Eingriff in den Energiestoffwechsel von Eukaryontenzellen zur Selektion und Expressionssteigerung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Expression eines oder mehrerer Fremd- gene in Eukaryontenzellen, bei dem der Energiestoffwechsel der Zellen durch Einbringen von Nukleinsauresequenzen, die Zucker-Transportproteine kodieren und deren Expression mit der Fremdgen-Expression verknüpft ist, verbessert wird, sowie geeignete transformierte Zellen hierfür und deren Verwendung. Die Nukleinsauresequenzen kodieren insbesondere für Glukosetransportproteine wie GLUT-1.
Hintergrund der Erfindung
Wichtige Parameter für die Herstellung rekombinanter Wirkstoffe in Zellkulturen sind (1) der stabile Erhalt des Fremdgens, (2) eine hohe Expressionsrate des Fremdgens, und (3) Proliferationseigenschaften der transformierten Zelle. Die hier beschriebene Erfindung kann zur Optimierung aller drei Parameter beitragen.
In der Regel werden Fremdgene in Eukaryontenzellen über die Transfektion von Plasmiden exprimiert, die das entsprechende Gen unter der Kontrolle von cis- aktiven Sequenzen wie Promotor und Polyadenylierungssignal tragen. Allerdings führt dieser Prozess nur zu einer vorübergehenden oder transienten Expression von Fremdgenen, da mit der Teilung der transfizierten Zellen und durch Degradation der eingebrachten DNA den Tochterzellen immer weniger Plasmide zur Verfügung stehen, so daß innerhalb weniger Passagen die transfizierten Plasmide nicht mehr nachweisbar sein können. Für eine stabile Expression muss das Fremdgen somit entweder in das Chromosom der Wirtszelle integriert, oder aber, vermittelt durch Funktionen im Plasmidrückrad, in seiner Replikation episomal an die Zellteilung gekoppelt werden (Van Craenenbroeck, K. et al., Eur. J. Biochem. 267:5665-78 (2000)).
Auch in der stabilen Konfiguration ist eine Expression in den allermeisten Fällen jedoch nicht dauerhaft: Episomen können im Laufe der Zellteilung ungleich auf
Tochterzellen verteilt werden und so verloren gehen; chromosomale Abschnitte mit den integrierten Fremdgenen können durch Methylierung und Kondensierung für die zelluläre Transkriptionsmaschinerie unzugänglich gemacht werden oder durch Rekombination deletiert werden. Da das Einbringen von Fremdgenen häufig eine Belastung für die Wirtszelle bedeutet, sind die Zellen, in denen die Inak- tivierung des Fremdgens erfolgt, gegenüber den stabilen Transfektanten im Vorteil. Im Laufe der Passagierung einer Zelllinie verdrängen die Revertanten somit ihre transgenen Nachbarn.
Dem Auftreten von Revertanten kann entgegengesteuert werden, indem die Expression des Fremdgens mit einer gleichzeitigen Expression eines Selektionsmar- kers verbunden wird.
Der Selektionsmarker kann ein Resistenzfaktor sein, der in der Lage ist, die Wirtszelle vor Antibiotika zu schützen, die für den Wildtyp toxisch sind. Obwohl diese Form der Selektion sehr gute Ergebnisse liefert, sind einige erhebliche Nachteile zu berücksichtigen: (1) Nur teilweise inaktivierte Antibiotika, wie auch der Prozess der Inaktivierung, belasten die Zelle und können daher theoretisch mögliche Expressionsraten auf deutlich niedrigere Niveaus senken. (2) Vom Resistenzfaktor umgesetzte Antibiotika müssen erneuert werden. Dies erfordert Manipulationen an Kulturmedien, die zu Kontaminationen führen können. Die Abfolge von Verbrauch und Zufütterung führt außerdem zu zeitlichen Verläufen, in denen die Wirkstoffkonzentrationen zwischen unwirksamen und toxischen Werten schwanken können. (3) Das Resistenzgen ist in der Regel prokaryoti- schen Ursprungs. Von eukaryotischen Basenabfolgen im Gen und Primärsequenzmustern im Protein abweichende Abschnitte können von der Zelle als fremd erkannt werden und zur Inaktivierung des Fremdgens beitragen. In retro- viralen Systemen wurde eine Inhibition der Expression durch die Neomycin- Phosphotransferase demonstriert (Artelt, P. et al., Gene 99:249-254 (1991)). In wieder anderen Systemen konnte eine Störung des RNA-Spleißens durch ami- noglykosidische Antibiotika demonstriert werden (Waldsich, C. et al., RNA 4: 1653-63 (1998)). (4) Antibiotika sind teuer und umweltbelastend. (5) In der Produktaufreinigung müssen Schritte zur Abtrennung und Inaktivierung der Antibiotika eingeplant werden (Panayotatos, N., Gene 74:357-63 (1988)).
Ein eukaryotisches Selektionssystem, das einige dieser Probleme umgeht, beruht auf der Expression rekombinanter Glutaminsynthetase (Barnes, L. M. et al., Cy- totechnology 32:109-123 (2000)). Dieses Enzym katalysiert die Synthese von Glutamin durch Amidierung von Glutamat mit Ammoniumionen. Manche Zellinien haben dieses Enzym verloren und können somit nur in Medium überleben, das mit Glutamin supplementiert wurde. Für diese Zellen eignet sich eine Selektion in Medium ohne Glutaminzusatz, wobei das Fremdgen an die Expression der Glutaminsynthetase gekoppelt wird. Allerdings darf Glutamin dem Medium nur graduell entzogen werden, da bei einem zu schnellen Wechsel auf Glutamin-freies Medium auch die Zellen sterben, die rekombinante Glutaminsynthetase exprimie- ren.
Die Glutaminsynthetase kann außerdem als sogenannter amplifizierbarer Marker gezielt zur Herstellung von Hochexpressionszelllinien eingesetzt werden (Barnes, L. M. et al., Cytotechnology 32:109-123 (2000)). Diese Methode nutzt die Eigenschaft mancher Zellen, die Expressionsstärke einiger Genprodukte über Vervielfachung der Kopienzahl des zugehörigen Gens zu steigern. Für eine Genamplifi- kation der Glutaminsynthetase werden dem Medium graduell steigende Konzentration des spezifischen Inhibitors Methioninsulfoximin (MSX) zugegeben. Durch den Inhibitor sinkt die effektive Aktivität der Glutaminsynthetase. Dies wird durch Steigerung der Gendosis kompensiert. Dem Gen der Glutaminsynthetase eng benachbarte Fremdgene können in der so induzierten Genamplifikation e- benfalls vervielfältigt und damit verstärkt exprimiert werden. Die Genamplifikation kann auch dann erfolgreich sein, wenn die Zelle über eine endogene Glutaminsynthetase verfügt.
Einem vergleichbaren Prinzip folgt die Amplifikation über das Dihydrofolatreduk- tase (DHFR) Gen (Banerjee, D. et al., Cancer Gene Ther. 1: 181-4 (1994)). Dieses Enzym überführt Folat über Dihydrofolat zu Tetra hydrofolat, einem essentiellen Edukt für die de novo Synthese von Purinen, Pyrimidinen und Glycin. DHFR wird durch Methotrexat (MTX) spezifisch inhibiert. Eine graduelle Zugabe von MTX kann eine Steigerung der Expression von DHFR über Amplifikation der Kopienzahl des Gens erzwingen. Wenn ein Fremdgen eng benachbart zu rekombi- nater DHFR in das Chromosom inseriert wird, dann kann durch die Zugabe von
MTX mit der Amplifikation der rekombinanten DHFR auch eine Amplifikation der Zahl an Fremdgenkopien erreicht werden.
