der Durchflussrate den Zeitpunkt zum
Schließen des Ventils zu korrigieren.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens dient die während des Abfüllvorgangs erfasste Änderung der Durchflussrate zur Ermittlung einer Nachlaufmenge des
Abfüllvorgangs.
Hinsichtlich der Abfüllvorrichtung wird die Aufgabe durch eine Abfüllvorrichtung, insbesondere Steuereinrichtung, zur Durchführung des Verfahrens nach einer der vorherigen Ausführungsformen gelöst. Eine derartige Abfüllvorrichtung kann ein und/oder mehrere Abfüllstellen umfassen, die zum Befüllen jeweils eines oder jeweils mehrere Behälter dienen. Eine Abfüllstelle wiederum kann ein Durchflussmessgerät und ein Ventil umfassen. Ferner kann eine, rechnerbasierte, Steuereinheit Teil der Abfüllanlage sein und mit der einen und/oder den mehreren Abfüllstellen, d.h. dem Durchflussmessgerät und dem dazugehörigen Ventil, über eine gemeinsame oder voneinander getrennte Kommunikationsleitungen verbunden sein.
Insbesondere im Fall mehrerer Abfüllstellen kann das vorgeschlagene Verfahren für sämtliche dieser Abfüllstellen oder nur einen Teil der Abfüllstellen ausgeführt werden. Insbesondere können der Abfüllvorgang an den Abfüllstellen zeitgleich zueinander ausgeführt werden. Andererseits ist es auch möglich, den Abfüllvorgang an einer
Abfüllstelle zeitlich versetzt zu dem Abfüllvorgang an einer anderen Abfüllstelle auszuführen. Außerdem ist es möglich Korrekturwerte einer Abfüllstelle zur Steuerung bzw. Korrektur des Abfüllvorgangs an einer anderen, insbesondere nachfolgenden, vorzugsweise unmittelbar nachfolgenden, Abfüllstelle zu verwenden, vorzugsweise derselben
Abfüllvorrichtung.
Hinsichtlich des Computerprogramms bzw. des Computerprogrammprodukts wird die Aufgabe durch ein Computerprogramm bzw. Computerprogrammprodukt mit
Programmcodemitteln gelöst, die wenn sie Ausgeführt werden, dazu dienen, das
Verfahren nach einer der vorgenannten Ausführungsformen auszuführen. Bei dem Computerprogrammprodukt kann es sich um einen flüchtigen und/oder nicht-flüchtigen Datenträger handeln. Die Programmcodemittel können in einer Programmiersprache insbesondere einer Logik vorliegen. Insbesondere kann das Computerprogrammprodukt einen Prozessor aufweisen, der zur Ausführung der Programmcodemittel dient. Das Computerprogramm bzw. das Computerprogrammprodukt kann insbesondere auf einer Steuereinheit einer Abfüllanlage hinterlegt sein oder dort ablauffähig sein.
Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 : eine schematische Darstellung einer Abfüllanlage,
Fig. 2: eine Abfüllkurve mit konstanter bzw. sich während des Abfüllvorgangs ändernder Durchflussrate, und
Fig. 3: den Verlauf L1 der Durchflussrate während des Abfüllvorgangs, den Verlauf L2 der mittleren Durchflussrate, den Verlauf L3 des Korrekturwerts zur Bestimmung des
Schließzeitpunkts des Abfüllventils, den Verlauf L4 der Durchflussmenge während des Abfüllvorgangs, den Verlauf L5 des Öffnungssignals für das Abfüllventil, den Verlauf L6 der Messsignalerfassung während des Abfüllvorgangs, den Verlauf L7 des Steuersignals zur Korrekturwertbildung.
In Fig. 1 ist eine Abfüllvorrichtung 1 , wie sie in verschiedenen Industriebereichen eingesetzt wird, dargestellt. Das fluide Medium P wird in einem Vorlagebehälter 40 bereitgestellt. Der Vorlagebehälter 40 ist über eine zentrale Zufuhrleitung 50 mit den einzelnen Abfüllstellen, die als Linie 1 bis Linie 6 bezeichnet sind, verbunden. Der Übersichtlichkeit wegen ist nur eine Abfüllstelle L1 mit Bezugszeichen versehen. Jede der Abfüllstellen weist ein Durchflussmessgerät 52 und ein Abfüllventil 54 auf. Über das Ventil 54 wird das Medium P in die Abfüllbehälter 60 eingefüllt. Die Abfüllbehälter werden hier über ein Transportband 70 zu den einzelnen Abfüllstellen geführt. Die
Durchflussmessgeräte 52 und die Abfüllventile 54 sind über Signalleitungen 16 und Steuersignalleitungen SL mit einer Steuereinheit 10 verbunden.
