Die Erfindung bezieht sich auf ein System zum Schleifen von Glas und zum
Abrichten einer Glasschleifscheibe nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Darüber hinaus bezieht sich die Erfindung auf eine Schleifscheibe zum Schleifen
von Glas sowie auf ein Verfahren zum Schleifen von Glas und zum Abrichten der
Schleifscheibe nach Patentanspruch 2 bzw. 3.
Zum Profilschleifen von Werkstoffen aus Glas, insbesondere solchen mit hohem
Anteil von Blei (Kristallglas), aber auch von Glasscheiben für z.B. Automobile werden
derzeit Schleifscheiben mit einem Diamantbelag verwendet. Die Diamanten
werden in einer Metallbindung gehalten, wobei das Bindungsmetall meistens aus
einer Bronze besteht, welcher zur Modifikation der Schleifeigenschaften z.B.
Kobalt, Silber und/oder andere Füllstoffe zugesetzt werden. Daneben sind auch Bindungen
aus Stahl in unterschiedlichen Zusammensetzungen sowie aus Messing
bekannt geworden. Beim Schleifen von Profilen, z.B. von V-förmigen Nuten in
Gegenständen aus Glas, wie Karaffen, Vasen, Pokalen, Trinkgläsern oder dergleichen,
aber auch von Profilen an Glaskanten von Automobilscheiben werden profilierte
Diamantschleifscheiben verwendet. Es versteht sich, dass das Profil des
Schleifbelages an das zu schleifende Profil angepasst ist. Damit stellt das Schleifscheibenprofil
das Negativ zum Werkstückprofil dar. Die Schleifaufgabe besteht
darin, das Profil in vorgegebener Toleranz mit einer vorgegebenen Oberflächenrauheit
in kurzer Zeit bei langer Schleifscheibenstandzeit zu erzeugen. Der Profilverlauf
parallel zur Scheibenachse bewirkt eine unterschiedliche Spanungsdicke
über die Scheibenbreite und damit eine unterschiedliche Belastung des Schleifscheibenprofils
an der Schleifscheibenumfläche und somit einen ungleichmäßigen
Profilverschleiß. Der ungleichmäßige Profilverschleiß kann auch durch unterschiedliche
Schleifscheibendurchmesser über die Scheibenbreite verursacht sein.
Nach einer gewissen Schleifzeit, die naturgemäß von den Einstellparametern, der
Schleifsscheibenspezifikation, dem Kühlmittel und dem Glaswerkstoff abhängt,
überschreitet das Profil der Schleifscheibe die vorgegebene Toleranz, oder ihr
Schleifvermögen reicht für die gestellte Aufgabe nicht mehr aus. Damit ist das Ende
der Standzeit für die Schleifscheibe erreicht. Die Schleifscheibe muss danach aufbereitet
werden.
Bei derzeit angewendeten Verfahren wird die Schleifscheibe von der Produktionsmaschine
demontiert und auf eine Abrichtmaschine montiert, auf der dann das
Abrichten der Schleifscheibe erfolgt. In diesem Zusammenhang ist bekannt, das Profil
der Diamantschleifscheibe durch ein Schleifen mit einer Siliziumkarbid-Schleifscheibe
in keramischer oder bakelitischer Bindung nachzuarbeiten, bis Profil und
Schleifvermögen wieder den Anforderungen entsprechen. Da die Siliziumkarbid-Schleifscheibe
viel schneller verschleißt als die Diamantschleifscheibe, ist ein derartiger
Aufbereitungsvorgang nicht automatisierbar, benötigt daher eine längere Zeit
und schränkt die Geometrie möglicher Profile ein. So können auf diese Art zum Beispiel
keine feingängigen Gewindeprofile erzeugt werden. Häufig wird die Diamantschleifscheibe
zum Hersteller zurückgebracht, damit dieser das Abrichten vornimmt.
Soweit nicht ohnehin mehrere Schleifscheiben zur Verfügung stehen, bedeutet dies
einen längeren Stillstand der Produktionsschleifmaschine.
Es ist auch bekannt, ein Schleifscheibenprofil bzw. seine Regenerierung durch
Funkenerosion zu erzeugen. Hierzu bedarf es einer gesonderten Maschine mit längerer
Prozesszeit. Allerdings lassen sich hierdurch feinere Profile verwirklichen.