Auch wenn rekombinant in eine Zelle eingebrachte Genabschnitte im Chromosom stabilisiert und zu einer möglichst hohen Expression geführt worden sind, kann die Wirkstoffgewinnung im Bioreaktor scheitern, wenn die Kulturbedingungen zur Induktion von Apoptose führen. Dieses Problem ist in der Literatur bekannt CFrahm, B. et al., Bioprocess Biosyst. Eng. 26:1-10 (2003)) und wird durch Interferenz mit dem apoptotischen Programm minimiert. Wichtige Sensoren für Nährstoffmangel sind Proteine der Bcl-2-Genfamilie, wobei einige dieser Proteine pro-apoptotisch wirken und andere, wie das prototypische Bcl-2 Protein, eine begonnene apoptotische Signalkaskade stoppen können (Gross, A. et al., Genes Dev. 13:1899-911 (1999)). Rekombinante Überproduktion von Bcl-2 hat sich in der Wirkstoffherstellung als günstig erwiesen (Frahm, B. et al., Bioprocess Biosyst. Eng. 26:1-10 (2003)).
WO 92/21756 offenbart die Stimulation der Insulinproduktion durch steigende Konzentrationen von Glukose. Auch wird die Einführung eines Glukosetransportergens offenbart. Der Mechanismus ist jedoch Bestandteil einer physiologischen Regulationsschleife, eine Stimulation einer Fremdgenexpression mit sinkender Menge an Glukose wird nicht offenbart.
F. Ismail-Beigi und G. Vanderberg, Arch. Biochem. Biophys. 331(2):201-207 C1996) beschreiben die Expression eines rekombinanten GLUT-1 Transporters in einer Leberzelllinie aus Ratten. Weiterhin wird die Regulation des Glukosetransports als Reaktion auf Stimuli wie Insulinkonzentration oder Sauerstoffmangel diskutiert und gezeigt, dass ein Gift der Atmungskette (Natriumazid) den Glukosetransport stimuliert. Eine Kopplung des Mangelzustandes mit der Hochexpression eines Fremdgens und der Schutz von Zellen vor Zelltod induziert durch Limi- tationen von Nährstoffen wird nicht gezeigt.
Auch D.-Y. Hwang und F. Ismail-Beigi, Arch. Biochem. Biophys., 339(2):206-211 C2002), beschreiben den Transport von Glukose in Gegenwart eines Stoffwechselgifts (hier: Kobaltchlorid), welches Sauerstoffmangel simuliert. Es wird durch die rekombinante Expression von GLUT-1 gezeigt, dass in manchen Systemen
der Glukosetransport der geschwindigkeitsbestimmende Schritt im Metabolismus von Glukose ist. Umgekehrt führt in anderen Systemen der Glukosemetabolismus zur Akkumulation von Laktat, wenn der durch Sauerstoffmangel induzierte Transport überhöhte intrazelluläre Glukosekonzentrationen verursacht. Die Möglichkeit einer Kopplung der Expression eines Fremdgens an die Expression des GLUT-1 Transporters wird nicht gezeigt.
T. Asano et al., J. Biol. Chem. 264(6): 3416-3420 (1989), beschreiben die Stimulation der Expression eines Glukosetransportmoleküls durch Insulin in HepG2 Zellen, einer menschlichen Hepatomalinie. Die Zugabe von Insulin zum Kulturmedium führt zu einer erhöhten Expression des Glukosetransporters und damit auch zu einer erhöhten Aufnahme von Glukose. Eine Kopplung der Expression eines Fremdgens an die Expression des GLUT-1 Transporters ist nicht erwähnt.
N. R. Cohen et al., Biochem J. 315:971-975 (1996), beschreiben die Expression von GLUT-1 aus der Ratte in einem Schleimpilz, Dictyosteliυm discoideum. Kultivierte Zellen dieses Eukaryoten wurden mit GLUT-1 so transfiziert, dass der Glukosetransporter stabil exprimiert wird. Wildtypische Zellen zeigten nur sehr geringe Transportraten für Glukose. Es wird belegt, dass GLUT-1 aus Säugern auch über Tierreichg renzen hinweg Hexosen selektiv transportiert mit einer Kinetik, die derjenigen in menschlichen Erythrozyten vergleichbar ist. Ob eine verbesserte Aufnahme von Glukose mit Vorteilen für die rekombinanten Zellen verbunden ist, wird nicht u ntersucht oder beschrieben.
WO 97/15668 beschreibt den Einsatz eines Therapeutikums gegen neoplastische Erkrankungen, Streptozotocin oder STZ. Dieses Mittel ist ein Glukoseanalog und gelangt über Glukosetransportmechanismen in Zellen. Mehrere Einsatzmöglichkeiten für STZ und GLUT-2 rekombinante Zellen werden vorgeschlagen, eine Kopplung mit der Expression eins Fremdgens wird jedoch nicht erwähnt.
Es bestand somit weiterhin Bedarf für ein Selektionssystem, bei dem der Erhalt und die Hochexpression von Fremdgenen unabhängig von externen Selektions- markern möglich ist und gleichzeitig Induktion von Apoptose verhindert wird, also nicht - wie dies bei Bcl-2-Überproduktion der Fall wäre - der Abbruch eines schon laufenden Programms in einer vorgeschädigten Zelle erfolgt.
Kurzbeschreibung der Erfindung
Es wurde nun gefunden, dass mittels einer bestimmten Manipulation - nämlich der Expression von Zucker-Transportproteinen, die den Energiestoffwechsel der Zellen verbessern, insbesondere eine verbesserte Nutzung von Zuckern trotz gezielter oder verfahrenstechnisch bedingter Depletion von Nährstoffen oder Kofak- toren im Medium erlauben - besonders geeignete Zellen für die stabile Expression von Fremdgenen generiert werden können. In einer bevorzugten Variation der Erfindung werden die Zellkulturen unter widrigen Wachstumsbedingungen, zum Beispiel bei sehr hoher Zelldichte in Bioreaktoren oder bei Implantation als Zellkapsel in einen Organismus, vor Nekrose und/oder Induktion von Apoptose geschützt.
Einige Zellinien, wie zum Beispiel CHO Zellen, reagieren auf die vorstehend skizzierten Mangelbedingungen mit Apoptose, andere, wie zum Beispiel HEK 293 Zellen, verlangsamen die Proliferation (Zhangi, J.A. et al., Biotechnol. Bioeng. 64:108-119 (1999) und eigene Beobachtungen des Anmelders). Die 293 Zellen werden im Zusammenhang mit Fig. 5 kurz diskutiert. Zellen, die nun jedoch das Zucker-Transportprotein exprimieren, sind besser befähigt, die niedrige Nährstoffkonzentration im Kulturüberstand zu nutzen und können proliferieren.
Überraschend ist hierbei außerdem, dass sich die Kultur durch den Verbrauch von Zuckern sukzessive selbst die Bedingungen einstellt, die zu einem verstärkten Selektionsdruck hin zu hochexprimierenden Zellen führen. Darüberhinaus ist es nicht erforderlich, das Nährmedium mit Antibiotika wie Gentamycin oder Hy- gromycin B zu versetzen, um den Erhalt von Fremdgenen zu gewährleisten.
Überraschenderweise wurde bei der Entwicklung des Systems beobachtet, dass die Produktionsraten von Fremdproteϊn in Zellen unter z. B. Glukosemangelbedingungen erhöht waren. Da aber die Proliferationsrate mit dem Glukoseangebot korrelierte, war folglich! die spezifische Produktion (Produktionsrate pro Zelle) unter Glukosemangel erhöht und das Verhältnis von sekretiertem Fremd protein zu anderen Komponenten im Kulturüberstand zugunsten einer vorteilhaften Aufreinigung verschoben. Es wird angenommen, dass im frühen Stadium des Zellstresses durch Glukosernangel die umfangreiche Aktivierung von Stressfaktoren
auch zu einer metabolischen Aktivierung der Zelle führt, und damit zu erhöhten Expressionsleistungen für das Fremdgen. Fortwährender Glukosemangel induziert jedoch den Unfolded Protein Response (UPR; also die transkriptionelle Aktivierung von Genen infolge von Akkumulation mißgefalteter Proteine) und ist aus- serdem Ursache für fehlerhafte Prozessierung von Glykoproteinen im endoplas- matischen Retikulum und Golgi Apparat (Kaufman, R. J. et al., Nat Rev Mol Cell Biol 3:411-21 (2002)). Das hier getestete und beschriebene System inhibiert möglicherweise die Induktion der massiven Stressantwort und erlaubt auch bei herabgesetzten Glukosekonzentrationen die Synthese normal prozessierter Gly- koproteine. Diese Eigenschaften stellen einen erheblichen Vorteil in der Produktion von rekombinanten Proteinen und pharmazeutischen Wirkstoffen dar.