Die Steuereinheit 10 ist modulartig aufgebaut. Sie besteht bspw. aus einem Netzteil, einer zentralen Recheneinheit, Feldbus-Kommunikationseinheit, einer digitalen Impuls-
Eingangs-Einheit, bspw. mit mehreren Eingängen, einer digitalen Impuls- Ausgangseinheit, ebenfalls mehrfach, und einer 4-20 mA Einheit, ebenfalls mehrfach.
Über eine Busverbindungsleitung 22 ist die Dosiersteuereinheit 10 mit einer zentralen Steuerung 20 verbunden. Die Kommunikation zwischen der Dosiersteuerungseinheit 10 und der zentralen Steuerung 20 erfolgt bspw. nach dem Profibus DP Standard, wobei die Dosiersteuerungseinheit 10 als Slave und die Steuerung 20 als Master fungiert. Die Steuerung 20 steuert die gesamte Zuführung und Abfuhr der Abfüllbehälter 60 zu den einzelnen Abfüllstellen Der gesamte Abfüllzyklus für jeweils die Abfüllbehälter dauert dabei bspw. 5 Sekunden.
Die Dosiersteuereinheit 10 ist weiterhin mit einer lokalen Anzeigeeinheit 30, die bspw. als Touchscreen ausgebildet ist, verbunden über die die Konfigurierung der Abfüllanlage erfolgt. Die Steuereinheit 10 und/oder 20 kann natürlich auch kompakt ausgeführt sein und innerhalb eines Gehäuses angeordnet sein.
Um konstante Abfüllbedingungen zu erhalten, wird der Druck D im Vorlagebehälter 40 konstant gehalten. Hierfür ist ein Druckmesser 46 am Vorlagebehälter 40 vorgesehen, der den Druck D im Behälter 40 misst. Über eine Druckluft-Zufuhrleitung 42, in der ein Ventil 44 vorgesehen ist, kann der Druck D eingestellt werden. Die entsprechende Regelung des Kopfdrucks erfolgt ebenfalls über die Dosiersteuerungseinheit 10. Hierfür wird der aktuelle Druck D als 4-20 mA-Signal über die Messsignalleitung MSL an die
Dosiersteuerungseinheit 10 übertragen. Über die Steuerungssignalleitung SSL wird das Ventil 44 von der Dosiersteuereinheit 10 entsprechend angesteuert, um dadurch den Druck D im Behälter 40 konstant zu halten.
Dennoch kann es beim Abfüllen zu Druckschwankungen kommen, wenn bspw. nicht sämtliche Ventile der Abfüllanlage öffnen, und dadurch der Durchfluss durch die geöffneten Ventile steigt.
Der Verlauf L0 einer Abfüllkurve mit sich während des Abfüllvorgangs ändernder
Durchflussrate ist in Figur 2 dargestellt. Die Durchflussrate [ml/s] ist dabei gegen die Zeit [s] aufgetragen. Der Abfüllvorgang wird zu einem Zeitpunkt t1 durch ein entsprechendes Signal an ein
Ventil ausgelöst. Anschließend wird das Ventil geöffnet. Dabei öffnet sich das Ventil nach dem Empfang dieses Signals, jedoch steigt die Durchflussrate nicht abrupt sondern kontinuierlich an, so dass erst zu einem Zeitpunkt t2 eine annähernd konstante
Durchflussrate erreicht wird - d.h der Durchfluss sich bei vollständig geöffnetem Ventil
eingepegelt hat. Dieses Verhalten nach dem Öffnen des Ventils wird auch als Vorlauf bezeichnet.