Konventionelle Schleifscheiben, die Schleifmittel wie Siliziumkarbid oder Korund
enthalten, lassen sich in einfacher Weise auf einer Schleifmaschine mit Hilfe von
Diamantwerkzeugen aufbereiten bzw. profilieren und abrichten. Hierzu werden
sowohl stehende als auch rotierende Diamantabrichtwerkzeuge verwendet. Die routierenden
Abrichtwerkzeuge können das volle Werkstückprofil tragen. In diesem
Falle wird von einem Profilabrichten bzw. von Profilabrichtrollen gesprochen.
Alternativ findet das Abrichten mit Hilfe einer geeigneten CNC-Steuerung statt. In
diesem Falle trägt die Abrichtrolle ein geeignetes Radiusprofil an ihrer Umfläche.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein System zum Schleifen von Glas mit
einer profilierten Diamantschleifscheibe sowie zum Abrichten der Diamantschleifscheibe
anzugeben, das verhältnismäßig einfach durchgeführt werden kann und den
Produktionsprozess nur minimal unterbricht.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Bei dem erfindungsgemäßen System wird für die Schleifscheibe eine Bindung
gewählt, die sich aus Silikatglas und Metallteilen zusammensetzt, wobei vorzugsweise
Kupfer verwendet wird. Die Produktionsschleifmaschine enthält eine CNC-gesteuerte
Abrichtvorrichtung, in welcher eine Diamant-Formabrichtrolle einspannbar
ist.
Bei dem erfindungsgemäßen System wird eine Schleifscheibe verwendet, die für das
Schleifen von Glas hoch wirksam ist und eine lange Standzeit gewährleistet. Darüber
hinaus ist sie mit einer Diamantformabrichtrolle abrichtbar. Erfordert die Diamantschleifscheibe
eine Aufbereitung des Profils und/oder die Wiederherstellung
der Schleifeigenschaften, bleibt die Diamantschleifscheibe eingespannt. Sie wird
dann mit Hilfe der Diamantformabrichtrolle in der Produktionsmaschine innerhalb
kürzester Zeit abgerichtet.
Die Erfindung betrifft auch eine profilierte Diamantschleifscheibe für Glas, die für
das Schleifen von Glas hervorragend geeignet ist, gleichwohl auch mit Hilfe einer
Diamantformabrichtrolle abgerichtet werden kann. Eine derartige Diamantschleifscheibe
enthält eine Silikatglas-Metall-Verbindung, vorzugsweise Kupfer für den
Metallanteil.
Nach einer Ausgestaltung der Erfindung verwendet die Diamantschleifscheibe 30
bis 65 Vol.-% Metall, vorzugsweise 30 bis 50 Vol.-%. Entsprechend ist das Verhältnis
des Silikatglasanteils zum Metallanteil. Die Bindung kann auch einen Füllerzusatz
von 5 bis 25 Vol.-% enthalten. Nach einer Ausgestaltung der Erfindung ist
der Füllerzusatz Grafit und/oder Bornitrid.
Das erfindungsgemäße System bzw. das Verfahren nach Patentanspruch 3 lässt sich
vorteilhafterweise mit einer Formabrichtrolle durchführen, deren Diamantbelag
senkrecht zur Drehachse angeordnet ist und in Achsrichtung eine Dicke hat, die dem
Durchmesser oder dem eineinhalbfachen Durchmesser der Diamantkörner entspricht.
Eine derartige Formabrichtrolle ist etwa in EP 116 668 beschrieben. Die
Verwendung einer derartigen Formabrichtrolle ist besonders vorteilhaft anzusehen.
Der Grundkörper einer derartigen Formabrichtrolle besteht zum Beispiel aus Stahl
und die Belagschicht kann zwischen dem Grundkörper und einem weiteren Bauteil
eingeschlossen sein. Auf die Formabrichtrolle nach der genannten Druckschrift wird
hiermit ausdrücklich Bezug genommen.