Niedrige Glukosewerte interferieren auch mit der Replikation einiger Viren, zürn Beispiel Adenoviren (Bardell, D., -Microbios 20:139-44 (1977)), die als virale Vektoren oder für die Impfstoff Produ tion eine wichtige medizinische Bedeutung besitzten. Darüber hinaus wird Glukose im Medium durch die erhöhte Glykolyse in den infizierten Zellen (Bardell, D., Microbios 20:139-44 (1977)) schneller erschöpft. Da Glukose in höheren Konzentrationen jedoch toxisch für die Wirtszelle ist (Acker, H. et al., Cancer Res 47:3504-8 (1987); Medina-Navarro, R. et al ., Hum Exp Toxicol 23:101-5 (2004)), kann der erhöhte Glukosebedarf nur eingeschränkt durch erhöhte Zugabe von Glukose kompensiert werden. Das hier beschriebene System erleichtert die Nutzung von Zuckern auch bei herabgesetzten Konzentrationen im Kulturmedium und erlaubt so verbesserte Ausbeuten in der pharmazeutischen Produktion von Viren oder viralen Vektoren.
Der Schutz der Zellen im Hochdichtereaktor vor Apoptose und/oder Nekrose folgt einem der Selektion verwandten Prinzip. Hierbei sind es jedoch vor allem lokale Variationen in der Nährstoffkonzentration, die das vorliegende System abpuffern soll. Auf diese Weise wird die Ku ltur vor nekrotischen oder apoptotischen Foci in Bereichen geringerer Diffusion geschützt, wodurch Kulturdauer und Produktionsintervalle verlängert werden sowie der Anteil von Abbau Produkten verringert wird.
Nachdem die Fremdgenhochexpression Energie benötigt, ist es zudem überraschend, dass die Glukoselimitierung in vorliegender Erfindung zu einer erhöhten
Expression eines Fremdgens führt; denn mit der Glukoselimitierung im extrazellulären Raum wird der passive Influx von Glukose behindert.
Die Erfindung betrifft somit:
(1) ein Verfahren zur Expression eines oder mehrerer Fremdgene in Eukaryontenzellen (nachfolgend kurz "Zeller»"), umfassend die Unterstützung des Energiestoffwechsels der Zellen durch das Einbringen eines funktioneilen Nukleinsäure- segments in die Ausgangszellen, das für ein Zucker-Transprotprotein kodiert, dessen Expression den Energiestoffwechsel der transformierten Zellen im Vergleich zu den Ausgangszellen verbessert (wenn es in den Zellen exprimiert wird) und dessen Expression mit der Frerndgen-Expression verknüpft ist;
(2) ein Verfahren zur Selektion einer Eukaryontenzelle, die zur Expression eines oder mehrerer Fremdgene geeignet ist, wobei die selektierte Zelle durch Einbringen eines funktioneilen Nukleinsäuresegments, das für ein Zucker- Transportprotein kodiert, dessen Expression den Energiestoffwechsel der Zellen gegenüber den Ausgangszellen verbessert und dessen Expression mit der Fremdgen-Expression verknüpft ist, modifiziert wurde und insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens gemäß (1) geeignet ist, und wobei das Verfahren einen oder mehrere der Schritte (a) Transformieren oder Transfizieren von Ausgangszellen mit dem funkti- onellen Nukleinsäuresegrnent; und (b) Selektion unter Depletion eines oder mehrerer der durch das Zucker- Transportprotein transportierten Nährstoffe oder Kofaktoren; umfasst;
(3) Eukaryontenzellen, die für ein wie in (1) definiertes Verfahren geeignet sind und/oder durch das Verfahren gemäß (2) erhältlich sind, und die mit einem funk- tionellen Nukleinsäuresegrnent, wie in (1) definiert, transformiert oder transfi- ziert sind;
(4) ein funktionelles Nukleinsäuresegrnent, wie in (1) definiert; und
(5) die Verwendung von Zellen, wie in (3) definiert, zur Expression von Fremdgenen und zur Vermehrung von Viren.
Beschreibung der Figuren
Fig. l: CHO Zellen transfiziert mit pIJO-22-GlutGFP (SEQ ID NO:l). Gezeigt sind repräsentative Ausschnitte der Kultur 7, 14 und 15 Tage nach Transfektion (je-
weils a, b; c, d und e, f). Für jeden Zeitwert sind Pfnasenkontrastbilder (a, c, e) und Fluoreszenzaufnahmen zum Nachweis von GFP dargestellt (b, d, f). Induktion von Zelltod durch Glukosemangel wird ab Tag 14 deutlich. Die Dynamik dieses Prozesses wird deutlich, wenn die Zelldichte an den beiden aufeinanderfolgenden Tagen verglichen wird. Bevorzugt überleben Zellen, die die GLUT-GFP Kassette tragen.
Fig. 2: Paralleles Kontrollexperiment zu Fig. 1: CHO Zellen transfiziert mit p O- 25-NeoGFP (SEQ ID NO: 2). Gezeigt sind repräsentative Auschnitte der Kultur 7, 14 und 15 Tage nach Transfektion (jeweils a, b; c, d und e, f). Für jeden Zeitwert sind Phasenkontrastbilder (a, c, e) und Fluoreszenzaufnahmen zum Nachweis von GFP dargestellt (b, d, f). Ab Tag 14 wird ein gleichförmiges Absterben der Kultur deutlich, unabhängig von der Gegenwart des transfizierten Episoms. Die Transfektionseffizienz für pDO-22-GIut-GFP (SEQ ID NO: l) in Fig. 1 und für pl- JO-25-NeoGFP (SEQ ID NO:2) in Fig. 2 war identisch .
Fig. 3: Mit pDO-22-GlutGFP (SEQ ID NO:l) (a, b) oder pUO-25-NeoGFP (SEQ ID NO:2) Kontrollplasmid (c, d) transfizierte CHO Zellen wurden mit Hygromycin B vorselektioniert und ohne Mediumwechsel solange kultiviert, bis die Kulturen auf etwa 5% Konfluenz abgestorben sind. Anschließend wurde die Kultur durch regelmäßige Medienwechsel bis auf Konfluenz kultiviert und im Phasenkontrast (a, c) und unter Fluoreszenzfilter zum Nachweis des Reporterproteins (b, d) photo- graphiert. Durch die widrigen Kulturbedingungen konnten im vorselektionierten Pool Subpopulationen entstehen, die das Episom verloren haben. Dieser Effekt war deutlich ausgeprägt in der Transfektion mit dem Referenzplasmid (NeoGFP Kassette; SEQ ID NO:2), nicht aber mit dem Effektorplasmid (GlutGFP Kassette; SEQ ID NO: l)).
Fig. 4: Deutlicher Anstieg der Expression von selektierter alkalischer Phosphatase (SEAP) in Vektor pIJO-76 (GLUT-PV-SEAP) (SEQ ID NO:3) in Minimalmedium. Gegenüber der Referenz (p O-73 (PV-SEAP) (SEQ ED NO:4) in Minimalmedium) ist zum Endpunkt der Messung die SEAP-Aktivität 6fach höher. Auch in anderen Medien (Vollmedium oder Vollmedium mit 600 μg/ l Selektionsreagenz G418) ist die Expression von pDO-76 (GLUT-PV-SEAP) (SEQ ID NO:3) besser als beim Referenzplasmid pIJO 73 (PV-SEAP). Volle Symbole für Experimente mit Effek-
torplasmid pDO-76 (GLUT-PV-SEAP) (SEQ ID NO:3), offene Symbole für Referenzplasmid pEO 73 (PV-SEAP); Rauten für Kultivierung in Vollmedium, Quadrate für Vollmedium zusammen mit G418, Dreiecke für Minimalmedium.