Der Verlauf L0 der Durchflussrate bleibt idealerweise in einem auf den Zeitraum nach dem Öffnen des Ventils folgenden Zeitpunkt t2 im Wesentlichen konstant, bis die definierte Abfüllmenge in den Behälter abgefüllt ist bzw. bis ein Signal zum Schließen des Ventils bspw. zu einem Zeitpunkt t3 an das Ventil gesendet wird. Nach Erhalt dieses Signals Schließt sich das Ventil. Da dieser Vorgang ebenso wie das Öffnen des Ventils eine gewisse Zeit erfordert, fließt in diesem Zeitraum zw. den Zeitpunkten t3 und t4, zu dem das Ventil geschlossen ist, eine bestimmte als Nachlauf bezeichnete Menge des Mediums durch das Ventil hindurch und wird in den Behälter abgefüllt.
Bei einer annähernd konstanten Durchflussrate bleibt auch diese Nachlaufmenge immer die gleiche, so dass eine Korrektur des Zeitpunkts zum Schließen des Ventils
vorgenommen werden kann, um die gewünschte definierte Abfüllmeng in den Behälter abzufüllen.
Während des Abfüllvorgangs kann es jedoch zu Schwankungen in der Durchflussrate kommen. Folgt die Durchflussrate bspw. dem in Figur 2 vermittels der gestrichelt gezeichneten Linie dargestellten Verlauf L, erhöht sich also die Durchflussrate nach dem das Ventil vollständig geöffnet ist, erhöht sich auch die Nachlaufmenge, um einen entsprechenden Wert, da während der Zeitspanne, die das Ventil zum Schließen benötigt (diese bleibt in der Regel konstant), nun auch mehr Medium in den Behälter abgefüllt wird.
Um diese erhöhte Nachlaufmenge zu korrigieren, wird vorgeschlagen, nicht nur die Durchflussmenge (total flow) während des Abfüllens zu bestimmen, sondern auch die Durchflussrate (flow rate) zu bestimmen und in Abhängigkeit der Durchflussrate den Zeitpunkt t3 derart festzulegen, dass die gewünschte definierte Abfüllmenge auch tatsächlich abgefüllt wird.
Im Fall einer während des Abfüllvorgangs (nach dem Vorlauf, d.h. dem vollständigen Öffnen des Ventils) steigenden Abfüllrate L kann bspw. der Zeitpunkt zum Schließen des Ventils gegenüber einem Referenzzeitpunkt, früher erfolgen, und im Fall einer sinkenden Durchflussrate kann der Zeitpunkt zum Schießen des Ventil entsprechend gegenüber einem Referenzzeitpunkt später erfolgen, da die Nachlaufmenge geringer ausfällt.
Vor dem Beginn des Abfüllvorgangs zum Zeitpunkt t1 und nach dem Ende des
Abfüllvorgangs zum Zeitpunkt t4 ist kein Durchfluss durch das Ventil vorhanden bzw. wird kein Medium in den Behälter abgefüllt. In Fig. 3 ist der Verlauf L1 der Durchflussrate während des Abfüllvorgangs, der Verlauf L2 der mittleren Durchflussrate, der Verlauf L3 des Korrekturwerts zur Bestimmung des Schließzeitpunkts des Abfüllventils, der Verlauf L4 der Durchflussmenge während des Abfüllvorgangs, der Verlauf L5 des Öffnungssignals für das Abfüllventil, der Verlauf L6 der Messsignalerfassung während des Abfüllvorgangs, und der Verlauf L7 des Steuersignals zur Korrekturwertbildung übereinander dargestellt, so dass gleiche Zeitpunkte
übereinander liegen.
Die Kurve L1 zeigt einen Verlauf der Durchflussrate ganz ähnlich zu demjenigen der Kurve L in Fig. 2, bei dem sich die Durchflussrate während des Abfüllvorgangs ändert. In erhöhter Auflösung zeigt der Verlauf der mittleren Durchflussrate L2, dass sich zu einem Zeitpunkt s1 die Durchfluss rate verringert und anschließend nach und nach wieder auf den ursprünglichen Wert ansteigt. Durch die Verringerung der Durchflussrate zum
Zeitpunkt s1 wird, wie im Verlauf des Zählerwerts L3 dargestellt, der Zählerwert L3 der zur Bestimmung des Schließzeitpunktes dient, erhöht, so dass das Ventil gegenüber einem Referenzwert bzw. Referenzzeitpunkt länger geöffnet bleibt. Mit wieder steigender (mittlerer) Durchflussrate wird auch der Zählerwert wieder erniedrigt, bis er auf den annähernd auf dem Ausgangswert liegt.