Alternativ kann eine Formabrichtrolle verwendet werden, deren Belag aus mindestens
einer Schicht besteht und bei der einzelne Diamantkörner in eng klassierter
Größe in einer Ebene senkrecht zur Drehachse der Formabrichtrolle nach einem
vorgegebenen Setzschema so angeordnet sind, dass die Umflächengeometrie der
Abrichtrolle im Verschleißfortschritt annähernd konstant bleibt. Der Belag kann
auch aus zwei oder mehr Schichten besteht, wobei in jeder Schicht einzelne Diamantkörner
in eng klassierter Größe in einer Ebene senkrecht zur Drehachse der
Formabrichtrolle nach einem vorgegebenen Setzschema angeordnet sind, wobei die
Diamantkörner der einen Schicht in der Lücke zwischen den Diamantkörnern der
anderen Schicht liegen und teilweise in die andere Schicht hineinstehen dergestalt,
dass die Umflächengeometrie der Abrichtrolle im Verschleißfortschritt annähernd
konstant bleibt. Ein aus zwei Schichten bestehender Belag hat zum Beispiel eine
Breite von 1,5 mal der Körnungsgröße. Die Größe der Diamantkörner ist so gewählt,
dass an den Rändern des Belags unabhängig vom Verschleißfortschritt natürliche
Radien entstehen, die einem vorgegebenen kleinsten konkaven Radius einer Schleifscheibe
entsprechend. Das Setzschema für die Diamanten bei dem Belag nach dem
obigen Ausführungsbeispiel weist z.B. mindestens eine Spirale auf, auf die die Diamanten
gesetzt sind, wobei der Mittelpunkt der Spirale auf der Drehachse der
Formabrichtrolle liegt. Es können auch mehrere geometrisch gleiche Spiralen vorgesehen
werden mit einem gemeinsamen Mittelpunkt, wobei der größte Durchmesser
um einen Winkelabstand in Umfangsrichtung beabstandet ist.
Eine Formabrichtrolle der zuletzt beschriebenen Art ist in der europäischen
Patentanmeldung 02 010 000.4 vorgeschlagen worden.
Die vorgeschlagene Formabrichtrolle dient in erster Linie zum Abrichten von Diamantschleifscheiben
in keramischer, metallischer oder Kunstharzbindung. Diamantschleifscheiben
mit keramischer Bindung kommen jedoch zum Schleifen von Glas
nicht in Betracht. Der Grund ist, dass häufig, meist unkontrolliert, das gefürchtete
Brennen des Glases auftritt, d.h. es werden stellenweise auf der Glasoberfläche
extrem hohe Rauheiten erzeugt. Der Grund ist der, dass zwischen der keramischen
Schleifscheibenbindung und dem Glaswerkstoff ein hoher Reibungskoeffizient auftritt,
der zu starker Wärmeerzeugung führt. Die Wärme kann aufgrund der geringen
Wärmeleitfähigkeit sowohl von Glas als auch von Keramik auch durch besonders
gute Kühlmittel nicht in ausreichendem Maße abgeführt werden.
Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Diamantschleifscheibe wird die
beschriebene aus keramischen und metallischen Anteilen bestehende Bindung mit
Diamant vermengt und anschließend unter Druck und erhöhter Temperatur verpresst,
wobei die Temperatur vorzugsweise zwischen 700 und 850°C liegt und der
Druck zwischen 2,5 und 8 KN pro qcm beträgt.
Bei einer Formabrichtrolle der zuletzt genannten Art wird eine galvanische oder
Sinterbindung mit hohem Wolframanteil bevorzugt. Die Körnungsgröße ist gleich
oder <1,5 mm und die Länge des Schleifbelags in Zustellrichtung beträgt vorzugsweise
zwischen 5 und 10 mm. Ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen Diamantformabrichtrolle
sieht die folgenden Schritte vor:
- Setzen der Diamantkörner nach dem vorgegebenen Setzschema auf eine ringförmige
schmelzbare Unterlage, vorzugsweise mit Schmelzschicht
- Zugabe von Bindungspulver
- Kaltpressen des Materials
- Sintern und
- Umfangsschleifen des so hergestellten Materials.
Anstelle des Klebmittels kann die Unterlage auch Löcher aufweisen, die nach dem
Setzschema angeordnet sind, z.B. in Form einer Spirale und die ein Diamantkom
aufnehmen. Bei mehreren Schichten werden diese getrennt vorbereitet und gestapelt,
ggf. unter Relativverschiebung oder -drehung, wobei der Stapel kaltgepresst wird.
Abschließend erfolgt ggf. ein Schleifen bzw. Endbearbeiten der so hergestellten
Formabrichtrolle.