Fig. 5: 293-Zellen mit Plasmid mit episomaler GLUT-IRES-GFP Kassette (pDO-71 (SEQ ID NO:5)) wachsen in unsupplementiertem Medium und unter Glukosemangel besser als Wildtypzellen. Dargestellt sind Wildtypzellen in der linken Säule und transfizierte Zellen in den beiden rechten Säulen. Die transfizierten Zellen wurden vor Beginn dieses Experiments für 8 Wochen mit G418 selektioniert. Un- supplementiertes Glukose-Mangelmedium M4566 wurde für die Dauer des Experiments nicht gewechselt (Abbildungen a-i). Gleiche Anfangsbedingungen sind in a-c dokumentiert. Nach 4 Wochen Kultivierung (vergleiche g mit h und i), nicht aber nach 2 Wochen (d-f), wird der Vorteil für die Transfektanten deutlich. Als Referenz in Abbildungen j-l Zelldichten für Wildtyp und Transfektant in unsupplementiertem F10 Medium.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
In dem Verfahren gemäß Ausführungsform (1) der Erfindu ng wird ein funktionel- les Nukleinsäuresegment in den Zellen exprimiert und dadurch der Energiestoffwechsel der Zellen gegenüber den Ausgangszellen verbessert.
Ein funktionelles Nukleinsäuresegment im Kontext der vorliegenden Erfindung, insbesondere im Sinne der Ausführungsform (4) der Erfi ndung, codiert für ein Zucker-Transportprotein, vorzugsweise für einen Faktor, der die Nutzung von Mono-, Di- oder Oligosacchariden durch die transformierten Zellen im Vergleich zu den Ausgangszellen verbessert. Der unterstützte Energiestoffwechselweg ist dabei vorzugsweise ausgewählt aus Glykolyse, Citratzyklus, Pentosephosphat- weg, Gluconeogenese, wobei der bevorzugte Energiestoffwechselweg die Glykolyse ist. Das erfindungsgemäße Nukleinsäuresegment kann ein DNA-Segment (enthalten in einem Vektor, Plasmid u.s.w.) oder RNA-Segrnent (viraler RNA Vektor) sein. Das funktioneile Nukleinsäuresegment kann neben der Sequenz, die für das Zucker-Transportprotein codiert, weitere funktionelle Sequenzen umfassen, welche für eine erfolgreiche Transformation und/oder Expression erforderlich sind, vorzugsweise Promotoren, zu exprimierende Fremd gene, IRES-Elemente, Selektionsmarker, Aktivatorproteine von regulatorischen Kaskaden, eis- und
trans-aktive Faktoren zur verbesserten Translation einer mRNA oder für die Erkennung durch virale Faktoren z. B. zur Verpackung in Hüllen oder Replikation etc.
Ein „Nährstoff1 ist im Kontext der vorliegenden Erfindung eine Verbindung, welche durch den Primärmetabolismus einer Zelle zur Gewinnung von Energie umgesetzt wird. Bevorzugte Nährstoffe für die Durchführung der vorliegenden Erfindung sind Zucker.
Als Zucker werden im folgenden natürlich vorkommende Zucker und deren Derivate („Zuckerderivate") verstanden. Es sind bevorzugt Mono-, Di- oder Oligosac- charide, besonders bevorzugt Monosaccharide, ganz besonders bevorzugt Hexo- sen. Von letzteren sind insbesondere Glukose und Fruktose sowie die entsprechenden Pyranoside und Furanoside bevorzugt. Ganz besonders bevorzugt ist Glukose. Zuckerderivate im Sinne der vorliegenden Erfindung sind Verbindungen, welche durch Derivatisierung der funktionellen Gruppen von natürlich vorkommenden Zuckern entstehen, z. B. alkylierte und acylierte Zucker, aber auch reduzierte oder oxidierte Zucker, z. B. Zuckeralkohole wie Sorbit oder Xylit.
Ein „Zucker-Transportprotein" ist ein Protein, das zum Transport eines oder verschiedener Zucker geeignet ist. Es wird durch ein Zucker-Tra nsportprotein-Gen codiert. Zur Durchführung des Verfahrens nach (1) oder (2) werden bevorzugt Hexose-Transportproteine verwendet.
Eine „Depletion" im Sinne der vorliegenden Anmeldung ist ein Mangel an bestimmten Nährstoffen im Medium, insbesondere an bestimmten Zuckern, im Vergleich zu für das Wachstum und/oder den Erhalt der Zellen optimalen Konzentrationen. So ist eine Zuckerdepletion gekennzeichnet durch eine Konzentration von bis zu 1 g/l, bevorzugt bis zu 0,5 g/l, bevorzugt bis zu 0,2 g/l desjenigen Zuckers, der durch das Zucker-Transportprotein transportiert wird und dessen Konzentration somit direkten Einfluss auf den Stoffwechsel der transformierten Zelle hat, bei geringer Konzentration alternativer Nährstoffe im Frischmedium. Geringe Konzentration alternativer Nährstoffe bedeutet eine Konzentration, die im Vergleich zu üblichen Konzentrationen dieser Nährstoffe in Standardmedien nicht erhöht ist. Eine geringe Konzentration alternativer Nährstoffe ist ge-
währleistet, wenn - im Falle von Glukose als transportierter Hexose - bei den genannten Zuckerkonzentrationen neben Glukose als Zucker keine weiteren Hexo- sen im Medium enthalten sind. So sollte in dem Medium Natrium pyruvat, vorzugsweise eine Konzentration von maximal 200 mg/1, insbesondere maximal 110 mg/1, Glutamin, vorzugsweise eine Konzentration von maximal 4 mM, ϊ nsbeson- dere von maximal 2 mM, und Glutamat vorzugsweise eine Konzentration von maximal 120 mg/1, vorzugsweise von maximal 80 mg/1 aufweisen.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren können als Ausgangszellen Eukaryontenzellen („Zellen"), also Vertebraten-, Invertebraten- oder Pflanzenzellen eingesetzt werden, wobei Vertebraten- oder Invertebratenzellen bevorzugt sind. Säugerzellen (wie Nager-, Hund-, Schweine-, Rind- oder Primatenzellen (eϊ nschließ- lich humaner Zellen)) sind besonders bevorzugt. Ebenfalls sind Zellen von niederen Eukaryonten (wie Hefen und Spaltpilzen) einsetzbar. Der Begriff „z:ellen" im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst auch Gewebe/Gewebekulturen sowie (nicht-humane) Organismen aus den vorstehend definierten Zellen. Es k;önnen in dem erfindungsgemäßen Verfahren primäre oder transformierte Zellen eingesetzt werden. Bevorzugte Zellen umfassen dabei primäre humane Fibroblasben, CHO- Zellen, BHK-Zellen, NSO-Zellen und HEK-293-Zellen.
Vorzugsweise umfasst das Verfahren nach (1) oder (2) die Kultivierung einer wie vorstehend definierten transformierten Eukaryontenzelle und die Isolation des Expressions produkts aus der Kultur. Die Kultivierung im Rahmen des Verfahrens (1) und (2) kann in vitro oder in vivo erfolgen, erfolgt jedoch vorzugsweise in vitro. Ein unerwarteter günstiger Effekt des Verfahrens nach (1) und (2) liegt darin, dass die Zelldichte für Kulturen in Minimalmedium deutlich unter der Dichte der Zellen im Vollmedium am gleichen Tag liegt, obwohl sich die Exp> ressions- stärke der Gene nicht wesentlich unterscheidet (Beobachtung in Beispiel 2C). Damit ergibt sich eine höhere spezifische Expressionsaktivität der einzel nen Zelle im Minimalmedium. Dieser Effekt hat einen erheblichen Vorteil für die Produktion, da sich für die Reinigung des Produkts aus dem Kulturüberstand die Abrei- cherung von sekretierten Metaboliten einfacher gestaltet.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren (1) und (2) kann das funktionelle Nukleinsäuresegment transient oder stabil in die Zellen eingebracht werden. Dies erfolgt
durch dem Fachmann geläufige Verfahren, wie Transformation und Transfektion mit geeigneten Konstrukten (Vektoren, Plasmiden, etc.) umfassend das vorstehend definierte funktionelle Nukleinsäuresegment.