Der Verlauf L4 der Summe des Zählers über die Zeit, welcher dem Verlauf der abgefüllten Durchflussmenge entspricht, ist rampenförmig. Der Zähler entspricht dabei der Anzahl der Impulse die von dem Durchflussmessgerät ausgegeben wird. Die Anzahl der Impulse steigt dabei während des Abfüllvorgangs linear an. Dabei können sich in Abhängigkeit von der Durchflussrate verschiedene Abschnitte der Rampe mit unterschiedlichen Steigungen vorlegen.
Ein Vergleich zw. dem Verlauf L5 des Signals zum Öffnen des Ventils und dem Zähler bzw. der Durchfluss rate zeigt, dass es nach dem Senden des Signals ein bestimmte Zeitspanne dauert, bis das Ventil vollständig geöffnet ist und sich der Durchfluss auf ein Niveau stabilisiert. Dies ist an dem verzögerten Ansprechen des Zählers L4 und der Durchflussrate L1 im Vergleich zum Signal zur Öffnung des Ventils L5 zu sehen.
Der Verlauf der Messsignalerfassung L6 während des Abfüllvorgangs beginnt mit dem Senden des Signals zum Öffnen des Ventils und läuft noch eine Zeitspanne nach dem Signal zum Schließen des Ventils, so dass auch die Nachlaufmenge in Form des
Messsignals erfass wird und als Impuls an die Steuereinheit übertragen wird, und somit die tatsächliche abgefüllte Menge des Mediums erfasst wird.
Die Erfassung der Durchflussrate zur Korrekturzwecken beginnt erst, wie im Verlauf L7 gezeigt, zu einem Zeitpunkt s2 nach der vollständigen Öffnung des Ventils. Diese
Erfassung des der Durchflussrate beginnt, wenn sich der Durchfluss nach dem Öffnen des Ventils eingepegelt hat. Nachdem ein Mittelwert der Durchflussrate ermittelt wurde, kann auch die Korrektur des Zählerwerts zum Schließen des Ventils erfolgen. Der Zeitraum in dem eine Korrektur des Sollwertes zur Bestimmung des
Schließzeitpunktes des Ventils durchgeführt wird, ist durch den Verlauf L8 dargestellt.
Durch die gezählten Impulse pro Zeiteinheit wird ein Wert für Volumen-oder Massefluss (Einheiten z.B. ml/s oder g/s) generiert. Mit der Anzahl der Impulse wird das Volumen oder die Masse (Einheiten z.B. ml oder g) bestimmt, also die Dosiermenge bzw. die Durchflussmenge.
Eine Zählerkarte, die bspw. Teil der Steuereinheit sein kann, zählt die Impulse die im Durchflussmessgerät definiert werden (z.B. 0.02ml/lmpuls). Am Ende des Dosierzyklus werden z.B. 5000 Impulse gezählt, was bei 0.02 ml/Impuls 100ml entspricht. Mit einem
Sollwert wird im einem Programm, das bspw. in der Steuereinheit abläuft, die gewünschte Dosiermenge definiert (z.B. 100ml was im genannten Beispiel 5000 Impulse entspricht). Wenn der Zähler die 5000 Impulse erreicht hat schließt das Ventil. Da jedoch vom Zeitpunkt des Schließbefehls bis zum Zeitpunkt, an dem das Ventil ganz geschlossen ist, noch weiter Medium in den Behälter abgefüllt wird, werden somit am Ende des Dosierzyklus z.B. 5200 Impulse anstatt der gewünschten 5000 gezählt.
Nach dem Dosierzyklus wird der Istwert (Zählerstand) vom Sollwert abgezogen und das Resultat zur Bestimmung des neuen Sollwerts verwendet. Die Differenz ist die
Nachlaufkorrektur. Somit ist der neue Sollwert im o.g. Beispiel 96ml (4800 Impulse).