In einem bevorzugten Aspekt des Verfahrens (1) ist das Zucker-Transportprotein ein Hexose-Transportprotein, besonders bevorzugt ein Glukose-Transportprotein. Letzteres ist entweder ein passives Glukose-Tansportprotein, das eine Diffusion von Glukose, Fruktose und/oder anderen Hexosen in die Zellen erleichtert, oder ein aktives Glukose-Transportprotein, das Glukose, Fruktose und/oder andere Hexosen durch ein aktives Symportsystem in die Zelle transportiert. Bevo rzugt ist es ein passives Glukose-Transportprotein ausgewählt aus der Gruppe umfassend GLUT-1-, GLUT-2-, GLUT-3-, GLUT-4-, GLUT-5- oder GLUT-7-Proteine. Ganz besonders bevorzugt ist das Zucker-Transportprotein GLUT-1.
In einem weiteren Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens (1) weist die Ausgangszelle wenigstens eine Kopie des Zucker-Transportprotein-kodierenden Gens auf. In einer alternativen Ausführungsform ist das Gen in der Ausgangszellen inaktiviert. Das hier beschriebene System funktioniert auch in Zellen (CHO und HEK 293), die über intakte endogene Stoffwechselwege verfügten, welche durch das erfindungsgemäße System komplementiert werden.
Das Zucker-Transportprotein-Gen im Verfahren (1) oder (2) kann heterolog oder homolog zur Ausgangszelle sein. Bei einem heterologen Zucker-Transportprotein ist jedoch zu berücksichtigen, dass dieses in der transformierten Zelle die gewünschte Funktion entfaltet. Das Zucker-Transportprotein der vorliegenden Erfindung stammt bevorzugt aus Eukaryonten, besonders bevorzugt aus Säu gern, ganz besonders bevorzugt aus Mensch oder Maus. Speziell bevorzugt ist ein Zucker-Transportprotein aus Mensch.
Im Verfahren gemäß Ausführungsform (1) ist die Expression des Zucker- Transportproteins mit der Expression eines Fremdgens verbunden. Diese Verbindung entsteht entweder durch eine direkte Verknüpfung der Expression des Fremdgens mit der Expression des Zucker-Transportprotein-Gens oder über eine regulatorische Kaskade. Die direkte Verknüpfung ist möglich durch die Steuerung der Expression beider Gene über einen gemeinsamen Promoter. Ist dieser Pro-
moter bidirektional, so können für beide Gene getrennte Transkripte gebildet werden. In einer bevorzugten besonders engen direkten Verknüpfung befinden sich jedoch beide Transkripte auf einem biscistronischen RNA-Molekül. In einer besonders bevorzugten Anwendung wird dabei die Expression des Gens in der hinteren Position durch ein IRES-Element ermöglicht, welches die beiden Gene miteinander verknüpft. Bevorzugte IRES-Elemente sind diejenigen des Encepha- lomyokarditisvirus (Ghattas, I. R. et al., Mol Cell Biol 11(12): 5848-59 (1991)) oder des Poliovirus (Haller, A. A. et al., J Virol 67(12) :7461-71 (1993)). Auch Leader-Sequenzen bestimmter zellulärer Gene wie die des myc-Gens, die eine cap-unabhängige Initiation der Translation erlauben, kommen als IRES in Frage. Beide Gene können auch nach alternativem Splicing von einem Primärtransript translatiert werden.
Als regulatorische Kaskaden zur Verbindung der Expression des Zucker- Transportprotein-Gens mit der Expression des Fremdgens eignen sich regulatorische Kaskaden, welche die Expression eines Gens steuern können. Bevorzugt wird in einer solchen Kaskade die Expression des Zucker-Transportprotein-Gens mit der Expression eines Aktivatorproteins direkt verknüpft, vorzugsweise wie vorstehend beschrieben, wobei das Aktivatorprotein wiederum die Expression des Fremgens an einer anderen Stelle der DNA aktiviert. Geeignete Aktivatorproteine für regulatorische Kaskaden sind z. B. Steroidrezeptoren. Bei dieser Variante kann das Fremdgen stabil transfiziert oder transient in die Zelle eingebracht sein, wobei eine stabile Transfektion bevorzugt ist.
Es bestehen keinerlei Einschränkungen für die Fremdgene, die gemäß der vorliegenden Verfahren exprimiert werden können. Dies umfasst pharmakologisch wirksame Proteine wie z. B. Zytokine, Hormone, Rezeptoren, membranständige oder lösliche Antikörper sowie Fusionsproteine, bei denen wenigstens ein Partner eines der vorstehenden pharmakologisch aktiven Proteine ist.
Im Verfahren nach (1) oder (2) wird die transiente Expression von Proteinen o- der die stabile Integration von Plasmiden oder Genabschnitten angestrebt. Epi- somale Plasmide sind im letzteren Fall dann nicht notwendig. Auch ein stabiles oder transientes virales Vektorsystem, zum Beispiel ein retroviraler oder alphavi- raler Vektor, kann zum Einbringen des funktionalen Nukleisäurefragments genutzt werden.
Ein geeigneter Vektor für die Durchführung des Verfahrens nach (1) oder (2) umfasst außer den Signalelementen zur Steuerung der Expression von Fremdgen und Zucker-Transportprotein-Gen (also Promotor(en), Enhancer und PolyA) mindestens ein ori-Element (in Säugetierzellen aktives Transkriptionsstart-Element), sowie mindestens ein Element, welches eine Assozation mit der chromosomalen Matrix bedingt und eine Verteilung während der Zellteilung sicherstellt, und umfasst des weiteren Sequenzen, welche die Vermehrung des Vektors in Vermeh- rungs-Wirtszellen, also insbesondere in Bakterien sicherstellen. Vorzugsweise enthält ein solcher Vektor des weiteren mindestens ein Gen für einen klassischen Selektionsmarker (z. B. Neomycin Phosphotransferase (npt), Hygromycin B- Phosphotransferase (hpt), Blasticidin Deaminase (bda) und Puromycin N-acetyl- Transferase (pac)). Ein bevorzugt zur Transformation verwendetes Plasmid stellt eis- und trans-aktive Faktoren für einen Erhalt als Episom zur Verfügung. Dadurch kann ohne Integration in das Genom der Ausgangszelle die stabile Expression des Fremdgens erreicht werden. Die Zellen werden in einem bevorzugten Aspekt des Verfahrens anfänglich mit einem oder mehren Antibiotika selektio- niert. Nach dem Aufbau einer stabilen Zelllinie werden die Zellen ohne die Zugabe von Antibiotika unter Glukosemangelbedingungen gehalten. Besonders geeignet zur Durchführung des Verfahrens nach (1) oder (2) ist pREP-4 (Invitrogen, San Diego, USA).
In weiteren Aspekten des Verfahrens (1) wird die Expression von Fremdgen und Zucker-Transportprotein über abhängige Expression von zwei Promotoren auf dem gleichen Plasmidrückrad oder über abhängige Expression durch Kotransfek- tion mit verschiedenen Plasmiden gewährleistet. Die Abhängigkeit entsteht dabei über die räumliche Nähe und flankierende genomische Sequenzen. In weiteren Aspekten wird die gemeinsame Expression über die Bildung von Chimären, nicht weiter prozessierten Proteinen, oder über Fusionsproteine erreicht, die kotransla- tional (zum Beispiel durch ribosomalen Leserasterwechsel) oder posttranslational (zum Beispiel durch Proteolyse) voneinander getrennt werden.
Vorzugsweise wird im Verfahren nach (1) oder (2) über Regulation der Menge an Nährstoffen, insbesondere an Zucker, im Kulturmedium die Kultivierbarkeit, ins-
besondere das Überleben und die Proliferation der rekombinanten Zellpopulation gezielt unterstützt.
In einem anderen bevorzugten Aspekt des Verfahrens (1) umfasst das Verfahren eine Vorselektion mittels eines herkömmlichen Selektionsprinzips. Dies erfolgt bevorzugt dadurch, dass ein Inhibitor für das rekombinante oder endogene Zucker-Transportprotein zur Selektion der Gen-Amplifikation zugegeben wird. Alternativ kann - wegen der Kopplung der Expression des Zucker- Transportproteins mit der Expression eines für ein Produkt kodierenden Fremdgens - die spezifische Ausbeute an Fremdgen-Produkt durch gezielte oder verfahrensbedingte Nährstoffdepletion gesteigert werden, wobei die Zellen durch den rekombinanten Zucker-Transporter und insbesondere vor Apoptose, Nekrose o- der Inhibition der Proliferation geschützt werden.
In weiteren bevorzugten Aspekten der Verfahren nach (1) oder (2) wird zur Anreicherung transfizierter oder transduzierter Zellen frei von Antibiotikazugabe nur unter Glukosemangelbedingungen kultiviert. Alternativ ist eine gleichzeitige oder abwechselnde Selektion mit Antibiotika und Glukosemangel möglich, wobei die abwchselnde Selektion in verschiedenen Kombinationen und Zeitintervallen erfolgen kann.
In weiteren Aspekten der Verfahren (1) und (2) wird die Selektion und/oder der Erhalt von Fremdgenen durch die Anwendung von Stress unterstützt. Stressoren können zum Beispiel Inhibitoren mitochondrialer Prozesse oder Variationen in der Insulingabe sein. Außerdem wird die Nutzbarkeit von Nährstoffen durch das Einstellen der Ionenkonzentrationen im Kulturmedium (vor allem der am aktiven Symport beteiligten Ionen Na+ und K+) moduliert.
Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren kann der Einsatz der Zellen im Bioreaktor, Gewebe oder Organismus derart gestaltet werden, dass verfahrensbedingte Nährstoffdepletion besser als durch die Ausgangszellen abgepuffert wird.
Die transformierten Zellen, die mittels des erfindungsgemäßen Verfahren (1) erhalten werden, sind zudem in einem bevorzugten Aspekt von (1) als Wirt für die gezielte Vermehrung von Viren oder viralen Vektoren geeignet.
Das Selektionsverfahren gemäß (2) umfasst bevorzugt im Schritt (a) zusätzlich eine Vorselektion mit einem herkömmlichen Selektionsprinzip, insbesondere die Vorselektion mit Antibiotika, ganz besonders mit Neomycin oder Hygromycin. Des weiteren oder alternativ dazu umfasst es bevorzugt einen oder mehrere der Verfahrensschritte des Verfahrens gemäß (1) und/oder wird so durchgeführt, wie es in den bevorzugten Aspekten des Verfahrens (1) beschrieben ist. Das funktionelle Nukleinsäuresegment und das Zucker-Transportprotein im Selektionsverfahren gemäß (2) weisen bevorzugt eine oder mehrere der Eigenschaften auf, wie sie vorstehen für das funktionelle Nukleinsäuresegment im Verfahren nach (1) beschrieben sind; insbesondere ist das Zucker-Transportprotein bevorzugt ein Hexose-Transportprotein, ganz besonders bevorzugt eines der oben definierten Glukose-Transportproteine.
Der Einsatz von relevanten knock-out Mutanten kann den Selektionseffekt im Verfahren gemäß (2) verstärken. Eine knock-out Mutation des aktiven Hexo- setransporters SGLT-1 wurde duch niedrige Natriumkonzentration und Abwesenheit von Pyruvat als alternativen Energiedonor im Medium simuliert (Bsp. 3).
Die vorliegende Erfindung wird im folgenden anhand der bevorzugten Ausführungsform von (1) und (2), nämlich mit einem Hexosetransporter als Zucker- Transportprotein, näher erläutert. Dieser Hexosetransporter ist besonders bevorzugt ein Glukosetransporter.
Glukose kann als polares Molekül nicht frei durch die Plasmamebran diffundieren, sondern gelangt rezeptorvermittelt über energieabhängige Wege in das Zellinnere. Das hier vorgestellte System moduliert den ersten und geschwindigkeitsbestimmenden Schritt in der Nutzung von Glukose als Energieträger, indem die Translokation in das Zellinnere durch spezielle, rekombinant exprimierte Transporterp roteine unterstützt wird. Dadurch können durch die rekombinanten Zellen sehr niedrige äußere Glukosekonzentrationen genutzt werden, während Wildtypzellen ihre Teilungsrate drosseln oder sogar, wie zum Beispiel CHO Zellen, mit programmiertem Zelltod reagieren (Zanghi, J. A. et al., Biotechnol. Bioeng. 64:108-19 (1999)). Weitere Vorteile dieses Systems liegen darin, daß ein euka- ryotisches Gen der gleichen Spezies in die Zelle eingebracht werden kann, im
Gegensatz zu vielen heutigen Selektionsmarkern, die prokaryotischer Herkunft sind. Außerdem ist mit dem hier beschriebenen System die Zugabe von Wirkstoffen wie Antibiotika nicht notwendig.
Säugerzellen sind mit zwei mechanistisch unterschiedlichen Transportsystemen für Glukose und weitere Hexosen ausgestattet, der erleichterten Diffusion (durch passive Glukose-Transportproteine) und dem aktiven Symport (durch aktive Glukose-Transportproteine) :
Eine erleichterte Diffusion wird von spezifischen Rezeptoren der GLUT Proteinfamilie (GLUTl bis GLUT5 und GLUT7) katalysiert und erlaubt den Influx von Hexosen (neben Glukose im Falle von GLUT5 vor allem Fruktose) entlang eines Konzentrationsgradienten (Brown, G. K., J. Inherit. Metab. Dis. 23:237-46 (2000)). Im Zytoplasma werden die Hexosen durch Phosphorylierung dem Gradienten entzogen, so daß es nicht zum Rückstau kommt. GLUTl bis GLUT5 sind integrale Proteine der Plasmamebran, GLUT7 wird auf den intrazellulären Membranen des endoplasmatischen Retϊkulums exprimiert.
Aktive Transporter bringen Metabolite wie Aminosäuren und Zucker unter Nutzung von elektrochemischen Gradienten in das Zytoplasma. In dieser sehr heterogenen Superfamilie von Proteinen erfolgt der Glukosetransport durch SGLT1 (Wright, E. M. et al., J. Exp. Bioi. 196:197-212 (1994)), das den Na+-Konzentra- tionsgradienten in einem sogenannten Symport für eine aktive Anreicherung der Glukose in der Zelle nutzt. Der treibende Na+ Gradient wiederum wird unter Hydrolyse von ATP im Antiport von Na+ im Lumen gegen K+ aus dem extrazellulären Raum aufrecht erhalten.
In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens (1) werden Fremdgen und Zucker-Transportprotein-Gen auf einer mRNA über ein IRES-Element miteinander verbunden. Vorzugsweise codiert das Zucker-Transportprotein-Gen für einen Glukose-Transporter. Der Glukosetransporter kann ein aktiver Transporter sein, oder ein Faktor, der die Diffusion der Nährstoffe erleichtert.
Nicht nur Glukose-Transportproteine können für das Verfahren nach (1) oder (2) verwendet werden: In einem weiteren bevorzugten Aspekt der Erfindung wird
der für Fruktose spezifische Transporter GLUT5 exprimiert und das System mit Fruktose als Energieträger verwendet. In wieder anderen Aspekten wird eine Kombination von Transportern, zum Beispiel GLUTl mit GLUT5, GLUTl mit dem im Endoplasmatischen Retikulum angesiedelten GLUT7, oder SGLT1 mit GLUTl, und/oder eine Kombination von Zuckermolekülen oder auch Zuckerderivaten eingesetzt. Bei der Kombination von Substanzen wird zum Beispiel Glukose zur Selektion von SGLTl-rekombinanten Zellen und Genistein (Vera, J.C. et al., 1. Biol. Chem. 271:8719-8724 (1996)) zur Hemmung endogener GLUTl Transporter verwendet.
Das hier vorgestellte System nutzt einen rekombinanten Glukosetransporter in eukaryotische Zellen in zwei Anwendungsbereichen: (i) die Expression des Transporters wird an die Expression eines Fremdgens gekoppelt und ermöglicht so einen Selektionsdruck, der den Erhalt des Fremdgens gewährleistet; oder (ii) der Transporter kann auch unabhängig von einem Fremdgen exprimiert werden, um eine Selektion der Zellen zu ermöglichen und/oder die Kultivierbarkeit von Zellen oder die Produktausbeute unter widrigen Wachstumsbedingungen zu verbessern.