Der errechnete neue Sollwert wird nur innerhalb des o.g. Programms verwendet. Auf einer einem Benutzer präsentierten Anzeige wird weiterhin 100ml angezeigt. Der Istwert (Zählerstand) wird vor jedem Start eines neuen Abfüllvorgangs auf null gesetzt. Da sich das Schließverhalten des Ventils von Dosierzyklus zu Dosierzyklus grundsätzlich nicht wesentlich verändert, sollte beim nächsten Dosierzyklus genau 100ml dosiert werden, obwohl das Ventil bei 96ml den Schließbefehl bekam.
Das Schließverhalten des Ventils ist von Abfüllvorgang zu Abfüllvorgang nur gleich, wenn sich der Volumen-oder Massefluss nicht verändert (z.B. durch höheren Druck im
Vorratstank). Wenn sich nun der Volumen-oder Massefluss jedoch während des nächsten Dosierzyklus verändert, wird trotzdem bei 96ml das Ventil geschlossen. Die
Nachlaufmenge ist aber grösser und somit wird zu viel dosiert. Dies wird zwar im darauf folgenden Dosierzyklus wieder korrigiert, jedoch ist dies zu spät, um in einen Behälter genau die gewünschte Abfüllmenge abzufüllen.
Deshalb muss der Volumen-oder Massefluss dynamisch während eines Abfüllvorgangs überwachen, um den Sollwert dynamisch während des Abfüllvorgangs zu verändern.
Bei dem vorgeschlagenen Verfahren wird, wie oben beschrieben, der Istwert nach dem Abfüllvorgang vom Sollwert abgezogen und so der neue Sollwert für den nächsten Abfüllvorgang definiert. Jedoch wird nun dynamisch den Volumen-oder Massefluss während des Abfüllvorgangs erfasst und der Sollwert dynamisch um einen Faktor, der durch die Änderung des Volumen-oder Massefluss errechnet wird, korrigiert.
Der Volumen-oder Masseflusswert, der für diesen Faktor verwendet wird, kann dabei wie folgt bestimmt werden: Durch das o.g. Programm, das bspw. auf der Steuereinheit abläuft, wird ermittelt, wann das Ventil ganz offen ist und der Volumen-oder Massefluss sich auf einen vorläufigen Endwert eingepegelt hat (bspw. 100ms nach dem Startbefehl). Dann wird nochmals 100ms gewartet, um eventuell auftretende Anlaufschwankungen nicht zu erfassen. Und danach werden bspw. alle 10ms Volumen- oder Massefluss Werte erfasst und der Durchschnitt dieser Messwerte gebildet, bis der Schließbefehl des Ventils kommt. Dieser Volumen-oder Massefluss Durchschnittswert wird beim nächsten
Abfüllvorgang als Anfangsreferenz verwendet. Also der Sollwert für den nächsten Abfüllvorgang wird mit diesem alten Durchschnittswert im Verhältnis zum neuen
Volumen-oder Massefluss Durchschnittswert verrechnet und somit während des laufenden Abfüllvorgangs der Sollwert dynamisch verändert.
Um Störsignale oder kurze Peaks beim Volumen-oder Massefluss nicht in den
Durchschnittswert mit einfließen zu lassen, kann mittels eines oder mehreren
Schwellenwerten eine Hysterese definiert sein. Vermittels der Hysterese kann bestimmt werden, welche Abweichung beim soeben erfassten Volumen-oder Massefluss verglichen zum zuvor erfassten Volumen-oder Massefluss für den Durchschnittswert noch toleriert wird.
Die einzelnen Volumen-oder Massefluss Werte werden bspw. alle 10ms erfasst. Also wenn sich innerhalb dieses Intervalls der Volumen-oder Massefluss Werte über oder
unter die Grenzen der Hysterese verändert, wird dieser Volumen-oder Massefluss Wert nicht für den Durchschnitt verwendet, Es kann auch noch ein Intervall definiert werden, um die Periode von 10ms zu erhöhen. Dann wird der Durchschnitt der Volumen-oder Massefluss Werte innerhalb eines Intervall gebildet und diese Intervall-Durchschnittswerte werden dann verwendet um die Grenzen der Hysterese zu überprüfen. Dann werden auch die Volumen-oder Massefluss Intervall-Durchschnittswerte verwendet um den Volumen-oder Massefluss Gesamtdurchschnitt zu generieren.