In weiteren Aspekten wird das Prinzip des Systems mit oder ohne der zusätzlichen Expression eines Transporters an späteren Punkten im Energiehaushalt der Zelle genutzt. So können zum Beispiel die Glukohexokinase im Zytoplasma oder die Aconitase in den Mitochondrien, dem Ort des Citratzyklus, in ihrer Expression durch rekombinante Methoden oder in ihrer Aktivität über chemische oder biologische Induktion moduliert werden.
In weiteren Aspekten werden Änderungen der Nährstoff konzentration und/oder spezifische Inhibitoren des Transporters und/oder Substanzen mit Chromoso- men-destabilisierenden Eigenschaften zur Genamplifϊkation eines Fremdgens eingesetzt, das in seiner Expression an die Expression des Transporters gekoppelt ist. In einer Ausführung dieses Aspektes dienen spezifische Wirkstoffe dazu, endogene Transportprozesse zu inhibieren, so daß der rekombinante Transporter verstärkt genutzt werden muß. In wieder anderen Aspekten werden Zellen verwendet, deren endogene Hexosetransportmoleküle experimentell inaktiviert werden, zum Beispiel durch antisense oder knock-out Technologie.
In einer weiteren Ausführung wird der Transporter oder eine Kombination von Transporter und Fremdgen mit der Absicht in Zellen exprimiert, diesen eine günstigere Kultivierbarkeit oder ein verbessertes Überleben unter widrigen Bedingungen zu ermöglichen. Diese Zellen könnten zum Beispiel unter Hochzelldichtebedingungen im Bioreaktor eingesetzt werden.
In einem Aspekt dieser Ausführung kann die mit dem Transporter ausgestattete Zelle für den Einsatz in einem lebenden Organismus, zum Beispiel in der ex-vivo Gentherapie, oder für die Implantation eines Zellverbunds oder einer Zellkapsel bestimmt sein. Durch die Expression des Transporters kann eine für die Anwendung günstigere Zelle auch an Orten geringerer Nährstoffkonzentration oder Diffusion geschaffen werden.
Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Beispiele näher erläutert, die jedoch den Schutzbereich der Erfindung nicht einschränken.
Beispiele
Beispiel 1: Aufbau des GLUT-1 Systems
Gesamt-RNA wurde mit saurem Phenol aus HeLa Zellen extrahiert und mit dT- 16mer Primern durch die SuperScript II Reverse Transkriptase (Invitrogen, Carlsberg CA, USA) in cDNA umgeschrieben. Wegen überraschend geringer Ausbeute an PCR Amplifikationsprodukten wurde die cDNA mit Primern il04 (SEQ ID NO: 10) und il05 (SEQ ID NO: 11) voramplifiziert, und diese PCR Reaktion in einer weiteren PCR Reaktion mit den eigentlichen Klonierungsprimem ilOO (SEQ ID NO:6) und ilOl (SEQ ID NO:7) eingesetzt. Die Amplifϊkationen und Klonierungen sind anhand der (in drei Bereichen untereinander differierenden) Gen- Bank Sequenzen #NM006516 und #XM002033 geplant worden. Für eine gerichtete Klonierung in den episomalen Vektor pREP4 (Invitrogen, Carlsbad CA, USA) enthalten die Primer ilOO (SEQ ID NO:6) und ilOl (SEQ ID NO:7) unikale Re- striktasen-Zielsequenzen (Hind III und Xho I). Der Vektor pREP4 exprimiert außerdem den Resistenzfaktor gegen Hygromycin B.
Um den Erhalt transfizierter episomaler Plasmide verfolgen zu können, wurde eine auf der EMCV-IRES basierende Expressionskassette für das EGFP Reporterprotein (Clontech, Palo Alto CA, USA) unmittelbar nach dem offenen Leseraster für GLUTl inseriert, womit das Plasmid pEO-22-GlutGFP (SEQ ID NO:l) entsteht.
Beispiel 2: Einsatz des GLUT-1 Systems
A. Selektion: Als Kontrolle für eine erfolgreiche Anreicherung von p O-22- GlutGFP (SEQ ID NO:l) aufgrund der Expression von GLUTl wurde der Leserah- rnen für GLUTl durch das Gen für den eukaryotischen Selektionsmarker Neomy- cϊn-Phosphotransferase (Neo) ersetzt, indem p O-22 mit Hind III und Xho I geöffnet wurde und Neo als Stu I und BstB I Fragment aus pEGFP-Nl (Clontech) nach Behandlung mit Klenow DNA Polymerase mit T4 DNA Ligase eingefügt wurde, womit das Plasmid pIJO-25-NeoGFP (SEQ ID NO:2) entsteht. Von Neo ist dem Fachmann bekannt, daß es nicht toxisch ist und Differenzen in der Anreicherung von p O-22-GlutGFP (SEQ ID NO:l) und pIJO-25-NeoGFP (SEQ ID NO:2) sollten sich somit auf die Gegenwart von GLUTl rückführen lassen. Die Plasmide pIJO-22-GlutGFP (SEQ ID NO:l) und pUO-25-NeoGFP (SEQ ID MO:2) wurden als liposomaler Komplex in CHO Zellen transfiziert und die Expression des GFP Markerproteins über 15 Tage hinweg verfolgt. Die Transfektion erfolgte in diesem und in weiteren Experimenten mit LipofectAMINE Plus (Invitrogen): CHO Zellen wurden in 12-Lochplatten am Tag vor der Transfektion ausge- säät. Für die Transfektion wurden 750 ng Plasmid DNA mit 50 μl Opti-MEM (Invitrogen) und 5 μl Plus Reagent gemischt, bei Raumtemperatur inkubiert und nach 15 min mit 2 μl LipofectAMINE in 50 μl Opti-MEM versetzt. Nach weiteren 15 min wurde das Kulturmedium durch frische 400 μl Opti-MEM, vermischt mit dem Transfektionsmix, ersetzt. Nach 3 Stunden wurde 1 ml Medium zugegeben.
Hierbei zeigte sich in anfänglichen Experimenten, dass das für liposomale Trans- fektionen empfohlene Serum-freie Opti-MEM zu viel Glukose enthält, so daß ein Selektionsdruck aufgrund der Umsetzung von Glukose nur langsam einsetzt. In weiteren Experimenten wurde daher das Transfektionsprotokoll für eine Transfektion in Glukose-reduziertem Medium eingestellt. In den hier beschriebenen Versuchen war Glukose-reduziertes Medium (Sigma Taufkirchen, D) MEM Medium #M4655 (Sigma Taufkirchen, D), das mit 5% Kälberserum supplementiert
wurde. MEM #M4655 zeichnet sich durch relativ niedrige Glukose (1 g/L) und NaCI (6,8 g/l) Konzentrationen aus; der neuartigen Natur des vorliegenden Systems entsprechend wurde kein Medium mit noch geringeren Glukosekonzentrationen gefunden. Pyruvat ist diesem Medium nicht zugesetzt. Pyruvat ist das sehr energiereiche Produkt der Glykolyse und wird im anschließenden Zitratzyklus endgültig in Energie umgewandelt. Durch den Entzug von Pyruvat sind die Zellen gezwungen, Glukose zur Energiegewinnung in die Zelle zu transportieren.
Fig. 1 und 2 zeigen den zeitlichen Verlauf der GFP Expression in CHO-Kulturen, die parallel mit p O-22-GlutGFP (SEQ ID NO:l) (Fig. 1) oder dem Kontrollplas- mid pUO-25-NeoGFP (SEQ ID NO:2) (Fig. 2) transfiziert wurden. Kultivierung beider Ansätze erfolgte in MEM #M4655. Nach anfänglich vergleichbarer Zahl GFP-exprimierender Zellen und vergleichbaren Signalintensitäten des Reporterproteins für beide Konstrukte kommt es nur in der mit p O-22-GlutGFP (SEQ ID NO: l) transfizierten Kultur zu einer deutlichen Anreicherung GFP-positiver Zellen. Außerdem zeigt sich, dass die GLUT-GFP-exprimierenden Zellen auffallend weniger Zelltod im Mangelmedium erleiden als die Neo-GFP-Kontrollen.
B. Erhalt des Episomes unter Stress: Für Abbildung Fig. 3 wurden mit pDO-22- GlutGFP (SEQ ID NO:l) und pDO-25- NeoGFP (SEQ ID NO:2) transfizierte CHO Zellen durch herkömmliche Selektion mit 200 μg/ml Hygromycin B für 20 Tage angereichtert, 6-fach verdünnt in T25 Kulturflaschen unter MEM #M4655 überführt und anschliessend für 20 Tage ohne Mediumwechsel kultiviert.
Diese äußerst widrigen Kulturbedingungen führten zu massiver Abnahme lebensfähiger Zellen auf etwa 5% Konfluenz und könnten den limitierenden Bedingungen in einem Reaktor ähnlich sein.
Nach dieser Behandlung erfolgten bis zum Erreichen der Konfluenz (weitere 14 Tage) regelmäßige Medienwechsel gegen MEM #M4655 ohne Hygromycin. Abbildung Fig. 3 zeigt eine deutliche Anreicherung der GlutGFP-positiven Zellen im Vergleich zu den NeoGFP-exprimierenden Zellen.
C. Quantifizierung: Das GFP-Reporterprotein erlaubte eine überraschend deutliche Bestätigung der erfindungsgemäßen Funktion des Systems. Im folgenden
sollen Expressionsergebnisse für einen anderen Reporter, die Sekretierte Alkalische Phosphatase (SEAP), quantifiziert werden. Dazu wurde in einem episomalen Vektor dem ORF für Glut eine Expressionskassette für SEAP nachgeschaltet. Da für die Sekretion der SEAP die ursprünglichen, aminoterminalen Sequenzen notwendig sein können, wurde als IRES-Element das des Poliovirus (PV) verwendet, welches sich von der EMCV-IRES darin unterscheidet, dass kein ATG- Initiatorkodon durch die IRES gestellt werden muss. Der episomale Vektor mit der Glut-PV IRES-SEAP Kassette wurde pDO-76 (SEQ ID NO:3) genannt, und entstand durch Insertion des Glut-Gens aus pDO-62 (SEQ ID NO: 12) als 1602 bp-grosses Hind III Fragment in den Vektor pDO-73 (SEQ ID NO:4). pEO-62 ist ein Zwischenklon, der ein PCR Amplifikationsprodukt (mit Primern ilOO (SEQ ID NO:6) und ilOl (SEQ ID NO:7)) des Glut-Gens enthält; pDO-73 (SEQ ID NO:4) ist ein EBV-episomaler Vektor, der eine PV-IRES-SEAP Kassette nach einer Multiple Cloning Site enthält; diese Kassette wurde durch Insertion von SEAP als Hind III (Klenow-behandelt) Not I Fragment aus p O-53 (SEQ ID NO: 13) in mit Sma I und Not I geöffnetem Vektor pBS Polio erzeugt. Als Negativkontrolle dient in den Experimenten mit SEAP der ursprüngliche episomale Vektor (pUO-73 (SEQ ID NO:4)), dem der ORF für Glut ersatzlos fehlt. Der für die SEAP- Experimente verwendete episomale Vektor trägt das Resistenzgen für die Inaktivierung von G418 (Neo, Neomycinphosphotransferase).
CHO Zellen wurden mit p O-76 (GLUT-PV-SEAP) (SEQ ID NO:3) und pDO-73 (PV-SEAP) (SEQ ID NO:4) transfiziert und SEAP Sekretion in das Medium über 2 Wochen hinweg verfolgt (Fig. 4). Durch die Normierung der Daten auf den jeweils ersten Wert (Tag 2) werden unterschiedliche Expressionsstärken zwischen pDO-76 (GLUT-PV-SEAP) (SEQ ID NO: 3) und p O-73 (PV-SEAP) (SEQ ID NO:4) ausgeglichen: die Expression von SEAP ist höher im Kontrollvektor pIJO-73 (PV- SEAP) (SEQ ID NO:4) als in pDO-76 (GLUT-PV-SEAP), da der SEAP im Referenzplasmid kein Gen vorgelagert ist. Am Tag 12 beträgt der Hintergrundbereinigte, absolute SEAP Wert des abgebildeten Versuchs 667889 relative Lichteinheiten für pIJO 76 (GLUT-PV-SEAP) in Minimalmedium, 546866 relative Lichteinheiten für pIJO 73 (PV-SEAP) in Vollmedium/G418 und 344'356 für pIJO 73 (PV-SEAP) in Minimalmedium.
D. 293 Zellen: HEK 293 Zellen zeigten sich überraschenderweise unempfindlich gegenüber Glukoselimitierung. Trotz dieser für eine Selektion ungünstigen Vorbedingungen wurde das Glut-System auch in HEK 293 Zellen eingesetzt und erbrachte einen unvorhergesehenen Effekt: HEK 293 Zellen wurden mit pDO-71 (EBN-GLUT-GFP) (SEQ ID NO: 5) transfiziert und mit G418 für 8 Wochen selekti- oniert. Die stabilen Transfektanten wurden parallel mit wildtypischen HEK 293 als Referenz auf gleiche Konfluenz in verschiedenen Medien (ohne G418) vorgelegt: unsupplementiertes #M4655, unsupplementiertes F10 Medium, und Serum- supplementiertes PBG 1.0 Medium. Das Kulturmedium wurde für die folgenden 4 Wochen nicht gewechselt oder mit frischem Medium versetzt. Fig. 5 zeigt den Ausgangspunkt und zwei Momentaufnahmen (nach 2 und 4 Wochen). Überasch- enderweise wurde nur unter Glukosemangel nach 4 Wochen, nicht aber nach 2 Wochen, ein deutlicher Unterschied in der Dichte der Zellen beobachtet. (F10 Medium enthält mit 1100 mg/1 ebenfalls wenig Glukose, was jedoch durch 110 mg/1 Natriumpyruvat kompensiert wird). Die Fluoreszenzaufnahme zeigt, dass das episomale Transgen ohne weitere G418-Selektion über die 4 Wochen Versuchsdauer vollständig erhalten worden ist. Die vorliegende Erfindung eignet sich somit unerwarteterweise auch zur Unterstützung der Langzeitkultivierung von Zelllinien, die auf Glukosemangel scheinbar nicht reagieren.
Beispiel 3: Einrichtung des SGLT-1 Systems
Gesamt-RNA wurde mit saurem Phenol aus HeLa Zellen extrahiert und mit dT- 16mer Primern durch die SuperScript II Reverse Transkriptase in cDNA umgeschrieben. Die Amplifikationen mit Primerpaar il02 (SEQ ID NO:8) und il03 (SEQ ID NO:9) sowie Klonierungen sind anhand der GenBank Sequenz #M24847 geplant worden. Für eine gerichtete Klonierung in den episomalen Vektor pREP4 enthalten die Primer il02 (SEQ ID NO:8) und il03 (SEQ ID NO:9) unikale Re- striktasen-Zielsequenzen.
Nachdem anfängliche Amplifikationen über RT-PCR nicht erfolgreich waren, sind für weitere Versuche HeLa Zellen eingesetzt worden, die unter Glukosemangelbedingungen kultiviert waren. So sollte eine mögliche Induktion der Expression von SGLT1 erreicht werden, und damit eine relative Anreicherung der SGLT1 mRNA. Tatsächlich konnte aus derart behandelten Zellen isolierte RNA in der RT- PCR in ein überraschend breites Spektrum von Amplifikationsprodukten umge-
wandelt werden. Das Produktspektrum zeichnete sich durch sehr geringe Ausbeuten und einer Schar von Signalen aus, die auch im Bereich der erwarteten Größe von 2013 bp auf unterschiedlich große Produkte schließen lassen. Durch die Klonierung unterschiedlich großer Amplifikationsprodukte konnte die gewünschte Sequenz isoliert und in das episomale Plasmid pREP4 transferiert werden.